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Die Freiheit des Geistes erkennen


Welche Religion hat recht? Das ist eine gute Frage, finde ich. Religionsfreiheit ist bei uns Gesetz, und zumindest historisch gesehen gibt es dazu keine Alternative. Menschen glauben verschiedene Sachen, und es ist keine Option, hier mit Staatsgewalt einzugreifen im Sinne einer Glaubensverbesserung unter den Menschen. Man kann versuchen, in der Schule dieses Thema zu bearbeiten, aber ansonsten muss man das der Kultur und der Eigenverantwortung der Menschen selbst überlassen.

Letztlich ist es schlichtweg unmöglich, einen ungeliebten Glauben per Verordnung zu verbessern, es sei denn, man kann jemanden tatsächlich überzeugen. Das sollte man dann wiederum nicht unterschätzen, wenn man sich wirklich Zeit und Mühe dabei gibt, kann man schon einiges erreichen. Der Mensch ist kein Totalidiot, den man prinzipiell nicht erreichen könnte.

Es ist sogar ziemlich wichtig, dass man sich frei über die Inhalte von verschiedensten Religionen und Weltanschauungen informieren kann. Um dann unter Umständen auch zu einem eigenem Glauben zu kommen, wenn auch öfter ziemlich provisorisch. Aber man kann sich weiter vertiefen, und auch durchaus verschiedenste Systeme nebeneinander kennen lernen, ohne sich gleich entscheiden zu müssen. Viele sind irgendwie Agnostiker, einfach weil sie nie die Zeit hatten, sich genug zu informieren, um zu einer Glaubensentscheidung zu kommen.

Aber wenn man sich wirklich die gesamte Szene anguckt, ist dies viel. Also die verschiedensten Weltreligionen in ihren zahlreichen Varianten, die Erkenntnisse der Wissenschaft mit ihrem eigenem Spektrum von verschiedensten Arten von Naturalismus, moderne Formen von eher politisch motivierten Verschwörungsmythen, die vor allem auf Wissenschaftsfeindlichkeit zielen, und wem das noch nicht reicht, der kann sich noch bei den Naturreligionen kundig machen, oder modernere esoterische Konzepte studieren, etwa wie den Kosmos von Rudolf Steiner und seiner Anthroposophie.

Kann man hier Ordnung hereinbekommen? Es gibt ja auch das Fach Religionswissenschaft, die werden das vermutlich wenigstens versuchen.

Letztlich zielen Religionen auch auf die Eigenschaften unseres eigenen Bewusstseins, und mögen dies tatsächlich positiv beeinflussen können. Sich selbst als Geistesfaktum zu verstehen, macht im Leben dann doch einen Unterschied, als sich selbst als sinnloses Steuerungszentrum zu halten, das in eine ebenso sinnlose biologische Welt geworfen ist.

Man sollte jetzt vielleicht gucken, mit welcher Art Motivation ein Glaubenssystem daher kommt. Will es einen nur einfangen, um Mitglieder zu haben, will es einen auf eine Moral festlegen, die letztlich den Religionsführern nützt, und will es vor allem auch primär einfach eine zahlende Mitgliedschaft erzielen? Das wären schon mal Ansatzpunkte.

Die andere wirklich wichtige Frage ist: womit geht es mir wirklich besser? Soll ich nur im Sinne anderer funktionieren, werde ich hier einfach nur missbraucht, oder kann ich mit einem System wirklich meine Geistesfreiheit ausleben? Hier sind insbesondere säkulare Systeme für viele interessant, die gar keine Lust haben, sich mit irgendeiner Art von Übernatur auseinander zu setzen. Aber andere wiederum haben spirituelle Erfahrung, und sind entsprechenden Geisteswelten zugeneigt, und haben überhaupt keine Lust, sich auf das rein Materielle festlegen zu lassen.

Wie man sieht, es ist nicht nur ein riesiges Angebot an religiösen und weltanschaulichen Welten da, dem steht auch eine ebenso riesige wirkliche Nachfrage gegenüber. Ich meine, man muss hier gut gucken, ob ich hier einfach eingefangen werden soll, wofür auch immer, um dann in festen Händen zu sein, wo ich dann nicht leicht wieder heraus komme. Je größer der Anspruch ist, der reinen Lehre zu folgen, desto größer ist auch der Verdacht, dass man nur missbraucht wird. Einfach weil jeder, der sich wirklich auskennt, wissen müsste, das es die reine Lehre gar nicht geben kann, weil wir als Menschen dazu gar nicht in der Lage sind.

Wir sind eben biologische Wesen, und keine Götter. Die Wiege der Zivilisation sollen die Pharaonen gewesen sein, die sich zum Gott erklärt haben, und dann noch Pyramiden als Riesengrabsteine bauen ließen, um auch nach ihrem Tod ihr Volk noch weiter zum Narren zu halten. Wirkliche Zivilisation ist eher, solche Betrüger zu erkennen, wenn wir Menschen mit unserem Leben und unserem Planeten weiter kommen wollen.

Entsprechend unselige Glaubensgemeinschaften gibt es immer noch, und unsere Religionsfreiheit deckt das mit ab. Es bleibt aber erlaubt, sich hier auszutauschen, und sich gegenseitig dabei zu unterstützen, nicht Opfer von Betrügern oder Wahnsinnigen zu werden. Es gibt durchaus Vereine, die schrecken auch vor Gewalttätigkeiten nicht zurück, um ihre Schäfchen zusammen zu halten. Erst das ist dann wirklich illegal, und wird bei uns auch strafrechtlich verfolgt.

Die Freiheit des eigenen Geistes zu erkennen, die ist aber im realen Leben sehr wohl erreichbar. Insbesondere wenn man die Freiheiten der Anderen sieht, wenn man sieht, wie sie auch gedeiht, selbst wenn man selbst ganz anders lebt. Dann ist man wohl schon einen Schritt weiter.