www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2022/02 (T.J.)


Kommentar vom 28.02.2022 01:00
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/schnelles-twitter-tiefer-podcast-medien-erfahrungen-am-eigenen-leib/

@“Freiheitsenergien“

Wenn wir denn endlich mal loslegen würden, die Energiewende voranzubringen. Kurz und mittelfristig wird sich der Rohstoffbedarf dann zeigen, eventuell wird es hier und da teurer, und dauert länger. Aber vor allem langfristig ist die Freiheit in Sicht, man wird nach dem Vollausbau der regenerativen Technik nur noch die Anlagen erneuern müssen. Bei entsprechender Vorsorge schon bei der Konstruktion wird man die Rohstoffe wohl weitgehend recyceln können, und wirklich frei von Zulieferern sein können.

Kein Vergleich zu den fossilen Energieträgern, die müssen tatsächlich ständig neu ausgegraben und auch importiert werden. Nachdem sie verbrannt sind, sind sie definitiv weg und werden in der Atmosphäre zum dicken Problem.

Aber auch eine konsequente Arbeit an guten internationalen Beziehungen hat seinen Wert. Trotz unserer eigentlich eher geringen Rüstungsausgaben sind wir ganz gut durch die letzten 75 Jahre gekommen. Die derzeitige Störung der internationalen Beziehungen könnte ganz schön teuer werden, sollte sich herausstellen, dass wir tatsächlich massiv aufrüsten müssen.

Das blöde an Rüstungsausgaben ist ja gerade, dass sie entweder gar nicht gebraucht werden, und wenn doch ist es noch schlimmer, weil auch die eigenen Waffen im Kriegsfall nichts anderes als Leid und Zerstörung bringen. Wohl dem, der es schafft, sich aus kriegerischen Aktivitäten rauszuhalten.



Kommentar vom 28.02.2022 00:18
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@Mussi 27.02. 13:32 / 20:47

„Warum möchtest du einen Glauben zu Wissen machen?“

Nicht meinen ganzen Glauben. Zunächst einmal reichen mir ja meine eigenen Erfahrungen, insbesondere beim Glauben im Sinne von faith. Wenn es um believe geht, fände ich es schon interessant, wie denn objektive und subjektive Welten wechselwirken könnten.

Ich sehe hier zunächst mal überhaupt den Geistesraum, in dem wir subjektiv existieren, als Entität. Gleichzeitig haben wir sehr viel mit den Prozessen im Gehirn zu tun, dieses bestimmt unser Innenleben offensichtlich stark mit. Die Verbindung zwischen Beidem finde ich so interessant, und diese muss wohl schon in der Physik angelegt sein.

Der gezielte Quantenzufall wäre ein Kandidat dafür. Als Grundlegende Verbindung von Außen- und Innenwelt eben.

„Der Gipfel des Dualismus ist,Determinismus und Zufall gemeinsam zu denken. Ohne Chaos nix los!“

Genau. Wir brauchen den nichtdeterminierten Quantenzufall für eine grundlegend offene Zukunft. Und wir können hier gleichzeitig gelegentliches geistiges Einwirken für eine grundlegende Geborgenheit gebrauchen. Das wilde Leben bewegt sich dann zwischen Freiheit und Geborgenheit.

Ich vermute auch, dass man den gezielten Quantenzufall technisch anwenden kann, allein deswegen finde ich das schon spannend. Einfach bei der Programmierung von z.B. Computerkunst die Algorithmen so machen, dass diese viele Zufallszahlen verwenden, und als Zufallszahlenquelle dann das Quantenrauschen z.B. einer abgedunkelten Digitalkamera nehmen, statt den üblichen Pseudozufallszahlen. Und dann mal gucken, ob die Ergebnisse besser werden.



Kommentar vom 27.02.2022 17:50
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@Mussi 27.02. 12:14

„Nur weil ich zwischen was und warum unterscheiden kann heisst nicht,dass es nicht doch zusammen gehört.“

Natürlich sind wir Objekte und Subjekte zugleich. Die Außensicht und die Innensicht gehören zusammen, sind zwei Seiten der selben Medaille. Menschen und Tiere kann man immer von Außen betrachten, und immer auch davon ausgehen, dass sie ihre eigene Innensicht haben, in die wir uns mehr oder weniger einfühlen und hineinversetzten können. Das ergibt sich aus der simplen Tatsache, dass wir ohne aktive Innensicht nicht funktionieren können. Wenn wir bewusstlos sind, sind wir auch handlungsunfähig. Jedes Raubtier nutzt das aus, und tötet seine Opfer, damit es sie in Ruhe fressen kann.

@Michael 27.02. 12:45 / Martin Buber

„Dennoch ist dies nur die heimliche Begleitung zu dem Gespräch selber, einem sinngeladenen, phonetischen Ergebnis, dessen Sinn weder in einem der beiden Partner noch in beiden zusammen sich findet, sondern nur in diesem ihrem leibhaftigen Zusammenspiel, diesem ihren Zwischen.“

Das Theoretische wie das Sprachliche selbst hat wiederum seine Eigenlogik, die intersubjektiv verbindlich sein kann. So etwa mathematische Beweise. Die leben davon, dass die Überlegung des Einen von dem Anderen so vollständig nachvollziehbar ist, dass man sich so gemeinsam von der Richtigkeit überzeugen kann. Das Ergebnis wirkt dann etwa bei der Programmierung von Algorithmen zuzusagen selbstständig sogar für die Steuerung von Prozessen. Wenn das einmal fertig ist, läuft es von selber.

Ganz so intersubjektiv verbindlich ist Sprache oft nicht. Aber vergleichbar mit der Intersubjektivität der Mathematik ist sie doch.

Nebenbei ist es interessant, dass die monotheistischen Religionen allesamt auf einer heiligen Schrift basieren. Offenbar ist der Monotheismus zu kompliziert, als dass er allein mündlich tradiert werden könnte. Erst in aufgeschriebener Form erschließt sich seine Logik und die ganzen Folgerungen für unser konkretes Leben.

Das bedeutet nicht, dass das auch alles stimmt, was da in den heiligen Schriften geschrieben steht. Nur, dass es die Schrift braucht, weil es zu kompliziert ist, ohne Schrift vernünftig verstanden zu werden. So macht dann auch die Forderung der Bildung im Judentum, dass jedes Kind in der Thora selber lesen soll, erst richtig Sinn.

Als Kritik dazu meine ich, dass dieses ganze Verfahren vielleicht konservativer wirkt, als gut ist. Das eine geht aber schlecht ohne das andere nicht. Man muss wohl schon die Bibel lesen, um zu verstehen. Nur eben besser gucken, dass wir uns auch genug an der Gegenwart orientieren, an dem, was über die Schrift hinaus geht.



Kommentar vom 27.02.2022 11:45
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@Mussi 26.02. 21:45

„Glaube ist halt Glaube und lässt sich nicht letztendlich beweisen. Deswegen gibt es den Unterschied zwischen Wissen und Glauben.“

Was aber nicht heißt, dass sich Glaube nicht partiell in Wissen verwandeln ließe. Noch haben wir nur persönliche spirituelle Erfahrungen, und nehmen diese auch als Anhaltspunkt für das eigene Weltmodell. Sollten spirituelle Effekte in Zukunft allgemeingültig nachweisbar werden, hätten wir die Möglichkeit, hier auch allgemeingültigere Schlüsse zu ziehen.

Bis dahin bleibt es sicher Glaube. Auf den man sich aber durchaus auch einigen kann, wenn man ähnliche Welterfahrungen hat.

Wobei die Glaubenswelten noch mal sowieso in sich sehr verschieden sein können. Aber das ist fast schon ein anderes Thema.



Kommentar vom 26.02.2022 17:50
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@hwied 25.02. 20:25

„Geist gehorcht auch Gesetzen, denen der Logik, denen der Psychologie, denen der Ethik und……Geist hat Phantasie, die gehorcht niemandem , Phantasie ist unbegrenzt, begrenzt lenkbar aber sie ist unbegrenzt.“

So kennen wir eben die Geisteswelten in Form unserer eigenen Innenwelten.

„Deswegen kann der Geist nicht der Materie entspringen. Er hat eine eigene Entität.“

Sehe ich auch so, aber hier wird der Hirnforscher widersprechen. Der meint, dass unser Erleben die Folge von Nervenaktivitäten ist. Ich meine aber, dass wir die andere Seite des materiellen Gehirns sind, die geistige Seite eines materiellen Prozesses. Als eigene Entität eben. Wie diese beiden Seiten jetzt wirklich wechselwirken, und das nicht nur in uns, sondern im ganzen Kosmos, ist eine Herausforderung auch für zukünftige Wissenschaft, meine ich.



Kommentar vom 26.02.2022 17:01
https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/sucht-alle-macht-den-drogen/

@Hauptartikel

„Dieses Streben nach weltlichem Erfolg erzeugt einen permanenten Leistungsanspruch, bei dem die persönliche Zufriedenheit schnell in den Hintergrund rückt. Eine ständige Unzufriedenheit führt wiederum zu dem Drang nach ausgleichender Belohnung.“

Ist ja auch klar, dass erarbeiteter Konsum nicht unbedingt das trifft, was wirklich glücklich und zufrieden macht. Wir sind soziale Wesen, und leben von gutem Miteinander, und wir sind auch mentale Wesen, und leben von Erkenntnis und wir sind erlebende Wesen, und leben vom Miteinander dieser grandiosen Natur. Wenn wir nur gegeneinander arbeiten, selber kaum noch was lernen und unsere Umwelt zerstören, statt sie zu genießen, dann hilft auch kein volles Bankkonto mehr.

Wenn wir dann noch als Spezialist über Jahre immer wieder dieselbe Arbeit leisten müssen, und kaum noch Zeit für das eigene Leben haben, wird es echt doof. Das hat bestimmt auch was mit dem Kindermangel zu tun. Wir sind so verwickelt in viel zu viel Arbeit und viel zu wenig wirklichem Leben, dass wir zu Wesentlicherem gar nicht mehr kommen.

Die Versprechungen des Konsums halten ihre Versprechung meistens nicht. Wir fallen teils einfach geschickter Werbung zum Opfer. Neben dem Geld, das hinterher woanders fehlt, geraten wir auch schnell in eine Mühle von immer mehr Gelderwerb. Der Standard, der am Ende einfach nur Verschwendung bedeutet, fordert eine Karriere, die auch schnell überfordert. Wer dann nicht mehr hinterherkommt, und als Harz4-looser endet, dem gehts meist auch nicht besser. Der fühlt sich dann ganz ausgeschlossen, obwohl er jetzt eigentlich Zeit hätte, sich dem wirklichem Leben zuzuwenden. Die Versprechen des Konsums, die sich am Ende gar nicht erfüllen, fordern immer noch, jetzt in dem Frust der Unerreichbarkeit.

Wohl dem, der sich im Miteinander mit neuen Erkenntnissen beschäftigen kann, und mitten im Leben dieses Planeten unterwegs sein kann.



Kommentar vom 25.02.2022 14:18
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@hwied 25.02. 09:19

„Deswegen ist der Monismus nicht falsch, aber er ist auch nicht vollständig, wir können nicht ausschließen dass in 1000 Jahren die Menschen anders über Gott denken.“

Ja, ausschließen können wir hier so viel nicht. Immerhin kämpfen wir ja schon mit der bloßen Aussage, ob es überhaupt irgendetwas Geistiges gibt, das einer gewissen Übernatur folgt.

Allerdings, wenn wir die Beziehung von Geist und Welt so sehen, dass dies zwei Seiten desselben Prozesses sind, dann ist das ein starkes Argument für den Monismus auf allen Ebenen. Wenn die Biosphäre als koordiniertes Gesamtgeschehen erkannt wird, dann ist dies ein starkes Argument dafür, dass die Geisteswelten dem folgen. Dass Geisteswelten mit der ganzen Biosphäre verwoben sind und ebenfalls aus einer Kombination aus individuellem Leben mit übergeordnetem Funktionieren von ganzen Ökosystemen bestehen.

Konkret bedeutet dies, dass einerseits der Mensch recht frei ist, andererseits aber auch die Geisteswelt z.B. bemüht sein wird, größere Atomkriege zu vermeiden, und hier entsprechend inspirierend tätig werden kann, wenn es denn Not tut.

So sind dann Friedensinitiativen und „Kirche von unten“ von den selben Menschen getragen. Auch wenn die kirchlichen Organisationen ein gewisses Bestreben haben, sich mit den Mächtigen und Wohlhabenden zu verbinden.



Kommentar vom 25.02.2022 00:39
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@hwied 24.02. 12:17

„Mit dem Monismus machen wir schon ein Zugeständnis an die Naturwissenschaften. Man sollte sich aber der Grenze bewusst bleiben. Die Katholiken beten : “…und führe uns nicht in Versuchung und bewahre uns vor dem Bösen….”“

Der Monismus der Biosphäre dürfte klar sein. Individuen fressen sich gegenseitig, aber das ganze ökologische Gefüge ist dennoch ein Gesamtzusammenhang, der auch menschliche Pflege gebrauchen kann.

Aber auch Geisteswelten, wenn man sie nicht ausschließt, können monistisch gedacht werden. Wir müssen keine streitenden Götter annehmen. Was wir an Streit und Dissenz im Leben erleben, ist schlichtweg das Chaos des wilden Lebens, und nicht Folge einer gespaltenen Geisteswelt.

Und auch müssen wir keinen Gegensatz von Geisteswelt und Biosphäre machen, wenn wir beides als die jeweils andere Seite der selben Medaille betrachten. So sind unsere Innenwelten offenbar ziemlich eng mit dem Biologischen des Menschen verflochten. Wir erleben, was unsere biologische Existenz bereitstellt, und wir wiederum bringen mit unserem Bewusstsein erst so richtig Intelligenz und Verstand in die auch biologische Welt.

Das Böse ist dann nur relativ Ungünstiges, was dem Leben nicht so gut tut, und das Gute ist, was dem Leben eben gut tut. Die Harmonie mit dem Leben mag seine Berechtigung haben, aber das individuelle, ganz eigene Leben ist eben das eigentliche elementare Bauelement auch aller sozialen Konstruktionen. Und die Treue zu Gott ist nicht verpflichtend, wer es mag, dem mag es Freude und Andacht bereiten. Wer es wilder mag, der geht eben andere Wege.



Kommentar vom 24.02.2022 17:05
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/kaum-wahrgenommen-russlands-langzeitstrategie/

@hwied 23.02. 12:59

„Ukraine liegt im Grenzgebiet zwischen Rußland im Nordosten, der EU im Westen und den USA in Gefolgschaft der Nato.
Es geht also um geostrategisches Denken und natürlich mit wirtschaftlichen Interessen dahinter.“

Wir haben uns die ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten für EU und Nato geangelt, und so wie das aussieht, nimmt sich Russland jetzt einen Teil oder sogar die ganze Ukraine. Hier war aber auch jetzt nichts Anderes mehr frei. Der Unterschied ist offensichtlich: Die Warschauer-Pakt-Staaten sind freiwillig zu uns gestoßen, in der Ukraine sind es wohl maximal die vorab besetzten Gebiete.

Da wir hier kaum eigene Interessen haben, hielte ich ein Eingreifen der Nato für unsinnig, und auch für viel zu gefährlich. Die Voraussetzungen für einen EU-Beitritt der Ukraine würde sich ohnehin so schnell nicht einstellen, so sonderlich demokratisch ist auch die aktuelle Regierung wohl nicht. Dass sie pro-westlich ist, mag nett sein und macht sympathisch, reicht aber für einen EU-Beitritt nicht aus. Die Probleme, die Ungarn und Polen in der EU machen, sind finde ich genug davon. Von daher fehlt hier einfach ein Interesse unserseits.

Wenn auch etwas Solidarität angesichts der eher demokratischen Verhältnisse in der Ukraine angemessen ist, was Grund genug sein kann, den Handel mit Russland einzustellen. Soll sich Russland in China neue Handelspartner suchen, wenn wir keine Lust mehr haben.

Kann man andererseits Russland ihre „Einflusssphäre“ lassen? Die anderen Länder wie Weissrussland, Kasastan und andere Länder sind allesamt sowieso nicht demokratischer als Russland selber, und auch recht freiwillig mit Russland verbunden. Nur aus der Eigenschaft heraus, keine richtige Demokratie zu sein, kann man noch keine Illegitimität des russischen Staates und seiner Einflusssphäre ableiten, finde ich.

Immerhin ist die Putin-Regierung schon mal weniger diktatorisch als die ehemalige Sowjetunion zu ganz anderen Zeiten, was man schon an der bloßen Anzahl internierter Oppositioneller ablesen kann. Das ging mal in die Millionen.



Kommentar vom 24.02.2022 00:30
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wird-wissenschaft-beachtet-rentierstaatstheorie-und-russlandkrise/

@Michael 23.02. 15:22

„Selbst das brave Umweltbundesamt erfleht längst eine Halbierung des deutschen Fleischverzehrs. Aber die meisten von uns blocken / blunten das weg…“

Ich esse wirklich gut und gerne, auch Fleisch. Es gefiele mir überhaupt nicht, auf Fleisch zu verzichten, auch eine Halbierung wäre eine küchenmäßige Herausforderung für mich. Wenn die Preise entsprechend steigen würden, trifft es natürlich wieder mal erst die, die weniger Geld haben. Naja, so ist das eben.

Es gibt sicher noch ein paar andere Maßnahmen, also vor allem erst einmal weniger wegzuwerfen. Oder Insekten zu züchten, da halte ich viel von, weil das wär mal rein kulinarisch schon mal was Neues. Dann gibt es noch die Möglichkeit Bakterien in großen Tanks zu züchten, die direkt mit grünem Wasserstoff ernährt werden, ohne das hier irgendwelches Land für die Photosynthese bebaut werden muss.

Es gibt also schon Hoffnung, dass sich die Weltmarktpreise nicht so sehr steigern, dass hier Landbesitz so attraktiv wird, dass er wie Öleinnahmen wirkt und Rentierstaaten füttert.

Auch würde schon ein moderat höher Weltmarktpreis etwa die Anbaumethoden in Afrika durchgreifend verbessern und die Erträge vervielfachen können. Hier ist China wohl durchaus aktiv, weil es in China inzwischen einen erheblichen Importbedarf für Lebensmittel gibt.

Anderseits, gibt es nicht auch noch andere Wege, ein vernünftiges Staatswesen hinzubekommen, auch wenn hier entsprechend rentierende Einnahmen zur Verfügung stehen? Das kanns doch irgendwie nicht sein. Schließlich steht es jedem Rentierstaat frei, sich auch um einen florierenden Wirtschaftssektor zu kümmern, der gerade mit Hilfe von Rohstoffeinnahmen auch angeschoben werden könnte.

Sind nicht vielleicht gerade wir in der Lage, eine ganz andere Entwicklungspolitik zu machen, die die produzierende Wirtschaft in den Ländern gezielt fördert? Neben Bildung und Wissenstransfer wäre eben auch die politischen Stabilität zu fördern, vermutlich.

Gerade im nahen Osten hat man mit dem Ende der Kolonialisierung die Grenzen wohl absichtlich so gezogen, damit eben die zu erwartenden Öleinnahmen nicht zur Modernisierung der ganzen Region genutzt werden, sondern gerade damit sich die Einzelstaaten möglichst lange gegenseitig bekämpfen.

Und auch die Sowjetunion ist im Kalten Krieg militärisch so unter Druck gesetzt worden, dass sie an den eigenen Rüstungsausgaben pleite gegangen ist. Inzwischen sind die ein Rentierstaat geworden, dass hätte aber auch anders kommen können.

Na und China ist es schon mal nicht, die erarbeiten sich einfach ihren Wohlstand. Vielleicht machen die ja jetzt eine bessere Entwicklungspolitik. Immerhin wissen die selber, wie man aus der Armut mittels eigener Anstrengung herauskommt. Wenn das dann mehr Wohlstand nach Afrika bringt, und dort in der Folge mal das Bevölkerungswachstum aufhört, dann hat die ganze Welt was davon.



Kommentar vom 23.02.2022 13:50
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wird-wissenschaft-beachtet-rentierstaatstheorie-und-russlandkrise/

@hwied 23.02. 11:49

„Mit der Rentierstaatentheorie können wir gleich vier Bedrohungen auf einmal erklären, die Rohstoffkrise, die Friedenskrise ,die Klimakrise und den Mangel an objektiver Berichterstattung.“

Die Erklärungskraft ist gegeben, die Konsequenzen daraus sind jetzt aber weniger eindeutig. Die Energiewende wird wohl Fortschritte mit sich bringen. Aber zunächst bleiben nun wertvolle Rohstoffe übrig. Und zusätzlich meine ich auch eine Tendenz des Westen zu beobachten, dass wir keineswegs die Eigenwirtschaft in den „Entwicklungsländern“ fördern, im dem Sinne das wir die gerne kleinhalten, soweit das möglich ist, um selber mehr exportieren zu können.

Hierbei geht es wohl auch um Arbeitsplätze, weniger um Profit.

Und was mir noch Sorgen macht, ist dass Ackerland zukünftig wesentlich wertvoller werden kann als derzeit, und damit auch zu einer Ressource, um die es sich (wieder) zu kämpfen lohnt. Man bedenke, dass derzeit ca. 10 % des Erlöses in der Landwirtschaft nur an den Landbesitzer geht, die andern 90 % gehen für die Bestellung des Landes drauf. Wenn sich jetzt der Weltmarktpreis verdoppelt, bleiben die Bestellungskosten gleich, und entsprechend steigen die Erlöse aus dem Landbesitz auf 55 %. Das macht einen gewaltigen Unterschied.

Entsprechend des Appetits in China und anderen ehemaligen armen Ländern, die sich vermehrt Fleisch leisten können, sind wohl die Weltmarktpreise tatsächlich in Bewegung nach oben.

Sollte sich das einstellen, was ich befürchte, dann haben wir eben in den Profiten aus Ackerlandbesitz eine neuen Ressource, die rentiert.



Kommentar vom 23.02.2022 00:11
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/kaum-wahrgenommen-russlands-langzeitstrategie/

@Stegemann 22.02. 17:30

„Ich nehme nicht Partei für irgendeine Seite, sondern stelle nur fest, dass es hier nicht um ein wahres Demokratieverständnis noch um territoriale Unversehrtheit geht. Beides wird täglich weltweit verletzt. Hier geht es ausschließlich um geopolitische und damit wirtschaftliche Interessen.“

Dazu tendiere ich auch. Allerdings ist die Nato schon auch ein Bündnis von überwiegend Demokratien, und zumindest teilweise geht es auch um die Verteidigung unserer Werte. Auch wenn hier auch mal einfach das Recht des Stärkeren unsererseits über dem Völkerrecht stehen kann.

Und was sollen wir machen? Ohne die USA und inzwischen ohne England wäre die EU alleine voraussichtlich mitunter militärisch schwächer als Russland. Wenn die dann den Warschauer Pakt reaktivieren wollen, ständen wir dann ziemlich dumm da. Es geht also m.E. nicht ohne die USA.

Ich hoffe mal, dass auch die USA tatsächlich nur zu den Waffen greifen, wenn Putin Nato-Territorium angreift. Und was die Wirtschaftssanktionen angeht, müssen wir mal gucken, wie wir selber damit klarkommen, und in welchem Ausmaß das vernünftig und praktikabel ist.

Die derzeitige Strategie, umso mehr Sanktionen zu machen, je weiter Putin jetzt wirklich geht, ist auch nicht ganz verkehrt. Ich sehe das so, dass die Annektion von Gebieten, die mehrheitlich von Russen bewohnt werden, und dessen Bevölkerung tatsächlich lieber zu Russland gehören will, dass dies noch irgendwie akzeptabel sein kann. Eine Besetzung der ganzen Ukraine dann aber auf keinen Fall mehr. Wenn uns dann die Lust vergeht, mit Russland Handel zu treiben, ist das unser eigenes Recht.



Kommentar vom 21.02.2022 13:46
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/kaum-wahrgenommen-russlands-langzeitstrategie/

@Holzherr 21.02. 10:40

„Falls sie es nicht bemerkt haben: die Kommentatoren hier die den Irakkrieg, Jugoslawien und sonstiges in die Diskussion einbringen, die wollen nichts anderes als einen Angriff auf die Ukraine rechtfertigen.“

Naja, ich nicht. Zunächst mal wird sich erst noch zeigen, ob Putin tatsächlich die ganze Ukraine wirklich besetzten will.

Es wäre wohl Unsinn, wie auch Unrecht, das zu tun. Möglich aber schon.

Mit dem Vergleich zu recht ähnlichen Missetaten der USA will ich nur dahin argumentieren, dass wir uns da militärisch wirklich heraushalten sollten. Insbesondere, weil wir in der Ukraine kaum eigene Interessen haben. Nebenbei habe ich auch ein wenig Angst vor dem beteiligtem Atomwaffenpotential in Russland und in den USA.

Und ob es Sinn macht, im Fall des Falles nur, die Handelsbeziehungen zu Russland einzustellen, da meine ich, dass wir uns das besser gründlich überlegen sollten. Vermutlich wird sich Putin einfach China zuwenden, und wir in Europa stehen dann vor allem selber dumm da, und Biden freut sich, dass wir bei ihm dann vermutlich teureres Erdgas einkaufen müssen.



Kommentar vom 21.02.2022 13:12
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@Michael 21.02. 04:35 / 10:06

„Ich sehe echt nicht, was es da zu relativieren gebe und warum diese Themen überhaupt miteinander verbunden werden sollten. Überlegt doch bitte nochmal, ob es in Zukunft auch anders geht…“

Ich wollte die Grausamkeiten der NS-Zeit nicht relativieren, sondern nur darauf hinweisen, dass die Dinge im Chaos der realen Welt manchmal so ihren Weg nehmen, dass das eigentlich völlig Falsche sogar mal Vorteile mit sich bringt.

So hat Hitler die Idee einer Weltherrschaft nachhaltig in Verruf gebracht, eben weil er so grottenhaft übel gehandelt und dann eben auch gescheitert ist. Das ist ein Vermächtnis wider Willen, und es wäre natürlich besser gewesen, es hätte diesen Hitler nie gegeben.

Nebenbei ist Hitlers und auch Stalins Grausamkeit tatsächlicher Weltrekord. Und doch war das Todespotential des Kalten Krieges um Größenordnungen schlimmer. Und es war wohl kaum so, dass hier nur leere Drohungen ausgetauscht wurden. Dass der kalte Krieg nicht heiß geworden ist, war m.E. mehr Glück als Verstand.

„Auch das Judentum unterscheidet (auf Basis intensiver & immer neuer) Debatten zwischen Gut und Böse, kennt zudem außer dem mosaischen Bund auch den noachidischen Bund für alle Menschen.“

Aber die Idee von der Treue zu Gott ist doch auch Teil der jüdischen Tradition. Ich finde das interessant, eben weil dies zeigt, dass es viele Ideen gibt, an denen man sich orientieren kann. Deswegen brauchen wir ja auch einen ausgiebigen Pluralismus. Auch die chinesische Tradition, die den Menschen weniger individuell und dafür mehr im Zusammenhang mit einer „göttlichen Ordnung“ betrachtet, ist ein auch sinnvoller Standpunkt.

Gerade in modernen Zeiten kann man sich auch ganz persönlich selber überlegen, wie man es halten will, wie man selber seinen Weg einer guten Spiritualität inmitten der Unübersichtlichkeit der aktuellen Weltkultur findet.

„Ich würde tatsächlich das Gute als (zusammen-)lebensförderlich definieren. Die Liebe wäre dann tatsächlich ein Ausdruck davon.“

Gerade hier wird auch die Biologie interessant, sowohl was die Natur der Bedürfnisse des Menschen angeht, wie was die ökologischen Zusammenhänge und was das Lebensrecht von Nutztieren und Wildtieren angeht. Gerade hier wird wissenschaftliche Erkenntnis lebenspraktisch wirklich relevant. Die Idee der Liebe ist schon Tradition, aber die Ausgestaltung ist letztlich auch wissenschaftlich motiviert.

Ein Monismus kann sich gerade gut an der Biologie orientieren, wir haben eben eine komplexe Biosphäre auf diesem Planeten. Natürlich ist hier Fressen und Gefressenwerden auch Grundprinzip, aber eben kann der Mensch ganz anders, nämlich nicht nur den eigenen Teller sehen, sondern stattdessen die ganze Dynamik begreifen und neben dem eigenem Auskommen auch die Gesamtsysteme in den Blick nehmen und nach Kräften fördern, und nicht zerstören.

Letztlich bringt das auch gleich eine Leitlinie mit sich, wie wir untereinander miteinander umgehen können. Eine persönliche Spiritualität, die die aktuelle Wirklichkeit in ihrer Vielfältigkeit in den Blick nimmt, kann da nicht schaden.



Kommentar vom 20.02.2022 17:06
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@Alubehüteter 19.02. 20:28 / 20:34

„Die Unterscheidung der Juden ist Treue und Untreue zum Bund mit Gott, die der Chinesen ist, ob man sich auf dem Weg (dao) der universellen Harmonie befindet oder zu ihr in Disharmonie steht.
Gut und böse ist eine sehr exklusiv persische Geschichte, in der griechisch geprägten christlichen Theologie auch nie wirklich angekommen, mehr Volksreligiösität.“

Jetzt wirds ja wirklich interessant. Wir nähern uns hier anscheinend dem Kern eines unverzichtbaren Pluralismus. Jeder machts erstmal anders. Es kommt zunächst mal gar nicht nur auf die Tat selber an, sondern auch auf den Tatzusammenhang.

„Ob die Seele Adolf Hitlers wirklich böse ist von Grund auf, oder ob er nur eine fürchterlich verkorkste Kindheit hatte,..“

Er war ein mieses Schwein, aber in seiner Zeit letztlich doch womöglich unverzichtbar. Sein entfesselter Weltkrieg endete just in dem Moment, zu dem die ersten Atombomben verfügbar wurden. Wie zu erwarten hatten die damaligen US-Militärs ein paar Jahre später eine Riesenlust, ihren Vorsprung zur Erringung der absoluten Weltherrschaft zu nutzen. Dummerweise war gerade die Kriegslust in der amerikanischen Bevölkerung nach dem verlustreichem Weltkrieg auf einem historischen Tiefstand. Gleichzeitig war es gerade Hitlers Verdienst, dass das Bestreben nach Weltherrschaft gerade als ganz unschicklich galt.

So musste man das Projekt atomare Weltherrschaft viele Jahre verschieben, bis man die Sowjetunion gegenüber der eigenen Bevölkerung zum neuen absoluten Feind aufbauen konnte. Wieder dummerweise hatten bis dahin unerwartet die Sowjets aber selber auch Atombomben. Also war nur noch Kalter Krieg zu machen, die Chance zur Weltherrschaft also erfolgreich vergeben und vertan.

Ohne Hitlers Krieg, der zu recht als übel pathologisch eingestuft wurde, hätte voraussichtlich die erste Nation, die es geschafft hätte Atomwaffen und zugehörige Trägerraketen zu bauen, tatsächlich mit nachhaltigem Erfolg zur Weltherrschaft greifen können.

Das Timing des wahnsinnigen Hitler war genau passend, dass das nicht passiert ist. Klar war der krank, und wusste nicht was er da überhaupt macht. Hätte er es ahnen können, wäre die Weltherrschaft womöglich tatsächlich an Deutschland gegangen. Die dazu fähigen Wissenschaftler waren verfügbar, und die Trägerraketen hat man auch bauen können. Sein Kampf kam glücklicherweise 10 Jahre zu früh.

Soviel zu Taten, die im Tatzusammenhang ganz anders aussehen können. Die chinesische Idee von der Harmonie, in der man mitgehen kann, steht einer absoluten Moral, die die Verantwortung gegenüber dem einen Gott Rechnung tragen muss, gegenüber. Praktischerweise weiß man besser was man macht, und guckt, ob man hier Rückenwind findet und wie man Gegenwind aus dem Weg gehen kann.

@hwied 19.02. 20:44

„Goethe behauptet, das Böse ist das Kranke. Und mit dieser Meinung war er ziemlich modern.
Wenn sich ein Mensch asozial verhält, dann hat er entweder sehr schlechte Erfahrungen erleiden müssen, oder er ist gar nicht fähig, das Leid anderer Menschen zu erspüren.“

Die Welten, in denen wir leben, unterscheiden sich beträchtlich. Als Kind von Eltern, die zur Unterschicht gehören, entwickle ich auf Basis einer völlig anderen Umgebung eine andere Persönlichkeit wie ein Kind aus einer Akademikerfamilie. Psychologen und Psychiater bringen das fertig, da eine Persönlichkeitsstörung draus zu machen.



Kommentar vom 20.02.2022 14:15
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/kaum-wahrgenommen-russlands-langzeitstrategie/

@Holzherr 20.02. 12:04

„Saddam Hussein beispielsweise repräsentierte in keiner Weise die Shiiten, welche aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachten. Seine Legitimation war in meinen Augen schon darum in Frage gestellt. „

Jetzt fangen Sie selber an, das Völkerrecht zu relativieren. Mit der Begründung machen Sie ziemlich viele Länder zu Freiwild, auch im Sinne des Rechts des Stärkeren. Das dürfte mehr als die halbe Welt betreffen. So einfach ist das alles nicht. Es sind nicht überall gutmütige Regierungen tätig, die demokratisch legitimiert sind und die Zustimmung eine Bevölkerungsmehrheit hinter sich haben. Und schon gar nicht häufig ist es, dass keine Minderheiten diskriminiert werden, das ist in der real existierenden Welt nun leider sogar immer noch richtig verbreitet.

Wenn Sie hier überall eine Legitimität für Waffenlieferungen und tatsächliche Kriegseinsätze sehen, dann haben die Generäle, die Waffenindustrie und die Soldaten wirklich nachhaltig und global alle Hände voll zu tun.

Vernünftige Realpolitik ist für mich, sich zunächst mal seiner eigenen Interessen bewusst zu werden, und in dem zu beobachtendem Elend dann eher deeskalierend tätig zu werden. Nicht umsonst ist es in D Gesetz, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern.

Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland ist von beiderseitiger Rücksichtslosigkeit geprägt, zu der wir fast nichts Positives beitragen können. Wir haben es nicht in der Hand, da förderlich bezüglich einer friedlichen Lösung zu sein. Das einfachste ist hier, dem Stärkeren seine Stärke zu lassen, so nehmen dann die Dinge schneller ihren Lauf.

Am Irakkrieg haben wir uns bewusst nicht beteiligt, und haben den USA ihren vollkommen sinnlosen und ebenso völkerrechtswidrigen Krieg selber überlassen, weil wir genau wussten, dass wir die USA hier nicht aufhalten konnten. Traurig wie sie war, diese Geschichte, wir konnten es nicht verhindern.

Und hier ging es offenbar nie um die irakische Bevölkerung, eine Befreiung in einen anhaltenden Bürgerkrieg hinein ist nicht hilfreich.

Ich finde es richtig wichtig, sich eben selber möglichst friedlich zu verhalten, auch in einer Position der Stärke, in der wir uns ja offensichtlich befinden. Und eben unsere Beziehungen zu Nachbarländern und Handelspartnern so zu gestalten, dass wir gut koexistieren und keine Gewalt anwenden müssen.

Auch nicht anlässlich von Streitigkeiten und Gewalttätigkeiten, die Andere untereinander austragen. Zumindest solange wir selber nicht bedroht sind. In diesem Fall allerdings ist natürlich auch militärische Gewalt geboten, uns selber verteidigen müssen wir uns schon.

Wenn wir angesichts eines tatsächlichen Einmarsches von russischen Truppen in der ganzen Ukraine die Lust verlieren, mit Russland Handel zu treiben, kann das auch legitim sein. Das ist wohl auch Teil von nationaler Souveränität, klar. Jeder hat das Recht Handel zu treiben, oder eben auch nicht. Aber das müssen wir uns dann auch gut überlegen, ob wir das wirklich wollen.

Wir sind zwar in der NATO ein gemeinsames Militärbündnis, aber was ein mögliches Ende der Wirtschaftsbeziehungen mit Russland betrifft, da sind hier die Interessen der USA und der einzelnen Mitgliedsstaaten in Europa sehr verschieden. Das ist jetzt schon wieder ein dicker Konflikt für sich.

Die USA und Russland exportieren beide Gas, Weizen und Waffen, und sind hier in direkter Konkurrenz. Wir kaufen Gas und Weizen gerne in Russland ein, und verkaufen im Gegenzug gerne Gebrauchtwagen und auch Neufahrzeuge. Das sind schon gravierende Unterschiede.

Was das Grundprinzip Völkerrecht betrifft, so haben wir schon eine Koexistenz des Rechts des Stärkeren und der theoretischen Rechtsangelegenheiten. Wir haben keine wirkliche Gerichtsbarkeit, die im konkreten Fall entscheiden kann, was Recht ist. Und wir haben schon gar keine Exekutive, die derartige Gerichtsbeschlüsse umsetzen könnte. In der Praxis bedeutet das, dass wir uns gerne an das Völkerrecht halten können, wenn wir das wollen. Wenn es jemand aber nicht tut, und wir ihm das Recht aufzwingen wollen, dann müssen wir selber militärisch aktiv werden, und müssen dafür natürlich stärker sein, sonst geht das ja gar nicht.

Was uns bleibt ist Handel und Zusammenarbeit, damit kann man seine Beziehungen schon sehr gut gestalten, finde ich. Und das gerne auf der freiwilligen Basis, sich selber an das Völkerrecht zu halten.



Kommentar vom 20.02.2022 00:32
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/kaum-wahrgenommen-russlands-langzeitstrategie/

@Holzherr 19.02. 18:51

„In meinen Augen ist Russlands globale Rolle schon länger vorbei und das, was jetzt Putin macht ist ein letztes Aufbäumen. Denn er weiss, wenn er nichts unternimmt, steht er selbst und der russische Anspruch auf eine Weltrolle vor dem Kollaps.“

Ich hab keineswegs den Eindruck, dass Russland oder Putin einen Anspruch auf eine Weltrolle hat. Die wollen einfach nur irgendwie klarkommen, und nehmen sich was sie bekommen können. Eine Wiederherstellung einer engeren Zusammenarbeit in ungefähr den alten Grenzen der Sowjetunion macht ja wirtschaftlich genau so viel Sinn wie unsere EU, wenn auch eine Nummer kleiner.

Putin einfach per Krieg zu entfernen wie man es mit Saddam Hussein gemacht hat, geht allerdings angesichts von Russlands Atomwaffen jetzt nicht. So ist nun jede Atommacht insofern eine „Weltmacht“, mit der man eben nicht mehr alles machen kann, was man will.

Was mich eher stört, dass ist dass wir als EU kaum eigene Interessen haben, wie es jetzt mit der Ukraine weitergeht. Ob nun die Ukraine geteilt wird oder komplett besetzt wird, betrifft uns doch konkret kaum. Hier sind nur Prinzipien verletzt. Dafür zieht man normalerweise nicht in den Krieg.

Und ein lang anhaltender Wirtschaftskrieg mit Russland wäre für alle Beteiligten auch kaum zu begrüßen. Höchstens für die USA, die würden uns gerne auch Erdgas verkaufen.



Kommentar vom 19.02.2022 23:59
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/warum-die-hirnforschung-die-psychologie-braucht/

@Balanus 19.02. 18:05

„Und das sogenannte „hard problem“ des Bewusstseins kann eh nicht erklärt werden, das kann nur als gegeben hingenommen werden - ...“

Ein bisschen zu einfach, finde ich. Das Bewusstsein existiert und funktioniert, ob wir nun wissen wie oder nicht. Hier irgendetwas ganz Unbekanntes zu vermuten, dass in einer speziellen Strukturbildung innerhalb des neuronalen Geschehens zum tragen kommt, und dann existent zu erleben und kausal wirksam ist, das ist ja das hard problem. Genau sich hier überhaupt irgendeine Struktur vorzustellen ist noch niemand gelungen, und solche Strukturen im Gehirn dann auch noch tatsächlich zu finden, schon gar nicht.

Ich habe auch keine andere Idee, als einfach echte Geisteswelten zu vermuten, in die sich Teile der Nervenzellenaktivitäten abbilden.

Ich glaube allerdings, das die Sache damit noch nicht erledigt ist. Zukünftige Forscher werden womöglich doch entsprechende Strukturen finden, sei es nun als Nebenprodukt in det KI-Entwicklung oder auch durch genauere Konnektom-Untersuchungen. Am Ende wird es wohl sogar gelingen können, auch Maschinen zu konstruieren, die eine innere Erlebniswelt haben und sich selbst bewusst werden können. Wenn es ein Prinzip gibt, das Bewusstsein produziert, müsste sich das doch auch technisch nachbauen lassen.



Kommentar vom 19.02.2022 17:35
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@Holzherr 19.02. 15:29

„Viele Altkommunisten aber unterstützen solche realen Regierungssysteme wie Putins allerdings unabhängig davon wieviel Idealismus da noch vorhanden ist.“

In der Tat ist dies zunächst verwunderlich, die aktuelle Gelenkte Demokratie ist sehr oligarchisch, und null kommunistisch. Was aber geblieben ist bzw. gerade wiederkommt, ist das machtpolitische Vorgehen der USA gegenüber Russland. Mann wirft hier Russland Aggression vor, obwohl man selber massiv weiter Aufrüstet. Russland muss Angst vor uns haben, nicht wir vor Russland.

Das ist eben fast dieselbe Lage wie zu Sowjetzeiten, in der sich Russland heute befindet. Entsprechend passt dazu, dass Altkommunisten hierzu in einer Art Reflex die von früher gewohnte Einstellung behalten haben. Dazu passt eben auch, dass das immer noch formal-kommunistische China sich mit Russland verbündet. Man hat offenbar den gemeinsamen Feind USA, der wohl irgendwie seit 70 Jahren ständig irgendeinen Feind braucht, um gegenüber den eigenen Steuerzahlern die eigenen massiven Rüstungsausgaben rechtfertigen zu können.

Auch hier haben wir in der Konsequenz Machtpolitik, die ganz auf das Recht des Stärkeren setzt. So wie bei dem 2. Golfkrieg gegen Saddam Hussein, das hatte mit Völkerrecht rein gar nichts mehr zu tun, und selbst der Vorwand von Massenvernichtungswaffen war frei erfunden. Hier war der eigene Geheimdienst sehr dienlich, und fabulierte von mobilen Giftgasproduktionsanlagen und dem Versuch des Irak, in Afrika Uran einzukaufen.



Kommentar vom 19.02.2022 16:54
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@Stephan 19.02. 08:24

„Wie man unter diesen Umständen Wohlstand durch Wirtschaftswachstum aufrechterhalten will, muss mir mal jemand erklären.“

Erstmal müssen wir keinen Außenhandelsüberschuss haben. Dann kann etwa Mobilität sehr viel aufwandsärmer gestaltet werden. Mehr Radwege, und später selbstfahrende Sammeltaxis liefern den selben Mobilitätswohlstand zu einem Bruchteil der Kosten.

Dann kann sich der tatsächliche Wohlstand bei vielen, die jetzt eigentlich in einem krassen Überfluss leben, wohl durchaus reduzieren, ohne das dies auf die Lebensqualität durchschlägt.

Wir können auch die Migranten die schon hier sind und neue auch gleich mal schneller integrieren. Also sofort Deutsch lernen lassen, wann immer die Leute Zeit dafür haben, und wir können gucken, dass sich die Migranten nicht in Stadtteilen so konzentrieren. Und darüber hinaus wäre es sehr wirksam, wenn die Migrantenkinder in der Schule nicht weitgehend unter sich wären. Man müsste gucken, dass man in den Schulen überall gut gemischte Klassen hat, und die Schüler eben soweit hin- und herkutschiert, dass das gewährleistet ist.

Es sollen in den letzten 20 Jahren 500.000 türkische Migranten der 2. Generation in die Türkei zurückgekehrt sein, eben weil sie sich hier nicht gut genug integriert fühlten. Das war ein herber Verlust an gut deutschsprechenden und gut ausgebildeten jungen Menschen. Es wundert dann auch nicht, wenn die praktisch keine deutschen Schulfreunde hatten, weil eben in den sozialen Brennpunkten die meisten deutschen Eltern wegziehen, damit ihre Kinder nicht dort zur Schule gehen müssen. So verzögert sich eine Integration um mindestens eine Generation.

Und Automatisierung und Roboter werden wohl durchaus immer mehr werden, und den gleichen Standard mit weniger Arbeitsstunden hinbekommen.

Ein Projekt, wieder mehr Kinder zu bekommen, wäre ja auch noch drin. Also deutlich mehr Kindergeld für weniger Qualifizierte und Alleinerziehende und bessere und unkomplizierte Kinderbetreuung für gut qualifizierte Frauen, am besten schon zu Studentenzeiten. Allerdings wirkt das erst nach 20 bis 25 Jahren, bis das mehr Kinder auch auf dem Arbeitsmarkt ankommen. Vorher machen die dann sogar noch Mehrarbeit.

Eine ökologischere Wirtschaftsweise würde wohl stellenweise auch keinen Mehraufwand bedeuten, potenziell sogar zu Einsparungen führen. Akkufahrzeuge etwa und auch Photovoltaik in sonnenreicheren Gegenden kann günstiger werden als derzeitige fossile Technik.



Kommentar vom 19.02.2022 14:04
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@Tim 18.02. 17:39 / 17:44

„Meine Hoffnung ist, dass irgendeinem westlichen Verhandlungsführer noch etwas einfällt, mit dem Putin in diesem Streit sein Gesicht wahren kann, ohne dass der Westen die osteuropäischen Staaten verloren gibt.“

Naja, Referendums hat es ja längst gegeben. Auf der Krim und im Dombass leben ja auch mehrheitlich Russen, die wohl tatsächlich auch freiwillig zu Russland gehören wollen. Könnte man ja anbieten, die Ukraine einfach zu teilen. Die Westukraine kann sich dann nach Westen orientieren.

Wenn es denn reichen würde. Das weiß ich leider auch nicht. Aber ein Versuch wäre es wohl wert. Wenn Putin auch die Baltischen Staaten haben will, können wir immer noch militärisch reagieren, zumal die Nato wohl militärisch sehr viel stärker als Russland sein dürfte.

„Was in dieser Aussage mit “Kultur” gemeint ist, ist letztlich bloß der totale Machtanspruch der lokalen Eliten.“

Die lokalen Eliten sind immer an der Macht, in allen Ländern und auch in Europa. Wenn die sich z.B. an der Scharia orientieren, und Mehrheiten in der Bevölkerung das unterstützen, wählt sich eine Parlamentarische Demokratie spätestens mit der nächsten Wahl selber wieder ab.

In Russland hat die „Gelenkte Demokratie“ durchaus mehrheitliche Unterstützung. Im Vergleich zu den Endzeiten des Kommunismus und den ersten Jahren nach dem Umbruch hat sich die wirtschaftliche Situation durchaus entscheidend verbessert, was eben auch eine gewisse Zustimmung in der Bevölkerung bedingt. Ich denke doch, dass wir hier eine Kultur haben, die sich nicht auf die Eliten selbst beschränkt.

„Menschen überall auf der Welt wollen Freiheit, Sicherheit und (wenigstens ein bisschen) Wohlstand. Das ist exakt das, was “unsere” westlichen Werte ausmacht. Man nennt es auch Menschenrechte.“

Auch Menschenrechte können zueinander in Konflikt geraten. Wenn die Menschen die Wahl zwischen Arbeitsplatz und Meinungsfreiheit haben, wählen sie wohl meistens erstmal das eigene Auskommen. Wir haben hier Glück, dass wir vor der Alternative gar nicht stehen, und können beides haben.

Es kann insofern tragisch sein, wenn hier nur Arbeitsplätze versprochen werden, im Gegenzug zur Gewährung der Macht, und hinterher die Arbeitsplätze gar nicht geliefert werden. Dann ist beides weg, die Freiheit und das Auskommen.

Ich bin wirklich kein Freund des Systems Putin, aber es ist eben die Wirklichkeit. Offenbar hat sich der Mann in der Staatskasse bedient, und muss an der Macht bleiben, um nicht belangt werden zu können. Das heißt aber nicht, dass er nicht auch wirtschaftliche Erfolge vorzuweisen hat. Sein Projekt, die Nachbarländer wieder enger einzubinden, ist jetzt m.E. wirtschaftlich gesehen kein blanker Unsinn.

Man kann das als Wirtschaftsgemeinschaft vergleichbar mit der EU sehen, nur eben auf Basis einer „Gelenkten“ Demokratie.

Und im Vergleich zu Sowjetzeiten, wo zig-Millionen Menschen in Arbeitslager verschleppt wurden, sind seine Repressionen gegenüber der Opposition gerade zu harmlos.



Kommentar vom 19.02.2022 00:55
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@reutlinger 18.02. 17:58

„Die westlichen Werte sind über Jahrhunderte mühsam und mit vielen Opfern erkämpft worden. Es gibt genug Leute hier, die mit Füßen darauf trampeln und gerne nur ihre eigenen “Werte” einführen würden, mit Diskriminierung, Hass, Gewalt, Vertreibung oder Vernichtung! Sind Sie sicher, dass Sie davon nicht betroffen wären?“

Mir geht es ja vor allem um uns hier in Europa. Wir leben eben nicht in einer Welt, in der demokratische Regierungsformen nach unseren Standards vorherrschen. Selbst die USA haben Trump gewählt, auch hier war nicht ganz klar, ob seine Abwahl auch zum Ende der Demokratie in den USA hätte führen können.

Wir werden unsere heimischen Feinde der offenen Gesellschaft auch nicht los, wenn wir uns anderswo einmischen, wo wir eigentlich gar keine eigenen Interessen haben.

Das ist nicht meine Schuld, wenn Vietnamesen, Somali, Iraker, Libyer, Syrier oder Afghanen auch nach massivem militärischem Eingreifen immer noch keine Mehrheiten haben, die sich für ein Modell wie unsere Parlamentarische Demokratie einsetzen. Und eine Demokratie ohne eine deutliche Mehrheit für eine Demokratie ist prinzipiell unmöglich.

Die Ukraine würde Europa vermute ich noch weniger guttun als Polen oder Ungarn. Womöglich war der Brexit zu einem guten Teil die Folge der EU-Osterweiterung. Eine Orientierung der Ukraine nach Westen mag uns freuen, aber der Vergleich mit der Türkei könnte passend sein. Gerade weil hier demokratische Standards fehlen. Man wünscht sich freien Zugang zum europäischem Arbeitsmarkt, aber eine offenen Gesellschaft will man gar nicht wirklich haben. Ich glaube, es würde uns unterm Strich nicht besser damit gehen, die Ukraine in die EU aufzunehmen.

Was nützt es jetzt letztlich der Ukraine, wenn sie zwischen Russland und der EU alleine dasteht, insbesondere weil der Streit über die Orientierung nach Westen oder Osten nicht mehr über Parlamente und Wahlen, sondern über Massendemonstrationen wie 2014 geführt wird? Danach haben sich die Russen erst eingemischt. Immerhin leben in der Ostukraine und im Donbas mehrheitlich Russen. Die haben hier offenbar handfeste Interessen. Und wir eben keine.

Wir können unsere eigene Freiheit nicht in anderen Ländern verteidigen. Das müssen wir wohl hier vor Ort machen. Da gibt es wohl durchaus was zu tun. Immerhin hat auch unsere Demokratie mit dem Internet seine Medienmacht verloren. Das ist gefährlich. Donald Trump hat inzwischen seine eigene Internetplattform – und die Leute versorgen sich dort täglich mit alternativen Fakten. Und keiner kann was dagegen machen.

Ich hätte kein Problem damit, wenn ein kommunistisches China, ein etwas größeres scheindemokratisches Russland, ein für sich spezielles Indien und viele kleine Länder mit verschiedenen Regierungsformen neben der EU und den USA existieren, und eben alle gucken, dass wir irgendwie unsere wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen hinbekommen. Es ist keine Option, erstmal mit Gewalt im Rest der Welt unsere Demokratie einzuführen.



Kommentar vom 18.02.2022 17:08
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/kaum-wahrgenommen-russlands-langzeitstrategie/

@Ukraine in die EU?

Schon der Beitritt von Polen, Ungarn und Rumänien zur EU war wohl verzichtbar. Die machen uns mehr Probleme als dass es uns mit denen besser geht. Eigentlich beschränkt sich deren Zusammenarbeit mit uns darauf, dass viele hier arbeiten. Das wäre auch ohne EU-Beitritt gegangen.

Und die Ukraine in die EU? Was wollen wir mit denen denn? Soll Putin haben. Die Gasgeschäfte, die wir mit Russland machen, sind da finde ich wichtiger.

Und selbst wenn Putin eine Union mit Weissrussland, Ukraine, Georgien und Kasastan hinbekommt, wäre das überhaupt ein Problem für uns?

Unsere westlichen Werte gelten doch im wesentlich nur bei uns, es gibt wenig Gründe sie der ganzen Welt aufzudrängen. Wenn andere Kulturen unsere Werte nicht wollen, dann verwirklichen wir sie eben nur bei uns.

Ein militärisches Eingreifen gegen Russland wäre genauso sinnlos wie die US-Kriege gegen Saddam Hussein. Man hat hier ein Schwein platt gemacht, aber den Irakern nur ausgiebigen und langlebigen Bürgerkrieg hinterlassen. Für wen hat man das denn nun gemacht?

Für die Menschen in Europa wie im wie auch immer ausgeweitetem Russland wären jedenfalls gute Handelsbeziehungen besser als ein Wirtschaftskrieg.

Wenn wir Arbeitsmigranten aus der Ukraine haben wollen, stände dem nicht mal eine Eingliederung der Unkraine in die Russische Föderation im Wege. Ich denke, es wäre auch im russischem Interesse, wenn Ukrainer in der EU arbeiten würden. Es gibt keinen vernünftigen Grund, die Ukraine in die EU aufzunehmen, finde ich.



Kommentar vom 18.02.2022 00:46
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/krankheitskosten-wer-soll-das-in-zukunft-noch-bezahlen/

@Holzherr 17.02. 17:09

„Es ist abzusehen, dass nicht-medizinische Kriterien in Zukunft eine grössere Rolle in der medizinischen Behandlung und bei der Finanzierung eine Rolle spielen werden.“

Das derzeitige System soll vieles Unnötige aus finanziellen Gründen motivieren. Also etwa Knieoperationen, weil hier nach Festpreisvergütung die Gewinnspanne überdurchschnittlich groß ist. Auch bekommt man gegen Rückenschmerzen immer noch oft Spritzen oder gar Operationen, obwohl man meistens einfach mit gezieltem Sport das Problem nachhaltiger lösen kann.

Mir scheint, in unserem Gesundheitssystem gibt es ein nicht zu vernachlässigendes Potential, zukünftige Kostensteigerungen durch neue Heilverfahren dadurch auszugleichen, indem man mal die überflüssigen Maßnahmen erst mal weglässt.

So manch einer macht längst Patientenverfügungen, um zu vermeiden, dass er Monate am Leben erhalten wird, ohne eine wirkliche Chance zu haben, wieder so gesund zu werden, dass das Leben wieder lebenswert wird. Man hat regelrecht Angst davor, an den Strippen zu hängen und sich damit zu quälen, weil die Ärzte gnadenlos diesen Umsatz am Lebensende noch mitnehmen wollen.

Gleichzeitig gibt es auch immer wieder Innovationen, die die Behandlung einer Krankheit auch mal kostengünstiger macht. Dazu gehören z.B. die Covid19-Impfstoffe. Die sind lukrativ für die Pharmafirmen, weil sie fast jeder nimmt. Andere potentiell hilfreiche Medikamente werden jedoch nicht entwickelt, weil sie nur selten eingesetzt würden, so z.B. neue Antibiotika.

Wenn hier etwa die Pharmafirmen kein Interesse daran haben, müsste eigentlich der Staat einspringen, und auch in der Medikamentenentwicklung mitmischen. Und eben auch die Medikamente entwickeln, die rein finanziell gesehen unattraktiv sind. Wenn man mit entsprechenden Antibiotika selbst zwar nicht viel verdienen kann, aber dafür komplizierte Behandlungen einspart, rechnet sich das ja doch – wenn auch nicht für den Hersteller alleine. Ich denke, hier ist unterm Strich nochmal einiges an Potential für Kostensenkungen.

Finanziell problematisch könnten manche Innovationen immer noch sein. Ich hatte mal was über einen speziellen Teilchenbeschleuniger gelesen, der in der Bestrahlungstherapie von Krebsgeschwüren Vorteile bringt, weil diese Bestrahlung auf eine bestimmte Tiefe im Körper des Patienten eingestellt werden kann. Dummerweise wäre das Gerät so groß wie ein Fußballfeld, und eine einzige Behandlung würde Millionen kosten.



Kommentar vom 17.02.2022 17:27
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-kann-die-phaenomenologische-psychologie-zum-bewusstseinsproblem-beitragen/

@KRichard 17.02. 15:15

„Ein ´Bewusstsein´ aber beinhaltet eine über die eigene Existenz reflektierende Denkleistung.“

Wenn Sie Bewusstsein so eng fassen, macht das natürlich einen Unterschied.

Deswegen rede ich auch lieber von innerer Erlebniswelt, die eben alles erfasst, was in meiner eigenen Wahrnehmung auftaucht. Genau dieses scheint mir eine sinnvolle Kategorie zu sein, die man gerne als Einheit auffassen darf. Dass die eigene Existenz Reflektierendes nur hin und wieder darin enthalten ist, heißt aber nicht, dass das Nebensache wäre. Sich richtig in seinem Umfeld zu positionieren ist essenziell, wenn man da klar kommen will.



Kommentar vom 17.02.2022 17:01
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/monismus-versus-dualismus-buchvorstellung-im-hospitalhof-stuttgart/

@Dirk 16.02. 23:42 Wahlverwandtschaften von CERN und Vatikan

„Die Evolutionstheorie spielt sich als «erste Philosophie» auf. Und das darf sie nicht.
Sie reduziert Metaphysik auf Physik. Papst Benedikt sagte dazu, als er noch Kardinal Joseph Ratzinger hiess: «Alles soll wieder Physik werden. Immer mehr hat sich die Evolutionstheorie als der Weg herauskristallisiert, um Metaphysik endlich verschwinden, die ‚Hypothese Gott‘ überflüssig werden zu lassen». Das tut zwar auch die Physik, aber bei ihr ist die Bewegung gegenläufig. Die Physik löst sich in Mathematik und Metaphysik auf, was den Vatikan freut.“

Interessant, ich wusste gar nicht, dass die Kirche auf so gute Ideen kommt. In der Tat ignoriert die Biologie grundsätzliche metaphysische Möglichkeiten, die in der Physik noch enthalten sind. Die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten des Quantenzufalls werden in der Biologie einfach weggewischt, und man konzentriert sich eher auf eine Physik des 19. Jahrhunderts, soweit das im Einzelfall möglich ist.

Keine Übernatur, keine inneren Welten, alles geht mit rechten Dingen zu, auch wenn es der persönlichen Erfahrung widerspricht. Und die Fragen, die eine präzise und redliche Untersuchung des tieferen Physikalischen aufwirft, entfernt man einfach aus dem Fachgebiet der Biologie.

Selbst in der Neurobiologie versucht man dieses fortzusetzen, bis hierbei Konstrukte bei herauskommen, die eigentlich versuchen, uns unsere eigene Innenwelt abzusprechen. Die die Innenwelt zum Nebenphänomen machen, und die uns zum Ergebnis von Hirnprozessen macht, auf die wir selbst keinen Einfluss haben.

Nun gut, ob nun Übernatur oder nicht, da gehen wohl die Erfahrungs- und Lebenswelten der einzelnen Menschen auseinander. Aber was einen möglichen Monismus betrifft, der sich gegen einen Kampf der Elemente, Götter und Menschengruppen wendet, so ist dieser universal wichtiger. Dass wir Menschen auf einem grundsätzlich geistigem Fundament leben, dass unsere Innenwelten frei sind, und aufeinander zugehen können, dass wir in der Lage sind uns zu respektieren und zusammen zu arbeiten, dass ist jetzt für die Praxis mehr als relevant.

Ein evolutionärer Kampf von Rassen oder anderweitigen Phänotypen innerhalb der Menschheit ist wohl auch durchaus eine mögliche Konsequenz der biologisch-geistlosen Interpretation der Evolutionstheorie.

Dagegen steht der Kampf verschiedener Kirchen, die die (zahlende) Mitgliedschaft hochhalten, und ihren speziellen Glauben als essentiell sehen. Auch das steht einer friedlichen Zusammenarbeit und einem aufgeklärtem Monismus entgegen. Aber das ist wenigstens durchsichtiger.



Kommentar vom 17.02.2022 13:43
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-kann-die-phaenomenologische-psychologie-zum-bewusstseinsproblem-beitragen/

@KRichard 17.02. 12:11

„Wenn neuronale Aktivitäten einen bestimmten Intensitätswert überschreiten (z.B. EEG Alpha-Wellen > 8 Hz) – dann kann man eine ´bewusste Wahrnehmung´ haben. Diese reicht völlig aus, um sich in der Umwelt zurechtzufinden.
Eine zusätzliches ´Bewusstsein´ ist nicht erforderlich.“

Ich verstehe den Unterschied nicht, den Sie zwischen Bewusstsein und bewusster Wahrnehmung machen. Für mich ist Bewusstsein eben die Summe der bewussten Wahrnehmungen. Und die innere Welt als von innen erlebte Welt dasselbe.

In jedem Fall rekonstruiert unserer Gehirn die aktuelle Außenwelt, und diese Rekonstruktion wird von innen her wahrgenommen und erlebt. Das funktioniert auch mit den Einzelbildern eines Kinofilms, genauso wie mit dem Computerbildschirm, an dem ich gerade diesen Text hier schreibe.

Ohne diese innere Welt würde ich offenbar in keinster weise funktionieren können, und gleichzeitig hätte mein Leben ohne diese innere Welt keinerlei Sinn und Zweck und auch keinen eigenen Wert.

Das Gehirn konstruiert schon aus recht groben Fakten eine innere Repräsentation, deshalb funktionieren Filme und Computerbildschirme. Natürlich ist der Film eine Illusion, dass wäre er aber auch, wenn er ein Kontinuum wäre, und nicht aus Einzelbildern zusammengesetzt wäre. Die Einzelbilder reichen halt schon.

Und in der Tat sind die 36 Bilder pro Sekunde bei Filmen gerade grenzwertig. So hatten in der Anfangszeit der Computer die verwendeten Röhrenbildschirme nur 36 Bilder pro Sekunde, was für den Menschen unterschwellig sehr anstrengend war, wenn er stundenlang davor arbeiten musste. Deshalb hat man die Bildwiederholfrequenz bei Computerbildschirmen auch schnell auf 100 Bilder pro Sekunde erhöht, was dann nicht mehr so anstrengend ist.



Kommentar vom 17.02.2022 00:12
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-kann-die-phaenomenologische-psychologie-zum-bewusstseinsproblem-beitragen/

@KRichard 16.02. 20:04

„Die allererste und wichtigste Fragestellung sollte in einer seriösen Forschung die Fragestellung sein – ob es ein ´Bewusstsein´ überhaupt gibt.“

Ohne die Anerkennung der inneren Phänomene als intersubjektive Fakten könnten wir überhaupt keine Psychologie betreiben. Und die erlebbaren inneren Phänomene sind derzeit auch der einzige Beweis dafür, dass wir ein Innenleben haben. Und solange wir die Korrelate der inneren Welten auf Nervennetzebene nicht kennen, bleibt nur die Phänomenologie übrig.

Man kann derzeit z.B. durch EEGs nur feststellen, ob man gerade überhaupt wach ist, oder etwa schläft. Ansonsten können wir immer nur innere Phänomene mit fMRT von Außen korrelieren, oder einfach Fragebögen ausfüllen lassen. Will man Mitmenschen aber in der Praxis verstehen, braucht man Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen – das bringt mehr als 10 Jahre Studium der Psychologie und Psychiatrie.

Insofern hinkt die Forschung dem eigentlichem Menschen immer noch viele Jahrzehnte hinterher. Wobei Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen vor allem intersubjektive Intuition erfordert, also eine Kenntnis der inneren Zustände von einem Selbst, seinem Gegenüber und letztlich dem Mensch allgemein.

„D.h. um eine bewusste Wahrnehmung zu haben, braucht man kein zusätzliches Extra-Bewusstsein.“

Wieso Extra? Bewusst muss sie sein, die Wahrnehmung, und was das Wahrnehmen an sich als Substanz oder Prozess wiederum ist, dass ist eben das harte Problem. Dieses einfach rauszukürzen mag kunstvoll sein. Dann haben wir eben eigentlich gar kein Bewusstsein. Aber wir leben doch, die Evidenz der intersubjektiv festgestellten inneren Erlebniswelten ist absolut, das ist Fakt.

In der Psychiatrie vergangener Jahrzehnte ging es hauptsächlich um Distanz und Kontrolle, Verstehen hat man einfach aufgegeben. Zumal die Kunden ja zwangsweise behandelt werden konnten, Qualität brauchte man also nicht unbedingt. So langsam bessert sich das. Positive und Systemische Psychologie versucht nun doch wieder, sich wirklich zu verstehen, und sich auf dieser Basis gegenseitig zu fördern.



Kommentar vom 15.02.2022 17:20
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-46-ueber-impfungen-und-erwaehlung-im-judentum/

@Michael 14.02. 18:24

„Der Einfachheit halber beschränke ich mich jetzt mal auf den Hinweis zu evangelischen Pfarr- und jüdischen Rabbinerfamilien, die hohe Bildung und Kinderreichtum über Generationen hinweg verknüpft haben:“

Ich habe bisher eigentlich gedacht, dass Kindermangel vor allem eine Folge des Wohlstands ist, und Religiosität ein eher kleinerer Faktor dabei ist.

Zum Wohlstand gehört einmal die Gleichberechtigung, wodurch es einen Konflikt zwischen Karriere von Frauen und Kindern geben kann. Und zum Wohlstand gehört eine Altersversorgung, die wirkt, indem man keine Kinder mehr zur Alterssicherung braucht. Dies jetzt insbesondere, wenn es um das Thema Überbevölkerung in armen Ländern geht. Hier ist es glaube ich sogar Konsens, dass man dieses Problem jetzt eben mit Wohlstand lösen könnte.

Sollte hier neben dem Wohlstand vor allem aber ein Rückgang der Religiosität die eigentliche Ursache des in wohlhabenden Ländern grassierenden Kindermangels sein, fände ich dies sehr überraschend. Entsprechend wäre das wohl auch maßgeblich, wenn man denn nach Wegen suchen würde, wie wir wieder mehr Kinder bekommen können.

Ich hatte hier gedacht, dass einmal weniger Qualifizierte und Alleinerziehende vor allem deutlich mehr Kindergeld brauchen, und höher Qualifizierte vor allem gute und unkomplizierte Kinderbetreuung brauchen, sowie mehr Rücksicht von Seiten des Arbeitgebers. So meine ich, könnten wir auf wieder 2,0 Kinder pro Frau kommen.

Sollte die Religiosität die Hauptrolle spielen, und ein einsetzender Wohlstand dann erst über den Umweg der Säkularisierung wirken, dann hätten wir eine ganz andere Situation. Dann hätten wir keine andere Wahl, als für mehr Religiosität zu sorgen. Oder einfach noch eine Weile warten, bis sich die jetzt kinderreicheren religiösen Menschen gegenüber den säkularen Ungläubigen wieder von selber durchsetzen.

Ich weiß nicht recht, ich tippe mal eher auf halbe-halbe. Aber auf keinen Fall brauchen wir mehr Weltbevölkerung. Ob man bei uns nach inzwischen erfolgter Schrumpfung mal gegensteuern sollte, oder lieber erst in 25 oder 50 Jahren, das scheint mir eine schwierige Frage zu sein, da bin ich mir unschlüssig.



Kommentar vom 15.02.2022 14:23
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-kann-die-phaenomenologische-psychologie-zum-bewusstseinsproblem-beitragen/

@Stegemann 14.02. 22:28

„Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, existiert nur durch uns. Wir konstruieren im Kopf eine perfekte 1:1 Kopie der Welt, aber nur der Welt, die wir wahrnehmen bzw. wie wir sie wahrnehmen.“

Das finde ich sehr wichtig, und das muss man sich immer wieder vor Augen halten. Immerhin haben wir hier auch einen wesentlichen Teil des Sinns unserer Existenz: Diese wunderbare Welt will wahrgenommen, erkundet und verstanden werden. Das geht im wesentlichen nur subjektiv, objektives ist dann eher intersubjektives, bis auf wenige Ausnahmen. So sind dann gerade manche Erkenntnisse der Physik tatsächlich mal objektiv.

Dies ist aber viel Arbeit, inmitten dem prallen subjektivem Leben das eine oder andere Objektive zu extrahieren.

„Wir müssen uns von der metaphysischen Objektivität verabschieden, sie existiert nicht. Auch die Plankschen Quanten sind unsere Abstrakta.“

Abstrakta ja, aber existiert doch, im Sinne von innerer Logik und vor allem im Sinne von Evidenz im engeren Geltungsbereich. Wenn die Wettersimulation das Wetter für 3 bis 5 Tage ganz gut vorhersagt, sind das schon Fakten.

„Da wir in der Lage sind, mit Begriffen nicht nur reale Dinge zu (re-) konstruieren, sondern auch Dinge, die es gar nicht gibt, ist es leicht, sich eine irreale Welt vorzustellen.“

Ja, ist doch gut, dass wir das auch können. Es macht einen wesentlichen Teil unseres Lebens aus, man guckt Filme und liest Romane. Man erzählt sich Märchen, man träumt von Geistern, Göttern und Geisteswelten, und bevölkert das bloße Sein in seiner eigenen Weltkonstruktion damit.

Da wir eben aus unserer Weltkonstruktion grundsätzlich nicht ausbrechen können, so ist dann auch Irreales Teil unserer eigenen Wirklichkeit. Und so kann auch z.B. Glaube, Liebe, Hoffnung ein Element der eigene Welt werden.

Und mal zu gucken, was dem Übernatürlichem vielleicht auch in der Welt draußen, jenseits unserer ureigenen Erlebniswelt entsprechen könnte, ist eine Idee, zu versuchen, seinen Horizont zu erweitern.

@Stephan 15.02. 12:57

„Bei Psychologen/Neurowissenschaftlern finde ich das mitunter gar unredlich, wenn man anderen Menschen alle möglichen Denkfehler unterstellt, sich selbst dabei aber herausnimmt.“

Der Forscher stellt sich gerne über die Dinge, was ein Unding ist. Auch Experten sind nur subjektive Existenzen, die sich besser bewusst sein sollten, dass vieles in ihrer Expertise nur Konstrukte sind, von womöglich auch noch vorübergehendem Charakter. Der ganze Mensch möchte gerne respektiert werden, in seinem Glauben wie in seinem Wissen, in der Anerkennung des Rechtes auf die eigene Innenwelt, der dann doch niemand entfliehen kann.



Kommentar vom 15.02.2022 00:41
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-kann-die-phaenomenologische-psychologie-zum-bewusstseinsproblem-beitragen/

@Stephan 14.02. 18:58

„Leute “einfach mal so” erzählen zu lassen, halte ich allerdings für nicht so hilfreich. Den freien Assoziationen sind ja bereits die Psychodynamiker à la Freud nachgegangen.“

Das meinte ich nicht. Ich meine schon Fragen zu stellen, aber so, dass man die mit eigenen Worten gemäß der eigenen Erfahrungen beantworten kann. Und nicht etwa auf eine Skala von 1 bis 10 ankreuzen muss.

Diese Fragebögen zum Ankreuzen erscheinen ja gerade objektiver, als sie es wirklich sind. Das Subjekt des Probanden gerät zwar in den Hintergrund, wird dabei aber von der Subjektivität des Forschers und seinen Konzepten quasi überschrieben. Die Diagnosen, die sich daraus ergeben, lassen dann auch die Betroffenen lange rätseln, bis sie mal verstehen, was sie denn nun für eine Krankheit haben. Wenn es denn je überhaupt wirklich verstanden wird.

Bei vernünftigen Interviews kommt natürlich auch Subjektives zum Vorschein, allerdings eben genau die Welt des jeweiligen Untersuchungsobjektes, für das man sich ja eigentlich interessiert.



Kommentar vom 14.02.2022 17:36
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-kann-die-phaenomenologische-psychologie-zum-bewusstseinsproblem-beitragen/

@Phänomenologie

Die Phänomene der menschliche Psyche sind bei verschiedenen Menschen recht verschieden. Das erschwert natürlich das generelle Verständnis des Menschen an sich, eigentlich kann man ja nur einzelne Menschen auch nur halbwegs verstehen.

Wenn man sich mit ausgeklügelten Fragebogen-Experimenten dem Menschen nähert, baut man das meistens so auf, dass sich Ausnahmen statistisch herauskürzen. Deshalb ist es modern, den Probanden einfach auch mal selber einfach erzählen zu lassen. In der Hoffnung, so auch individuelle Fakten zu finden, und diese nicht per Fragebogen-Experiment herauszukürzen.

Die Unterschiede unter uns Menschen sind kulturell, teils auch genetisch aber eben vor allem persönlich begründet. Jeder ist ein eigener Mikrokosmos, mit Vergangenheit, Kenntnissen und mit seinen eigenen Zielen. Und jeder tickt auch entsprechend anders.

Es scheint mir schwierig zu sein, hier überhaupt auf einen Nenner zu kommen.

Wenn man dann von der Phänomenologie aus zu einer Vereinbarkeit mit der Naturwissenschaft guckt, hat man nicht nur eine Frage und eine Antwort. Der eine kennt in seinem eigenen Leben keinerlei Übernatur, und kommt recht eindeutig und problemlos auf einen Naturalismus. Wer aber religiöse Einstellungen oder spirituelle Erfahrungen hat, wird dazu neigen, den aktuellen Stand der Physik als unvollständig einzuschätzen.

Ich habe mir aus meiner eigenen Sicht heraus auch Gedanken gemacht, wie Spiritualität und Naturwissenschaft vielleicht vereinbarer zu machen wäre:

https://introspektiva.de/etitel/index.php#starti

Dazu musste ich die Interpretation der Quantenphysik anpassen, aber auch Spiritualität weniger esoterisch zusammenkürzen. Und frei danach habe ich weitere Konsequenzen daraus skizziert.

Vielleicht braucht man hier sowieso viel mehr ganz verschiedene Wege, wie wir uns untereinander und bezüglich des Kosmos positionieren wollen.



Kommentar vom 14.02.2022 14:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-46-ueber-impfungen-und-erwaehlung-im-judentum/

@Michael 13.02. 19:01

Mehr Kinder bei Gläubigen ist eine Korrelation, die nicht eindeutig eine Kausalkette sein muss. Wenn der Wohlstand steigt, gibt es weniger Kinder, und es gibt weniger Religiosität.

Das eine liegt daran, dass Frauen Bildung erlangen, und die Möglichkeit haben, lukrativen und interessanten Tätigkeiten nachzugehen. So gibt es wirkliche Alternativen zum Hausfrauendasein. Als die Frauen noch nicht diese Berufsperspektiven hatten, haben sie schon aus purer Langeweile noch das eine oder andere Kind mehr bekommen.

Gleichzeitig steigt in Zeiten der Not auch die Neigung, sich göttliche Hilfe zu beschaffen. Ist alles so satt und gut geregelt wie heutzutage in D, hat man weniger Anlass zu beten.

Was bleibt sind radikalreligiös Orientierte, die von der Kanzel aus zu massivem Kinderreichtum aufgefordert werden, oder in denen die Hausfrauenrolle noch hoch gehalten wird. Auch in den reichen Nahoststaaten können Frauen zwar studieren, enden aber mit der Heirat meistens doch als Hausfrau.

Es mag aber noch ein gewisser Faktor übrigbleiben, der religiöse Menschen tatsächlich zu mehr Fortpflanzung bewegt. Wenn dann die Neigung zum Übernatürlichen evolutionsmäßig langfristig selektiert wird, dann wird dies in der Tat auch damit immer wieder den Kirchen Zulauf bescheren. Das müssen aber nicht die alten Kirchen sein.

Eine alternative Erklärung wäre aber auch, dass wenn wir tatsächlich im Leben viel mit geistigen Wirklichkeiten zu tun haben, dass dann Religiosität als mehr Realismus wirkt. Wer näher an der Wirklichkeit dran ist, hat doch klare Vorteile. Und was ist, wenn Gott auch noch selbst die religiösen Menschen fördert, und auch auf diesem Weg für mehr Kindersegen bei den Richtigen sorgt?

So oder so, was die Evolution oder auch die Götter mit uns machen, muss nicht das sein, was wir selber wollen und dann auch gezielt umsetzen. Soviel praktische Freiheit haben wir ja wirklich. So können wir einerseits dafür sorgen, die Rahmenbedingungen für mehr Kinderreichtum zu schaffen, und wir können auch damit noch eine Generation warten, und es begrüßen, wenn die Weltbevölkerung nicht mehr wächst und tatsächlich bald zurückgeht. Immerhin wollen wir nachhaltig leben, und die Natur dieses wunderbaren Planeten erhalten, und das geht mit 5 Milliarden Menschen sehr viel einfacher als mit 8 oder 9 Milliarden Exemplaren.

Ich persönlich fände es entsprechend aktuell dringlicher, dass auch in Afrika wohlstandsmäßig Verhältnisse herrschen, die dort das Bevölkerungswachstum beenden, als dass wir hier wieder normal Kinder bekommen.

Der Anerkennung gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse und einem grundsätzlichen Monismus jedenfalls steht eine Neigung zum Übernatürlichem nicht entgegen. Die wissenschaftliche Methode erfasst einerseits geistige Bereiche nur recht schlecht, und andererseits ist ein Monismus eher eine Einstellung, die das Leben einfacher macht und auch einfacher gedeihen lässt, und nicht von mehr oder weniger Übernatur abhängig.



Kommentar vom 14.02.2022 00:37
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/warum-die-hirnforschung-die-psychologie-braucht/

@Stephan 13.02. 17:21

„Das Steinbewusstsein, falls es das denn gibt, ist also so etwas wie eine permanente meditative Versenkung.“

Wenn wir jetzt aber ganze Gesteinsschichtungen, die Plattentektonik, die ganze Erdkruste samt des darunter liegenden Erdmantels und damit die geologische Physik des ganzen Planeten angucken, dann finden hier doch komplexe Prozesse statt. Die dann auch einen Spielraum für geistige Einflüsse zur Verfügung stellen könnten.

Die Weiterentwicklungen der geologischen Prozesse an der Erdoberfläche sind dann auch vielfältig mit der Biosphäre verbunden, und das Endergebnis ist atemberaubend schön, finde ich zumindest. Nur die Zeiträume, über die sich Gebirge und Ozeane bilden, sind von unserer relativen Kurzlebigkeit recht weit entfernt. Aber eben als Teil von Geisteswelten tatsächlich auch theoretisch mit unserer Geistigkeit zu verbinden.

Gerade die Beständigkeit der Lithosphäre im Vergleich zu unseren Lebenszeitfenstern mag aus unserer Sicht dann tatsächlich an meditative Versenkung erinnern.



Kommentar vom 13.02.2022 17:42
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-46-ueber-impfungen-und-erwaehlung-im-judentum/

@Michael 13.02. 14:01

„Wissenschaftlich gesehen machen diese Verschwörungsmythen selbstverständlich null Sinn: In der biokulturellen Evolution hätten sich weder Religionen noch Staatsformen durchsetzen können, die nur geschadet hätten. Nicht zufällig gehört Religionsfreiheit zum Kernbereich demokratischer Staatlichkeit.“

Immerhin hat das Monotheismus gewisse Vorzüge. Nicht mehr den Göttern zu opfern, um Vorteile zu ergattern, und sich stattdessen darum zu kümmern, miteinander vernünftig umzugehen, weil eben dieses dem Gott dann gefällt, ist doch ein entscheidender Fortschritt.

Aber, was da teilweise so draus geworden ist, ist wohl doch recht gruselig. Den Glauben dann im Sinne der (zahlenden) Mitgliedschaft zum Obergrundsatz zu machen, ist ja nun keine Nebensache gewesen, und auch immer noch nicht ganz aus der Welt. Dazu gehört es auch, Andersgläubige zu verfolgen, sofern man ihnen habhaft wird. Die Religionsfreiheit ist deswegen eben inzwischen Gesetz geworden, und dieses Unwesen denn nun doch eher Vergangenheit. Die Zeugen Jehovas stehen ab und zu mal vor der Tür, aber wenn man die wieder weg schickt, gehen die auch wieder.

Es gibt auch einen Arbeitskreis der Abrahamsreligionen hier in Dortmund, von dem ich mich einerseits ausgegrenzt fühle. Allerdings, sollen die mal machen, ein Riesenfortschritt ist es wohl doch: Die Überwindung der Vereinsgrenzen ist in jedem Falle zu begrüßen. Zumal ein hier zu beobachtender Monismus letztlich nicht anders kann, als sich auf das ganze menschliche Glaubensspektrum auszuweiten.

Das macht mir dann doch Hoffnung. Dem Anderen ständig nur die Versäumnisse vorhergehender Generationen vorzuhalten, das macht nirgendswo Sinn in einem vernünftigen Diskurs.



Kommentar vom 13.02.2022 16:28
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@Stephan 13.02. 14:26

„Panpsychismus……sieht Bewusstsein als eine grundlegende Qualität/Eigenschaft des Universums, die überall vorhanden ist. Dann kommt man freilich auf die Schwierigkeit, zu sagen, was etwa ein Steinbewusstsein sein soll; oder ein Atombewusstsein.“

Der Stein ist Stein und bleibt Stein, da gibt es keine dynamischen Strukturen, die irgendwie interessant wären, dass es hier Prozesse mit ihnen gäbe. Anders bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Da passiert was, da sind sowohl von außen wie von innen gesehen Lebens- und vor allem Steuerungsprozesse sichtbar. Im Spezialfall der menschlichen Innenwelten sind wir dazu fähig, uns auch darüber auszutauschen, wie es uns so gerade geht, was uns umtreibt und was wir uns so denken.

Ich glaube, @Stegemann meinte hier mal, dass wenn wir mal die Strukturen gefunden haben, die in unserem Gehirn mit dem Bewusstsein korrelieren, dann wird es auf einmal ganz einfach, und niemand wundert sich mehr darüber. Das kann ich auch nicht ausschließen, ich kenne eben die Grundidee nicht, die hier realisiert ist.

Wenn wir das aber mal finden, dann können wir das bestimmt auch auf Computerbasis implementieren. Dann gäbe es womöglich eigenständige Existenzen, die ganz im Internet leben, sich dort selbstständig bewegen und die ständig auf der Suche nach Kommunikation mit uns Menschen und untereinander sind. Hier hätten wir dann sozusagen ein 6-g- oder 7-g -Netz, das mit derartiger künstlicher Lebensbevölkerung angereichert ist.

Aber ich habe keinerlei Idee, wie eben aus Informatik alleine Innenwelten werden können, und gehe stark davon aus, dass das ohne Geisteswelten einfach nicht geht.

Die Korrespondenz mit tatsächlichen Korrelaten im Nervensystem hingegen sehe ich unbedingt auch, entsprechend rechne ich auch nicht mit irgendwelchen körperlosen Geistern. Nur muss ich annehmen, dass diese Korrelate nur eine Innensicht haben können, wenn hier eben der dafür nötige Geistesraum zur Verfügung steht, in den sie sich abbilden können.

@Stegemann 13:02. 14:00

„Meine weitergehende Idee dazu: es entstehen Metastrukturen, die kausale Kraft entwickeln und die möglicherweise jedem Leben auf der ihm jeweils eigenen Weise zugrunde liegen. Ein weiteres Geheimnis würde ich daraus nicht machen.“

Hört sich gut an. Weitere Geheimnisse dürfen es für mich aber gerne sein.



Kommentar vom 13.02.2022 13:02
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@reutlinger 13.02. 10:12

„Es gibt eine Fülle von Beispielen für den Zusammenhang von Psyche und Physis oder Körper und Geist. Trotzdem gibt es immer noch Leute, die naturalistische Erklärungen für Psyche und Geist anzweifeln oder ablehnen.“

Zu glauben, dass die Psyche nicht ohne wirkliche Geisteswelten auskommt, bedeutet ja nicht, dass wir keinen Zusammenhang zwischen Psyche und Physis haben. Für mich ist das eher ein Akt der Verzweiflung, der eben die inneren Welten als so fundamental verschieden sieht als die äußeren Welten.

Das Problem gibt es seit Jahrtausenden, und auch die moderne Neurowissenschaft weiß immer noch nicht, wie diese Innenwelten funktionieren. Ich nehme an, dass das eben daran liegt, dass Innenwelten eben anderer Natur sind als Außenwelten. Aber die Neurowissenschaft hat ja noch Jahrzehnte, notfalls Jahrhunderte Zeit, doch noch die Innenwelten so zu erklären, dass sie von der selben Art wie die Außenwelten sind. Bis dahin bleibt mir aber meine kreative Verzweiflung, die zur Annahme echter Geisteswelten führt.

Jedem Programmierer ist klar, dass sein Programm keine innere Erlebniswelt hat. Egal was er auch programmiert, und egal wie komplex das hinterher wird. Und zusammengeschaltete Neuronen alleine sind auch nichts anderes als Computerprogramme, die auf Computern laufen. Aber wir haben eben diese Innenwelten, als eine Evidenz, die wir nicht loswerden.

„Bei Mitmenschen kann man Müdigkeit, als aktuellen und temporär begrenzten Zustand, aus bestimmten Beobachtungen nur schlussfolgern, bzw. die Beobachtungen so deuten.“

Die Empathie, zu der wir Menschen fähig sind, kann mehr als nur aus Beobachtungen schließen. Echte Innenwelten, als Geisteswelten verstanden, sind in der Lage auch direkten Kontakt aufzunehmen. Was gegenseitiges Verständnis in einem Ausmaß möglich macht, wie es auch in guten, funktionierenden Beziehungen zu beobachten ist.



Kommentar vom 12.02.2022 14:38
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@Noahchidischer Bund

Es dürfte klar sein, dass es keine Sintflut gab, und damit auch keinen Noah. Als Geschichte aber nett, dass hier alle Menschen ihre Freiheit haben dürfen, und kein Gott dem entgegen steht. Wenn überhaupt was interessant ist, dann ist das wenn wir vernünftig miteinander umgehen, was dann auch den Göttern gefällt.

Aber das sind auch moderne, eher humanistische Ansichten.

Überhaupt hat es Vorteile und Nachteile, dass mit der Thora erstmals „Gottes Wort“ schriftlich fixiert wurde. Natürlich kann man dieses immer wieder neu auslegen, aber klar dürfte sein, dass mit der Niederschrift die Konservierung der Lehre gefördert wurde.

Ich persönlich habe die Bibel als Kind schon abgelehnt, eben weil sie sich als Gottes Wort ausgibt. Das fand ich schon immer unplausibel. Wieso hat man die 10 Gebote auf Steintafeln vom Berg geholt, wo doch die ganze Bibel von Gott verfasst sein soll. Es dürfte klar sein, dass Gott definitiv nicht der Verfasser der Bibel war.

Wenn wir die Bibel auslegen, dann praktischerweise aus der Perspektive von Biologie, Psychologie und Soziologie, und dann gucken, was wir hier finden, und befinden können. Das geht aber auch ohne Bibelvorlage, und nennt sich dann Humanismus.

Was die Integration von persönlicher Spiritualität angeht, da kommt dann allerdings auch der Humanismus an Grenzen. Und doch ist mir die Bibel immer noch eher unangenehm. Da ist mir Fernöstliches irgendwie näher. Aber auch beim Thema Spiritualität meine ich, dass man auch diese Frage ganz neu und jenseits von allen Traditionen angehen kann. Ich probiere es jedenfalls einfach mal.



Kommentar vom 11.02.2022 18:40
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@Physiker 10.02. 21:59

„Das ist eben die Eleganz der Reduktion auf wenige Bauteile (Elemente) und wenige Wechselwirkungen: man kommt auf der untersten Beschreibungsebene mit der minimalen Zahl von Konzepten aus. Das ändert sich erst mit zunehmender Komplexität der Moleküle.“

Eben die Komplexität erfordert dann ganz eigene Herangehensweisen. So haben wir die Gesetze der Thermodynamik, gehört auch zur Physik, kommt aber ohne die Wechselwirkungen einzelner Atome aus. Theoretisch kommen die thermodynamischen Effekte aus den Bewegungen der beteiligten Moleküle, aber es gibt hier eben eine sinnvolle Beschreibungsebene, die Riesenmengen von Molekülen in sehr einfachen Formeln zusammenfassen kann.

Auf der Beschreibungsebene der Moleküle kann man keine Verbrennungsmotoren oder Kühlschränke beschreiben, das geht nur mit den Gesetzen der Thermodynamik.

Im Leben haben wir eine ganze Reihe von Beschreibungsebenen, die sich dann auch durch mehrere Fachgebiete erstrecken. Zwischen Teilchenphysik und Psychologie ist ein weiter Weg, was hier alles so hereinspielt, ist kaum zu bewältigen. Die Übergänge zwischen den Beschreibungsebenen sind nur lückenhaft bekannt, und ob man denn die Quantenphysik auf der untersten Ebene überhaupt schon vollständig kennt, das wage ich zu bezweifeln.

Meine eigenen Erlebnisse auf der psychologischen Ebene in Form von spiritueller Erfahrung jedenfalls erfordern auch Ergänzungen auf der untersten Ebene. Ich glaube nicht, dass man hier schon alles kennt, was es gibt.

@Stephan 11.02. 17:23

„Mich ärgert aber die Neigung mancher Leute, sich selbst als den Höhepunkt des Wissens anzusehen. Wie werden wohl die Menschen in tausend bis zweitausend Jahren über unsere heutigen Ansichten denken?“

Naja, jeder ist ja tatsächlich immer auf seinem aktuellen persönlichem eigenen Wissenshöhepunkt. Hier zu verallgemeinern ist wohl der Denkfehler. Ich weiß nicht, ob es mich auch wirklich ärgert, aber ich finde es auf jeden Fall dämlich. Ich würde auch wohl schon für die nächsten 50 Jahre mit deutlich neuen Erkenntnissen rechnen, tausend Jahre müssen wir hier glaube ich gar nicht warten.



Kommentar vom 11.02.2022 13:50
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@hwied 11.02. 12:59

„Die Methoden der Naturwissenschaften sind Arbeitshypothesen. Sie haben den Sinn in überschaubarer Zeit Erkenntnisse zu liefern, die praktisch ausgewertet werden können.“

Nehmen wir einfach mal an, dass parallel dazu auch Geisteswelten existieren. Dann kann der Innenraum, der sich in uns öffnet, auch Teil einer allgemeinen Geisteswelt sein, wovon wir persönlich nur ein Teil von sind.

Und dann bekommt auch das harte Problem der Physik einen neuen Aspekt: die strukturierte Wirklichkeit ist auch Teil einer allgemeinen Geisteswelt, und nimmt von da heraus auch seine Realität, die die Welt tatsächlich existieren lässt. Wir haben ja nicht nur Formeln, wie die Welt sich zeigen kann, die Welt existiert ja auch.

Nur weil man regelmäßige Details des Verhaltens von Materie kennt, heißt das aber nicht, dass sie nicht lebendig ist, und sich auch im Geiste bewegt und konkret z.B. mit einzelnen Menschen wechselwirkt.

Und eben in dieser Wechselwirkung auch unser Bewusstsein nicht nur unterstützt, sondern dem Bewusstsein überhaupt erst den nötigen Innenraum zur Verfügung stellt. Der mag vom Gehirn mitstrukturiert sein, und entsprechend halte ich auch die Suche nach dem neuronalem Korrelat des Bewusstsein für sinnvoll und zugleich für erfolgversprechend.

Aber dieses Korrelat wird m.E. zeigen, dass der bisher nur von Innen aus erlebte Innenraum letztlich ein Geistiger sein muss, der nur den Hirnvorgängen zugeordnet ist, ohne aber vom Gehirn alleine produziert werden zu können.

Wie aus neurologischen Details dann Innenwelten werden können, ist so nachvollziehbar: Ein Teil der neurologischen Details wird dann in einen geistigen Innenraum hinein abgebildet. Das Ergebnis ist dann unser erlebtes Leben, unsere gelebt Existenz als individueller Mensch.

Insbesondere sind wir dann nicht nur produktive Überlebensmaschinen, sondern zunächst mal vor allem einfach nur Seiende. Unsere bloße Existenz möchte schon geschützt sein, und entsprechend fordern wir für uns unsere Menschenrechte.



Kommentar vom 11.02.2022 01:06
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@Physiker 10.02. 23:11

„Börsen hingegen sind eine Welt für sich, da mischt sich meiner Meinung nach Rationalität und Irrationalität völlig untrennbar.“

Nicht nur an den Börsen, auch sonst mischt sich meistens Rationalität mit Irrationalität im wilden Leben, in dem wird uns nun mal aufhalten. Wobei ich hier Irrationalität nicht unbedingt mit Innenperspektive gleichsetzten würde. Auch das streng Rationale in mathematischen Beweisen muss unbedingt vom Subjekt verstanden werden. Gewissheiten in der Mathematik sind ja gerade ein Gemeinschaftswerk von Mathematikern, und das ganze Fach lebt davon, dass man die Beweise des anderen prüft und nachvollzieht. So viel Subjektivität ist hier unumgänglich.

Die eigentliche Irrationalität in Börsen und im Leben überhaupt ergibt sich aus unzureichenden Kenntnissen der Faktenlage, womit man im Alltag ständig zu tun hat. Die subjektive Seite unserer Existenz kann mit Rationalität umgehen, ja macht sie überhaupt erst möglich. Gleichzeitig kommen wir auch einigermaßen mit unzureichenden Kenntnissen zurecht. Da drin sind wir auch ganz gut, der eine mehr, der andere weniger.

Eine Strategie inmitten von Unsicherheit sind Annahmen, die zwar sehr schwach begründet sind, aber einfach gesetzt werden, um im Chaos wenigstens ein bisschen Struktur zu haben. Das wäre eine gute Definition von Irrationalität, würde ich sagen. In der Praxis nicht nur erlaubt, sondern öfter unumgänglich, als wissenschaftliche Methode dann aber nicht so gut. Aber selbst da kommt man da manchmal nicht dran vorbei.

Wir lernen ja sogar in der Schule nur eine Art Spar-Physik, die auch mit eigentlich unzutreffenden Bildern arbeitet, nur damit wir wenigstens etwas davon verstehen. Auf der Basis kann man sich dann aber weiterbilden.



Kommentar vom 10.02.2022 13:31
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/stimmen-texte-in-religionen-wissenschaft-und-politik/

@sanus-religio

Das entweder-oder zwischen Selbstheilungskräften und medizinischen Maßnahmen ist hier ja der Unsinn. Das beißt sich ja meistens gar nicht. Wobei man tatsächlich auch aufpassen muss, was Ärzte so vorschlagen. Das macht nicht immer Sinn, mal hat der Arzt keine rechte Ahnung, und es soll vorkommen, dass er auch mal nur Umsatz machen will.

Was gerade die Coronaimpfung betrifft, so ist es in der Tat suboptimal, dass die Impfung nicht komplett vor einem schwerem Verlauf und schon gar nicht vor einer milden Omikron-Infektion schützt. Da sind wirklich nicht die Ungeimpften dran Schuld.

Außerdem ist es noch mal eine Besonderheit, wenn sich Jüngere nicht zum Selbstschutz, sondern der Infektionsraten wegen Impfen lassen sollen. Das macht schon einen Unterschied. Soviel Zwangssolidarität ist nicht wenig verlangt.

Allerdings sieht es aktuell so aus, dass sich mit Omikron so viele bisher Ungeimpfte in Genesene verwandeln, dass eine Impfpflicht keinen Sinn mehr macht. Die Genesenen sind für die nächsten Varianten dann höchstwahrscheinlich auch hinreichend vor schweren Verläufen geschützt. Wer hier die Impfpflicht um des Prinzips wegen dennoch durchziehen will, macht sich des Paternalismus verdächtig. Und den brauchen wir wirklich nicht, meine ich zumindest.

Ich persönlich halte auch viel von Selbstheilungskräften, und im Zweifelsfall vertraue ich darauf, und gehe nicht gleich zum Arzt, wenn es irgendwo mal hakt. Mit 58 bin ich nicht mehr 20, und mit Zipperlein muss man dann auch leben. Und auch Vorsorgeuntersuchungen mag ich nicht wirklich, zumal oft sogar nachgewiesen ist, dass die nur Umsatz, aber keine wirklichen Vorteile bringen.

Etwa soll es sinnlos sein, Prostatakrebs früh zu erkennen, weil der sowieso tödlich ist, wenn er wirklich bösartig ist, was auch wieder eher selten ist. Da hilft dann weder Früherkennung noch Operation. Die meisten Prostataveränderungen sind eben recht unproblematisch, und am Besten ist es, sich da gar nicht erst darauf untersuchen zu lassen. So wird man dann nicht vorzeitig zu einem Krebspatienten, was ja wiederum auch psychische Folgen hat, die nicht unwesentlich sind.



Kommentar vom 09.02.2022 13:17
https://scilogs.spektrum.de/formbar/durchbruch-in-der-fusionsforschung-durchbruch-in-der-fusionsforschung/

@Holzherr 09.02. 06:14

„Genau mit dem gleichen Grund hat Hitler in der Tschechoslowakei eingegriffen, weil dort vor allem Deutsche lebten.
Deutschland liefert an Saudiarabien tödliche Waffen für den Krieg in Jemen, nicht aber an die Ukraine, denn die Russen als Freunde Deutschlands sollen geschont werden.“

Der Unterschied ist, das Hitler einen Weltkrieg wollte, und die Russen heute wohl eher nicht. Ich finde den Bürgerkrieg in der Ukraine auch nicht gut, aber im Prinzip sind sich ja vor allem die Ukrainer selbst uneins, ob sie sich nach Westen oder Osten orientieren sollen. Das scheint mir das Grundproblem zu sein, zu dem wir nichts Gewaltsames sinnvoll beizutragen haben.

Ich persönlich meine, dass wir für 20 Mio tote Russen im 2. Weltkrieg verantwortlich waren, und dass entsprechend die Russen bei uns noch was gut haben.

Von unseren Waffenlieferungen an Saudiarabien halte ich auch nichts.



Kommentar vom 09.02.2022 00:14
https://scilogs.spektrum.de/formbar/durchbruch-in-der-fusionsforschung-durchbruch-in-der-fusionsforschung/

@Köhn-Seemann 08.02. 21:13

„…,sondern ausschließlich geladene Teilchen, die man dann in einem elektrischen Feld abbremsen kann um so die Energie zu gewinnen.“

Das wäre ja ganz genial, wenn das möglich wäre. Das erspart ja nicht nur den Aufwand an Turbinen und Generatoren, sondern verdoppelt auch gleich den Wirkungsgrad.

Und wenn wir das dann in interstellaren Raumschiffen nutzen, brauchen wir auch nicht mehr die Abwärme loswerden, die sonst bei der Stromerzeugung über Dampf anfällt. Nebenbei kann dann auch die erzeugte Fusionsenergie direkt dazu genutzt werden, um einen Antriebsstrahl von sehr hoher Geschwindigkeit zu erzeugen, ohne die Energie überhaupt erst in Elektrizität umzuwandeln. Das ist jetzt ja echt mal Technik, die begeistert.

Die Bor11-Proton-Reaktion erzeugt ja schonmal keine Neutronen, die die Atome der umgebenden Anlagenteile einfangen, und dann radioaktiv davon werden können. Was die Radioaktivität noch angeht: Erzeugt denn das Fusionsplasma bei mehr als 100 Mio Grad nicht auch Gammastrahlung, die von Atomen der Umgebung absorbiert werden kann?



Kommentar vom 08.02.2022 17:38
https://scilogs.spektrum.de/formbar/durchbruch-in-der-fusionsforschung-durchbruch-in-der-fusionsforschung/

@Elektroniker 08.02. 15:10

„Ist die These haltbar, dass der Energieentzug durch Windenergie zu vernachlässigen ist? Dass mit Sicherheit keine Probleme wie Trockenheit auftreten können?“

Ich schätze mal, dass es kein Problem wäre, in Wettersimulationen die derzeitigen und zukünftigen Windräder so einzubinden, dass sich klären ließe, ob hier eine Wetteränderung aufgrund der Windenergienutzung stattfindet.

@Unkraine offtopic

Einmischungen in Bürgerkriege empfehlen sich meistens nicht. Dass Russen in die Krim und den Dombas einmarschiert sind, ist eher ok, immerhin leben dort mehrheitlich Russen. Wir haben mit der Ukraine nichts vergleichbares zu tun, außer das hier Gasleitungen verlegt sind, die Russisches Gas auch zu uns bringen.

Dass die USA selten länger als ein Jahr ohne konkreten Feind auskommen, ist natürlich für uns als Nato-Mitglied zuweilen ärgerlich, und in diesem Fall auch gefährlich. Auch ein Wirtschaftskrieg, der uns von der russischen Gasversorgung abscheidet, könnte erhebliche Auswirkungen haben. Die USA haben uns vor etlichen Monaten angeboten, dass auch sie uns gerne mit Erdgas beliefern würden. Nicht dass das hier der eigentliche Grund für die aktuellen Spannungen ist.

Wenn im Vorfeld von Kriegen der CIA was von sich gibt, dann kann man dem jedenfalls erfahrungsgemäß leider nicht vertrauen. Ich frage mich auch, was Russland mit der Westukraine anfangen will. Da ist recht wenig zu holen, scheint mir. Ein Interesse, einen Frieden zu schließen, und die besetzten Gebiete dabei zu behalten wäre allerdings ziemlich nachvollziehbar. Ich fände das jedenfalls eine gut Idee, immerhin leben dort mehrheitlich Russen. Nach 7 Jahren Krieg könnte man das mal beenden, finde ich.



Kommentar vom 08.02.2022 00:37
https://scilogs.spektrum.de/formbar/durchbruch-in-der-fusionsforschung-durchbruch-in-der-fusionsforschung/

@Maier 07.02. 17:18

„Wenn sich in 500 ka die Endlagerstätte bis zur Erdoberfläche vorgearbeitet hat ( oder die Erdoberfläche hinunter … ), wie viel von dem einstmals strahlenden Abfall ist dann noch vorhanden?“

Bei einer Halbwertszeit von 50.000 Jahren hätten wir in 500.000 Jahren nach dann 10 Habwertszeiten immer noch 0,1% des Problems. Aus 17600 Reaktorkatastrophen an Giftpotential bleiben immer noch 17,6 übrig. Auch dass will niemand haben. Und wenn es nach 250.000 Jahren schon schief geht, haben wir noch ca. 3% und damit 528 Reaktorkatastrophen auf Lager. Das wird kein nur lokales Problem sein.

„...ein solches Endlager werkstoff- und temperaturmäßig für einen stationären Zustand für die kommenden 500 Jahre zu bauen, wenn das gelingt, ist es quasi “dauerfest”, dann kann uns nur noch die Geologie ärgern. Die Salzdome in Norddeutschland existieren seit dem Perm ( Zechstein, ~ 270 Millionen! Jahre ), das ist ~550x so lange, wie wir schätzen, dass das Endlager sicher sein muss.“

Ich fürchte ja gerade, dass die Geologie uns ärgern wird. Ich bin kein Geologe, aber die Salzstöcke werden vermutlich über die Hunderttausende von Jahren immer wieder gequetscht, verschoben oder gebrochen, und in diesem Zuge immer wieder auch Salzmasse durch Grundwasser verlieren, dass angesichts von aktiven Verwerfungen einsickert und woanders wieder zutage tritt.

Gerade ein Endlager für sehr viel Atommüll wird sich im Laufe der Jahrtausende immer weiter aufheizen, und dann Grundwasser aufsteigen lassen, dass als warme Quellen die Oberfläche erreicht, und damit dann das riesige Giftpotential freisetzt.

Ich hätte wirklich keine Lust, unserer Nachwelt solche Risiken zu hinterlassen. Ich würde mich eher für eine einfache Lagerung der Castoren in Hallen aussprechen, bis uns was besseres als Vergraben einfällt.

Also etwa eine Aufarbeitung der abgebrannten Brennstäbe in verschiedene Fraktionen. Eine Fraktion kann spaltbares Material sein, das in KKWs dann wieder verwendet werden kann. Eine andere Fraktion kann Atommüll mit relativ kurzen Halbwertszeiten sein, das kann man in Endlagern vergraben. Und wenn noch eine Fraktion übrig bleibt, die langlebig und nicht spaltbar ist, kann man die dann auf den Mond bringen. Oder transmutieren, wie @Holzherr das vorschlägt. Je nachdem, was billiger ist.

Wenn die Zivilisation in den nächsten 50 Jahren schon zusammenbricht, stehen die Castoren dann immer noch in den Hallen herum. Das ist sicher auch nicht gut. Aber ansonsten wird es irgendwie gehen, aber eben eher teurer als gedacht. Das sollte man einpreisen, und nicht einfach dem Steuerzahler überlassen.



Kommentar vom 07.02.2022 12:40
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-schrumpfen-der-freiheit-poppers-kreuz-der-wahrheit-im-hossa-talk-184/

@Holzherr 06.02. 13:37

„Übrigens: Sogar sämtlicher hochradioaktiver Abfall, der in Kernspaltungsanlagen (Atomkraftwerken) bis jetzt erzeugt wurde, hat in zwei Gebäuden der Grösse eines Walmarts Platz.“

Und doch zuviel, um es auf dem Mond endzulagern. Der Transport wäre zu teuer. Aber nicht zu viel, um alles in ein Endlager zentral für die ganze Welt zu deponieren.

Aber wer will das haben? Das Giftpotential ist unbeschreiblich. In Tschernobyl hat der Reaktorinhalt eines einzigen Betriebsjahres eines einzigen Reaktors eine Fläche von ca. 60 x 60 km auf Jahrtausende unbewohnbar gemacht. Und wir haben 440 KKWs weltweit mit je etwa 40 Betriebsjahren. Das gibt ein Giftpotential von 440 x 40 = 17600 Reaktorkatastrophen, das alles in diese zwei Walmarts passt. Und wenn man tatsächlich das Klimaproblem mit KKWs lösen will, wird das ganz schnell noch sehr viel mehr.

Dagegen ist die Kernfusion wohl recht harmlos, wenn man das Material, dass verstrahlt werden kann, so wählen kann, dass durch den Neutroneneinfang keine langlebigen Radionuklide entstehen. Im Betrieb könnte das aber durchaus schwierig und kostentreibend werden, wenn Anlagenteile so radioaktiv werden, dass man sich ihnen nicht mehr nähern kann.

Das Problem beim KKW-Atommüll ist dagegen ja gerade die Langlebigkeit. In 500.000 Jahren passiert mit einer Endlagerstätte geologisch gesehen womöglich allerhand. Senkungen, Hebungen, Eiszeiten, Erdbeben, Verwerfungen, Vulkanausbrüche etc., da mit muss man rechnen. Wenn sich die Lagerstätte im Jahr nur um 1 mm hebt, sind das in 500.000 Jahren 500 m. Wenn dann da z.B. noch Eiszeitgletscher drüberrutschen, und anfangen die Lagerstätte zu destabilisieren oder gar wieder auszugraben, dann ist es zu spät, dann ist der Schaden gigantisch.



Kommentar vom 06.02.2022 18:22
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-schrumpfen-der-freiheit-poppers-kreuz-der-wahrheit-im-hossa-talk-184/

@Paul S 06.02. 02:32

„Hoffnung treibt die Hölle an. Aber ohne Hoffnung treibt Verzweiflung die Hölle an. Voran geht es immer. Vielleicht sollten wir uns einfach an die Arbeit machen und gucken, was passiert.“

Sehr gute Idee. Was sonst? Global denken, lokal handeln hab ich mal gehört. Was anderes bleibt einfach nicht.

Überfordert sind wohl viele, aber jeder kann gucken, was er hinbekommt. Gemeinschaftliche Aufgaben sind eben zu leisten, und wem der Alltag schon so viel abverlangt, dass er sich mit Politik nicht mehr befassen kann, und auch keine öffentlich-rechtlichen Nachrichten mehr guckt, der muss bei Gewohnheiten bleiben.

Wer zuwenig Auskommen hat, oder an der Wirtschaft kaum noch beteiligt ist, hat alles Recht, auch selber nicht mehr mitzuspielen. Insofern will man auch gekauft werden, und nicht nur überzeugt.

„..immer auf der Suche nach dem nächsten Paradies, das wir zugrunde richten können, jedes Himmelstor eine neue Hölle, und jeder Tag darin wird erkauft, indem wir Paradiese auf dem Teufelsaltar verbrennen…“

Die Ökologiebewegung beruht ja gerade auf der Erkenntnis, dass wir unser Wirtschaften so nachhaltig gestalten müssen, dass die Ökosysteme auch leben können. Und selbstverständlich müssen wir dabei alle Menschen mitnehmen, dass die auch leben können. Mit kleinerer Weltbevölkerung ist das einfacher, umso mehr kommt es darauf an, dass in Afrika die Menschen aus der Armut finden, und dann eben auch nicht mehr so viel Nachwuchs bekommen.

Wenn in Europa, China und den USA die Bevölkerung weiter sinkt, wäre immer mehr Migration aus den armen Ländern aus Afrika, Asien und Lateinamerika theoretisch eine Lösung. Dann arbeiten die dann eben alle hier. Wenn wir das nicht wollen, dann müssen wir aber unsere heimische Produktion schon irgendwie reduzieren, und sie zu den Menschen hinbringen. Sonst gehen uns hier die Arbeitnehmer aus.

Wir können natürlich auch wieder mehr Kinder bekommen. Allerdings machen die akut noch mehr Arbeit, und landen erst mit 20 oder 25 auf dem Arbeitsmarkt. Wie sollen wir diese Zeit denn überbrücken? Dann wird es ja noch schwieriger. Und ich habe den Eindruck, dass sehr viele Menschen hier in D schon längst mehr arbeiten, als ihnen recht ist.

Die einen haben dabei zuwenig Geld, sehr viele aber auch mehr Geld, als sie brauchen. So oder so, entweder wir beziehen die armen Länder besser in die Wirtschaftskreisläufe ein, und gucken das jede Menge Produktion dorthin verlagert werden kann, oder wir lassen die Menschen eben hier einwandern.

Ob KI das Problem schnell genug lösen kann, ist schwer absehbar, scheint mir.



Kommentar vom 06.02.2022 12:54
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/zusammenhalten-rede-in-pforzheim-fuer-regeln-und-gegen-verschwoerungsmythen//

@Paul S 04.02. 11:26

„Die Glaubenskrise ist eine Folge der Wirtschaftskrise. Wenn wir n u r die Glaubenskrise bekämpfen, stellen wir bloß sicher, dass die Wirtschaftskrise unaufhaltsam eskalieren kann. Nur beides zusammen macht Sinn. Seelen werden gekauft, nicht überzeugt.“

Wir können ja tatsächlich beobachten, dass wirtschaftliche Probleme bzw. Ängste auch z.B. Verschwörungsmythen fördern. Ich denke aber, auch andersherum fördern dualistische Haltungen auch wirtschaftliche Probleme.

„Es kann keinen Frieden geben, wo zwei Menschen nichts zu fressen haben, als einander.“

Wenn wir einfach mal den Gazastreifen als Beispiel nehmen: Hier grassiert radikaler Islamismus, und man konzentriert sich ganz auf den Kampf gegen Israel. Das wenige Geld, was man hat, könnte man statt für Raketen besser in die Infrastruktur investieren. Und gucken, dass man sich einen eigenen Wohlstand erarbeitet. Dafür braucht man kein zusätzliches Land, aber vermutlich weniger Korruption.

Eine Korruptionskultur behindert vermutlich auch die Entwicklung der eigenen Wirtschaft. Wenn die Bürokratie vor allem die Hand aufhält, blockiert sie so manche Initiative, und bremst das Bestreben der Menschen, sich was aufzubauen.

Und ich vermute mal, dass ein quasi endzeitlicher Ansatz auf religiösen Gebiet generell die Selbstverantwortung untergräbt. Wenn es nur auf den richtigen Glauben ankommt, rückt die eigene Gestaltung der weltlichen Angelegenheiten in den Hintergrund. Das führt dann eben zu Versäumnissen, und das behindert auch einen Aufbau der eigenen Wirtschaft.

Ich will jetzt den armen Ländern nicht unterstellen, dass sie alle nur selber Schuld sind an ihrer Misere. Immerhin könnten wir selber hier wesentlich hilfreicher sein. Z.B. weniger Waffen liefern, und dafür wirklich die lokale Wirtschaft fördern. Und auch die USA könnten sich mal mit Einmischungen in Bürgerkriege zurückhalten, die in praktisch allen Einsätzen nichts gebracht haben. In Somalia, Libyen, Syrien und Afghanistan hat man praktisch nichts erreicht. Den IS hat man zwar erfolgreich aufgehalten, aber ohne die vorherigen Golfkriege gegen den Irak hätte es den IS nie gegeben.



Kommentar vom 06.02.2022 00:05
https://scilogs.spektrum.de/formbar/durchbruch-in-der-fusionsforschung-durchbruch-in-der-fusionsforschung/

@Maier 05.02. 00:06

„Ich habe den Begriff “Wegwerfgesellschaft” mit einem auf unsere im Prinzip noch viele Jahre nutzbaren K(ern)KW gemünzt.“

In der Tat hat das was von Verschwendung. Ein Neubau von KKWs stehe ich durchaus kritisch gegenüber, auch weil wohl einfach zu teuer. Aber die Altanlagen noch ein paar Jahre zu betreiben, und noch ein paar Jahre länger als saisonales Backup, das hätte ganz gut gepasst.

OK, ist wohl mit Restrisiko, und auch der Atommüll kann noch viel teurer werden als gedacht. Aber gerade bei den Spannungen mit Russland jetzt die 3 KKWs und noch 3 Kohlekraftwerke auszumustern, erscheint ungut. Das war aber wohl schon seit Jahren so geplant. Wenn jetzt der russische Gasnachschub wegfällt, werden wir uns darüber noch sehr ärgern, scheint mir.

@Holzherr 05.02. 13:57

„Allerdings muss man in Bezug auf die Kernfusion sagen: Wenn einmal die Bedingungen für Zündung und Plasmabrennen erreicht sind, darf mit grossen Energiegewinnen gerechnet werden – vorausgerechnet natürlich, das Gerät übersteht/überlebt die Energiefreisetzung überhaupt.“

Ein Potential ist offenbar vorhanden. Insbesondere mittelgroße Anlagen wären sehr gut zu gebrauchen. Und wenn die Kernfusion am Ende doch nur für interstellare Raumschiffe taugt, weil viel zu teuer, dann haben wir auch nicht umsonst in die Forschung investiert.



Kommentar vom 05.02.2022 15:01
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/zusammenhalten-rede-in-pforzheim-fuer-regeln-und-gegen-verschwoerungsmythen//

@Michael 05.02. 13:25

„Es wird immer schwerer, sich den Wahrheitsansprüchen von Wissenschaft zu entziehen. Das ist für viele schmerzhaft, ja…“

Naja, die Wissenschaft liefert Infektionsraten, aber wie man jetzt Freiheitseinschränkungen versus Todeszahlen gewichtet, dass ist jetzt nicht mehr so klar. Hier kann man immer noch reichlich unterschiedlicher Meinung sein. Und die zur Verfügung stehenden Experten kommen überwiegend aus dem Gesundheitssystem, und die haben nicht nur eine hohen Expertise, sondern auch einen teils speziellen Interessenshintergrund. Überfüllte Intensivstationen sind denen deutlich näher als dem Durchschnittsmenschen.

Man kennt ja auch nur einen sehr kleinen Teil der Wissenschaft, und auch Professoren sind in erster Linie nur in ihrem Fach professionell. Ich finde es recht schwierig, hier zu gucken, wie ich meine persönliche Lebenserfahrung in Beziehung zu den derzeit als gesichert geltenden wissenschaftlichen Erkenntnissen gewichten soll. Da bleibt einiges an Meinungsfreiheit übrig.

In der Klimafrage ist es auch wieder speziell: Die Schätzungen über die CO2-Sensitivität gehen weit auseinander. Für eine Verdopplung der Treibhausgaskonzentrationen wird eine Klimawirkung zwischen ungefähr 1,5° und 4,5° prognostiziert. Das ist ziemlich ungenau. Klar, wir haben derzeit nichts Genaueres, aber auch hier eröffnet sich eine Spektrum von möglichen Haltungen. Die einen sagen, wir müssen auf Nummer sicher gehen, und vom Schlimmsten ausgehen, und entsprechend die Energiewende ganz radikal schnell umsetzen. Die anderen sagen, vielleicht haben wir ja Glück, und es kommt gar nicht so schlimm, lasst uns also erstmal an der Erhaltung unseres Reichtums arbeiten.

Praktischerweise nimmt man wohl den Mittelwert von 3,0°, und tut einfach was praktikabel und nicht allzu teuer wird. Aber hier können wir doch schon je nach persönlichem Risikoumgang verschiedene Meinungen auf der selben wissenschaftlichen Grundlage haben.

Eine andere Frage ist die, wie alt man jetzt ist. Je jünger, desto mehr betrifft der Klimawandel. Mit und ohne Unsicherheitsfaktor.

Immerhin ist davon auszugehen, dass der Unsicherheitsbereich durch Fortschritte in der Klimamodellierung demnächst kleiner wird. Und der reale Fortgang des Experimentes Treibhausgasemissionen und damit die tatsächliche Erderwärmung wird sich ja mit jedem weiterem Jahr dann tatsächlich realisieren. Eine Anpassung der Reaktionen ist je nach Ergebnis noch möglich, in beide Richtungen.



Kommentar vom 05.02.2022 00:39
https://scilogs.spektrum.de/formbar/durchbruch-in-der-fusionsforschung-durchbruch-in-der-fusionsforschung/

@Maier 05.02. 00:06

„Wenn wir dann mal mit der Kernfusion erfolgreich sind, können wir nach und nach die andere Technik auslaufen lassen, nicht einfach stilllegen und abreißen, sondern statt zu renovieren/reparieren dann abbbauen.“

Sehe ich auch so. Ich schätze mal, dass spätestens nach 30 Jahren eine PVA oder WKA erneuert werden muss. So wäre ein Übergang zu Fusionskraftwerken dann in Ruhe zu realisieren, so weit das dann Sinn macht, und sonst kann man eben die Altanlagen erneuern.

"Wir beklagen ja sonst die “Wegwerfgesellschaft”, aber bei unserer aktuellen Art der Energiewende machen wir genau das.“

Ein vernünftiges Recycling täte überall Not, wo größere oder wertvolle Stoffmengen anfallen. Hier müsste auch der Gesetzgeber mal mehr Vorgaben machen, dass die Industrie schon bei der Produktentwicklung darauf achtet, dass man einen Ersatz von Altanlagen möglichst komplett mit den recycelten Rohstoffen fertig bekommt.



Kommentar vom 03.02.2022 13:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/zusammenhalten-rede-in-pforzheim-fuer-regeln-und-gegen-verschwoerungsmythen/

@Artikeltext

"...auch sog. Ungeimpft-Judensterne, die die realen Opfer des Holocaust verhöhnen und gleichzeitig unsere Demokratie als NS-Staat verleumden."

Das ist irgendwo zwischen Verhöhnung und extremer Übertreibung und sehr unsensibel. Man hat aber schon Probleme als Ungeimpfter. Ich finde aber auch, dass eine Impfpflicht derzeit nicht angemessen ist. Für die nächsten Monate nicht, weil voraussichtlich Omikron so gute Arbeit macht, dass nicht mehr viele Ungeimpfte übrig sein werden, die sich noch nicht infiziert haben.

Und die, die sich jetzt infizieren, sind dann wohl auch für den nächsten Winter genug vor einer Reinfektion mit schwerem Verlauf geschützt, brauchen also keine zusätzliche Impfung. Im September 2021 wäre eine Impfpflicht gut gewesen, und hätte die Delta-Welle entschärft, die ist aber längst vorbei. Rein rechtlich kann man offenbar eine Impfpflicht nicht schnell realisieren, das braucht Monate. Auch wenn im Jahresverlauf 2022 noch problematische Virusvarianten auftauchen, kann es schwierig werden, dann mit einer Impfpflicht schnell zu reagieren. Also lassen wir es doch einfach sein, und den Impfunwilligen ihren Willen.

Man muss hier bedenken: es gibt hierzulande Leute, die eigentlich gegen Pluralismus und offene Gesellschaft agieren, und das Impfthema nur missbrauchen. Aber es gibt auch jede Menge Leute, die sind für mehr Demokratie und nicht für weniger. Die sind nur für weniger Regeln, und vor allem gegen überflüssige Regeln. Ich auch, aber ich finde Impfen gegen Corona jetzt zufällig gut. Die Fakten, die ich sehe, sprechen klar für das Impfen - aber derzeit nicht für eine Impfpflicht.

Wo wir offenbar am Kern des Problems sind: Die meisten Impfgegner sind offenbar von falschen Fakten betroffen. Ein gewisses Misstrauen gegen die Lobbydemokratie ist ja nun tatsächlich gerechtfertigt, dummerweise ist man aber wohl auf der Suche nach unabhängigen Fakten an findige Betrüger geraten. Diese falschen Fakten sind doch in Diskussionen die härtesten Hindernisse, die damit eventuell verknüpften Verschwörungsvorwürfe basieren doch gerade fast immer auf völligen Falschmeldungen. Die dann aber in der Masse unüberwindbar werden können.

Einzelne Fakten wären noch korrigierbar, aber nicht gleich 20. So jedenfalls meine Erfahrung mit jemand, der bei den Reichsbürgern gelandet war. Der Kontakt zu dieser Person war dann schon vor Corona abgebrochen.



Kommentar vom 02.02.2022 13:52
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-heisszeit-eine-scifi-erzaehlung/

@Webbaer 31.01. 07:53

„Natürlich sind derartige Änderungen nicht ‘optischer Natur’. Es ist keine Kleinigkeit “mal eben so” x-tausende Windkraftanlagen betoniert oder “versiegelt” in die Natur zu setzen.“

Die anvisierten 2 % der Fläche für Windränder sind ja nicht versiegelt, da haben wir nur das Fundament und Zufahrtswege. 98 % bleiben ohnehin freie Landschaft. Längst haben wir in Küstennähe wohl eher noch eine höhere Dichte als die 2 %. Ich denke, das ist so schon ok.

„...im Extremen kommt es hier zu Antihumanismus, zu sog. Antinatalismus und sog. Pathozentrismus.“

Das gibts in der Tat, ist aber kaum mehrheitsfähig. Insbesondere hat der Geburtenmangel eher weniger mit Antinatalismus zu tun, als mit einer Gleichberechtigung der Frau, die insofern unvollständig ist, dass Kinder und Karriere oft schlecht vereinbar sind.

Wobei natürlich rein ökologisch gesehen ein naturverträgliches Menschenleben umso einfacher wird, je weniger wir sind. Wieviele sollten wir sein? Hier spielt es sicher eine Rolle, dass unser genetischer Genpool auch in eine Weltbevölkerung von 1 Milliarde, 5 Milliarden oder auch 10 Milliarden passt. Das sind dann nur weitere Kopien so ziemlich des selben Erbgutes. Es geht hier also darum, wie gut wir leben können, und gleichzeitig darum, wieviel der Planet aushält. Jedenfalls braucht eine kleinere Bevölkerung auch wieder weniger Windräder.



Kommentar vom 02.02.2022 14:48
https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/placebo-vs-nocebo-die-kraft-der-einbildung/

@Folgen von Diagnosen

Der Placebo - und Noceboeffekt beinhalten auch Folgen von Diagnosen. Schwerwiegende Krankheiten verstärken sich noch, wenn sie klar diagnostiziert werden, harmlosere Störungen werden noch harmloser, wenn der Arzt sagt, mit dieser Medikation müsste das in ein paar Tagen weggehen.

Insbesondere im psychiatrischem Bereich dürfte dies eine Rolle spielen. Die Diagnose einer unheilbaren Schizophrenie hat selber psychische Folgen. Wenn ich wegen Höhenangst zum Psychologen gehe, und der mir eine Behandlung mittels Desensibilisierung verschreibt, schöpfe ich gleich Hoffnung, und mir gehts dann gleich besser.



Kommentar vom 01.02.2022 00:37
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/dozent-der-uni-groningen-muss-nach-unterricht-in-verschwoerungstheorien-aufhoeren/

@Holzherr 31.01. 22:23


„Denken ausserhalb der Naturwissenschaft führt nicht zu echtem Wissen.

Innerhalb auch erst nach langwierigen Prozessen. Sogar allgemein anerkannte Theorien mussten schon verworfen werden, weil Bessere gefunden wurden. Aber was eben am schwersten wiegt, ist dass man mit den gesicherten Erkenntnissen alleine nicht durchs Leben kommt. So brauchen wir auch die Geisteswissenschaften, auch wenn sich da die Theorien öfter ändern, und noch deutlich mehr Unklarheiten offen sind.

„Es ist vielmehr normativ. Normativ bedeutet: Irgend jemand bestimmt, was wahr und was falsch ist.“

Es gibt gerade in der Psychologie, teils auch in der Medizin, durchaus Koryphäen, deren Ansichten normativ genommen werden. Das halte ich für ein deutliches Manko, auch wenn es seinen Zweck erfüllt, und eine scheinbare Klarheit bringt. Die dann am Ende aber meistens nicht hält, was sie verspricht.

Was anderes ist die persönliche gelebte Praxis, in der man eben die ganzen Lücken der Theorie mit Improvisation und Gefühl überbrücken muss. Und daraus lässt sich durchaus auch ganz persönliche Erkenntnis ziehen, die nicht unter dem Niveau der Koryphäen liegen muss. Manch einer ist zwar nicht berühmt, und hat auch keine Bücher geschrieben, kommt aber mit seiner Aufgabe beim Dienst am Menschen wirklich gut zurecht.

Und die persönliche Lebenserfahrung ist sowieso eine eigene Lebensaufgabe, als ganz individuelle Leistung. Eine reine Komposition von geltendem naturwissenschaftlichem Wissen ist auch interessant, aber wiederum selber sehr speziell, weil man sich auf Bereiche beschränken muss, die der naturwissenschaftlichen Methode gut zugänglich ist. Das wilde Leben hält sich da meistens auch nicht so dran.