www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2019/07 (T.J.)


Kommentar vom 31.07.2019 19:24 auf
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/warum-ein-co2-preis-gerecht-und-notwendig-ist/

@Investitionserhaltung

So wichtig es ist, endlich eine CO2-Steuer einzuführen, sollte diese nicht zu schnell in voller Höhe eingeführt werden. Also z.B. erst 50 € pro Tonne CO2 sofort, und dann allmählich ansteigend, bis zu 200 € pro Tonne in 15 Jahren, wie es den gemeinschaftlichen Kosten entspricht, die diese Emissionen verursachen.

Wie hier im Blog schon geschrieben, sollten die getätigten Investitionen z.B. in PKWs nicht einfach ohne Vorwarnung im Betrieb so teuer werden, dass sie ihren Wert verlieren. Das wäre einfach nur teuer, weil so schnell sowieso nicht neue Elektroautos gebaut und finanziert werden können, und die regenerative Stromproduktion noch nicht genug ausgebaut ist, dass man Elektroautos auch damit aufladen kann. Wer sich richtige Spritfresser angeschafft hat, hätte hier aber rein moralisch gesehen auch weniger Anspruch auf Rücksicht, meine ich.

Das gilt im Prinzip auch für Kraftwerke, weil gerade die Kraftwerksbetreiber über ihre erfolgreiche Lobbyarbeit selber mit die Hauptverursacher für das jahrzehntelange Verzögern von wirksamen Klimaschutzmaßnahmen sind. Von daher hätte ich mit denen kein Mitleid, wenn deren Kohlekraftwerke wegen der CO2-Steuer nicht mehr wirtschaftlich sind und stillgelegt werden müssen. Zumindest die älteren davon sind auch längst abgeschrieben, auch wenn sie rein technisch noch 20 Jahre laufen könnten. Im Segment Stromproduktion kann man von mir aus gerne die CO2-Steuer schneller ansteigen lassen, sie würde dann auch die EEG-Umlage ersetzten können, die von Anfang an so unsozial wie irgend möglich gestaltet worden ist.

Auch was Flugreisen angeht, würden durch eine erfolgreiche starke Reduktion von Flugreisen riesige Investitionen in den Urlaubsländern wertlos werden, gleichzeitig gibt es gar nicht ein hinreichendes Angebot an Hotels und Urlaubsinfrastruktur in ohne Flieger zu erreichenden Urlaubsorten. Wenn also hier die CO2-Steuer erst langsam eingeführt wird, können sich die Touristikanbieter darauf auch einstellen. Das selbe gilt für die Investitionen in die Flugzeuge und die Flughäfen.

In allen Fällen macht es weniger Sinn, getätigte Investitionen wertlos zu machen, wenn ein Ersatz in der Geschwindigkeit gar nicht geleistet werden kann. Auch die Kapazitäten der Solarzellenhersteller und der Windkraftaufsteller muss erstmal mitwachsen, und die Verlegung neuer Strom- und Gasleitungen sowie der Einbau von smarten Stromzählern brauchen ein paar Jahre.

Aber es muss was passieren, dass hier einige Investitionen teilweise an Wert verlieren, wenn bessere Technik eingeführt wird, ist unvermeidlich und gehört auch generell zum unternehmerisches Risiko dazu. Wenn ich mir ein neues Smartphone gekauft habe, verliert dieses auch schnell an Wert, weil einfach ständig bessere und modernere Geräte auf den Markt kommen. Das gehört zu jedem Fortschritt dazu, dass veraltete Technik irgendwann eben auch wertlos werden kann, auch wenn die Geräte selbst noch funktionieren.

Was Autos mit Verbrennungsmotor betrifft, könnte dieser genau wie bei den LKWs sowieso dennoch eine Zukunft haben. Mit synthetischen Kraftstoffen betrieben, die aus Wind- und Solarstromüberschüssen hergestellt werden, wären diese auch 100% emmissionsfrei, und es wäre nur noch eine Kostenfrage. Bei PKWs, die nur 2 mal im Jahr für eine längere Urlaubsfahrt genutzt werden, macht eine Batterie mit 400 km Reichweite keinen Sinn, wenn sie so selten auch genutzt wird. Hier wäre ein Leihfahrzeug wohl am wirtschaftlichsten, aber wer unbedingt ein entsprechendes Statussymbol braucht, wäre mit einem Benziner dann am umweltfreundlichsten unterwegs, vorausgesetzt er benutzt für den täglichen Stadtverkehr einen kleinen Elektroflitzer mit geringer Reichweite als Zweitwagen. Wenn das Statussymbol dann vor der Tür steht, steht es da ja nicht verkehrt.



Kommentar vom 31.07.2019 14:05 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/von-einem-der-sich-wehrte/

@Umverteilung

Die Ablösung des Neoliberalismus scheint sehr schwierig zu sein. Die Lobbyisten der Unternehmen, die unsere Parlamente und Regierungen „unterstützen“, werden von den Haltern des Kapitals da hin geschickt. Also wenn hier mal eine Regierungspartei tatsächlich Vermögenssteuern einführen will, wird hier maximaler Widerstand seitens dieser Lobbyisten zu erwarten sein.

Selbst wenn wir eine Partei in die Regierung wählen, die Vermögenssteuern einführen will, müssen wir damit rechnen, dass es den Lobbyisten gelingt, diese Regierung auch zu korrumpieren, mit dem Ergebnis, dass nichts wesentliches passiert. Aber wo sind die Alternativen? Wenn das in der Demokratie nicht läuft, dann wohl gar nicht.

Ein Umsturz jeder anderen Art wird auch irgendwen an die Regierung bringen, und bei der melden sich die selben Unternehmen, und versuchen das selbe Ergebnis zu erzielen, allem voran auf keinen Fall nennenswerte Vermögenssteuern. Hier hat unser demokratisches System immer noch die besten Chancen, würde ich sagen. Also versuchen wir es doch einfach, und nutzen unsere Macht als Wähler. Was anderes fällt mir hier nicht ein.

Vermögenssteuern wären meiner Ansicht für eine wachstumsfreie Wirtschaft nötig, würden die Einführung eines bedingungsarmes Grundeinkommen erleichtern, und könnten zur Förderung der Entwicklung von armen Ländern beitragen.

Ein allgemeine Abwendung von verschwenderischen Lebensstilen würde den Klimaschutz sehr beschleunigen, direkt durch weniger Konsum, aber auch indirekt, weil dann mehr Kapital für den Aufbau von erneuerbaren Energie-Anlangen zur Verfügung steht. Weniger Verschwendung würde auch den Menschen weniger Stress und letztlich weniger Arbeit bringen und dazu beitragen, dass die Ressourcen des Planeten nicht nur geschont, sondern auch allen zur Verfügung stehen können. Auch eine Rückbesinnung der Wissenschaftsfinanzierung auf wieder sinnvollere Forschungsinhalte wäre als Nebenwirkung zu begrüßen.

Aber die aus einem (auch freiwilligem) sinkendem Konsum folgenden Überflusskrisen der neoliberalen Wirtschaftsweise wären hier wahrscheinlich. Da müssen begleitend Vermögenssteuern eingeführt werden, nur so ist eine kontrollierte Wirtschaftsschrumpfung ohne Pleitewelle zu gestalten. Besser kein wachsendes Vermögen, als eine durchgreifende Pleite: das würde letztlich sogar dem Kapital helfen. Vielleicht sehen das viele Kapitalisten zukünftig sogar ein. Das wäre dann eine Chance. Noch setzen die aber mehrheitlich einfach auf eine weitere Aufrechterhaltung des Wachstums.

Neue Modelle für Arbeit und Beschäftigung sind hier nicht nur sowieso wünschenswert, sondern auf die Dauer auch nötig. Alternativen zur reinen Erwerbsarbeit gibt es genug, man braucht nur Zeit für Fantasie und die richtigen Rahmenbedingen, meine ich.

Sollte es in Zukunft dazu kommen, das KI und Roboter tatsächlich weit mehr Arbeitsplätze überflüsssig machen, wie im Gegenzug an neuen Absatzmärkten hinzugewonnen wird, wird die Einführung von kontrolliert wachstumsfreier bzw. sogar schrumpfender Wirtschaft immer dringlicher werden. Die dann drohende weltweite Totalpleite werden dann wohl die meisten Akteure nicht haben wollen. Hoffentlich sehen die dann aber auch, was da auf sie zu kommt.



Kommentar vom 28.07.2019 12:45 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/saekularisierung-und-dekarbonisierung-thesen-aus-islam-in-der-krise-werden-debattiert

@Desertec und Rentierstaat

Wenn wir für die europäische Energieversorgung Photovoltaik im großen Stil in Nordafrika installieren, werden das meiste Geld damit die Hersteller der Solarpaneele verdienen. Vor Ort landen nur die Installierungkosten der Anlagen. Der Ertrag der Anlagen richtet sich dann nach den Marktpreisen für Energie, und wird deutlich niedriger sein, wie der derzeitige Profit mit Öl und Gas. Die hohen Investitionen müssen erstmal reingeholt werden, bevor hier richtig Gewinn gemacht werden kann.

Aber die Priorität für den Schutz der Anlagen wird dennoch sehr hoch sein, egal wer da gerade in welcher Region an der Macht ist. Die Investoren und die europäischen Staaten werden alles daran setzen, den Betrieb und den Energieexport aufrecht zu erhalten. Ob die Energie über Stromleitungen oder als Wasserstoff/Methan per Pipeline oder als Synthesesprit per Tanker transportiert wird, ist hier nicht entscheidend.

Eher sind hier ständig Konflikte um US-Wirtschaftssanktionen zu befürchten. Aber das würde vielleicht sogar den verheerender Einfluss der USA in der Region reduzieren, und damit auch die Verhältnisse stabilisieren. Traditionsgemäß fördern dort die USA jeden Ärger, der sich bietet. Wenn ein wesentlicher Teil der europäischen Energieversorgung da stationiert ist, werden wir in Europa kein Interesse daran haben, ständige Regimewechsel in der Region zu fördern. Die hohen Investitionskosten der Solaranlagen gegenüber denen der Ölindustrie machen den Unterschied.

Im Sinne der Rentierstaatstheorie haben wir keine eindeutigen Effekte zu erwarten. Die Installierung der Anlagen ist nicht die Installierung von einer funktionierenden Wirtschaft, die auf Produktion durch Arbeit beruht. Demokratie wird es den Ländern also nicht unbedingt bringen, aber eben stabilere Diktaturen, dass ist immerhin meistens besser als ständiger Bürgerkrieg, finde ich.

Zur Rentierstaatstheorie selbst würde ich sagen, das eine arbeitsproduktive Gesellschaft eben gebildete Arbeiter und studierte Fachkräfte benötigt. Diese Bildung führt dazu, dass die Menschen einerseits Demokratie fordern, und anderseits auch eine funktionierende Demokratie überhaupt erst ermöglichen. In der Geschichte und in vielen Ländern der Gegenwart kann man beobachten, dass zuwenig Bildung ein Problem für das Funktionieren von Demokratie sein kann. Der Faktor Bildung ist vielleicht wesentlicher als der Faktor einer steuerzahlenden Bevölkerung.

Auf der anderen Seite kann man beobachten, das viel Bildung auch den autoritären Stil in Diktaturen reduziert. In China ist neben der Zunahme von Bildung auch eine Zunahme von Rechtsstaatlichkeit zu beobachten, auch wenn da die Regierung nicht gewählt werden kann. Auch unsere Politik wird offenbar von Lobbyisten mehr beeinflusst als vom Wähler. Die Lobbyisten sind hier einfach näher dran.

Ein wichtiger Faktor, der Demokratie verhindern kann, ist auch das Phänomen Bananenrepublik. Durch Korruption von Außen kann auch Demokratie bzw. dessen Funktionieren verhindert werden. Gerade das ist vielleicht der entscheidende Faktor für den chinesischen Erfolg: China ist einfach zu groß, dass hier die Korruption von außen durch internationale Konzerne entscheidenden Einfluss haben kann. Die Chinesen haben es sogar geschafft, sich die Produktionsgeheimnisse von unseren Konzernen abzuluchsen, was den meisten Schwellenländern nicht gelingt. Da werden die Regierungen einfach nur von den ausländischen Konzernen geschmiert, und die Eliten konzentrieren sich darauf, das Geld für private Zwecke auszugeben.



Kommentar vom 27.07.2019 17:01 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/von-einem-der-sich-wehrte/

@Bildung und Kultur braucht Wissenschaft

Neoliberale Politik gibt denen mehr Macht, die das Geld haben. Das Dumme dabei ist, dass die, die das Geld haben, vor allem einfach nur mehr davon haben wollen, so ziemlich egal womit. So wird dann auch in der Wissenschaft die Konzentration auf wirklich interessante Inhalte erschwert, und stattdessen nur in Richtungen geforscht, wo schnelles Geld in Sicht ist, unabhängig davon, ob das denn wirklich interessant ist und uns wirklich weiterbringt.

So werden z.B. gerne neue Anwendungen für teure Hirnscanner gefördert, selbst wenn das mehr Fake als hilfreich ist. Forschung, wie man z.B. bei psychisch Kranken die Probleme auf dem Arbeitssektor lösen könnte, wird überhaupt nicht angefasst, weil damit keiner was verdienen kann.

Wie Sie, Herr Blume, es beschreiben, aus dem Auftrag “Forschung und Lehre” sei der Auftrag “Selbstdarstellung und Geldbeschaffung” geworden. Dabei ist Wissenschaft noch 3 mal wichtiger, als mit neuen Erkenntnissen nur Geschäfte anzubahnen. Wissenschaft erklärt uns die Welt, und schafft eine weltweite Basis unseres Wissens. Und gemeinsames Wissen macht auch Verbindung unter Menschen, über je mehr gemeinsames Wissen zwei Menschen verfügen, desto mehr fühlen sie sich verbunden, und desto besser können sie mit einander reden. Und auch was gemeinsam unternehmen.

Wenn wir uns auf der Welt miteinander vertragen wollen, brauchen wir auch mehr Wissensbasis, und weniger Fake-News und Sektenzeugs.

Je interessanter das Wissen ist, je mehr es die Fragen beantwortet, die uns wirklich umtreiben, und je mehr man sich darauf verlassen kann, dass das auch eine ehrliche Basis hat, was die Wissenschaft verkündet, desto hilfreicher und gemeinschaftsbildender ist das.

Selbst wenn der einzelne Wissenschaftler genau weiß, was wirklich interessant ist und was er wirklich am liebsten als nächstes erforschen will, er muss gucken, dass er was macht, was diesen staatlichen Geldverteilungsgremien gefällt. Menschen, die sich wirklich für die Welt interessieren, müssen wohl gucken, wie sie das außerhalb dieser Institutionen machen können.

Kommt das denn soweit, das wirklich an der Welt interessierte Wissenschaftler auf das Bedingungslose Grundeinkommen warten müssen? Dass sie dann eben vom Grundeinkommen leben, und Forschung und Lehre im wesentlichen ehrenamtlich organisieren? Vielleicht wäre das für die Inhalte sowieso das Beste, aber normale Vorstellungen von Beruf und Karriere sind auch mit Gelderwerb verbunden.



Kommentar vom 27.07.2019 13:39 auf
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-verzerrte-wahrnehmung-in-der-klimadiskussion/

@Martin Holzherr 26.07. 19:23 Flüssigsalzreaktoren

Na ja, ein Einschlag von 2 Tomahawk-Raketen, die Erste auf das Gebäude und die Zweite direkt auf den Reaktorkern des Flüssigsalzreaktors würden mir schon Sorgen machen. Die Kühlung fällt erst mal weg, das Salz läuft in das „Abklingbecken“, spätestens wenn der Salzpropfen plangemäß schmilzt. Jetzt ist aber das ganze Gebäude beschädigt, und die Salzschmelze im Abklingbecken wird direkt nach dem Unfall durch die Nachzerfallswärme vermutlich mehr als 1000° heiß werden und entsprechend Spaltprodukte abdampfen, die durch die kaputte Gebäudehülle entweichen können.

Zusätzlich kann ich mir vorstellen, dass wenn der Reaktorkern unglücklich von der Rakete getroffen wird, dass der Kern dann auf einen Schlag überkritisch wird, die Leistung in Millisekunden ums tausendfache ansteigt und der Kern in der Folge sofort explodiert und seine hochradioaktive Salzschmelze von mehren tausend Grad Hitze durch die Gegend fliegt und sich auf dem Kraftwerksgelände verteilt, und dort dann seine leicht flüchtigen hochradioaktiven Spaltprodukte ausgast.

Genau das ist durch einen Bedienungsfehler mit dem Reaktor in Tschernobyl passiert. Die Konzentration der weiter zerfallenden Spaltprodukte im Flüssigsalz ist zwar geringer als in geschmolzenen Brennstäben, aber das reicht vermutlich immer noch für Temperaturen von über 1000°, vor allem nach dem Hitzeschub durch die durchgegangene Kettenreaktion.

Aber wenn der Betreiber eine Haftpflichtversicherung abschließen muss, muss er solche Einzelheiten mit der Versicherung klären. Wenn sich eine Versicherung findet, und die bezahlbar ist, wäre ich auch zufrieden. Wenn der ganz Reaktor dann im Betrieb incl. Haftpflichtversicherung und ausreichender Rücklagen für Atommüllendlagerung und Rückbau der Anlage nach Stilllegung immer noch günstiger ist als Gaskraftwerke, die mit Synthesegas laufen, hätte ich nichts mehr dagegen das mit den kleinen Flüssigsalzreaktoren mal auszuprobieren. Wenn dann aber mal, in 30 oder 50 Jahren, Photovoltaik noch deutlich günstiger wird, wären diese Reaktoren dann nicht mehr wirtschaftlich, und wir wären das Thema Atomenergie endlich wirklich los.

Es gibt zwar noch weitere Gefahrenszenarien, aber dann ist es vielleicht sowieso egal:

Wenn die Tomahawk-Raketen nuklear bestückt sind, reicht sogar nur eine, um den gesamten Reaktorkern samt kompletten Inhalt mit der Explosionswolke in die Atmosphäre zu befördern. Das würde die Wirkung eines relativ kleinen Sprengkopfes wohl mindestens 1000-Fach verstärken, zumindest was den Fallout angeht. Da hilft dann auch kein Abklingbecken mehr.

Auch ein nachhaltiger Zusammenbruch der Zivilisation bringt die Gefahr mit sich, das alle Atomkraftwerke der Welt mangels Kühlung einen Supergau erleiden, vermutlich auch Flüssigsalzreaktoren. Wenn der Reaktorkern nicht mehr gekühlt wird, und die Salzschmelze im Abklingbecken gelandet ist, wird wohl innerhalb von Wochen das Abklingbecken überhitzen, wenn keiner mehr kommt, und das Abklingbecken kühlt. Das wird dann eben auch zur Ausgasung von Spaltprodukten führen, bei allen betroffenen Reaktoren gleichzeitig. Die Versicherung wird das nicht mehr bezahlen können, aber die Zivilisation ist ja eh dann weg, und die Versicherung existiert auch nicht mehr.



Kommentar vom 26.07.2019 16:44 auf
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-verzerrte-wahrnehmung-in-der-klimadiskussion/

@Martin Holzherr 25.07. 16:40 ff Flüssigsalzreaktoren

Wenn im Ausfall des regulären Kühlkreislaufs der Notabfluss-Bodenpfropfen schmilzt, läuft die extrem radioaktive Salzsuppe in ein „Abklingbecken“. Die Nachzerfallswärme wird über Stunden und Tage von Anfangs 6% der Nennleistung nur langsam abklingen. Derweil wird sich die Salzschmelze aber wohl weniger erhitzen, wie die heutigen Brennstäben bei einer Kernschmelze, weil dort eben viel Salz die Konzentration der nachzerfallenden Spaltprodukte verdünnt. Ich würde mich aber nicht wundern, wenn hier immer noch weit mehr als 1000° erreicht werden.

Wissen Sie das, wie heiß das dann da wird? In Tschernobyl sollen das Anfangs 6000° gewesen sein, kurz nach der Explosion des Reaktordruckbehälters und ohne jede Kühlung.

In jedem Fall wird der Flüssigsalzreakor jetzt endgültig kaputt sein, was aber unwichtig ist, da das nur bei unter 1% der Reaktoren zu erwarten ist Wenn jetzt das „Abklingbecken“ solide und groß genug ist, kann sich dort die heiße Salzschmelze soweit verteilen, dass soviel Kühlung gewährleistet wird, dass sie sich nicht unten durch den Boden frisst. Ich vermute, man muss dennoch zügig anfangen, das Abklingbecken von außen zu kühlen, sonst staut sich die Nachzerfallswärme auf, und das Ganze wird immer heißer. Das kann sich dann sonst vermutlich doch noch durch den Boden schmelzen.

Insgesamt kann es gut sein, dass die Flüssigsalzreaktoren wesentlich ungefährlicher als die derzeitigen Reaktoren sind. Vor allem, wenn sie im Vergleich zur Nennleistung ein entsprechend großes „Abklingbecken“ haben, dass von Außen problemlos über Monate und Jahre weiter gekühlt werden kann.

Dennoch würde ich mir wünschen, wenn die Betreiber von Atomkraftwerken aller Art eine Haftpflichtversicherung abschließen müssen, die Schäden aller Art von allen möglichen Unfällen zu 100% abdeckt. Diese Risiken sind sonst im Atomstrompreis nicht inbegriffen. Wenn ich mir vorstelle, Tschernobyl wäre in Biblis passiert, dann hätte der Kraftwerksbetreiber einfach pleite gemacht, und der Steuerzahler hätte 100 Mrd € oder mehr für die Schäden aufbringen müssen. Mit gutem Grund ist eine Haftpflichtversicherung auch für Autos Pflicht.

@4 Mrd To Uran im Weltozean

Ich hab es jetzt nicht überprüft, aber ich glaube nicht, dass man das aus dem Meerwasser nennenswert extrahieren kann.



Kommentar vom 26.07.2019 14:00 auf
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/warum-ein-co2-preis-gerecht-und-notwendig-ist/

@Steuern statt Vorschriften

Ich muss dem unbedingt zustimmen, dass eine CO2-Steuer viel besser funktionieren kann als einzelne Vorschriften und Förderungen. So hat die EEG-Umlage zwar einiges an Zubau von Wind und Sonnenenergie ermöglicht, aber das mussten die Privatverbraucher alleine bezahlen. Die Industrie hat ihren Strom soweit ich weiß sogar noch günstiger als zuvor bekommen. Viele Privatverbraucher haben mittlerweile einen neuen Kühlschrank und überall LEDs in der Wohnung, aber viel mehr geht hier gar nicht einzusparen.

Wenn die Industrie hier mitbezahlt hätte, wäre in dem Sektor sicher einiges an Einsparungen passiert, letztlich wären auch stromfressenden Produkte, z.B. Google-Rechenzentren oder Aluminium, teurer geworden und damit in vielen Bereichen auch vermieden oder durch andere Materialien ersetzt worden.

Ein Beispiel für eine wirksame Vorschrift ist, dass Geräte wie Computer und Drucker nicht mehr die früher üblichen Standby-Werte von 5 bis 15 watt haben dürfen.

Eine CO2-Steuer von am besten eher 200 € statt 100 €/Tonne wird mittelfristig sehr viel bewegen können. Z.B. wenn Erdgas so um 4 ct/Kwh teurer wird, wäre Synthesegas zum Heizen aus Überschüssen aus der regenerativen Stromproduktion vermutlich bald konkurrenzfähig.

Dagegen wäre eine Einzelförderung von 2 To schweren Elektro-SUVs mit 400 km Reichweite komplett kontraproduktiv. Der Energieeinsatz für die Produktion derart großer Akkus würde die Einsparung beim Verbrauch zunichte machen. Kleine Stadtflitzer mit geringer Reichweite sehen da schon sehr viel besser aus. Hier wäre eine Anfangsförderung, auch für flächendeckende Ladestationen, noch akzeptabel, finde ich.

Noch besser wären hier aber sichere und schnelle Radwege, und die würden nicht nur am klimafreundlichsten sein, sondern auch gesünder für die Radfahrer und besser für die gesamte Lebensqualität in den Städten. Die Radwege wären auch die Voraussetzung dafür, dass das Vermeiden von teurerer Automobilität durch das Umsteigen auf das Fahrrad überhaupt möglich ist. Öffentliche Verkehrsmittel im Nahverkehr sind auch teuer, langsam, unbequem, unzuverlässig, verbrauchen auch einiges an Energie und haben gar nicht die nötigen Kapazitäten.

Es nützt auch wenig, wenn zwar fossile Energie teurer wird, aber keine Baugenehmigungen für neue Windräder im Hinterland mehr erteilt werden. Photovoltaik ist langfristig sehr vielversprechend, aber mittelfristig ist Windenergie vor allem im Hinterland in Deutschland noch am konkurrenzfähigsten. Wenn das hier weiter ausgebremst wird, dann wird eher nur alles teuer, und es passiert immer noch wenig.

Gut für die Kraftwerksbetreiber. Jedes Jahr, das hier verklüngelt wird, bringt noch ein weiteres Jahr gute Erträge mit längst abgeschriebenen Anlagen. Die Lobbyarbeit seitens der Stromkonzerne ist offenbar nach wie vor sehr erfolgreich. Auch die sozial sehr ungünstige EEG-Umlage hat hier sicherlich das Image der Klimapolitik in Deutschland stark beschädigt. Dass sich Kleinverbraucher, die sich weder PKWs noch Flugreisen leisten können, derart voll zur Kasse gebeten werden, kann den Eindruck hinterlassen, hier verarscht zu werden. Ich kann erst mal nur hoffen, das eine zukünftige grüne Bundesregierung auch die soziale Seite von Politik auf dem Schirm hat.

Was die Besteuerung von Flugbenzin angeht, wären hier dramatische Einsparungen zu erwarten. Der Flugverkehr könnte sich dadurch halbieren, oder mehr, schätze ich. Die Spritkosten sind beim Fliegen derart wesentlich für den Preis, dass hier wohl auch der Grund für die Steuerbefreiung liegt: Ohne diese Subventionierung wäre das ganze Umsatz in dem Segment in Gefahr. Alternativen wie bei PKWs gibt es nicht, die einzig sinnvolle Alternative ist eben nicht zu fliegen, und den Urlaub an Orte zu verlegen, die mit Bus, Bahn oder Auto erreichbar sind. Wenn die Business-Flieger, und die es sich noch leisten können, dann am Ende mit Synthesesprit fliegen müssen, ist das möglich, aber eben entsprechend sehr teuer. Aus physikalischen Gründen, damit müssen wir leben.



Kommentar vom 25.07.2019 15:45 auf
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-verzerrte-wahrnehmung-in-der-klimadiskussion/

@Thomas Güter Wärmepumpen

Ich zahle ja jetzt schon 6 ct pro Kwh Gas. Mit 10 ct für die Kwh Synthesegas wären das Mehrkosten von 30 € im Monat bei meinen 45 qm. Auf 20 Jahre gerechnet sind das 7200 €. Ob ich dafür eine Wärmepumpe und die zugehörige Fußbodenheizung bekomme, ist fraglich. Auf jedem Fall lohnt sich das wohl eher wenn sowieso eine Erneuerung der Heizung und eine Grundrenovierung ansteht. Also nach und nach erst werden Wärmepumpenheizungen eingesetzt werden, derweil kann man schon mal mit immer mehr beigemischtem Synthesegas heizen. Für mich wären die 75 € Gaskosten im Monat ok, und schon hätte ich 100% erneuerbare Energie für meine Heizung.

Eine Kombination aus Wärmepumpe und Gaskessel ist vielleicht am sinnvollsten: Wenn Strom im Netz knapp ist, geht nur der Gaskessel an, und auch wenn es sehr kalt ist, und die Wärmepumpe an ihre Leistungsgrenze kommt, kann man den Gaskessel zuschalten. Alternativ wäre noch ein Holzofen zur Ergänzung der Wärmepumpe denkbar.

Vorschrift braucht die Wärmepumpe wohl kaum werden, wenn die Anreize über den Verbrauchspreis gesetzt werden, werden die Investitionen eher am Effektivsten eingesetzt werden. Die Energiewende ist teuer genug, hier muss man nicht noch mit uneffektiven Vorschriften die Kosten hochtreiben.

@Martin Holzherr Nachzerfallswärme

Herr Bednarik hat wohl recht, jede Kernspaltungsreaktion erzeugt zwangsläufig die Nachzerfallswärme ihrer radioaktiven Spaltprodukte. Das Stoppen der Kettenreaktion ändert daran nichts, ob jetzt durch Verlagerung der Salz/Brennstoff-Mischung im Flüssigsalzreaktor oder das Einfahren der Steuerstäbe in Leichtwasserreaktoren. Die Nachzerfallswärme muss auch in Flüssigsalzreaktoren abgeführt werden, fällt die Kühlung weg wird das Gerät von der Nachzerfallswärme binnen Stunden wohl zwangsläufig zerstört, mit der Folge von eventuell austretendem Inhalt.

Dass man in Flüssigsalzreaktoren allen unseren Atommüll verbrennen kann, und dabei noch reichlich Kosten sparen kann, wäre ja super. Aber ehrlich gesagt, glaube ich das erst, wenn die Anlagen in Betrieb sind, und deren Kosten und Lebensdauer bekannt ist.

Derweil meine ich immer noch, dass wir unser Uran und Thorium noch für die Raumfahrt zu den Sternen brauchen werden, wenn auch in einer fernen Zukunft. Der Verbrauch eines guten Teils davon ist keineswegs Rückgängig zu machen. CO2-Emmissionen kann man wenigsten mit hohen Kosten wieder Rückgängig machen, sollte sich in den nächsten Jahrzehnten zeigen, dass das wirklich nötig ist.



Kommentar vom 25.07.2019 12:41 auf
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-verzerrte-wahrnehmung-in-der-klimadiskussion/

@Thomas Grüter 24.07. 18:57 Wirkungsgrad

Die Produktion von Methan aus Überschussstrom würde doch vor allem zum Heizen gebraucht, da ist der Wirkungsgrad bei entsprechenden Brennwertheizkesseln dann doch 100%. Natürlich ist das ungünstig, das Synthesegas aus Strom herzustellen, aber was soll man sonst machen? Mal eben eine Wärmepumpenheizung einzubauen ist meistens eher dann doch teurer. Und die braucht dann auch im Winter immer Strom, das Gas für den Gaskessel kann in bestehenden Gasspeichern für die Heizperiode gespeichert werden.

Das Prinzip Strom > Gas > Strom wäre also eher ein Nebenprodukt von Strom > Gas > Speichern > Heizen. Neben der Speicherfunktion gibt es hier auch noch die Möglichkeit des Gastransportes über weite Strecken, teilweise über bereits bestehende Gaspipelines. So kann dann auch der Strom von Norwegischen Wasserkraftwerken und von Offshorwindparks in der Nordsee neben dem direkten Stromtransport als Gas nach Süden geleitet werden.

So ist auch der Wirkungsgrad von Photovoltaik an Deutschen Standorten nur 40% im Vergleich dazu, was das selbe Solarpaneel in Nordafrika liefern würde. Wenn man dort reichlich Photovoltaik aufstellen würde, könnte man mit dem Strom jede Menge Methan (oder Wasserstoff) produzieren, nach Europa transportieren und auch gleich vor Ort noch flüssige Brennstoffe produzieren, und die dann transportieren.

Hier ist soviel Potential, Windräder und Solarpaneele zuzubauen, dass alte Atomkraftwerke, die als Grundlast laufen müssen, meistens auch nur Überschussstrom liefern würden, der wieder in Gas verwandelt werden muss. Auch sind bei entsprechend installierter Wind- und Solarleistung die Ausfallzeiten deutlich geringer als jetzt. Und wohl eher nur um die 25% des Gesamtstromverbrauchs. Hier sind nur Kraftwerke sinnvoll, die schnell ans Netz gehen können, und nur Stundenweise laufen.

@Martin Holzherr neue AKWs

Die Optionen für die modernen AKWs hören sich ja gut an. Flüssigsalzspeicher für den bedarfsgerechten Einsatz, billiger als Gaskraftwerke, Verwendung von Uran-238 und Thorium-232, dezentrale Verteilung im Verbund mit Wind- und Solaranlagen, Verarbeitung und Beseitigung von langlebigem Atommüll im Flüssigsalzreaktor-Prinzip, extrem kleine Bauweise.

Meine Frage: sind das nur Pläne, oder hat man so was schon mal gebaut? Wann weiß man denn, ob die auch zuverlässig funktionieren, und in der Serienproduktion tatsächlich billiger als Gaskraftwerke sind? Und bitte auch mit einer 100%igen Haftpflichtversicherung für eventuelle Sach- und Personenschäden für den Fall, dass da mal ein Unfall passiert. Wenn das dann langfristig nicht günstiger ist als Gaskraftwerke mit Synthesegas, dann sollten wir lieber die Finger davon lassen, finde ich. Wozu dann noch?

Egal wie man Kernspaltungsreaktoren auch aufbaut, die Nachzerfallswärme von ca. 6% der Betriebsleistung ist unvermeidlich. Wenn man die aus welchen Gründen auch immer nicht abführen kann, dann knallts auch bei kleinen Reaktoren. Nicht so doll, aber bei entsprechend vielen Reaktoren dann aber öfter. Und ob die dann tatsächlich mehr Atommüll verwerten, als sie selbst wieder produzieren?

Insgesamt gefällt mir der Gedanke keineswegs, dass wir noch 300 Jahre lang mit Atomkraft Strom erzeugen sollen. Das Uran und Thorium werden dabei definitiv verbraucht, und das ist deswegen nicht nachhaltig. Wenn die Not mit der Klimaerwärmung entsprechend groß ist, dann vielleicht. Aber möglichst erst wenn klar ist, dass das auch wirklich entsprechend kostengünstig ist, und dann auch nur solange wie nötig, meine ich.



Kommentar vom 24.07.2019 18:19 auf
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-verzerrte-wahrnehmung-in-der-klimadiskussion/

@Atomkraftwerke

Soweit ich weiß, kann man die derzeitigen Atomkraftwerke nicht mal eben in einer halben Stunde hochfahren, und nur für ein paar Stunden laufen lassen und dann wieder runterfahren. Wenn die verbliebenen Kraftwerke aber nur noch die Ausfallzeiten von Photovoltaik und Windrädern auffangen müssen, wären die bestehenden Atomkraftwerke dafür überhaupt nicht geeignet.

Wenn wir jetzt neue kleine AKWs bauen, die genau das können und schnell rauf und runter gefahren werden können, fragt sich dann, ob die denn dann noch wirtschaftlich sind. Den geringen Brennstoffkosten stehen bei AKWs vergleichsweise hohe Investitionskosten gegenüber. Hier sind womöglich Gaskraftwerke, die mit gespeichertem Synthesegas aus Stromüberschüssen betrieben werden, einfach unterm Strich kostengünstiger.

Zusätzlich besteht das Problem mit der Endlagerung des Atommülls weiterhin. Und ich persönlich halte es für möglich, dass wir nur mit Kernspaltungsreaktoren als Antrieb für Raumfahrzeuge irgendwann mal zu den Sternen fliegen können. Es wäre dann überaus schade, das Uran und Thorium jetzt für schnöde Stromproduktion zu verbrauchen. Und verbraucht ist verbraucht, auch wenn wir erst in 2000 Jahren zu den Sternen fliegen können. Und das Uran und Thorium zu Raumfahrtzwecken muss dann auch für alle Zeiten reichen, das ist unserem Planeten von Anfang an mitgegeben und wächst niemals nach.



Kommentar vom 24.07.2019 13:23 auf
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-verzerrte-wahrnehmung-in-der-klimadiskussion/

@Handeln inmitten von Unsicherheit

Ich habe bei Wikipedia folgende Grafik über den weltweiten Temperaturverlauf gefunden:
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f8/Global_Temperature_Anomaly.svg

Hier ist absolut unübersehbar, dass die weltweite Durchschnittstemperatur einen ganz klaren Trend nach oben hat. Der wird aber auch von Schwankungen von etwa +- 0,2° innerhalb von 5 bis 10 Jahren überlagert. Diese Unsicherheit wird auch in Zukunft den Erwärmungstrend überlagern, und diese Unsicherheit sorgt auch mit dafür, dass der Erwärmungstrend selbst, und damit die CO2-Sensitivität des Klimasystems, noch nicht ganz genau berechenbar ist.

So müssen wir in den nächsten Jahren nicht nur mit einer weiteren weltweiten Erwärmung rechnen, sondern auch noch mit zusätzlichen natürlichen Schwankungen des lokalen und auch des globalen Klimas bzw. Wetters, die sich auch über mehrere Jahre ziehen können.

Die Wahrscheinlichkeiten aufgrund der jetzigen Faktenlage haben dennoch nur eine Konsequenz: wir müssen alles tun was jetzt möglich und finanzierbar ist und aufhören, Zeit zu vertrödeln. Wir können nur für uns in Deutschland entscheiden, was und wie viel wir tun, und sollten uns einfach darauf konzentrieren. Wenn andere Länder sich das auch denken, und entsprechend handeln, um so besser.

In Zukunft werden die Klimamodelle besser werden, und auch im Fortschreiten der Zeit wird sich die jetzt noch ungenau bekannte Wirklichkeit zeigen. Wenn wir genauer wissen, was hier auf uns zu kommt, werden wir genauer wissen, wie schnell wir unsere Emissionen weltweit reduzieren müssen, bzw. was auf uns zu kommt, wenn wir das nicht schnell genug schaffen.

Dann wird sich eventuell auch zeigen, dass wir in relativ kurzer Zeit unsere Emissionen weltweit komplett vermeiden müssen. Wenn wir hier bei uns unsere Vorarbeit geleistet haben, und andere Länder auch, dann hat die Weltgemeinschaft eine gute Chance, die Sache dann doch noch in den Griff zu bekommen. Sollte z.B. Photovoltaik hinreichend kostengünstig werden, wird das gar nicht mehr so schwierig werden.

Emmissionsvermeidung muss auch nicht nur von teurer Technik getragen sein. Wenn man z.B. die Städte wirklich Fahrradfreundlich umgestaltet, und so den städtischen Autoverkehr halbiert, wird das auch die gesamte Lebensqualität in den Städten verbessern, obwohl insgesamt Umsatz und Wirtschaftsleistung dabei sinken werden. Auch das wäre ein Signal an Schwellenländer, dass nämlich Umsatz und Wirtschaftsleistung nicht automatisch bessere Lebensqualität bedeuten. Hier kommt es nicht nur auf den reinen Umsatz an, sondern auch darauf, welche Nebenwirkungen bestimmte Formen des Konsums auf Stadt, Land und Mensch haben können.



Kommentar vom 23.07.2019 15:36 auf
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/die-verzerrte-wahrnehmung-in-der-klimadiskussion/

@Risikomangement und der Einsatz unserer Möglichkeiten

Eine schnelle Lösung des Klimaproblems ist wohl tatsächlich unwahrscheinlich. Allerdings sind die Klimavorhersagen bei aller Kunst der Klimaexperten, die hier die Modellrechnungen machen, dennoch mit großer Unsicherheit versehen. Die CO2-Sensitivität ist nur ungenau bekannt, und die Entwicklung der Methangehalte in der Atmosphäre ist wohl auch nicht verstanden. Und letztlich ist das Klima eine Folge des sich täglich entwickelnden Wetters, was sich über die Jahre von Wetterlage zu Wetterlage fortsetzt und immer neue Wege geht, und auch die konkrete Entwicklung der langjährigen globalen Durchschnittstemperatur mit jeder Menge Unsicherheit versieht.

Man kann jetzt sagen, wir versinken sowieso in der Klimakatastrohpe, und können uns dagegen gar nicht wehren. Oder das andere Extrem, dass wir schon Glück haben werden, und es passiert kaum etwas, vielleicht haben sich die Experten ja nur verrechnet, und ihre Prognosen beruhen überwiegend auf zufälligen Klimaschwankungen der letzten Jahre. Wir wissen wohl tatsächlich noch nicht, was uns wirklich erwartet, der aktuelle Zufallsfaktor ist auf die nächsten Jahre gesehen wirklich groß, aber die bestehenden Wahrscheinlichkeiten sagen ganz klar: Wir sollten tun, was wir machen können, und was finanzierbar ist, und keine Zeit dabei vertrödeln.

Derweil gehen dann die nächsten Jahre ins Land, und die Klimaforscher werden gut aufpassen, was mit dem Klima weiter passiert. In 10 Jahren werden wir wesentlich genauere Prognosen haben, schätze ich mal. Nicht nur wegen besseren Computern, besseren Computermodellen und besserem Verständnis der Atmosphärenphysik, auch die Wirklichkeit selbst läuft weiter, und zeigt dabei auch ganz konkret, wie es weitergeht.

Wenn wir hier mit unseren Klimaschutzbemühungen mehr Erfolg haben, als nötig ist, können wir immer noch später langsamer machen. Wenn es noch schlimmer kommt, als man denkt, haben wir dann eher noch Optionen. Wenn wir jetzt weiter kaum was machen, kann das noch sehr gefährlich werden, wenn wir dann auch noch Pech dabei haben, und sich die Dinge ungünstig weiterentwickeln. Hier können noch Rückkopplungsentwicklungen dazu kommen, die sich erst mit der Zeit zeigen werden.

Mit unserem Exportüberschuss innerhalb Europas ist es eher an Deutschland, mehr als die anderen zu machen. Immerhin setzen wir unsere Nachbarn schon jetzt mit unserer Konkurrenzfähigkeit unter Druck, den Druck abzubauen wäre auch sozial gesehen eine gute Sache, und eine Investition in die Zukunft der EU. Und auch Europa als Ganzes hat immer noch einen guten Vorsprung gegenüber den Schwellenländern, auch hier sind wir als erstes an der Reihe, effektive Klimaschutzmaßnahmen in Angriff zu nehmen.

Das ist hier keine psychologische Überbewertung, unsere höhere Konkurrenzfähigkeit ist eine wirtschaftliche Realität, die Möglichkeiten bietet. Mag sein, dass das Wirtschaftswachstum anderswo höher ist, der Lebensstandard entscheidet aber über die Möglichkeiten, eventuell auch mit weniger davon auszukommen, wenn der Lohn dafür eine Zukunft ist, die lebenswert bleibt.

Was andere Länder machen, entscheiden die selber. Was wir machen, entscheiden wir. Und je weniger gemacht wird, desto schlimmer kann das werden. Je mehr wir jetzt machen, umso eher werden wir unsere Aufgabe erledigt haben, und eine Wirtschaft und Kultur gefunden haben, die ohne Emmissionen auskommt. Da dran geht überhaupt kein Weg vorbei.

Wenn es dann so dick kommt, dass viele Gegenden unbewohnbar werden und Landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar sind, und wir noch die ganzen Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre wieder heraus holen müssen, dann ist das so. Das wird sich erst in Zukunft zeigen. So oder so, wir müssen jetzt handeln.



Kommentar vom 22.07.2019 12:25 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/goetz-aly-siegfried-lichtenstaedter-prophet-der-vernichtung-ueber-volksgeist-und-judenhass/

@galileo2609 21.07 21:05 evidenzbasiert

Die Idee, dass die Nazis den Krieg hätten gewinnen können, wenn sie ihn ein paar Jahre verschoben hätten, um erstmal die dafür nötigen Atomwaffen zu entwickeln, ist tatsächlich nicht 100% evidenzbasiert. Aber doch denkbar, finde ich.

Dass wir auch ohne den deutschen Nationalsozialismus damals in einer gefährlichen Zeit lebten, weil die Entwicklung von Atomwaffen drohte, ist wohl mehr als nur denkbar. Dass da auch die UDSSR oder die USA auf die Idee hätten kommen können, Atomwaffen zu bauen und für die Vorherrschaft in der Welt einzusetzen, wäre wirklich gut möglich gewesen. Das hätten die wahrscheinlich auch ohne Hitlers Krieg gemacht, höchstens ein paar Jahre später, vermute ich.

Wenn man darüber nachdenkt, wie Geschichte hätte anders laufen können, kann man nur teilweise evidenzbasiert vorgehen. Hier kommt man ohne Fantasie nicht zu Ergebnissen. Dass diese Spekulationen bleiben müssen, ist klar.



Kommentar vom 21.07.2019 15:24 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/goetz-aly-siegfried-lichtenstaedter-prophet-der-vernichtung-ueber-volksgeist-und-judenhass/

@Verbockte Weltherrschaft

Wo wir bei prophetischen Prognosen sind, es hätte mit dem Nationalsozialismus in Deutschland anders laufen können. Adolf Hitler war mit seiner Genialität, wenn es um funktionierende Hetzreden ging, nur 5 Jahre zu früh unterwegs. Die Lust auf Weltherrschaft war wohl damals, nicht nur in Deutschland, nicht selten. Wenn Deutschland wirklich den Krieg gegen die ganze Welt gewinnen wollte, hätte es aber Atomwaffen gebraucht.

Also nach der Machtübernahme erstmal gepflegt in Urananreicherung investieren, die V2-Raketen als erstes bauen und dann mit ein paar tausend davon und schönen Atomsprengköpfen oben drauf sich an die Eroberung der Welt machen. Das hätte funktionieren können.

Aber mit Hitler ging das nicht, Geduld und Realitätssinn waren bei ihm wohl nur schwach ausgeprägt. Er war ein Hetzer, und hatte keine Zeit für funktionierende Konzepte, die dazu noch seinen Horizont überschritten hätten. Dass Kernsprengstoff Millionen mal energiereicher ist als chemische Sprengstoffe, hat er wohl einfach nicht geglaubt. Er glaubte dann wohl eher an eine jüdische Verschwörung der Physiker, die das behauptet haben, um ihn vom schnellen Krieg abzuhalten.

Die politische Rechte war dabei, die Weimarer Republik wieder loszuwerden, und sich für die Niederlage im 1.Weltkrieg zu revanchieren. Und Hitler war weit und breit der beste Hetzredner, der zu finden war. Woher er die Kräfte nahm, die Menschen so für das Niedere zu begeistern, weiß bis heute wohl keiner. Jedenfalls ging ohne Hitler nichts, und so hat er auch innerhalb des rechten Lagers seine Macht ins Absolute ausgebaut.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hat es so keiner mehr geschafft, Hitler wieder loszuwerden, und der Halbpsychopath hat es dann eben auch verbockt. Immerhin hat er sein wichtigstes persönliches Ziel erreicht, die halbe Welt in Brand zu setzen und 50 Millionen Menschen zu töten. Aber da wäre wesentlich mehr zu erreichen gewesen, zum Glück für die Welt.

Deutschland hätte für mindestens 5 Jahre als einziges Land der Welt Atomwaffen gehabt, und damit auch die Macht, dieses Monopol für Generationen gewaltsam durchzusetzen. Als dann zum Ende des 2. Weltkrieges die USA dieses Monopol hatten, haben sich auch die Militärs dort dafür ausgesprochen, dieses für sich langfristig zu sichern und gleich die UDSSR anzugreifen. Aber die Demokratie in den USA hatte sich gerade so auf die Verteidigung der Freiheit gegen Deutschlands Versuch die Welt zu erobern eingeschossen, dass Ihrerseits jetzt sofort selber die Welt zu erobern politisch nicht durchsetzbar war.

Als dann 5 Jahre später die Hetze in den USA gegen den Kommunismus endlich Früchte trug, und die Bevölkerung zu einem Atomkrieg bereit gewesen wäre, hatten die UDSSR dann überraschenderweise auch schon Atomwaffen. So ist dann das Monopol auf Atomwaffen für das erste Land der Welt, das welche hat, und die damit verbundene Weltherrschaft, dann ausgefallen. Gutes Timing, auch zum Glück für die Welt, würde ich sagen.



Kommentar vom 21.07.2019 12:52 auf
https://scilogs.spektrum.de/gute-geschaefte/wie-laesst-sich-privateigentum-begruenden/

@Wirtschaftswachstum langfristig gesehen

Das gegenwärtige System führt zu ständigem Wirtschaftswachstum, und es heißt oft, dass es darauf auch angewiesen ist. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich das System auch auf stagnierende oder auf moderat schrumpfende Wirtschaft einstellen lässt. Wenn es gelänge, einfach Vermögenssteuern von 1% bis 3% pro Jahr weltweit einzufordern, und damit die mit der Wirtschaftsschrumpfung verbundene Erwerbslosigkeit zu finanzieren, wird das System dabei stabil bleiben können, ohne das das Prinzip des freien Wettbewerbs und der guten privaten Pflege des Eigentums dabei verloren gehen würde.

Begleitend wäre es hier notwendig, dass die Menschen genug alternative Beschäftigung neben Erwerbsarbeit haben und auch wollen. Dazu können auch Zuverdienstmodelle gehören, dass man Arbeit, die Freude macht, auch zu sehr geringen Löhnen ausführen kann, weil man ausreichend und unkompliziert mit Staatsgeldern aufstocken kann. Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens hat dies mit im Angebot.

Weltweit gesehen ist Wirtschaftswachstum allerdings durchaus noch zu begrüßen, vor allem wenn es um die Länder geht, wo kaum was läuft und die Menschen in bitterer Armut leben müssen, und in der Folge versuchen bei uns einzuwandern. Allerdings sieht es in Deutschland und manch anderem Land so aus, dass weniger Konsum in vielen Haushalten nicht die Lebensqualität schmälern würde. Weniger Arbeit allerdings würde sehr vielen Menschen gut tun, der Arbeitsstress ist derzeit für viele doch recht hoch. So hoch, dass viele Frauen im Versuch Karriere zu machen hinterher oft ohne Kinder da stehen. Das kanns ja wohl nicht sein.

Angesichts des Klimawandels und des Rohstoff- und Flächenverbrauchs wäre es hilfreich, wenn in Deutschland und ähnlich erfolgreichen Volkswirtschaften dennoch mal zumindest die wirklich umweltschädlichen Konsumbereiche schrumpfen würden, dass unterm Strich auch für die Gesamtwirtschaft bei uns kein Wachstum mehr stattfindet. Zunächst könnte sich das Wachstum eben in die armen Länder verlagern, wo es noch wirklich Sinn macht, und wenn das in vielleicht 20 oder 30 Jahren auch vollzogen ist, kann man dann zu weltweiter Wachstumsfreiheit übergehen. Mit entsprechenden Vermögenssteuern wäre dass ohne Wirtschaftskrise zu machen, vermute ich.

Die weiter zunehmende Automatisierung kann diesen Prozess auch noch rasant beschleunigen, falls es tatsächlich gelingt, dass künstliche Intelligenz und Roboter in den meisten Arbeitsbereichen einsetzbar werden. Wirtschaftlich gesehen ist die Produktion mit Robotern eine reine Kapitalwirtschaft, wo menschliche Arbeitskräfte und ihre Lohnsteuern im wesentlichen wegfallen. Spätesten dann werden wir Kapitalertrag und letztlich auch das Kapital selbst mit Mehrwertsteuern, Unternehmenssteuern und Vermögenssteuern reichlich abschöpfen müssen, wenn wir – und die Wirtschaft selbst auch - überleben wollen.

Es kann auch sein, dass das mit den Robotern doch nicht so kommt, oder dass hier, wie in früheren Automatisierungswellen auch, ausreichend neue Absatzmärkte erschlossen werden. Aber ich schätze das Risiko als hoch ein, dass wir mit den Robotern noch Probleme bekommen werden, und bei neuen Absatzmärkten stellt sich inzwischen auch die Sinnfrage, was das denn noch soll. Die komplette Umstellung auf erneuerbare Energien in allen Bereichen wird wohl das Klimaproblem lösen, aber über Zeiträume von mehr als 20 Jahren nicht ausreichend neue Absatzmärkte erschließen, dass das derzeitige Wirtschaftmodell und Steuersystem weiter funktionieren kann. So schätze ich das ein.



Kommentar vom 20.07.2019 12:29 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-kein-rassismus-wie-jeder-andere-vortrag-an-der-universitaet-rostock/

@galileo2609 19.07. 17:13

Wenigstens sind hier ein guter Teil der Bevölkerung von Bildung eher ausgeschlossen, und sind mehr oder weniger lebenslänglich im Niedriglohnsektor und mit Harz4 unterwegs. Das ist meiner Ansicht nach für die Betroffenen in jedem Fall gar nicht gut, und da würde ich mir Abhilfe wünschen.

Das im eigenen Land ausgegrenzt sein ist sicherlich nicht der einzigen Grund für Rechtsradikalismus, aber die Ausgegrenzten sind wohl tatsächlich wesentlich anfälliger, hier nach Rechts abzudriften.

Was dann auch wieder an der mangelnden Bildung liegt, nicht nur an der Ausgrenzung auf dem Arbeitsmarkt. Eine bessere Bildungs- und Sozialpolitik wirkt natürlich nur langsam, für die Lösung des akuten Problems muss man dann auch noch woanders gucken. Wenn denn mal nicht der Zug längst abgefahren ist.

Es geht hier nicht nur um das Prekariat selbst. Viele, die einen halbwegs vernünftigen Arbeitsplatz haben, haben begründete Angst, in der Harz4-Mühle zu landen, wenn sie diesen verlieren. Das kann dann auch nach 30 Jahren erfolgreichem Berufsleben noch zum Verlust fast aller Ersparnisse und zu einer Minirente führen. Diese Angst fördert den Rechtsradikalismus zusätzlich bei Leuten, denen es eigentlich noch ganz gut geht. Solche Bauchgefühle sind nur Gefühle, aber die sind real und sie haben Wirkung.



Kommentar vom 19.07.2019 17:53 auf
https://scilogs.spektrum.de/gute-geschaefte/wie-laesst-sich-privateigentum-begruenden/

@Vermögenssteuern

Der ganze Staat scheint mir tatsächlich in erster Linie eine Veranstaltung zu sein, das Eigentum von Einzelnen zu schützen und maximal zu vermehren. Egal was die Politik macht, fast immer kommt dabei auch Wirtschaftsförderung heraus. Hier geht es zwar nicht nur um den Profit der Unternehmen, sondern auch um Arbeitsplätze.

Die Arbeitnehmer finanzieren aber auch bereits den Großteil der öffentlichen Haushalte, hier könnten sich die Halter des Kapitals mal ganz wesentlich mehr beteiligen. Hier müsste man nur gucken, dass sich das Kapital nicht in Steueroasen verdünnisiert. Neben einem Europaweit abgestimmten Vorgehen, gibt es hier aber bestimmt funktionierende Lösungen, wenn denn der politische Wille dafür da wäre.

Man könnte z.B. die Lohnsteuer senken, und das Geld über eine höhere Mehrwertsteuer eintreiben. Damit wären dann auch alle Unternehmensgewinne automatisch mitbesteuert, und jeder, der hier verkaufen will, kommt an der Mehrwertsteuer nicht vorbei. Dem kann man nicht ausweichen, indem man in Steueroasen umzieht. Da muss man dann natürlich entsprechenden Sozialausgleich bei den verbleibenden Lohnsteuern und den Harz4-Sätzen machen, dass hier der Verbraucher nicht mehr belastet wird dabei.

So könnten dann die Eigentümer der Vermögenswerte dann auch den Staat mehr finanzieren, der sich traditionsgemäß auch in erster Linie so intensiv um den Schutz und die Vermehrung dieser Werte kümmert, anscheinend an aller demokratischen Kontrolle vorbei. Die Lobbyisten scheinen z.Z. wirklich weit mehr Einfluss auf die Politik zu haben als der Wähler.



Kommentar vom 18.07.2019 16:31 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-kein-rassismus-wie-jeder-andere-vortrag-an-der-universitaet-rostock/

@bote19 17.07. 08:12

Ich denke nicht, dass Rache ein archaischer Rest ist. Die Rache ist in zivilisierten Verhältnissen nicht beim Herrn, sondern bei der Staatsanwaltschaft. Und bei allen Beziehungskonstellationen, bei denen man nicht den Anwalt und die Polizei zur Hilfe rufen kann, muss man die Rache nach wie vor selbst in die Hand nehmen.

Auch Drogenhändler regeln ihre Konflikte lieber mit Verhandlungen, aber diese Abmachungen müssen dann auch durchgesetzt werden. Ohne deutliche Konsequenzen für Vertragsbrecher in Form von Verprügeltwerden oder mehr geht hier nichts. Ohne das Prinzip Rache funktionieren solche Geschäftsmodelle nicht.

Die Staatsanwaltschaft ist fest davon überzeugt, dass sie tatsächlich Recht mit Gewalt erzwingen kann. Und der Staat ist ganz besonders empfindlich, wenn hier jemand sein Recht selbst in die Hand nimmt, das geht meistens weit vor dem Schutz von Kriminalitätsopfern. Dieser Schutz wird zwar bei Pressemitteilungen immer ganz hoch gehalten, aber in der Praxis wird die Polizei wesentlich aktiver, wenn ihnen hier jemand Konkurrenz macht.

Das aktuelle Strafrecht basiert eher noch auf dem Prinzip Strafe als auf dem Prinzip Resozialisierung. Gerade im aktuellen Bildungssystem werden Kinder von Eltern mit niedrigen sozialen Status systematisch ausgegrenzt, was oft dazu führt, dass die entsprechenden Jugendlichen eigentlich nie sozialisiert werden. Der Staat nimmt die folgende lebenslängliche Harz4-Karriere einfach hin und holt als Ersatz einfach Ausländer ins Land.

Sozialkonstrukte brauchen anscheinend nicht unbedingt eine funktionierende Solidargemeinschaft. Der deutsche Staat meint wohl, dass er sich ein Prekariat von um die 15% der Bevölkerung leisten kann. Wenn die dann mal nach Rechts abdriften, weil sie gar nichts mehr dagegen haben, wenn hier alles den Bach runtergeht, ist das dann aber auch die logische Folge von ausgrenzender Bildungs- und Sozialpolitik.

Antisemitische und andere rassistische Propaganda sind dann auch eher das Mittel zum Zweck. Die Ursache von Unzufriedenheit bis zum Hass liegt hier wohl eher in ganz konkreter und realer Ausgrenzung im eigenen Land. Hier hilft nur ein Bildungssystem, das einerseits wirklich leistungsgerecht ist, und andererseits die Menschen in die Lage versetzt, sich auch jenseits von Erwerbsarbeit gut beschäftigen zu können. Wenn dann noch Harz4 entschärft werden könnte, dann könnte man auch die gefundenen Alternativen in Ruhe umsetzen.



Kommentar vom 16.07.2019 18:37 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-kein-rassismus-wie-jeder-andere-vortrag-an-der-universitaet-rostock/

@Rassenunsinn und Sozialkonstrukte

Von Rassen reden Biologen eigentlich nur bei Zuchttieren. Hier wird ganz gezielt mit vergleichsweise gut kontrollierter Paarung kleinen Populationen gewünschte Eigenschaften angezüchtet. Dies führt auch nebenbei fast immer zu Krankheitsanfälligen Individuen, weil einerseits die Populationen durch die Zucht an Vielfalt einbüßen, und anderseits auch die angezüchteten Eigenschaften das System der Individuen oft stark belasten.

So was hat es mit dem Menschen nie gegeben. Selbst die Sklaverei hat für ein paar hundert Jahre nur theoretisch die Möglichkeit zur gezielten Rassenzucht geboten. Alleine die Zeit hat hier angesichts der extrem langen Generationsfolge beim Menschen nicht gereicht.

Der Mensch sucht seine Sexualpartner in der Regel selber aus, was zu einer guten Durchmischung über die Jahrhunderte sorgt. Gerade fremde Gene werden bei der Partnerwahl natürlicherweise sogar bevorzugt, was die Durchmischung noch beschleunigt.

Deswegen gibt es eben auch keine Menschenrassen. Natürlich gibt es in Populationen einzelne Gene, die hier besonders verbreitet sind, weil sie spezielle Anpassungen an die lokalen Gegebenheiten mit sich bringen. Das sind aber beim Menschen nur sehr wenige, weil die Grunderfordernisse an die Fitness beim Menschen sich weltweit wenig unterscheiden.

Innerhalb einer Population sind einige Gene allerdings dann doch fast vollständig verbreitet, z.B. was die Hautfarbe angeht. In lichtreichen Gegenden braucht man unbedingt eine dunkle Hautfarbe, weil man sonst schnell Hautkrebs bekommt, und in lichtarmen Gegenden braucht man eine helle Hautfarbe, um Genug Vitamin D bilden zu können.

Wenn jetzt ein Mensch mit dunkler Hautfarbe in eine lichtarme Gegend zieht, sich dort einen Partner sucht und sich dort fortpflanzt, werden seine zahlreichen Gene mit jeder Generation immer weiter in der Population verteilt, aber nur die Gene für die dunkle Hautfarbe stellen hier einen Nachteil für die Nachkommen dar, und werden dann mit jeder Generation langsam aussortiert, bis sie sich ganz verlieren. Alle andere Gene des dunkelhäutigen Einwanderers verteilen sich munter in der Population, die guten breiten sich aus und bereichern den Genpool, die weniger guten werden mit der Zeit aussortiert, und verschwinden dann wieder.

Hier muss man fast immer davon ausgehen, dass sich der Genpool durch Zuwanderer auf lange Sicht verbessert.

Eigenschaften wie Arbeitsmoral, Pflichtgefühl oder Intelligenz sind sehr komplex, und wohl kaum an bestimmte Gene gebunden, und dann auch durch Bildung und Kultur so stark mitbestimmt, dass man hier keine Nachteile durch „Rassenverwässerung“ zu befürchten hat.

Die Gene allerdings, die das Aussehen stark mitbestimmen, also Hautfarbe, Haarfarbe, Nasenlänge oder Körpergröße können dazu führen, dass ein Individuum aus dem gegebenen Sozialkonstrukt herausfallen kann.

Das Aussehen eignet sich sehr für die hier im Blog angesprochenen Sozialkonstrukte, die eine nationale Identität herausstellen möchten, und fälschlicherweise die wenigen Gene, die das Aussehen mitbestimmen, mit den Qualitätsmerkmalen verwechseln, die das eigentliche Thema der meisten Sozialkonstrukte sind. Gerade Individuen, die den Qualitätsidealen der Sozialkonstrukte weniger entsprechen, sind hier empfindlicher gegenüber Einwanderern mit unüblichem Aussehen.

Was die dunkle Hautfarbe angeht, ist diese womöglich tatsächlich weltweit ein Auslaufmodell, weil die Menschen in zivilisierten Verhältnissen nicht mehr in der prallen Sonne auf dem Acker arbeiten müssen, und sich die meiste Zeit hinter Glas aufhalten, also in Häusern wohnen und arbeiten und in Autos unterwegs sind. Und wenn Mensch ausnahmsweise doch den ganzen Tag draußen unterwegs sein sollte, gibt es ja heutzutage Sonnenschutzcreme.

Ich hatte mal von einer Untersuchung gelesen, dass Populationen, die innerhalb von Afrika von sehr lichtreichen in weniger lichtreiche Gegenden umgezogen sind, ungefähr 800 Jahre brauchten, um ihre Hautfarbe den neuen Lichtverhältnissen anzupassen. Wer jetzt aber glaubt, dass sich die Supergene der arischen Rasse auf diesem Weg sowieso in der Welt ausbreiten werden, den muss ich enttäuschen: nur die Gene für die helle Hautfarbe werden sich weltweit ausbreiten, alle anderen Gene der Superarier eben nicht, die sind wegen der Mobilität der einzelnen Gene alle einzeln der Selektion ausgesetzt.



Kommentar vom 14.07.2019 19:01 auf
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@Neoliberalismus ist keine Verschwörung

Wer zu den Verlierern der Leistungsgesellschaft gehört, fragt sich auch mal warum das so ist. Die meisten machen sich eher Gedanken, warum sie selber versagt haben, und ziehen sich immer mehr aus dem Leben zurück. Wenn man die Schuld bei anderen sucht, und hier den Verhältnissen, die einem nur schlechte Chancen im Konkurrenzkampf gelassen haben, Absicht unterstellt, kann dann auch bei Verschwörungstheorien landen. Insoweit, wie die dann aber gar nicht zutreffen, helfen die wahrscheinlich kaum weiter.

Menschen mit jüdischem Hintergrund sind wohl tatsächlich eher gebildeter und dann auch beruflich erfolgreicher, haben weniger mit Harz4 (bzw. Entsprechungen in anderen Ländern) zu tun und haben oft auch viel Kapital, welches sie wie jeder für sich arbeiten lässt. Von daher gehören sie eher zu den Leuten, die im Neoliberalismus gut leben können, und diesen wohl mehrheitlich begrüßen und auch fördern, soweit das möglich ist.

Ich schätze aber mal, dass sie hier nicht die Welt regieren, sondern hier ganz normal nur ihrem eigenem Egoismus folgen, wie es eben die meisten Menschen dieser Welt machen. Den Anteil an jüdischem Kapital schätze ich auf weit unter 20 % am Weltkapital, dass ist sicherlich zu wenig, um hier eine Führungsrolle zu übernehmen. Es nützt also überhaupt nichts, hier eine Verschwörung zu bekämpfen, die so nicht existiert.

Wenn man was gegen den Neoliberalismus hat, gegen ausufernden Konsum einerseits und in Europa wieder neu aufkommende Armut auf der andern Seite, nützt der Antisemitismus dabei nichts. Es sieht eher so aus, das die Logik des Geldes der einfache Grund ist für Ungerechtigkeit, Verschwendung und die daraus folgenden Umwelt- und Personenschäden. Der Neoliberalismus beinhaltet ja gerade, das die freie Wirkung des Geldes im Miteinander in jedem Falle zu begrüßen ist, und dass der Staat sich hier so weit wie möglich zurückhalten sollte, die freie Wirkung des Geldes zu beeinflussen.

Das derzeitige System als Leistungsgesellschaft zu bezeichnen, die aus dem Neoliberalismus folgt, ist allerdings eher eine Beschönigung der tatsächlichen Verhältnisse. Hier hat nicht jeder die gleichen Chancen auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt in dem Land, wo er lebt, und auch die Nationalstaaten dieser Welt haben im internationalen Wettbewerb alles andere als die gleichen Chancen auf wirtschaftlichen Erfolg.

Der Kampf um die besten Plätze in der Gesellschaft fängt schon in der Grundschule an, und ist hier alles andere als einfach nur leistungsorientiert. Der Unterschied in der Benotung soll an deutschen Schulen bei der selben Leistung bis zu 2 Notenstufen betragen, je nach dem sozialen Status der Eltern. So gelingt es dann über viele Generationen, die eigenen Kinder in die selben lukrativen Positionen zu bringen, die man selber von seinen Eltern quasi geerbt hat.

Dazu kommt dann noch das Kapital, das ganz offiziell vererbt werden darf, und was im wesentlichen auch das Ausmaß an Macht bestimmt, das einem Menschen zur Verfügung stehen kann. Wer viel davon hat, ist natürlicherweise auch dafür, dass hier möglichst nicht reglementiert wird, und auf keinen Fall Vermögenssteuern bezahlt werden müssen.

So kann die Logik des Geldes ihre volle Wirkung entfalten. Wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen übernehmen nach und nach die Märkte, die Banken fördern diese Firmen, und die Anleger legen da ihr Geld an, wo sie am meisten Rendite machen können. Mit dem angesammelten Kapital werden dann auch die Politiker eingekauft, die das Kapitalsammeln dann brav fördern, egal welche Auswirkung das auf Natur und Menschen im Land hat.

Unterm Strich wird ständig und seit Jahrzehnten fast nur danach geguckt, wie Wirtschaft und Kapital am schnellsten wachsen kann, selbst die Energiewende wird so gedreht, dass die EEG-Umlage dazu genutzt wird, dass die Privatverbraucher den Industriestrom subventionieren. Die Demokratien scheinen nicht in der Lage zu sein, auch nur irgendetwas gegen die Interessen des angesammelten Geldes zu unternehmen.

Dass vielen Menschen die Lust am Leben dabei vergeht, und sie mit der Zerstörung der ganzen demokratischen Errungenschaften liebäugeln, ist im Prinzip nachvollziehbar. Der Mythos von der jüdische Weltverschwörung ist da effektiv, und hat eine lange Tradition, aber eben auch eine lange Tradition des Scheiterns. Den kleinen Leuten, die sich hier aus Lebensfrust Hoffnungen machen, hat das noch nie genützt.

Der 2. Weltkrieg hat aber wenigstens die halbe Welt mit in Elend und Tod gerissen, es hat auch durchaus viele gut Etablierte und Vermögende getroffen, nicht nur unter den Juden. Für die Menschen, die auch ohne Krieg im Elend leben mussten, mag das eine kleine Befreiung gewesen sein. So manch einer kommt hier auf die Dauer richtig auf Krawall, und hat nichts mehr dagegen, wenn eben alles den Bach runter geht.

Ich bevorzuge Alternativen zur Erwerbsarbeit, und gucke selber, wie ich mein Leben sinnvoll gestalten kann. Aber das braucht auch die richtigen Rahmenbedingungen. Vielleicht sollte man hier etwas vorsichtiger werden, leistungsschwache Mitbürger weiter unter Druck zu setzten. Ich kann mir hier gut vorstellen, dass der Kampf gegen den Klimawandel auch die Lebensbedingungen von Leistungsschwachen weiter verschärft.



Kommentar vom 11.07.2019 10:35 auf
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/juni-ist-sonniger-und-waermer/

@Fake-news mit Aufforstung? @Stephan 07.07. 18:04

Die Geschichte mit den möglichen Aufforstungen bei Spiegel-Online vom 04.07. passte nicht so recht: 200 GT Kohlenstoff durch Aufforstung sollen einen guten Teil der bisher emmitierten Menge von 300 GT Kohlenstoff wieder binden können. Hier im Blog vom „Wie viel CO2 kann Deutschland noch ausstoßen?“ heißt es, dass wir zur Zeit 40 GT CO2 weltweit jährlich in die Lust blasen. Dann viel mir auf, dass Kohlenstoff und CO2 nicht dasselbe sind: 1 To Kohlenstoff ergeben 3,7 To CO2. Also wohl doch kein Fake.

Aus 200 GT Kohlenstoff werden so 740 GT CO2, bei einer Jahresemmission von 40 GT entspräche das den Emmissionen von 18,5 Jahren. Also wenn die 200 GT bzw. 740 GT realistisch wären, könnte das doch eine Option sein, die hier Spielräume eröffnet.

Ich weiß nicht genau, ob hier nur nach dem richtigem Klima geguckt wurde, ob da Wald wachsen kann. Der Boden muss ja auch geeignet sein. In dem Artikel war von 900 mio ha Wald die Rede. Soweit ich das verstanden habe sind hier nur Flächen mitgerechnet, die derzeit nicht für Landwirtschaft oder Bebauung genutzt werden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ein guter Teil davon in Zukunft sehr gerne auch als Ackerland genutzt würde. Wenn die armen Menschen dieser Welt mal genug Geld haben, sich Fleisch zu leisten, wird man hier quasi unbegrenzten Bedarf an mehr Ackerland für die Futtermittelproduktion haben.

Zumal das 30 bis 60 Jahre dauert, bis hier das Waldwachstum richtig in Fahrt kommt, um auf die 200 GT Kohlenstoff zu kommen.

Eine andere Frage ist, was jetzt über diese Zeiträume kostengünstiger ist. Hier ist zukünftig womöglich Fotovoltaik kostengünstiger, wenn sie in der Wüste aufgestellt wird und neben großräumiger Stromversorgung auch jede Menge Wasserstoff, synthetisches Methan und synthetische flüssige Brennstoffe herstellt. Hier sollte also neben dem heute technisch möglichem und finanzierbarem Ausbau erneuerbarer Energien im eigenen Land unbedingt auch in Fotovoltaik in der Wüste investiert werden.

Man könnte aber vielleicht dennoch damit anfangen, auch überall aufzuforsten, wo es gut geht und nicht zu teuer ist, zumindest als einfache Zwischenlösung und zusätzlich zu den anderen Maßnahmen. Und auch sicherheitshalber. Das tatsächliche Klima, das uns die nächsten Jahrzehnte erwartet, ist neben dem Trend zur Erderwärmung auch noch unberechenbaren natürlichen Schwankungen ausgesetzt, und keiner weiß wirklich, welche positiven Rückkoppelungsmechanismen hier doch noch in Gang kommen.

Besser wir machen schon mal was wirksames, wenn sich die Lage entspannt, können wir uns auch entspannen und dann langsamer machen. Zumal es wohl auch immer teurer wird, die letzten Reste an Treibhausgasemmisionen zu vermeiden. Notfalls kann man später das Holz ernten, die Flächen umnutzen und Äcker für Futtermittel anlegen oder touristisch wertvolle Urwälder wachsen lassen, falls Fotovoltaik doch noch so günstig wird, dass wir in 20 oder 30 Jahren keine Energieprobleme mehr haben.



Kommentar vom 08.07.2019 14:22 auf
https://scilogs.spektrum.de/tensornetz/jeder-mensch-besitzt-ein-gehirn/

@Gehrhard Kugler 06.07. 15:05

Das Hineinversetzen in Andere ist denn eher nur zwischen Mensch und Computer schwierig, untereinander verstehen sich die Computer doch ganz prächtig.

Das Hineinversetzen in Andere ist doch bei Computersystemen gerade ganz direkt möglich. Computer können ihre ganze Innenwelt 1:1 auf andere Computer übertragen. Gerade selbstfahrende Systeme im Stadtverkehr können nur so funktionieren, dass die verschiedenen Fahrzeuge ihre individuellen Wahrnehmungen austauschen und ihre eigenen Pläne für die nächsten Sekunden per Datenübertragung in Millisekunden miteinander abstimmen.

Der Mensch kann auch sich in andere hineinversetzen, ist aber auf indirekte, sehr aufwändige Bewusstseinsprozesse angewiesen, weil er eben nicht den direkten Datenaustausch von Gehirn zu Gehirn hat. Hier helfen uns Menschen wahrscheinlich auch sehr unsere spirituellen Fähigkeiten. Die braucht der Computer dafür nicht unbedingt, der macht das schon per Datenübertragung.

Das ist ja überhaupt das große Potential der Computertechnik: Was ein Computersystem gelernt hat, lässt sich ohne weitere Kosten millionen- und milliardenfach kopieren. Das kann ruhig 10 Millionen mal teurer sein, einem Roboter das Tischlern beizubringen, als wenn man einen Lehrling ausbildet. Hier muss nur ein Entwicklungsteam ein mal diese Arbeit machen, und schon ist die ganze Arbeit damit erledigt, weil das dann alle anderen Roboter dieser Welt auch können.

Das einzige, das hier übrig bleibt, sind Arbeiten, die Roboter wirklich gar nicht können können. Oder wenn der Roboter eventuell soviel Strom verbraucht, dass es z.B. lohnenswert sein kann, das Selbstfahrsystem abzuschalten, wenn man eh am Steuer sitzt, um Strom zu sparen. Das erhöht bei Elektroautos auch gleich die Reichweite.

Was auch sein kann ist, dass wir den Roboter nicht nutzen wollen, weil wir die Arbeit eben einfach gerne selber machen möchten. Bei der derzeitigen Gewerbefreiheit allerdings wird man dann auch nur noch sehr wenig Geld damit verdienen können. Die Konkurrenz ist hier ja nicht abzuweisen.



Kommentar vom 06.07.2019 14:17 auf
https://scilogs.spektrum.de/tensornetz/jeder-mensch-besitzt-ein-gehirn/

@Roboterkatastrophe

Sehr geehrter Herr Blitz, wenn das stimmt, was Sie für möglich halten, dass es nicht darauf hinausläuft, dass Roboter und Computersysteme uns fast alle Arbeit wegnehmen, ändert das die Perspektive.

Wie ist das mit eintöniger Arbeit, will man die lieber nicht, und ist man froh wenn ein Roboter das macht, oder ist der Arbeitsmarkt hier wichtiger, und gerade Unqualifizierte können nur die eintönige Arbeit machen? Wenn denn die Roboter gar nicht können, stellt sich die Frage gar nicht. Wenn doch, wird man mit den unqualifizierten Menschen noch viel mehr Probleme bekommen.

In der Bildung sollte vielleicht in Zukunft darauf geachtet werden, dass sich gerade nicht so gute Schüler dennoch möglichst viel Bildung aneignen, vor allem Bildung, die sie befähigt sich selbst zu beschäftigen, falls der Arbeitsmarkt der Zukunft für sie keinen Platz mehr hat. Die Bewahrung der kindlichen Neugierde und Kreativität sollte hier im Vordergrund stehen, und nicht die Eignung zum fleißigen Arbeitnehmer. Vorbereitung auf die Zukunft ist nur mit Blick auf die wirkliche Zukunft vernünftig zu machen.


Alternativen zur Erwerbsarbeit gibt es durchaus reichlich:

Gartenbau: Von Salat bis Tabak sammelt man hier auch schöne Erfahrungen.

Kunst: Viele haben hier Ambitionen, und fruchtbare Ideen sich mit Gestaltung und Material zu beschäftigen.

Kunst am Bau: Wenns hier mal nur noch vernünftige Bauvorschriften gäbe, würden sich für jeden, der gerne Handwerklich arbeitet, ganze Welten öffnen.

Spiel: Zusammen Poker, Skat und Doppelkopf braucht nur Zeit und eine gewisse Eigeninitiative.

Reisen: Man muss nicht um die Welt jetten, Campingurlaub im eigenen Land tuts auch. Vor allem wenn es mal mehr wilde Natur zu genießen gibt, die man auch betreten darf. Und dann auch viel mehr Zeit, sich hier mit Natur live zu beschäftigen.

Kulturarbeit: Wir möchten auch unsere Welt selbst gestalten, und mitdenken dürfen. Hoffen wir, das das so bleibt. Durch das Internet bieten sich hier nicht nur Möglichkeiten für Hassprediger.

Menschenpflege: Zeit und Muße füreinander führt heute eher zu Lücken in der Rentenversicherung, als dass das gefördert würde.


Mehr Geist im Leben, Bewusstsein und Urteilsfähigkeit, Beschäftigung mit Natur, Kosmos und dem Leben, ist nicht nur was für Menschen, die der Arbeitsmarkt nicht braucht. Hier ist auch was für Hochqualifizierte dabei. Astronomie z.B. ist eine äußerst interessante, hoch zu schätzende Tätigkeit, die zwar fast keinen direkten Nutzen hat, aber eben für den Mensch als Geisteswesen mit das Interessanteste überhaupt sein kann. Man denke hier z.B. an die Perspektive der Kommunikation mit anderen Zivilisationen auf fernen Planeten.

Auch was den Klimaschutz angeht, wäre eine Reduzierung des ausufernden Konsums hier extrem beschleunigend. Die zusätzlichen Ausgaben für teure Umwelttechnik wäre am schnellsten durch einer Reduzierung von unsinnigem Konsum aufzubringen. Vor allem in den ärmeren Ländern wird es wohl nur so überhaupt vorwärts gehen. Wenn die erstmal unseren Standard erreichen wollten, bevor sie anfangen Treibhausgase einzusparen, wird das mit dem Klimaschutz erstmal nichts werden.

Steuerliche Förderung von unsinnigem Konsum, z.B. Flugreisen, gehören hier als erstes abgebaut. Auch eine Förderung von 2 Tonnen schweren Elektro-SUVs macht hier nicht den geringsten Sinn, außer man will unbedingt Arbeitsplätze auch in Bereichen, die keinen Sinn machen, weil die Menschen eben als Erstes einen bezahlten Arbeitsplatz haben wollen, egal wie.

Ist das noch gute Kultur? Atomkriege schaffen auch Arbeitsplätze, vor allem im Wiederaufbau. Das geht immer noch am schnellsten. Braucht nur 20 Minuten, so ein Atomkrieg. Und macht Arbeit für mindesten 20 Jahre. Mit weiteren Nebenwirkungen wie genetischen Schäden, die noch 100 Jahre nachwirken. Auch die bringen zusätzliche Beschäftigung im Pflege- und Gesundheitsbereich. Wenn man unbedingt Arbeit haben will, dann mal los. Das ist überhaupt kein Problem.

Schade wäre es, wenn gerade Arbeit, die eigentlich in der richtigen Dosis Spaß macht, von Computersystemen übernommen wird. Arbeit als LKW-Fahrer z.B. ist eigentlich eine schöne Sache, zumindest unter 35 Wochenstunden, sonst ja nicht so. Die richtige Dosis und die richtigen Arbeitsbedingungen machen hier den Unterschied. Das kann so weit gehen, das man eine richtig schöne Arbeit auch für 5 € die Stunde machen möchte, vorausgesetzt, man kann vom Amt her ohne Probleme aufstocken und wird mit seiner selbstgewählten Arbeit in Ruhe gelassen. Das könnte entscheidend sein, ob man als Fahrer auch mit zukünftigen Selbstfahrsystemen konkurrieren kann. Das lohnt sich vor allem bei wirklich schöner Arbeit.

Ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben sollte sowieso im Vordergrund stehen. Keiner ist mehr verantwortlich für was er tut, wer fragt denn noch nach Sinn und Umweltverträglichkeit? Wissen und Technik haben wir so viel, aber was wird dann auch angegangen und wirklich umgesetzt? Wenn Plastik so umweltschädlich ist, wieso habe ich dennoch die Gelbe Tonne immer noch voll davon? Wieso gibt es nicht schon längst für die meisten Anwendungen biologisch abbaubares Plastik aus Maisstärke z.B.? Die Roboterkatastrophe droht doch auch, weil jeder nur auf seinen kleinen Bereich guckt, und hier dem Geld hinterherrennt, ohne nach recht und links, und noch nicht mal nach vorne zu gucken.



Kommentar vom 05.07.2019 15:31 auf
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/juni-ist-sonniger-und-waermer/

@Temperaturverzögerung

Sehr geehrter Herr Rahmstorf,

haben wir 1,1° weltweite Erwärmung schon hinter uns, oder nur den Treibhausgradlevel, der zu 1,1° Erwärmung führt?

Aufgrund der Trägheit der Ozeane, die eine Menge Energie speichern können, verläuft ja die Erderwärmung aufgrund des Treibhausgasgehalts in der Atmosphäre etwas verzögert. Wie viele Jahre Verzögerung sind das?

Wie hoch wäre die Gleichgewichtstemperatur angesichts des aktuellen Treibhausgasgehalts, wenn wir theoretisch sofort alle Emmissionen stoppen würden, und wann würden wir diese Gleichgewichtstemperatur erreichen?



Kommentar vom 05.07.2019 11:56 auf
https://scilogs.spektrum.de/tensornetz/jeder-mensch-besitzt-ein-gehirn/

@Sehr geehrter Herr Blitz,

Ich habe Ihren Blogbeitrag schon 2 mal gelesen, und habe Schwierigkeiten herauszufinden, was Sie eigentlich sagen wollen.

Ich versuche das mal Zusammenzufassen: Soweit es nur um die Arbeitsproduktivität geht, ist der Unterschied von Mensch und Computersystem bzw. Roboter vor allem eine Frage der Flexibilität, Zusammenarbeit und Integration verschiedener Fähigkeiten. Hier ist der Mensch noch unerreicht.

Wobei ich hier das Gefühl habe, dass wir uns besser nicht unter Druck setzten sollten, immer besser zu werden, um uns vor der Konkurrenz mit den Maschinen auf dem Arbeitsmarkt zu schützen. Das könnte noch mehr Stress machen, dass wir noch krank davon werden. Sollten die zukünftigen Roboter eben sowieso in vielen Bereichen unschlagbar sein, nützt es hier auch nichts, mit noch mehr Leistungsbereitschaft dagegen zu halten.

Aber unabhängig von der Arbeitsfähigkeit besitzen Lebewesen natürlicherweise eine Eigenmotivation, zu existieren und sich ins Leben zu stürzen. Man möchte am Leben teilhaben, und auch an der Arbeitswelt, unabhängig von der Produktivität.

Hier möchten wir natürlich nicht von den Maschinen ersetzt werden. Wobei es durchaus passieren kann, das große Teile der Menschheit zukünftig nicht mehr gebraucht werden, und bei den falschen staatlichen Rahmenbedingungen ihre Lebensberechtigung verlieren, und dann auch letztlich im Elend leben müssen, bis sie daran sterben. Der Lebenskampf kann dann auch in der Auseinandersetzung mit Kampfrobotern enden, sollten die Betroffenen dabei nicht friedlich bleiben und sich nicht kampflos in ihr Schicksal fügen wollen.

Besser ist das, wenn wir hier Alternativen zur Erwerbsarbeit entwickeln, dass die wirtschaftlich nicht mehr benötigten Menschen was zu tun haben, und neben einer Versorgung mit den lebensnotwendigen Produkten, die dann eben die Roboter herstellen, auch beschäftigungsmäßig vernünftig leben können.

Was mir noch zum Thema einfällt, ist das Phänomen Spiritualität. Sofern diese ernstzunehmenderweise zum Menschenleben gehört, stellt sich die Frage, ob Computer das nicht auch können. Wenn man wüsste, wie Spiritualität bei Lebewesen funktioniert, könnte man daran gehen, das auch den Maschinen beizubringen. Sollte man mal durch Hirnforschung herausfinden, wie Bewusstsein funktioniert, könnte sich zeigen, dass dieses einen spirituellen Anteil hat, ohne den es gar nicht funktionieren kann. Das könnte man dann auch in der Technik nutzen. Schließlich hat hier alles die selbe physikalische Basis, auch wenn diese zur Zeit noch in großen Teilen unerforscht ist.



Kommentar vom 01.07.2019 23:33 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-verschwoerungsmythos-bevoelkerungsaustausch-verbindet-antisemitismus-mit-rassismus-und-antiziganismus/

@Rudi Knoth 01.07. 18:38

Da brauchen wir ja gar nichts machen, einfach die derzeitigen geringen Geburtenrate so lassen wie sie sind. Ich meine ja gerade, dass wir uns noch ein Weilchen Zeit damit lassen können, wieder auf eine Populationserhaltende Rate von 2 Kindern pro Frau zu kommen.

Ich fände es gut, den Bevölkerungsrückgang eben nicht wie bisher ganz durch Zuwanderung wieder aufzufüllen. Damit meine ich die Gesamtsumme aus Asylbewerbern aus arabischen Kriegsgebieten, Wirtschaftsflüchtlingen aus Afrika und Arbeitsmigranten aus der EU.

Ich bin nicht komplett gegen Zuwanderung, aber weniger wäre mir lieber. Wir sollten sowohl nicht so viele Arbeitskräfte nachfragen, als auch dazu beitragen, dass die Menschen in ihren Heimatländern gut leben können. Das muss ja auch nicht ewig so weiter gehen, dass so viele Menschen gerne nach Deutschland kommen möchten.



Kommentar vom 01.07.2019 10:11 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-verschwoerungsmythos-bevoelkerungsaustausch-verbindet-antisemitismus-mit-rassismus-und-antiziganismus/

@tranquebar 30.06. 17:00 Landwirtschaftliche Erträge

Soweit ich weiß, exportieren wir Fleisch, aber importieren Futtermittel, vor allem Soja. Dazu kommt noch alles, was hier nicht wächst, also Kaffee, Tee, Tabak, Bananen, andere Früchte und Gemüse. Ich bin kein Agrarexperte, aber vermute dass wir unterm Strich mehr exportieren als ímportieren, aber wie viel das genau ist, weiß ich nicht.

Wenn es mehr als 30% Überschussbilanz sind, können wir tatsächlich gleich damit anfangen, Biologische Landwirtschaft und Artgerechte Tierhaltung flächendeckend einzuführen. Man muss hier bedenken, dass einerseits neben geringeren Erträgen auch der Futtermittelbedarf bei Artgerechter Tierhaltung steigt. Andererseits könnte man auch gucken, dass weniger Lebensmittel im Müll landen bzw. diesen Müll z.B. mittels Insektenzucht besser zu verwerten.

Naja, wenn wir hier dann mit Bioanbau knapp dran sind, wäre dann eine Reduktion der Bevölkerung dann doch sinnvoll. Aber selbst wenn wir mehr Spielraum haben, fände ich eine Reduktion der Bevölkerung gut. Das hilft eben auch dem Klimaschutz: Weniger Verbraucher, weniger Neubauten, weniger Ackerbau bzw. mehr Energiepflanzenanbau, mehr Holzertrag pro Einwohner.

Und wir könnten doch 15% der Landesfläche in Naturlandschaften verwandeln, also Urwald, wilde Flussauenlandschaften und extensiv genutzte offene Landschaften. Den Brasilianern sagen wir, sie sollen ihren Urwald nicht abholzen, dann müssen wir unseren auch wieder herstellen, schließlich haben wir unseren Urwald schon vor 1500 Jahren abgeholzt. Die touristische Nutzung der wilden Landschaften hilft dann wieder dem Klimaschutz: wer hier Urlaub macht, fliegt nicht in ferne Länder.