www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Sonderkonstruktionen in Biologie und Chemie?


Emergenz ist vor allem in der Biologie sehr weit verbreitet. Oft kann man Emergenz nur auf einer höheren Ebene beobachten, wie sich aus dem Verhalten von Einzelteilen auf der unterem Ebene im größerem Zusammenspiel ganz neue Effekte zeigen. Hier kann man sich fragen, ob das wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Nur wenn man die Effekte bis ins kleinste nachvollziehen kann, wird klar, ob wirklich nur Emergenz am Werke ist. Aber oft kann man das gar nicht, und muss diese Frage offenlassen.

In jedem Fall kann man dann mit dem tatsächlichem Verhalten auf der höheren Ebene weiterarbeiten.

Wenn jetzt viele aufeinander aufbauenden Emergenzen zusammenkommen, geht dann die eigentliche Ursachenkette so speziell von statten, dass man von der untersten Ebene schon gar nicht mehr auf die höchste Ebene schließen kann. Insbesondere haben wir das in dem Fall, dass man versucht unser Bewusstsein auf neurobiologische Details zurückzuführen. Wie die einzelnen Nervenzellen sich verhalten, ist ja noch nicht mal wirklich erforscht. Eine entsprechend genaue Simulation des gesamten Konnektoms wäre aber wohl tatsächlich nötig, um wirklich sagen zu können, dass alles nur auf Nervenimpulse reduzierbar wäre.

Von klein auf groß zu schließen ist so einfach gar nicht wirklich. Sehr viel einfachere Details wie das Verhaltens von Wasser z.B. sind schon richtig schwierig. Warum Eis manchmal glatt ist, wird immer noch in der Chemie diskutiert.

Simulationen von Nervensystemen wären ganz wesentlich davon betroffen, dass man die Emergenzstufen nur richtig nachbilden kann, wenn man hier die Fakten wirklich ganz genau kennt. Mein Modell geht hier davon aus, dass in jedem Fall noch Geisteswelten beteiligt sind, und die Idee, dass man diese Frage mit einem simuliertem Konnektom klären könnte, setzt natürlich voraus, dass diese Simulation überhaupt gelingen kann.

Ebenso ist denkbar, das schon viele einfache Emergenzen einem naturgesetzlichem Spezialfall gehorchen, den man nur messen, aber gar nicht aus der unteren Ebene heraus schließen kann. Diese Sonderkonstruktionen würden sich dann nicht mehr aus den Eigenschaften der unteren Ebene allein nachvollziehen lassen. Wenn wir hiervon zuviel haben, wird es noch schwieriger werden, das Gehirn und unseren Innenraum wirklich im Detail zu verstehen.

Im Sinne der Erforschbarkeit würde ich mir wünschen, dass es diese Sonderkonstruktionen nicht gibt, aber die Wirklichkeit ist auf keinen Fall ein Wunschkonzert. Sie muss vor allem funktionieren, dass wir überhaupt vernünftig leben können. Verständlichkeit ist hier sicher nicht primär.