www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2022/08 (T.J.)


Kommentar vom 31.08.2022 01:12
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4910

@Holzherr 30.08. 21:55

„…, um Deutschland und die EU abhängig zu machen und um Deutschland es schmackhaft zu machen, den Ukrainekrieg zu akzeptieren, weil sie auf russisches Erdgas angewiesen sind.“

Naja, wer will wissen, was Putin geplant hat. Immerhin war Nordstream 1 und 2 recht teuer, und man hat auch mit für uns günstigen Preisen trotzdem gutes Geld verdient. Und auch das Geld, was damit noch verdient werden kann, wenn es diese Sanktionen nicht gäbe, ist ein milliardenschweres Argument.

Und wie Sie sagen, ist die Rechnung nicht aufgegangen. Offenbar lief es anders als gedacht. Politik ist kompliziert, auch für Autokraten. Und auch Krieg ist generell recht dynamisch. Dass angesichts unserer Waffenlieferungen der russische Angriff so ins Stocken gerät, konnte wohl vorher auch keiner wirklich wissen. Inzwischen zeichnet sich wohl ein tatsächlicher Stillstand ab, und dieser Situation sollte man dann auch gerecht werden und die möglichen Gelegenheiten nicht verpassen.

Und es ist glaube ich nicht ganz klar, ob die Krise nicht doch noch entschärft wird, und die Gaslieferungen wieder aufgenommen werden, wie auch die meisten anderen Handelseinschränkungen beiderseits wieder aufgehoben werden können.

Sicherlich haben wir gelernt, dass Abhängigkeiten von Autokraten schwierig werden können. Aber gerade bei Öl und Gas muss man mit denen arbeiten, die entsprechende Fördermengen anzubieten haben. Hier hilft wohl wirklich nur die Energiewende.



Kommentar vom 30.08.2022 18:06
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4902

@Holzherr 30.08. 14:29

„Nur eingestehen, dass es nicht geht, kann Putin nicht, wenn er weiterhin Präsident Russlands bleiben will.“

Saddam Hussein hat auch die Rückeroberung von Kuwait politisch überlebt, und den Aufstand der schiitischen Minderheit einfach niedergeschlagen.

Ich denke schon, dass Putin Autokrat genug ist, dass er eben auch sagen kann, es geht nicht, weil wir im Westen einfach 10 mal mehr Geld haben, und unsere Waffen einfach mehr taugen, als das, was Russland zur Verfügung steht.

Hier kommen auch wiederum die Sanktionen ins Spiel. Wenn die russische Bevölkerung unter weniger Sanktionen deutlich weniger leidet, weil wir gegen Gaslieferung Einiges zurücknehmen, dann freuen die sich auch darüber.

„Und weswegen er immer weniger Gas nach Westen fliessen lässt, denn damit spaltet er die Bevölkerung etwa in Deutschland,..“

Ich wünsch mir zwar auch einen teilweisen beiderseitigen Rückzug aus den Sanktionen, aber nicht um den Preis, dafür die Ukraine aufzugeben. Dann eben lieber frieren. Ich denke nicht, dass wir hier so leicht zu spalten sind.

Ich finde, wir sollten da mit Putin wenigstens drüber reden.



Kommentar vom 30.08.2022 13:36
https://scilogs.spektrum.de/beobachtungen-der-wissenschaft/der-naechste-schritt-in-der-entwicklung-kuenstlichen-lebens/#comment-51309

@Hauptartikel

„Sie wollen nichts weniger als lernen, die Programmiersprache des Lebens zu nutzen, um bessere Genome herzustellen, als es die Natur getan hat.“

Was ja nun auch gefährlich werden könnte. Vermehrungsfähige Organismen, die sich in Habitaten etabliert haben, kann man nicht wieder zurückholen. Wenn man beispielsweise an Bakterien arbeitet, die Mikroplastik abbauen können, dann könnte dabei auch ein Bakterium herauskommen, dass PVC angreift und verstoffwechselt, und sich daran macht, sich global auszubreiten und sämtliche Isolierungen von Stromleitungen anzuknabbern.

Andererseits sind natürlich die Verlockungen durchaus attraktiv. Wenn man Bakterien beibringt, tierisches Eiweiß und tierisches Fett zu produzieren, und als alleinige Energiequelle Wasserstoff zu verwerten, dann könnte man damit unbegrenzt Tierhaltung ersetzen und wäre dabei völlig unabhängig von Anbauflächen. Für Photovoltaik braucht man viel weniger Platz als für Photosynthese, weil Pflanzen vergleichsweise ineffektiv sind, und die Module kann man auch in der Wüste aufstellen. Und die Bakterienkulturen brauchen praktisch kein Wasser, nur CO2 und einige Nährstoffe.



Kommentar vom 30.08.2022 12:55
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4898

@Holzherr 30.08. 08:42

„Russland wird wohl nur dann mehr Gas liefern, wenn es dafür bessere Chancen erhält, den Ukraine-Krieg zu gewinnen.“

Dann geht es ja nicht. Wir haben uns entschieden, der Ukraine zu helfen, dass sollten wir dann auch zuende bringen. Aber auch Russland leidet wirtschaftlich unter unseren Sanktionen, und da wäre glaube ich schon Verhandlungsmasse, und Motivation, den Gashahn wieder aufzudrehen.

Wenn Russland sein Ziel aufgeben muss, die Ukraine zu erobern, weil es einfach nicht geht, dann wären wir doch einen Schritt weiter. Das wäre kein Untergang, dieser Krieg ist für Russland ziemlich verzichtbar, war im wesentlichen sowieso eher unsinnig. Russland braucht nicht mehr Land, und nicht mehr Menschen, die es verwalten kann.

Ungut war die Lage vor 2014 insofern, dass sich hier eine gewisse Diskriminierung der russischstämmigen Unkrainebürger abzeichnete, aber damit hätte man auch leben können. Jetzt leben die mitten im Kriegsgebiet, da geht es denen wohl kaum besser.

Wie man das Minderheitenproblem lösen kann, das kann man nach einem Waffenstillstand überlegen.



Kommentar vom 30.08.2022 00:31
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4863

@Holzherr 29.08. 13:03

„Doch in einem solchen Europa, in einem Europa, in dem ein paar tausend bewusst Getötete keine Rolle spielen, möchte ich nicht leben.“

Niemand in Europa hat hier diesen Krieg angefangen, das waren die Russen. Was sollen wir denn machen, außer Waffen liefern oder Sanktionen verhängen? Die Ukraine war nun mal weder EU- noch Natomitglied. Jetzt kommt es aber auch darauf an, was es denn nutzt und wie es uns selbst schadet.

Wenn die Waffenlieferungen den Vormarsch mittelfristig stoppen, dann geht es ja noch. So viele Waffen liefern, dass die ukrainische Armee die Invasionstruppen aus der ganzen Ukraine wieder vertreiben kann wäre allerdings schwierig. Erstens wohl kaum möglich, und zweitens würde es ein Mehrfaches an Menschenleben fordern, als was bisher schon passiert ist. Da wäre ich lieber für einen Waffenstillstand und Verhandlungen. Aber das müssen Russland und die Ukraine selber klären. Wir haben hier keine Toten zu beklagen.

Die Folgen der Sanktionen für uns selbst gehen meine ich einfach zu weit, und die Sanktionen haben auch kurz- und mittelfristig überhaupt keinen Effekt auf den aktuellen Kriegsverlauf. Ich wäre also dafür uns mit Russland zusammen zu setzen, und einfach mal zu fragen, welche Sanktionen wir zurücknehmen müssen, damit der Gashahn wieder aufgedreht wird.

Wir können dann immer noch zügig mit der Energiewende vorwärts kommen, und nach Möglichkeit auch noch alternative Gasquellen finden, bis wir irgendwann gar kein Gas mehr brauchen. Wenn wir keine Autokratien fördern wollen, dann müssen wir langfristig ohne fossile Energieimporte auskommen. Die derzeitigen Maßnahmen erhöhen nur die Preise und freuen tun sich andere Rohstoffautokraten, denen wir dann erst recht die Kriegskassen füllen. Das hilft uns jetzt nicht weiter. Und der Ukraine auch nicht.



Kommentar vom 29.08.2022 13:37
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4843

@Realo 29.08. 10:23

„Man wird sehen, wie die Europäer (samt Osteuropa) ihre „grüne Zukunft“, ohne die billigen Rohstoff der Russen, „genießen“ werden.“

Wir haben uns voll auf die russischen Gaslieferungen verlassen, und erleben jetzt eine Art Peak-Oil in klein. So manch einer verdient hier gewaltig dran, und wir wissen noch gar nicht, wie teuer das dem Verbraucher noch kommt. Wir hätten besser auf die USA hören sollen. Dummerweise war da Trump an der Regierung, den wir nun mal nicht unberechtigt nicht ernst genommen haben.

@Holzherr 29.08. 12:07

„Wenn Putin jetzt das Rad der Geschichte zurückdrehen will, dann endet Russland wieder genau dort wo das Ende der Sowjetunion zu verordnen ist: in der wirtschaftlichen Misere.“

Sieht tatsächlich so aus. Aber dafür frieren, dass das schneller geht, ist meine ich verzichtbar. Wenn wir die Energiewende wirklich durchziehen, dann erübrigen sich die Energieimporte aus Russland sowieso. In 10 bis 20 Jahren etwa wird sich das erreichen lassen. Und auch die anderen Rohstoffautokratien müssen sich dann was Neues überlegen, eventuell sogar vernünftige Rahmenbedingungen für eine florierende Produktivwirtschaft.

Am Ende wird sich das Russland selber so überlegen, wenn hinterher in 30 oder 40 Jahren wirklich keiner mehr fossile Energieträger kaufen will.

Der real zu erlebende Klimawandel wird nun wohl doch die Menschen davon überzeugen, dass es so nicht weitergeht. Nur Prognosen haben nicht so recht gereicht.



Kommentar vom 28.08.2022 16:58
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4810

@Ina 28.08. 12:52

„Frieden erfordert, das was aktuell ist, zu akzeptieren und als Ausgangsbasis zu nehmen für eine Lösungssuche, die ALLE Bedürfnisse wie Ängste ALLER Beteiligten berücksichtigt und als gleichwertig betrachtet, und alle für gleich wichtig halten, sich an den ProblemLösungen für die anderen aktiv zu engagieren.“

Ja oder die bedingslose Kapitulation, ist auch schon mit Erfolg ein Kriegsergebnis gewesen.

Will man die nicht, sondern einen allseits anerkannten Frieden, so ist obiges eigentlich der Standardweg.

Es wird hier so dargestellt, dass Putin eben wahnsinnig ist, was mit seiner Propaganda begründet wird. Und daraus folgt dann die Konsequenz Putin muss weg. Was Putin wiederum in seinem Eindruck verstärkt, dass man ihn und mit ihm Russland klein machen will.

Ich meine eher, dass Putins Propaganda natürlich schwer übertrieben ist, und man dies nicht mit einer Verhandlungsbasis verwechseln muss. Auch unsere Position, dass wir in der Ukraine die Freiheit Europas verteidigen müssen, entbehrt einer gewissen Realität und ist im Prinzip bei Verhandlungen jeglicher Art gegenstandslos, weil eben ein Angriff auf Natogebiet durch russische Truppen komplett keine Aussicht auf jeglichen Geländegewinn hat.

Realitäten gibt es neben der Propaganda aber doch. Zum einen unser Eingreifen durch Waffenlieferungen mit dem Ziel, dass der Vormarsch gestoppt wird. Zum anderen die russische Bevölkerung auf der Krim und in den vor dem jetzigem Krieg besetzten Provinzen.

Es wäre aus meiner Sicht ein akzeptables Ergebnis, würde man eine Teil der Ostukraine Russland zusprechend, und den überwiegenden westlichen Teil dann aber in EU und Nato aufnehmen.

Für uns in Deutschland und auch in der EU wäre dies ein passables Ergebnis, und wir könnten unsere Wirtschaftsbeziehungen wieder normalisieren. Für Russland wäre es ebenso ein Signal, dass wir eben nicht beabsichtigen, weitere Teile der russischen Einflusssphäre zu beanspruchen bzw. nicht versuchen, die dortige Autokratie und damit Putin zu beseitigen.

Selensky wünscht sich eine Vertreibung aller russischen Truppen und vermutlich auch noch vollen Schadensersatz für die inzwischen angerichteten Schäden. Das ist dann eben seine Position. Bzw. seine Propaganda, was man eben leicht verwechseln kann.

Wie gesagt, wir können uns auch auf den Standpunkt stellen, dass die russische Autokratie sowieso keinerlei Legitimität innehat, weil da die eigene Bevölkerung unterdrückt wird. Das wäre dann halt die Forderung nach bedingsloser Kapitulation. Wollen wir bzw. unsere Verbündeten das denn?

Könnte man das dann auch als eine Entschlossenheit für einen neuen Kalten Krieg und einer anhaltenden wirtschaftlichen Eiszeit zwischen Russland und dem Westen betrachten?



Kommentar vom 27.08.2022 16:41
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4785

@Holzherr 26.08. 21:49

„Wer sagt denn, dass Europa eine ähnliche Aussenpolitik betreiben muss wie die USA. Mit Entschlossenheit meine ich das Gegenteil von Passivität.“

Hört sich gut an. Ein Hindernis kann hier aber sein, dass wir in der EU uns erst mal selber einig werden müssen.

„Nein, die Einmischung hätte viel früher kommen müssen.“

Auch eine gute Idee. Vielleicht hätte es was genutzt, im Vorfeld des Jugoslawienkriegs allen Beteiligten eine EU-Mitgliedschaft schmackhaft zu machen und gleichzeitig ein militärisches Eingreifen klar und deutlich und vor allem frühzeitig anzudrohen.

„Wenn die EU wieder Arbeiten mit niederer Wertschöpfung wie etwa die Rohstoffgewinnung übernimmt, dann droht der Wohlstand zu sinken.“

Wohlstand geht auch irgendwann in Verschwendung über. Das ist dann nicht so wichtig. Es muss nicht jeder einen Privatwagen vor der Tür stehen haben, und wenn mal keine frischen Migranten mehr kommen, dann fällt auch der Bauboom weg.

Da ist meine ich langfristig Luft nach unten, insbesondere weil die Produktivität sowieso weiter steigen wird. Zusammen mit einer erfolgreichen Energiewende ist also durchaus deutlich weniger Außenhandel in Sicht. Das fördert allgemein die Unabhängigkeit, auch die von Autokraten, die sich nicht vernünftig benehmen.

Auch innerhalb der EU wäre eine gleichmäßigere Verteilung von Arbeitsplätzen und Wohlstand nicht verkehrt.



Kommentar vom 26.08.2022 17:13
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4765

@Holzherr 26.08. 07:55

„Es geht weniger um das Kriegsmaterial als vielmehr um die Entschlossenheit und die politischen Ziele.“

Gute Idee insofern, dass politische Ziele nicht unbedingt teuer sein müssen. Ich frage mich aber schon, was US-amerikanische Entschlossenheit in Vietnam, Somalia, Irak, Afghanistan, Libyen und Syrien den Menschen da gebracht hat. Offenbar gar nichts. Der Verdacht hierbei drängt sich auf, dass es wirklich nur um den militärischen Einsatz dabei ging, um die entsprechenden Rüstungsausgaben zu rechtfertigen. 750 Mrd $ pro Jahr bei einer Umsatzrendite von 25 % für die Rüstungsindustrie sind ein starkes Motiv.

Das müssen wir wirklich nicht nachmachen. Entsprechend reicht es, vor Russland sicher zu sein, finde ich. Auch die Einmischung in den Jugoslawienkrieg hätte eventuell sparsamer sein können. Ungut am Ergebnis ist sicherlich, dass Serbien nicht in der EU ist und sich Russland zugewendet hat. Mit mehr Augenmaß unsererseits hätte das vielleicht besser laufen können.

Entschlossenheit ist ja auch rein wirtschaftspolitisch sehr gefragt. Erstmal sind Importe von fossilen Energieträgern meistens gleichzeitig eine Förderung von Autokratien. Hier ist eine entschlossene Energiewende auch außenpolitisch ein Segen.

Und eine ausufernde Globalisierung kann man gerne auch kontrolliert begrenzen. Einmal ist es sicherlich ein gewisses Risiko allzu sehr von chinesischen Importen abhängig zu sein. Und andererseits können wir gerne den derzeit ziemlich armen Ländern helfen, ihren Konsum im wesentlichen selber zu erarbeiten.

Lieber mehr selber herstellen, und dafür weniger Importieren und Exportieren erscheint mir als wirtschaftspolitisches Ziel für Europa ziemlich sinnvoll. Spätestens wenn wir unsere Energiewende fertig haben, dann reduziert sich der Importbedarf entsprechend nachhaltig. Mit mehr Unabhängigkeit sind wir von Streitigkeiten anderer weniger betroffen, und brauchen auch weniger militärische Möglichkeiten.

Das unselige Engagement der USA im Nahen Osten beispielsweise hätten die sich sparen können, wenn sie von dem dort gefördertem Öl nicht so abhängig wären. Entsprechend zahlt sich wirtschaftliche Unabhängigkeit aus, weil man viel weniger Militär braucht.

Was wiederum kein Ziel für Rüstungsfirmen sein kann.



Kommentar vom 25.08.2022 16:51
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4732

@Holzherr 25.08. 15:02

„Doch weiterhin fast normale Wirtschaftsbeziehungen mit Russland aufrecht zu erhalten ist eigentlich für Staaten nicht möglich, die sich in einem Krieg oder kriegsähnlichen Zustand relativ zueinander befinden.“

Womöglich hat Putin sowieso schon keine Lust mehr, uns Gas zu liefern. Dann geht es ja nicht. Es wäre allerdings auch für Putin verlockend, sich mit einem militärischem Patt in der Ukraine abzufinden, und dann wenigstens wirtschaftlich besser durchzukommen. Einen Versuch wäre es wert, da mal nachzufragen.

„Putin hat den Ukrainekrieg auch deswegen gewagt, weil er Europa und die EU für schwach hält.“

Vielleicht hat er inzwischen dazu gelernt. Dumm ist er ja nicht.

„Eine stärkere EU würde (gewisse) Kriege verhindern. Irgendwann muss Europa auch ohne die USA auskommen.“

Hier sehe ich eher auf atomarem Gebiet Nachholbedarf. Die mangelhaften Leistungen des russischen Militärs in diesem Krieg scheinen darauf hinzuweisen, dass der konventionelle Nachholbedarf gar nicht mal so groß ist. Es wird uns in jeden Fall genügen, uns gegen Russland verteidigen zu können, hier sollten wir genau hinschauen und keine Gelder verschwenden. Das Geld brauchen wir auch für die Energiewende, was gleichzeitig eine wirklich nachhaltige Maßnahme ist, von Russlands Energieexporten langfristig unabhängig zu werden.



Kommentar vom 25.08.2022 14:19
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4719

@Holzherr 24.08. 13:59

„Die Sanktionen sind nur ein Versuch, Russland wirtschaftlich zu schaden, damit es in seinem Krieg gegen die Ukraine weniger erfolgreich ist.“

Offenbar reichen hier doch schon die Waffenlieferungen. Ansonsten schaden wir uns mit den Sanktionen genauso auch selber. Mit uns meine ich eher die EU als nur Deutschland.

„Wenn sie ehrlich wären, würden sie einfach schreiben, dass das russische Gas für Deutschland und für sie selber wichtiger ist als das Schicksal der Ukraine.“

Ich finde die bisher geleistete Unterstützung durch Waffenlieferungen sowohl erfolgreich wie auch sinnvoll. So viele Waffen zu liefern, dass die Ukraine die besetzten Gebiete zurückerobern kann, erscheint mir allerdings als schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.

Die Sanktionen tun hier zunächst überhaupt nichts zur Sache. Wenn überhaupt, dann wirken die erst ziemlich langfristig. Genau das gefällt mir daran nicht. Wir schaden uns hier nur gegenseitig, ohne dass das der Ukraine wirklich was hilft. Wenn wir die Sanktionen entsprechend reduzieren, und Russland etwas mehr Aufrüsten kann, dann liefern wir eben genau so viele weitere Waffen an die Ukraine, bis das hier eben weiterhin kein weiterer russischer Vormarsch möglich ist. Damit wäre ich zunächst zufrieden.

Ansonsten ist mir meine Gasheizung schon ziemlich wichtig. Wenn es bei den Sanktionen und den ausbleibenden Gaslieferungen bleibt, dann werden die Russen langfristig ihr Gas nach China verkaufen, und wir uns mit Flüssiggas versorgen. Das geht auch, wird aber kurz- und mittelfristig für uns richtig schwierig und sehr teuer.

Und die Energiewende hat es so auch nicht leichter. Gaskraftwerke, die in Minuten ans Netz gehen sind hier eine gute Ergänzung zu wachsenden Anteilen von Photovoltaik und Windenergie, und können später mit grünem Wasserstoff betrieben als Backup weiter sinnvolle Dienste leisten. Dafür braucht es aber eben genug Gas. Am Ende gehts dann irgendwie, aber in jedem Fall suboptimal.

Ich würde mich auch nicht wundern, dass die USA diesen Krieg ganz anders bewerten würde, wenn sie selber russisches Gas bräuchten, und nicht noch jede Menge Frackinggas übrig hätten, dass sie uns gerne schön teuer verkaufen möchten.

@KRichard 25.08. 05:03

„Einen Gewinner des Ukraine-Krieges gibt es schon: die Rüstungsindustrie“

Die ist auch größtenteils US-amerikanisch.



Kommentar vom 25.08.2022 00:33
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4704

@Holzherr 24.08. 13:59

„Russland/Putin akzeptiert die Souveränität der ehemaligen Sowjetrepubliken nicht und will sie wieder ins russische Imperium zurückholen.“

Was soll er machen, die Nato ist stark genug, ihr Gebiet erfolgreich zu verteidigen.

„Wenn es hier um Moral geht, dann geht es letztlich darum, welche Länder ein Recht auf Souveränität besitzen.“

Wir sind keine Weltpolizei. Das würde uns selbst dann auch überfordern. Wir können nicht überall eingreifen, und tun das ja auch nicht. Die Türkei ist z.B. kaum besser als Russland, und taugt offenbar sogar als Natopartner. Und mit Saudi-Arabien machen wir florierende Geschäfte. Wir müssen eben gucken, was mit vertretbarem Aufwand möglich ist.

So sehe ich die militärische Unterstützung der Ukraine als bezahlbaren Erfolg, der zumindest solange fortgesetzt werden sollte, bis das hier Russland seine Pläne von der Eroberung der Ukraine wirklich vergessen kann. Ein Zurückdrängen dagegen wäre wohl zu aufwendig, und auch mit noch mal so viel Tod und Zerstörung verbunden.

Hier würde ich dann Russland und der Ukraine empfehlen, ihr Minderheitenproblem mit der russischen Bevölkerung auf ehemals ukrainischem Gebiet selber auszuhandeln. Dafür sind wir als EU nicht zuständig. Unsere eigenen Minderheitenprobleme wie etwa im Baskenland, Nordirland und zuletzt in Katalonien sind nun auch gelöst worden, ohne dass hier die EU gewaltsam eingegriffen hätte. Und das war, glaube ich, sogar alternativlos.

Und wenn die beide zu stur dazu sind, dann ist das deren eigenes Problem. Eine teilweise Aufkündigung der Globalisierung durch unsere Sanktionen finde ich ziemlich suboptimal, und auch die Energiewende funktioniert so nicht besser, wenn wir auf jegliche vernünftige Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU verzichten. Hier spielt relativ günstiges Gas eben schon eine wichtige Rolle.

Ich finde, wir sollten spätestens dann mal versuchen, uns hier wieder anzunähern, wenn sich das militärische Kräftemessen zugunsten der Ukraine entschieden hat. Neben Tod und Zerstörung, was mit Krieg immer verbunden ist, so führt dann das Ergebnis wenigstens öfter auch zu Entscheidungen. Genau deswegen liefern wir ja auch der Ukraine Waffen. Auf Erfolg muss ja nun kein Übermut folgen.



Kommentar vom 24.08.2022 18:05
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/die-redeweise-der-moralisierung-sprachliche-strategien-des-nichthinterfragens/#comment-4689

@KRichard 23.08. 19:42

„In der aktuellen Berichterstattung zum Ukraine-Krieg können wir sehr schön beobachten, wie manipulativer Sprachgebrauch von Presse/Politik moralisch eingesetzt wird.“

Am Anfang hieß es auch, dass wir mit der Unterstützung der Ukraine die Freiheit ganz Osteuropas verteidigen. Hier gingen die meisten davon aus, dass es für die russischen Streitkräfte kein Problem ist, die Ukraine komplett zu besetzten und danach eventuell eine Gefahr sogar für Natoländer sein können.

„Dass Russland die Nato-Osterweiterung als militärische Bedrohung empfindet und dass diese einer der Gründe für den militärischen Überfall war – wird in der Regel völlig ignoriert.“

Wieso greift er dann an, frage ich mich. Offenbar hielt auch Putin selbst die Kampfkraft seiner Truppen für wesentlich höher, als sie es sind. Im Moment steht er eben dumm da, kommt militärisch nicht vorwärts und muss gucken, wie er mit den Sanktionen klarkommt.

Die aktuelle Konsequenz finde ich aber interessant: Wenn die russische Armee noch nicht mal mit den von uns mitbewaffneten ukrainischen Kräften klar kommt, wo ist dann die Gefahr für Europa? Offenbar hat Putin keine reelle Chance, irgendwas von der Nato zu erobern. Und wenn dem so ist, wofür quälen wir uns mit den Sanktionen rum, und machen uns gegenseitig das Leben schwer?

Ich würde zumindest Putin mal fragen, welche Sanktionen wir zurücknehmen müssen, damit er den Gashahn wieder aufdreht. Selbst wenn dass seiner Kriegskasse zugute kommt, dann rüsten wir eben auch auf, was wir ja sowieso vor haben. Wir haben immer noch 10 mal mehr Geld als Russland.

Und wenn die USA das nicht mitmacht, und droht aus der Nato auszusteigen, dann meine ich immer mehr, dass uns das gar nicht stören braucht. Zumindest einen konventionell geführten Angriff Russlands auf ein Natomitglied brauchen wir offenbar auch ohne die USA in der Nato nicht fürchten.

Was hier jetzt zu bedenken wäre, ob wir nicht lieber doch hinreichend atomares Abschreckungspotential unter europäischem Kommando brauchen. Es könnte ja sogar passieren, das Trump wieder gewählt wird, und aus der Nato aussteigt, egal was wir machen. Besser selbstständiger werden also?

So oder so. Die Freiheit Europas scheint mir überhaupt nicht in Gefahr zu sein. Und die moralisierenden Forderungen einer Unterstützung der Ukraine sind offenbar reichlich übertrieben. Unterstützung ist im Prinzip sinnvoll nachvollziehbar, aber eben nicht so viel, wie nötig wäre, um Putin abzusetzten.



Kommentar vom 23.08.2022 15:04
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/entstehung-und-bedeutung-der-alphabetisierung-die-doku-imprimatur/#comment-126666

@lioninoil 23.08. 07:34

„...der Unvollständigkeitssatz besagt, dass sich ein logisches System nicht vollständig beschreiben lässt,…“

Und die Wirklichkeit läuft doch. Hier sind Grenzen der Logik und damit der Sprache erkennbar, und diese Probleme offenbar nicht identisch mit Problemen der Realität der Wirklichkeit. Da hakt nichts, auch da nicht, wo wir mathematisch nicht weiter kommen.

Offenbar beschreibt die Mathematik nicht die ganze Wirklichkeit, so hat nur die Mathematik ihre eigenen logischen Grenzen, die die Wirklichkeit selber überwinden kann.

Wenn ich etwa Welten von Computerspielen entwerfe, muss ich mich nicht an physikalische Grenzen halten. Ich verwende Teile der Geometrie, um etwa die Bildschirmausgaben so zu gestalten, dass der Spieler sich intuitiv in der Computerwelt zurechtfindet. Aber als Programmierer von Spielen habe ich hier Freiheitsgrade, die ich bei einer Beschreibung der Wirklichkeit nicht hätte.

Was, wenn die Wirklichkeit sowas auch kann, aber nur selten anwendet? Oder in Bereichen, die wir nicht wirklich verstanden haben. Wenn wir da nach konsistenter Mathematik suchen, finden wir eben keine. Etwa bei der Suche nach einer Theorie für Alles, auf der Suche nach dunkler Materie oder dunkler Energie. Oder auch beim Versuch der Modellierung des Klimawandels.

Hier finden wir nur Eckwerte, und verstehen nicht, was wirklich passiert. Womöglich einfach, weil wesentliche Teile der Wirklichkeit einfach wie in einem Computerspiel frei gestaltet werden. Und das, weil es anders nicht geht, weil eine passende Mathematik nicht möglich ist, auch den Göttern nicht.



Kommentar vom 23.08.2022 00:49
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/entstehung-und-bedeutung-der-alphabetisierung-die-doku-imprimatur/#comment-126632

@lioninoil 22.08. 18:07

„Dualismus, den gibt es dann nicht mehr. Es gibt nur noch den Geist. Alles andere ist vergänglich.“

In der Tat wäre es schwierig, wenn denn die Geisteswelt auch noch zerstritten wäre. Ein Monotheismus im Sinne einer wirklich monistischen Geisteswelt dagegen wäre schön einfach.

„Eine elektronische Schaltung ist nur tote Materie. Erst wenn ein intelligentes Wesen kommt und sie zu benutzen weiß, kann man sie auch als intelligent bezeichnen.“

Naja, die tote Materie in Form von digitaler Technik kann alleine auch schon so Einiges, ob man es jetzt intelligent nennt oder anders.

„Dann begreifen wir unseren Körper nur als Hülle, in der ein Geist tätig ist. Unser Körper ist dann die elektronische Schaltung…“

Dasselbe gilt für unser Nervensystem, dieses kann auch schon Einiges. Wenn hier jetzt Geisteswelten dazu kommen, wird es mehr, nur mehr, nichts Absolutes. Vielleicht ist unsere Innenwelt aber eine eigene Qualität, die selbst in Geisteswelten liegt. Wir bleiben aber Mensch und fehlbar. Sogar Gott selbst muss gar nicht allwissend und allmächtig gedacht sein, der Kosmos kommt schon gut zurecht, wenn die Ökosysteme auch wirklich funktionieren und wir selbst Innenwelten sind, die Freude am Leben haben können.

Zumindest wenn man Geisteswelten als strukturelle Intelligenz ähnlich der technischen Informatik hinter der Physik ansieht, ist dieses dann noch begrenzt, wenn auch sehr groß. Und entsprechend auch der inspirierte Mensch nicht unendlich.

Wenn die Schnittstelle vom Geist zum Nervensystem in gezielten Quantenzufällen liegt, dann müsste man damit auch Computersysteme aufrüsten können. Einfach statt mathematischen Pseudozufallszahlen richtige Quantenzufälle z.B. aus dem Rauschen einer analogen Fernsehkarte verwenden. Wenn eine Anwendung mit vielen solcher Zufallszahlen läuft, kann das dann den Geist dieses Kosmos einladen, auch hier aktiv zu werden.

Das Wunder bliebe allerdings begrenzt, und kann nur den gegebenen Spielraum nutzen, so wie wir auch begrenzt sind. Aber ein Freund von wirklicher Unendlichkeit bin ich sowieso nicht, die wäre mir irgendwie unheimlich.

@Mussi 22.08. 20:58 / 20:50

„Darüber hinaus ist alles lediglich Glaube und nicht Wissen. So sehr sie auch mit Suggestion bemühen und sich selbst autosuggestiv äußern. Es bleibt nur Überzeugung.“

Na wenn es zutreffend genug ist, dass es in der Wirklichkeit funktioniert, dann ist das doch was. Mehr geht doch sowieso nicht, was uns nicht aufhalten soll, unsere Näherungslösungen zu praktizieren und unser Leben dabei zu leben. Hier sind wir wieder mitten in der realen Endlichkeit, die sich an keiner Unendlichkeit messen muss.

Wer vom Glauben und von Geisteswelten wirklich Unendlichkeit erwartet, ist dann vielleicht auch nicht zufrieden zu stellen.

„Die Antwort auf die letzte Frage bleibt offen und ist Offenheit.“

Im Sinne einer Zukunft, die erst noch entwickelt werden muss, unbedingt. Die Frage nach der Natur des Geistes ist derzeit definitiv offen. Hier kann es aber Antworten geben, oder auch keine Antworten. Das kommt auf die Natur des Geistes selber an.



Kommentar vom 22.08.2022 14:35
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/entstehung-und-bedeutung-der-alphabetisierung-die-doku-imprimatur/#comment-126608

@Elektroniker 21.08. 22:05

„Was wäre wenn man formulierte, „die Existenz von „Prozessoren“, „Prozessen“, „Information“, deren Wechselbeziehungen (alles im Sinne der Informatik), wären das einzige Grundprinzip des Monismus“?“

Da ist was dran.

Monismus als Philosophie ist ohne komplexe Psyche nicht denkbar. Wir sind offenbar ein Informationsverarbeitungssystem, dass im fortgeschrittenem Stadium sich selbst bewusst ist, sich seiner Grenzen und Vorläufigkeiten bewusst ist und sich gegenseitig respektieren kann.

Dualismus als Haltung gegenüber der Welt ist aber auch ohne komplexe Psyche nicht denkbar, hat aber Bewusstseinsmängel, indem er die Welt auf einen Kampf wir gegen die reduziert, der so meistens eigentlich gar nicht stattfindet. Militärisch aktiv werden kann der Dualismus dennoch, das ist dann Realität, mit der sich auch eventuell angegriffene Monisten mit auseinandersetzen müssen.

Prozessoren, Prozesse und Information gibt es tatsächlich auch im Menschen. Einmal im Gehirn, was offenbar grundsätzlich ein Informationsverarbeitungssystem ist, und dann nochmal in der Zellchemie. Das Zusammenspiel von Erbgut und Zelle gründet nicht nur auf die konkrete DNA, sondern ist auch ein selbstregulierendes System, das mit unserer Computertechnik vergleichbar ist.

Und die physikalische Wirklichkeit? Ja weiß man es denn, dass die nicht auch eine gewisse Intelligenz hat? Religiosität und Spiritualität hätten ohne dem keine wirkliche Grundlage. Wenn wir dies ernst nehmen, dann ist die Idee von Prozessoren, die in der Physik noch versteckt sind, gar nicht mal so abwegig.

Ein geistig lebendiger Kosmos kann seine Intelligenz zwar ganz anders realisieren als mit Prozessen, wie sie unsere Computer implementieren, so anders, dass wir da keine Ahnung von haben können. Aber die einzigen uns bekannten konkreten Quellen von Intelligenz sind nun mal Computertechnik und Nervensysteme, also kann man begründet vermuten, dass der Geist in diesem Kosmos auch auf Informatik mit den Prinzipien Prozessoren, Prozesse und Information zurückgreift. Wenn der Geist denn existiert.

Wenn solch eine physikalische Informatik dann hinter der Quantenphysik versteckt ist, kann sie über gezielte Quantenzufälle in die Wirklichkeit eingreifen, und sich ausgiebig mit dem konkretem Leben beschäftigen, und das seit Jahrmilliarden im gesamten Kosmos. So können unsere Innenwelten dann auch direkt Teil der allgemeinen Innenwelt dieses Universums sein. Ein so erweiterter Monismus wäre dann in einer Art komplett, wie man es nur zu träumen wagt.

Da kommt dann ein Dualismus nicht mehr so gut mit.



Kommentar vom 21.08.2022 14:43
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/entstehung-und-bedeutung-der-alphabetisierung-die-doku-imprimatur/#comment-126546

@Mussi 21.08. 08:58

„Die Verbindung zwischen Monismus und Dualismus ist in meinen Augen die zwischen Subjekt und Objekt!“

Den paranoiden Standpunkt wird man nie ganz los, schließlich lebt man als Subjekt in einer unübersichtlichen Welt, in der man irgendwie zurechtkommen muss. Aber den Anderen geht es eben genauso, entsprechend dreht sich die Welt auch um alle Anderen.

Insofern gilt es die Anderen durchweg als Subjekte zu respektieren, und sich der eigenen Subjektivität inclusive seiner Schwächen bewusst zu sein. So ist auch die schönste Theorie öfter mal weniger zutreffend, und auf Irrtum gegründet. Dem dann auch gerecht zu werden, ist überaus sinnvoll.

Insbesondere die Wissenschaft hat ihre Strategien, mit Irrtum umzugehen, was auch die Basis ihres Erfolges ist. Und sie ist nicht nur nicht am Ende angekommen, sondern m.E. in vielen Bereichen erst am Anfang unterwegs. Insbesondere wo keine fassbare Mathematik anwendbar ist, kommt die Wissenschaft schlechter voran. Da lohnt sich auch die Lektüre jahrtausende alter Literatur und die genaue Beobachtung eigener Erfahrung spiritueller Effekte.

@Michael 21.08. 09:56

„und auch die Konstruktion der eigenen Subjektivität (inklusive z.B. dem Namen und Spracherwerb) auf sozialen Interaktionen gründete.“

Erstmal das, aber man erfährt auch nur eine Teilmenge dessen, was wirklich passiert. Manchen offenbaren sich Erfahrungen, die der Andere nicht macht. Der Eine weiß dann um Möglichkeiten, die der Andere meint ausschließen zu können. So erklärt sich dann auch ein Teil der zu beobachtenden Wissenschaftsskepsis.

Ist ziemlich schade drum, wo doch die Wissenschaft in ihren gesicherten Erkenntnissen sehr erfolgreich und entsprechend nützlich ist.

Auch was z.B. den Klimawandel angeht, so sind die Prognosen immer noch sehr unsicher. So liegt die Einschätzung der Sensitivität des Klimasystems bei einer Verdoppelung von Treibhausgasen immer noch zwischen 1.5° und 4.5°. Mit Genauigkeit hat das nichts zu tun. Hier sind die Laien teilweise schon einen Schritt weiter. Aus simpler Beobachtung des europaweiten Wetters der letzten 5 Jahre schließt eine Mehrheit darauf, dass die europäische Zukunft besorgniserregend trocken werden wird. Ein Blick auf die aktuelle Europakarte der Bodenfeuchtigkeit reicht hier schon.

Was die Klimamodelle noch gar nicht bestätigen können, die prognostizieren für Europa derzeit nur mehr Wärme, nicht diese Trockenheit. Bei der Bandbreite der Klimamodellrechnungen ist es aber auch kein Wunder, wenn die Wirklichkeit hier Überraschungen liefert. Manch einen motiviert die Unsicherheit zu Gebeten, was gar keine schlechte Idee, finde ich. Das muss ja nicht in Konkurrenz zu konkreten Klimaschutzmaßnahmen stehen, als Ergänzung ist es aber vielleicht hilfreich.



Kommentar vom 21.08.2022 00:36
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/entstehung-und-bedeutung-der-alphabetisierung-die-doku-imprimatur/#comment-126509

@Mussi 20.08. 18:12

„Bin gespannt,was heraus kommt,wenn Sie Monismus=Selbst setzen und daraus einen Dualismus entwickeln …“

Eine paranoide Haltung wäre wohl entsprechend das Ergebnis. Was zählt ist man selbst, und der Rest der Welt ist für oder gegen einen. Das hat sogar was Grundlegendes, schließlich muss man sich um sich selber ja auch wirklich selber kümmern.

Insofern, wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht. Ganz im Gegensatz von alle denken an sich, nur ich denk an mich. Letzteres hat was Anklagendes. Dieser Vorwurf, der in so manchem steckt und der für mangelndes Bewusstsein spricht, macht hier den Unterschied.

Individualismus mit einer guten Portion Egoismus ist nun aber dennoch dazu fähig, anderen ihr Leben auch zu lassen, und insbesondere durchaus intensiv im Dialog und Austausch zu stehen und nach authentischer Erkenntnis zu suchen. Und die eigenen Interessen in einer vernünftigen und ehrlichen Aushandlung zu vertreten.

Was macht Dualismen und Relativismen so attraktiv? Das könnte beides einfach einfacher sein als ein dialogischer Monismus. Zumindest aus der Innensicht, aus der eigenen Perspektive heraus. In der Praxis im Chaos im Kampf der vielen unzureichend reflektierten Positionen wird es aber gar nicht einfach, sondern läuft eher völlig aus dem Ruder und zu alltäglichem Streit und zu Kriegen mit regelmäßig wechselnden Fronten.

Manch einer sucht einfach Mitstreiter und will eine spezielle Agenda fördern, und benutzt die Menschen nur, indem er sie mithilfe eines Dualismus oder Relativismus für sich gewinnt.

Was, wenn der Dualismus und Relativismus auch konkret einsam macht, weil die meisten Anderen Ersteres nicht so genau teilen, und Letzteres so indifferent wird, dass es langweilig wird, sich da überhaupt noch auszutauschen. Und allein von da heraus der Betroffene froh ist, wenn er Mitstreiter findet, die genau den gleichen Wahnsinn fahren, oder denen sowieso alles egal ist, außer natürlich sich selber zu bereichern.

Sind hier jetzt die religiösen Schriften entschärfend? Als einen Fundus an Weisheiten und Mythen, der auch eine Grundlage von bewusstem Individualismus werden kann. Auch wenn Manche dennoch einen Dualismus oder Relativismus draus machen. Und die Verbiegen ja auch durchaus die Schriften so sehr, dass man sich wundert, wie es sowas bis zur Amtskirche schaffen kann. Auf jeden Fall bleiben die Schriften ziemlich original erhalten, und haben entsprechend immer auch das Potential, einen längeren Missbrauch auch wieder zu überwinden.



Kommentar vom 19.08.2022 01:01
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/corona-pandemie-lebenserwartung-in-deutschland-gesunken/#comment-74072

@Kuhn 18.08. 20:00

„….damit ist bei der Lebenserwartung auf der Basis von Periodensterbetafeln gemeint, so alt würde ein neugeborener Mensch, wenn die altersspezifischen Sterberaten des aktuellen Berechnungszeitraums konstant blieben.“

Entsprechend ist die Berechnung neu aufzustellen, wenn sich Fakten ändern. So wird Impfskepsis nur wirksam, wenn eben gerade Pandemie ist. Insbesondere ist hier zu beachten, dass seit Omikron die Sterblichkeit weniger ins Gewicht fällt. Und damit ist die Pandemie entscheidend entschärft, zumindest solange nicht wieder eine krankmachendere Variante auftaucht.

„Die so berechnete Lebenserwartung macht daher keine Prognose, wie alt ein Baby wirklich wird,…“

Dann soll man also nicht erwarten, dass man im Schnitt seine Lebenserwartung erreichen wird. Man muss eben gucken, wie sich die Zeiten auch ändern und wie man durchs Leben kommt.

Unkomplizierteres Faktum wäre festzustellen, wie viele mehr Menschen bei welcher Rate an Nichtimpfung mit welcher Variante mehr gestorben sind, und wie das in näherer Zukunft weitergeht. Zumal auch der Genesenenstatus unter den Ungeimpften immer weiter zunimmt, und dessen Schutz vor einem schweren Verlauf einer weiteren Infektion mit einer Einzelimpfung vergleichbar ist.



Kommentar vom 18.08.2022 16:04
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/namenspolitik-martin-buber-paula-buber-otto-hirsch-im-twitter-space-podcast/#comment-126374

@Michael 18.08. 13:51

"Drei Beispiele aus “Ecce Homo”:
„….alles dessen, was zu Grunde gehn soll —, das Gesetz der Selektion gekreuzt, ein Ideal aus dem Widerspruch gegen den stolzen und wohlgerathenen,…“"

Ein Sozialdarwinismus greift einfach zu kurz. Die Schwachen gedeihen eben sowieso nicht so gut, dem gibt es nichts hinzuzufügen, und hier dennoch hilfreich zur Seite zu stehen stört die Evolution eben kaum.

Die Vorteile von Sozialleistungen aller Art sind ganz woanders zu finden. Angefangen mit der Rentenversicherung kann man die soziale Funktion der Großfamilie ersetzen, was zunächst mal dem übermäßigem Kinderzeugen zur Altersversorgung entgegenwirkt und damit mit zur Grundlage des modernem Wohlstandes geworden ist.

Wenn weiter noch Krankenversicherung, Arbeitslosenunterstützung und Grundsicherung dazu kommt, dann führt das dazu, dass wir gar keine Clanstrukturen der ehemaligen Großfamilie mehr brauchen. Das ist nicht nur viel einfacher, weil eben die interne Organisation von Großfamilie schwierig und auch mühsam ist.

Auch können wir auf das Patriarchat verzichten, Gleichberechtigung praktizieren und auch Clan-Korruption können wir abbauen. Letztlich ist eine fortgeschrittene demokratische offene Gesellschaft nur ohne diese Clanstrukturen der ehemaligen Großfamilie denkbar.

Der Preis dafür mag sein, dass die „Schwachen“ nicht ganz so schnell aussortiert werden. Aber wie gesagt, ein wirkliches Problem ist dies eben nicht. Die Fitteren, sprich die Geeigneteren, die bekommen nach wie vor mehr Nachwuchs. Und wir stehen eben weniger im brutalen Wettbewerb mit anderen Gemeinwesen, indem wir uns behaupten müssen, als dass wir nicht umhinkommen auch international sozialer miteinander umzugehen und viel mehr direkte Zusammenarbeit statt Konkurrenz zu suchen.

Der Mensch ist keineswegs im Kampf um Leistungsfähigkeit unterwegs, sondern muss gerade die zerstörerische Seite seines Leistungsvermögens erkennen und kontrollieren. Nur so können die wirklichen Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden. Die zerstörerischen Aspekte menschlichen Wirtschaftens sind wesentlich dringender zu bearbeiten, als dass es irgendwo wirklich an Leistungsfähigkeit fehlen würde.

So sind dann sogar die Länder besonders unproduktiv, wo Patriarchat und Clanstrukturen noch maßgeblich sind. Zusammenarbeit ist eben fast immer produktiver, als sich gegenseitig über den Leisten zu ziehen.



Kommentar vom 18.08.2022 13:10
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/corona-pandemie-lebenserwartung-in-deutschland-gesunken/#comment-74022

@Stephan 18.08. 12:03

„Es stimmt schon, dass die Lebenserwartung eine berechnete Größe ist…“

Die vermutlich nicht einfach zu berechnen ist und dann auch nur eine recht unsichere Prognose wird.

Wenn ich das richtig verstanden hat, dann bezieht sich die genannte Lebenserwartung auf die Menschen, die aktuell auf die Welt kommen. Hier hat man dann für einige Bundesländer eine niedrigere Zahl ermittelt, die eine höhere Sterblichkeit aufgrund mangelnder Coronaimpfungen hatten.

Bei der Ermittlung ist man vermutlich irgendwie davon ausgegangen, dass sich die heute Geborenen, wenn sie mal 60 oder 70 sind, sich wie ihre derzeitigen (Ur)großeltern auch nur mangelhaft gegen eine Pandemie impfen lassen werden. Was dann zur Folge hat, dass sie etwas früher sterben werden.

Das funktioniert aber nur, wenn wir dann in den Jahren 2080 bis 2090 wieder eine vergleichbare Pandemie haben werden, inclusive einem vergleichbarem Impfstoffangebot. Und wenn die Menschen dann in den entsprechenden Bundesländern immer noch impfskeptisch sind. Andernfalls wird die Prognose der Lebenserwartung dann in diesem Aspekt wohl eher nicht zutreffen. Ohne Pandemie kann es eben auch keine Übersterblichkeit durch Nichtimpfung geben.



Kommentar vom 17.08.2022 17:37
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-missbrauch-des-guten-namens-von-simon-wiesenthal-durch-us-trump-dualisten/#comment-126329

@Verhältniswahlrecht

Auch haben ganz neue Bewegungen im Verhältniswahlrecht ihre Chancen. So hat etwa die Umweltbewegung einen Weg bis in die Regierung gefunden. Auch wenn das einige Jahrzehnte gebraucht hat. Populisten können hier aber auch was gewinnen. Die haben es aber bislang nicht sehr weit gebracht. Einen erfolgreichen Marsch durch die Institutionen haben die bislang nicht durchgehalten.

Nun gut, hier in D nicht, etwa in Italien oder Griechenland schon.

Ich fände es mit einem ewigen Zweiparteiensystem aber auch einfach langweilig. Wahlen werden entsprechend immer spannender, je mehr Parteien hier antreten und auf Augenhöhe miteinander auskommen müssen.



Kommentar vom 17.08.2022 17:09
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73976

@Mussi 16.08. 21:12

„Das ist sozialdawinistische klassische ökonomische Argumentation,die hier widerlegt wurde.“

Das verstehe ich nicht. Ich finde wir können hier weniger Verschwenden, und gleichzeitig weniger arbeiten. Wenn die armen Länder ihre Situation verbessern können, dann gibt es für uns auch nicht mehr so viel zu tun. Das kann man vielleicht noch fördern, etwa durch mindestens europaweite Vermögenssteuern, mit denen die Bildungs- und Sozialsysteme in den armen Ländern unterstützt werden können.

Wenn das aber wirklich was werden soll, dann müssen die auch das meiste selber produzieren und damit auch erarbeiten. Ist das Sozialdarwinismus, wenn man arbeiten kann, um einen gewissen Wohlstand zu finanzieren? Was meinen Sie, was man hier noch machen kann?

Während bei uns eine Reduktion von Wohlstand und Umsatz sinnvoll wäre, kann das in Rumänien und Polen dennoch andersrum sein. Da macht Wirtschaftswachstum noch Sinn, finde ich. Das Klima- und Umweltproblem ist eben so oder so lösbar, mit dem Einsatz der richtigen Technik ist das langfristig überall möglich. Hier fehlt nur genug Einpreisung von Umweltkosten. Mit einer gleichzeitigen Umsatzreduktion in den reichen Ländern gehts aber deutlich schneller.

Auch ein weiter andauernder Kindermangel kann umweltmäßig als Vorteil zählen. Ob wir jetzt nun weiter Migranten zum arbeiten einladen, oder die endlich auch zuhause eine florierende Wirtschaft vorfinden.



Kommentar vom 16.08.2022 14:59
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73936

@Mussi 16.08. 07:40

"Das ist die Ambivalenz,dass Geld Freiheit verschafft,aber gleichzeitig auch wieder einschränkt.
Das ist das Kooperationsparadox."

Das Übermaß auf der einen Seite fördert auch den Mangel woanders. Hier gut ausgebildete Arbeitnehmer, die in einer florierenden Wirtschaft viel erarbeiten und gutes Geld damit verdienen. Woanders wenig Bildung und viel Korruption, was zusammen produktive Geschäfte schwierig macht.

Die Umweltnebenwirkungen sind dann dabei auch noch relevant. Verschwendung bekommt damit eine andere Dimension, sie zehrt an der Substanz der begrenzten Möglichkeiten dieses Planeten. Wohin aber mit der Produktivität und dem damit verbundenen Geld? Konsumzurückhaltung bei Besserverdienern und Kapitalhaltern schafft ein Überangebot an Kapital, womöglich waren die Verhältnisse in den letzten Jahren davon schon geprägt und die Entwicklung bis zu Nullzinsen fortgeschritten.

Während gleichzeitig in den armen Ländern krasser Mangel herrscht. Und das auch in Europa. Würde es das Problem reduzieren, wenn wir hier einfach weniger arbeiten würden? Würde mit weniger Konkurrenz aus den florierenden Ländern die Situation in den anderen Ländern besser aussehen? Im Prinzip hätten das die Menschen hier in der Hand, die mehr verdienen, als sie ausgeben. Wenn die einfach weniger arbeiten würden, würden Arbeitplätze frei für andere.

Das funktioniert natürlich nur, wenn andere genug Qualifikation haben. Andernfalls fallen dann ganze Geschäftsfelder weg, weil das eben kein anderer kann. Man müsste also auch gucken, dass die Menschen in den armen Ländern auch genug qualifiziert sind. Und dass die Korruption dort nicht die Geschäfte so behindert, dass es nicht mehr recht funktioniert.

Das Umwelt und Klimaproblem scheint zunächst lösbar zu sein, indem bessere Technik eingesetzt wird. Wenn man hier u.a. die Umweltkosten einpreisen könnte, dann müsste das doch funktionieren.

Derweil die bestehende Armut in den armen Ländern natürlich die Hauptursache dafür ist, dass junge Frauen ihr Land verlassen und bei uns anschaffen gehen. Wie freiwillig oder nicht ist dann nicht das Hauptproblem.

@Stephan 16.08. 11:49 / 13:21

"Reines “Gutmenschentum” ist hier allenfalls ein moralisches Feigenblatt, lenkt vom Wesentlichen ab und dafür ist mir der Blog zu schade."

Aber egal sein kann es uns auch nicht, unter welchen Bedingungen die Frauen hier anschaffen gehen. Wenn wir hier die Bedingungen verbessern können, dann sollten wir das auch versuchen. Das gilt wohl auch für Fernfahrer oder Fleischzerleger.

"Wenn der Gesetzgeber die Initiative nimmt, dann muss geprüft werden, ob das Gesetz überhaupt durchsetzbar ist. Wenn nein, dann ist die Initiative sinnlos."

Das macht in der Tat Sinn.

Und solange ich nicht weiß, wie groß der Anteil der Zwangsprostituierten wirklich ist, macht es auch weniger Sinn, hier Strafrecht zu fordern. Ich entschuldige mich, hier genervt zu haben.



Kommentar vom 16.08.2022 01:09
https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/das-problem-mit-dem-glueck/

@Hauptartikel

"Ist nun alles im Leben bedeutungslos, weil man sowieso immer wieder zu seinem Glücks-Sollwert zurückkehrt?"

Offenbar ist das Lebensglück nicht einfach auf den Dopaminregelkreis reduzierbar. Es gibt auch noch andere Neurotransmitter und auch etwa die Beziehungsdynamik im engeren Umfeld. Wenn man sich eher bekriegt als sich zu unterstützen, dann ist das ein chronisches Problem.

Auch erhabene Naturerfahrungen können über kurzfristigen Kick hinaus ein halbes Leben prägen. Kompetenzen im Umgang mit Mitmenschen sorgen auch für einen regelmäßigen Nachschub an positiven Rückmeldungen. Und es gibt auch Ziele im Leben, die weit mehr sind als ein Mittel, um an Dopaminkicks zu kommen.

Vielleicht steuert das Dopaminsystem auch eher nur recht kurzfristig die Befindlichkeit, in etwa so wie das Schlafhormon Melatonin(?) den täglichen Schlaf-Wach-Rythmus. Die Werte von per Fragebogen erhobener Glücks-Selbsteinschätzung könnte dann doch am eigentlichen Lebensglück öfter ganz schön vorbeigehen.

Langfristige Konzepte von Lebensträumen, die erreichbar sind, und auf einem guten Weg sind, sich zu realisieren, die tragen dann wesentlich weiter als ein Lottogewinn. Eine Einstellung zum Leben, die einen Schwerpunkt im bloßen Dabeisein hat, die ist auch noch mal glücksförderlich, scheint mir. Und macht auf jeden Fall das Leben leichter.

Spirituelle Erfahrung kann auch nicht schaden, Inspiration im Sinne von Erkenntnis ist auch noch mal ein Glücksfaktor. Das Glück ist dann am Ende recht detailreich, und weniger auf einer eindimensionalen Dopaminskala einzuordnen und abzulesen. Auch ein Zuviel an Dopamin soll etwa bei Psychosen vorkommen, was dann ziemlich unbekömmlich ist.



Kommentar vom 15.08.2022 14:31
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73904

@Stephan 15.08. 11:54

„Ich habe schon einmal die Bitte formuliert, sich erst zu informieren, bevor hier solche (wahrscheinlich falschen) Tatsachenbehauptungen verbreitet werden.“

Bei Wikipedia Stichwort Zwangsprostitution habe ich gefunden:

„Insgesamt wurden zwischen 2008 und 2010 in der EU 23623 Opfer von Menschenhandel offiziell registriert, zwei Drittel davon wurden zur Prostitution gezwungen.“

Die Dunkelziffern sind nirgendwo beziffert.

Bei Wikipedia Stichwort Prostitution in Deutschland habe ich gefunden:

„Ende des Jahres 2019 waren laut Statistischem Bundesamt rund 40.400 Personen in Deutschland im Prostitutionsgewerbe angemeldet. 19 % der Prostituierten besaßen die deutsche Staatsangehörigkeit (7700),…“

Die meisten Prostituierten sind offenbar Migrantinnen. Wie hoch ist der Anteil von Zwangsprostituierten? Anscheinend nicht zu ermitteln.

„Was ist denn überhaupt deine Quelle, dein Beleg dafür, dass Prostitution überwiegend auf Zwang beruht...“

Aus Fernsehdokumentationen, persönlichen Bekannten oder auch aus Spielfilmen. In der Tat nicht so doll gesichert. Mein Verdacht, dass im Milieu Zwang verbreitet bis überwiegend ist, ist entsprechend unsicher.



Kommentar vom 15.08.2022 00:36
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73884

@Stephan 14.08. 22:55

„Unser Wert bestand für diese Frauen im Wesentlichen im Inhalt unseres Portemonnaies. Wer objektiviert hier wen? In solchen Diskursen fehlt doch die männliche Perspektive schlicht.“

Den Freiern wird hier was vorgespielt, man will schließlich Umsatz machen. Und die Damen haben es auch drauf, schließlich ist das ihre alltägliche Arbeit. Das passiert eben, egal ob hier passable Arbeitsbedingungen herrschen oder die Damen zum Dienst gezwungen werden. Die Zuhälter und die Besitzer der entsprechenden Immobilien üben eben entsprechenden Druck aus. Für den Freier ist das zunächst kaum erkennbar.

Die Freier zu bestrafen, ohne dass denen wirklich klar ist, dass sie hier überwiegend an unfreiwillige Prostituierte geraten, denen man das nicht ansieht, wäre in der Tat Unrecht.

Eine Strafbarkeit für die Freier wäre sowieso nur sinnvoll, wenn sich dadurch das Problem so sehr reduzieren würde, dass Zwangsprostitution selten wird. Offenbar hat sich dies in den Ländern, wo man diesen Weg ausprobiert, zumindest bisher nicht eingestellt. Von daher, bin ich dann auch dagegen, sowas bei uns einzuführen.

Vielleicht gäbe es die Möglichkeit, auf eine Strafbarkeit des Freiers dann zu verzichten, wenn das Arbeitsverhältnis der Prostituierten nachweislich freiwillig ist? Dass man eben bei einer Behörde einen Freiwilligkeitsnachweis beantragen kann, und der Freier diesen Schein dann auch einsehen kann, wenn er denn existiert. Der kann dann auch wie ein Diplom an der Wand im Arbeitszimmer hängen.

Sollte ein bloßer Verdacht auf Zwangsprostitution vorliegen, dann bekommt man den Schein dann eben nicht. Dass wäre dann sozusagen eine Beweisumkehr. Das Problem am Menschenhandel ist ja, dass die Betroffenen so bedroht werden, dass sie nicht gegen ihre Peiniger aussagen. Den Schein bei Verdacht zu verweigern, wäre dann auch ohne Aussage möglich.



Kommentar vom 14.08.2022 15:17
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73755

@Mussi 14.08. 13:36

„Daraus ergibt sich aber eine zumindest ‘gefühlte’ Pflicht zur Arbeit,was dann gegen Würde wäre.“

Dafür gibt es eben auch mehr Geld. Insbesondere richtige Scheißarbeit sollte auch gut bezahlt sein, also insbesondere auch freiwillige Prostitution.

Und ein Künstler etwa liefert oft Kulturbeiträge, die zwar meistens am Markt nicht viel bringen, aber doch wichtig sind.

„In unserer Welt ist Geldbeschaffung im Wesentlichen nur durch Arbeit möglich.“

Es gibt auch noch einen nicht unerheblichen Anteil an Kapitaleinkünften. Ansonsten ist Arbeit schon ein wesentlicher Posten. Aber verteilt werden können die Einkünfte dann doch wieder gezielter. Niemand ist wirklich unabhängig von der Gesellschaft. Krankenversicherung, Rentenversicherung, Grundsicherung und Arbeitslosengeld erleichtern das Leben ganz erheblich, und staatliche Leistungen wie Polizei oder Schulen und Infrastruktur sind ebenso unverzichtbar.



Kommentar vom 14.08.2022 14:48
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-missbrauch-des-guten-namens-von-simon-wiesenthal-durch-us-trump-dualisten/#comment-125923

@Michael 14.08. 13:01

„Mir scheint, wir sollten uns mehr anstrengen, die Gefahren abzuwehren und die Chancen auch in Wissenschaft, Politik, Religionen und Weltanschauungen hinein zu nutzen…“

Genau. Praktisch wäre aber noch eine Verfolgbarkeit von illegalen Inhalten, dass Urheber von Verleumdung, Gewaltandrohung und Beleidigung identifiziert und bestraft werden können. Und Plattformen, die Unfug extra fördern, die sollte man am besten zumachen, oder wenigstens meiden.

Was bleibt, ist die durchaus interessante Aufgabe, sich ins Netz zu begeben, und mitzudiskutieren. Hier lockt nicht nur ein gewisser Erfolg der Vernunft. Auch muss ich feststellen, dass wir uns selber hierbei weiterentwickeln. Gerade wenn man auf Widerstand und auf widerstreitende Interessen stößt, bringt der Austausch selbst oft zusätzlichen Erkenntnisgewinn. Der sich durchaus auch als gesellschaftlicher Fortschritt erweisen kann.



Kommentar vom 14.08.2022 14:24
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73753

@Timm Grams 14.08. 09:40

„Mir war es wichtig, meine Algorithmen und Computersimulationen nie mit einer wie auch immer gearteten Realität zu verwechseln.“

Man bastelt sich was, und hat viele Möglichkeiten verschiedene Algorithmen einzubinden. Entsprechend sind die Simulationsergebnisse auch unterschiedlich.

Mir geht es darum, dass auch die Natur selbst Algorithmen im Entwicklungsprozess der Wirklichkeit einsetzt. Dies hätte die Konsequenz, dass auch der Natur viele Möglichkeiten bleiben, ihre Arbeit zu gestalten. Und dass wir wirklich keine Möglichkeit haben, dies nachzubauen, weil wir nie wissen können, wie sich die Natur für welchen Algorithmus entscheidet.

„Dass die Natur wie ein Uhrwerk oder ein Algorithmus funktionieren könnte, ist für mich – auch angesichts der Quantenmechanik – unplausibel.“

Die Quantenmechanik bringt hier Zufallsfreiräume ins Spiel, die noch mal wesentlich mitspielen. So ist dann die konkrete Entwicklung der Wirklichkeit mit Freiheitsgraden versehen, die wir schon gar nicht mehr kontrollieren können. Hier hilft dann nur noch beten, und die Erkenntnis, dass Gottes Wege unergründlich sind.

Auf jeden Fall haben wir hier ein klares Ende aller Erkenntnis und Vorhersagemöglichkeiten. So werden z.B. die Wettermodelle nie über 14 Tage hinaus reichen können. Und auch uns selbst und einander zu verstehen, bleibt grundsätzlich ziemlich begrenzt.

In der Praxis muss uns das nicht stören. Der Unsicherheit auf der einen Seite steht die Geborgenheit in einem intelligentem Kosmos auf der anderen Seite gegenüber.

„Ich werde den Relativismus nicht los. Man kann das schade finden.“

Dann ist es eben so, und wir leben in weit größerer Unsicherheit, als wir meistens glauben. Selbst das, was scheinbar zuverlässig funktioniert, kann auch mal andere Wege gehen. Entsprechend ist die Hoffnung nicht nur zentral menschlich, sondern hat auch mehr wirkliche Substanz.



Kommentar vom 14.08.2022 00:57
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73734

@Timm Grams 13.08. 11:22 / https://www2.hs-fulda.de/~grams/hoppla/wordpress/?p=2189

„So gesehen ist Mathematik Relativismus in Reinstform. Sie ist geradezu das Gegenteil von Wahrheitssuche im großen Maßstab. In ihr geht es nicht um die Erkenntnis des Wesens dieser Welt, nicht um das Absolute.“

Das kann die Mathematik ja auch nie finden, weil die Welt eben nicht nach einfachen Regeln alleine funktioniert.

Und doch muss die Welt und unsere Psyche irgendwie definitiv funktionieren. Offenbar manchmal nach mathematisch fassbaren Regeln, aber eben nur in manchen Bereichen. Und dann gibt es noch ganz viele mathematische Konstrukte, die auch interessant oder sogar schön sind, die in der Welt aber nirgendwo auftreten.

Was, wenn die Wirklichkeit auch mit sowas wie Algorithmen arbeitet? Die dann irgendwo in Geisteswelten übergehen, woran unser Innenleben ganz direkt beteiligt sind. Mit einem solchen Panpsychismus gäbe es eine direkte Verbindung zwischen unserem inneren Selbst und der äußeren Physis.

Pluralismus wäre entsprechend in der Welt fest eingebaut, und doch würde eine gemeinsame Geistesbasis im Leben ganz wesentlich sein. Mit oder ohne Dualisten, die können an der Wirklichkeit selbst nichts drehen, auch wenn sie von morgens bis abends Bullshit produzieren.

Wenn wir in der Informatik Algorithmen verwenden, dann können wir über reine Mathematik weit hinausgehen, und ganz neue Welten aufbauen. Was, wenn die Wirklichkeit das auch so macht? Warum soll sich die Wirklichkeit das Leben schwerer machen, als es ist, und alles in mathematisch astreiner Form implementieren, wenn sie eben auch algorithmisch arbeiten kann.



Kommentar vom 13.08.2022 14:46
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73332

@fauv 13.08. 14:23

„Die Nachteile, die Programmierer sprechen von der“ Hölle der dll“, denn da fehlerfrei zu bleiben, das ist eine Kunst.“

Apple funktioniert besser, ist aber teuer. Linux kann nicht alles, aber was es kann, das läuft auch. Nicht nur kostenlos, sondern auch ressourcensparsam. Ich habe ein älteres Windows, das darf aber per deaktivierter Netzwerkkarte nicht ins Netz, also muss ich auch keine Updates machen. Ins Netz gehe ich mit festinstalliertem Linux auf einem älteren Rechner, auf dem ein neues Windows gar nicht laufen würde, oder einfach per Linux-Life-System. Dann hinterlasse ich auch noch weniger Spuren beim Surfen im Netz.



Kommentar vom 13.08.2022 13:38
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73330

@fauv 13.08. 10:28

„Bill Gates als Spinner zu bezeichnen, das ist falsch, in 50 Jahren wird man ihm ein Denkmal setzen.“

Ich denke mal eher, dass der Herr Gates den absoluten Weltrekord beim Kundennerven hält, der mindestens noch 100 Jahre halten wird. Sein Windows ist absichtlich fehlerhaft, macht sich mit eigentlich entbehrlichen Updates immer fetter, dass man inzwischen sogar Rechner dafür braucht, die 5 mal schneller sind und 5 mal mehr Speicherplatz brauchen als eigentlich nötig. Hier ist ein Deal mit den Computerherstellern erkennbar.

Mit der Nebenwirkung einer ständigen Belästigung von Milliarden Nutzern über inzwischen Jahrzehnte. Wenn der mal in die Hölle kommt, dann muss er 100.000.000 Jahre lang am Rechner sitzen, Updates machen und ständig neu installieren und neue Rechner beschaffen und einrichten.

Entsprechend wird er ein Denkmal für den größten und miesesten Zeiträuber aller Zeiten bekommen.



Kommentar vom 13.08.2022 00:33
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73301

@Mussi 12.08. 18:25

„Gesichert ist im jetzigen System der Gau.“

Dass die derzeitige Wirtschaftsweise irgendwann mit einer Fahrt gegen die Wand endet, hab ich nun schon öfter gehört.

Fehlen tun m.E. aber womöglich einfach nur Vermögenssteuern. Wenn der Weg in eine wachstumsfreie Wirtschaft von Menschen ausgeht, die weniger konsumieren und dafür auch weniger arbeiten wollen, dann stört das den Arbeitsmarkt zunächst mal nicht. Nur kann dann auch das Kapital nicht mehr wachsen. Zunächst kann man die Leitzinsen auf Null reduzieren, was schon mal hilfreich ist.

Wenn das aber nicht reicht, könnte man die Leitzinsen auf unter Null senken, was dann aber Komplikationen machen kann. Dann würden die Anleger ausweichen, und in Immobilien, Aktien und Rohstoffe investieren oder ihr Geld notfalls zuhause im eigenen Safe aufbewahren.

Was hier helfen würde, das wären eben Vermögenssteuern von vielleicht einem Prozent jährlich, auf jede Art von Vermögen. Das dann mindestens europaweit, noch viel besser aber weltweit, dann kann sich dem niemand entziehen.

So kann ich mir jedenfalls eine Weltwirtschaft nach marktwirtschaftlichen Standards vorstellen, die sehr wenig wächst, gar nicht wächst und sogar schrumpfen kann.

Für den Antrieb einer weltweiten Wirtschaftsschrumpfung käme eine verbreitete Konsum- und Arbeitsmüdigkeit vieler Menschen in Frage, aber auch eine Schrumpfung der Weltbevölkerung, wovon wir ja so weit gar nicht mehr entfernt sind.

Unabhängig davon können wir in Deutschland gerne schon mal anfangen, überflüssigen Konsum sein zu lassen, und stattdessen lieber weniger zu arbeiten. Die Weltwirtschaft kann derweil weiter wachsen, wir haben ja nun auch einen chronischen Außenhandelsüberschuss, den wir gar nicht brauchen.

Ein gewisse Reduzierung der Globalisierung bringt ja auch gerade der Ukrainekrieg mit sich, und dies könnte sich mit gravierenden Spannungen zwischen der USA und China noch gewaltig ausweiten. Das wäre eine unfreiwillige Konsumreduktion, und beträfe gerade die, die noch am wenigsten verschwenderisch leben.

Eine freiwillige Reduktion des Konsums, die von den Menschen selber ausgeht, wäre mir da lieber. Globalisierung kontrolliert abbauen kann sehr sinnvoll sein. Wir können die Menschen in den noch armen Ländern gerne unterstützen, dass sie in der Lage sind, immer mehr selber zu erarbeiten. Mit China hat das ja auch funktioniert.

Und wir selbst brauchen auch kein Exportweltmeister sein, und die ganze Welt mit Premiumfahrzeugen beglücken. Spätestens mit einer erfolgreichen Energiewende wären wir von Außenhandel im derzeitigen Ausmaß nicht mehr abhängig.

Wenn sich die Kapitalisten noch damit abfinden, dass es eben dann nun nicht mehr ständig mehr zu besitzen gibt, dann wäre der Gau vermieden.



Kommentar vom 12.08.2022 16:49
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73283

@Stephan 12.08. 15:08

„Meistens fangen Leute erst nach einem Crash, Burn-Out, Unfall, schwerer Krankheit oder anderem Einschnitt ins Leben an, über den Sinn von dem allen nachzudenken.“

Genau hier kommt ja auch der Faktor Zeit ins Spiel. Die braucht man schon, um sich mit sich selbst und mit einem Blick über den Tellerrand auseinander zu setzen. Stress schon in der Schule konkurriert denn auch mit Nachdenken über den Sinn und Unsinn kommerzieller Orientierung. Wer hier nicht recht mitleistet, mag schon etwas bewusster sein. Wer intelligenter ist, und einfach deswegen mehr Zeit hat, hat entsprechend noch Potential jenseits des Schulstoffs Erkenntnisse zu sammeln.

Wobei man als Schüler durchaus Ärger bekommen kann, wenn man seine Intelligenz nicht in maximale Schulleistung investiert, sondern mit mittleren Noten zufrieden ist und stattdessen sich noch anderweitigen Interessen widmet.

„…es ist doch so, dass unsere Gesellschaft aufs Funktionieren und auf Produktivität abzielt.“

Hier sind einerseits die Schulen angehalten, den Leistungsgedanken hoch zu halten, und gleichzeitig arbeitet man dennoch an sozialer Stabilität. Will heißen, wer die falschen Eltern hat, der muss schon hochintelligent sein, wenn er das Abi schaffen will.

Andererseits ist hier Harz4 hilfreich, die Menschen auch in eigentlich unzumutbare Arbeitsverhältnisse zu treiben.

Aber ansonsten, wer ist die Gesellschaft? Wenn viele Menschen den Leistungsgedanken nicht mittragen, dann ist das Realität. Die zunächst von den Medien aufgegriffen werden kann, und die letztlich sogar einen Weg in die Politik finden kann. Mit FFF etwa wird hier durchaus reflektiert, was wirklich ansteht, und dass übermäßiges Wirtschaften auch die Umwelt belastet und die Zukunft kosten kann.



Kommentar vom 12.08.2022 14:37
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73276

@Stephan 12.08. 11:11

„Leute, die nie tiefgründig über den Sinn ihres Lebens nachgedacht haben, lassen sich natürlich von diesen sozialen Faktoren steuern (Geld, Ansehen & Macht).“

Womöglich weil ihnen schon in Schulzeiten vor lauter Stress die Zeit zum Nachdenken fehlt?

Wenn man einen einigermaßen gut bezahlten Job hat, dann hat man tatsächlich meistens die Wahl, auch nur eine halbe Stelle zu arbeiten. Wenn man denn Lust hat, sich nichtkommerziell im Leben zu bewegen. Und genug Selbstständigkeit aufbringt, sich selbst zu organisieren.

Besonders ärgerlich ist es, wenn man sich schon zu Schulzeiten nur mäßig leistungsmäßig engagiert, weil man schon sowieso an der allgemeinen sinnlosen Leistung wenig Interesse hat. Dann landet man heutzutage schnell im Niedriglohnsektor, und hat entsprechend so wenig Verdienst, dass man selbst Vollzeit arbeiten muss, wenn man konsummäßig nur das Existenzminimum sucht.

Überhaupt kommt hier zum Tragen, dass die Leute, die so richtig am Verschwenden sind, andere so auszubeuten wissen, dass sie nur wenig für sich und umso mehr nur für ihren Arbeitgeber arbeiten. Und dass die dann für den sinnlosen Konsum ihres Arbeitgebers arbeiten müssen, auch wenn sie selbst durchaus vernünftig mit ihrem eigenem Konsum umgehen.

Wohl dem, der es schafft, eine wirklich sinnvolle und interessante Arbeit zu finden, die er so skalieren kann, dass es auch nicht in Stress ausartet. So arbeiten, dass man gar nicht merkt, dass man arbeitet, und so Urlaub zu machen, dass es eine Bereicherung ist, von der man Jahre zehren kann, ist überaus empfehlenswert. Würde ich sagen.

Die Leistungsgesellschaft hat sicher auch ihre positiven Seiten. In anderen Ländern, wo neben ausufernder Korruption nicht viel läuft, lebt es sich keinesfalls besser. Sich auch mal anstrengen ist belebend, sich ständig zu verausgaben, macht aber am Ende noch krank. Hier droht nicht nur Burnout, hier kann man sich alle möglichen Krankheiten einfangen. Viele gehen schon in den 50ern in Frührente, weil nichts mehr geht. Die Arbeitgeber, die das eigentlich zu verantworten haben, beteiligen sich nicht an den Kosten, und stellen einfach neue Leute ein.



Kommentar vom 11.08.2022 15:26
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73211

@Stephan 11.08. 08:57

„...sondern die große Kunst ist, aus seinen Möglichkeiten das Beste zu machen, etwas Sinnvolles.“

Gute Idee. Geld braucht man eigentlich nur in einer bestimmten Menge, und Sinnvolles gibt es auch jede Menge, das mit Umsatz nichts zu tun hat. Wobei nicht nur Geldverdienen Sinn macht, auch was man an seiner Arbeitskraft verkauft, kann für den Kunden ziemlich sinnvoll sein.

Man hat aber deutlich mehr Möglichkeiten Sinnvolles zu tun, wenn eben Geld nicht primär die Hauptrolle spielt. Das betrifft zunächst alles, das irgendwie produktiv ist.

Im Bereich reiner Erkenntnis macht es schon Sinn und Freude, nur der reinen Neugier zu folgen, auch wenn sich das überhaupt nicht anwenden lässt. Zum Teil macht das auch der Wissenschaftler, und bekommt das sogar bezahlt. Aber im Prinzip sind die meisten Menschen einfach wissbegierig und auch als ehrenamtliche Privatforscher gerne mal tätig.

Man liest, man recherchiert, macht sich Gedanken und tauscht sich aus. Selbst ein Besuch im Park oder ein Urlaubsreise ist eigentlich eine Aktion, um frische Erfahrung zu sammeln.

Ein Übermaß an kommerzieller Tätigkeit steht so der freien Zeit der Menschen im Weg. Verschwendung im Konsum kostet entsprechend auch, und hat damit die Nebenwirkung, zum Zeiträuber zu werden. Die Zeit, die man hat, ist begrenzt, und will auch gut im Sinne eines wirklichen Lebens als Erkenntniswesen genutzt werden.

Man muss sich auch nur begrenzt austauschen. Manches behält man einfach für sich, nimmt es als das eigenen Leben, das auch konkret ist, wenn es für sich bleibt.



Kommentar vom 10.08.2022 00:10
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73150

@Stephan 09.08. 18:05

„Niemand spricht hier von Zwangsprostitution; und auch niemand vertritt hier ein “Recht auf Sex”.“

Angebote wie bei OnlyFans scheinen mir vollkommen unproblematisch. Niemand wird hier gezwungen, und auch nicht finanziell ausgebeutet. Auch gegen eine Prostitution, die freiwillig ist, und wo die Frauen gut verdienen, die sehe ich weniger als Problem. So weit wie ich das gehört habe, ist das aber die Ausnahme. Dass man im Einzelfall kaum die Freiwillige von der Zwangsprostitution unterscheiden kann, das bringt mich eben auf die Idee, einfach die Freier zu kriminalisieren, damit das mal aufhört mit dem Menschenhandel.

Und OK, wenn das nicht viel bringt, dann macht dies auch nicht viel Sinn.

Ich käme auch nicht auf die Idee, Prostituierte moralisch zu verurteilen, und auch die Freier nicht unbedingt, wenn die eben keine anderweitigen Chancen auf Sex haben. Was mich eben wirklich stört, dass ist, wenn die Damen am Tag 20 Freier abfertigen müssen, kaum Geld dafür bekommen und auch keine realistische Möglichkeit haben, ihren Job zu kündigen.

Ich kenne auch Frauen, die in ihrer Jugend auch mal vereinzelt anschaffen gegangen sind, wenn das Geld nicht reichte. Das kann recht eklig werden, aber wenn das Ausmaß im Rahmen bleibt, und das Geld stimmt, dann gehts ja noch.



Kommentar vom 09.08.2022 16:51
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73132

@Stephan 08.08. 17:57

„Gerade auch zum Menschenhandel, der an erster Stelle unterbunden werden soll, gibt es dort steigende Zahlen.“

Ich hätte jetzt gedacht, das Prostitution relevant zurückgeht, wenn man die Freier bestraft. Wenn dem nicht so ist, dann hilft das freilich offenbar auch nichts und das kann man sich dann sparen. Die Legalisierung hat in Deutschland aber durchaus den Markt ausgeweitet, inclusive einem regen Sextourismus. Wie das jetzt zusammen passt, ist mir ein Rätsel.

„...wie Menschen, die auf dem “freien Markt” keine realistische Chance auf das Finden von Sexualpartnern haben (einschließlich chronisch Kranken und Behinderten), in so einer Gesellschaft legal ihre sexuellen Bedürfnisse erfüllen können?“

Dann eben nicht. Ein Recht auf Sex kann ich nicht wirklich sehen. Wenn ich mir den Arbeitsalltag einer Zwangsprostituierten vorstelle, dann scheint mir das doch durchaus eine fortgesetzte Vergewaltigung zu sein. Ich käme jedenfalls nicht auf die Idee, solche Angebote zu nutzen. Als Freier sieht man nicht unbedingt, welche Härte das für die Damen bedeutet, natürlich müssen die Damen so tun, als wären sie an Sex durchaus interessiert. Das gehört zum Geschäft dazu.



Kommentar vom 09.08.2022 12:36
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73116

@Stephan 08.08. 17:57

„Vielleicht wird jetzt klarer, was ich mit struktureller Lösung meinte, einschließlich der Ursprungsländer.“

Das können die Menschen da sowieso gut gebrauchen, keine Frage. Ich denke aber nicht, dass wir den Prostituierten irgendeinen Gefallen tun, wenn sie die Möglichkeit haben, bei uns anschaffen zu gehen. Die meisten werden zur Prostitution gezwungen, und würden gerne wieder nach hause fahren, auch wenn da nur schlechte Verdienstmöglichkeiten vorhanden sind. Noch lieber wäre den meisten vermutlich ein guter Job hier.

„...stecke mehr Menschen (Männer) ins Gefängnis, wenn du denkst, dass das die Welt besser macht.“

Wenn wir die Freier bestrafen, dann bricht insgesamt der Umsatz ein, und den Zuhältern bleibt gar nichts anderes übrig, als einen Großteil ihrer Mitarbeiter zu entlassen. Die brauchen dann keine neue Identität, die können einfach nach hause fahren. Ich fände schon, dass es das wert wäre.

@Holzherr 08.08. 17:22

„Nein, die Reallöhne in Deutschland bliebe; zwischen 1992 und 2012 ungefähr konstant und siegen seither wieder…“

Ungefähr konstant im Durchschnitt heißt dennoch, dass viele Hochqualifizierte ein deutliches Plus hatten, während eben der Niedriglohnsektor zunahm, und die unteren Bereiche mit eher weniger Reallohn auskommen mussten.

In der Tat scheint sich aktuell aber die Lage zu bessern.



Kommentar vom 08.08.2022 17:24
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73078

@Stefan 08.08. 16:31

"...die verschiedene Modelle verglichen hat und auf jeden Fall eine Dekriminalisierung empfiehlt."

Auf keinen Fall würde ich hier die Prostituierten kriminalisieren, diese sind ja schließlich nicht nur die Opfer, sie sind auch die einzigen Opfer. Die Freier müssen in die Verantwortung. Die Zuhälter sowieso.

"...doch darüber, was mit den Betroffenen passierte, hört man komischerweise nichts mehr."

Natürlich müsste man den Prostituierten eine Verdienstmöglichkeit beschaffen, aber zunächst mal muss man sie dem Zugriff der Zuhälter entziehen. Notfalls muss man denen auch eine neue Identität beschaffen.

Man kann das Problem kaum ganz aus der Welt schaffen, aber erheblich reduzieren und auch teuer machen kann man das Problem sicherlich. Wenn die Freier bei einer Razzia empfindliche Gefängnisstrafen erwarten müssen, dann wird das abschreckend sein und den Umsatz und damit das Problem relevant reduzieren.



Kommentar vom 08.08.2022 16:51
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73074

@Stefan 08.08. 15:23

"Die Verbesserung der sozialen Fürsorge war nach dem Zweiten Weltkrieg eine Idee der Westmächte (spontan kommt da in mir der Name Winston Churchill auf), um eine erneute Radikalisierung der Deutschen zu verhindern."

Ich würde es nochmal anders sehen. Wir waren im Kalten Krieg in einer ziemlich relevanten Systemkonkurrenz, dass die Kapitalisten selbst ein Interesse daran hatten, dass es auch den kleinen Leuten bei uns besser geht als den Menschen unterm Sozialismus. Entsprechend waren auch die Arbeitgeber in Verhandlungen mit den Gewerkschaften öfter recht spendabel.

Gegen Ende des Kalten Krieges, schon vor 1990, merkte man, dass man diese Ausseinandersetzung gewonnen hat, die Systemkonkurrenz viel dann weg. Zunächst zu beobachten in auf einmal ungewohnt aggressivem Verhalten der Arbeitgeber bei Tarifverhandlungen, danach folgte dann auch die Politik. Nach Thatcher in England gab es bei uns dann Harz4.

Und seit dem sinken verbreitet die Reallöhne. Und damit kommt auch ein gewisser Frust auf, der sich auch rechtsradikal ausprägen kann. Noch ist die Demokratie nicht akut in Gefahr. Wie die Kapitalisten dazu stehen, ob die überhaupt noch ein Interesse an der Demokratie haben, wäre eine spannende Frage. Man hatte ja seinerzeit begründete Angst vor Sozialismus, der ja nun auch mit Enteignung der Kapitalisten einhergeht.

Kann man hier nur hoffen, dass es mit China zu einer neuen Systemkonkurrenz kommt?



Kommentar vom 08.08.2022 15:51
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73068

@Legalisierte Prostitution

Die legalisierte Prostitution ging ja wohl voll nach hinten los. Das hält eben die Zuhälter nicht auf, ihre Huren zur Arbeit zu zwingen. Die sind durch die Legalisierung nicht geläuterte ehrenwerte Arbeitgeber geworden, sondern durch und durch kriminell wie immer.

Nur ist es inzwischen noch viel schwieriger geworden, Frauen vor Zwangsprostitution zu schützen. Umso mehr Prostituierte sind bei sinkenden Preisen in Deutschland tätig, und neben den Prostituierten selbst kommen inzwischen auch die Freier aus ganz Europa.

Soweit mir das bekannt ist, arbeiten nach wie vor nur ein paar Prozent der Prostituierten freiwillig und für einen guten Lohn. Und es dürfte klar sein, dass die Betroffenen reichlich seelischen Schaden davontragen. Das gibts bei anderen prekären Arbeitsverhältnissen auch, ist aber eben gerade kein Argument.

Das Einzige was hier hilft, ist die Strafbarkeit der Freier selbst. Prostitution ist als fortgesetzte Vergewaltigung zu werten und sollte entsprechend mit Strafe bedroht werden.



Kommentar vom 08.08.2022 15:07
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/nackt-im-internet-objektivierung-menschenbild-und-menschenwuerde/#comment-73065

@Mona 08.08.22 13:14

"Wer sich mal etwas genauer mit sog. prekären Arbeitsverhältnissen befasst, der wird feststellen, dass dort Überstunden und Arbeiten auf Abruf sowie dauernde Erreichbarkeit an der Tagesordnung sind."

Der Druck durch Harz4 hat ja nun zu einem Niedriglohnsektor geführt. Neben denen, die nur wenig qualifizierte Arbeit leisten können, sammeln sich dort auch viele, die durchaus qualifiziert sind, aber eben dennoch in ihrem Beruf nichts mehr finden. Dazu kommen noch die vielen Migranten, die solange sie noch nicht richtig Deutsch können, im Niedriglohnsektor bleiben, auch wenn sie durchaus qualifiziert sind.

Entsprechend entwickelt der Niedriglohnsektor üble Arbeitsbedingungen, weil natürlich die Arbeitgeber dies ausnützen. Was soll man da machen, wenn bei weniger Druck sich die Arbeitsverhältnisse für ziemlich Viele verbessern können, muss man eben auch mit einigen rechnen, die gar keine Lust zum Arbeiten haben. Das sind aber ziemlich wenige, während mindestens 10 mal mehr Menschen dann eben unter der übermäßigen Konkurrenz leiden müssen.

Die Rechnung geht auch für die Staatskasse überhaupt nicht auf. Die paar Arbeitsscheue, die dann mehr kosten sind viel billiger als die vielen, die noch aufstocken müssen, weil der Lohn so niedrig ist.

Und in Ländern wie den USA, wo der Druck noch viel extremer ist, da kommen noch ausufernde Kosten für die vielen Gefängnisse dazu. Sozialhilfe zu bezahlen kann wesentlich günstiger sein, als wenn den Menschen nichts anderes übrig bleibt, ihr Geld dann eben kriminell zu erwerben.



Kommentar vom 08.08.2022 01:03
https://scilogs.spektrum.de/beobachtungen-der-wissenschaft/zur-langen-ignoranz-der-politiker-und-oekonomen-was-uns-zu-einer-tieferen-klimakrise-fuehrte-als-moeglich-gewesen-waere/

@Hauptartikel

"So sind nach Keen Ökonomen in der Klimakrise Teil des Problems."

Aus gleich mehreren Gründen. Einmal denken Ökomen nicht auf 30 Jahre oder mehr. Dann geht es in der Ökonomie immer um den Profit von Menschen, und hier insbesondere nicht um den Profit aller Menschen, sondern nur einer kleinen Auswahl, meistens der Arbeitgeber und anderweitig Vermögenden des eigenen Landes.

Weder die Natur noch die nachfolgenden Generationen haben hier einen Stellenwert, und arme Menschen oder andere Länder meistens auch keinen.

"...sollen wir den Klimawandel wie einen herannahenden Meteoriten behandeln, nicht wie die Neoklassiker der Wirtschaft sagen wie einen nahenden Urlaub im Mittelmeer."

Ich fürchte, wie groß die Gefahr wirklich ist, wissen auch die Klimawissenschaftler nicht. Die Spanne für eine Verdoppelung der Treibhausgase liegen leider immer noch zwischen 1.5° und 4.5°. Die nichtlinearen Rückkoppelungseffekte entziehen sich offenbar auch den modernsten Klimamodellen. Da kann man Angst bekommen, aber auch Hoffen. Werden es der untere Wert von 1.5°, dann haben wir mit dem aktuell erreichtem Wert von knapp 1.2° schon das meiste längst erreicht.

Dann ist es in der Tat nicht mehr als eine Verschiebung der Klimazonen, im konkretem Fall von Deutschland eine Verschiebung von ein paar hundert Kilometer in Richtung mediterranem Klima. Und das ist schon ein dickes Problem. Nicht nur in Deutschland, in fast ganz Europa hat sich in den letzten 5 Jahren eine ordentliche Bodentrockenheit angesammelt. Sowohl die Förster als auch die Landwirte müssen gucken, wie sie unter den aktuellen Bedingungen noch arbeiten können. Unterm Strich dürften sich hier durchaus geringere Erträge nicht vermeiden lassen.

Das ist in der Tat aber eben nur das Minimum der möglichen Katastrophe. Bei 4.5° am anderen Ende werden die Ausmaße so drastisch sein, dass man sich das so einfach gar nicht mehr vorstellen kann. Mitteleuropäische Temperaturen wird man dann in Nordskandinavien haben, und hier wird es heißer sein als heute in Südspanien. Und wo es noch wie viel dabei regnet, und wo noch welche Landwirtschaft möglich ist, das weis schon gar keiner mehr.

Hier kann man dann nur froh sein, dass die europäische Bevölkerung bis dahin weiter zurückgeht, ohne dass es gelingt, den Kindermangel weiter durch Migranten auszugleichen. Das steigert dann die Möglichkeiten, noch genug zu essen zu haben. Wie es der Natur dabei geht, ist nicht ganz klar, aber vermutlich vergleichbar. Hier ergeben sich dann weltweit ganz neue Klimazonen, für die es gar kein aktuelles Beispiel für gibt. Es werden flächendeckend Habitate entstehen, für die es gar keine erprobten Ökosteme gibt, da werden sich verbreitet provisorische Vegetationen und Tierwelten bilden, dessen Eigenschaften sich auf Jahrtausende und länger erst entwickeln müssen.

Die Ökonomie wird hier am Ende dann aber doch noch mal interessant. Wenn wir technisch und wirtschaftlich gut unterwegs sein werden, und alle Menschen auf der Welt in die Lage versetzt werden, entsprechend der technischen Möglichkeiten ihren Beitrag zum eigenen Wohlstand zu leisten, dann wird man auf jeden Fall noch so ziemlich überall wohnen und arbeiten können.

Entsprechende Architektur inclusive hinreichender Klimaanlagen sind technisch möglich, und es ist hier tatsächlich nur eine Frage der Ökonomie, ob die existierenden Möglichkeiten auch genutzt werden. Und was die Ernährung betrifft, da gibt es ja noch die Idee von den Bakterienkulturen, die mit grünem Wasserstoff gefüttert werden. Sollte das gut und günstig werden, dann kann man in jeder beliebigen Klimwandelwüste so viel Nahrungmittel produzieren, wie es gefällt. Sonne und Wind werden uns nun mal erhalten bleiben, und damit wäre die energetische Grundlage jeder Wirtschaft ja vorhanden.

@Holzherr 03.08. 22:57

"Da die Deutschen AKWs aber ausschliessen, kann das nur bedeuten, dass sie AKWs für gefährlicher halten als den Klimawandel."

Neubauten von AKWs sind nicht kostengünstiger als Windränder und PV-Module, und konkurrieren um die selben finanziellen Mittel. Und AKWs sind auch nicht wirklich regelbar, brauchen also auch eine Ergänzung durch Backupkraftwerke bzw. erzeugen über wesentliche Strecken genauso Überschussstrom wie die regenerativen Möglichkeiten. Immerhin aber zu anderen Zeiten, eine gewisse Ergänzung ist also tatsächlich gegeben. Wenn Frankreich weiter so auf Atomkraft setzt, dann ist das meine ich eine gute Ergänzung, wenn wir uns das ganz schenken. Wir können uns dann ja gut austauschen.



Kommentar vom 06.08.2022 00:23
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/vortrag-gegen-digitale-verrohung-im-gedenken-an-luisa-maria-kellermayr/#comment-124333

@Michael 05.08. 20:53

„Das Internet wäre dann nicht nur Kanal und auch nicht nur Werkzeug – sondern immer auch potentiell eine Waffe…“

Text, Bilder und Kunst ganz allgemein sind zwar waffenähnlich einsetzbar, sind aber eben gerade keine Gewalt im engeren Sinne. Und werden entsprechend auch erst in recht speziellen Fällen strafrechtlich relevant. Morddrohungen oder einfach nur Beleidigungen etwa gehören dazu.

In weniger demokratischen Systemen wird auch einfache Argumentation kriminalisiert. Immerhin das brauchen wir denn wohl nicht.

Auch nichtdigitales Mobbing ist auch öfter schwierig vor einen Richter zu bekommen.

Was natürlich im Internet neu ist, sind die Möglichkeiten anonym aktiv zu werden, ohne dass die Polizei hier aktiv wird bzw. überhaupt in der Lage wäre, entsprechende Drohungen und Beleidigungen zu verfolgen. Das scheint mir das zu sein, das hier neu ist, und auch ein Problem.

Auf Facebook und Zwitter mag ich entsprechend auch nicht aktiv zu werden. Die Betreiberfirmen sind mir schlichtweg schon nicht koscher. Ich bevorzuge also in der konkreten Kommunikation simple Emails und sonst eben eigene und anderer Webseiten. Hier auf Scilogs wird entsprechend auch so moderiert, dass sich eben kein krimineller Wildwuchs entwickelt. Um so was müssen sich die Betreiber kümmern. Tun die das nicht, dann benutze ich die entsprechenden Plattformen schlichtweg nicht.

Öfter mal auf Widerstand zu stoßen belebt hingegen durchaus die Diskussion. Und auch Unsinn kann man einerseits als Herausforderung betrachten, und anderseits auch als Ansatzpunkt nehmen, Dinge mal richtig zu stellen.

Das Problem mit Verschwörungsmythen ist eigentlich nur akut, wenn geballter Unfug in einer Menge verbreitet wird, dass man mit einer Gegenargumentation nicht mehr hinterher kommt.



Kommentar vom 04.08.2022 00:56
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/alkohol-praevention-oder-gesundheitswahn/#comment-72805

@Stress

Vielleicht wird ja gerade zu wenig geraucht und getrunken?

Die Verlockungen sind aber auch größer. Man kann mit seinem Geld viel mehr interessante Sachen kaufen, dass motiviert wiederum mehr zu arbeiten. Aber auch kann man sich wesentlich vielfältiger im Internet informieren und auch austauschen, so wie wir das hier gerade machen.

Mehr Reize, mehr Wissen, mehr eigene Beteiligung treibt an. Diese Entwicklung läuft seit den 60ern des letzten Jahrhunderts, und der Kindermangel, der daraus auch entsteht, der nimmt eher immer noch weiter zu. Nun gut, hat auch sein Gutes, so ist mehr Platz auf der Welt pro Einwohner.

Weniger kaufen und weniger arbeiten und Geld verdienen steht vielen frei. Dann haben wir auch wieder Luft für Action im Sinne was uns wirklich interessiert, und irgendwann auch wieder Zeit für Kinder. Eine durchgreifende Reduzierung allgemeiner kommerzieller Aktivität löst noch ein paar Probleme mehr. Umwelt, Klima und Ressourcen werden geschont, und Motivationen, Kriege anzuzetteln um eigene Geschäfte zu fördern, die würden noch weiter an Sinn verlieren.



Kommentar vom 03.08.2022 18:14
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/alkohol-praevention-oder-gesundheitswahn/#comment-72782

@fauv 03.08. 09:56

„Auf höherer sozialer Ebene finden wir die Zusammenarbeit in höherem Ausmaß als die Rivalität. Sonst gäbe es keine Gemeinschaften, keine Staaten.“

Naja, die Geschichte des Staatswesens ist nun eher mit ausufernder Ausbeutung durchsetzt. Was sich militärisch durchgesetzt hat, hat sich ausgebreitet. Nicht unbedingt, was für eine gute Gemeinschaft gesorgt hat. Obwohl dies auch miteinander einher gehen kann. Entsprechend macht die Qualität der verschiedenen Staatswesen auf der Welt auch durchaus immer wieder mal Fortschritte.

„In der Wirtschaft finden wir auch Zusammenarbeit und Rivalität gleichzeitig.“

Offenbar brauchen wir beides in Maßen. Und auch in einer gewissen Selbstverantwortung. Wenn das aggressivste Schwein den Vorstandsposten bekommt, ist das ungut. Und wenn der größte Idiot an die Macht kommt, weil er so schön auf Parteilinie ist, dann taugt das auch nichts.

Die Art der Organisation ist auch noch mal relevant. Ehemalige Monopolisten können immer noch gut Kartelle bilden. Viele kleine selbstständige Firmen stehen für eine gute Konkurrenz, die aber auch mal ruinös werden kann. Wohnungsbaugenossenschaften können auch sehr gute Arbeit machen, die Gewinne werden in Neubauten investiert. Krankenhäuser als GmbH können zu unnötigen Operationen neigen. Demokratien können die Regierung auswechseln, ohne dass es zu Schießereien kommt. Gewerkschaften können die Konkurrenz unter den Arbeitnehmern entschärfen, dass hinterher alle weniger arbeiten müssen und trotzdem besser verdienen können.



Kommentar vom 03.08.2022 00:54
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/der-ueberteure-strom/#comment-27022

@Thomas Regier 02.08. 22:31

„Das Prinzip von Merit Order findet sich in fast jedem Markt…“

In der Tat. Das funktioniert aber ganz anders, wenn sich Kartelle bilden, die eben günstige Angebote koordiniert reduzieren, um dann eben doch möglichst lange ein paar Gaskraftwerke ans Netz zu zwingen. Wenn die alten Monopolisten alle beides haben, also billige Kohlekraftwerke und auch Gaskraftwerke am Netz, dann ist allen Konzernen gut gedient, wenn alle mitmachen. Ich weis wirklich nicht, ob die das aktuell machen, aber so könnte es jedenfalls funktionieren. Marktwirtschaft und Monopolkapitalismus sind eben zwei ganz verschiedene Sachen.

Auch hat der Kunde nicht den aktuellen Marktpreis zu zahlen, abgerechnet wird dann ein Durchschnittspreis. So kann man eben nicht zeitnah reagieren, wenn der Strom zwischendurch auf über 50 ct steigt. Leider braucht es hierfür neue Stromzähler, die man nicht in ein paar Monaten überall installieren kann.

Aber dann kann man nicht nur akut sparen, so kann auch der Verbraucher mit dafür sorgen, dass eben öfter dann gar keine Gaskraftwerke mehr gebraucht werden. Und wenn z.B. in Norddeutschland richtig viel Wind weht, dann können viele ihre bald megateure Gasheizung vorübergehen ausschalten, und stattdessen mit elektrischen Heizlüftern heizen. Wenn Gas über 20 ct/Kwh kostet und Strom zeitweilig unter 15 ct/Kwh, dann kann es sich lohnen, sich solche Umstände zu machen.

„Toll fände ich aber einen Vorschlag, für ein besseres Preisfindungsverfahren.“

Die Idee mit den Übergewinnsteuern ist doch schon super. Mit den Einnahmen kann man dann die Haushalte pauschal unterstützen. So bleibt der Strompreis hoch, dass jeder motiviert ist, Strom zu sparen, und es mag auch beflügeln, mehr Windräder und PV-Module aufzustellen. Und doch bekommen wir einen Teil der übermäßigen Kosten zurück, und die Konzerne verdienen sich nicht dumm und dämlich während wir frieren müssen.



Kommentar vom 01.08.2022 15:37
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/alkohol-praevention-oder-gesundheitswahn/#comment-72609

@Hauptartikel

"Die genannte Zahl setzt sich aus direkten (vor allem Krankheitsbehandlung) und indirekten (vor allem Verdienstausfälle) Kosten zusammen. Erstere sollen 16,6 Milliarden, letztere 40,4 Milliarden betragen."

Was wohl nicht einfach zu bewerten ist. Wer wegen alkoholbedigten Krankheiten behandelt wird, der hätte ansonsten ein paar Jahre später eine andere Krankheit, die nicht unbedingt billiger wäre. Überhaupt geben die Krankenkassen einen großen Teil ihrer Mittel zum Lebensende hin aus. Von daher ist es wohl eher kostenentscheidend, ob man eine schnellen Abgang oder ein langsames Siechtum hinlegt.

Was den Verdienstsausfall angeht, so müssen wir uns ja nicht der Arbeitgeberposition anschließen. Die mögen natürlich viele leistungsfähige potentielle Mitarbeiter, die sie sich am liebsten aus einem reichhaltigen Angebot aussuchen. Insgesamt wird aber eher reichlich verschwendet, und in der Folge auch zu viel gearbeitet, dass dieses sogar als eines der Hauptprobleme unserer aktuellen Kultur betrachtet werden kann. Neben ökologischen Nebenwirkungen kann hier auch der seit Jahrzehnten grassierende Kindermangel einer übermäßigen Orientierung auf Erwerbsarbeit zugeordnet werden.

Nebenbei sind es wohl eher die wirklich Alkoholsüchtigen, die den Großteil der angesprochenen Schäden abgekommen. Und wenn die früher versterben, dann sparen auch die Rentenkassen Einiges ein.

Insgesamt scheint mir, haben wir kein wirkliches Finanzproblem mit unserem Alkoholkonsum.



Kommentar vom 01.08.2022 13:45
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/der-ueberteure-strom/#comment-27016

@Realo 01.08. 10:37

"In Syrien, Weißrussland und besonders in der Ukraine, hat Putin die „Stopptafeln“ aufgestellt, die „Destabilisierungspolitik“ des Westen beendet und den „Spieß umgedreht“. Mit den Sanktionen destabilisiert sich der Westen selbst."

Frieren für den Sieg? So wie die Lage derzeit aussieht, reichen unsere Waffenlieferungen, um Russland in der Ukraine aufzuhalten. Da erscheinen mir die Sanktionen irgendwie doppelt gemoppelt. Klar kann sich mit den ÖL- und Gaseinnahmen Russland einiges an Waffen zusätzlich beschaffen. Aber wir haben immer noch 10 mal mehr Geld, und wollen ja längst schon dieses Geld nutzen, um aufzurüsten. Optimalerweise so viel Aufrüstung, dass wir auch ohne die USA in der Nato immer noch genug haben, um vor russischen Angriffen auf Natogebiet sicher zu sein.

Also ich meine, wir sollten Russland einfach mal fragen, welche Sanktionen wir zurücknehmen müssten, damit die alle Gashähne wieder aufdrehen.

Klar geht es für uns auch um die Freiheit, auch um die Freiheit der Menschen in Russland selbst. Aber was nicht geht, geht eben noch nicht. Die Ukraine selbst ist keine volle Demokratie, der Natopartner Türkei ist kaum demokratischer als der große Feind Russland, und Saudiarabien bekommt Waffen und Technik von uns, um die eigene Bevölkerung zu unterdrücken und den inzwischen schon langjährigen Krieg im Jemen zu führen.

Im Zweifelsfall von eigener Gewalt Abstand zu nehmen, und auch wirtschaftliche Beziehungen auch mit suboptimalen Systemen gut zu pflegen, das ist meine ich eine gute Strategie. Wenn wir uns darauf konzentrieren im eigenen Land ein florierendes Leben für alle Menschen zu realisieren, und gleichzeitig die ökologischen Herausforderungen zu meistern, dann ist das doch auch die beste Werbung für unser System.



Kommentar vom 01.08.2022 00:59
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/der-ueberteure-strom/#comment-27012

@Wolfgang Richter 31.07. 21:25

"In der Studie des Fraunhofer ISE sind regelbare Kraftwerke mit einer Kapazität von 100 GW bis 160 GW beschrieben, die bis 2050 in Betrieb sein müssten, um die EE “abzupuffern”. Mit Stand 2021 waren in Deutschland 84 GW an regelbaren Kraftwerken in Betrieb."

Der untere Wert von 100 GW erscheint mir hier realistischer, das wäre nur etwas mehr als als die aktuellen 84 GW. Obwohl sich der Primärstrombereich bis dahin verdoppeln wird, brauchen wir nicht doppelt so viel Backup, weil die bis dahin vorhandenen Batteriefahrzeuge meistens nur geladen werden, wenn genug grüner Strom im Netz ist, und die bis dahin überall eingebauten Wärmepumpenheizungen werden oft noch eine Alternativheizung mit Holz oder auch mit Methan und/oder Wasserstoff haben, und würden entsprechend kein Extra-Strombackup brauchen.

"Gaskraftwerke werden das nun wohl in Zukunft nicht sein."

Diese Gaskrise wird mittelfristig überwindbar sein, entweder wenn die Spannungen mit Russland ausgeräumt werden, oder sich neue Lieferoptionen etablieren. In schätzungsweise 5 Jahren müsste wieder genug bezahlbares Erdgas für die Gasbackupkraftwerke zur Verfügung stehen. Auch weil der Heizungsbereich weniger Gas brauchen wird, weil immer mehr Wärmepumpen eingebaut werden, die wiederum vor allem dann laufen, wenn im Winter reichlich Wind weht.

Auch wird derzeit in der Industrie in großem Maßstab Wasserstoff aus Erdgas hergestellt. Wasserstoff wird später per Elektrosye von Überschussstrom jede Menge Methan ersetzen können, und das ganz ohne ineffektiv zu sein. Ineffektiv ist hauptsächlich, wenn aus Strom erst Wasserstoff hergestellt wird, um ihn später in Strom zurückzuverwandeln.

Entsprechend sucht man hier nach neuen Speichermöglichkeiten, vor allem in dem Bereich von 5 bis 20 Ladezyklen im Jahr. Sollte das funktionieren, würde man nochmal weniger regelbare Backupkraftwerke brauchen.

"..weil wir uns 2 komplette Systeme zur Stromerzeugung leisten, eines mit Wind- und Sonnenenergie und eines mit regelbaren (Groß-)Kraftwerken."

Die Hauptkosten bei fossil befeuerten Kraftwerken sind der erforderliche Brennstoff. Und wie gesagt, viel mehr Backup als wie wir im Moment haben, werden wir nie brauchen. Und diese Investitionen sind längst getätigt.

"(Ich war früher auch mal Atomkraftgegner – bin es aber schon länger nicht mehr.)"

Im Moment bin ich auch für eine Reaktivierung der letzten verbliebenen AKWs, und im Mix der nächsten 20 Jahre sehe ich hier auch einen sinnvollen Einsatz. Allerdings hat alleine Frankreich schon so viele davon, dass die uns wohl gerne öfter mal Nachtstrom verkaufen, den sie vermutlich auch weiterhin übrig haben werden. Diese AKWs kann man halt schlecht nachts abschalten. Von daher, soll uns das doch an Atomstrom reichen. Neubauten müssten wohl auf 50 Jahre laufen, und da mache ich mir wirklich Sorgen, ob wir die in 30 Jahren noch brauchen werden.