www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2022/01 (T.J.)


Kommentar vom 31.01.2022 14:37
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/dozent-der-uni-groningen-muss-nach-unterricht-in-verschwoerungstheorien-aufhoeren/

@Artikeltext

„Dann sollte man offen über diese Werte sprechen. Lässt sich damit immer noch keine Einigung finden, muss man das tolerieren: Bestraft werden in demokratischen Rechtsstaat keine Gedanken oder Meinungen, sondern nur ausdrücklich verbotene Taten.“

Dagegen steht der Spruch: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“

Zumal auch Worte im weiteren Sinne Taten sind. Beleidigungen sind durchaus strafbare Handlungen, wenn auch am unterem Ende des Spektrums von Straftaten. Und auch der Trickbetrüger arbeitet völlig gewaltfrei, nur mit Worten schafft er es u.U. hohe Geldbeträge abzuzocken, etwa mit dem Enkeltrick.

Und psychisch Kranke werden aufgrund von Gedanken und Meinungen diagnostiziert, dann zwar offiziell nicht bestraft, aber eben u.U. zwangsbehandelt. Theoretisch braucht es für die Zwangsbehandlung auch noch eine tatsächlich tätige Gefährlichkeit, die ist aber oft schnell gefunden. Und da muss noch nichts passiert sein, die bestehende Möglichkeit genügt.

Was alles auch seinen Sinn macht.

Wir sind hier jedenfalls selbst im Diskurs, und jeder hat die Freiheit, auf andere Meinungen nicht (mehr) einzugehen, sie zu überspringen und sie sich nicht durchzulesen. Wobei der Blogmaster auch löschen kann, wenn er es für richtig hält.

Was ich denke: mit einer Wirklichkeitsverweigerung kommt man generell in ungute Zustände. Auch dann, wenn man die fleißig diskutiert. Jeder Verrückte kennt das ganz gut: wenn hier Grenzen an mangelnder Wirklichkeitsprüfung überschritten werden, wird eine weitere Verständigung ergebnislos.

Auch wenn sich eine Demokratie in eine Diktatur verwandelt, wird erst nur gesprochen, bis eine Mehrheit ins Parlament gewählt wird, die dann die Demokratie abschafft. Danach fangen dann erst die Gewalttätigkeiten an.

Zumal überhaupt Gesetze und Verwaltungsvorschriften reiner Text sind, der aber die Grundlage aller Staatsgewalt ist.



Kommentar vom 30.01.2022 14:37
https://scilogs.spektrum.de/beobachtungen-der-wissenschaft/wie-steht-es-um-die-kernfusion-ein-blick-hinter-die-neusten-geraeuschen-in-der-presse/

@Artikeltext

„Dann wollen die Wissenschaftler in der Firma aufgrund dessen noch besseren Umwelt- und Kostenprofils jedoch auf den Brennstoff p-11B (Proton-Bor 11) umsteigen,...“

Das braucht höhere Temperaturen, aber die sind wohl weniger maßgeblich als wenn die Anlagenteile im Betrieb dann radioaktiv verseucht werden. Das scheint mir einen Riesenaufwand zu verursachen, wenn sich kein Mensch mehr den Anlagenkernen nähern darf. Und Roboter leiden auch unter radioaktiver Strahlung, und bekommen Funktionsstörungen bis sie nicht mehr funktionieren.

Aus Bor und dem Proton werden dann 3 Heliumkerne, die mit hoher Geschwindigkeit auseinanderfliegen. Das ist dann quasi reine Alphastrahlung, die aber anscheinend durch das einschließende Magnetfeld so abgebremst werden, bis sie nicht mehr als radioaktiv gelten und zu normalem Helium werden.

Neutronen sind dagegen elektrisch neutral, können also nicht mit den Magnetfeldern kontrolliert werden, und werden dann wohl komplett von den Atomen der umgebenden Anlage eingefangen, wobei dann teilweise radioaktive Isotope entstehen, die eben strahlender Müll werden, der dann in höchstem Maß giftig ist.

Fragt sich jetzt allerdings, ob die Energie, die man braucht, um das Plasma zu erhitzen und zu kontrollieren, nicht immer noch höher ist, als die Energie, die bei den Kernreaktionen als Wärme frei wird, und dann erstmal wieder in Strom verwandelt werden muss.

Man muss bedenken, die zugeführt Energie muss als Elektrizität vorliegen, die frei werdende Wärme muss aber erstmal wieder in Strom verwandelt werden, mit entsprechenden Verlusten von ca. 60 %. Das gilt eben auch für die Rückgewinnung der eingesetzten Energie. Das stelle ich mir ganz schön schwierig vor.

Wenn wir also 100% eingesetzte Energie haben, und dann 100% Fusionsenergie frei wird, dann haben wir am Ende nur 80% Strom produziert – und entsprechend ein Verlustgeschäft von 20% der eingesetzten Energie-

Wenn wir 100% eingesetzte Energie haben, und dann 200% Fusionsenergie frei wird, dann haben wir am Ende 120% Strom produziert – und entsprechendem einen Gewinn von 20%. Das kann immer noch unwirtschaftlich sein.

Wenn wir aber 100% eingesetzte Energie haben, und dann 400% Fusionsenergie frei wird, dann haben wir am Ende 200% Strom produziert – und entsprechendem einen Gewinn von 100%. Das könnte sich dann erst lohnen.

Dieses Verhältnis von 1 : 4 muss man wohl erstmal hinbekommen, bevor hier Geld verdient werden kann.



Kommentar vom 30.01.2022 13:42
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Webbaer 30.01. 11:19 / 11:28

„Armselig ist es aus diesseitiger Sicht mit unzureichend i.p. Bedarf skalierenden Windkraftanlagen zu hantieren, irgendwo war zu lesen, dass bis zu 2 % des bundesdeutschen Gebietes so – im ökologistischen Sinne [1] – “verplastert” werden soll.“

Jetzt argumentieren Sie selber mit Umweltfolgen, die im wesentlichen optischer Natur sind. Wobei insbesondere Stromleitungen schon sowieso etwas unschön sind, bei Kraftwerken wiederum, die finde ich als Landmarken praktisch, und wenn die Kühltürme dampfen, fühle ich mich an meine Kindheit im Ruhrgebiet angenehm erinnert.

Für mich sind hier aber die Kosten der wichtigste Faktor. Wenn Wind, Sonne und Speichern genug Energie liefern und kostengünstig sind bzw. werden, bin ich erstmal zufrieden.

Jedenfalls würde ich jetzt neue AKWs nicht auch noch vom Staat her im Wettbewerb mit den regenerative Energien fördern. Und auch Unfallrisiken und die Entsorgung des Abfalls, was m.E. noch ziemlich teuer kommen kann, würde ich einpreisen und nicht spendieren.

Sollte Kernspaltung mit neuen Reaktortypen tatsächlich nicht viel zu teuer werden, wäre auch der Uran- und Thoriumverbrauch relevant, scheint mir. Wenn neue AKWs einen wesentlichen Beitrag leisten sollen, müssten wir weltweit tausende von neuen Reaktoren bauen. Die Stromproduktion wird sich im Zuge der Energiewende durch Übernahme von Mobilität, Heizen und industrieller Prozessenergie mehr als verdoppeln, und weltweit gibt es Milliarden von Menschen, die überhaupt erstmal auf eine vernünftige Stromversorgung warten. Ich fürchte, dass dann die Uranvorräte recht schnell alle werden.

Sollte die Kernfusion, insbesondere die Bor-Proton-Variante, die keinen neutroneninduzierten radioaktiven Müll produziert, tatsächlich mal bezahlbaren Strom liefern, wäre das sicher phantastisch. Aber hier müssen wir erstmal sehen, ob bzw. wie teuer und ab wann das denn wirklich läuft.

Derweil bleibt uns meine ich nichts anderes übrig, als erneuerbare Produktionskapazitäten dazuzubauen, zunächst noch abgesichert mit einem Backup durch die bestehenden Altanlagen, bis wir auch genug Überschüsse haben, die wir per Wasserstoff oder auch kostengünstigere Speichertechniken als eigenes Backup speichern können, dass wir dann die Altanlagen auch stilllegen können.

Wenn uns in diesem Prozess eine tatsächlich brauchbare Kernfusion überholt, würde mich das sehr freuen. Das wird dann wiederum eine Weile dauern, bis die Fusionskraftwerke alle stehen. Derweil laufen dann die Windräder erstmal weiter, müssen dann aber nicht mehr erneuert werden, und die Landschaft wird nach spätestens 20 Jahren wieder frei davon.

Wobei Solaranlagen auf dem eigenen Dach doch voraussichtlich sehr lukrativ bleiben werden, insbesondere weil man den Strom dann an den Stromanbietern vorbei selbst für Haushalt, Elektroauto und zur Heizungsunterstützung nutzen kann. Aber ob wir jetzt Dachpfannen oder eben PV-Paneele auf dem Dach haben, das dürfte optisch gesehen ziemlich unerheblich sein.

„Sondern eher so eine Art Post-Religiösität.“

Die mag ich jetzt teilweise auch nicht, wenn die völlig übertreiben. Das wird aber durch die Religionsfreiheit wohl auch erstmal abgedeckt. Ich will da eigentlich keinem reinreden, und solange Veganismus nicht zur Pflicht wird, und Wildschweine Menschenrechte bekommen, gehts ja noch.



Kommentar vom 30.01.2022 00:19
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wie-realistisch-ist-jetzt-noch-die-allgemeine-corona-impfpflicht/

@Kilian 29.01. 11:54

„Eine Impfpflicht kann medizinisch kurzfristig sinnvoll sein und gleichzeitig evolutiv-epidemiologisch kontraproduktiv sein. Das Problem sehe ich bei veränderten Krankheitsverläufen durch immer neue Varianten, an die die medizinischen Behandlungen immer neu angepasst werden müssen.“

Wo sind denn die Alternativen zur Impfung? Auch ein Immunschutz bei Genesenen ist sowas ziemlich ähnliches als eine bzw. mehrere Impfungen, und auch darauf kann es Escape-Mutationen geben. Und noch macht ja Omikron genau das, was sich gehört: Infektiöser auch bei Geimpften und Genesenen, aber dafür weniger krank machend.

Das erklärt sich u.a. durch die Kosten, die die Escape-Reaktionen mit sich bringen. Kann man sich nicht drauf verlassen, aber nehmen wir das, was kommt, doch einfach dankbar an.

Überhaupt kann ich schlecht nachvollziehen, wenn wir befürchten, bei mehr Infizierten mehr schlimmere Mutationen zu provozieren. Erstens können die ja gerne harmloser werden, so wie eben auch Omikron, aber andererseits ist das doch sowieso unvermeidlich. Man kann doch diesen Prozess nur verzögern, was kommt, kommt doch auf Jahre gedacht sowieso. Wären die Impfstoffe vom Patent befreit und die ganze Welt längst zwangsgeimpft, und hätten wir weltweit eine Nullcovid-Strategie gefahren, hätte das wohl einen Unterschied gemacht. Aber das ist jetzt gelaufen.

Die getätigten Impfungen sehe ich sehr sinnvoll, eine Impfpflicht nach dieser Omikronphase scheint aber überflüssig zu sein, weil wohl nicht mehr viele Ungeimpfte übrig bleiben, die sich noch nicht infiziert haben. Die Infizierten sind dann ja gut genug geschützt, auch für den nächsten Winter, voraussichtlich. Nicht vor Reinfektionen an sich, aber vor schweren Verläufen einer Reinfektion.

Wir können weiter Auffrischungsimpfungen anbieten, aber wer jetzt geboostert ist, und nicht gerade zu den Risikogruppen gehört, hat doch auch eine Basis, über die nächsten Jahre seinen Immunschutz mit gelegentlichen Infektionen wieder aufzufrischen. Ist das denn nicht genau das, wo wir die ganze Zeit drauf hin arbeiten?

Klar weis keiner welche Varianten mit welchen Eigenschaften noch kommen. Allerdings kann auch jederzeit ein ganz neuer Virus auftauchen.

Was an sich die Vergänglichkeit des Nutzens von medizinischen Maßnahmen betrifft, sind die ja oft nur kurz- bis mittelfristig. Viele Krankheiten können nur verzögert werden, und selbst wenn man vom Krebs geheilt wurde, kann man nächstes Jahr am Herzinfarkt versterben. Die medizinische Kunst bringt sicher insgesamt ein paar Jahre mehr Lebenserwartung. Auch wenn Vieles, was das angestrengt wird, dann doch nicht nötig, aber teuer ist.



Kommentar vom 29.01.2022 18:15
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/sagen-lassen-sich-die-menschen-nichts-aber-erzaehlen-fast-alles/

@KRichard 28.01. 17:44

„Für Universum/Kosmos macht dieser Begriff ´Gegenwart´ aber keinen Sinn – da es sowieso keinen anderen Zustand als den der Veränderung gibt.“

Etwa Computerprogramme, die Wettersimulationen machen, haben doch intern auch eine Gegenwart in ihrem Prozess. Aufgrund der vorherigen Daten berechnen sie Schrittweise eine Weiterberechnung für den nächsten Zeitschritt. Oder ein Selbstfahrsystem für Autos sammelt einen aktuellen Status der Umgebung, und muss in Echtzeit Wege finden, wo lang zu fahren ist. Innerhalb der Programmierung muss hier eine Ordnung herrschen, die die gegenwärtige Situation enthält und im Verlauf der Zeit stets den Inhalt auswechselt derweil das Auto weiterfährt.

So ähnlich fahren wir selber auch Auto, allerdings haben wir eine Innenwelt, die unsere Existenz ausmacht. Irgendwas ganz anderes muss bei uns noch passieren, was eben das Mysterium Innenwelt und Bewusstsein ausmacht.

Derweil kann man den Kosmos schon in einer Zeitordnung darstellen. Nehmen wir das kosmische Bezugssystem, in dem die kosmische Hintergrundstrahlung in allen Richtungen gleich ist, dann könnten wir jeden Zustand, in dem sich der Kosmos gerade befindet aus dem vorherigem Zustand herleiten, wenn wir denn genug Kenntnisse über den Zustand und die Gesetzmäßigkeiten hätten, wie sie auseinander hervorgehen.

Bei Wettersimulationen macht man das ja mit Teilaspekten der Wirklichkeit, die man versucht mit einem mathematischem Modell nachzubilden. Das Ergebnis sind dann Wetterkarten, die jeden Zeitschritt in seinem jeweiligem Zustand enthalten. Wenn ich mir dann täglich den Wetterbericht ansehe, ist das von der selben Zeitordnung wie die übrige Wirklichkeit, in der ich mich aktuell befinde.

Ich bin eben Zeitreisender, in dem sich die Momente mit ihren Inhalten abwechseln, und nach und nach erlebbar werden und damit mein Leben ausmachen. Ohne eine physikalische Zeit, in der der Wirklichkeitsprozess abläuft und die da mitläuft, ginge das doch gar nicht.

„Dass es nichts anderes als die zeitlose ´Gegenwart´ gibt, beschrieb Bischof Augustinus schon vor 1600 Jahren und auch aus der buddhistischen Philosophie kennen wir die gleiche Idee.“

Unzweifelhaft ist, dass wir in einer Gegenwart leben. Aber der Kosmos muss dennoch auch eine korrespondierende Gegenwart haben, sonst würde unsere Gegenwart wiederum nicht funktionieren.



Kommentar vom 29.01.2022 14:31
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/medien-und-drogenkonsum-in-der-coronapandemie/

@Paul S 28.01. 15:51

„Unser Hirn ist im Wesentlichen ein Zuhälter, der uns durch Drogen kontrolliert, damit wir immer wieder auf den Strich gehen.“

Naja, wenn man Geisteswelten ausschließt, kann man so denken. Und doch heißt das nicht, dass wir ohne Vernunft agieren. Gerade wenn wir konkrete Probleme lösen, löst das auch eine Hormondusche aus. Wir sind dann glücklich – aber das Problem ist auch gelöst. So wird die Suche nach Erkenntnis zu einem Glück, das zwei Seiten hat: Unsere Biologie fördert dies, und unser Leben wird so trotzdem produktiv, gemeinnützig und faszinierend.

„Ob Liebe, Freundschaft, Gemeinschaft – bei all dem benutzen wir den Mitmenschen zum Drücken der Heroinspritze in unserem Kopf,...“

Diesem Konzept fehlt einfach das Mitsein. Wer sich mit geliebten Menschen wohlfühlt, praktiziert meistens ein recht bedingungsloses Miteinander, das zusätzlich auch von der eigenen Biologie gefördert wird. Das widerspricht allerdings nicht der grundsätzlich geistigen Möglichkeit eines Miteinanders auch im Geiste. Wir sind als biologische Wesen nicht nur Biologie, wir sind auch ein geistiges Bewusstseinsfaktum, das grundsätzlich vom geistigem Miteinander lebt.

So muss Religion kein Kniff sein, die Biologie auszunutzen. Echte Geisteswelten wollen auch strukturiert sein – ein Mitsein mit diesem auch geistigen Kosmos kann zu einer eigenen Erfahrungswelt werden.

Die reine geistlose Konzeption des Menschen führt so letztlich in Abgründe, die Sie hier ganz gut zusammengefasst haben. Dem kann man aber entgegenwirken, indem man ganz gezielt versucht, so zusammen zu arbeiten, dass dennoch was Vernünftiges dabei herauskommt. Und ein Blick auf echte Geisteswelten kann dies entscheidend fördern – und auch die Perspektiven, die wir als biologische Existenzen haben, grundlegend ändern.

So werden wir von der Biologie nicht mehr nur beherrscht, sondern nutzen unser Leben im Sinne einer eigenen Lebensqualität, die in diesem Kosmos wirklich möglich ist. Und eine Auflehnung gegen die Geistlosigkeit kann so zu einer Basis im eigenen Leben werden.

„Falls irgendwas Sinn dabei macht, dann der zum Scheitern verdammte Versuch, Ihren Mitteufeln dabei nicht allzu viel Leid zuzufügen.“

Was dann aber ausbaufähig ist, zumal man ja eigentlich sein Leben ganz gut in die Hand nehmen kann. Und im persönlichem Umfeld ist das gleich umsetzbar. Und insbesondere ist eine Etablierung einer Weltkultur, die neben einer wirklichen Pflege der Ökosysteme auch eine gute Einbindung aller Menschen in die Wirtschaftskreisläufe realisiert, durchaus im Bereich des Möglichen.



Kommentar vom 29.01.2022 00:50
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Webbaer 28.01. 09:29 / 09:37

„Sie stellt eine Maximalforderung dar, die nur “Eingeweihten” nachvollziehbar ist, denjenigen, die esoterisch bestimmter ökologistischer Theorie folgen zum Beispiel.“

Die 1 Millionen Jahre Lagerzeit für hochradioaktiven Atommüll ist keine beliebige Zahl. Zunächst hat Plutonium eine Halbwertszeit von 50.000 Jahren. Das bedeutet, dass nach 10 Halbwertzeiten, also nach 500.000 Jahren, noch immer ca. 0,1% davon vorhanden ist.

Das hört sich jetzt wenig an, aber man bedenke hier das gewaltige Giftpotential der inzwischen angesammelten Mengen. In Tschernobyl hat die Befüllung eines Betriebsjahres eines einzigen Reaktors eine Fläche von 60 x 60 km auf Jahrtausende für Menschen unbewohnbar gemacht. Bei weltweit 440 Reaktoren und einer Betriebszeit von 40 Jahren haben wir insgesamt ein Giftpotenzial des gesammelten Mülls von 440 x 40 = 17.600 Reaktorkatastrophen.

Wenn hiervon nach 500.000 Jahren noch 0,1% übrig ist, haben wir immer noch das Giftpotential von 17,6 Supergaus. Zumindest, wenn alles in ein Endlager kommt.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen jede Esoterik, aber was ist hier dran esoterisch?

„Den Jungs hier, in diesem Kommentariat, mangelt es an Phantasie.“

Ich habe ja auch gesagt, dass wir die abgebrannten Brennstäbe besser in Hallen lagern sollten, bis uns was besseres als Vergraben einfällt.

So kann ich mir vorstellen, dass man die langlebigen Substanzen aufkonzentrieren und dann auf den Mond bringen kann, dann ist das nicht mehr ganz so teuer. Und die restlichen Substanzen mit relativ kürzeren Halbwertszeiten kann man ja in Endlager bringen, die für ein paar tausend Jahre sicher ist. Das wäre wohl möglich. Aber insgesamt wäre auch das wohl noch lange nicht billig.

Billig ist das aktuelle Verfahren, die Castoren mit den alten Brennstäben einfach in Hallen zu lagern, und so zu tun, als würde man nach einem Standort für ein Endlager suchen. Das hat inzwischen ja schon 40 Jahre lang funktioniert.

„Dass sog. Atomenergie ökologisch verträglich ist...“

Ich denke mal, dass das im wesentlichen eine Kostenfrage ist. Atomenergie ist recht CO2-frei, und die Sicherheit ist bei entsprechenden Standards auch wohl akzeptabel. Hier würde ich aber eine Haftpflichtversicherung gegen Unfälle fordern, und die Übernahme der tatsächlichen Kosten für die Entsorgung des Atommülls. Nur fürchte ich, dass neue AKWs dann nicht mehr wirtschaftlich sind. Insbesondere wenn Wind und Sonnenenergie noch günstiger werden, und wenn wir neben den derzeitig Lithiumakkus für den kurzfristigen Einsatz noch günstige Akkus für den mittelfristigen Einsatz bekommen.

Ansonsten wäre ich sogar für den Weiterbetrieb der bestehenden AKWs, solange wie der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie noch eine fossile Unterstützung braucht. Insbesondere der saisonalen Einsatz der AKWs im Winter wäre wohl noch an die 20 Jahre lang gut zu gebrauchen. Aber länger eher nicht, schätze ich.



Kommentar vom 28.01.2022 15:27
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/sagen-lassen-sich-die-menschen-nichts-aber-erzaehlen-fast-alles/

@KRichard 28.01. 05:56

"...er macht deutlich, dass die Empfindung von Zeit-Dauer nur als eine ´Ausdehnung des Geistes´ entsteht (Kap. 26,27,28) – weil wir ein Gedächtnis und Phantasie haben

Mit diesen Ausführungen wird deutlich, dass Augustinus eindeutig zwischen der realen Zeit und der kognitiven Zeitempfindung unterscheidet."

Wir als biologische Existenz sind offenbar als Zeitreisende konstruiert. Wir benutzen die Wahrnehmung der Gelegenheiten, um unsere Zukunft daran auszurichten. Dabei existieren wir immer im selben Jetzt, dass als Dauerprozess uns von der Geburt bis zum Tod begleitet. Besonders interessant dabei ist, dass auch alle anderen biologischen Existenzen genau synchron unserer Zeitverortung mit uns unterwegs sind.

Andernfalls wären wir einsam und verloren in einer Welt unterwegs, die trostloser nicht sein könnte.

Wenn man wiederum Computerprogramme betrachtet, so finden sich hier Übereinstimmungen zu unserer biologischen Existenz. Die Programme haben eine klare Zeitordnung, nach der sie ablaufen. Sie können nur funktionieren, wenn sie Schritt für Schritt so abgearbeitet werden, dass sich damit ihre vorab geplante Funktionalität erfüllt.

So ist etwa ein Programm, dass meine Heizung steuert, auch irgendwie auf Zeitreise wie wir biologische Existenzen. Die Heizungssteuerung benutzt auch die aktuellen Messwerte, berechnet an Hand der eingestellten Vorgaben die aktuelle Heizleistung und steuert die Verbrennung so, dass die Wohnung immer schön warm ist.

Aber eine eigene Existenz, wie wir sie haben, hat die Heizungssteuerung nicht. Ist das wiederum nur eine Frage der Komplexität? Ich glaube nicht. Unser Erlebnisaspekt lässt sich mit einer Computersteuerung allein noch nicht erklären. Was unser Innenraum wirklich ist, und wie er sich öffnet, und aus einem Funktionieren auch ein wirkliches Existieren macht, bleibt ein Mysterium, das m.E. nicht ganz von "dieser" Welt sein kann.

So wird dann auch unsere Zeitreise potenziell noch mal was ganz anderes, und unsere gemeinsame Existenz zu einer geistigen Gegenwart, die einem kosmischen Prozess entspringt, der auch einen grundlegend physikalischen Aspekt haben muss, der eben die Erlebnisfähigkeit unserer biologischen Existenz erst ermöglicht.

Die universale Gegenwart läuft dann also nicht nur in uns, sondern ist Teil des ganzen Kosmos.



Kommentar vom 28.01.2022 13:53
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wie-realistisch-ist-jetzt-noch-die-allgemeine-corona-impfpflicht/

@Kilian 28.01. 11:41

"Beim Autofahren trifft die Strafe nur denjenigen, der etwas verbrochen hat."

Zu schnelles Fahren kostet auch Bußgeld, wenn man keinen Unfall dabei gebaut hat.

"Epidemiologisch betrachtet ist die Impfpflicht gegen schnell mutierende Viren nahezu sinnlos, wenn nicht sogar kontraproduktiv, da hier evolutive Flaschenhälse (bottle-necks) geschaffen werden, die das Virus vor sich her treiben."

Das ist vergleichbar mit Antibiotika, klar. Es provoziert Resistenzen bei den Bakterien, und wirkt irgendwann nicht mehr. Und doch rettet es zunächst mal doch Menschenleben.

Die bisherigen Impfungen haben doch ganz klar Einiges an Lockdown verhindert. Wir haben schon eine Basis, mit hohen Inzidenzen klar zu kommen. Nicht nur, weil Omikron harmloser ist. Ohne die vielen Geimpften wären wir jetzt auch mit Omikron in einer ziemlich prekären Situation.

Ein Verschwinden von Corona ist zwar nicht mehr zu erwarten, aber auf Basis von einer Grundimmunisierung werden Infektionen immer harmloser. Hier wirken Impfungen genauso wie Infektionen, mit dem Unterschied, dass die Impfungen tatsächlich Erkrankungen, insbesondere schwere Verläufe deutlich reduzieren.

Leider nicht ganz nachhaltig, man geht ja inzwischen davon aus, dass man die nächsten Jahre mindestens jeweils einmal im Herbst nachimpfen muss. Aber das geht ja, und macht genauso viel Sinn wie die schon viele Jahre praktizierte Grippeimpfung.

Man muss das dann nicht unbedingt mitmachen, wie ja auch bei der Grippeimpfung. Ob hier eine langfristig sich wiederholende Impfpflicht Sinn macht, kann man jetzt noch nicht beurteilen. Das Impfthema als politischer Dauerbrenner würde mich einfach schon so nerven, dass ich schon deswegen gegen eine Impfpflicht wäre. Die Skeptiker wollen das nicht, das ist nicht zu ändern.

Und ob jetzt im Frühjahr einmalig eine Impfpflicht Sinn macht, kann man jetzt auch noch gar nicht überhaupt beurteilen. Das kommt sehr darauf an, wieviele ungimpfte Ältere sich dann noch nicht infiziert haben. Wenn von denen im April kaum noch einer übrig ist, dann erübrigt sich offenbar auch die Impfpflicht.



Kommentar vom 27.01.2022 16:39
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Webbaer 26.01. 18:08

„keine Prognostik entwickeln sollte, wie einige meinen, die in Richtung 1.000.000 Jahre geht, wenn aktuelle Versorgung mit Energieleistung gemeint ist.“

Na wenn wir ein Endlager bauen, dann muss das für 1 Mio Jahre stabil bleiben, einfach weil es sich hier um ein unvergleichliches Giftpotential handelt, das auf keinen Fall wieder an die Erdoberfläche darf, bis eben die Radionuklide zerfallen sind.

Sonst sollten wir den hochradioaktiven Müll, also vor allem die abgebrannten Brennstäbe, besser wie derzeit praktiziert in Hallen lagern, bis uns was besseres einfällt.

Der Mond wäre sicher als Endlager geeignet, geologisch stabil, unbewohnt, und sowieso zwischen Sonnenwind und kosmischer Strahlung in Radioaktivität gebadet.

Ich weiß nicht ob diese Rechnung hinkommt:

50 Tonnen abgebrannte Brennstäbe produziert ein AKW im Jahr. Wenn der Transport zum Mond 100.000 € pro kg kostet, dann sind das 50.000 kg x 100.000 €/kg = 5 Mrd €. Also wohl eher deutlich mehr, als der Ertrag von einem Jahr Stromproduktion. Das ginge dann zu Lasten nachfolgender Generationen.



Kommentar vom 27.01.2022 16:06
https://scilogs.spektrum.de/tensornetz/matrixdaemmerung-von-der-science-zur-science-futur-ein-neues-mimetisches-denken-auf-den-rastern-der-matrix/

@Artikeltext

Interessant diese Ausführungen, aber recht abstrakt für mich.

Mir fällt hier Wikipedia, Linux und eine dezentrale Energieversorgung dazu ein. Und die Diskussionen hier auf Scilogs, die vom allgemeinem Interesse an den Themen getragen werden, und von Menschen, die offenbar Lust und Zeit für diese hiesigen Diskurse haben.

Wie steht es mit einem zukünftigen System von selbstfahrenden Autos, Gesamtverkehrskoordination und einem integriertem Sammeltaxisystem? Ist es sowas, an was sie hier mit neuen Systemen denken?



Kommentar vom 27.01.2022 13:44
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wie-realistisch-ist-jetzt-noch-die-allgemeine-corona-impfpflicht/

@Kilian 27.01. 11:12

„Die Hilfe, die der Einzelne seiner Gesellschaft erbringen kann, kann in einer Impfung, aber auch in einer selbstgewählten Risikokontaktvermeidung bestehen.“

In der Tat kenne ich jemanden, der genau das macht. Diese Bekannte hat große Angst vor psychosomatischen Nebenwirkungen einer Impfung, nur bei ihr persönlich. Zum Ausgleich benutzt sie Bus und Bahn nicht mehr, und macht alle Wege mit dem Fahrrad. Privatkontakte hat sie stark reduziert, und bevor sie ihre Mutter besucht macht sie einen Test.

Ich kann ihr eigentlich nichts vorwerfen, wobei ich allerdings denke, dass sich der Sprung ins kalte Wasser schon lohnen würde, einfach damit sie ihr Sozialleben nicht mehr so einschränken muss.

So oder so, die ist an die 50, und hat noch ein überschaubares Risiko, im Falle einer Infektion schwer zu erkranken. Und mit Omikron ist dieses Risiko ja wohl sogar deutlich kleiner.

Hier sieht man auch: Ältere Ungeimpfte machen sehr viel mehr Probleme als jüngere. Die Einen landen auch in den Krankenhäusern, die anderen fördern im wesentlichen nur die Infektionsraten.

Und hohe Infektionsraten bei geringer Hospitalisierung bringen die Grundimmunität voran. Auch Geimpfte, die sich zusätzlich infizieren, erhöhen die Grundimmunität.

Sollte es sich so ergeben, dass die nächste Mutante wieder deutlich schwerere Verläufe mit sich bringt, werden wir um jeden froh sein, der sich inzwischen mit Omikron infiziert hat. Man kann das auch als eine Naturimpfung mit einem abgeschwächtem Erreger betrachten, die sich von selber verabreicht.

Diese Naturimpfung ist natürlich älteren Ungeimpften keinesfalls zu empfehlen. Aber wenn sie bereits Geimpfte trifft, oder eben auch jüngere Ungeimpfte, dann hat das Vor- und Nachteile. Impfung macht klar mehr Sinn, aber so absolut ist das mit Omikron gar nicht mehr.



Kommentar vom 27.01.2022 01:22
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wie-realistisch-ist-jetzt-noch-die-allgemeine-corona-impfpflicht/

@Impfpflicht für über 50

Ich finde schon, dass es Sinn macht eine Impfpflicht nur für über 50-Jährige einzuführen. Das Risiko für Jüngere ist schließlich sehr überschaubar. Natürlich würde jede zusätzliche Impfung das Infektionsgeschehen schon auch bremsen, aber die Impfung bei die Älteren reduziert zusätzlich ja wirklich ganz direkt die schweren Verläufe. Dieser Effekt spielt bei den Jüngeren doch kaum eine Rolle. Vielleicht sollte man eine Impfpflicht sogar erst ab 60 machen.

Wenn wir davon ausgehen, dass über 2022 bis 2023 alle Ungeimpften irgendwann per Infektion zu Genesenen werden, dann ist es doch recht egal, wie viele unter 50 davon betroffen sind. Die landen kaum im Krankenhaus. Hier zählen doch nur die Älteren, nur wenn man die per Impfung schützt, macht das einen Unterschied. Das allgemeine Infektionsgeschehen macht doch nur wirkliche Probleme, wenn zuviele ältere Ungeschützte sich in kurzer Zeit anstecken.

Wenn sich angesichts dessen die Impfpflicht kaum noch lohnt, dann lassen wir es dann einfach. Das kommt ja auch auf die weitere Entwicklung der Situation an, und die Eigenschaften von zukünftigen Varianten sind eine Unbekannte in der Rechnung, die offenbar so maßgeblich ist, dass die weitere Zukunft schon ab März 2022 kaum einschätzbar ist.

Ansonsten finde ich die Idee ganz gut, wenn Ungeimpfte bei schweren Verläufen in Triagesituationen benachteiligt werden. Das ist für mich eine konsequente Selbstverantwortung, die zu einer selbstverantwortlichen Entscheidung gegen eine Impfung sehr gut passt.

Das fände ich jedenfalls besser als eine Impfpflicht. Betreffen wird eine Benachteiligung bei einer Triage auch hauptsächlich Ältere, den Jüngeren kann das eigentlich Schnuppe sein, die werden wohl nach wie vor nur selten schwer erkranken. Ausnahmen gibts, aber hier geht es um das gesamte Geschehen und um Wahrscheinlichkeiten.

Und wenn wir mit Omikron und den folgenden Varianten Glück haben, wird es nie eine Triage geben, dann ist es egal. Klar werden dann nach und nach die Ungeimpften erkranken - aber eben wieder praktisch nur die Älteren zählen dabei, und die sind dann selber schuld. Damit habe ich kein Problem. Dann soll es eben so sein, finde ich. Die kennen doch eigentlich auch ihr eigenes Risiko selber.

Die ungeimpfen Jüngeren sind dann eben verschont, keine Impfung, irgendwann auch Infiziert aber dann Genesen, ohne große Folgen. Wer dann Longcovid bekommt ist auch selber schuld. Sich daran zu stören wäre wohl Paternalismus. Aber dann haben wir auch eine Grundimmunisierung, die uns eine Fortsetzung des normalen Lebens gestattet.



Kommentar vom 26.01.2022 00:21
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-jiddisch-judendeutsch-nicht-judengermanisch-und-warum-das-wichtig-ist/

@Michael 25.01. 19:25

„...die Germanen als edel, die Juden als „fremd“ und die Kirchen als „intolerant“.“

In der Tat hört man sowas von Nazis auch. Wobei zunächst mal die mittelalterliche Kirche intolerant war, während die mitteleuropäische Bevölkerung vor der Christianisierung wohl den Naturreligionen zugehörig war, und eher nach Stammesclans und nicht nach einer Amtskirche organisiert war. So wie man die Götter anderer Stämme respektierte, vermute ich mal, dass man die inzwischen Eingewanderten Juden auch respektiert hat.

Und umgekehrt wohl auch, die Religionsfreiheit von Seiten der Juden war wohl auch vor 1700 Jahren schon Praxis gewesen.

Nach der Christianisierung ist man zunächst mal etwas toleranter gegenüber den Resten der vorherigen Religionen gewesen, aber nach ein paar Jahrhunderten hatte der Papst in ganz Europa wirklich die volle Kontrolle, und es wurde keinerlei Glaubenskonkurrenz mehr geduldet. Dass die jüdische Religion überhaupt noch erlaubt war, das galt für die alte vorherige Naturreligion nicht.

Als edel würde ich Naturreligion nicht einstufen, aber als eine gewisse Alternative gegenüber den großen Weltreligionen würde ich das schon sehen. Hat alles seine Vor- und Nachteile. Die keltische Kultur ist womögliche eine Art Zwischenform zwischen heute noch praktizieren Naturreligionen in Sibirien oder in Amazonien und den großen Religionen. So weit ich weiß, weiß man über die keltische Religion aber sehr wenig, weil die nichts aufgeschrieben haben und die mündliche Tradition die dann nachhaltige Christianisierung nicht überlebt hat.

So oder so rechne ich die patriarchalen Weltreligionen als zum Ackerbau zugehörig, die Naturreligionen in ihrer breiten Vielfalt als älter, und eher den Jägern und Sammlern zugehörig. In modernen Zeiten haben wir kaum noch Beschäftigte im Ackerbau, und dazu passt auch der aktuell zu beobachtende Abbau des Patriarchats. Was auch wohl einiges mit Unglauben und nachfolgend mit den fortschreitenden Kirchenaustritten zu tun hat.

Hier nur die Wissenschaft zu sehen, greift vielleicht zu kurz. Die Kirchen sind eben nicht mehr Pflicht, und in modernen Zeiten brauchen wir keine Großfamilie und auch keinen geerbten Bauernhof mehr, was dann Gleichberechtigung und den Patriarchatsabbau zur Folge hat.

Auf der Suche nach Alternativen zum Christentum auch mal bei den noch praktizierten Naturreligionen mal zu gucken, das kann nicht schaden, meine ich. Der für mich wichtigste Aspekt, dass man nicht die Götter zu bedienen hat, sondern sich auf ein vernünftiges Miteinander konzentrieren sollte, ist schon auch christlich. Aber das gibts woanders auch, im Prinzip auch bei Naturreligionen.



Kommentar vom 25.01.2022 14:59
https://scilogs.spektrum.de/semantische-wettkaempfe/sagen-lassen-sich-die-menschen-nichts-aber-erzaehlen-fast-alles/

@Artikeltext

„Als Gegenbild der Einbahnstraßen-Vermittlung kann also das Paradigma der strukturellen Dialogizität dienen, das – aus der Antike kommend – in der politischen Rhetorik auf eine lange Tradition verweisen kann;“

Eine erhellende Erkenntnis. Fachgebiet und Alltagswelt müssen sich ja irgendwie einigen, was dann als Ergebnis des Diskurses herauskommt, kommt aus der Wechselwirkung von Narrativen, die von jeweils beiden Seiten beigesteuert werden. Und wie man gerade bei Corona sieht, kommt man nicht zu nur einem Standpunkt, sondern zu mehreren Meinungen.

„Perspektivenvielfalt und Multiperspektivität sind Stabilitätsgaranten für demokratische Gesellschaften, wenn sie keinem beliebigen Relativismus anheimfallen und sich dem Wahrhaftigkeitsprinzip verpflichtet fühlen.“

Gerade die Wahrhaftigkeit wirkt überaus positiv, finde ich. Wer wirklich ehrlich mit sich selber ist, der findet auch bei den größten Differenzen doch immer wieder wenigsten einen Konsens, der die Standpunkte klarstellt.

Je mehr Parteien einfach nur Stimmung machen, Fakten leugnen, obwohl sie es eigentlich nicht mal selber glauben, desto vergifteter kann am Ende die Stimmung werden. Das kann von Oben kommen, wie in so mancher Diktatur, aber auch von Unten, von Leuten, die die Demokratie hassen, wie von der Seite, von Lobbyisten, die ihre Spezialinteressen durchdrücken wollen, obwohl sie selber wissen, dass sie gemeinschaftsschädlich sind.

In der Tat ist hier ein Relativismus keine Lösung, sondern eine Verschärfung des Problems. Wirklicher Bullshit muss auch als Bullshit gehandelt werden, das ist wichtig. So fern das denn klar zu stellen ist.

Auf Gebieten, wo es allzu unklar ist, wo wir kaum was wissen, da bleiben Schwierigkeiten im Diskurs, mit denen wir leben müssen. Die Religionsfreiheit steht in unserer Verfassung, wohl aus ganz pragmatischen Gründen. Aber mit genug Wahrhaftigkeit können wir auch auf diesem Gebiet im Diskurs vorwärtskommen, scheint mir. Auch wenn es woanders meistens leichter ist.

@Holzherr 24.01. 21:30

„Fehlen die Fakten, fehlt das, woran man sich orientieren kann, dann fehlt der Kompass, der einen immer wieder zurück zur Sache führt, um die es geht.“

Eine gute Beobachtung. Es tut dem Diskurs überaus gut, wenn Fakten zu gewinnen sind. Aber wo die Fakten Mangelware sind, können wir uns nicht immer mit dem Thema einfach gar nicht beschäftigen. Zu religiösen Fragen z.B. müssen wir irgendeinen Standpunkt finden, und wenn es ein Naturalismus ist. Auch der Agnostiker bezieht hier einen Standpunkt.

In der Psychologie sind die Inhalte, die Narrative, ja selbst die Fakten. Deswegen können die sich verselbstständigen und immer komplexere Eigendynamiken entfalten. So entwickeln sich am Ende ganze Religionen. Gut, wenn man sich dann doch wieder z.B. an den Erkenntnissen der Biologie orientieren kann, und etwa erkennt, dass Homosexualität wohl doch keine Sünde sein kann.



Kommentar vom 24.01.2022 18:48
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@Holzherr 24.01. 16:10

„Der Strombasistarif für Privathaushalte beträgt so viel ich weiss 30 Cent pro Kilowattstunde und ist damit der höchste in Europa.“

Das liegt einerseits daran, dass die EEG-Umlage so gestaltet ist, dass die Privatkunden den Strom für die Industriekunden subventionieren. Außerdem haben wir den weltweit zuverlässigsten Strom, Blackouts gibts hier nur alle 10 Jahre für eine halbe Stunde. In den USA braucht man Geräte, dass man bei den ständigen Ausfällen die Computer geordnet herunterfahren kann. Das kostet auch, sowas brauchen wir in D nicht.

Im Prinzip müsste der Strom für die Privathaushalte eigentlich deutlich günstiger werden, wenn man die Industriesubvention mal abstellen würde. Die Gestehungskosten von PV und WKA liegen zwischen 6 und 12 ct/Kwh, das ist sehr weit entfernt von den 26 ct/Kwh, die ich aktuell bezahle (kommt noch die Grundgebühr dazu).

„...dann darf man für den Elektrolysestrom nur sehr wenig zahlen, denn sonst wird Wasserstoff zu teuer für den Privatanwender.“

Die Elektrolyse nutzt ja gerade die Überschüsse, die anders nicht verwertet werden können. Hier kann man z.B., wenn man eigentlich 9 ct an Kosten hat, für die 80%, die man direkt verwerten kann 10 ct/Kwh rechnen, und für die 20 % Überschüsse, die in die Elektrolyse gehen, dann 5 ct/Kwh rechnen.

Ich bezahle inzwischen für mein Erdgas auch 7 ct/Kwh (plus Grundgebühr). Wenn 5 ct davon für die Netzkosten sind, und 2 ct/Kwh für das eigentlich verbrauchte Gas, käme der Strom für den Elektrolysewasserstoff dann nur 3 ct/Kwh mehr. Insgesamt wären dann 10 ct/Kwh fällig, plus vielleicht 2ct/Kwh für die Elektrolyse. Das ginge ja noch übergangsweise für vielleicht 5 oder 10 Jahre, bis mein Vermieter eine kombinierte Wärmepumpen-Brennstoffzellenheizung angeschafft hat.

Und wenn dann für eine solche moderne Heizung dann hochwertiger Wasserstoff zur Verfügung steht, dann kommt das womöglich gar nicht mal teurer als jetzt das Heizen mit Erdgas bei einer recht alten Etagenheizung wie meiner.

Wenn mein Vermieter jetzt noch PV-Module aufs Dach setzt, und ich für den halben Preis von dann 13ct/Kwh Strom vom eigenen Dach beziehen kann, wären die Mehrkosten für die Heizung schon fast wieder ausgeglichen.

Wir wohnen zwar in 8 Mietparteien auf 4 Etagen, haben aber ein großes freies Süddach von 80 m², das wären anteilig für mich 10 m² Sonnenkollektorfläche. Das wäre schon einiges. Zu ernten wären ca. 2250 Kwh im Jahr (bei Modulen mit 25% Wirkungsgrad). Mein Jahresstromverbrauch liegt bei 1800 Kwh, da könnte durchaus die Hälfte vom eigenen Dach kommen. Mit eigener Batterie noch mehr, aber die kostet nochmal extra.



Kommentar vom 24.01.2022 14:57
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@Holzherr 24.01. 14:23

„Denn eine Brennstoffzellenheizung liefert zugleich Wärme und Strom und der Strom kann dann gerade die Winterlücke füllen.“

Der Unterschied von einer Wasserstoffheizung zu einer Elektroheizung ist doch, dass der Wasserstoff zuvor gespeichert wurde, wobei der Strom aktuell im Netz vorhanden sein muss. Man würde also optimalerweise eine Kombination von Heizstab und Wasserstoffflamme einsetzen. Ist Strom im Netz vorhanden, kommt der Heizstab zum Einsatz, sonst die Verbrennung von Wasserstoff. Falls man denn dazu kommt, eine entsprechende Heizungsanlage anzuschaffen. Die alte Gasheizung müsste sich noch auf Wasserstoff umstellen lassen.

Die Kombination von Heizstab und Wasserstoffbrennstoffzelle ist sicher besser, noch besser eine Kombination von elektrischer Wärmepumpe und Brennstoffzelle. Aber hier kommt es auch auf die Anlagenkosten an, und ob sich der Hausbesitzer diese gerade leisten kann.



Kommentar vom 24.01.2022 13:42
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@Holzherr 24.01. 12:43

„Das grösste Problem einer sonnenlastigen EE-Stromversorgung ist die Stromlücke im Winter.“

Ist das in der Tat. In D sollte daher die Windenergie einen größeren Anteil haben als die Solarenergie. Aber die Winterlücke ist nicht der einzige Fall, der Wasserstoff als Speichermedium erfordert.

Die Industrie fragt Wasserstoff nach, viele werden sich keine Wärmepumpenheizung anschaffen, und dann irgendwann zumindest teilweise mit Wasserstoff heizen müssen, und wir benötigen auch eine gewisse Menge an Power-to-X. Also etwa für Altfahrzeuge, Flugzeuge oder Bagger. Auch kommen für LKW, Schiffe und Flugzeuge auch Wasserbrennstoffzellen in Frage.

Außerdem ist auch die Windenergie recht unregelmäßig, und hat immer wieder ein oder zwei sehr windreiche Wochen. Die kann man teilweise nur noch verarbeiten, wenn man die Überschüsse in Wasserstoff umwandelt. Und wenn man sowieso einen gewissen Anteil in Wasserstoff und weitere Energieträger verwandelt, kann man das dann auch gleich über weite Strecken transportieren und im großem Umfang speichern.

Überhaupt gibt es nicht nur saisonale Lücken wie eben die Winterlücke, auch gibt es deutliche Variationen im regenerativem Angebot über ganze Jahre, und dies auch überregional. Diese Lücken kann man dann zusammen mit dem vorgehaltenen Reserven für die Winterlücken auf Basis von Wasserstoff je nach Bedarf transportieren und einsetzen, und das nicht nur europaweit, sondern weltweit.

Klar ist die direkte Nutzung des Stroms am effektivsten, aber es bleiben vielleicht 20% übrig, was erstens als Überschuss anfällt, der nur mit der Produktion von Wasserstoff genutzt werden kann, und der zweitens dann die Lücken füllen kann, die unvermeidlich sind. Auch die europäische Winterlücke.

Das ist allerdings ein Problem, das erst in 15 oder 20 Jahren aktuell wird. Solange wir sowieso noch fossiles Backup nutzen müssen, macht Wasserstoff noch nicht viel Sinn. Bis dahin müssen wir erstmal WKA, PV, und Fernstromleitungen zubauen und Elektromobilität etablieren. Und bis das soweit ist, wird es womöglich Speicherlösungen geben, die dem Wasserstoff ernsthaft Konkurrenz machen werden. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.



Kommentar vom 24.01.2022 12:26
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@Holzherr 24.01. 09:28

„Robert Habeck will den Windenergieausbau massiv steigern und das auch On-Shore, also küstenfern.„

Ja, ist doch genau richtig, was der vorhat, das macht aktuell den meisten Effekt pro eingesetztem Geld. Die Solarenergie ist noch weniger wirtschaftlich, kann aber in 10 Jahren noch mal deutlich günstiger werden. Auch wenn die Sonne im Winter kaum was beiträgt, so füllt sie doch von Frühling bis Herbst so manche Lücken, die die Windenergie lässt.

Dazu kommt, dass eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach die Möglichkeit bietet, den Strom auch direkt selbst zu nutzen. Das spart reichlich Kosten, weil man an den Stromanbietern vorbei arbeiten kann. Wenn man dann auch noch ein Elektroauto hat, das tagsüber an der eigenen Steckdose hängt, kann man über den Mittag immer ganz billig aufladen, und das ohne das Netz zu belasten.

Ich kann mir gut vorstellen, dass sich noch viele eine PV-Anlage anschaffen werden, ohne dass das groß gefördert werden müsste. Wenn man jetzt auch bei Mehrparteien-Mietshäusern den PV-Strom an den Stromanbietern vorbei selber nutzen könnte, wäre hier noch viel mehr an Eigeninitiative möglich.

Überhaupt werden wir bei Vollausbau der Energiewende 2 bis 2,5 mal mehr Strom im Netz zu verteilen haben. Kann sein, dass dafür die Kapazitäten des Stromnetzes nicht so recht reichen. Da ist glaube ich ein ordentlicher Anteil an PV hilfreich, wenn er auf dem Dach und damit direkt am Verbraucher installiert ist. Das entlastet dann die Stromnetze.

Außerdem bleiben Windräder für viele optisch ärgerlich, auch wenn Habeck das weniger stört. Da ist PV optisch weniger invasiv, weil sich da nichts bewegt.

Und rund ums Mittelmeer ist die Ertragslage von PV so gut, dass man wohl dort noch sehr viel PV installieren wird, und dass wir auch von dort so viel Strom importieren werden, wie es die Stromleitungen hergeben.



Kommentar vom 24.01.2022 00:18
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Holzherr 23.01. 15:23 / 18:13 / 19:32

„...,dass in Deutschland 1 Kilowatt Peak Solar des Solarpanels pro Jahr 1000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen kann (im günstigen Fall) und dass dafür 8 Quadratmeter PV zu veranschlagen sind.“

Haben wir uns hier missverstanden? Es gibt hier den Wirkungsgrad, der bestimmt, wieviel Energie von der eingestrahlten Menge in Strom verwandelt wird. Ein (theoretisches) Modul mit 100% Wirkungsgrad wäre 1 m² groß, eins mit 25% 4 m² und eins mit 12,5% hat dann eine Größe von 8 m², alle 3 Module haben 1 Kilowatt Peak.

Etwas anderes ist der Nutzungsgrad, der von der konkreten Beleuchtung abhängt, also von der Bewölkung und der Ausrichtung der Kollektorfläche relativ zur Sonnenbahn über den Tag.

„Dies entspricht einem Nutzungsgrad (Verhältnis des praktisch erzielbaren und des theoretisch – bei 8760 Jahresstunden und idealer Sonneneinstrahlung – erreichbaren Energieertrags) von 7,5 % bis 13 %“

„Wenn sie dann noch die Montage auf nicht optimalen Hausdächern (z.B. keine Südausrichtung) dazunehmen wird es deutlich schlechter.“

Dennoch kann das Sinn machen. Kommt drauf an, wie billig die Anlagen mal werden. Und wenn alle Süd- und Flachdächer voll sind, hat man keine anderen Dächer mehr. Außerdem liefert ein nach Westen ausgerichtetes Dachmodul insgesamt zwar weniger, dafür aber im Sommer auch abends Strom, wenn von den Süddächern nicht mehr viel kommt.

„Alles zusammen ist um ein Vielfaches teurer und aufwendiger als nur gerade die Solarpanel.“

Und doch ist der Preis für die Solarpanels ganz entscheidend. Wenn der niedrig genug ist, hat man beim Standort der Anlagen mehr Freiheit, und kann auch bei der Weiterverarbeitung sparen, u.a. indem man ein paar Prozent der Leistung auch abregeln kann.

„4) Solaranlagen liefern im Sommer zu viel und im Winter viel zu wenig Strom.
5) Das Zuschalten von Wind aus Nordskandinavien und dem Balkan per Kabel bedeutet, dass es praktisch keine Flauten mehr gibt in denen zu wenig Strom produziert wird.“

Ja wenn wir solche Stromtrassen haben, dann können die nicht nur den Windstrom europaweit verteilen, sondern natürlich auch den Solarstrom, und den Atomstrom der französischen Kernkraftwerke gleich mit. Dann lohnt sich insbesondere auch jede Menge PV rund ums Mittelmeer, auch der fließt dann durch die selben Leitungen zu uns wie der Windstrom. Was wir bei uns an PV installieren, lässt sich damit prima kombinieren, und ist dann in jedem Fall schon mal unserer eigener Strom. Hier kommt dann wieder der Preis für die Module zum Tragen.

Hier muss man genau rechnen: je mehr Fernstromtrassen wir bauen, desto weniger Speicherkapazitäten brauchen wir, und umgekehrt.



Kommentar vom 23.01.2022 18:44
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/3g-2g-oder-1g-was-hilft-jetzt-am-besten/

@Stephan 23.01. 17:31

„Und obwohl es Tag für Tag so viele “Flugzeugabstürze” gibt, um Ihr Bild zu verwenden, haben wir trotzdem eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt. Irgendwas ist hier doch komisch. Was nur?“

In der Tat sehe ich meine eigene Lebenserwartung bzw. mein aktuelles Todesrisiko durch alle möglichen Möglichkeiten als Gesamtheit an. Da ist Corona nur ein Klecks, so wie ich geboostert bin sowieso. Aber auch vor der Impfung habe ich praktisch keine Angst gehabt, einfach weil die Chance mich zu infizieren schon eher klein war, wie auch mein persönliches Sterberisiko in Folge einer möglichen Infektion nicht so groß war.

Das normale Risiko Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs dominiert deutlich, zu allen Phasen dieser Pandemie. Das zusätzlichen Coronarisiko macht in dieser Gesellschaft von Möglichkeiten nur ein paar Prozent aus, wenn nicht Promille.

Klar, wenn es doch einen guten Freund erwischt hat, was die letzten Jahre immer häufiger wurde, ist das immer erstmal ein Schreck. Mich hätte es ja genauso erwischen können. Aber ich kanns nicht ändern. Die Sterblichkeit lässt sich einfach kaum wirklich reduzieren. Ok, wenn ich das Rauchen aufgeben könnte, das wäre ein wirklicher Faktor, der einen Unterschied macht. Oder eben die Boosterimpfung, habe ich gemacht. Aber das hilft nicht gegen meine eigentlichen persönlichen Risiken.

Entsprechend nervt mich inzwischen auch das ganze Coronatheater.

Die Mediziner in den Krankenhäusern haben sicher eine ganz andere Perspektive, wenn da in kurzer Zeit die schweren Verläufe eintrudeln. Dann haben die mehr Arbeit als sonst, und müssen gucken, wie sie damit fertig werden.

Im letzten Sommer ist ein langjähriger Skatkumpel mit schwerem Schlaganfall eingeliefert worden, hat da noch 8 Wochen auf der Intensiv gelegen, ohne das man ihn aus dem künstliche Koma herausholen konnte, und ist dann an Lungenentzündung gestorben. Die Ärzte haben uns nach 4 Wochen nach einer Patientenverfügung gefragt, aber wir wussten nichts, und auch nicht wie er selber dazu stand, noch weiter am Leben erhalten zu werden. Angehörige waren keine zu erreichen gewesen.

Ich hätte an seiner Stelle nach 2 Wochen schon keine Lust mehr gehabt. Seit dem denke ich über eine Patientenverfügung nach. Wäre er aktuell im Krankenhaus gelandet, hätten die Ärzte womöglich anders entschieden, weil sie Platz brauchen für Covidpatienten. Insofern hat er eigentlich Pech gehabt, dass im Sommer gerade nicht viel los war in den Kliniken, so hatten sie Zeit in da liegen zu lassen in seinem Elend. Aktuell hätte er vielleicht nach 2 Wochen abtreten können.



Kommentar vom 23.01.2022 17:31
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Holzherr 23.01. 15:34

„Solarenergieanlagen erzeugen wenig Energie pro Fläche und wenig Energie pro eingesetztem Material.“

Ein Quadratmeter PV-Module wiegen etwa 30 Kg, bei 50 m² pro Person macht das 1,5 Tonnen, hauptsächlich Glas.

Dagegen haben wir 225 Kwh pro m² und Jahr an Ertrag. Bei 50 m² und 20 Jahren Betriebszeit macht das 225 Kwh * 50 * 20 = 225.000 Kwh an Energieertrag.

1 Kg Kohle enthält ca. 8,5 Kwh Energie. 225.000 / 8,5 = 26.470 Kg, also ca. 26 Tonnen.

Wir haben also mit 1,5 Tonnen Glas plus etwas mehr für die eigentlichen Solarzellen schon mal 26 Tonnen Kohle gespart, die wir stattdessen ausgraben und transportieren müssten. Ich würde also sagen, dass die Module schon mal durchaus deutlich effizienter sind als Kohle. Dazu kommt, dass wir reinen Strom haben, aus der Kohle müsste man erstmal Strom machen, mit entsprechenden Verlusten, und auch das Kohle-Kraftwerk ist aus Material hergestellt. Bei Öl und Gas sieht es etwas, aber nicht entscheidend besser aus.

Und wenn man nur das Kraftwerk rechnet, klar, dass ist noch besser als die PV-Module. Das läuft aber nicht ohne Brennstoff. Die Solarzelle schon.

Und die PV-Module wird man wohl so bauen können, dass das Material fast unbegrenzt immer wieder recycelt werden kann. Wenn wir erstmal die Grundinvestition gemacht haben, müssen wir nur noch recyceln, und dann gar nichts mehr ausgraben. Auf Jahrtausende, deshalb ist das ja so attraktiv und nachhaltig.

Mit Kohle geht das bekanntlich nicht, die wird verbrannt und dann als CO2 zu eben dem Problem, das wir haben.

„Nukleare Fusion ist die Energie der Zukunft, es ist die Energie der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts.“

Naja, man dachte in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts auch schon, das wir in 30 Jahren erste Fusionskraftwerke haben werden. Ich drücke den Technikern die Daumen, dass das was wird, aber glauben tu ich das nicht. Wenn ich mir diese Technik angucke, habe ich eher den Eindruck, dass das wirklich so sündhaft teuer wird, dass es vielleicht für interstellare Raumschiffe taugt, aber eher um den Faktor 100 bis 1000 mal teurer sein wird als die Stromgestehungskosten von simplen Sonnenkollektoren.

Wir werden sehen, keine Frage. Aber auf die Kernfusion setzen wäre m.E. wirklich spekulativ.



Kommentar vom 23.01.2022 14:59
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@Holzherr 23.01. 11:58

„Die ganze Welt nur mit Solarenergie versorgen bedeutet nichts anderes als das grösste Infrastrukturprojekt realisieren, dass sich die Menschheit je ausgedacht hat.“

Na klar. Es ist ja auch eine Reaktion auf die größte Gefahr, in die sich die Menschheit je selber gebracht hat. Wenn man mal vom nuklearem Overkill absieht.

Allerdings ist auch die fossile Infrastruktur praktisch genauso aufwendig, entsprechend an dem dafür ausgegebenen Geld zu messen. Hier sind ja nicht nur die Kraftwerke relevant, vor allem die Beschaffung der fossilen Energieträger machen ja den Hauptaufwand auf. Wenn man mal an einer Braunkohlengrube stand, so ist das schon überwältigend, was das für riesige Löcher sind. Oder dass das gesamte Stadtgebiet von Gelsenkirchen durch den Kohleabbau um 4 Meter abgesackt ist. Und die Öl- und Gasförderung sieht man nur nicht, das sind ja ähnliche Mengen.

Im Prinzip ist die Energiewende ja vor allem ein langsam fortschreitender Ersatz alter Technik, die zum Teil nicht immer billiger war. Man denke hier etwa an die hochsubventionierte Steinkohle im Ruhrgebiet.

Bei weiter sinkenden Preisen für die PV-Module und in Gegenden mit doppelt so viel Ertrag bei gleichen Investitionen, so in Europa rund ums Mittelmeer, wird es wohl sogar zunehmend kostengünstiger werden als die alte Technik. Und etwa in Afrika wird Solartechnik überhaupt erst eine vernünftige Stromversorgung installieren, die derzeit größtenteils ganz fehlt. Somit haben wir nicht nur eine Energiewende, sondern auch ganze Weltgegenden, die erstmals überhaupt eine richtige Energieversorgung bekommen.

„Wenn das alle gleichzeitig tun und bis 2050 fertig werden wollen, wird es zu gewaltigen Verknappungen und Steigerung von Preisen für die entsprechenden Leistungen kommen.“

So schnell wird es vielleicht auch tatsächlich nicht gehen. China will ja erst 2060 und Indien 2070 fertig sein, entsprechend Afrika noch später. Aber was solls, wir kommen eben so vorwärts wie es eben geht. Die einzige Frage wäre, ob man tatsächlich noch übergangsweise neue Kernkraftwerke bauen soll. So manch Einer hat das vor, das können wir in D nicht ändern. Wir in D wollen es eben nicht, und ich glaube auch, dass wir damit langfristig tatsächlich kostengünstiger wegkommen.

Ich vermute eher einen deutlichen Schub für Solarenergie, wenn die Kosten noch mal deutlich gesunken sind. Und dass jetzt neu gebaute Kernkraftwerke nach spätestens 20 Jahren Betriebszeit nicht mehr wirtschaftlich sind und damit zum Flop werden.

Ein saisonaler Weiterbetrieb der bestehenden alten Kernkraftwerke mag dagegen auch noch für 10 bis 20 Jahre sinnvoll sein können. Ich hätte derzeit nichts dagegen, wenn man unsere alten AKWs noch weiter laufen lassen würde, falls das denn sicherheitsmäßig tragbar wäre. Solange, wie sie eben einen saisonalen Backupbetrieb von alten Kohlekraftwerken unterstützen bzw. ersetzten können.

@hwied 23.01. 13:26

„Wir könnten ein Energieabkommen mit Spanien treffen,...“

Auch ein gewisser Import von Solarstrom aus dem Süden würde hier die installierte Leistung kleiner machen können. Soweit die Übertragungswege dies erlauben und dabei noch wirtschaftlich sind. Neben Fernstromtrassen kann das auch eine gewisse Menge Wasserstoff sein, per Pipeline transportiert. Das wird man noch sehen, ob das sinnvoll ist. Eventuell ist dies auch auf die Dauer so kostengünstig, dass man doch nicht so viel Windenergie braucht, wie derzeit gedacht.

„So ein Projekt ist richtungsweisend für die nächsten Tausend Jahre.“

Eben, einmal installiert, und wenn die Module so gebaut sind, dass sie komplett wieder recycelt werden können, dann haben wir was, bei dem wir wirklich bleiben können. So richtig nachhaltig eben.



Kommentar vom 23.01.2022 12:57
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@Holzherr 23.01. 08:35

„1 Kilowatt Peak PV 1000 Kilowattstunden pro Jahr und benötigen 8 Quadratmeter Fläche.“

Das wäre bei einem Wirkungsgrad von 12,5% der Fall. Ich ging in meiner Rechnung von 25% aus.

„600 Milliarden Kilowattstunden werden in Deutschland pro Jahr verbraucht. ….
Die von ihnen erwähnten 32 Quadratmeter bräuchte es allein schon um den Haushaltsstrom zu erzeugen,...“

Diese 600 Milliarden Kilowattstunden sind inclusive Industrie und alles der Gesamtstromverbrauch (von 2011).

Ich bleibe also bei 50 m² Kollektorfläche pro Person in D für das 1,5-fache des derzeitigen Stromverbrauchs. Die Zwischenräume zwischen den PV-Modulen nicht mitgerechnet, denn die kosten fast nichts.

„Bei einer simplen Verdoppelung des Strombedarfs wegen Elektrifizierung aller Bereiche kommen wir auf 120 Quadratmeter Solarfläche pro Deutscher.“

Mit einem Wirkungsgrad von 25% bei den PV-Modulen sind es nur 60 m². Und etwas mehr, wenn viele Module nicht ganz optimal nach Süden ausgerichtet sind, was bei der installierten Menge dann oft nicht mehr möglich ist. Wir werden voraussichtlich auch West- und Ost-Dächer nutzen, einfach weil man sonst auf die grüne Wiese ausweichen müsste, wo man erstmal den Netzanschluss hinlegen muss. Und so verteilt sich auch der Ertrag im Sommer etwas in die Morgen- und Abendstunden.

Was die Speicherthematik angeht, das wird wohl erst in einigen Jahren aktuell werden. Da müssen wir erstmal richtig PV und WKA zubauen. Vorerst haben wir ohnehin die Altanlagen, die ja bereit stehen. Erst wenn wir entsprechende Überschüsse haben, wird Speichern aktuell. Und zunächst können auch Batteriefahrzeuge bevorzugt in Überschusssituationen geladen werden.

Bis wir soweit sind, dass wir zusätzliche Speicher brauchen, ändern sich dann nochmal die Preise, und vielleicht auch die zur Verfügung stehenden Technologien. Der Bedarf wird jedenfalls riesig sein, das mag motivieren, neue Techniken zu entwickeln.



Kommentar vom 23.01.2022 01:11
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@Holzherr 22.01. 22:43

„Mit einer reinen Solarenergieversorgung würde die Menschheit also mehr Raum benötigen als sie heute mit Siedlungsfläche benötigt.“

Landverbrauch kann relativ sein. Dächer mit PV-Modulen sind schon mal komplett nicht mit wirklichem Verbrauch verbunden. Wenn die Dächer voll sind, könnte man zunächst Parkplätze mit Gerüsten mit PV-Modulen überbauen. Soweit man noch Solarparks auf der grünen Wiese benötigt, kann man die so aufbauen, dass darunter Gras wächst welches ganz normal als Weide genutzt werden kann. Hier zählen dann die Zwischenräume nicht mit, der Grasertrag wird nur durch die tatsächliche Beschattung eingeschränkt. Und in trockenen Sommern gar nicht, dann ist das zur Verfügung stehende Licht gar nicht entscheidend, sondern die im Erdreich gespeicherte Feuchtigkeit. Und der Regen, der auf die Module fällt, fördert die ganz Weide.

Dann wird man wohl Solarparks an ohnehin sonnigen und eher trockenen Standorten aufbauen, wo eben die Teilverschattung am wenigsten Ertragsverluste mit sich bringt. Und rund ums Mittelmeer hat man massenhaft Standorte mit recht trockener Vegetation, wo ein Überbau mit Zwischenräumen gar keine Ertragsverluste verursacht. Die Ziegen, die dort gehalten werden, würden sich über den Schatten der Module vermutlich sogar freuen.

Also, unterm Strich doch nicht wirklich viel wirklicher Flächenverbrauch. Schon gar nicht für die Zwischenräume zwischen den Modulen, die mitzurechnen macht keinen Sinn. Der Flächenverbrauch wird allerdings rein optisch ein ausgedehnter Faktor im Landschaftsbild werden. Schwarzblau schillernd wird eine dominierende Farbe werden.

„Auf alle Fälle zeigt das: Die Welt vor allem mit Solarstrom versorgen ist ein Monsterprojekt mit gewaltigem Ressourcenbedarf.“

In der Tat, geht aber. Kernkraft wäre allerdings wahnwitzig, und Uran oder Thorium auch recht schnell alle, wenn hier etwa 50% des Weltenergieverbrauchs abgedeckt werden soll. Danach ist das weg. Wenn man das mal in Zukunft für die Raumfahrt nutzen möchte, geht das dann nicht mehr. Derweil die Kosten für die Entsorgung des ganzen Atommülls auch gewaltig werden können. Vermutlich muss man den ganzen hochradioaktiven Müll irgendwann komplett auf den Mond bringen, weil ein Endlager, dass 1 Million Jahre sicher ist, vermutlich auf der Erde einfach nicht zu machen ist. Die Erde ist dafür einfach geologisch zu aktiv.

Wikipedia Stichwort „Bedarf an elektrischer Energie“:
„Im Jahr 2011 betrug der jährliche Bruttostromverbrauch in Deutschland 606,8 Mrd. Kwh“

Wenn wir das pro Person rechnen, kommen wir auf

606,8 Mrd Kwh/ 0,082 Mrd = 7400 Kwh

Ein PV-Modul von 1 m² und 25% Wirkungsgrad kommt bei 900 Sonnenstunden im Jahr auf 225 Kwh.

Wir bräuchten also 7400 Kwh / 225 Kwh = 32,9 m² Kollektorfläche pro Einwohner.

Der Verbrauch von 2011 wird nicht reichen, wenn Batteriefahrzeuge, Wärmepumpenheizung und Prozessenergie in der Industrie dazukommen, dann haben wir etwa das 2,5-fache davon. Aber es gibt ja auch noch die Windenergie und Biogas, so werden wir für die Solarenergie etwa das 1,5-fache benötigen.

Das gibt dann statt 32,9 m² eher 50 m² pro Einwohner an Kollektorfläche.

Das ist etwas mehr als die Wohnfläche, die der Durchschnittsdeutsche bewohnt. Natürlich haben Häuser mehrere Etagen, entsprechend werden die Dächer und die überbaubaren Parkplätze nicht reichen. Es gibt allerdings auch noch reichlich Dächer von Fabriken und Geschäften. Ganz ohne Wiesen, die Beweidung und Energienutzung kombinieren, wird es nicht gehen.

Das wird Architektur- und Landschaftsdominierend werden, aber eine Konkurrenz mit landwirtschaftlicher Produktion werden wir dennoch praktisch nicht haben.



Kommentar vom 22.01.2022 14:13
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@Webbaer 22.01. 10:34

„Die Erde wäre ohne uns (Menschen) besser dran!’ – Dr. Webbaer hört so gelegentlich aus protestantischem Milieu, aus streng genommen : post-protestantischem Milieu.“

Sozusagen als Ersatz für die Erbsünde, mag man hier den Menschen als grundsätzlich schlecht einstufen. Derartige Tendenzen scheint es tatsächlich zu geben.

Kurzfristig mag der menschenbedingte Naturschaden tatsächlich groß sein, langfristig kann der Mensch aber die natürlichen Ökosysteme sogar unterstützen, und sogar sehr langfristig neue Eiszeiten verhindern. Diese sind zwar natürlich, aber doch eine Belastung des Lebens auf diesem Planeten, die gerne ausfallen kann.

Die positiven Seiten des Menschen für das Leben kann man allerdings tatsächlich auch mit einer Weltbevölkerung von 5 Milliarden gut auch leisten, bei 10 Millarden wird das vermutlich sogar deutlich schwieriger. Und auch für uns sind 5 Milliarden angenehmer und entspannter: Mehr als genug Rohstoffe und Ackerland ständen dann zur Verfügung, und entsprechend viel Platz für nichtgenutzte Ökosysteme wäre dann auch noch frei.

Wenn es allerdings gelingt, in Bioreaktoren unabhängig von Ackerland Nahrungs- und Futtermittel herzustellen, dann gehts womöglich auch mit 20 Milliarden Menschen ganz gut.

Unabhängig davon ist nur der Mensch in der Lage, das Leben dieses Planeten mittels Raumfahrt in der Galaxis zu verbreiten. Sollte Leben auf Exoplaneten selten sein, könnten wir hier gute Dienste leisten, und nicht nur uns selber neue Planeten eröffnen, sondern auch der ganzen restlichen wilden Natur hier auf der Erde. Wenn das keine Perspektive ist, was dann?



Kommentar vom 22.01.2022 13:32
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Holzherr 22.01. 12:04

„Meine Behauptung: CO2 freie Technologien setzen sich vor allem dann durch, wenn sie bezahlbar sind, wenn sie kostengünstige Alternativen zu bestehenden CO2-behafteten Technologien sind.
Heizen und Bauen mit Zement oder Stahl ohne CO2-Ausstoss und ohne Einsatz von Öl oder Erdgas wird wahrscheinlich auf längere Zeit hinaus deutlich teurer sein als mit.“

Im Prinzip haben wir 3 Unbekannte in der Rechnung:

Wie kostengünstig werden Photovoltaik, Windräder und Lithiumbatterien noch?
Gelingt es, kostengünstige Speicher für den mittelfristigen Einsatz zu entwickeln?
Wie entwickelt sich Rohstoffbedarf und Angebot z.B. für Kupfer und Lithium?

Es kann dann am Ende doch noch viel schneller gehen, die Möglichkeit sehe ich. Ansonsten haben Sie wohl recht, was zu teuer ist, dauert viel länger. Es ist auch eine gute Strategie, mit den zur Verfügung stehenden Fördermitteln bevorzugt die weniger teuren Alternativen zu fördern, erst wenn man das hat, kann man weitere Bereiche, bei denen es schwieriger ist, mit einbeziehen.

So ist es eventuell etwas fraglich, jetzt zu viele neue Gaskraftwerke zu bauen, wenn die dann sowieso demnächst nur noch als Backup für 10% der Zeit eingesetzt werden. Hier könnte es unterm Strich mehr Emissionen sparen, wenn man mit diesen Geld einfach erstmal mehr PV und WKA zubaut, und alte Kohlekraftwerke länger als Notbackup bereit hält. Die produzieren ja keine Emissionen, wenn sie in Bereitschaft sind. Nur wenn sie laufen produzieren sie Abgase.

Wir brauchen wohl durchaus ein gewisses Sicherheitsbackup bei überregionalen kalten Dunkelflauten, die nur alle paar Jahre und dann auch nur für 2 Wochen eintreten. Dann ist es ziemlich egal, wieviel CO2 die Backupkraftwerke dann ausstoßen, Hauptsache wir haben keinen Blackout. Für einen so seltenen Einsatz lohnt es sich vorerst nicht, extra neue hocheffektive Gaskraftwerke zu bauen.

Nebenbei macht mir auch der Ukrainekonflikt leichte Bauchschmerzen. Die Möglichkeit einer Eskalation besteht durchaus, mit der möglichen Folge, dass aus Russland kein Gas mehr kommt. Und wir haben zum Jahreswechsel 3 alte AKWS und 3 alte Kohlekraftwerke außer Betrieb genommen, derweil die Erdgasspeicher recht schlecht gefüllt sind. Wie gesagt, diese 6 Kraftwerke weiter bereit zu halten kostet wohl so viel Geld nicht, und verursacht zunächst keine Emissionen. Es sei denn, sie werden wirklich gebraucht, und dann sind wir auf jeden Fall froh, wenn wir sie noch haben. Nicht dass hier dann statt Coronalockdowns gleich Gasmangel-Lockdowns veranstaltet werden müssen.



Kommentar vom 22.01.2022 00:45
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/3g-2g-oder-1g-was-hilft-jetzt-am-besten/

@Maier 21.01. 23:15

„Ich denke, dass jemand, der ein solches einigermaßen komplexes und so virulentes Virus wie Sars-CoV-2 künstlich erschaffen könnte, sofort für den Medizin-Nobelpreis vorgeschlagen werden müsste, ungeachtet der daraus bereits erfolgten Konsequenzen.“

Wenn dem so ist, dass man Sars-CoV-2 beim heutigem Stand der Technik kaum im Labor designen könnte, dann fällt diese Möglichkeit ja weg.

Wenn nicht, wer hätte ein Motiv? Eventuell ein Impfstoffhersteller, sonst fällt mir da keiner ein, der hinreichend von dieser Pandemie profitieren täte.

Ein Laborunfall wäre freilich möglich, wenn man Viren von Tieren untersucht, die eventuell auf den Menschen überspringen könnten. Aber dass man gerade ein solches Virus erwischt, dass einerseits von Mensch zu Mensch übertragbar ist, aber noch nicht von selber den Weg zum Menschen gefunden hat, das erscheint mir eigentlich weniger wahrscheinlich.

Offenbar ist Sars-Cov-2 allerdings auch bei Nerzen und Nagetieren virulent, und man vermutet auch, dass die Omikronvariante zwischendurch in Tierpopulationen evolviert ist, um dann zurück auf den Menschen zu springen. Auch angesichts dessen erscheint mir ein ganz natürlicher Ursprung immer noch das Wahrscheinlichste zu sein. Auch der Ort Wuhan spricht dafür, dort gibt bzw. gab es bald weltweit gesehen das reichhaltigste Angebot von Wildtieren zu kaufen. Es gibt nicht viel, was Chinesen nicht essen, und die Natur in dieser Gegend ist ausgesprochen artenreich.

Dass man an gefährlichen Viren besser nicht im Labor arbeiten sollte, eben weil ein Unfall dann in die Millionen von Toten und Billionen von Wirtschaftsschäden geht, habe ich schon öfter gehört. Ich habe da auch kein gutes Gefühl bei. Der mögliche Schaden ist eine Verantwortung für die beteiligten Mitarbeiter, die eigentlich unerträglich sein müsste, finde ich zumindest. Also ich könnte sowas nicht machen.

Selbst wenn es ein Laborunfall oder gar eine Züchtung war, hilft uns das aber auch nichts. Die Infektionen sind real und teils tödlich, Lockdowns kaum vermeidbar und Impfen notwendig und auch das ganze Theater um Impfunwillige werden wir damit nicht los.



Kommentar vom 21.01.2022 14:26
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Hilsebein 21.01. 00:49

„Apokalypse ist schon geil oder? Das lieben die Menschen schon seit 4000 Jahren.“

So wie die Frage nach dem Anfang oder den Grenzen des Universums mag der Mensch auch das Thema Ende von Allem. Nach Jung gehört das zu den Archetypen, die einfach zum Menschen dazu gehören.

Aber nur bei Einigen gehört die Apokalypse wirklich zur konkreten Erwartung, das ist noch mal was anderes und gehört eher zu dualistischen Weltmodellen dazu, die ja zum Glück eher in der Minderheit sind.

Aber klar kann man mit apokalyptischen Thesen und Themen breite Aufmerksamkeit finden, das gehört dann wirklich zum Menschen dazu. Etwa wenn es um Asteroideneinschläge geht, das füllt die Kinokassen, wenn es gut gemacht ist. Auch wenn das tatsächliche aktuelle Risiko dafür verschwindend klein ist.

Auf jeden Fall ist der Klimawandel eine echte Gefahr, und in jedem Fall ein riesiger Schaden, den wir auch an unserer eigenen Zukunft anrichten. Betreffen wird es vor allem heute noch junge Menschen und dann die nachfolgenden Generationen. Für Menschen die heute schon älter sind, die werden davon noch nicht so persönlich betroffen sein. Egoistisch, wie der Mensch ja oft ist, kratzt es diese eher nicht, und man hält dann auch an den aktuellen Geschäften z.B. mit fossilen Brennstoffen erst mal fest, solange man eben kann und darf.

@Paul Stefan 21.01. 11:01

„Vor vielen Jahren, als sich die Industrialisierung Chinas ganz klar abzeichnete, bekam ich einen Schrecken,...“

Ich bekomme einen Schrecken, wenn ich mir ausmale, wie der Klimawandel in den ohnehin heißen Weltgegenden wirken wird, wenn die gleichzeitig weiter in solcher Armut leben müssen. Ich meine unbedingt, dass es genauso wichtig ist, den technologischen Umbau in die klimaneutrale Energieversorgung möglichst zügig zu realisieren, wie auch zu versuchen, die Armut in Afrika und anderswo zu entschärfen.

Nebenbei wäre das auch ein Weg dort das Bevölkerungswachstum abzustellen. Aber vor allem haben auch diese Menschen ein Recht, am Wirtschaftskreislauf teilzunehmen, und gerade der Klimawandel erfordert eben auch z.B. Klimaanlagen Zuhause und am Arbeitsplatz.

Einerseits wäre das damit verbundene weltweite Wirtschaftswachstum zunächst nochmal klimabelastend, allerdings wird vermutlich der Einsatz von Photovoltaik, Windrädern und Lithiumbatterien im Zuge einer Etablierung in den derzeit reichen Ländern so kostengünstig werden, dass er dann überall sowieso zum Standard wird, weil er dann auch schon fast zur kostengünstigsten Alternative wird. Insbesondere, wo man nicht fossile Altanlagen ersetzen muss, sondern überhaupt erstmal ein vernünftiges Stromnetz aufbauen muss.

In der Tat könnte dass dann auch alles ein bisschen länger dauern, auch weil hier nicht nur Geld eingesetzt werden muss, sondern auch Rohstoffe wie Kupfer oder Lithium erstmal ausgegraben werden müssen. Umso dringender ist es, die Sache hier und jetzt anzufassen und vorwärts zu bringen.



Kommentar vom 20.01.2022 15:41
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Holzherr 20.01. 09:45

„Umgekehrt könnten in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts heute dicht bevölkerte Regionen wegen klimatischen Veränderungen praktisch unbewohnbar werden.“

Die derzeitige Bevölkerungsverteilung entspricht in etwa der früheren Verteilung gemäß der zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Nutzflächen, nur dass inzwischen viele Landbewohner in die umliegenden Städte und Großstädte umgezogen sind. Derweil derzeit kaum noch jemand in der Landwirtschaft arbeitet, die allermeisten Arbeitsplätze sind von den landwirtschaftlichen Möglichkeiten inzwischen völlig unabhängig.

Entsprechend wird keiner seine Heimat verlassen, wenn in seiner Region keine Landwirtschaft mehr möglich ist, entscheidend ist hier nur, dass überhaupt Arbeitsplätze für die Menschen zur Verfügung stehen.

Wohnen und Arbeiten wie auch Mobilität gibts inzwischen auch mit Klimaanlage, und selbst wenn kein Wasser mehr da ist, können Entsalzungsanlagen problemlos bezahlbares Wasser für einen sparsamen Haushaltsverbrauch bereitstellen.

Nur wenn Überhitzung auf Armut trifft, wird es unerträglich. Bevor man Milliarden Menschen die Migration z.B. nach Europa erlaubt, wäre wohl die Entwicklung einer eigenen florierenden Wirtschaft, in etwa auf dem aktuellem Niveau vom China, wohl dann dem vorzuziehen.

Wenn man sich die Städte mit schön viel Grün richtig schön macht, kann man dort auch mit noch höheren Temperaturen gut leben und arbeiten, insbesondere wenn es noch Jahreszeiten gibt, die nicht so warm sind, wie es eben in fast ganz Asien der Fall ist. Bei uns steht auch die Bauwirtschaft im Winter teilweise still, das kann man auf dem Bau auch in Pakistan so machen und über den Sommer Kurzarbeit machen – vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Bedingungen insgesamt sind gut genug.

So denke ich, dass eine Förderung der armen Länder mit dem Ziel, dass die das Meiste, was sie brauchen, selbst erarbeiten können, mindestens genauso wichtig ist, wie eine Begrenzung des Klimawandels.

Bei der landwirtschaftlichen Produktion kommt es dagegen vor allem darauf an, dass weltweit die produzierte Menge zur Größe der Weltbevölkerung passt. Und was hier eventuell noch in Bioreaktoren hergestellt werden kann, könnte mal eine entscheidende Rolle spielen, wenn hier relevante Mengen völlig unabhängig von Ackerland und Klima hergestellt werden könnten.

Neben Dystopie ist auch Utopie denkbar, scheint mir zumindest. Es liegt irgendwie an uns, was wir aus den Gegebenheiten noch machen.



Kommentar vom 20.01.2022 00:13
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Thomas Grüter 19.01. 18:34

„Wenn es erst einmal so weit ist, dann bricht die Wirtschaft sehr schnell ein, und alle Pläne scheitern an den ständig geringer werdenden Geldreserven.„

Wenn man jetzt Wirtschaftskrisen einkalkuliert, wirds komplizierter. Die jetzt wieder einzuschätzen ist wohl mit noch mehr Unsicherheitsspektrum versehen als die Klimaprognose.

„Die meisten Länder werden sich kaum davon beeindrucken lassen, dass die Europäer jeden Preis für eine schnelle Dekarbonisierung zu zahlen bereit sind.“

Naja, wenn wir in Europa und in den USA Nägel mit Köpfen machen, dann sinken auch die Stückkosten für Photovoltaikpaneele, Windräder und Lithiumbatterien. Insbesondere Ländern mit vielen Sonnenstunden käme es dann deutlich günstiger, und die Erneuerbaren Energien könnten mehr oder weniger von selber mit fossiler Technik konkurrieren.

Und wenn wir noch kostengünstige Speicher für den mittelfristigen Einsatz entwickeln, dann brauchen wir auch viel weniger teure Wasserstofftechnik und weniger zusätzliche Fernstromtrassen.

Das sind jetzt schon Lichtblicke, finde ich. Aber klar, wir müssen es auch machen.



Kommentar vom 19.01.2022 17:32
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Thomas Grüter 19.01. 14:55

„Bisher haben wir noch vieles reparieren können.“

In der Tat, insbesondere sind die Schwefelemissionen rechtzeitig abgestellt worden. Und doch muss sich jetzt der Wald an zunehmende Wärme und Trockenheit anpassen, dass lässt sich längst nicht mehr aufhalten. Ohne apokalyptisch zu werden, aber die Holzerträge der Waldbauern sehen für die nächsten 50 Jahre doch recht schlecht aus.

„Und wir sollten auch schlimmere Entwicklungen vorbereitet sein, selbst wenn sie nicht eintreten.“

Kommt auf den Aufwand an, finde ich. Wenn wir nur Pläne machen, auf was vielleicht passieren könnte, und uns darauf vorbereiten, wenn es sich abzeichnet reagieren zu können, dass finde ich gut. Aber bei konkreten Klimaschutzmaßnahmen, die richtig Geld kosten, da würde ich mich lieber an den im Mittel zu erwartenden Prognosen orientieren.

Eher sogar noch ein bisschen weniger, aber dafür um so mehr darauf vorbereitet sein, falls der konkrete Klimawandel der nächsten 10 bis 30 Jahre schlimmer wird als die derzeitigen mittleren Prognosen voraussagen.

Das ist auch durchaus relevant, schließlich liegen die konkreten Prognosen in einem ziemlich weitem Feld. Wir sind hier mitten in einem umfangreichem Experiment mit unseren Emissionen, und es gilt hier aufmerksam auf die tatsächliche Erwärmung der nächsten Jahre wie auch auf Fortschritte bei der Prognosekunst zu achten.

Vielleicht haben wir ja auch Glück, darauf sollte man auch immer vorbereitet sein. Was nicht heißt, dass wir noch viel Zeit haben, und weiter trödeln können. Aber man muss gucken, was auch bezahlbar ist. Oder lieber auch den Konsum reduzieren, soweit das denn wenigstens etwas gelingt, dann ist ja auch gleich mehr Klimaschutz leistbar. Das macht die nötigen Rohstoffe, die erforderlichen Arbeitskräfte wie auch das Geld frei, um schneller in erneuerbare Energien zu investieren.



Kommentar vom 18.01.2022 14:27
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-japhetitische-aeiou-von-friedrich-iii-von-habsburg/

@Was sagt uns das jetzt?

Wir haben offenbar vor allem Medientraditionen. Sowohl was die Schriftsysteme angeht, als auch was geografischen Details betrifft. In modernen Zeiten kommt das Internet dazu, und es explodiert quasi sowohl verschwörungsmythologisch wie auch an Vielfalt auf eher monistischer Grundlage.

Also: Monisten aller Art, vereinigt euch!

Wir haben auf der einen Seite die ziemlich gesicherten Erkenntnisse vor allem aus der Wissenschaft, und auf der anderen Seite eine große Vielfalt auf der mythologischen Seite. Dazu kommt nochmal sehr persönliche Lebenserfahrung und Lebenseinstellung, quasi ganz persönliche Weltmodelle, die auf eigener u.a. spiritueller Erfahrung beruhen, aber auch einfach aus der persönlichen Auswahl des persönlichen Weltwissens, das sich der Einzelne in ganz privater Konstellation angeeignet hat.

In Zeiten von Google und Wikipedia kann ich mich wie es gerade kommt über unzählige Detailfragen schlau machen, und muss keine Studiengänge dafür buchen. Und wir können uns online auf Textbasis in einem Ausmaß und vor allem in einer Geschwindigkeit austauschen, wie das früher so nicht möglich war.

Gerade die Anerkennung von Wissenschaft hilft hier, schneller auf gemeinsame Nenner zu kommen, auch angesichts der gesteigerten Vielfalt. Und es macht einfach Sinn anzuerkennen, was hier mit professioneller Genauigkeit festgestellt wurde. Und man kann ja auch mal mit Fehlern leben, die weiter in der Zukunft wieder korrigiert werden können.

Daneben bleibt uns ja gerade die persönliche Lebenserfahrung, die wir wiederum ernster nehmen können, insbesondere auf dem Gebiet der persönlich erfahrenen Spiritualität. Gerade hier kann die Vielfalt eben auf Grundlage der Spielräume, die eben die noch nicht wissenschaftlich geklärten Fragen offenlassen, dann so viel Raum einnehmen, wie es jedem von uns gefällt.

Ein grundsätzlicher Monismus ist einfach attraktiv, weil er eben auf sinnlose Zuschreibungen von Verschwörungen verzichtet, und davon ausgeht, dass die Welt nach universellem Gesetz funktioniert, und eben nicht nach grundsätzlich widerstreitenden Kräften. Das kann man spirituell verstehen, aber auch rein naturalistisch. Auf der einen Seite ist dann der Eine Gott, bzw. die Eine Geisteswelt, die uns nicht umherstößt, sondern im Leben unterstützt. Und auf der anderen Seite ist hier die eine materielle Wirklichkeit, die nach klaren Regeln funktioniert, auch wenn wir sie noch nicht alle kennen.

Die Gemeinsamkeiten verschiedener Monismen sind hier größer als die Differenzen. Der Unterschied zu Auffassungen, die grundsätzliche Kriege zwischen geistigen oder auch ganz materiellen Parteien postulieren, sind entscheidend. Das gipfelt letztlich in der weltanschaulichen Entgleisung, dass eine atomare Vernichtung aus politischen Gründen die religiöse Vorsehung der Apokalypse und einem damit vollzogenem Ende der Weltgeschichte erfüllt. Was dann eben auch noch von denselben evangelikalischen Kreisen ersehnt und u.U. sogar gefördert wird.

Die Grundidee, dass wir die Götter nicht besänftigen müssen, sondern untereinander vernünftig miteinander auskommen sollen, ist eigentlich universal. Das ist nicht nur die eigentliche Botschaft des Christentums, dass bleibt auch übrig, wenn man an gar keine Geisteswelten mehr glaubt. Und das darf gerne Prinzip bleiben, wenn man sich persönlich doch wieder Geisteswelten zuwendet.



Kommentar vom 16.01.2022 16:40
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antizionismus-als-antisemitismus-gegen-deutschsprachige-medien-in-filderstadt/

@Michael 16.01. 12:30

Ich habe Ihren Blogbeitrag Verschwörungsfragen42 vom 27.05.2021 nochmal gelesen.

Das sinnlose Chaos verschiedenen dualistischen Wahnsinns ist in der Tat im Nahen Osten wohl das eigentlichen Problem – quer durch die Religionen, Weltanschauungen und Staatsgebilde.

Anstatt sich auf eigene wirtschaftliche Produktivität zu konzentrieren, und sich schöne Häuser zu bauen, ein Einkommen zu realisieren und das eigene Gemeinwesen und die Umwelt zu pflegen, konzentriert man sich auf den Streit um Land, das doch gar nicht mal so wichtig ist. Wo eher die Wüste dominiert, und es höchstens mal um Wasser gehen kann, was bringen hier die Streitigkeiten? Abgesehen von Ölquellen zumindest.

Selbst wenn man Entsalzungsanlagen braucht, ist das bei einer gewissen Sparsamkeit für den Haushaltsverbrauch gar nicht so teuer, nur für den Einsatz in der Landwirtschaft eben (noch) zu teuer. Und bei dem lokalem Angebot an Sonnenenergie ist doch die ganze Region Naher Osten sehr ergiebig, und könnte zukünftig ein guter Standort fürs Wohnen wie fürs Arbeiten werden. Auch kann man dem Klimawandel mit einfachen Klimaanlagen zumindest im Wohnbereich ganz gut begegnen, zumal eben Photovoltaikanlagen in der Region so gute Erträge bringen. Auch im Klimawandel sehe ich eigentlich keinen Grund, die Region Richtung Europa zu verlassen.

Aber wenn man sich weiter nur gegenseitig niedermacht, und um Boden streitet, von dem sehr viel mehr da ist, als alle Beteiligten brauchen, dann kommt man auf keinen grünen Zweig. Zumal man sich in Wirklichkeit offenbar gar nicht um Land, sondern um den eigenen Wahnsinn streitet. Was sollen wir da machen?

Was unsere Rolle angeht, da mag mir vielleicht wirkliche Wirtschaftsförderung in der Region Perspektiven zu bieten, aber Waffenlieferungen oder gar Einmischungen in Bürgerkriege in der Regel eher nicht. Ein Ende des Einkaufs von Fossilen Brennstoffen mag auch positiv wirken, zumal wir ja sowieso davon weg kommen wollen.

Stattdessen können wir auch hier gucken, dass wir selber bei Verstand bleiben und unsere eigenen Herausforderungen hintereinander bekommen.



Kommentar vom 16.01.2022 13:31
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ein-mann-der-die-wahrheit-spricht-braucht-ein-schnelles-pferd-ein-armenisches-sprichwort/

@Alubehüteter 16.01. 03:02

„Wie gesagt nein, weil jeder, der einreist, erst einmal in Quarantäne muß. Nix mit freitesten. Ist aber etwa in Neuseeland nicht anders.“

Ok, das müssen die angesichts von Omikron dann aber auch mindestens noch 5 Jahre weiter durchziehen. Für Deutschland wäre das keine Alternative gewesen, und auch für Europa als Ganzes nicht. Eine solche Isolation würde ich nicht wollen. Dann lieber gewisse Gesundheitsschäden hinnehmen, dafür aber leben können. Wenn Omikron jetzt die Ungeimpften durchseucht, und keine weitere gefährlichere Variante auftaucht, haben wir wohl jetzt die letzte maßgebliche Infektionswelle vor uns und dann aber auch hinter uns.

Eine Nullcovid-Strategie wäre allerdings weltweit konsequent durchgezogen eventuell eine Möglichkeit gewesen. Damit wäre eventuell weder Delta noch Omikron entstanden. Das könnte man mal für die nächste Pandemie prüfen und in Betracht ziehen.

„Wir sehen, was dabei heraus gekommen ist. 80% der Corona-Todesfälle bis Ostern 2021 hätten vermieden, und das Weihnachtsgeschäft gerettet werden können.“

In der Tat ist man hier einfach auf Sicht gefahren. Aber ich habe mich damals nicht beschwert, und tue das jetzt auch nicht. Es war damals für mich nicht ganz klar, wie das läuft, u.a. weil in dieser Zeit auch ein Wechsel vom Wildtyp zu Alpha stattfand. Ich hätte protestiert, wenn wir bei Inzidenzen von 30 oder noch weniger in den Lockdown gegangen wären.

Immerhin haben wir in D unterm Strich bis zu 800.000 Todesfälle vermieden, auch wenn noch 58.000 mehr vermiedene Todesfälle möglich waren. Und das Weihnachtsgeschäft ist so maßgeblich nicht, schließlich haben wohl die Meisten ihr Geld dann einfach etwas später doch ausgegeben.

Ich hätte allerdings im August/September 2021 lieber schon Massenboostern gesehen, oder auch eine Impfpflicht. Über den Sommer hatte sich Delta durchgesetzt, und in Israel hatte man gerade festgestellt, dass ein Boostern nötig ist. Aber es hieß dann, dass es besser wäre, die aktuell verfügbaren Impfdosen lieber in Afrika zu verimpfen. Das fand ich ärgerlich, die vierte Infektionswelle und die Diskussion über eine Impfpflicht, die inzwischen wohl eh zu spät kommt, das war dann die Folge davon.

Vor der derzeitig anlaufenden Omikronwelle hätte das aber auch nicht geschützt. Interessanterweise trifft Omikron jetzt genau die Landkreise, die in der 4. Welle niedrige Inzidenzen hatten weit mehr als die Landkreise mit den hohen Inzidenzen in der 4.Welle. Dort sind offenbar deutlich mehr von den Ungeimpften in der 4. Welle mit Delta infiziert worden, und nun dadurch vor Omikron geschützt.



Kommentar vom 16.01.2022 00:23
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antizionismus-als-antisemitismus-gegen-deutschsprachige-medien-in-filderstadt/

@Michael 15.01. 20:26

„doch einfach „zu den Nachbarn und den Palästinensern netter zu sein“ als bestenfalls naiv empfindet…“

So genau kann ich das auch nicht beurteilen, kann schon gut sein, dass sich die Beziehungen von Israel zu den Nachbarländern sowieso chronisch auf einem Tiefpunkt befinden, dass Nettigkeit nutzlos ist.

Generell bin ich jetzt auch recht ratlos, was unsere Beziehungen zu vielen arabischen Ländern betrifft. Demokratie scheint hier nicht nachhaltig exportierbar zu sein, und bei Einmischungen in Bürgerkriege kann ich auch kein eindeutiges Ergebnis feststellen. Das US-Engagement in den beiden Irakkriegen und in Afghanistan, Syrien und Libyen scheint für die Menschen dort nichts gebracht zu haben. Auch wenn der Kampf gegen die IS erfolgreich war.

Vielleicht wären wirkliche Wirtschaftshilfen eher wirksam. Die grassierende Massenarbeitslosigkeit bei jungen Männern scheint mir sowohl eine Überwindung des Patriarchats als auch eine Akzeptanz von Demokratie unmöglich zu machen.

Die Frage, ob wir Israel zur Hilfe kommen sollten, falls sie sich mal nicht mehr selber verteidigen können, die finde ich persönlich sehr schwierig. Da hoffe ich einfach, dass der Fall nicht eintreten wird. Im Zweifelsfall meine ich, das es besser ist, sich aus Schießereien aller Art lieber rauszuhalten und stattdessen lieber an vernünftigen Beziehungen zu arbeiten. Zumindest, soweit das möglich ist.

Das soll die Israelis nicht stören, die sind in einer wirklich schwierigen Situation und vermutlich wissen die, was sie machen.



Kommentar vom 15.01.2022 17:32
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ein-mann-der-die-wahrheit-spricht-braucht-ein-schnelles-pferd-ein-armenisches-sprichwort/

@Alubehüteter 14.01. 23:29

„Unsere Gesellschaft wird sehr angeschlagen herausgehen aus dieser Pandemie.“

Ich finde, dass unsere Covid-Strategie doch auch passabel funktioniert hat. Wir haben insgesamt die Todesfälle auf etwa 15% der maximal Möglichen reduziert, und sind offenbar gerade dabei, mittels Omikron eine Durchseuchung der noch Ungeimpften zu realisieren. Derweil die inzwischen Geimpften und insbesondere die Geboosterten weitgehend unbeschädigt davon kommen werden.

Immerhin werden die jetzt noch Hospitalisierten wohl hoffentlich was draus lernen: Hätte ich mich wohl besser doch Impfen lassen sollen, Evidenz ist wohl doch praktisch wirksam, und diffuser Angst vorzuziehen.

Hier kann man wohl wirklich hoffen, dass so mancher Betroffener bzw. Angehöriger von Betroffenen zukünftig auch in Richtung Klimaschutz die Wissenschaft ernster nimmt.

Was China angeht, so weiß ich jetzt nicht, wie viel Totallockdown-Maßnahmen nötig waren, um diese geringen Infektionszahlen zu erreichen. Und was jetzt Omikron in China macht, ist auch nochmal relevant. Sind dort die Impfquoten bzw. die Qualität der dort eingesetzten Impfstoffe hoch genug, oder wird jetzt auch China doch noch von der Infektiösität von Omikron überrollt?



Kommentar vom 15.01.2022 16:47
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antizionismus-als-antisemitismus-gegen-deutschsprachige-medien-in-filderstadt/

@Michael 15.01. 13:28

„Warum dann beim Zionismus?“

Naja, die Israelis sind im Prinzip aus unserem eigenen westlichem Kulturkreis. Nicht nur mit ihrer demokratischen Verfassung, sondern auch ausgestattet mit modernster westlicher Militärtechnik. Nur mit diesen Waffen waren sie in der Lage, sich gegen eine mehr als 10-fache Übermacht ihrer muslimischen Feinde hinwegzusetzen.

Von daher kann Israelkritik vielleicht auch ein Stück Selbstkritik sein?

Andererseits würde ich mich als Israeli ziemlich bedroht fühlen, angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheiten von Feinden, die im Prinzip meine Vernichtung anstreben. Ich würde glaube ich gucken, dass ich da weg komme und nach Möglichkeit wieder auswandern. Als Israeli hat man sich da sicher ein Stück weit dran gewöhnt, aus unserer Sicht aber eher nicht.

Dann taucht nochmal die Frage auf: Was machen wir, wenn Israel in Zukunft militärisch nicht mehr stärker ist, und dabei ist, unterzugehen? Greifen wir dann ein, oder nicht?

Diese Frage stellt sich für Birma und Pakistan eher nicht, mit denen haben wir nicht so viel zu tun.

Wenn ich mich dagegen auf den Standpunkt stelle, dass die Israelis selber Schuld sind, dass sie sich so viele Feinde gemacht haben, dann werde ich meine Verantwortung los, insbesondere als Deutscher. Es dürfte klar sein, dass die Schoa wesentlich zur Gründung Israels beigetragen hat.

Andererseits ist Israels Politik der Stärke in der Tat offenbar gefährlich. Hier wäre in der Vergangenheit Einiges mehr möglich gewesen, zu den Nachbarn und den Palästinensern netter zu sein.



Kommentar vom 14.01.2022 14:16
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-wir-mut-zu-digitalen-fehlern-brauchen-pro-mai-thi-nguyen-kim-und-karl-popper/

@Golzower 13.01. 09:57

„Letztlich sind also., wenn sie so wollen, alle bisherigen Gesellschaftsformen an ihren eigenen Widersprüchen und sozialen Konflikten gescheitert bzw. an die Idealisierung ihrer Ideologien die eine offene ,reale Sicht nicht ermöglichte.“

Den Vermögenden, denen die ganzen Firmen und Immobilien gehören, die wollen natürlich weiter Wirtschaftswachstum und auch auf keinen Fall eine Nettoschrumpfung der Bevölkerung. Gleichzeitig interessiert es die überhaupt nicht, dass wir viel zu wenig Kinder bekommen. Schließlich ist jede Frau, die sich für eine Karriere und gegen eigene Kinder entscheidet, ein weiterer fleißiger Mitarbeiter, der zur florierenden Wirtschaft mitsamt chronischem Exportüberschuss beiträgt.

Die Migranten, die in der Folge nachgefragt werden, sind dann die unvermeidliche Folge des Kindermangels – das ist den Kapitalisten aber völlig egal. Klar freuen sich die Migranten auch, dass sie eingeladen werden und hier an der florierenden Wirtschaft teilhaben können. Was deren Lebensfreude angeht, so ließe sich die aber auch mit einer vernünftigen Integration hier, und einer Förderung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in den Herkunftsländern auch reichlich fördern. Was jetzt den Vermögenden aber auch wieder vollkommen egal zu sein scheint.

Mag sein, das rechte Haltungen aller Art vor allem auch Ausdruck dualistischem „Wahnsinns“ entspringen, so ist aber eine Unzufriedenheit mit dem Ausmaß von Migration bei gleichzeitig schleppender Integration auch wiederum irgendwie nachvollziehbar.

Eine langfristige Strategie für mehr Kinder würde bedeuten, dass die Wirtschaft erstmal schrumpfen müsste, damit Eltern überhaupt neben dem Beruf Zeit für mehr Kinder hätten. So manch eine Produktionsstätte müsste ins Ausland verlagert werden, wenn die Menschen hier mehr Zeit in Kinderaufzucht investieren würden. Gleichzeitig noch mehr Migranten einzuladen, die dies ausgleichen würden, würde den Bauboom weiter anheizen, und damit noch mehr Schwierigkeiten durch Arbeitskräftemangel machen.

Vielleicht erledigt sich das Problem auch von selbst? Wenn einfach nicht noch mehr Migranten aus der EU Lust haben, hier zu arbeiten, und wir aufgrund der Widerstände in der Bevölkerung nicht mehr genug muslimische Einwanderer hereinlassen, dann wird letztlich der Arbeitskräftemangel dafür sorgen, dass hier Produktionsstandorte in andere Länder verlagert werden, wo noch Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Diese mögliche Entwicklung wäre m.E. aber vollkommen in Ordnung. Wofür brauchen wir einen ewigen Außenhandelsüberschuss?

Und wenn wir uns erstmal mit einer vernünftig geschrumpften Wirtschaft abgefunden haben, dann können wir auch das Projekt Kinderkriegen angehen. Zumal auch die Produktivität weiter steigen wird, und die Möglichkeiten für zusätzlichen neuen Konsum Sinngrenzen überschreiten können, so werden wir wohl ganz gut mit weniger Leistung und Arbeitszeiten klarkommen können. Zumal auch Klimaschutz, weiterer Umweltschutz und die Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Kupfer und Lithium einfacher wird, wenn neben dem Wechsel von Technologie auch einfach weniger konsumiert wird.

Insbesondere z.B. der Ersatz von Privatpkw durch Fahrräder braucht vor allem gute Radwege, die Menschen selbst sind hier weniger das Problem.



Kommentar vom 13.01.2022 00:40
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-wir-mut-zu-digitalen-fehlern-brauchen-pro-mai-thi-nguyen-kim-und-karl-popper/

@hwied 12.01. 12:14

„Bei den religiös motivierten müssen wir uns mit dem Islam auseinandersetzen.
Praktisch gesehen sind die „Islamisten“ eine Minderheit. Gemeint sind die, die zu Gewalt greifen.
Bei den ideologisch motivierten haben hauptsächlich wir die Rechtsradikalen, die bei uns vom Verfassungsschutz beobachtet werden.“

Sei sprechen jetzt nur die an, die auch zur Gewalt greifen. Aber Verschwörungsmythen, die die Demokratie als Nährboden für weltweites Unwesen verschiedenster Art betrachten, die gibts noch viel mehr. Dazu mögen Zeugen Jehovas, evangelikale Freikirchen, Linksradikale wie auch Teile der die katholischen Kirche gehören.

Ja selbst Umweltbewegungen können hier einschlägig orientiert sein. So habe ich mal die Auffassung gefunden, dass die moderne Demokratie jetzt statt auf die Ausbeutung des Menschen zu setzen stattdessen den Planeten ausplündert, mit apokalyptischen Folgen am Ende auch für uns Menschen.

Daneben gibt es noch jede Menge berechtigte Kritik an der konkreten Ausgestaltung des tatsächlichen Treibens auf der demokratischen Bühne. Das finde ich letztlich sogar förderungswürdig.

Auch die Impfgegner sind recht gemischt. Hier wird zwar viel gefaket und auch absichtlich gegen die Demokratie agiert. Aber auch durchaus erwägbare Argumente werden hier herangezogen. So habe ich öfter gelesen, dass Impfgegner ganz misstrauisch wurden, weil Biontech bei der Zulassung ihres Produktes darauf bestanden hat, dass sie nicht für Schäden aufkommen müssen, wenn bei der Impfkampagne irgendwas schiefgeht.

Man kennt ja nun keine späten Impfschäden bei allen Impfungen, die so in Gebrauch sind. Denkbar wäre aber, dass etwa eine zukünftige Coronamutante dummerweise Eigenschaften hat, dass sie bei Geimpften zu schwereren Verläufen führt als bei Ungimpften. Ein gewisses Restrisiko in dieser Richtung halte ich als Laie letztlich nicht für ausgeschlossen, wenn auch so unwahrscheinlich, dass ich dennoch für uneingeschränktes Impfen plädiere.

Zumindest habe ich mal gelesen, dass es bei der Impfstoffentwicklung öfter mal vorkommt, dass ein in der Entwicklung befindlicher Impfstoff nicht nur zu keiner Immunität, sondern sogar zu einer schwereren Erkrankung führt, z.B. indem er eine überschießende Immunreaktion auf die Infektion provoziert. Sowas bekommt natürlich keine Zulassung.

Im Falle von Corona gilt das definitiv nicht für die bis jetzt bekannten Mutanten, das ist klar. Aber keiner kann wissen, welche Mutanten mit welchen Eigenschaften noch kommen.

Ein gewisses generelles Misstrauen ist nicht ganz verkehrt, finde ich. Man muss aber genau gucken, und sich auch bei vernünftigen Quellen informieren. Und dann nach Möglichkeit zu einer halbwegs vernünftigen Einschätzung kommen.



Kommentar vom 12.01.2022 13:24
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ein-mann-der-die-wahrheit-spricht-braucht-ein-schnelles-pferd-ein-armenisches-sprichwort/

@Einer 10.01. 10:37

„Gleichzeitig exportiert China ihre Interpretation von Menschenrechten auch noch.“

Dass wir unsere Menschenrechte hochhalten heißt nicht, dass wir sie in Afrika auch fördern. Auch nach dem Ende der Kolonialzeit fördern wir dort weder Menschenrechte noch die heimische Wirtschaft, scheint mir.

Wenn hier China wenigstens die Wirtschaft in den armen Ländern fördert, wenn auch nicht die Menschenrechte, dann ist das besser als nichts.

Generell ist ein Export von Demokratie offenbar schwierig bis unmöglich, wenn Mehrheiten in den entsprechenden Ländern z.B. lieber die Scharia haben wollen. Dann wird sofort eine Islamistenpartei gewählt, die die Demokratie gleich wieder abschafft. Was soll man da machen?

Dann lieber einfach trotz aller demokratischen Defizite die Wirtschaft fördern, vielleicht können sich dann doch insbesondere auch Frauen qualifizieren und zum Familieneinkommen beitragen, was dann letztlich in Richtung Gleichberechtigung führen kann.

So ist es jedenfalls aus meiner Sicht bei uns zu der aktuellen Gleichberechtigung gekommen. Dass die Wirtschaft hier qualifizierte Frauen nachfragt, ist weit maßgeblicher als dass wir aus reiner Frauenfreundlichkeit heraus Gleichberechtigung eingeführt hätten. Die folgenden niedrigen Geburtenzahlen sind der Wirtschaft wiederum egal, die Wirtschaft plant nicht auf Generationen, sondern oft nur für ein paar Jahre.

Die aktuellen konkreten Geschäfte sind da ganz im Fokus, wenn es mal nicht mehr rundläuft, kann man einfach die Firma dichtmachen und mit dem inzwischen verdienten Geld anderswo auf der Welt neue Geschäftsmodelle realisieren.



Kommentar vom 12.01.2022 00:53
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-wir-mut-zu-digitalen-fehlern-brauchen-pro-mai-thi-nguyen-kim-und-karl-popper/

@Mona 11.01. 15:59 /NZZ

„Wiederum geht es um ein höheres gesellschaftliches Gut – Gesundheitsschutz, Lebensbedingungen zukünftiger Generationen –, hinter dem individuelle Menschenwürde und Grundrechte ihre Gültigkeit verlieren.“

Lockdownmaßnahmen können ärgern, nerven und Manchen die finanzielle Existenz kosten – aber ohne dem würden die meisten Menschen in freiwilligen Lockdown gehen, mit ziemlich ähnlichen Folgen. Und um hunderttausende Todesfälle zu vermeiden vorübergehende Kontaktbeschränkungen hinzunehmen beschädigt Menschenwürde und Grundrechte doch eher mäßig.

Auch eine Impfpflicht kann helfen, die Pandemie entscheidend zu entschärfen um dann wiederum nicht noch mehr Lockdownmaßnahmen ergreifen zu müssen, das halte ich für möglicherweise angemessen. Hier kommt es eher auf die aktuelle Situation an – Im September 2021 wäre eine Impflicht m.E. angemessen gewesen, um die vierte Welle zu verhindern. Ob eine Impfpflicht im März 2022 vernünftig ist, wird sich in dieser fünften Omikronwelle wohl erst noch zeigen müssen. Da bin ich selber noch unschlüssig, und wie man hört viele Parlamentarier auch.

Theoretisch kann man hier einen primären Angriff auf die Freiheit vermuten, aber wohl nur, wenn man tatsächlich von alternativen Fakten ausgeht.

Selbiges gilt für den Klimaschutz. Das macht Arbeit, das kostet was, das führt dazu, dass der eine oder andere auf was Gewohntes verzichten muss. Ja, das wäre in der Tat zu übertreiben, und auch wieder theoretisch tatsächlich als paternalistische Zumutung denkbar, die den Klimaschutz als Mittel missbraucht, unsere Freiheiten einzuschränken. Ich kann hier aber auch in den aktuellen Plänen der neuen Regierung kein übertriebenes Vorgehen erkennen.

Das einzig Zweifelhafte, das mir in diesem Zusammenhang einfällt, das ist die von der rotgrünen Schröderregierung seinerzeits eingeführte EEG-Umlage, die auch eine versteckte Subventionierung der Industriekunden durch die Privathaushalte mit sich brachte. Das werte ich jetzt aber keinesfalls als Angriff auf unsere Freiheit, sondern als eine ziemlich normale und gewohnte Folge des Unwesens der Lobbyisten in dieser Lobbydemokratie.

Mit sowas ist unbedingt auch für die Zukunft weiter zu rechnen, mit Paternalismus weniger – auch wenn es einzelne Politiker gibt, die dazu neigen mögen. Parlamentarische Mehrheiten haben die aber offensichtlich nicht. Die meisten überflüssigen Gängelungen und bürokratischen Zumutungen sind nicht gegen unsere Freiheit gerichtet, sondern meistens eine Mischung aus Spezialinteressen und einer gewissen Dummheit. Das ist meiner Ansicht nach durchaus eine Form von Korruption, aber praktisch nirgends auf der Welt scheint es ohne dem zu gehen.

Pandemie und Klimawandel jedenfalls hat man nicht erfunden, wir müssen damit aber fertig werden. Die Freiheit, beides einfach zu ignorieren, die will ich gar nicht haben.



Kommentar vom 11.01.2022 00:20
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@Stegemann 10.01. 18:38

„...mithin eine ‘zweite Natur’ schaffen, die abstrakte Bedeutungsinhalte hat. Dies ist der entscheidende Unterschied zwischen Mensch und Tier. Diese sprachliche Grenze kann ein Tier nicht überschreiten.“

Ja, meistens sind wir in der Tat sehr von spezifisch menschlicher Sprache bestimmt. Das macht uns Menschen und unsere Kultur aus.

Aber ein gewisses Weltwahrnehmen und ein unmittelbares Weltverständnis, eine nonverbale Art zu existieren und zu kommunizieren haben wir immer auch noch, die wir untereinander wie auch mit Tieren, insbesondere Haustieren, direkt teilen können.

Was jetzt Delfine und Orcas so machen, fände ich aber nochmal spannend. Und was zukünftige KI oder auch eventuelle zukünftige Kontakte mit intelligenten Außerirdischen angeht, da wird es auch nochmal interessant.



Kommentar vom 10.01.2022 16:46
https://scilogs.spektrum.de/thinky-brain/sprache-ist-mehr-als-sprechen/

@hwied 10.01. 12:55

„Ein Hund schafft das mit einem Blick und wenn er dabei sabbert.“

Es gibt viele Möglichkeiten, sich kurz und knapp zu verständigen. Vor allem wenn man z.B. selber mal einen Hund hatte, versteht man auch andere Hunde viel besser.

Gerade wenn man ständig zusammen ist und sich lange kennt, gelingt Kommunikation noch mal viel schneller und treffender. Das gilt auch für die Kommunikation über Artgrenzen hinweg. Die gemeinsame Kommunikationserfahrung machts möglich, man improvisiert erst, und lernt nach und nach, was der andere womit meint. Auch verstehen sich Ehepartner oder Geschwister ziemlich gründlich, ohne viele Worte machen zu müssen.

Im Jemen gibt es wilde Gruppen, die aus Affen, verwilderten Hunden und verwilderten Hauskatzen bestehen. Das funktioniert nur, weil die Tiere regelmäßig von Menschen gefüttert werden, und jede Art andere Teile des Futters bevorzugt. Die Affen bestimmen, was gemacht wird, die Hunde freuen sich, dass sie eine gewisse Führung haben, die sie vom Menschen her gewöhnt sind und bieten Sicherheit gegenüber anderen verwilderten Hunden, und die Katzen werden von den Affen gerne gesehen, weil sie sie einfach süß finden. Irgendwie schaffen es diese gemischten Gruppen, erfolgreich zu kommunizieren und ein gemischtes Sozialleben zu organisieren.

Auch gehen Buckelwale, Delfine und Seevögel regelmäßig gemeinsam auf die Jagd nach Fischschwärmen.



Kommentar vom 10.01.2022 13:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-wir-mut-zu-digitalen-fehlern-brauchen-pro-mai-thi-nguyen-kim-und-karl-popper/

@Mai Thi Nguyen-Kim

„Und intolerante Menschen sind nach Popper Menschen, die Andersdenkenden entweder Gewalt androhen oder sogar Gewalt ausüben und Menschen, die den rationalen Diskurs verweigern. … Da muss die Toleranz aufhören.“

Das ist wirklich gut zusammengefasst, aber wie das auch umsetzen?

Das mit der Gewalt ist ja tatsächlich auch strafbar. Aber die Verweigerung des rationalen Diskurses ist hier nicht so recht greifbar. Man kann schlecht von Jedem verlangen, sich mit Jedem auseinander zu setzen.

Und ein Ende der Toleranz, wie soll das konkret aussehen? So wie Bücher verboten werden können ist das im Netz schwieriger. Ein Verbot, auch nur irgendwo im Netz aktiv zu sein, würde sicherlich das Problem lösen. Hierfür bräuchte man wohl eine neue Gesetzesgrundlage, und ob das dann nicht problemlos umgangen werden kann, wäre ein anderes Problem, das mir als kaum lösbar erscheint.

Was bleibt, ist sich inhaltlich mit den intoleranten Äußerungen auseinander zu setzen, sich in Diskussionen einzumischen und Fakes und Unfug richtig zu stellen.

Die Demokratie hat mit dem Internet seine Medienmacht verloren. Man muss keine hohen Auflagen mehr erreichen, um z.B. Bücher heraus zu bringen. Mit viel Arbeit und Fleiß kann man sich im Netz bemerkbar machen, ohne erstmal Verlage finden zu müssen, die das herausbringen, und auch Sendezeit in Rundfunk und Fernsehen muss man nicht mehr bekommen. Wenn man die Aufmerksamkeit der Menschen findet, hat man alles was man braucht, und dann kann man schon loslegen.

Das nicht mehr Tolerierbare konnte man früher recht einfach von der Öffentlichkeit fernhalten, mit den neuen Medien geht das derzeit nicht mehr. Genau das scheint mir das Problem zu sein.

Am Ende könnten wir sogar doch noch mal gucken, wie China das Problem löst? Nicht nachmachen, aber gucken.



Kommentar vom 10.01.2022 00:02
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/ein-mann-der-die-wahrheit-spricht-braucht-ein-schnelles-pferd-ein-armenisches-sprichwort/

@Michael 09.01. 14:54

„Bei aller Kritik auch am freiheitlichen und also bunteren und chaotischeren Westen: Ich ziehe die Verantwortung eines freien Lebens jeder noch so perfektionierten Diktatur wie in China vor…“

Keine Frage, ich auch. Allerdings sind die chinesischen Verhältnisse immer noch sehr viel besser, als andere Autokratien, die nur für grassierende Armut und Kriege sorgen und nebenbei die Menschen noch völlig willkürlich einsperren und umbringen. So auch China vor einigen Generationen. Hier hat sich wohl einiges gebessert.

Inwieweit sich dort die Wirtschaft weiter stabilisiert, und aufgrund höherer Allgemeinzustimmung auch mehr Meinungsfreiheit realisiert werden kann, wird die Zukunft zeigen. Wobei ich mit Meinungsfreiheit schon fast zufrieden wäre, dass man auch noch Parlamente wählen kann, ist jetzt auch nicht ganz so wichtig, wenn die Gewählten so wie bei uns dann doch wieder mehr die Lobbyisten und den eigenen Beamtenapparat bedienen. Was versprochen wurde, zählt hier nach den Wahlen dann so viel ja nun auch nicht.

Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit wäre für sich wohl eher schon das Meiste, dass in China fehlt. Ob das ohne Demokratie geht, wäre das mal ein Experiment wert?

Man muss hier ja bedenken, aus welcher Basis hier die aktuelle gesellschaftliche Situation sich bis hierher entwickelt hat. Freiheit und Demokratie hat sich bei uns auch erst über viele Jahrzehnte hinweg und nach und nach erst richtig etabliert. China hat hier eine eigene, andere jüngere Geschichte gerade erst hinter sich gelassen.

Und irgendwie müssen wir vielleicht sogar eher aufpassen, dass wir selber stabil bleiben. Wenn ich mir Trumps Wahlerfolge angucke, dann scheint mir das nicht mehr selbstverständlich zu sein.



Kommentar vom 09.01.2022 00:40
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@PTC 08.01. 18:19

Ok, dass das mit dem Affenexperiment überbewertet wurde, wusste ich jetzt nicht. Ich hatte von diesem Experiment vor Jahrzehnten mal irgendwo gelesen.

@Stegemann 08.01. 21:11

„Wir interpretieren die Welt sowieso gern nach unseren (antropozentrischen) Vorstellungen.
Wir können natürlich Verhaltensäußerungen von Tieren klassifizieren, ihre Sprache verstehen wir nicht.“

Auch Hunde klassifizieren unsere Verhaltensäußerungen und aufgrund eben subjektiver Interpretation gelingt dann doch von beiden Seiten her eine gewisse Kommunikation über Artgrenzen hinweg. Wobei hier auch emotionale Interaktion dazu gehört.

Klar verstehen wir uns selber besser, genau wie sich auch Hunde unter sich immer besser verstehen, als eben ein Versuch der Kommunikation über Artgrenzen hinweg. Einen gewissen Anthropozentrismus können wir sowieso kaum vermeiden, so wie auch der Hund immer hundezentriert unterwegs ist. Und doch ist es möglich, dass Mensch und Hund gut zusammenarbeiten kann. Hier mag auch z.B. beim Schafehüten ein gewisses Weltverständnis bei Hund und Schäfer über Jahre hinweg wachsen, und so dann eben die eigentlichen Sprachschwierigkeiten ausgleichen.

Wobei eine gewisse evolutionäre Anpassung bei Haustieren schon auch eine Rolle spielen mag. Seit 20.000 Jahren leben die Hunde mit uns zusammen, und angesichts einer recht kurzen Generationenfolge von um die 5 Jahre kommen wir dann vergleichsweise auf Zeiträume von 80.000 Jahren Menschenevolution. So viel älter ist der moderne Mensch dann auch nicht mehr.

So ist sicherlich die Sprache von Delfinen viel komplexer und unserer vermutlich ähnlicher als die Kommunikation von Hunden, aber dennoch verstehen wir die Delfinsprache noch am wenigsten. Womöglich, weil wir mit Delfinen eben keine Jahrtausende von gemeinsamer Evolution durch eine Haustierbeziehung durchgemacht haben.



Kommentar vom 08.01.2022 18:00
https://scilogs.spektrum.de/thinky-brain/sprache-ist-mehr-als-sprechen/

@Stegemann 08.01. 15:34

„Der Hund versteht nichts, er reagiert lediglich, er ist konditioniert.“

Nach 20.000 Jahren als Haustier traue ich Hunden schon mehr zu. Ich würde sagen, er versteht vielleicht Vieles nicht ganz, aber er interpretiert oft erstaunlich zielsicher. Konditionieren muss man Hunde nicht unbedingt, oft genügt es dem Hund klar zu machen, was man von ihm erwartet. So zumindest meine persönliche Erfahrung mit Hunden.

Ein Forscherteam in den USA hat mal jungen Schimpansen Taubstummensprache beigebracht, und kam damit nach vielen arbeitsreichen Lehrjahren auf 500 Vokabeln. Überrascht waren sie dann, dass die Affen die Gebärdensprache auch untereinander einsetzten, um sich zu verständigen. Man hätte theoretisch den Affen auch normale gesprochene Sprache beibringen können, aber denen fehlt dafür der richtige Kehlkopf.

Hunden natürlich auch. So muss sich der Hund uns gegenüber anders ausdrücken, hier muss unser bester Freund ordentlich improvisieren. Mit dem Interpretieren von unserer Sprache hat er es leichter wie wir mit ihm. Wenn der Hund mit seinem professionellem Schnorrerblick versucht, uns zu hypnotisieren, damit wir ihm was zu Fressen abgeben, sind wir auch nicht nur konditioniert, sondern Interpretieren u.U. auch sehr zielsicher.

Kommunikative Interaktionen mit allerlei Haustieren über die Artgrenzen hinweg ist ziemlich verbreitet, das hängt mehr an der Erfahrung des einzelnen Menschen mit diesen Tieren, als an den Fähigkeiten der Tiere selbst. Ein erfahrener Landwirt weiß die 50 verschiedene Arten zu Muhen bei seinen Kühen zu interpretieren, wo unsereins immer nur Muh hört.



Kommentar vom 08.01.2022 12:52
https://scilogs.spektrum.de/thinky-brain/sprache-ist-mehr-als-sprechen/

@Übersetzungs-KI

Die aktuelle Übersetzungs-KI kann schon ganz gut von jeder Sprache in die andere übersetzen, versteht aber dennoch nichts davon, was der Inhalt der Botschaft ist. Möglicherweise ist auch bei uns die Sprache zunächst ein eigenständiges Konstrukt, dass nur zusätzlich auch an Weltverständnis gekoppelt sein kann. Nur Labern kann jeder, inzwischen auch KI, ob das Ausgesprochene auch eine Grundlage von Verstand hat, ist eine andere Kunst.

Entsprechend macht dann die persönliche Erfahrung mit der Welt erst das Weltverständnis aus, und dieses Weltverständnis ist dann immer sehr persönlich, auch wenn es mit derselben Sprache beschrieben wird.

Ähnliches gilt vielleicht auch für die Mathematik. Diese ist zunächst auch ein recht unabhängiges Konstrukt, das man separat erlernen kann. Will man Mathematik z.B. in der Physik auch konkret anwenden, muss man dieses noch mal extra lernen, und den Kontakt von Theorie und Praxis hier anhand von Experimenten herstellen.



Kommentar vom 06.01.2022 12:21
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dont-look-up-verschwoerungspsychologie-carl-sagan-religion-vom-feinsten/

@Michael 06.01. 00:45

Aus ihrem Interview mit Patrik Spät:

„Der graduelle Panpsychismus hingegen behauptet, dass der Körper eines Lebewesens als “Verstärker” wirkt und die simplen geistigen Eigenschaften – die im Fundament der Wirklichkeit verwurzelt sind – bündelt und intensiviert.“

Genau so stell ich mir das auch vor.

Im Fundament der Wirklichkeit vermute ich, dass der Quantenzufall hier eine Schnittstelle zu Geisteswelten bieten könnte. Wenn Quantenzufälle auch auf die Zukunft hin gezielt werden können, dann haben wir einen Kosmos, der geistige Anteile hat. Und wir haben dann eine geistige Seite.

Weitere Konsequenzen dieser Idee gibt es hier nachzulesen:

https://introspektiva.de/etitel/

Dieses Projekt ist noch nicht ganz fertig, aber schon öffentlich.



Kommentar vom 06.01.2022 00:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dont-look-up-verschwoerungspsychologie-carl-sagan-religion-vom-feinsten/

@Michael 05.01. 00:26

„Mit Ausnahme vielleicht des Begriffes vom Geistwesen, dem ich ein eher emergentes Verständnis vom Menschen entgegenstellen würde,...“

Einen Anteil an Emergenz würde ich auf jeden Fall auch unserer inneren Erlebniswelt zugestehen, aber ich frage mich, ob das alles ist. So kann ich einerseits nicht nachvollziehen, wie aus neurologischen Einzelfakten was so Zusammengefasstes wie unser Bewusstsein werden kann. Ich hätte keinerlei Idee, wie Nervenzellen alleine mit welcher Verschaltung auch immer das hinbekommen sollen. Die Öffnung eines Innenraumes macht mir hier rein informatisch gesehen Denkschwierigkeiten.

Andererseits gibt es meiner Erfahrung nach auch sowieso Geisteswirkungen in der Welt, und wenn man die hat, dann stehen natürlich auch unseren Innenwelten Geisteswelten zur Verfügung, in die sich unser Bewusstseinsinhalt abbilden lässt. Und so öffnet sich dann unser Innenraum. Gleichzeitig wird so eine Verbindung zu Anderen, zur Natur und zum ganzen Kosmos sehr viel konkreter, ein geistiges Miteinander hat so deutlich mehr Substanz, und damit wird dann auch Spiritualität sehr konkret.

Das kann man auf einer anderen Erfahrungsbasis aber eben anders sehen. Und so sind dann wohl auch einfach die Menschen so verschieden, dass man hier auch auf verschiedene Konzepte kommt. Zumindest, wenn man es versucht, sich zu dem schwierigem Thema überhaupt ein Konzept zu machen.



Kommentar vom 04.01.2022 14:18
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dont-look-up-verschwoerungspsychologie-carl-sagan-religion-vom-feinsten/

@Michael 04.01. 12:22

Aus ihrem Interview im deutschlandfunkkultur.de:

„Deswegen würde ich tatsächlich sagen, bei einer Neurotheologie, die quasi über die Hirnforschung die Gottesfrage beantworten möchte, bin ich skeptisch.“

Beim derzeitigem Stand der Forschung sicherlich. Aber wenn wir zum Teil tatsächlich Geisteswesen sind, dann müssten sich Spuren einer Wechselwirkung von Geisteswelt und materieller Welt gerade im Gehirn finden lassen. Dafür brauchen wir aber noch reichlich mehr Details und entsprechend mindestens einige Jahrzehnte, bis wir hier fündig werden können.

„Vielleicht trägt das auch dazu bei, dass wir wechselseitig toleranter und verständnisvoller werden und verstehen, warum das dem einen Menschen total viel bedeutet und den anderen Menschen vielleicht nur stört, dass das beides sozusagen seine Berechtigung hat in der menschlichen Vielfalt.“

Das ist auf jeden Fall schon mal das Wichtigste, und soviel weiß man wohl auch tatsächlich schon. Das sagt mir auch alle Lebenserfahrung: Es gibt genug Gläubige wie Ungläubige, die völlig bei Verstand sind, auch wenn es daneben eben auch Verrückte gibt.

Monismus und Dualismus machen dagegen schon konkrete Unterschiede, gar nicht in der Geistesfrage, aber in der Grundhaltung der Wirklichkeit gegenüber. Das ist vielleicht eher eine soziale Grundeinstellung, die mit Religion und Spiritualität eigentlich gar nicht viel zu tun hat.

So oder so lohnt es sich, bevorzugt mit gesicherten Fakten zu arbeiten, derweil man die Bereiche, die noch unsicher sind, zwar im Auge behalten kann, aber eben noch nur unsicher konkret einsetzten kann.



Kommentar vom 03.01.2022 12:52
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dont-look-up-verschwoerungspsychologie-carl-sagan-religion-vom-feinsten/

@Michael 03.01. 00:32

„Bei einem direkten, „göttlichen Eingreifen“ ergäben sich m.E. Probleme der Freiheit und Verantwortung.“

Wenn ich beim Doppelkopf göttlich bedingt gute Karten bekomme, und den Abend gewinne, mag das zunächst der Andere gar nicht so zuordnen. Wenn es wirklich auffällig wird, mag Einer misstrauisch werden. Freiheit und Verantwortung sind hier aber nicht berührt.

Ich muss ja nach wie vor gucken, dass ich auch vernünftig spiele, nur gute Karten alleine reichen ja nicht. Sind aber wichtig.

Und in anderen Zusammenhängen, in denen es um Zusammenarbeit geht, freuen sich die Mitstreiter, wenn hier Glücksfälle das Projekt fördern. Ein Freiheits- und Verantwortungsproblem sehe ich nicht unbedingt. Keiner macht mich für Glücksfälle verantwortlich, die mir widerfahren.

Würde ich komplett göttlich gesteuert, dann käme in der Tat ein Freiheits- und Verantwortungsproblem zum Tragen. Aber nicht bei recht unverbindlicher Unterstützung, die mir entgegenkommt, oder auch andersrum. Kein vernünftiger Mensch macht mich für die Karten verantwortlich, die ich bekomme, nur dafür, wie ich mit denen dann spiele.

Eine gelingende Inspiration mag man durchaus mit guten Karten vergleichen können. Wer weis schon so genau, woher das immer kommt, was ihm gerade so einfällt. Also auch hier nicht unbedingt ein Freiheits- und Verantwortungsproblem. Wenn meine Inspiration sich als Dummheit erweist, werde ich selbst zur Verantwortung gezogen. Mit Recht, schließlich wäre es meine Aufgabe gewesen, die Inspiration zu prüfen, bevor ich sie in die Tat umsetze.



Kommentar vom 03.01.2022 00:17
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/dont-look-up-verschwoerungspsychologie-carl-sagan-religion-vom-feinsten/

@Michael 02.01. 20:10

„Und ja, das gibt mir ein wenig mehr Hoffnung, dass wir Menschen auch ohne göttliches Eingreifen doch noch zur richtigen Balance von Vernunft und Hoffnung finden könnten… 🙂“

Mag sein, dass „göttliches Eingreifen“ zwar in Grenzen möglich, aber eben sicherhaltshalber doch von uns Selbst unsere eigenen Angelegenheiten entsprechend vernünftig zu gestalten sind.

Zumal Göttliches dann eher in Form von Inspiration und Geborgenheit daherkommt, meistens. Und dann eben auch die Intelligenz und der Mut möglich wird, auch gegen viele Widerstände unser Leben dann doch in die Hand zu nehmen. So wird Handeln auch gleich selbst zur Hoffnung – man sieht einfach, dass was passiert, wenn man mal gründlich überlegt und dann zur Tat schreitet.

Frohes Neues!



Kommentar vom 02.01.2022 17:29
https://scilogs.spektrum.de/beobachtungen-der-wissenschaft/china-auf-dem-weg-zur-technologischen-supermacht-kann-eine-totalitaere-gesellschaft-zu-einer-fuehrenden-wissenschaftsnation-werden/

@Sinnvoller Konsum und Freiheit

Ich freue mich für die Chinesen, dass sie inzwischen zu einem gewissen Wohlstand gekommen sind. Wir hier in D haben eigentlich eher zuviel davon, scheint mir zumindest. Vieles von dem, was hier Standard ist, halte ich für unsinnig. Also etwa Privatautos oder Flugreisen in den Urlaub.

Was hier fehlt, ist eher weniger Arbeitsstress und auch Klima- und Umweltschutz. Wobei ich mir insbesondere auch mehr wilde Natur im eigenen Land wünsche, mit wesentlich mehr eher kleinen Campingplätzen. Hier sollte Landschaftsgestaltung und Forstwirtschaft zusammen mit viel mehr Genehmigungen für Campingplätze dafür sorgen können, das man sehr viel mehr Urlaub im eigenen Land machen kann. Das geht dann auch per Fahrrad ganz gut, und das passt dann dazu, sowieso noch sehr viel mehr Fahrradwege zu bauen, dass man kein eigenes Auto mehr braucht.

Entsprechend würde eine so gestaltete Lebensweise auch mit weniger Rohstoffen, Arbeitseinsatz und auch mit weniger Geld auskommen.

Wenn jetzt eine gewisse Konkurrenz mit China dafür sorgt, dass auch die übrigen Entwicklungsländer in die Lage versetzt werden entsprechend produktiv und wohlhabend zu werden, dann wäre viel gewonnen. Wenn wir in einem solchen Prozess unseren Außenhandelsüberschuss einbüßen, wäre das aus meiner Sicht sowieso zu begrüßen, insbesondere wenn wir in der Folge hier bei uns die Arbeitszeiten reduzieren können, und auch weniger Migranten nachfragen.

Was unsere Meinungsfreiheit betrifft, so leben wir doch hauptsächlich davon, dass wir unsere Regierungen respektieren und machen lassen. Klar passiert hier Vieles, das die Lobbyisten initiieren, aber unterm Strich brauchen wir keinen grundsätzlichen Systemwechsel. Deshalb können wir uns auch Meinungsfreiheit leisten.

Bleibt zu hoffen, dass einerseits hier die Feinde von Demokratie und offener Gesellschaft keine Mehrheiten bekommen, und anderseits auch in China die freiwillige Zustimmung zum politischem System hoch genug wird, dass man sich auch dort eine Meinungsfreiheit leisten kann.

Die zentral gelenkte Wirtschaftspolitik in China hat eine gewisse Verwandtschaft mit unserer Lobbydemokratie. Wo hier die Wirtschaft am Wähler vorbei die Politik motiviert, wirtschaftsfreundlich zu regieren, da wird dort die Politik offenbar auch wirtschaftsfreundlich praktiziert. Beides führt dann eben zu einer Politik, die eine florierende Wirtschaft ermöglicht. Das geht beides zunächst am Wähler bzw. beim nichtwahlberechtigtem Bürger vorbei, aber doch findet man Arbeit und Auskommen, welches zu einer Teilhabe und einem gewissen Wohlstand führt.

Insbesondere eine kulturelle Freiheit jenseits des Wirtschaftlichen scheint mir sehr wertvoll zu sein. Dass der Mensch sich selbst und seine grundsätzliche Beziehung zur Wirklichkeit erarbeiten und auch öffentlich diskutieren kann.