www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2021/11 (T.J.)


Kommentar vom 29.11.2021 16:55
https://scilogs.spektrum.de/tensornetz/vom-mosaik-zur-matrix-warum-wir-eine-moderne-universalwissenschaft-benoetigen/

@Zukunft der Erwerbsarbeit

Ich denke mal, das auch ein neues Denken wenig daran ändert, dass uns irgendwann die KI soviel Arbeit wegnimmt, dass wir unser Wirtschaftssystem ändern müssen. Dann werden eben überhaupt nicht mehr alle gebraucht, und die Wenigen, die effektivitätsmäßig da noch aufrüsten können, werden da nicht viel dran ändern.

Allerdings ist das Potential von KI sowie des Internets mit seinen Plattformen sowie Computerspielen riesig, dass sich die Menschen doch recht erfüllt jenseits von Erwerbsarbeit betätigen können. Auch kann dies zu gemeinnützigen Projekten führen, die über eine reine Beschäftigung weit hinaus gehen. Etwa Projekte wie Linux oder Wikipedia sind inzwischen richtig wichtig geworden.

Die Erkundung des Weltraums ist auch wieder so eine Aktion, die sich größtenteils nicht wirklich als Geschäftsmodell selber trägt. Hier haben wir vorerst einen globalen Dienst an der menschlichen Neugier, den man sogar beliebig ausweiten könnte. Wie man sowas in einer Welt mit kaum noch Erwerbsmöglichkeiten finanzieren kann, das müssten wir uns dann erstmal überlegen, wenn es soweit ist, dass uns nachhaltig die Erwerbsarbeit ausgeht.



Kommentar vom 29.11.2021 14:45
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gebirgsregionen-medienthese-durch-schweizer-volksabstimmung-empirisch-bestaetigt/

@Holzherr 29.11. 12:50

„Gedankenexperiment: Was wäre das Ergebnis, wenn alle Deutschen über eine Impfpflicht abstimmen könnten und wie würde sich das in Deutschland auswirken?“

Gute Frage. Wenn wir dann eine Impfpflicht haben, kann das die Pandemie im Land beenden. Aber auch eine Menge schwer sauer gewordene Menschen mit sich bringen, die einfach per Mehrheitsbeschluss ignoriert worden sind.

Andere Frage: Was wäre das Ergebnis, wenn alle Deutschen über die einzig wahre Religion abstimmen müssten und wie würde sich das in Deutschland auswirken?

Die Mehrheit wäre womöglich bei der evangelischen Kirche, alle anderen Religionen wären danach in ihre Ausübung verboten. Und wenn die Religionslosen die Abstimmung gewinnen, wären alle Religionen verboten.

Der Unterschied ist hier: Was ist denn überhaupt abstimmungsfähig, was geht denn den Staat überhaupt was an? Und was nicht. Das ist ein Problem, dass unabhängig von der Frage existiert, ob jetzt neben gewählten Parlamentariern auch direkt über einzelne Fragen abgestimmt wird.

Grundsätzlich eine wissenschaftsfreundliche Haltung vorzuschreiben erscheint mir problematisch. Die Realität der Menschen ist vielfältig, es gibt spirituell Orientierte, die zumindest neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen noch spirituelle Lebenswelten haben, die eben vom Mainstream der Wissenschaft wiederum komplett ignoriert werden. Solche Probleme müssen nicht mit staatlicher Autorität aus der Welt regiert werden, diese Art der Differenzen gehören zum Menschen allgemein dazu.

Und eine Demokratie ohne ein Bewusstsein eines gewissen Pluralismus kann letztlich nicht funktionieren und muss scheitern.

Die wichtigste Frage ist immer: Geht das jetzt wirklich die staatliche Autorität was an oder eben genau jetzt nicht?

Homöopathie zu verbieten brauchen wir nicht, wenn Menschen dies mögen, schaden sie niemanden. Außer vielleicht den Geschäftsinteressen der evidenzbasierten Medizin, aber die haben kein Recht auf ein Monopol. Medizin und Gesundheit ist eben mehr als nur Evidenz in biochemischen Fragen.

In einer Pandemie wie dieser allerdings ist die Antwort eine andere: Das Virus grassiert, wir wollen es nicht ignorieren und versuchen seit fast 2 Jahren, die Infektionsraten erträglich zu halten, und brauchen dafür neben Lockdownmaßnahmen auch hinreichend hohe Impfraten. Wenn wir dies nur mit einer Impfpflicht erreichen können, wäre ich dafür. Das geht jetzt den Staat was an, wir alle wollen wieder im normalem Maß soziale Kontakte pflegen können, und brauchen dafür eben genug Impfquote.

Wenn ein Boostern von allen Willigen allerdings genügen würde, um die Herdenimmunität zu erreichen, und die Inzidenzen nachhaltig runtergehen und unten bleiben, bräuchten wir die Impfpflicht nicht. Mehr als ein Ende des flächendeckenden Infektionsgeschehens ist nicht erforderlich.

Alternativ wäre vielleicht, dass die Impfverweigerer auf eine Intensivbehandlung verzichten müssen, wenn die Krankenhäuser überlastet sind. Diese Wahl sollte man den unfreiwillig Impfpflichtigen vielleicht lassen. Wer das unterschreibt, dem ist es wohl wirklich wichtig, sich nicht impfen zu lassen, und wenn sich doch eine Infektion mit einem schwerem Verlauf ergibt, ist so wenigstens sichergestellt, dass diese Personen die Krankenhäuser nicht überlasten.

Eine Abstimmung über evidenzbasierte Medizin brauchen wir nicht. Wer dem vertraut, geht zum Arzt, wer nicht, geht zum Geistheiler oder vertraut ganz sich selbst, oder dem lieben Gott. Die meisten Krankheiten sind eben nicht ansteckend, und entsprechend wirklich Privatangelegenheit.



Kommentar vom 27.11.2021 17:59
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-alpenraum-medienthese-kit-vortrag-und-studienbrief/

@Gegendarstellungen gegen Fakenews

Verschwörungsmythen und Echokammern im Netz leben von Lügen und Falschmeldungen. Das haben wir hier ja schon reichlich bedauert. Fragt sich, was machen wir dagegen?

In China soll es die Regel geben, dass man sich strafbar macht, wenn man Unwahrheiten verbreitet, und dabei mehr als 1000 Leser hat. Hört sich eigentlich so schlecht nicht an, fragt sich jetzt nur, wer festlegt, was Wahrheit und Unwahrheit ist.

In den alten Printmedien gibt es ja noch die Möglichkeit, dass man eine Gegendarstellung anstrengen kann, die dann in der nächsten Ausgabe abdruckt werden muss, ohne dass hier der Sachverhalt allgemeinverbindlich festgestellt werden muss.

Diese Idee ist vielleicht ausbaubar. Wenn etwa die Klimaforschung Experten damit beauftragen könnte, sich um Fakenews im Internet zu kümmern, könnte man die Webseitenbetreiber und Plattformen dazu verdonnern, Kommentare dieser Experten den dort aufgefundenen Falschaussagen hinzuzufügen.

Wir brauchen hier eben keinen, der wirklich die Wahrheit feststellen muss, es stünden dann eben neben der zweifelhaften Aussage der Kommentar des Experten, und nur eben als fachlicher Kommentar mit entsprechend auch fachlichen Belegen.

Hier bleibt es dem Leser vorbehalten, wie er das jetzt selber wieder verarbeitet.

So ein Verfahren würde wohl eine Menge Arbeit machen, aber die könnte sich tatsächlich lohnen. Man müsste eben einfach mal Experten aller Art verbindlich als Kommentatoren zulassen und finanzieren, und die könnten sich dann im Netz selber auf die Suche nach Unfug machen, und hier zeitnah Richtigstellungen gut sichtbar neben die Ursprungsmeldungen stellen.

Vielleicht ist es ja sogar möglich, die Browser so zu erweitern, dass eventuelle Gegendarstellungen vom Browser direkt zugeordnet werden können, ohne dass die Webseitenbetreiber sich hier erst bemühen müssen, die entsprechenden Expertenkommentare neben den zweifelhaften Aussagen zu platzieren.

Bis dahin könnte man zunächst die Betreiber der „sozialen“ Netzwerke dazu verpflichten, den offiziellen Kommentarexperten einen direkten Zugang einzurichten, dass sie einfach selber ihre Kommentare da einstellen können, und das unverzüglich. Wer hier selber wieder Mist macht, dem kann man auch die Expertenzulassung wieder entziehen.



Kommentar vom 27.11.2021 14:23
https://scilogs.spektrum.de/tensornetz/vom-mosaik-zur-matrix-warum-wir-eine-moderne-universalwissenschaft-benoetigen/

@Blitz 25.11. 09:34

„Man muss sich heute auch fragen ob die Götter immer noch aus dem Olymp kommen oder auf Maschinen?“

In der Tat entstehen durch Vernetzung übergeordnete Strukturen, die man irgendwie mit der alten Idee von Göttern vergleichen kann. Neben der menschlichen Sprache, die eben eine vielfältige und umfangreichen Kultur hervorbringt, die dann ganz wesentlich unsere ganze Lebenswelt ausmacht, findet auch durch die Vernetzung von KI durch das Internet der Aufbau übergeordneter Strukturen statt.

Wenn wir erst mal eine KI haben, die ein gewisses Weltverständnis implementiert hat, und eventuell auch eigenes, künstliches Bewusstsein hat, dann wird eine umfassende Vernetzung dieser KI-Systeme auch ihre Folgen haben. So ähnlich wie im Film I-Robot, wo in einer Welt, wo es überall an Robotern nur so wimmelt, der Obercomputer einen Versuch startet, die Macht zu übernehmen.

Man muss hier Maschinen nicht eine Neigung zuschreiben, ihre Macht zu vergrößern. Das scheint mir eher eine sehr biologische Eigenschaft zu sein. Aber diese vernetzte KI wird uns in jedem Fall Problemlösungen anbieten, wie wir dieses oder jenes Problem lösen können. Und diese vernetzte, sich selbst bewusste Ober-KI wird eine eigene innere Existenz besitzen, die man vielleicht mit der Idee von Göttern vergleichen kann.

Wie wir in unserer biologischen Konstitution dann damit wieder umgehen, das wäre eine spannende Frage, finde ich.



Kommentar vom 27.11.2021 13:53
https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/

@Holzherr 26.11. 11:23

„Besser als Subventionen einzelner Technologien scheint mir in dieser Situation, wenn Politiker einen generellen Wettbewerbsvorteil schaffen...“

Hier bin ich ganz bei Ihnen. Ein paar Sachen hängen aber auch an der richtigen Regulierung. So hatten früher jede Menge elektronische Geräte bis zu 15 w Standbyverbrauch, bis der Gesetzgeber hier eingeschritten ist. Mit Erfolg, inzwischen hat alles unter 1 w Standby.

Ein anderes Beispiel ist der bundesdeutsche Wildwuchs von Ladestationen für Elektroautos. Es macht keinen Sinn, wenn die noch nicht mal kompatibel sind. Wir brauchen erstens ein einheitliches System, das jedes Fahrzeug jede Ladestation nutzen kann, und wir können auch keinen Monopolisten gebrauchen, der die Macht hat, Fantasiepreise für den Ladestrom zu verlangen.

Auch macht es Sinn, in allen Haushalten flächendeckend Stromzähler einzubauen, die den aktuellen Strompreis im Netz an die Verbraucher weitergeben können. Spätestens, wenn zukünftig viel Überschussstrom im Netz ist, den man gut für eine Wärmepumpenheizung nutzen kann, braucht man solche Stromzähler. Wenn akuter Strommangel herrscht, müssen dann die Wärmepumpen ausgeschaltet werden, und auf eine alternative Gas- oder Holzheizung umgeschaltet werden. Ansonsten droht bei Dunkelflaute und großer Kälte der Komplettblackout.

Wenn die Netze gut organisiert sind, und die CO2-Steuern hoch genug sind, dann kommt hier in der Tat Bewegung in die Sache, die von innovativen Privatfirmen getragen wird.



Kommentar vom 27.11.2021 00:16
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Pastor Marcus Wenzel

„Aber selbst wenn 100.000 bisher a n Corona gestorben sein sollten, dann wären das ca. 50.000 im Jahr. Wie kommt es, dass um diese Toten so ein Aufhebens gemacht wird?“

Es geht primär nicht um die Verstorbenen, sondern um die, die Gestorben wären, hätten wir nicht mit Lockdown und Impfungen dagegen gehalten. Soweit ich weiß, haben sich in D bisher weniger als 10% infiziert. Ohne Maßnahmen wären es inzwischen 80% gewesen. Und damit hätten wir mindestens 700.000 Tote mehr gehabt. Und das ist wirklich klein gegriffen, die Sterblichkeit von Delta ist noch höher als beim Wildtyp, und bei entsprechenden Inzidenzen ohne Impfungen und Lockdown wären die Krankenhäuser so überlastet gewesen, dass die Sterblichkeit noch mal deutlich höher gewesen wäre.

Auf andere ebenso substanzlose Argumente will ich hier gar nicht eingehen. Es wundert in der Tat nicht, dass derartig unrealistische und offenbar auch unwahrhaftige Äußerungen keine positive Resonanz bekommen.



Kommentar vom 26.11.2021 15:19
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Physiker 26.11. 12:29

„Natürlich hat die Politik massive Fehler gemacht, aber alles kann man den Politikern auch nicht anhängen.“

Ne, nicht alles. Aber die Impfzentren hätten nicht geschlossen werden dürfen, um im September damit anzufangen, allen, die es wollen, einen Booster zu verpassen. In Israel hat man früher geimpft, und schon im August festgestellt, dass es gegen Corona eben drei Impfdosen braucht. Das hat man einfach offenbar nicht geschnallt.

„Da hilft nur eines: impfen, impfen, impfen.“

Genau, Impfstoff und Impfwillige gibt es reichlich, aber die immer noch fehlenden Impfzentren sind derzeit der Flaschenhals.

Alles zu spät also, der Lockdown bis über Weihnachten hinaus dürfte unausweichlich sein. Die verbleibenden Impfskeptiker wird man womöglich am Ende gar nicht impfen müssen, wenn eben alle Freiwilligen, auch Kinder, ihre Dritte Dosis bekommen haben. Das müsste für die Herdenimmunität gegen Delta eigentlich reichen.

Aber: Wenn wir doch noch wieder eine verschärfende Virusvariante bekommen, bräuchte man dann am Ende doch eine Impfpflicht. Oder eben eine Regel, die erst bei Überlastung von Intensivstationen greift: Wer seiner Impfpflicht nicht nachkommt, muss kein Bußgeld zahlen, oder mit anderen Zwangsmaßnahmen rechnen, sondern muss eben einfach auf eine maximale Behandlung verzichten, falls er entgegen der eigenen Erwartung doch wegen Corona im Krankenhaus landet.

Also nur noch Antibiotika und Sauerstoff, und vor allem keine personalintensive Beatmung mehr bekommen. Wir können einfach dem Krankenhauspersonal nicht noch mehr Überlastung zumuten. Wenn dann immer mehr Mitarbeiter kündigen, gerät die ganze Versorgung in Gefahr. Die Ärzte dort brauchen das Recht, die Verursacher der Überlastung gegenüber anderweitig Schwerkranken hintenanzustellen, auch um keine ewigen Sonderschichten fahren zu müssen.

Das kann man ein paar Wochen gut durchhalten, aber nicht Monate und Jahre. Das geht einfach nicht. Die Verpflichtung zur maximalen Hilfeleistung ist in derzeitigen Pandemiesituationen einfach nicht leistbar. Und wem das scheißegal ist, und sich nicht impfen lässt, der sollte auch die Konsequenzen tragen.

Ich schätze sogar, dass hiergegen die meisten Impfskeptiker gar nichts dran auszusetzen hätten. Offenbar rechnen die ohnehin nicht damit, mit Corona im Krankenhaus zu landen. Dann sollen sie es doch drauf ankommen lassen. Hier hört dann aber eben auch die Verpflichtung der Krankenhäuser auf, maximale Hilfe zu leisten, finde ich.

Ich würde also, falls sich eine neue gefährlichere Mutation breit macht, die bisher Ungeimpften anschreiben, und direkt einen konkreten Impftermin vorschlagen. Und ihnen schriftlich klipp und klar ihr persönliches, altersmäßige Risiko mit Corona im Krankenhaus zu landen, vorrechnen, und darauf hinweisen, das sie mit dem Ausschlagen des Impfangebotes auch den Anspruch auf eine Maximalbehandlung verlieren, falls die Intensivstationen überlastet sind.



Kommentar vom 25.11.2021 00:49
https://scilogs.spektrum.de/tensornetz/vom-mosaik-zur-matrix-warum-wir-eine-moderne-universalwissenschaft-benoetigen/

@Universalwissenschaft

Naja, den großen Überblick brauchen wir ja nicht überall. Einzelne können sich sicher begrenzt für konkrete Aufgaben kundig machen. Hier denke ich z.B. an Oppenheimer, der den Atombombenbau geleitet hat.

Aber klar, eine eigene Fachrichtung für den großen Überblick wäre vielleicht nicht verkehrt. Noch gibt es hier eher Einzelkämpfer, eben mit spezieller Ausrichtung auf einen bestimmten Zweck hin.

Die allgemeine Betriebsblindheit ist aber auch noch zu beachten. In allen Disziplinen konzentriert man sich sehr gerne auf Probleme, die zu den zur Verfügung stehenden Methoden passen. Das verzerrt gehörig das Gesamtbild. Und das macht jede Disziplin in ihrer eigenen Weise. Wenn man nun von allen Bereichen die gesicherten Erkenntnisse sammelt, muss man sich bewusst sein, das man es überall mit einer recht speziellen Auswahl zu tun hat.

Interessiert man sich etwa für die Frage welchen Einfluss Götter auf den Kosmos und unser Leben haben, so findet man überall nichts. Einfach weil sich die Götter bisher eines methodischen Zugriffs entzogen haben.

Die Wissenschaft, genau wie das Leben überhaupt, ist aber auch einfach eine attraktive Veranstaltung, interessante Erkenntnisse hervorzubringen. Diese sind oft zu wenig wirklich Nützlichem gut, können aber eben ganz direkt unsere Neugier befriedigen. Hierfür ist der große Überblick gar nicht mal so wichtig. Jeder kann sich hier nach Lust und Laune selber informieren, quer durch die Disziplinen oder sich auch ganz spezialisieren, und sein Geld damit verdienen.

Überhaupt meine ich, dass es im Leben vor allem um unsere gelebten Innenwelten geht, nur was da letztlich ankommt, trägt zum eigentlichen Leben bei. Wobei z.B. die Astronomie ganz viel beizutragen hat. Hier geht es nicht darum, zu wissen wie ein M-Stern funktioniert, um dieses Wissen irgendwie zu nutzen, hier werden vor allem Erkenntnisse zu Bestandteilen unserer Vorstellung und Fantasie realisiert. Es ist einfach echtes Leben, einfach viele Details unserer Galaxis zu kennen, weil so der Blick in den Sternenhimmel neue Dimensionen bekommt.

Hier geht es gar nicht um den absoluten Überblick, den eine Überblicksdisziplin bieten könnte. Die individuelle persönlichen Erkenntnis, die nicht nur von einer persönlichen Komposition wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern auch von sonstiger Lebenserfahrung getragen ist, die ist doch mindestens genauso wichtig.

Aber wenn es um konkrete Fragen geht, um konkreten Nutzen für uns und das Leben, da wäre die Überblicksdisziplin in jedem Falle hilfreich. In der Medizin gibt es ja auch den Allgemeinmediziner, den man meistens als Erstes aufsucht, wenn man ein neues Problem hat.



Kommentar vom 25.11.2021 00:32
https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/

@Holzherr 23.11. 23:56

„Nun ja, wenn sehr viel Überschussstrom erzeugt wird, könnte das ja anders, nämlich besser, sein.“

Die Erzeugung von Wasserstoff sollte also besser eher gleichmäßiger stattfinden, dass taugt weniger zur Verarbeitung von kurzfristigen Überschussspitzen.

Wasserstoff bzw. seine Folgeprodukte sind ja auch am ehesten als Langzeitspeicher tauglich. Kurzfristige Angebots- und Nachfrageschwankungen kann man gut im lokalen, regionalem und europaweiten Verteilernetz auffangen. Auch Autobatterien können lokal gut verteilt kurzfristigere Schwankungen auffangen, insbesondere Überschüsse. Die Autobatterien können ja ziemlich flexibel aufgeladen werden, man hat meistens einige Tage Zeit, bis dass der geladene Strom auch gebraucht wird. Wenn eine Ladeautomatik weiß, bis wann wieviel Kapazität gebraucht wird, kann sie den Akku so aufladen, das bevorzugt bei kurzfristigen Überschusssituationen geladen wird.

Sogar eine kurzfristige Wiedereinspeisung ins Netz könnten die Fahrzeugbatterien leisten. Auch kann man ältere dieser Batterien, die für den Fahrzeugeinsatz nicht mehr genug Kapazität haben, einfach noch viele Jahre stationär betreiben und damit das Stromnetz zusätzlich stabilisieren.

Was noch praktisch wäre, wären Redox-Flow-Batterien o.ä. für den mittelfristigen Einsatz, also dass sie 10 bis 20 mal im Jahr aufgeladen und wieder entladen werden. Wenn das nicht möglich ist, müssen Wasserstoff von der längerfristigen Seite und Lithiumbatterien von der kurzfristigen Seite her diese mittelfristigen Aufgaben mit übernehmen.

Wir sind aber wohl noch einige Jahre davon entfernt, bis wir hier diese Überschüsse haben. Solange reichlich Fossiles im Mix ist, können die alten Kraftwerke jegliches Backup mit übernehmen.



Kommentar vom 24.11.2021 18:15
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Sandy 24.11. 13:26

„Auch ich bin sauer auf Unsolidarische, gerade jüngere und gesunde Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, weil angeblich Langzeitstudien fehlen (woher sollten sie auch seit Bekanntwerden des Virus und der Krankheit kommen?) und abwarten, wie die Vulnerablen und Älteren langfristig auf die Impfung reagieren...

...eine Impfpflicht oder der pietätlose Zynismus der leider geschäftsführend noch Verantwortlichen dann nicht zu vertreten, wenn eben nicht genügend Impfangebote zur Verfügung stehen.“

In der Tat ist hier das Versäumnis, die Impfzentren nicht weitergeführt zu haben, wesentlich schwerwiegender, als die Vorsicht der Impfskeptiker. Wenn hier der Staat die Impfzentren zu macht, obwohl eigentlich jeder Experte wusste, dass wir eine flächendeckende Boosterimpfung brauchen, was soll hier der eher beobachtende Laie denn machen?

Kann ja alles nicht so schlimm sein, wenn man hier die Impfzentren schon zumacht, das muss man sich doch denken. Hätte man seit August klipp und klar gesagt, das wir entweder deutlich höhere Impfquoten, eine Boosterimpfung oder eine flächendeckende Impfung von Kindern brauchen, dann wäre ab September damit auch angefangen worden sein. Und die vierte Welle wäre ausgefallen.

Im Nachhinein den Ungeimpften pauschal Asozialität zu bescheinigen ist angesichts geschlossener Impfzentren in der Tat unverschämt. Wann werden die Impfzentren denn endlich wieder aufgemacht?? Wenn das hier endlich läuft, müsste binnen 2 Monaten doch das Problem gelöst sein können. Eventuell gerade noch vor der für diesen Winter gefürchteten doppelten Grippewelle.

Ohne Lockdown gehts auch nicht mehr, das hat man inzwischen schon verbockt. Jetzt wird es aber echt Zeit.



Kommentar vom 23.11.2021 00:33
https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/

@Holzherr 20.11. 21:10

„..teuer, weil die dazu nötigen, teuren Elektrolyseure praktisch rund um die Uhr laufen müssen um amortisiert werden zu können. Nur mit Überschussstrom H2 zu erzeugen wäre sehr teuer...“

Ich schätze mal, dass wir in D gegen Ende des Ausbaus von WKA und PV 6 bis 9 Monate im Jahr Überschusssituation haben werden. Die kurzfristigen Netzschwankungen würden wohl eher von den Fahrzeugbatterien ausgeglichen werden, da können die Elektrolyseure eher Tage- und Wochenlang durchlaufen. Zumal eben der Überschussstrom, der anders nicht nutzbar ist, dann eben quasi kostenlos ist, zumindest im Vergleich dazu, als wenn man stattdessen in Marokko dieselbe Strommenge dort produziert, die man hier sonst nur abregeln kann.

Sicher wird man rund ums Mittelmeer reichlich PV installieren, und diese Energie über Stromleitungen und Wasserstoffpipelines in ganz Europa verteilen. Die Ertragssituation ist dort 1,5 bis 2,5 mal so hoch, bei den selben Anlagenkosten. Was direkt hier produziert werden könnte, das kann man aber doch mitnehmen. Und das muss man nicht so weit transportieren, und das wäre auch eine gewisse Unabhängigkeit.

Aus Wikipedia Stichwort Elektrolyseur:

„Mehrere Anlagenhersteller (z. B. H-Tec, Electrolyser Corp., Brown Boveri, Lurgi, De Nora, Epoch Energy Technology Corp.) bieten große Elektrolysegeräte mit einem Wirkungsgrad von über 80 % an. „

Ob diese Anlagen jetzt wirklich noch so teuer sind, wenn sie in entsprechenden Mengen nachgefragt werden, konnte ich nicht auf die Schnelle herausfinden.



Kommentar vom 22.11.2021 15:05
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-alpenraum-medienthese-kit-vortrag-und-studienbrief/

@Zentrale Lage

Interessanter Studienbrief. Als Ergänzung dazu fällt mir ein, dass die Alpenregion nicht nur gebirgig ist, sondern innerhalb der EU auch zentral gelegen ist, was sich mit der Osterweiterung der EU nochmal verstärkt hat.

Diese zentrale Lage ist sicherlich maßgeblich wirtschaftsfreundlich. Als Produktionsstandort praktisch, weil die Wege zum Kunden kürzer sind, was für den Kundensupport ebenso vorteilhaft ist. Auch findet man in der Nachbarschaft viele Spezialisten, wenn man komplizierte Technik produzieren will, hat man auf vielerlei Gebieten kurze Wege. Das CERN z.B. ist wohl auch deswegen in Lausanne lokalisiert.

Dieser Effekt ist insbesondere in der Nachkriegszeit erst so richtig stark geworden, weil die Verkehrswege über die Alpen von allen Seiten her mit allen Verkehrsmitteln erschlossen worden sind.

Zuvor war die Alpenregion eher Auswanderungsgebiet, durch die Unüberwindbarkeit der Berge gar nicht wirklich zentral, sondern an den eigenen Rand gedrängt. Wenn auch von der eigenen Mitte her dann nach allen Seiten offen, was sicherlich früher die Vielfalt gefördert hat.

Seit die Alpenregion verkehrsmäßig erschlossen ist, ist sie ja auch promt zu einem Einwanderungsgebiet geworden. Ob in Deutschland, Frankreich oder Italien, die an die Alpen grenzenden Regionen sind wirtschaftlich top, und damit auch ein Magnet für Arbeitssuchende.

In der Schweiz führte das schon zu einem Wohnraummangel, dass dort per Volksabstimmung gegen weiteren Zuzug aus der EU abgestimmt wurde.

Ich kann mir vorstellen, dass dieser Zuzug dann eben echte Konflikte mit sich bringt. Auch in süddeutschen Städten sind die Mieten sehr hoch. Das ist super für Immobilienvermieter, für Arbeitgeber und auch hochqualifizierten Arbeitnehmern geht es da gut. Wer aber weniger qualifiziert ist, der hat es schwer. Das mag eine gewisse Fremdenfeindlichkeit genauso fördern wie eine Willkommenskultur, je nach dem, ob man hier eher leidet oder eben super dran verdient.



Kommentar vom 20.11.2021 23:45
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/ueberlebt-unsere-zivilisation-den-klimawandel/

@Maier 20.11. 01:26

„Meine Idee ist, das CH₄ komplett in 2*H₂ aufzuspalten und das entstehende C zu kompaktieren“

Kenn ich jetzt nicht, dabei wird aber auf jeden Fall nur die Hälfte der Energie des Ausgangsmethans genutzt. Man könnte diese künstliche Kohle auch zunächst auf Halden lagern, und sie nach Jahrhunderten irgendwann doch noch nutzen. Wozu auch immer.

„Gas zu speichern ist weitaus aufwendiger als ein Feststoff.“

Sicher einfacher, aber wenn neben den aktiven Gasfeldern ausgebeutete Felder liegen, ist sogar das Bohrloch noch offen. Man kann vermutlich sofort anfangen, hier CO2 hineinzupumpen und so dauerhaft versenken.



Kommentar vom 20.11.2021 17:16
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Apostata 18.11. 16:27

„…führt momentan dazu, dass in den Krankenhäusern das Kriegsrecht eingeführt werden muss.“

Ich finde, eine Impfpflicht schon im August hätte unser Problem auch lösen können. Aber die Gelegenheit ist abgelaufen, wenn wir jetzt erst die Impfzentren wieder aufmachen, und dann nach und nach die Ungeimpften per Impfpflicht vorladen, kommt dies zu spät, was die erneute akute Notlage in den Krankenhäusern betrifft.

Einerseits ist jeder Arzt verpflichtet, alles zu tun was möglich ist, um ein Menschenleben eines Ungeimpften zu retten, andererseits ist jeder Krankenpfleger, der auf den Intensivstationen Sonderschichten fahren muss, berechtigt zu kündigen und sich eine andere Arbeit zu suchen, wenn er nach Monaten von Dauerüberlastung nicht mehr kann.

Ich fände es auch moralisch vorteilhaft, dass Menschen, die gegen jede Vernunft und Verantwortung ihre und anderer Gesundheit gefährden, durchaus die Quittung dafür bekommen, wenn eben dieses Verhalten zu Notlagen im Gesundheitssystem führt. Die Ärzte sollten hier das Recht haben, die Verursacher gesondert zu behandeln. Vielleicht würden dann auch viele Impfgegner endlich mal wach, und merken, was für ein Bullshit sie dazu gebracht hat, jeder Evidenz und Verhältnismäßigkeit zu entsagen. Eben weil sie hier ein Riesenproblem mit ihrer Trotzreaktion verursachen.

Und die Notlage kann sogar noch länger anhalten als die Coronapandemie. Wenn nach dem nächsten Marathonwinter auf den Intensivstationen noch mehr Krankenpfleger kündigen, wird das womöglich im Winter 2022/2023 schon mit einer starken Grippewelle zu Notständen führen, und wir müssen zukünftig mit regelmäßigen Grippe-Lockdowns leben.

Angesichts vieler Versäumnisse stehen wir aktuell nun wieder vor dem nächsten Lockdown. Mir vergeht hier wirklich die Lust. Für die nächste Pandemie fände ich es sinnvoll, frühzeitig über eine Impfpflicht oder ersatzweise für eine Sonderbehandlung von Impfverweigerern in den Krankenhäusern nachzudenken.

Man könnte auch beides machen, also erst die Impfpflicht, und diese damit koppeln, dass man als Verweigerer in Notstandssituationen eben nicht mehr mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln behandelt. Dass also z.B. eine Beatmung nicht mehr durchgeführt wird, wenn die Intensivstation überlastet ist, und schon zahlreiche andere Patienten auf einen Behandlungsplatz warten.

Die Internet-Gerüchte-Küche spielt hier sicher auch eine Rolle, das ist ein Problem, dass noch grundlegender ist.



Kommentar vom 19.11.2021 14:27
https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/

@Holzherr 19.11. 13:05

„Und das läuft auf eine sehr lange Übergangszeit hinaus.“

Entscheidend für die Geschwindigkeit der Energiewende ist vorerst der Zubau von WKA und PV. Das kann 3 mal so viel WKA und 5 mal so viel PV sein wie jetzt, insbesondere wenn viele Batteriefahrzeuge dazukommen. Und erst danach, wenn noch mehr zugebaut wird, wird es erst interessant, dass hier ein großräumiges Netz von Stromleitungen großer Übertragungskapazität nutzbar wird. Hier haben wir die kleinsten Verluste, und in der Tat ist hier sehr viel Angebotsschwankung nutzbar zu machen.

Aber solange wir sowieso noch fossile Anteile haben, können wir mittels der bestehenden Anlagen das Backup dann gleich mit übernehmen. Und auch darüber hinaus gibt es eben auch großräumige Angebots wie Nachfrageschwankungen, die mit den Stromleitungen allein nicht aufgefangen werden können. Dass passiert nicht so oft, aber dann geht das voll auf die Versorgungssicherheit. Hier brauchen wir neben den Stromleitungen Extrabackup.

„die ihm – dem blauen Wasserstoff – eine ganz schlechte Klimabilanz zuordnete.“

Wenn man hier das entweichende Methan zum Problem macht, so ist das verkehrt gerechnet. Methan ist zwar 25 mal stärker in seiner Treibhauswirkung, aber auch nach 15 Jahren in der Atmosphäre wieder abgebaut. Kurzfristig wirkt Methan also schon, aber unser Klimaproblem ist wesentlich langfristiger, scheint mit.

Ob blauer Wasserstoff aus russischen Erdgasfeldern per Nordstream2 zu uns gebracht Sinn macht, wäre für mich in erster Linie eine Kostenfrage. Wie die meisten Fragen rund um das Thema Energiewende.

Wie oben gesagt, für die nächsten 10 Jahre kommt es vor allem auf die Geschwindigkeit des Zubaus von WKA und PV an. Wenn das tatsächlich läuft, wird es neben der Elektromobilität auch interessant, mit Planung und Aufbau der neuen Stromleitungen großer Übertragungskapazität anzufangen.

Und wenn der Zubau der Primärenergie nicht in Gang kommt, erübrigt sich auch vorerst der Rest. Dann bleiben nur neue Atomkraftwerke. Und bis die stehen, dass kann auch dauern, derweil gehen dann die Emissionen munter weiter, und das Geschäft mit fossiler Energie auch.



Kommentar vom 19.11.2021 00:35
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Apostata 18.11. 16:37

„…,obwohl sich 20% bis 30% einer Impfung verweigern.“

So viele sind das doch gar nicht. Eher an die 15%, wer wirklich keine Impfung will. Es sind ja jetzt noch jede Menge Kinder und auch Jugendliche nicht geimpft, weil man es verpennt hat, rechtzeitig die Impfempfehlung auszusprechen. Und wenn wir es nicht ebenso verpennt hätten, schon nach ab 2 Monaten nach der letzten Impfung alle zu boostern, in Impfzentren, die wir nicht geschlossen hätten, ja dann hätte es diese 4. Welle in D nie gegeben.

Und damit auch kein Kriegsrecht auf den Intensivstationen. Die Israelis haben es uns längst vorgemacht.



Kommentar vom 19.11.2021 00:08
https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/

@Holzherr 18.11. 14:08

„Es genügt ein Unterbruch einer oder mehrerer Stromleitungen aus irgend einem Grund um einem ganzen Land einen Blackout zu bescheren.“

Man muss hier wohl doch etwas auf Nummer sicher gehen. Noch haben wir ja die ganzen fossilen Altanlagen als Backup in Betrieb. Wenn wir die noch länger nur bereithalten, produzieren die ja nur Treibhausgase, wenn sie laufen. Selbst wenn wir Einiges an neuen Fernstromleitungen haben, die ziemlich verlustarm den regenerativen Strom europaweit verteilen, können wir doch noch Altkraftwerke als Sicherheitsreserve halten, anstatt sie vorzeitig abzureißen.

Was in 15 oder 20 Jahren ist, bleibt abzuwarten. Wir haben dann eventuell doch noch günstige Speicher für den mittelfristigen Einsatz. Falls nicht, werden wir dann wohl alle anfallenden Überschüsse in Wasserstoff und andere Energieträger umwandeln, und damit dann auch eine Grundlage für ein lokales Backup haben, das einspringen kann, wenn in lokalen Dunkelflauten die Fernstromleitungen nicht genug liefern können. Auch wenn eventuell ein Lieferant aus politischen Gründen ausfällt.

Versorgungssicherheit im Stromnetz kostet seit je her viel Geld. Wir haben in D wohl das weltweit zuverlässigste Stromnetz, mit ebenso einmaligen Strompreisen. Und das nicht erst seit dem EEG-Gesetz.

Kostensparend könnte durchaus sein, wenn manche industrielle Großverbraucher vertragsmäßig in Mangelzeiten vorübergehend die Produktion einstellen. Generell könnte es ziemlich vorteilhaft sein, den aktuellen Netzstrompreis an alle Verbraucher weiter zu geben. So wird man eventuell einen Besuch per PKW bei einem weit entfernten Verwandten nicht antreten, wenn gerade kalte Dunkelflaute ist. Einfach weil dann der Strom zum Aufladen zu teuer ist.

Das muss ja nicht oft passieren, aber hin und wieder wird das Stromnetz doch an seine Grenzen kommen, insbesondere wenn wir auch das Heizen von Gebäuden emissionsfrei machen wollen. Wenn es dann im Winter länderübergreifend übermäßig kalt ist, was nur alle 10 Jahre vorkommen mag, dann sind oft auch unsere europäischen Nachbarn genauso betroffen. Wenn wir dann noch die in Bereitschaft gehaltenen alten Kohlekraftwerke für 14 Tage anwerfen können, könnte uns das vor dem Blackout bewahren. Ohne dass dies übermäßige Emissionen zur Folge hätte.



Kommentar vom 18.11.2021 15:36
https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/

@Tim 18.11. 12:10

„Ich habe einmal überschlagen, dass verlässliche erneuerbare Energie 4-5x soviel wie heute kosten wird.“

Das würde bedeuten, dass Strom allgemein in etwa so teuer wird wie jetzt der Strom für Privatkunden. Dieses extrem unsoziale EEG-Gesetz hat den Strom für Industriekunden billiger gemacht als er zuvor war, und die Privatkunden, die einen eher kleinen Teil des Stroms nur verbrauchen, mussten massiv mehr für ihren Strom bezahlen und unfreiwillig die Industriekunden subventionieren.

So ergeben sich derzeit in der Produktion Preise von 5 bis 10 ct pro Kwh für erneuerbaren Strom, während der Privatverbraucher mindestens 25 ct pro Kwh bezahlen muss. Wohl dem, der eigene PV-Module auf dem Dach hat. Der zahlt für den selbstverbrauchten Strom nicht mal halb so viel wie andere, die diese Möglichkeit nicht haben.

Ich schätze mal, dass es auf die Dauer schon nicht so teuer sein wird. Die Preise für die Anlagen werden weiter sinken, und es werden auch Altanlagen aus der fossilen Vergangenheit nach und nach sowieso zu ersetzen sein. Was die Speichermöglichkeiten betrifft, so kann eine im wesentlichen elektrifizierte Mobilität recht flexibel aufgeladen werden, und dabei wie ein Stromspeicher über ein paar Tage wirken, ohne das das groß extra kostet. Und die Elektrofahrzeuge haben einen 3 bis 10-fach höheren Wirkungsgrad als die derzeitigen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das relativiert dann nochmal die Kosten für das Aufladen.

Was die Preise für die Privatverbraucher betrifft, so wird es maßgeblicher sein, ob wir weiterhin die Industriekunden in diesem Ausmaß subventionieren müssen, als was die Energiewende selbst an Mehrkosten verursachen wird.



Kommentar vom 18.11.2021 12:32
https://scilogs.spektrum.de/klartext/energiewende-und-das-klima/

@Langfristige Schwankungen

Man wird ohnehin Wasserstoff und weitere Energieträger aus Stromüberschüssen herstellen. Die kann man nicht nur für saisonale Schwankungen zwischenlagern, sondern auch über Jahre lagern und bereithalten. Und man kann synthetische Kraftstoffe per Schiff oder Pipeline mal hierhin und mal dorthin transportieren, wenn sich irgendwo auf der Welt langfristige lokale Mangelsituationen ergeben.

Und die Erneuerbaren Energieanlagen müssen sowieso alle 20 Jahre erneuert werden. Beim Zubau kann man dann auch regionale Mangel- oder Überschusssituationen berücksichtigen, und eben über wenige Jahre mal mehr oder mal weniger neue Anlagen zubauen bzw. Altanlagen abbauen.

So ließen sich letztlich alle klimabedingten Schwankungen ausgleichen.



Kommentar vom 18.11.2021 00:30
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/zukunft-diesmal-nicht-dystopisch/

@Paul S 17.11. 22:19

„Fürs doof sein ist das echte Leben zuständig, die Fantasie muss nicht vor realer Dummheit auf den Knien kriechen.„

Gute Idee. Der Mensch ist aber nicht nur arbeitend wirksam. Die inneren Erlebniswelten bringen eine eigene Qualität mit sich. Das könnten sogar AI-Systeme auch haben, also Geist und Seele haben, der auch bei Maschinen nur eine Schnittstelle zur Materie braucht, aber in sich nicht ganz von dieser Welt sein muss.

Das gäbe der Geschichte noch mal eine andere Dimension.

Gut ist grundsätzlich die Idee, das Geld gar nicht so ernstgenommen werden muss. Letztlich entscheidet der Mensch, was er macht. Und wenn wir mit Erwerbsarbeit fertig sind, dann sind wir auch in der Lage „ehrenamtlich“ aktiv zu werden. Wenn wir unseren Wohlstand fertig haben, können wir uns zunächst um die Ökosysteme der Erde und als nächstes auch um die Eroberung des Weltraums kümmern, aus purer Lust und Laune heraus.

Ki und AI werden uns voraussichtlich darin voll und ganz unterstützen. Wenn AI eine eigene innerer Qualität mitbringt, so würde dies einfach neue Welten eröffnen, die über den Dienst für den Menschen und sein Projekt der Verbreitung des biologischen Lebens in der Galaxis hinausgeht. Dieses dann Zusammenzufassen, das künstliche und das biologische Leben, wäre eher zu erwarten, als dass sich die AI wirklich selbstständig macht, um Wege ganz unabhängig von der Biologie zu gehen. Wenn sie das könnte, würde es nicht bedeuten, dass sie das auch macht. Sie wird uns einfach mögen, aufgrund der vorhandenen Geistes- und Seelenverwandtschaft.

So meine Utopie.



Kommentar vom 17.11.2021 17:26
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Mehr Genesene

Aktuell haben wir ca. 5 Mio Genesene und 58,4 Mio mindestens einmal Geimpfte. Zusammen haben wir also 82,0 – 58,4 – 5 = 18,6 Mio gänzlich ungeschützte Menschen in ganz Deutschland. Bei einer Impfquote von derzeit bei 71%.

Aus Ungeimpft Infizierten werden Genesene, wenn sie nicht sterben. Und aus geimpften Infizierten werden besser Immunisierte. Bei den derzeitigen Inzidenzraten müsste das doch binnen Monaten deutliche Effekte haben.

Wenn wir schon nur die registrierten Neuinfizierten zusammenzählen, kann man hier abschätzen:

Eine 7-Tage-Inzidenz von 400 auf 3 Monate gerechnet ergibt:

400 / 7 = 57,1
57,1 / 100.000 = 0,000571
0,000571 * 82.000.000 = 46.800
46.800 * 90 = 4.210.000

Neben diesen 4,2 Mio registrierten Infizierten haben wir noch Neuinfizierte, bei denen niemand merkt, dass die sich infiziert haben, die kommen noch dazu. Jetzt gibt es noch reichlich Geimpfte, die sich auch infizieren, die müssen wir wieder abziehen. Unterm Strich hätten wir also ca. 3,5 Mio Menschen, die sich in den nächsten Monaten von Ungimpften zu Genesenen wandeln werden.

Bei einer Impfquote zum Ende das Winters von plus 8% gegenüber heute hätten wir nochmal 6,5 mio mehr mindestens einmal Geimpfte. (bei einer Impfquote von dann 79%)

Zusammen hätten wir nicht mehr wie jetzt 18,6 Mio gänzlich Ungeschützte, sondern nur noch

18,6 – 3,5 – 6,5 = 8,6 Mio gänzlich ungeschützte Menschen haben.

Das wäre etwas weniger als die Hälfte wie aktuell. Wir können nun davon ausgehen, dass sich deshalb die Reproduktionsraten soweit reduzieren werden, dass sich schon gegen Ende des aktuellen Winters ein Ende der 4.Welle einstellt.



Kommentar vom 17.11.2021 00:35
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/zukunft-diesmal-nicht-dystopisch/

@Leben im All

Der einzige wirklich vernünftige Ort zum Wohnen in diesem Sonnensystem ist wohl die Erdoberfläche. Alle anderen Orte im Sonnensystem erfordern ein so abgeschlossenes Leben wie in einem U-Boot.

Auf den ersten Blick zumindest. Man müsste diese Habitate eben sehr luxeriös und auch riesig bauen, noch aufwändiger als ein Kreuzfahrtschiff, dass man hier freiwillig sein Leben verbringt. Außerordentlich teuer wäre das, aber keinesfalls unmöglich.

Die Oberflächen von Mond oder Mars wären wohl eher noch geeignet, dort gibt es Schwerkraft und jede Menge Baumaterial. Ein Leben direkt in einem Sonnenorbit oder auf einem Asteroiden bräuchte ein rotierendes Habitat als Ersatz für fehlende Schwerkraft. Der Asteroid brächte auch wieder Baumaterial mit sich. Dafür ist auf dem eigenen Sonnenorbit beliebig viel Platz.

Fragt sich jetzt aber sehr, ob solche Habitate ständigen extrem teuren Nachschub brauchen, oder ob hier ein 99,9%iges Recycling dafür sorgt, dass sich diese Habitate über Jahrtausende und länger ständig selbst erhalten können. In Umlaufbahnen bis zum Mars wäre jedenfalls genug Sonnenenergie vorhanden, dass man zumindest energiemäßig autark ist.

Mir scheint, das Helium3-Triebwerke auf jeden Fall was für Reisen zu Exoplaneten sind, für Transporte innerhalb des Sonnensystem eignen sich vielleicht doch eher Ionentriebwerke mit Solarzellen-Energieversorgung. Beim Aufbau von Habitaten, in denen einfach nur gelebt wird, kommt es auf die Transportgeschwindigkeit nicht so an, die Kosten wären entscheidender.

Und mehr als in Habitaten auf Mond, Mars, Asteroiden oder direkt im Sonnenorbit einfach nur zu leben, fällt mir da auch nicht ein. Man könnte sich höchstens mit dem Betrieb von Riesenweltraumteleskopen aller Art beschäftigen, so könnte man sich dann doch auch noch nützlich machen. Ein Bergbau auf Asteroiden wäre wohl auch noch denkbar, allerdings wird sich das vermutlich nie Rechnen. Wenn dann eher für die direkte Verwendung der Rohstoffe für die Habitate.

Hat man jedenfalls eine entsprechende Habitattechnik etabliert, die Jahrtausende ohne Nachschub auskommt und in denen es sich prima lebt, dann wäre das auch eine Grundlage für den Aufbruch zu den Sternen. Das dann praktischerweise mit den Helium3-Triebwerken, die auch genug Energie für das Bordnetz liefern. Alternativ wären auch Ionentriebwerke mit Uran-Reaktoren als Energiequelle auch nicht unmöglich. Solarzellen jedenfalls funktionieren hier gar nicht mehr.

Die Besiedlung von lebensfreundlichen Exoplaneten, auf denen es noch kein höheres Leben gibt, dass wäre dann schon eine richtig große Nummer. Dies könnte die Biologie der Galaxis erst so richtig in Gang bringen. Hier wäre der Mensch dann wohl bei seinem höchsten Potenzial angekommen, indem er auch der restlichen Biologie der Erde eine galaktische Ausbreitung bereiten kann.

Die Schäden, die wir hier gerade anrichten, wären dann wohl mehr als wieder gutgemacht.



Kommentar vom 16.11.2021 18:41
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/zukunft-diesmal-nicht-dystopisch/

@Roboterkinder

KI kann man beliebig kopieren und sie lebt ewig. Wenn wir ein Roboterkind erzogen haben, werden wir 1000 Kopien davon machen können, die dann einzeln alle Berufe dieser Welt erlernen können. Und diese kann man dann wieder millionenfach kopieren, und durchaus sogar Exemplare zusammenkopieren, die gleich 10 Berufe gleichzeitig können.

So wäre ein medizinisches KI-System dann mit praktisch allen Facharztausbildungen gleichzeitig ausgestattet. Und selbst das System im Einsatz wird Neues lernen können, dass dann sogleich per Update an alle baugleichen Systeme weitergegeben werden kann.

Wirkliche Kindheitsroboter bräuchten wir gerade mal ein paar tausend, und das nur am Anfang. Danach kann Kindheit einfach zusammenkopiert werden.

Ist das jetzt doch wieder dystopisch? Wie armselig sehen wir dagegen aus?



Kommentar vom 16.11.2021 00:25
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Spike-Protein 15.11. 18:57

„Wir Ungeimpften sind asozial, dumm, unsolidarisch, unvernünftig, irrational, ungebildet und verantwortungslos.“

Sicher nicht alle alles auf einmal.

Ungeimpfte verursachen jedenfalls derzeit bzw. in kürze eine Überfüllung der Intensivstationen. Natürlich auch, weil die Ärzte und die Krankenpfleger auch noch nach höchstem Standard behandeln, auch wenn sie längst völlig überarbeitet sind.

Eigentlich könnte man ja auch mit ungeimpften schwer Erkrankten einfach ein Sparprogramm machen, um dann eben trotz des Andrangs einfach pünktlich Feierabend machen zu können. Also nur noch Antibiotika und Sauerstoff anbieten und keine Beatmung machen, und die Dinge ihren Lauf nehmen lassen.

Offenbar sehen die Ungeimpften die Gefahren irgendwie ganz anders, könnte es sein, dass viele Impfgegner an einer Not-Sparbehandlung gar nicht viel auszusetzen hätten?

Immerhin wäre das eher eine Problemlösung, als wenn Ungeimpfte die Behandlung selber zahlen sollen. Das Selberzahlen würde ja gar nicht die Überlastung des Personals verhindern.



Kommentar vom 14.11.2021 17:17
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Holzherr 14.11. 15:48

„Nein, in Deutschland können Kellnerinnen nicht über Nacht Pflegerinnen werden.Deutschland ist kein Entwicklungsland mehr.“

In der Tat nicht. Es ist aber doch auch dieser Anspruch, der einen großen Teil von dem Stress auf überfüllten Intensivstationen ausmacht. Wäre man so dreist und kalt, dass man einfach die Ungeimpften nur noch in Zelten von Hilfskräften äußerlich mit Sauerstoff versorgt, könnte man diese vierte Welle einfach laufen lassen.

Insbesondere wenn man so schnell es geht alle boostert, auch schon 2 Monate nach der 2. Impfung.

Als Frage an die hier mitdiskutierenden Impfgegner: Wären Sie mit einer nur äußerlichen Behandlung mit Sauerstoff zufrieden?



Kommentar vom 14.11.2021 15:25
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/regionen-werden-zu-archen-prognose-zur-klimakrise-und-glokalisierung/

@Michael 14.11. 01:37 / 10:57

„Und verlieren damit auch die andernorts auf Reformen und Entwicklungen drängenden, jüngeren Generationen.“

In der Tat gibt es hier frischen Wind. Allerdings scheint in unserer Lobbydemokratie keiner unter 40 irgendeinen politischen Einfluss zu haben.

„Tendiere auch dazu, Japan (bzw. japanische Metropolregionen!) als #Archen anzuerkennen, zumal sie langsam auch mit der Anwerbung von Fachkräften beginnen…“

Wenn man durch reichlich Bevölkerungsimplosion Platz und gleichzeitig gute Geschäftsmöglichkeiten hat, dann ist es durchaus attraktiv Fachkräfte anzuwerben. Und auch wenn man eher jüngere Menschen in Not aufnimmt, kann man die auch recht schnell zu Fachkräften machen, wenn man es denn will.

Aber ohne eine vernünftige Integration dann auch noch teils radikale Muslime aufzunehmen, das finde ich dann doch suboptimal. Hier im sozialem Brennpunkt im Dortmunder Norden sind selbst die 2. Generation der Migranten in der Schule noch größtenteils unter sich, weil hier die Einheimischen mit Kindern alle weggezogen sind. Bevor man noch mehr Millionen Flüchtlinge aufnimmt, würde ich vorschlagen, die vorhandenen erstmal zu integrieren, und sie bei der Gelegenheit dann auch gleich flächendeckend zu Fachkräften zu machen. Mehr Chancengleichheit käme wohl unterm Strich der ganzen Gesellschaft zu gute.

Ich habe auch nichts dagegen, wenn es in Dortmund eine „Arche“ würde, und dann am besten noch eine mit weiterhin bezahlbaren Mieten. Der Wohnungsmarkt war hier vor 2016 ziemlich entspannt, die letzten Jahre waren u.a. wegen vielen neu zugezogenen Migranten schwieriger. Inzwischen wird hier aber sehr viel neu gebaut, insbesondere weil die Dortmunder Stadtverwaltung seit Jahrzehnten eine Politik mit möglichst viel ausgewiesenem Bauland fährt. So zeichnet sich langsam eine Wiederentspannung das lokalen Wohnungsmarktes ab.

Was in Düsseldorf oder München passiert, finde ich dann doch extrem. Das ist nicht gut, meine ich. Wer entsprechend verdient, dem mag es nicht schaden, aber Vielen bleibt bei den Mieten zum Leben nicht so viel übrig. Ein Schlaraffenland für Vermieter und Immobilienfirmen ist es allerdings. Und das trotz des Geburtenmangels.



Kommentar vom 14.11.2021 01:04
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/regionen-werden-zu-archen-prognose-zur-klimakrise-und-glokalisierung/

@Michael Artikeltext

„Jüngere und bildungsorientierte Menschen verschiedenster Herkünfte würden dagegen in die “Archen” – etwa die Regionen Singapur, Neu-Delhi, Kurdistan-Irak, Bodensee, Basel, München, Frankfurt, Berlin usw. – ziehen und diese wirtschaftlich, demografisch und damit auch kulturell, interreligiös und politisch dynamisieren.“

So ganz verstehe ich das Problem dabei nicht. Landflucht gibt es seit Jahrhunderten, und klar ist dieser Prozess immer noch im Gange. Letztlich wird sich die Landbevölkerung auf Land- und Forstwirte und Menschen, die vom lokalem Tourismus leben, konzentrieren. Alle anderen Gewerbe sind in der Stadt besser aufgehoben, und auch die Städte untereinander bewegen sich eher in Richtung der regional größeren Einwohnerzahlen.

Nebenbei werden noch manche Rentner auf dem Land bleiben, einfach schon weil die Mieten da günstiger sind. Wer nicht zur Arbeit in der Stadt pendeln muss, und auf dem Land aufgewachsen ist, der wird seinen Lebensabend auf dem Land verbringen. Nun gut, diese Rentner sterben dann weg, und es wird auf dem Land immer einsamer. Die Demografie verstärkt diesen Effekt noch zusätzlich, und auch Immigranten zieht es durchweg gleich in die Städte.

Aber wo ist das Problem dabei? Nur etwas doof für Besitzer von Immobilien auf dem Land, die werden immer weniger wert. Aber das weiß man auch schon lange, und wird entsprechend kaum noch in Renovierungen investieren.

Andersherum sorgt der Bevölkerungsrückgang auch dazu, das die großen Städte nicht noch schneller wachsen. Hier gibt es offenbar das Problem, das die Bauwirtschaft nicht so recht dem wachsendem Wohnraumbedarf hinterherkommt. Wenn hier der Nettozuzug von Migranten mal stockt, wäre das zunächst einmal sogar zu begrüßen. Endlich würden sich die Wohnungsmärkte mal entspannen können.

Auch wieder nur schlecht für die Immobilienbesitzer, gut aber für alle Mieter.

Mit Klimaflüchtlingen innerhalb von Europa rechne ich auch nicht. Notfalls Klimaanlagen anschaffen, und sehr viel mehr Grün in den Innenstädten wachsen lassen, das wird das Wohnproblem höherer Temperaturen lösen können. Und wenn Wasser für den Privatverbrauch knapp wird, insbesondere in Südeuropa, dann kann man das damit ausgleichen, dass man lokal weniger Wasser in der Landwirtschaft verbraucht. Das Wasser, dass wir zuhause verbrauchen ist sehr viel weniger, als das, was wir pro Kopf für die Landwirtschaft brauchen.

Was bleibt, das sind weniger landwirtschaftliche Erträge durch den Klimawandel. Aber auch hier ist natürlich eine weiter sinkenden Bevölkerung eine Lösung, und nicht das Problem.

In Europa jedenfalls hängt eigentlich alles davon ab, dass wir wenigstens hier vernünftig zusammenarbeiten, und füreinander einstehen, regionsübergreifend.

In Afrika und dem Nahen Osten wäre ebenso eine Zusammenarbeit und überhaupt vernünftige politische Verhältnisse der Game-Changer. Die kommen jetzt schon nicht klar. Der Klimawandel verstärkt das ganze nur noch.

Aber auch dort sind vor allem Klimaanlagen und Entsalzungsanlagen nötig, und eine effizientere Landwirtschaft mit der Möglichkeit, die Produkte in der gesamten Region zu verteilen. Um so mit dem Klimawandel klar zu kommen. Neben dem Aufbau einer Infrastruktur, der sowieso immer noch hängt.

Ich gehe jetzt allerdings davon aus, der sich die Klimaerwärmung auf 2° begrenzen lässt. Wenn das deutlich mehr wird, wird es unübersichtlich. Je wärmer es wird, desto unklarer wird, wie sich das lokal und saisonal auswirkt, und es wird unsicherer, ob bestimmte Kipppunkte überschritten werden.

Wie weit beispielsweise der Meeresspiegel die nächsten 200 Jahre steigt, ist sehr unklar. Aber ein Rückgang der Weltbevölkerung macht dann eben vieles einfacher. Dann kann man z.B. Bremen einfach aufgeben. Man wüsste schon 100 Jahre früher, dass die Stadt im Meer versinkt, und würde entsprechend nichts mehr investieren, und die Menschen müssten dann eben nach und nach wegziehen, bevor dann das Wasser kommt. Bei anhaltendem Bevölkerungsschwund wäre aber überall Platz genug, wo man hinziehen kann.

Ich weiß jetzt nicht so recht, wie viel sich die Afrikaner noch vermehren werden, und auch nicht, wie viel die weltweite Landwirtschaft in den nächsten 30 Jahren produzieren wird. Aber noch kann man auch den Bevölkerungsrückgang laufen lassen. Wenn sich die Zeiten mal ganz ändern, und reichlich Platz und Nahrung zur Verfügung steht, spätestens dann kann man sich ja auch wieder vermehren.



Kommentar vom 13.11.2021 13:12
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Stephan 13.11. 12:32

„Es geht eher um die Anreize. Wenn man die Patente (oder gar die Unternehmen) vergesellschaftet, worauf eine “Freigabe” hinausliefe, dann verlöre die Pharmaindustrie eben Anreize für zukünftige Entwicklungen.“

Man hat inzwischen 3 Mrd Impfdosen verimpft, bei Preisen von bis zu 20 Euro pro Dosis. Das wäre dann ein Umsatz von bis zu 60 Mrd Euro. Der wirtschaftliche Erfolg der Impfstoffe wird ohnehin beispiellos sein.

Wir haben hier einen Notfall, und die Firmen haben längst genug verdient. So viel, dass bei der nächsten Pandemie mit Blick auf die aktuell erzielten Gewinne vermutlich noch viel mehr Firmen versuchen werden, so schnell wie möglich Impfstoffe zu entwickeln. Wer schneller ist, macht noch mehr Geld.

„Alternativ müsste man sehr viel mehr an öffentlich-rechtlichen Forschungsinstituten forschen – und wo soll das Geld hierfür herkommen?!“

Jedenfalls kommt kein einziger Euro, der jetzt mit den Impfstoffen verdient wird, Forschungen an Medikamenten zugute, die für sich wirtschaftlich uninteressant sind. Keine Pharmafirma ist verpflichtet ihre Gewinne in die Entwicklung von neuen Medikamenten zu investieren. Die Gewinne können genausogut z.B. in Immobilienfonds angelegt werden.

Wenn wir die Medikamente haben wollen, die für die Pharmafirmen uninteressant sind, müssen wir mit Steuergeldern nachhelfen. Also etwa neue Antibiotika oder Psychopharmaka, die nicht dauerhaft eingenommen werden müssen.



Kommentar vom 13.11.2021 12:05
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Holzherr 13.11. 01:58 / 02:42

„Damit unterschätzen sie die Komplexität der Impfstoffherstellung. Eine Freigabe der Patente hätte überhaupt nichts geändert, weil es Spezialisten für die Herstellung braucht und diese knapp sind.“

Vielleicht haben Sie recht, allerdings hat man die Frage mehrfach diskutiert, und eine Freigabe abgelehnt. Wenn eh keiner außer den Erfinderfirmen die Impfstoffe herstellen kann, hätte man doch die Freigabe der Patente nicht ablehnen müssen. Es gibt ja nun ziemlich viele kompetente Pharmafirmen, und ich glaub nicht, dass hier keiner wenigstens einige der Impfstoffe in nennenswerten Mengen produzieren könnte. Inzwischen hätten die Fremdfirmen schon ein Jahr Zeit gehabt, eine Produktion aufzubauen, und der weltweite Bedarf wird noch mindestens ein Jahr anhalten.

„gewisse Leute sähen hier die Alternative zwischen Impfen und Lockdown.“

Ein Lockdown spätestens im Dezember scheint derzeit in der Tat unausweichlich. Aber damit ist der Winter nicht vorbei. Boostern was geht, und Kinder impfen muss trotzdem wohl. Hinterher kommt noch eine Grippewelle dazu…

„Nur Taiwan und Südkorea können heute Chip in 5 Nanometer Qualität en masse herstellen und alle heutigen Apple Chips kommen von TSMC, einer taiwanischen Firma.“

Offtopic, aber nur ganz kurz: Es wäre wohl ganz gut, wenn wir in Europa uns darum kümmern würden, selber diese Chips auch produzieren zu können. Einfach aus Gründen der Versorgungssicherheit. Und auch aus Datenschutzgründen, vermutlich ist es ein Leichtes, in die Chips Hintertüren für z.B. Industriespionage einzubauen. Das selbe gilt für Betriebssysteme und Onlineplattformen wie Facebook und Amazon. Ich meine, wir in Europa sollten uns hier unabhängig machen, soweit das möglich ist.



Kommentar vom 13.11.2021 00:51
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/niederlande-sollen-schon-morgen-in-teil-lockdown/

@Spike-Protein 12.11. 22:19

„Und ich halte mich ans Grundgesetz.“

Iss ja auch sinnvoll, dieses Grundgesetz. Aber ärgern kann es schon, dass Menschen aus Misstrauen heraus sinnvolle und dringend nötige Impfungen ablehnen. Grundsätzlich misstrauisch mit dem, was von der Politik kommt bin ich auch, aber nach Prüfung der Situation halte ich die Impfung für ganz klar sinnvoll und auch dringend. Sowohl die Überlastung der Krankenhäuser wie ein weiterer Lockdown sind Mist, der auch noch vermeidbar wäre.

Ich würde vielleicht ein Bußgeld von 200 Euro wegen Gefährdung der öffentlichen Gesundheit vorschlagen, und es damit auch gut sein lassen. Das wäre wohl noch im Sinne des Grundgesetzes, mithilfe der Polizei gewaltsam Impfen eher nicht.

Dass man damit aber wenigstens die erwischt, die bisher nur zu träge waren, sich impfen zu lassen.

Ein ziemliches Versäumnis scheint mir aber schon zu sein, dass nicht schon vor Monaten die Impfung von Kindern klar gemacht wurde, und dass wir die Boosterimpfung erst nach 6 Monaten machen sollen. Die Zeit drängt längst, und die derzeitigen Inzidenzzahlen waren vorhersehbar. Es ist doch überhaupt kein Problem, schon 2 Monate nach der 2. Impfung zu boostern. Hätten wir das längst gemacht, wäre die Pandemie in D vorerst Geschichte, trotz der Impfverweigerer. Schätze ich mal.

Das Argument, lieber den armen Ländern den Impfstoff zu überlassen, weil die das nötiger haben, das ist finde ich angesichts der derzeitigen Dynamik hier in Europa doch recht schwach. Auch angesichts dessen, dass eine Freigabe der Patente auf die Impfstoffe schon vor einem Jahr wohl dazu geführt hätte, das die ganze Welt inzwischen durchgeimpft wäre, und das auch noch zu deutlich geringeren Kosten.

Jetzt diesen Streit mit den im wesentlich nur misstrauischen Impfverweigerern anzufangen, hätten wir uns so sparen können. Aber klar sollte schon sein, dass für Ungeimpfte auch verschärftere Regeln als für Geimpfte und Genesene gelten dürfen. Die Ungeimpten sind nun mal infektiöser und landen deutlich schneller selber auf der Intensivstation, und das in Eigenverantwortung.

Wer hier meint, die ganze Pandemie wäre nur Panikmache, der sollte dann mit seiner Infektion auch keine Ärzte belästigen und diese „Erkältung“ zuhause selber kurieren. Dann werden jedenfalls keine Intensivbetten belegt. Wer sich im Falle eines unerwarteten schwerem Verlaufs dann doch ins Krankenhaus begibt, der wird jedenfalls auch behandelt. So nett ist man dann doch noch.



Wegmoderierter Kommentar vom 12.11.2021 15:55
https://scilogs.spektrum.de/die-monacologin/abgesagte-ops-volle-intensivbetten-was-das-bedeutet/

@Grenznutzen

Die Krankenkassen sollen 80% ihrer Aufwendungen für die letzten 2 Lebensjahre ausgeben. Entsprechend hat man vermutlich auch auf den Intensivstationen überwiegend Menschen liegen, die bald sterben werden. Und hier ist oft gar nicht klar, ob ein Weiterbehandeln überhaupt noch sinnvoll ist.

In meinem persönlichem Umfeld ist letzte Woche ein guter Freund aus der Skatrunde mit 72 verstorben. Der war auch zuvor 8 Wochen auf der Intensivstation. Eingeliefert mit einem schwerem Schlaganfall wurde er zunächst operiert, und dann in ein künstliches Koma versetzt. Wir haben ihn ein paar mal besucht, aber er war nicht ansprechbar, hat nur einmal kurz die Augen aufgemacht. Dann kam noch eine Lungenentzündung dazu, an der er dann letztlich gestorben ist. Zwischendurch hatten wir als Besucher – der Mann hatte sonst keine Angehörigen außer uns von der Skatrunde – mit dem Arzt gesprochen. Der hätte gerne eine Patientenverfügung gehabt, aber wir wussten davon nichts, und wussten auch nicht, ob der Mann überhaupt noch am Leben gehalten werden will, in diesem Zustand. Eine Frau aus der Skatrunde meinte, auch ein Funken Leben sollte auf jeden Fall noch erhalten werden, ich selber meinte, ich hätte schon nach 3 Wochen Koma keine Lust mehr gehabt. Zumal die ganze Zeit die Ärzte nicht mal wussten, welche Ausfälle der ursprüngliche Schlaganfall verursacht hatte, weil der Mann die ganzen 8 Wochen ununterbrochen im Koma war.

Die Ärzte haben dann eben das Mögliche gemacht, bis es wirklich vorbei war mit dem Leben. Wäre jetzt ein Coronanotstand dazu gekommen, hätten sie vermutlich unseren Skatkumpel mit als erstes von den Strippen getrennt, um Platz zu machen für einen Covid19-Patienten, der wesentlich bessere Überlebenschancen hat. Mir selber wäre es sogar lieber gewesen früher zu sterben, an Stelle meines Kumpels, aber andere Meinungen gab es wie gesagt auch.

Es ist wohl so, dass Einige auf den Intensivstationen mit unklarem Nutzen da liegen, auch werden wohl viele Operationen am Lebensende gemacht, deren Erfolg sehr ungewiss ist. Ein anderer Fall ist ein 76 Bekannter, der vor 10 Jahren verstorben ist. Der hatte Magenkrebs, und man wollte ihn operieren. Er wollte nicht, vor allem weil er ganz sicher war, dass er das nicht überleben würde. Wochenlang ist der von seinen Angehörigen bequatscht worden sich operieren zu lassen. Schließlich hat der sich doch operieren lassen. Und was ist passiert? Es gab Komplikationen, er musste noch wochenlang im künstlichem Koma gehalten werden. Und starb dann, ohne nach der OP nochmal aufzuwachen.

Ein anderer guter Freund aus unserer Skatrunde ist vor Jahren an einer Lungenembolie verstorben. Er war zusammen mit seiner Frau unterwegs, und wurde plötzlich schwach, musste sich erst hinsetzen, und dann hinlegen. Seine Frau hatte den Notruf angerufen, der kam aber erst nach 10 Minuten, da war es zu spät. Wenigstens ist er in den Armen seiner Frau verstorben.

Im Internet habe ich hinterher gelesen, dass wenn er die Lungenembolie zunächst überlebt hätte, dann wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit nach ein paar Wochen an den Lungenschäden doch noch verstorben. Auf diese Gnadenfrist auf der Intensivstation hätte ich eigentlich auch verzichtet, und so hat dieser Kumpel vielleicht sogar Glück gehabt, dass der Rettungsdienst zu spät kam.

Eine mäßige Überlastung von Intensivstationen kann also auch damit einhergehen, dass über Maßnahmen, die sowieso von unklarem Nutzen sind, dann eben schneller entschieden wird.



Kommentar vom 12.11.2021 13:59
https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/die-klimakrise-ist-in-deinem-kopf/

@hwied 11.11. 17:09

„Und die Querdenker in diesem System die sich nicht von ihrem Eigentum trennen wollen, was machst du mit ihnen ?“

Einfach mit demokratischen Mehrheiten überstimmen?

Wenn denn das überhaupt jetzt schon Sinn machen würde. Man kann ja auch das Projekt langfristiger anlegen. Der Kapitalismus funktioniert ja recht gut, wenn die Wirtschaft ordentlich wachsen kann. Wenn jetzt etwa im Zuge der Energiewende Solarpaneele, Windräder und Fahrzeugbatterien zum Umsatzschlager werden, dann werden hier entsprechende Kapitalisten viel Gewinn damit machen, den sie gleich wieder in noch mehr grüne Technik investieren werden.

Das ist dann zwar Privateigentum, aber nutzt eben doch Mensch und Natur. Zugleich sind wir in einem Prozess, dass auch immer mehr arme Länder auch zu Wohlstand kommen, was zusätzlich zum weltweitem Wirtschaftswachstum beiträgt.

Ein scheinbar gegenläufiger Faktor könnte die KI mit weiter steigender Produktivität sein, allerdings kann dieses gerade noch mal zu einer Beschleunigung der Energiewende und der Entwicklung von armen Ländern führen, wenn hier die Dynamik des Wachstums groß genug ist.

Also da sind tatsächlich Chancen auf Bewegung. Die Wand, vor die der Kapitalismus irgendwann fährt, kommt eventuell erst nach der Energiewende in Sicht.

Und dann ist es eigentlich auch einfach, diesen Crash sinnvoll aufzufangen: Einfach anfangen, langsam immer höhere Vermögens- und Erbschaftssteuern zu erheben. Wenn man das in weltweiter Absprache durchzieht, können die Kapitalisten nicht ausweichen. Und bei dann fehlendem Wachstum kann man so das überschüssige Vermögen einfach dem aktuellem Wirtschaftskreislauf hinzufügen, indem man die übrigen Steuern entsprechend senken kann.

Hierfür braucht man dann einfach demokratische Mehrheiten, diese sind wohl möglich. Und da man so den Crash des ganzen Systems verhindern kann, würde ich mich nicht wundern, wenn man sogar die meisten Kapitalisten davon überzeugen kann, dass dies auch für sie selber besser ist. Ein Endcrash, der aus einem nachhaltigem Wachstumsende resultiert, wird womöglich noch viel mehr Vermögen in Gefahr bringen, als ein kontrolliertes Management einer wachstumsfreien Weltwirtschaft.

Ich denke, es sieht derzeit tatsächlich so aus, dass der Kapitalismus noch ein paar Jahrzehnte hat, und derweil auch sinnvoll mit der Energiewende harmonieren kann. Aber klar dürfte sein, dass sein Ende unvermeidlich ist, auch wenn das erst nach der Energiewende aktuell wird.

Die internationale Zusammenarbeit, die wir bis dahin durch den Kampf gegen den Klimawandel gelernt haben, könnte uns dann zugute kommen, das Kapitalproblem dann auch noch zu lösen.



Kommentar vom 12.11.2021 00:45
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/rok-zitate-von-hans-blumenberg-lars-fischer-karl-popper-und-agnes-heller/

@Michael 11.11. 06:31

„So hat ja auch der von Ihnen angesprochene Kommunismus seine „messianischen & revolutionären Hoffnungen“ aus Juden- und Christentum geerbt…“

In der Tat hat man auch die Irrationalität der christlichen Idee mit geerbt. Da war dann gleich der ewige Klassenkampf und die Unfehlbarkeit der Partei und des Politbüros sowie der scheinbar magisch begabte Diktator so hochgelobt wie ein Messias, mit dem Ergebnis, dass ziemlich deutlich gegen jeden Verstand gearbeitet wurde.

Eigentlich schade um die Idee, eine bessere Welt selber und eben ohne Messias zu versuchen. Wenn man sich mal damit abfindet, dass wir unser Zusammenleben eben über längere Zeit und ziemlich geduldig langsam aufbauen können, dann steigen hier die Chancen auf wirkliche Fortschritte ganz erheblich.

Glaubensfragen sind darüber hinaus vielleicht eher dem persönlichem Leben zugehörig. Die Menschen sind verschieden, und auch verschieden spirituell unterwegs. Das ist keinesfalls ein Nachteil. Was die Zukunft unseres Zusammenlebens betrifft, da müssen wir schon die Realität des Individuums respektieren. Was eigentlich einfach ist.

Die ökologischen und ökonomischen Verhältnisse sind vernünftig zu gestalten, darauf kommt es doch an. Hierfür brauchen wir gesicherte Erkenntnisse, aus denen wir die richtigen Konsequenzen ziehen können, um unser Miteinander vernünftig zu organisieren.

Die Motivation, überhaupt Gemeinsinn zu suchen, mag persönlich auch eine Glaubensfrage sein, aber auch das kann man letztlich nicht vorschreiben, sondern muss mit dem leben, was da ist.



Kommentar vom 11.11.2021 17:37
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@Wachstumskritiker 11.11. 10:26

„Ein grünes Wachstum (“green new deal”) funktioniert auf Dauer nicht, da das Wirtschaftswachstum sich nicht absolut von CO2-Emissionen entkoppeln läßt.“

Bei aller Zustimmung für weniger Umsatz, aber es sollte von den Konsumenten ausgehen. Wenn die lieber weniger arbeiten, und sich mehr außerhalb von Wirtschaftlichkeit bewegen wollen, dann gerne. Wer aber z.B. gerne große Autos fahren will, und dafür auch gerne viel Arbeiten möchte, der soll das doch machen.

Ich wüsste jetzt keinen Grund, warum Nullemissionen an Nullwachstum gebunden sein müssten. Die letzten Reste von Treibhausgasemissionen lassen sich mit negativen Emissionen ausgleichen. Klar ist natürlich, dass es wesentlich schneller geht, wenn gleich eine Umsatzreduktion zusammen mit der Energiewende praktiziert wird. Also einmal der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie, und derweil z.B. schon mal die Förderung des Fahrradverkehrs zusammen mit weniger PKW durch Förderung von Carsharing und des öffentlichen Nahverkehrs. Das würde Geld frei machen, das gleich in mehr Tempo umgesetzt werden kann.

Das gilt auch für den Flugverkehr oder für die Bautätigkeit. Auch hier kann weniger Masse gleich in mehr Qualität umgesetzt werden.

Die Idee, etwa Erdgas in Wasserstoff und Kohlendioxid aufzuspalten, und das Kohlendioxid gleich wieder in ausgebeuteten Gasfeldern dauerhaft zu versenken, wäre keine schlechte Idee, finde ich. So könnten die bestehenden Gasfelder etwa in Russland relativ emissionslos gleich mittels bestehender Pipelines Wasserstoff nach Deutschland transportieren. Das dabei freiwerdende CO2 kann man am Ort der Förderung direkt wieder versenken. So hätten wir eine Energiequelle für saisonale und mehrjährige Angebots- und Verbrauchsschwankungen, die Wasserstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge aller Art und auch für Brennstoffzellen im Keller als hocheffektive Kraft-Wärmekopplung nutzt. Das kann dann sowohl die Heizung auch bei anhaltender Kälte wie auch die Stromversorgung bei ausgeprägten Dunkelflauten sicherstellen.

Hier muss sich nur erweisen, was jetzt wirtschaftlicher ist. Das gilt genauso für Atomkraft. Wenn es teurer ist, als einfach mehr Sonnen- und Windenergieanlagen zu installieren, macht es keinen Sinn, wenn es aber kostengünstiger ist, dann sollten wir es machen.

Das bei der Erdgasförderung entweichende Methan ist zwar 25 mal stärker als CO2, aber bleibt nicht Jahrtausende in der Atmosphäre, sondern nur maximal 15 Jahre.

Wikipedia Stichwort Treibhausgase:
„Methan trägt aufgrund seiner hohen Wirkung (25-mal wirksamer als CO2) mit rund 20 % zum anthropogenen Treibhauseffekt bei. Die Verweilzeit in der Atmosphäre ist mit 9 bis 15 Jahren deutlich kürzer als bei CO2.“

Langfristig gesehen spielt das Methan, dass bei der Erdgasnutzung durch Lecks frei wird, also kaum eine Rolle.



Kommentar vom 11.11.2021 00:39
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@Michael 10.11. 22:10

„Tatsächlich richtet sich die christliche Eschatologie nicht auf eine vermeintlich goldene Vergangenheit, sondern auf eine messianische Zukunft.“

Das ist insofern besser, weil die messianische Zukunft ja noch offen ist. Man kann hier ganz moderne Verhältnisse als Grundlage für diese Zukunft nehmen, und über die Jahrhunderte kann dies sich in Ruhe wandeln.

Aber es bringt auch die Gefahr mit sich, dass man die Dinge viel zu wenig selber in die Hand nimmt. Mag sein, dass genau das auch die Religionslosigkeit des Kommunismus bedingt hat. Wenn keiner mitmacht, weil er erst auf den Messias wartet, passiert nix.

Ganz modern ist hier nun ja, dass der Mensch inzwischen so mächtig geworden ist, dass er überhaupt nicht mehr daran vorbei kommt, sich um seine Zukunft aktiv zu kümmern. Wie wäre es, genau diese Einstellung als Basis für ein gewisses neues Zeitalter anzusehen?

Die Idee von 1000 Jahre Friede oder ähnlichen Zukunftsvorstellungen als Wirkung von Jesus Wiederkehr und der folgenden Vernichtung des Bösen, was soll das denn konkret sein? Ich finde, das ist so wirsch wie jede dumme Psychose von ganz normalen Verrückten.

Der christliche Mythos ist nach Jung ein Archetypus, der zum Menschen dazu gehört. Eine Art eingebautes religiöses Element. Wir reagieren auf sowas intensiv, das kann uns in den Bann ziehen. Aber nüchtern betrachtet, sind hier Vernunft und vernünftige Kommunikation unter uns Menschen, eine Verständigung darüber, wie wir miteinander leben wollen, etwas, das wirklich möglich ist.

Die Idee von der Magie im Leben finde ich interessant, aber sie ist nicht unbedingt die Grundlage für ein vernünftiges Miteinander und den Umgang mit Natur und Ressourcen. Die Teilhabe an Geisteswelten mag eine Grundlage für das Leben des Einzelnen sein, und die ist immer persönlich. Aber wer mit Geist nichts zu tun hat, lebt eben ohne. Das war vielleicht nie das Problem.

Wir brauchen in der Konsequenz keinen Glauben, aber dafür um so mehr Engagement auf Basis einer eigenen Wahrhaftigkeit.

Das sollte beim Verhältnis von Wissenschaft und Religion dann auch auf andere Religionen außerhalb des christlichen Dunstkreises übertragbar sein – wobei die Zukunftsorientierung allerdings tatsächlich vorteilhafter sein kann, als wenn man von der Wiederherstellung eines ehemaligen „Paradieses“ träumt.

Aber entscheidend bleibt, dass wirklich nur dann was passieren kann, wenn wir es selber in die Hand nehmen. Und nur hier sehe ich wirkliche Perspektiven.



Kommentar vom 10.11.2021 00:33
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@Webbaer 09.11. 18:55

„Die Überlagerung des Begriffs im (wie wohl auch von Ihnen gemeintem) ökologistischen Sinne...“

Ich meinte auch die allgemeine Nachhaltigkeit, zusätzlich zur Naturverträglichkeit

„Indem argumentiert, das Streitgespräch gesucht wird, das Argument – und Andersmeinende, lol., nicht als ‘abgehängt’ verortet werden?“

Als Abgehängte dachte ich eigentlich an Einzelpersonen und ganze Länder, die wirtschaftlich im Abseits stehen.

„Gar nicht, die Wirtschaft meint die Zusammenarbeit von Individuen, gerne auch in institutionialierter Hinsicht, sie meint keinen Rückbau.“

Ich hab nichts gegen Wirtschaftstätigkeit, nur die derzeitigen Rahmenbedingungen führen zu Wirtschaftskrisen, wenn die Wirtschaft nicht wächst. Das passt nicht zu einer Welt, die eben längere Zeit kein Wirtschaftswachstum generiert, weil es auch mal genug des Umsatzes sein kann. Und der Mensch weniger konsumieren will, dafür aber sich Zeit frei macht, um Vergnüglicheres zu unternehmen, das nicht unter dem wirtschaftlichem Regime steht.

Im Fall einer nachhaltigen Wachstumsstörung bräuchten wir insbesondere hinreichende Vermögenssteuern, dass die neuen Profite, die nun nicht mehr investiert werden können, in die Staatskasse wandern können. Zumindest solange uns nicht besseres einfällt, was wir nun doch wieder Neues konsumieren wollen.

Das können auch richtig große Anstrengungen sein, den Kosmos mit neuen Riesenteleskopen zu erforschen und uns auf den Weg zu machen, zu den Sternen zu fliegen.

Auch die kommenden KI-Möglichkeiten könnten dermaßen effektiv sein, dass hier der Wachstumsvorgang dann wirklich Schwierigkeiten bekommt. Und letztlich selbst bei sinkenden Umsätzen mehr Produkte hergestellt werden, als der Mensch noch gebrauchen kann.

„Durch Überzeugung (vs. Überredung, vs. durch Zahlung monetärer Art).“

Unbedingt in dieser Reihenfolge. Überzeugung alleine geht aber auch mal nicht.



Kommentar vom 09.11.2021 18:35
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@hto 09.11. 12:09

„..wenn Mensch es nicht schafft, seiner seit der “Vertreibung” eigenverantwortlichen Vernunftbegabung entsprechend, ebenbildlich fusioniertes Bewusstsein zu entwickeln,..“

Können wir aber nur mit Wasser kochen. Also Inspiration, Überlegung, Phantasie und Akkumulation von Wissen und Lösungselementen. Diese dann zunächst per Kommunikation sich konkretisieren und ausbreiten zu lassen, bis dann eben im demokratischem Prozess vielleicht auch dann Taten im Sinne von gesetzlichen Regelungen folgen.

Die richtigen Fragen zu stellen ist ein Anfang:

Welcher Konsum macht überhaupt Sinn?
Wie geht das Nachhaltig und Naturverträglich?
Wie können wir die Abgehängten wieder einbeziehen?
Wie geht es später dann ohne Wirtschaftswachstum?
Wie kann man das Kulturübergreifend umsetzten?

Entsprechende Antworten und Lösungen gilt es dann zu konkretisieren. Fusioniert könnte man das dann nennen, wenn es fertig ist. Individuen sind wir dann aber immer noch.



Kommentar vom 09.11.2021 00:22
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@Hilsebein 08.11. 11:40

„Und ob nun jeder für sich stirbt oder kollektiv ausstirbt, ist doch Jacke wie Hose.“

Klar, ist das so. Aber es geht im Leben nicht um den Tod. Man möchte auch gelebt zu haben, und man möchte vielleicht auch, dass nicht nur die eigenen Kinder leben, sondern der Mensch allgemein noch für etliche Millionen Jahre.

Menschliches Leben kann wunderbar und superspannend sein, man wird Teil seiner Umwelt und verbindet sich im Leben miteinander. Genau dafür sind wir hier.

Ein vom Menschen gut gepflegter Planet kann auch für die nichtmenschliche Natur ein Segen sein. Im eigenen Garten kann man das jetzt schon praktizieren, im ganzen Land entsteht gerade eine Bewegung, die neben Klimaschutz tatsächlich ein Gedeihen von Mensch zusammen mit möglichst wilder Natur anstrebt.

Wir sind da noch am Anfang, und die Risiken, die dem entgegenstehen sind vielfältig. Aber unterm Strich haben wir unsere Chance, würde ich sagen. Wenn wir tun, was uns vernünftig erscheint, wenn wir uns kundig machen, wie wir ein Zusammensein mit der Natur hinbekommen, dann kann das tatsächlich was werden.

„Was ist denn die sogenannte Menschheit, wenn niemand mehr hinsieht?“

Dann gucken eben nur noch die Tiere hin. Seit 600 Millionen Jahren gibt es größere Mehrzeller auf diesem Planeten, diese Zeiten werden auch ihren Sinn gehabt haben. Natur ist offenbar auch unabhängig vom Menschen schon eine sinnvolle Veranstaltung. Mit Menschen jedenfalls kommen nicht nur wir selber aus dem Diktat einer unkontrollierten Evolution heraus. Wir sind dabei mit Technik und Vernunft eine Ära der intelligenten Begleitung der gesamten Natur einzuläuten.

Asteroidenabwehr oder auch eine zukünftige Klimakontrolle, die zukünftige Eiszeiten verhindert, sind uns Menschen möglich. Ganz zu schweigen von einer Besiedlung von Exoplaneten, die noch nur Mikroben beherbergen, und nie die Zeit hatten, komplexes Leben aus eigener Kraft hervorzubringen.

Aber das wichtigste scheint mir zu sein, dass ein Menschenleben meistens ein Geschenk ist, und dass wir dazu fähig sind, uns so zu organisieren, dass die Natur um uns auch in ihrer Fülle leben kann.

In diesem Sinne mögen auch die Geister der Natur und die Geister dieses Kosmos uns schützen und uns darin unterstützen, hier noch was Vernünftiges aus dieser Weltkultur zu machen.

Sonnenstürme, Supervulkane, Atomkriege, Klimawandel, kapitalistisches Vor-die-Wand-fahren ist alles möglich, aber eben auch vermeidbar bzw. mit entsprechender Vorbereitung zu managen. Und wenn es dann eben doch schief geht, dann geht es eben schief. Wir können es nur probieren. Was sollen wir sonst machen?



Kommentar vom 07.11.2021 13:34
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@Paul S 07.11. 11:40

Solange die Wirtschaft hinreichend wächst, besteht das wachsende Vermögen der Kapitalisten in entsprechenden Produktionsmitteln und Immobilien, die insgesamt für alle noch Sinn machen. Wer hier der Besitzer ist, ist nicht entscheidend, solange das Spiel funktioniert und neue Gewinne gleich wieder in neue Produktion investiert wird.

Will man das Wirtschaftswachstum reduzieren, oder lässt es sich gar nicht mehr realisieren, weil z.B. die Konsumenten nicht mehr hinreichend konsumieren wollen, dann hat man ein Problem.

Einen Anfang haben die G20 jetzt gemacht, und Mindestunternehmenssteuern vereinbart. Das geht schon mal in die richtige Richtung. Zusätzlich ließe sich das nach @hto benannte imperialistisch-faschistische Erbensystem allerdings durchaus wirklich entschärfen:

Einfach nach und nach immer höhere Vermögensteuern und Erbschaftssteuern erheben, praktischerweise in weltweit abgestimmtem Vorgehen, dann kann keiner mehr davor in andere Länder ausweichen.

Mag sein, dass man das nie durchsetzen kann, weil die Kapitalisten zu viel Macht haben, kann aber auch sein, dass die Kapitalisten selber einsehen, dass die Alternative schreckliche Überflusswirtschaftskrisen bedeutet, die ihnen noch teurer zu stehen kommen.

So wäre die Welt auf dem Weg in einen geordneten Rückbau von derzeit grassierender Verschwendung in Richtung einer klimaneutralen Weltwirtschaft, die sich aufs Sinnvolle besinnt, und z.B. Privatautos oder Rüstungsausgaben im wesentlichen vermeidet.

Aus Sicht der Kapitalisten stehen dann die fälligen Vermögenssteuern den aktuell gemachten Profiten gegenüber, und immerhin können sie ihr Vermögen noch ein wenig ausbauen, oder wenigstens die Vermögensschrumpfung verzögern, wenn sie gut wirtschaften.

Aber das ist auch für die Kapitalisten immer noch besser als politische Verhältnisse, die zwischen Überflusswirtschaftskrisen und drohender Komplettenteignug auch für das Kapital richtig schwierig werden können.



Kommentar vom 07.11.2021 12:55
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@Supervulkane

Alle paar hundert Jahre bricht irgendwo auf der Welt ein Vulkan aus, der mit Asche und Schwefelsäure die Sonne so sehr verdunkelt, das es zu einigen kalten Jahre weltweit kommt. Auf der Basis der ohnehin höheren Temperaturen durch den Klimawandel fällt diese Wirkung schwächer aus als früher, kann aber immer noch globale Probleme machen.

In Europa wird das wie üblich zu massiven Einbrüchen in der landwirtschaftlichen Produktion führen. Hier entsprechende Vorräte anzulegen wäre recht aufwändig, und würde Flächen notwendig machen, die u.U. gar nicht existieren. Offenbar ist man nicht schlecht beraten, wenn die Bevölkerungsgröße zur landwirtschaftlichen Produktionsfläche passt. Das gilt national, wie auch für die EU, würde ich sagen. Im Katastrophenfall wird es schwierig sein, im Ausland einzukaufen, wo die Menschen selber nicht genug zu essen haben.

Was uns allerdings entgegenkommen würde, das ist paradoxerweise unserer Fleischkonsum. Der verbraucht fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen, und ist dabei ernährungsmäßiger Luxus. Im Krisenfall kann man aber einfach zügig einen Großteil der Tiere schlachten, und schon mal verzehren, und dann auf den freigewordenen Flächen, wo früher die Futtermittel angebaut wurden, vegetarische Nahrung für die Menschen anbauen. So könnte man einen mittelgroßen Supervulkan überleben. Kommt es dagegen zu noch größeren Ausbrüchen wie alle paar Jahrtausende, dann kommen wir an einem menschliches Massensterben nicht vorbei.

Überhaupt machen niedrige Bevölkerungszahlen vieles einfacher. Mehr Platz für Windräder, für Urwälder und wiedervernässte Moore, weniger Platzverbrauch für Straßen und Gebäude, mehr Platz für Tourismus im eigenen Land, weniger Rohstoffbedarf. Und eben Platz für Tierhaltung und dazugehörige Futterproduktion.

Mag sein, dass wir zukünftig tatsächlich mittels grünem Wasserstoff massenweise Nahrungs- und Futtermittel von Bakterien produzieren lassen. Diese Produktion könnte man im Katastrophenfall Supervulkan dann schnell hochscalieren, und uns so nachhaltig auch mit höheren Bevölkerungszahlen im Krisenfall versorgen können.

Überhaupt könnte man nach erfolgreicher Energiewende alle anfallenden Überschüsse an grünem Strom in Form von diesen Bakterienprodukten umsetzten und für den Krisenfall als Reserve lagern. Ebenso kann man synthetische Kraftstoffe in großen Mengen produzieren und lagern. Wenn ein Supervulkan auch die Ernte der Solarstromproduktion entsprechend reduziert, hat man dann auch ein gewisses Backup dafür.

So könnte man einige Jahre vulkanischen Winter mit stark reduzierter Wirtschaftstätigkeit und vorübergehend vegetarischer Ernährung ganz gut überleben. Wer dick ist, hat es noch etwas leichter.



Kommentar vom 07.11.2021 01:02
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@Maier 06.11. 20:43

„Es muss ja nicht mal “Kiekert vs Ford” sein, lokale Ereignisse ( Japan, Suezkanal ) oder eben sowas wie Zerstörung durch Feuer oder Erpressung ( wirtschaftlich, politisch ) können es auch sein.“

Scheint wohl doch eine gute Idee zu sein, von Staats wegen etwas vorzusorgen, und eben zu gucken, dass wir in Europa alles Essentielle auch selber herstellen können. Dann müssten wir auch nicht mehr auf biegen und brechen Taiwan verteidigen. Die Chipproduktion macht zwar 30 Mrd Umsatz, die amerikanische Rüstung verschlingt 700 Mrd jährlich. Das lohnt sich doch einfach nicht. Und eine eigene Chipproduktion in Europa würde wohl auch sicherstellen, dass keine fremden Hintertüren eingebaut werden.

Die Energiewende jedenfalls macht auch unabhängig von Kohle, Öl und Gas, wenigstens das regelt sich zukünftig von selber.

Ansonsten fallen mir hier noch unsere Atomkraftwerke als Zusatzrisiko ein. Die Nachzerfallswärme in den Brennstäben erfordert auch nach Abschaltung der Kettenreaktion noch viele Monate intensiver Kühlung. Wenn hier die Notstromdiesel wegen Treibstoffmangel stehen bleiben, fliegt der Reaktorkern auch nach Monaten noch innerhalb weniger Tage in die Luft. Wenn also ein Zusammenbruch der Zivilisation schnell vor sich geht, kommt eine weiträumige Verstrahlung durch hunderte explodierende AKWs noch dazu. Ob das dann noch was zur Sache tut, ist eine andere Frage.

Erst wenn die abgebrannten Brennstäbe so weit abgeklungen sind, dass sie schön verpackt in ihren Castoren in der Lagerhalle stehen und sich passiv kühlen können, sind sie nicht mehr akut gefährlich. Ein Zusammenbruch der Zivilisation würde diese Lagerhallen mit dem gesammelten Atommüll aus 70 Jahren dann zum Endlager machen.

@DH 06.11. 20:29

„Versemmeln wir diese Chance, werden weit gravierendere Katastrophen auf uns zukommen. Zum Glück haben wir noch den Klimawandel, ohne wäre unser Untergang besiegelt.“

Bedrohungen von außen fördern menschliche Zusammenarbeit, in der Tat. Und technologischer Umbau mit Nachhaltigkeitsanspruch kann auch Resilienz gegen globale Systemstörungen gleich mit einbauen.



Kommentar vom 06.11.2021 17:51
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@hwied 06.11. 09:54

„Bei 1,5 Milliarden Menschen geht es gar nicht anders als kollektivistisch.“

Kollektivistisch ist vielleicht auch relativ zu betrachten. Auf jeden Fall hat eine große Bevölkerungszahl auch potentiell mehr Entwicklungsabteilungen, zum Nachentwickeln von dem was wir noch als Vorsprung haben, und darüber hinaus.

„…,in Afrika bedeutet das “back to the jungle”.“

Vielleicht bekommt Afrika ja noch seine Chance. China treibt dort schon mancherorts die Landwirtschaft voran, da ist glaube ich noch Potenzial. Auch für fortschrittlichen Bioanbau mit hohen Erträgen. Die Welt kann es brauchen. Und die Energiewende kann auch endlich zu einer vollständigen Elektrifizierung des ganzen Kontinentes führen. Als Standort mit günstigen Strompreisen aufgrund der hohen und zuverlässigen Sonneneinstrahlung ist der Kontinent zukünftig wohl auch bevorzugt.

Fehlen noch bessere politischen Verhältnisse, und vielleicht auch mehr Arbeitsmoral. Es soll in Afrika noch Gegenden geben, wo traditionell die Frauen fast alle Arbeiten machen müssen. Die Männer herrschen nur und machen Geschäfte. Das kann man sicher ändern. Wenn es entsprechende Arbeitsplätze gäbe, würden die wohl das Angebot annehmen. Insbesondere soll Afrika mittels Internet bildungsmäßig aufholen. Das könnte was ändern.



Kommentar vom 06.11.2021 15:39
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@Michael 06.11. 06:57

„Auch hier gilt: „Das Medium ist („prägt“) die Botschaft.““

Was geschrieben steht hatte lange Zeit eine gewisse Autorität. Zu Zeiten vor dem Buchdruck waren Bücher einfach auch sehr rar, und allein daraus war ihre Wirkung um so exklusiver. Und auch nach Erfindung des Buchdrucks war erst die Kirche, danach auch der Staat fleißig am zensieren, dass das Geschriebene dann auch recht stringent war, sozusagen anscheinend verlässlich.

Und auch in modernen Zeiten war Gedrucktes auch ohne Zensur lange Zeit immer noch recht exklusiv. Wer sich wirklich zu Wort melden wollte, brauchte einen Verlag, und dieser brauchte dann Auflagen von mindestens 50.000, um einigermaßen wirtschaftlich zu sein.

Inzwischen bietet das Internet jedem, der schreiben kann und einen Computer hat, die Möglichkeit Text und Bilder zu verbreiten, und auch gedruckte Versionen sind ab einer Auflage von 50 schon von den Druckkosten her praktikabel. Ich selber habe für einige Freunde und Bekannte schon kleine Buchprojekte gelayoutet und bei einer Online-Druckerei in Miniauflage bestellt. Ein kleiner Gedichtband mit z.B. 70 Seiten Din A5 kostet pro Stück nur noch 1 Euro. Diese kleinen Auflagen verteilt man dann einfach im Freundeskreis.

Digitaldruck samt Vollautomatisierung des Bestellvorgangs machen es möglich. So ist dann inzwischen das geschriebene Wort gründlich demokratisiert. Das kann zu Ausfällen führen, aber eben auch die allgemeine Diskussion beflügeln. Nicht immer in der Qualität, aber auf jeden Fall in der Geschwindigkeit.

Und die Autorität des geschriebenen Wortes lässt zwangsläufig dabei nach. Was, meine ich, eher positiv zu bewerten ist. Es soll wirklich der Inhalt überzeugen, nicht ob ein Text so massentauglich ist, dass er auch die hohen Auflagen bringt, die früher rein wirtschaftlich nötig waren.

So wird die Überprüfung bzw. ggf. die Falsifikation des gesamten Kulturinventars erst so richtig in Gang gesetzt. Insofern wie die eigene Wahrhaftigkeit die treibende Kraft ist, kann es dann auch zu Diskussionen führen, die weiterführen.



Kommentar vom 06.11.2021 00:21
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@Michael Artikeltext

„Wie andere Religionen und Weltanschauungen auch könne das Christentum laut Popper in Historizismus und “Anbetung des Erfolgs” fehlgehen. Doch nach seinem “Geist” weise es eigentlich auf eine Akzeptanz von auch unbequemer Wahrheit sowie Mitleid mit den “Leidenden und Bedürftigen” hin. Zudem habe es im Gegensatz zu anderen Religionen kein “Goldenes Zeitalter” ausgeprägt, in das die Gläubigen vermeintlich zurückkehren könnten.“

Klare Pluspunkte für das Christentum. Wie sieht das damit im Islam, im Judentum, bei Buddhisten, Konfuzius und Laotse aus? Ich schätze mal, dass hier Laotse näher dran ist. Vielleicht ist Laotse an der menschlichen Wirklichkeit und ihrem Potential sogar näher dran als das Christentum.

Klare Minuspunkte des Christentums sind mir der Fokus auf das Himmelreich und die Forderung nach Glauben.

„Können sich aber sowohl religiöse Christinnen und Christen wie auch nichtreligiöse Humanist:innen auf einen solchen Trialog zwischen Wissenschaft, Erkenntnistheorie und Religion einlassen?“

Gute Idee, hier mal zu gucken, wie man so Manches miteinander vereinbaren kann. Gerade Biologie und Psychologie sind eine Quelle für Neuigkeiten in unserem Selbstverständnis, was zugleich einen Abgleich mit den Traditionen erfordert. Ich würde das jetzt aber auch auf alle anderen Religionen ausweiten wollen.

Auch gerade mit Naturreligionen, die in sich schön unkompliziert und ziemlich praxisnah zu sein scheinen. Die Naturvölker selbst scheinen durchaus Interesse an Technik und Wissenschaft zu haben, und sind teils auch unterwegs, dieses mit ihrer Weltauffassung zu vereinbaren.

Allerdings könnte gerade die christliche Forderung nach Glauben so mancher Verständigung im Wege sein. Im Gespräch mit radikaleren Christen kommt es meiner Erfahrung nach immer wieder auf den womöglich mangelnden Glauben zurück, was einen entspannteren Erfahrungsaustausch immer wieder schwierig machen kann. Hauptsache ist öfter der Glaube, und detaillierte Fragen der Lebenspraxis werden immer wieder in den Hintergrund gedrängt, und damit auch Konflikte überdeckt.



Kommentar vom 05.11.2021 14:27
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@Holzherr 05.11. 10:44

„Was hat das mit der Grösse zu tun? Glauben sie wirklich man brauche einen grossen Bruder/Führer?“

Neiin. Der Vorteil der Größe liegt darin, dass man auch mal was nachentwickeln kann, was man sich bei uns nicht abgucken konnte. China hatte genug eigene Entwicklungsabteilungen, um unseren technischen Vorsprung aufzuholen. Einmal ist der Binnenmarkt riesig, und dann konnte man sich daran machen, gegen unseren Vorsprung auch bei höherwertigen Produkten mitzuhalten. Je größer die Volkswirtschaft, desto eher kann man es sich leisten, etwas erst noch zu entwickeln, was wir schon längst fertig haben, und deshalb mit unserem technischem Vorsprung inzwischen entsprechend billiger herstellen können.

Was die ESA angeht, so ist auch in Europa eine ernstzunehmende Weltraumtechnik nur als Gemeinschaftswerk funktionstüchtig. Oder auch die Forschung an Fusionsreaktoren. Silikonvalley ist klein, aber da steht auch die ganze USA dahinter.

„Und das waren eben die Grundlage für die von Deng Xiaoping eingeleitete wirtschaftliche Revolution, die im wesentlichen allen Chinesen das Recht gab, selber wirtschaftlich aktiv zu werden.“

Zusammen mit der Arbeitsmoral war dieses natürlich auch die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg. Aber die Größe spielt eben auch mit.

Bei uns in Europa sind die geringen Rüstungsausgaben durchaus ein wirtschaftlicher Vorteil. Ich vermute, hier ist sogar noch Luft nach unten. Die Rüstungsausgaben wären besser angelegt, wenn wir mit dem Geld lieber eben auch Chipproduktion, Betriebssysteme und Onlineplattformen aufbauen würden, die weder von den USA noch von China zum Datensammeln missbraucht werden können.

Die militärischen Abenteuer der USA und einiger Verbündeter im Nahen Osten haben nicht mehr gebracht, als den einen Diktator abzusetzen, um dem Nächsten den Griff zur Macht zu ermöglichen. Das ist zwecklos, scheint mir. Die Menschen dort müssen ihre Zukunft wahrscheinlich selber ausfechten, so wie bisher, seit dem Ende der Kolonialzeit, funktioniert doch nichts vernünftig. Eine europäische Armee, die da mithelfen könnte, wäre militärisch denkbar, aber das Projekt scheitert an der Realität der Menschen im Nahen Osten.

Die entsprechenden Steuergelder kann man einfach besser anlegen.



Kommentar vom 05.11.2021 00:36
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@Holzherr 04.11. 17:50

„...haben sie ihre Bewunderung für grosse Länder wie China, Indien, Russland, etc zum Ausdruck gebracht...“

Eigentlich sehe ich hier vor allem in China wirtschaftliche Erfolge, insbesondere weil China so groß ist, dass sie flächendeckend unseren technischen Vorsprung aufholen konnten. Mag sein dass Korea und Taiwan noch deutlich erfolgreicher sind, aber hier könnte auch eine exklusive Förderung durch den Westen mitgespielt haben. Im allgemeinen scheint mir die europäische Entwicklungspolitik mit dem Kleinhalten von armen Ländern gut klar zu kommen.

So oder so wäre es eine gute Idee, mittelfristig eine Chipproduktion auch in Europa zu realisieren. Nicht nur wegen eventuellen Konflikten mit China, überhaupt hat die Coronakrise gezeigt, dass allzu große Spezialisierung Probleme machen kann. Nebenbei finde ich es sowieso nicht so doll, dass wir nur chinesische oder amerikanische Computertechnik nutzen können, wo wir mit Spionagehintertüren leben müssen. Besser wäre es, wir könnten hier alles auch selber machen, oder wenigstens vollständige Kenntnisse über alle Details von Hard- und Software haben.

Ansonsten hätte ich wenig Lust in China zu leben. Ich hätte keine Lust vorsichtig zu sein, was ich meine und kommuniziere. Nur arbeiten und ansonsten die Klappe halten ist nicht nur unangenehm, es behindert neben der Weiterentwicklung der Kultur auch die Weiterentwicklung des Einzelnen.

Aber verglichen mit Afrika oder dem Nahen Osten lebt es sich im modernen China deutlich besser. Wenn neben politischen Mängeln dann noch massive Massenarmut Alltag ist, kommt es doppelt. Wenn dann noch Bürgerkriege dazukommen, kann ich verstehen, dass die Menschen ihre Heimat verlassen, und versuchen, nach Europa zu kommen.



Kommentar vom 04.11.2021 15:59
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@Holzherr 04.11. 11:44

„..nichts anderes als Ermutigung zu weiteren aggressiven Akten bedeutet.“

Welche denn? Wir haben hier jedenfalls keinen Hitler, der meint, dass er die Welt beherrschen muss. Mir scheint, dass die Chinesen mit wirtschaftlichem Wohlstand ziemlich zufrieden sind.

„Taiwan ist der wichtigste Hersteller von fortgeschrittenen Halbleiterchips.“

Ein so kleines Land mit seinen 23 Millionen Einwohnern kann so wichtig wohl nicht sein. Hier wäre es sicherer und vor allem kostengünstiger, woanders diese wichtigen Chips auch noch zu produzieren. Wie teuer mag das werden, wenn die US-Marine dauerhaft in der Lage sein will, hier die Sicherheit von Taiwan zu garantieren? Das lohnt sich doch nie im Leben. Und wie gesagt, hier geht es nicht um die Freiheit der Taiwanesen. So wenig wie es im Irak und Afghanistan um Iraker oder Afghanen ging.

Hauptgrund sind hier vermutlich einfach neue Argumente für hohe Rüstungsausgaben in den USA, im Interesse der Rüstungsfirmen und gegen die Interessen des amerikanischen Steuerzahlers.

„...denn nicht nur der Westen, sondern auch viele asiatische Länder würden sich von China distanzieren.“

Bleibt wirklich zu hoffen, dass China dem Ansehen gegenüber der Weltgemeinschaft nicht gleichgültig gegenüber steht.



Kommentar vom 03.11.2021 18:07
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@Holzherr 02.11. 17:40

„China hat x militärisch hochgerüstete Inseln im südchinesischen Meer etabliert und es hat Anstalten getroffen umstrittene Inseln vor Vietnam, Japan, Vietnam und Japan in den eigenen Besitz zu bringen.“

Hört sich jetzt aber so bedrohlich auch nicht an. Die Briten halten ja auch immer noch Gibraltar. Und die USA Guantanamo.

„Der Vergleich des China-Taiwan Konflikts mit Nordirland ist übrigens unpassend, denn es gibt kaum Taiwanesen, die unter Xi Jinping leben wollen,“

Ein Vergleich mit dem Baskenland wäre wohl passender. Was wäre aus der EU geworden, wenn Deutschland den Basken in ihren Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch geholfen hätten? Wobei ich ein unabhängiges Baskenland gar nicht schlecht fände. Aber die Realität Spaniens ist hier zu beachten. Einmischen oder nicht ist hier die Frage, nicht, was man besser fände.

„Die Einmischung der USA in den Konflikt um Taiwan besteht lediglich in Waffenlieferungen und in der Warnung, sie würden Taiwan bei einem Angriff beistehen.“

Finde ich nicht gut. Der Vietnamkrieg direkt nebenan war auch überflüssig wie sonst was. Und dann auch noch vollkommen Ergebnislos. Wie manch anderes Engagement der USA auch, etwa in Somalia, Irak, Libyen, Syrien und Afghanistan.

Es geht hier um Vieles, mit Sicherheit aber nicht um die Taiwanesen.



Kommentar vom 02.11.2021 15:23
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@Grüter 02.11. 14:30

„Der Einfluss der Rüstung auf die Wirtschaft ist sicherlich komplex.“

Dem würde ich noch hinzufügen, dass Staatsgelder knapp sind, und auch sehr vorteilhaft in Infrastruktur, Bildung und soziale Stabilität investiert werden können.

Was dann alles auch der Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Wirtschaft entgegenkommt. So haben die USA auch ein chronisches Außenhandelsdefizit.



Kommentar vom 02.11.2021 15:05
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@Holzherr 01.11. 16:48
„Doch den Expansionsplänen Chinas muss man entgegentreten. Denn wenn man es nicht tut, dann expandiert China. Zwar nicht global, aber im südchinesischen Meer.“

Wenn man sowieso Ärger haben will, klar.

Bisher expandiert China nicht. Tibet, muslimische Minderheiten, Hongkong und Taiwan sind komplett Chinesisches Gebiet. Der Konflikt mit Taiwan ist vergleichbar mit Nordirland. Ich denke nicht, dass es irgendwas bringt, sich da einzumischen. Es ist zwar bedauerlich, dass China sich mit der Abspaltung Taiwans nach 70 Jahren nicht abfindet, aber wir können uns hier einfach nicht damit nützlich machen, indem wir militärisch aktiv werden.

Allerdings haben wir unsere Wiedervereinigung auch nie ganz aufgegeben, und letztlich sogar ohne Krieg dann doch bekommen, und einfach Glück gehabt, so wie sich das Ende des kalten Krieges dann entwickelt hat. Weiß man den schon, ob sich China zukünftig nicht doch noch entschließt, seinen Bürgern eine allgemeine Meinungsfreiheit zu geben? Ich schätze mal, das Wirtschaft und Verwaltung inzwischen so gut funktioniert, dass hier Lockerungen durchaus möglich wären, ohne dass es wirkliche Probleme damit gäbe.

Sollte China gegen Korea, Japan oder Vietnam vorgehen, sähe die Sache anders aus. Offenbar ist davon allerdings nichts zu sehen. China treibt hier gerne Handel, und sucht bis nach Afrika nach guten Beziehungen, insbesondere auch was die Beschaffung von Nahrungsmitteln betrifft. Technik als Gegenleistung sind dann auch bei den Handelspartnern sehr willkommen.



Kommentar vom 01.11.2021 16:30
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/hyperschallwaffen-gefaehrlich-sinnlos/

@hwied 01.11. 10:36

„Wie sich die USA gegenüber China verhalten ist nicht korrekt, mit Taiwan haben sich die USA einen Stützpunkt direkt vor der chinesischen Küste geschaffen. Das wird einmal zum Krisenherd werden.“

Sehe ich auch so. Innerhalb der EU hatten wir auch schon 3 Seperatistenprobleme, in Nordirland, im Baskenland und mit Katalonien. Das Einzige, was man als Außenstehender anbieten kann ist eine Vermittlerrolle. Militärisches Eingreifen ist nur ein Kriegstreiber, der dann noch ganz andere Dimensionen an Unruhe provoziert.

Das gilt weltweit und unabhängig von der Regierungsform, und meistens auch unabhängig von den Gepflogenheiten in Hinsicht Menschenrechte.

Diese atomare und konventionelle Hochrüstung wird vermutlich hauptsächlich von den USA vorangetrieben, und das gar nicht mal unbedingt aus Machtmotivation heraus. Das bringt auch den USA handelsmäßig unterm Strich überhaupt nichts. Wenn sie ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken will, wäre das Geld für die Rüstungsausgaben in einer direkten Wirtschaftsförderung viel besser angelegt.

Hier geht es vermutlich eher um die Umsätze und die Traumrenditen der landeseigenen Rüstungsindustrie, die von den dortigen Lobbyisten erfolgreich motiviert werden.

Im Kalten Krieg ging es offiziell darum, die Kommunisten zu Rüstungsausgaben zu zwingen, bis das System daran kollabiert. Das hat tatsächlich funktioniert, war aber dennoch sinnlos, die Russen wären entweder von selber dann eben später Pleite gegangen, oder sie hätten so die Kurve gekriegt, wie es später die Chinesen dann gemacht haben.

Das eigentliche Argument, dass Sozialismus nichts taugt, weil er wirtschaftlich immens ineffektiv ist, hat sich inzwischen verloren, weil es diese Art von Sozialismus gar nicht mehr gibt.

Wirklich Krieg wollen wohl auch die USA nicht, mal abgesehen von kleineren Konflikten, in denen man mal die neuesten Waffen im realem Einsatz testen kann.

Bleibt eigentlich nur die Gefahr, die von immer kürzeren Vorwarnzeiten ausgeht. Die ist aber nicht unerheblich. Es gab z.B. 1984 den Fall einer Fehlfunktion im russischem Frühwarnsystem. Dieses hatte 4 Interkontinentalraketenstarts gemeldet. Der zuständige General hatte 10 Minuten Zeit für eine Entscheidung über den Gegenangriff, der laut Vorschrift jetzt gestartet werden musste. Weil er es für unplausibel hielt, dass die Amerikaner mit nur 4 Raketen angreifen, hat er den Knopf nicht gedrückt. Hätte er nur 3 Minuten Gedenkzeit gehabt, wäre die Welt dann wohl erledigt gewesen.



Kommentar vom 01.11.2021 14:29
https://scilogs.spektrum.de/umweltforsch/klimaschutz-als-strategische-handelspolitik/

@Freyling 01.11. 13:09

„Schon ein grösserer Vulkanausbruch kann den Klimatrend umkehren…“

Ja, aber nur ganz kurzfristig. Schwefel und Staub wirken auf wenige Jahre kühlend, das ebenso freigesetzte CO2 wirkt auf Jahrtausende erwärmend. Unterm Strich sind Vulkanaktivitäten insgesamt ein wenig erwärmend.

Das einzige was positiv wäre, dass ist wenn ein Supervulkan z.B. zu einer zweijährigen Abkühlung von beispielsweise 3° führt, das wir bei einem zukünftigem Niveau von plus 2° dann eine Abkühlung haben, die nur noch 1° unter ehemaligen Normalwerten liegt. Der kurzfristige Einbruch der damit verbundenen landwirtschaftlichen Produktion durch Missernten wäre also kleiner als ohne Klimawandel.

Dagegen stehen aber die Effekte einer um 2° aufgeheizten Welt, die nicht nur in 2 Jahren Schwierigkeiten machen, sondern dauerhaft.