www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Gedanken über die Vollkommenheit (E.A.D.)


Was verstehen wir unter dem Begriff „vollkommen“?
Lt. Lexikon = ganz so, wie es sein soll, dem Begriff entsprechend ohne Mangel, ohne Tadel.

Auf diese Definition eingehend, könnte man fragen: wer bestimmt, wie etwas sein soll, um als vollkommen zu gelten?
Ändert sich die Bedeutung des Begriffes im Laufe der Zeit?
Was bedeutet es „ohne Mangel, ohne Tadel“ zu sein?
Gibt es eine absolute Vollkommenheit oder auch das Gegenteil?

Wenn wir von Menschen sagen, sie seien unvollkommen, was meinen wir damit, was fehlt ihnen – welcher Mangel wäre da, was wäre zu tadeln?

Wir alle wissen, dass es die Vollkommenheit, wie sie üblicherweise verstanden wird, nicht gibt, - nichts und niemand ist in dem Sinne vollkommen, dass es, er oder sie ohne jeglichen Mangel oder Tadel wäre.

Hat man demnach einen Begriff für etwas geprägt, das es überhaupt nicht gibt?
Oder haben wir vielleicht ein falsches Verständnis von Vollkommenheit?

Könnte man nicht auch sagen, etwas ist vollkommen, nicht wie es sein soll, sondern wie es ist.

Voll – kommen – rund wie der Kreis des Yin und Yang – hell und dunkel, Licht und Schatten – alles umfassend?
Es gibt nichts anderes, als diese gegenseitigen Pole in unserem Menschsein und in der Natur.
Das heißt nicht, das wir nicht danach streben sollten, uns zu verbessern.
Menschsein bedeutet auch , lernfähig sein, sich zu entwickeln, den Kreis unseres Bewusstseins zu erweitern.

Wenn wir den Begriff „vollkommen“ in der üblichen Weise anwenden, so kann das für uns selbst und für viele Menschen, die in irgendeiner Weise von der Natur benachteiligt sind, deprimierend und ungerecht sein, denn viele hätten nicht die geringste Aussicht oder Möglichkeit auch nur annähernd diesem Anspruch gerecht zu werden.

Wäre es nicht liebevoller und förderlicher, jeden Menschen als vollkommen in seiner Art zu sehen, uns selbst auch nicht durch utopische Vorstellungen niederzudrücken und damit unsere Entwicklung zu behindern?
(Eine Angehörige Depression)