www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2023/02 (T.J.)


Kommentar vom 28.02.2023 15:34
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/hoffnung-trotz-energie-und-wasserkrise-bevoelkerungsimplosion-auch-in-china/

@Holzherr 27.02. 18:22

„Sehr vieles spricht dafür, dass mit Besserem letztlich mehr Wohlstand gemeint ist. Mehr Wohlstand bedeutet dabei fast immer, dass sich mehr Menschen das Leben leisten können, das heute nur den Reicheren möglich ist.“

Ich denke, dass hat viel mit dem jeweiligem Niveau zu tun. Was in den Schwellenländern eine klare Sache ist, dass kann bei uns wirklich in Frage stehen. In Pakistan wird man wenn immer möglich erstmal eine schöne kleine Wohnung mit Klimaanlage haben wollen, und was Vernünftiges zu Essen. Wohl auch gerne mal ein Stück Fleisch.

Bei uns ist aber in der Tat sehr viel Luft nach unten. Überhaupt auch, wenn man hier sich bewusst wird, dass oben oder unten nicht wirklich eine Frage des Einkommens sein muss. Und man sich eben nicht an Wohlhabenderen orientieren muss, und daran, was die sich leisten können. Ein Bewusstsein, sich genau das zu leisten, was man wirklich braucht, und eben weder so viel zu verdienen wie irgend möglich noch überhaupt sein ganzes Geld auszugeben, das ist hier möglich.

Ein Wandel in dieser Hinsicht ist längst im Gange, und das wird zunehmen, schätze ich. Eventuell vor allem bei heute jungen Menschen, die nicht nur die Klimakatastrophe selbst noch erleben werden, sondern die sich auch darüber hinaus die Frage stellen, wie man ein Leben denn wirklich sinnvoll gestaltet.

Mit den teuersten und sinnlosesten Ausgaben wird man entsprechend anfangen. Dazu gehörte eben das eigene Privatauto, Urlaubsreisen in ferne Länder und auch ein Übermaß an Lebensmitteln, also an Fleischverzehr, und dass man so einkauft, dass man nichts wegwerfen muss. Das spart alles auch eine Menge Geld, dass man einerseits in die Energiewende investieren kann, aber auch, dass man die persönliche Arbeitszeiten reduzieren kann.

Ich denke mal, das gerade junge Menschen auch nach Wegen suchen, sinnvollere Arbeit zu machen, und auch nicht zuviel des Guten bezüglich Arbeit anstreben.

Eine gewisse Zweiteilung ist auch bezüglich der Weltbevölkerung zu sehen. Während es in den ärmsten Ländern noch eine Zunahme gibt, geht in allen anderen Ländern die Bevölkerung zunehmend zurück. Das könnte dazu führen, das wir auch zukünftig eine Situation tatsächlich vermeiden können, in der die landwirtschaftlichen Anbauflächen nicht mehr reichen.

@Eisenblätter 27.02. 16:40

„Resignation wäre in dieser Situation jedenfalls eine ausgesprochen destruktive Haltung.“

Unbedingt. Die Chancen sind da, wir müssen sie nutzen, dann geht das alles auch.

Ich denke mal, dass weniger Fleisch auf jeden Fall sehr sinnvoll ist, dass aber komplett Fleischlos nicht einmal nötig ist. Zum einen kann man die meisten Weideflächen schon mal nicht umgraben, und Äcker draus machen. Diese Flächen können zu steil, zu trocken oder zu nass dafür sein. Das bedeutet, dass wir diese Flächen wirklich nur in Form von Kühen oder Schafen nutzen können. Und neben Milch liefern diese Tiere eben auch Fleisch. Gleichzeitig bedeutet auch die Haltung von Schweinen und Hühnern eine Aufkonzentrierung des Eiweises der Futtermittel, während gleichzeitig die Erträge von Mais, Futterrüben oder Schweinekartoffeln sehr viel höher sind als bei Kulturpflanzen, die dem direktem menschlichem Verzehr dienen.

Solange wir keinen wirklichen Mangel auf dem Weltmarkt haben, halte ich einen kompletten Fleischverzicht für schlichtweg unnötig. Aber Bioanbau, artgerechte Tierhaltung und entsprechend dann auch weniger Fleisch, Milch und Eier finde ich gut. Das mache ich gerne mit, insbesondere weil dann auch die Qualität besser werden kann. Das alleine ermöglicht schon weniger Tierisches in der Küche.

Die Treibhausgase aus der Landwirtschaft kann man auch anderweitig als mit Fleischverzicht deutlich senken. Gülle kann man auch kompostieren, und ich vermute, dass man auch die Methanemissionen von Wiederkäuern reduzieren kann, wenn man Passenderes füttert. Sobald man hierfür eine Lösung hat, verschwindet das inzwischen ausgestoßene Methan in etwa 10 Jahren von selber.

Es macht keinen Sinn, die Methanemissionen direkt mit den CO2-Emissionen zu vergleichen. Letztere bleiben 50 oder 100 mal länger in der Atmosphäre. Wenn man das nicht mitrechnet, rechnet man schlichtweg verkehrt und setzt in der Folge falsche Prioritäten.

@Michael 27.02. 22:05

„Und wenn Sie mir die Wahl zwischen einer Jacht bzw. Luxuslimousine oder wöchentlich neuen Büchern eröffneten – dann wäre für mich klar, dass Bücher inneren Reichtum und großartige Erfahrungen verbürgen.“

Hier sind wir eben genau da angekommen, dass eben Besitz und Nutzen Dinge sind, die voneinander fast völlig unabhängig sein können. Neben der Teilhabe an Kultur, die man nicht besitzen muss, gilt dies auch für die Teilhabe an Natur. Ich muss nicht auf die Malediven fliegen, wenn ich Natur erleben will. Eine Radtour im eigenen Bundesland kann reichen, und von April bis Oktober tut es auch der Campingplatz. Das erfordert weder viel Geld, noch nennenswerten Natur- und Ressourcenverbrauch.



Kommentar vom 28.02.2023 13:50
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/psychopath-oder-nicht-der-neuromythos-phineas-gage/#comment-82918/

@Elektroniker 27.02. 16:26

„Das „Bewusstsein“ ist letztlich ein für biologische Maschinen geeigneter, um Empfindungen erweiterter „Abbildungsmechanismus“ von vielfältigen „informellen Mustern“.“

Kann hinkommen. Wie auch immer das aussieht, man könnte das finden, wenn man in die Details kommt, wie die Nervenzellen im Detail verschaltet und insgesamt vernetzt sind. Man hat hier aber immer auch noch die Innensicht, die man teilweise auch psychologisch erfassen kann. Diese Innensicht hatte man auch schon in grauer Vorzeit, wo man noch keinerlei Ahnung von Nervenzellen hatte. Philosophie und Religion haben sich dennoch mit dem „Seelenleben“ auseinander gesetzt, und können hier durchaus auch sinnvolles entdeckt haben.

Wenn man nichts anderes als die Innensicht hat, dann muss man doch damit auskommen. Das Leben geht ganz akut weiter, man kann hier nicht auf die Hirnforscher warten, bis die soweit sind, diesen „Abbildungsmechanismus“ zu identifizieren.

Information selbst ist meistens eine Nachricht, die von Mensch zu Mensch vermittelt und verstanden werden kann. Wenn man eine Radiosendung daraus macht, kann man sie per Funk senden und empfangen. Derweil der Empfänger erstmal die Radiofrequenz finden muss. Auf den meisten Frequenzen findet man keine Informationen, sondern nur Rauschen und Artefakte von technischen Radioquellen, und nur auf genau der richtigen Frequenz findet man genau diese Sendung.

Vielleicht noch zusätzlich als Audiodownload oder als PDF im Netz. Entsprechend muss man derartige Informationen erstmal suchen, bevor man sie hören bzw. lesen kann.

@Golzower 27.02. 17:23

„Da der Mensch nur durch selbstgemachte Erfahrungen einsichtig wird, werden andere, unbeteiligte, immer ihr unausgereiftes “Bewusstsein” bemühen um andere Erfahrungen mißzuverstehen.“

Das ist in der Praxis leider tatsächlich sehr verbreitet. Es ist eine Kunst für sich, psychisch Kranke aller Art dennoch zu respektieren, wenn man sie schon nicht verstehen kann. Auch die Experten verstehen die Psyche im allgemeinen schon kaum, und eben schon gar nicht, wenn sie instabil geworden ist. Die biologische Psychiatrie im speziellen versucht eigentlich, sich die Realität der kranken Menschen soweit wie möglich auf Distanz zu halten.

Weil sie eben nicht versteht. Der Kranke selber versteht sich schon nicht mehr, was wohl sogar ein wesentlicher Teil der jeweiligen Krankheit sein kann. Entsprechend gehört es zu einer psychotherapeutischen Behandlung dazu, hier ein gewisses Selbstverständnis zu fördern. Leider ist genau das so schwierig, dass viele Experten es gar nicht mehr versuchen.

Man versucht dann, einfach eine Neurotransmitterstörung als den Kern der Krankheit zu erklären, und liefert die entsprechenden Medikamente gleich mit. Das kann sogar funktionieren. Öfter aber auch nicht.



Kommentar vom 27.02.2023 12:45
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/psychopath-oder-nicht-der-neuromythos-phineas-gage/#comment-82912

@Philipp 27.02. 11:33

„...jene die Erklärungslücke füllt, ja wenn sie sogar Theorien nach dem Kriterium ihrer anschaulichen Plausiblität bewerten, dann sind sie mächtig auf dem Holzweg.“

Ja, es gibt sie, die Theorien, die man sich nicht mehr anschaulich vorstellen kann. Aber ich kann es dennoch nicht lassen, nach Anschaulichkeit zu suchen. Es geht ja auch gerade nicht immer um konkrete Vorhersagestärke, sondern oft genug geht es ja gerade um Vorstellbarkeit.

Etwa in der Astronomie, die dient nun nicht etwa der interstellaren Raumfahrt, diese ist nicht in Sicht. Es geht darum, dass wir Fakten bekommen, mit denen sich vom Kosmos träumen lässt. Ähnliches sehe ich in der Psychologie. Es geht nicht nur darum, jetzt konkrete Modelle der Schizophrenie zu liefern. Es geht auch darum, uns selber für uns selbst fassbar zu machen. Das geht nun mal nur mit Anschaulichkeit.

Zumindest sollten wir immer wenigstens versuchen, Anschaulichkeit herzustellen, und eine noch unanschauliche Theorie irgendwie verständlich zu machen.

Religion und Geisteswelten wiederum können dennoch mitspielen, und uns in jedem Fall von größeren Welten träumen lassen. Wenn wir mal Theorien haben, die Geisteswelten wirklich evident ausschließen, dann können wir über das Thema noch mal diskutieren. Aber so weit sind wir glaube ich noch nicht.



Kommentar vom 27.02.2023 00:56
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/psychopath-oder-nicht-der-neuromythos-phineas-gage/#comment-82908

@reutlinger 26.02. 19:52

„Es gibt keine Informationen mit eigener, von Materie unabhängiger Existenz und Geist ist nichts weiter als subjektive Information.“

Der Programmierer hat damit praktisch nichts zu tun. Ihm geht es fast nur um die Funktionstüchtigkeit seiner Arbeit. Und bevor er sein Programm überhaupt erst schreiben kann, hat er es meistens schon im eigenen Geist entworfen. Das fertige Programm kann dann an die Anwender weitergegeben werden, da ist es trivial, dass irgendein Informationsträger dafür gebraucht wird. Wer Bücher schreibt, der kümmert sich noch nicht um das Papier, auf dem das Buch am Ende gedruckt wird.

„Man könnte aber “Geist” als eigene Vorstellung von der Welt, als Symbol und als hilfreiche Fiktion deuten.“

Da kann ich gut mit leben. Mir bleibt als Mensch nichts anderes übrig, mich sehr viel mit Fiktionen zu beschäftigen. Selbst der Fahrplan der U-Bahn ist eine Fiktion, aber ich kann es eben nur probieren, und zur vorgegebenen Zeit an der Haltestelle erscheinen. Ist mein Termin ganz wichtig, muss ich noch eine Bahn früher anvisieren, es passiert nun öfters, dass die Fiktion Fahrplan mal nicht funktioniert.

Allerdings muss ich feststellen, dass auch Begriffe in den Naturwissenschaften prinzipiell Fiktionen sind. Aber welche, die berechenbarer sind. Die einmal mathematisch fassbarer sind, und zum anderen sehr regelmäßige Phänomene beschreiben. Hier sind die Begriffe der Geisteswissenschaften in der Tat unsicherer. Zum einen sind die Fakten dahinter variabler, zum anderen kommt man meistens nur mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu einer mathematischen Beschreibung eben dieser Variabilität.

Was m.E. kein Grund ist, auf Geisteswissenschaften zu verzichten. Psychologie macht Sinn, Soziologie auch. Die Physik kann dies nicht erfassen und ersetzen, und auch die Biologie hat ihr eigenes Fachgebiet.

Wir können nichts daran ändern, wenn unsere Fiktionen ungenau werden, weil das zu Untersuchende eben unregelmäßig ist und zunehmend komplex wird.



Kommentar vom 25.02.2023 18:06
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/psychopath-oder-nicht-der-neuromythos-phineas-gage/#comment-82899

@reutlinger 26.02. 16:08

„Information ist eine Fiktion bzw. Deutung des Menschen, es gibt sie real oder physisch nicht in der Welt.“

Dann können aber doch im Prinzip wahnsinnige Programmierer dennoch Programme schreiben, ohne die unsere gesamte IT nicht funktionieren könnte. Die Bezeichnung Informatik umfasst eben ein ganzes Fachgebiet, und der Programmierer kann nun nichts anderes tun, als eben Programme zu schreiben, also Informationen konfigurieren, die von entsprechenden Maschinen zielführend verarbeitet werden können.

Am Ende können sich dann auch kleine Kinder vor die Spielkonsole setzen, und sich damit vergnügen.

@Elektroniker 26.02. 16:04

„Sie argumentieren gelegentlich mit „Geisteswelten“. Ich würde es so sehen, dass Sie (und übrigens auch die Theologen), Probleme mit dem Begriff „Geist“ haben,…“

Ich habe keine Probleme mit dem Begriff Geist, und sehe hier durchaus eine gewisse Analogie zur IT. So wie die Inhalte in der IT innerhalb der Technik kursieren, also etwa ein konkretes Computerspiel eine definitive Bildschirmausgabe erzeugt, mit der sich dann eben spielen lässt, so sind unsere erlebten Innenwelten ganz reale Fakten, die unser Gesamtsystem Psyche produziert.

Und eben dieses Gesamtsystem Psyche ist vermutlich komplizierter als die gesamte IT, die die Menschheit bis heute realisiert hat. Und es ist nun mal nicht nur unklar, ob auch an der Theologie noch was dran ist, und etwa im Sinne eines Panpsychismus denn doch noch wirkliche Geisteswelten mitspielen. Man kann sogar spirituelle Erfahrungen machen, die ohne derartige Geisteswelten gar nicht mehr sinnvoll verarbeitet werden können.

Wer sowas nicht einmal kennt, der kann hierzu eigentlich so viel nicht zu sagen. Vielleicht mal mit LSD probieren, da gibt es sogar Experten, die das empfehlen. Oder eben sich zurückhalten, womit man sich nicht wirklich auskennt.



Kommentar vom 25.02.2023 14:50
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/psychopath-oder-nicht-der-neuromythos-phineas-gage/#comment-82885

@reutlinger 26.02. 13:35

„Der Körper-Geist-Dualismus ist wissenschaftlich voller Widersprüche. Er ist ein Überbleibsel historischer Annahmen, mangels wissenschaftlicher Erkenntnisse, so wie jeder Aberglaube.“

Ihr Naturalismus hat denke ich auch nicht weniger Widersprüche. Das ist in der Tat nur eine Meinung. Die Wissenschaft ist längst nicht so weit, um hier eine allgemein anerkannte Antwort zu geben. Noch steht hier eine Erklärung und ein umfassendes Verständnis unserer Innenwelten aus.

Jeder kann selbst entscheiden, in welche Richtung er hier weitersucht.



Kommentar vom 25.02.2023 14:20
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-1000-blogpost-ein-gtaz-gedenktag-in-berlin-zu-reaktanz-und-radikalisierung/#comment-136607

@Mussi 26.02. 10:05

„Wir müssten dringend über Geld und das Geldsystem sprechen.“

Wirklich? Nicht eher über hinreichenden Gemeinsinn? Jedenfalls wären mit hinreichendem Gemeinsinn die Probleme viel kleiner. Der Konsument würde dann z.B. über die Art der Mobilität entscheiden, auch im Sinne von Klimaschutz. Und auch Betriebe könnte sich aus reinem Gemeinsinn zu mitweltfreundlicherem Wirtschaften entscheiden.

Und auf der anderen Seite würde ohne hinreichenden Gemeinsinn des Wählers auch eine Politik, die konsequenten Klimaschutz verfolgt, einfach vom Bürger abgewählt.

Wo sind denn wirklich reine Geldprobleme? Wenn der Einzelne aus Verantwortung heraus weniger konsumiert, kann er auch weniger arbeiten. Das reduziert das Bruttosozialprodukt, aber auf den Arbeitsmarkt hätte das zunächst keine Auswirkung. Auf den Kapitalbedarf würde sich das aber auswirken können.

Aber man kann dann zunächst einfach die Leitzinsen senken, und wenn das nicht reicht, mehr Zinssteuern, Vermögenssteuern und Erbschaftssteuern erheben. Das absorbiert dann überschüssiges Kapital. Dann passt das doch wieder.

Will man nun auch Unternehmen zu mehr Klimaschutz motivieren, dann helfen hier wohl CO2-Steuern und die Förderung von Erneuerbaren Alternativen. Dann trifft ein Verzicht des Konsumenten auf der einen Seite auf einen Mehraufwand durch entsprechenden Technikaufwand, und beides gleicht sich dann gegenseitig aus.

Also ein Geldproblem sehe ich hier nirgends. Die gesamte Energiewende ist in erster Linie eine reine Frage des Gemeinsinns, scheint mit. Wenn der einzelne nichts unternimmt, und weiter nur im Sinne des eigenen Wohlstands wählt, dann passiert wohl auch wenig.

Wenn gewählte Regierungen dann aber tatsächlich ihre Arbeit machen, und die richtigen Rahmenbedingungen setzten, dann kann zusätzlich der persönliche Verzicht auf übermäßigem Konsum nochmal deutlich beschleunigen. Und das führt dann auch zu weniger Arbeitsstress, den wir finde ich auch dringend gebrauchen können. Was eine Frage für sich wäre.



Kommentar vom 26.02.2023 13:05
https://scilogs.spektrum.de/hier-wohnen-drachen/chatgpt-versteht-die-relativitaetstheorie-nicht/#comment-198

@Wengert 26.02. 09:21

„Dann werden die Menschen abgeschafft, und die Chatbots können sich endlich frei entfalten.“

Wenn hier dann irgendwann tatsächlich die Chatbots von Elon Musk, Mark Zuckerberg, der NSA und chinesischen und russischen Diensten die Diskussion übernehmen, dann verlieren wir als Menschen tatsächlich dieses Medium.

Wieviel Zeit bleibt uns noch, bis es soweit ist? Nutzen wir sie, solange wie wir hier noch diskutieren können.



Kommentar vom 25.02.2023 13:43
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-1000-blogpost-ein-gtaz-gedenktag-in-berlin-zu-reaktanz-und-radikalisierung/#comment-136604

@Mussi 24.02. 20:45

Wer ist “wir” und was ist der “Wille”?

Jeder Einzelne sucht nach Erkenntnis und Lösungen, und setzt die auch um, wenn es funktionieren kann.

„Gibt es einen Menschheitswillen?“

Das jetzt eher nicht, aber natürlich eine Summe dessen, was die Einzelnen wollen.

„Was wäre denn dann dieses ‘vorwärts’ nun,konkret?“

Neue Lösungen einer naturverträglichen Landwirtschaft etwa. Und natürlich die Energiewende. Aber auch ganz einfach der Fortschritt von Kultur und Wissenschaft.

Wenn der Einzelne sich besser konkret positionieren kann, und besser Bescheid weiß, wer er ist, was er erkennen kann und was er tun kann, dann ist das ein Fortschritt an sich. Und der kann dann auch Folgen für das Handeln des Einzelnen haben.

Wer erkannt hat, dass ein Privatauto vor allem ein Statussymbol ist, der kann sich nach anderen Statussymbolen umschauen. Und anfangen mehr Fahrrad zu fahren, sein Auto weniger zu nutzen, sich als nächstes ein kleines Auto kaufen oder nur noch so wenig autofahren, dass er mit Carsharing auskommt.

Insbesondere das hier zugleich eingesparte Geld kann man dann in andere Statussymbole investieren. Das könnte auch ein stressfreieres Leben sein, wenn es so möglich wird, weniger zu arbeiten. Ein stressfreieres Leben wiederum fördert auch Erkenntnis, man hat einfach mehr Zeit, sich mit interessanten Themen zu beschäftigen. So kommt man auch vorwärts. Und in der Summe eben dann auch die Menschheit.



Kommentar vom 24.02.2023 16:51
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-1000-blogpost-ein-gtaz-gedenktag-in-berlin-zu-reaktanz-und-radikalisierung/#comment-136596

@Mussi 24.02. 08:18

"Wo wachsen wir den hin?!"

Das ist genau die Frage, die hier ganz zentral ist. Dahin, wo wir hin wollen, wäre die entscheidende Antwort.

„dumme,eitle, arrogante und selbstbesessene Tiere,der Mensch.“

...mag sich ja auch psychologisch weiterentwickeln können.

@Michael 24.02. 13:22

„Und für diese Hoffnung muss mensch nicht einmal religiös sein!“

Insbesondere braucht es eine Auseinandersetzung mit den Themen, die die Religionen gerne besetzten. Neue Fragen und neue Antworten, auch gerne religionswissenschaftlich herausgearbeitet, die brauchen wir.

Wenn sich immer mehr Menschen selbst ein Bild von der Welt machen, und sich nicht von religiösen Vereinen vereinnahmen lassen, dann kommen wir auch vorwärts.

Und wenn es nur die Einsicht ist, dass der Mensch sich um den Planeten auch entsprechend seiner technischen Möglichkeiten kümmern muss. Wobei wir dann nicht daran vorbeikommen, wie wir miteinander umgehen, und wie wir zu hinreichend Gemeinsinn fähig werden.



Kommentar vom 24.02.2023 13:34
https://scilogs.spektrum.de/hier-wohnen-drachen/chatgpt-versteht-die-relativitaetstheorie-nicht/

@Martin Bäker 22.02. 07:10

„...es bleiben soweit ich sehe nur Gravitationswellen als Möglichkeit für ausgedehnte Raumzeitkrümmungen.“

Nun gut. Auf jeden Fall scheinen mir möglicherweise die Effekte, die an dunkle Materie denken lassen, die Galaxienentwicklung zu fördern, dass sich mehr lebensfreundliche Planeten bilden können. Die Galaxien scheinen sich so früher und intensiver gebildet zu haben.

Und die Effekte, die an dunkle Energie denken lassen, die könnten dafür sorgen, dass sich die Galaxien weniger entlang der Filamente zu den Knotenpunkten bewegen werden, und so womöglich auch länger lebensfreundlich bleiben.

Es gibt ja ziemlich viele Beispiele, dass Naturgesetze und Naturkonstanten gerade richtig für die Entwicklung von Materie, Sternen, Planeten und Leben sind. Da könnte dunkle Materie und dunkle Energie mit dazu gehören.



Kommentar vom 23.02.2023 16:44
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-1000-blogpost-ein-gtaz-gedenktag-in-berlin-zu-reaktanz-und-radikalisierung/#comment-136583

@Mussi 23.02. 14:12

„Misstrauen und Beherrschaftlichkeit der Zukunft sind die wesentlichen Treiber der Gegenwart der Macht. Verlust der Macht ist Ohnmacht und somit Subjektlosigkeit.“

Hier kommt dann danach aber erst Maßlosigkeit, Gier und Rücksichtslosigkeit zum Tragen. Das gilt nicht nur für Autokraten, da kann auch der kleine Bürger mit zu tun haben.

Zuweilen hat das auch sehr positive Seiten. Wenn uns ein Klimawandel droht, und damit auch Verlust von Kontrolle, z.B. bezüglich hinreichender Landwirtschaftlicher Erträge, dann kann die Antwort eben die Energiewende sein.

Die braucht jetzt wieder genügend Gemeinsinn. Ganz persönlich hilft es aber auch, genügend reich zu werden, dann hat man z.B. mit Nahrungsverknappung nicht so viel zu tun. Hierfür braucht es aber nicht, Milliardär zu werden, Millionär müsste reichen.

Der Wahnsinn, der Menschen befallen kann, der liegt wohl meistens in der Maßlosigkeit.



Kommentar vom 23.02.2023 16:07
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-1000-blogpost-ein-gtaz-gedenktag-in-berlin-zu-reaktanz-und-radikalisierung/#comment-136581

@Onlinevortrag

„…,indem wir sowohl Medien wie auch wissenschaftliche Theorien und schließlich monistische Mythen in ihrer gegenseitigen Ergänzung stärker wertschätzen, ja lieben,…“

Das Schlüsselwort ist hier wohl Ergänzen. Das macht auch eine produktive Diskussion aus, dass man aus Thesen und Antithesen dann auch Synthesen hinbekommt. Und überhaupt irgendwann auch gemeinsam Neuland betritt. Und wirklich vorwärts damit kommt.



Kommentar vom 23.02.2023 14:40
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-1000-blogpost-ein-gtaz-gedenktag-in-berlin-zu-reaktanz-und-radikalisierung/#comment-136577

@Michael 23.02. 09:36

„Antisemitische Tyrannen kalkulieren dagegen selten auf „Gewinne“ außerhalb ihrer eigenen korrupten Zirkel, sondern eskalieren bis zum Untergang.“

Wo lohnt sich denn jetzt der Überfall auf die Ukraine? Das rechnet sich für Russland doch vorne und hinten nicht. Fehleinschätzung mag das eine sein, aber irgendwie scheint hier der Mythos Großmacht die eigentliche Motivation zu sein. Die Fantasie, ein größeres Verwaltungsgebiet könne den Reichtum mehren. Es mehrt aber nur abstrakt, wenn man wirklich vorwärts kommen will, dann konzentriert man sich besser auf Wirtschaftsförderung. Genau hier versagt auch Putin. Es sind ja gerade die korrupten Zirkel, die die Wirtschaft entscheidend behindern.

Auch der Angriff von Saddam Hussein auf Kuwait passt oberflächlich gut in die Idee, das Gelegenheit auf Beute Kriege motivieren kann. Aber auch das war eben nicht von Erfolg gekrönt, sondern wurde für das Land Irak zur Katastrophe.

@Holzherr 23.02. 09:18

„Und genau das gleiche gilt auch für Hitler: auch ein anderer „Führer“ hätte das erfolgreichste westeuropäische Volk auf die Idee bringen können, durch Krieg/Eroberung nicht nur wichtig, sondern auch mächtig und weltbeherrschend zu werden.„

Die Fantasie der Macht ist doch der eigentliche Treiber. In der Tat hätten sich Andere finden können, wenn es Hitler nicht gemacht hätte. Vielleicht haben wir sogar Glück gehabt, dass hier keiner als erster Atomwaffen entwickelt hat, und sich dann damit mit tatsächlich erfolgreicher Perspektive an der Weltherrschaft versucht hat.

Die wirkliche Alternative wäre doch eine erfolgreichen Wirtschaftspolitik gewesen. Dazu waren auch die Nazis nicht fähig. Wenn sich ein Regime mehr auf Ausplündern und Ausbeuten versteht, als auf allgemein florierende Geschäfte, dann gibt es auch keine nachhaltige politische Stabilität. Dann muss das versagende Regime wieder abtreten – oder eben eine Gewaltorgie starten, die bis in den Untergang führen kann.

Was klar ist, das ist dass eigene militärische Stärke vor Angriffen schützen kann. Egal ob nun wahnsinnige oder rationale Angreifer abzuschrecken sind. Aber wie es mit dem Wahnsinn so ist, da hilft manchmal gar nichts gegen.



Kommentar vom 22.02.2023 00:33
https://scilogs.spektrum.de/hier-wohnen-drachen/chatgpt-versteht-die-relativitaetstheorie-nicht/#comment-171

@Karl Maier 18.02. 17:13

„Könnte es auch eine Krümmung der Raumzeit ( “Wirbel” ) ohne Materie geben, die wir zwar detektieren können, aber nicht die “dazugehörige” Materie, weswegen wir dann zur Vervollständigung der Theorie die dunkle Materie postulieren?“

Das wären ja noch alles quasi Punktquellen von Gravitation, die sich kugelförmig um die Quellen ausbreitet. Was das jetzt auch immer ist.

Was aber, wenn es auch Gravitationskraftfelder gibt, die beliebige Verteilungen aufweisen, und keinen Potentialtopf um eine Punktquelle bilden. Sondern einfach über einen größeren Raum verteilt Raumkrümmungen verschiedenster Form verursachen. Wenn man sowas bauen könnte, dann könnte man damit auch Beschleunigerstrecken für Raumschiffe realisieren.

Klar ist das Science-Fiction, aber als das dann doch interessant.

Und, können wir wirklich schon wissen, was hinter den Effekten steckt, die an dunkle Materie und dunkle Energie denken lässt? Hinterher ist die Galaxienentwicklung im Detail doch ganz anders, als man es heute kennt.



Kommentar vom 21.02.2023 17:13
https://scilogs.spektrum.de/hier-wohnen-drachen/chatgpt-versteht-die-relativitaetstheorie-nicht/#comment-168

@Martin Bäker 21.02. 16:51

„...wenn du ein Bezugssystem definierst, bei dem die Erde absolut im Weltall ruht, den Gleichungen der ART ist das vollkommen egal.“

Was ja nun beachtlich ist. Leider verstehe ich diese Gleichungen nicht wirklich. Aber GPS kann ich trotzdem nutzen. Und ChatGPT gehts wohl noch schlechter, was das Verstehen angeht.



Kommentar vom 21.02.2023 16:39
https://scilogs.spektrum.de/hier-wohnen-drachen/chatgpt-versteht-die-relativitaetstheorie-nicht/#comment-166

@Martin Bäker 21.02. 16:14

„Es ist eben nur willkürlich, das so zu machen…“

Naja, wenn es nur ein Bezugssystem gibt, in dem die kosmische Hintergrundstrahlung in allen Richtungen isotrop ist, dann ist das ja nun schon absolut und einmalig.

„..und eine schnell bewegte Beobachterin wird eben trotzdem Dinge als nicht gleichzeitig beobachten, die innerhalb dieses Bezugssystems gleichzeitig sind.“

Wenn der schnell bewegte Beobachter ein Mensch in einem Raumfahrzeug ist, dann wird er um seinen speziellen Bewegungszustand wissen, und könnte die Effekte so verrechnen, dass er sich auch auf dieses allgemeine Bezugssystem für den ganzen Kosmos beziehen kann. Scheint mir.



Kommentar vom 21.02.2023 16:11
https://scilogs.spektrum.de/hier-wohnen-drachen/chatgpt-versteht-die-relativitaetstheorie-nicht/#comment-164

@Definition einer allgemeinen Gegenwart

Gemäß der RT ist jedes Bezugssystem gleichberechtigt, soweit ich das verstanden habe. Deswegen können keine allgemeinen Gleichzeitigkeiten von bestimmten Ereignissen definiert werden.

Das widerspricht dann aber der Alltagsvorstellung einer Gegenwart, an der wir gemeinsam teilhaben und innerhalb derer wir miteinander wechselwirken. Natürlich ist hier diese Alltagsvorstellung ungenau, die RT hat recht, und ist präzise.

Dennoch fällt mir hier eine Möglichkeit ein, sowas ähnliches wie eine allgemeine Gleichzeitigkeit sich zumindest vorstellen zu können:

Nehmen wir uns einfach das Bezugssystem, in dem die kosmische Hintergrundstrahlung in allen Richtungen isotrop ist. Davon kann es, vermute ich, nur ein Einziges geben. Hierin können wir doch jetzt eine Gegenwart definieren, in der der gesamte Kosmos zum Jetzt-Zeitpunkt existiert. Natürlich kommen die Nachrichten, von dem was auf dem Mond passiert, erst mit ca. einer Sekunde Verspätung bei uns auf der Erde an, aber wir können sie dennoch gleichzeitig denken. Oder nicht?

Entsprechend wäre die Kommunikation mit Astronauten auf einer Marsstation schon stark behindert, durch Signallaufzeiten von mindestens 10 Minuten. Aber wir können uns eine Gleichzeitigkeit durchaus denken. Entsprechend dann auch in diesem einem Bezugssystem, falls es denn wirklich nur genau ein Bezugssystem gibt, in dem die kosmische Hintergrundstrahlung in allen Richtungen isotrop ist.

So kann man dann vor den Sternenhimmel treten, und sich vorstellen, wie viele intelligente Zivilisationen dort oben in dieser Milchstraße gerade in diesem Augenblick existieren, und die wiederum zu uns rübergucken, und sich unsere Gleichzeitigkeit wiederum vorstellen. Natürlich könnte ein wirklicher Kontakt erst nach tausenden von Jahren Lichtlaufzeit zustande kommen. Aber die Gleichzeitigkeit könnte man sich eben dennoch hier und jetzt denken und vorstellen.

Oder ist die Raumzeit durch die vielen massenbedingten Krümmungen so verbogen, dass überhaupt kein Bezugssystem konstruierbar ist, in dem die kosmische Hintergrundstrahlung in allen Richtungen isotrop ist? Ich meine, dass das eigentlich gehen müsste, hier genau ein Bezugssystem zu definieren, dass den ganzen Kosmos umfasst, und ausgehend vom Urknall in einer ständigen Gegenwart bis heute auf Reisen ist.

Und wir können dann in unserer kleinen Lebenswirklichkeit ein Teil davon sein. Das erscheint mir einfach als eine attraktive Vorstellung, so rein psychologisch gesehen.



Deaktivierter Kommentar vom 21.02.2023 13:40
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/

@hto 21.02. 08:16

„Im Neuen Testament wird die Aufmerksamkeit auf die Überwindung/Kontrolle unserer bewusstseinsschwachen Emotionalität gelenkt.“

Anstatt sich um Hass, Lügen und Verschwörungsmythen zu kümmern, versucht man die Sexualität zu problematisieren. Dabei ist Sex das reine Vergnügen, und Kinder die einzige ernsthafte Nebenwirkung.

„Make love, not war“ ist keine dummer Spruch.

Dass die Sexualität nur nebenbei der Fortpflanzung dient, und hauptsächlich ein soziales Bindemittel für Beziehungen innerhalb der Gruppe ist, das hat inzwischen die Biologie herausgefunden.

Mir scheint es sehr am Sinn zu mangeln, Sexualität irgendwie als etwas Niederes zu problematisieren. Natürlich gibt es wohl auch Geisteswelten, deren Erfahrung, Erforschung und Teilhabe durchaus über die Biologische Existenz hinaus gehen. Das ist m.E. auch wirklich wichtig. Aber wo beißt sich das denn wirklich mit Sex? Das ist doch genau so absurd, als wenn man Sport als niedere Tätigkeit ablehnen würde.

Sexualfeindlichkeit hat seine eigentliche Ursache im Patriarchat, und ist damit wesentlich universeller als das Christentum, und findet sich in den Traditionen fast aller bäuerlichen Kulturen. Hierbei geht es um Frauen als teure Handelsware, wo man dann sicherstellen will, dass die erworbenen Frauen sich nicht anderweitig sexuell selbstständig machen.

Das ist eher sowas wie ein reines Geschäftsinteresse, und hat mit Geistigkeit wirklich rein gar nichts zu tun. Wer die Qualität seiner Geistigkeit fördern will, der sollte besser mit der Überwindung von Hass, Lügen und Verschwörungsmythen anfangen. Das kann dann wirklich zu einem gesünderen Geistesleben führen und auch Kriege verhindern.

Zwangsehen und Frauenhandel kommen dann auch gleich hinter Prostitution. Derweil die Freiheit der Frau dann auch die langersehnte Überwindung der Überbevölkerung des Planeten mit sich bringt.



Kommentar vom 21.02.2023 01:02
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27765

@Realo 20.02. 17:50

„Es soll Thesen geben, dass Kriege aus Auslesegründen im Sinne Darwins eine wichtige Regelungsfunktion haben, letztlich nicht vermeidbar sind.“

Mag sein, dass Stämme, die hin und wieder in den Krieg ziehen, durchaus von der Selektion bevorzugt wurden. Man kann auch durchaus beobachten, dass nach einem Krieg öfter eine Kriegspause folgt, weil man eben schlechte Erfahrung damit macht. Einige Jahrzehnte später gehts dann aber öfter wieder los, vielleicht einfach, weil die Erfahrung verblasst.

„Dann würde die Natur, sozusagen ganz natürlich, auch das Problem der „Überbevölkerung“ lösen.

Man muss hier aufpassen, nicht der Natur unbewusst was Geistiges zu unterstellen. Die Natur im geistfreien reinbiologischem Sinne hat überhaupt nichts Planvolles im Sinn. Wir können also mit Vernunft und vernünftiger Kultur einer eventuellen Kriegsneigung durchaus widerstehen.

Sieht man hier dagegen bewusst Geisteswelten auch hinter der Natur, dann wären diese selber wiederum intelligent genug, nur konkret natursinnvolle Kriege zu unterstützen. Also auch in diesem Fall können wir erfolgreich auf Krieg verzichten. Insbesondere Atomkriege werden nicht sinnvoll im Sinne einer Geisteswelt hinter der Natur sein.

Bei einer geistesweltlichen Natur, die die Überbevölkerung reduzieren will, wären wohl recht tödliche globale Pandemien ein Mittel der Wahl, das braucht keine Kriege.

Um der Überbevölkerung entgegenzuwirken, hilft offenbar aber vor allem Bildung und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen. Das ist diesbezüglich effektiver und vor allem nachhaltiger als die schlimmsten Kriege, die bisher geführt worden sind.

„Die „Hass- und Lügenorgien“ würden nur geschürt, um eine größtmögliche Kampfkraft zu generieren.“

Diese Orgien braucht man meistens auch schon für die Kriegsbereitschaft, insbesondere in Demokratien. Und dass funktionierende Demokratien den Hass und die Lügen durch eine freie Presse und freiem Austausch innerhalb der Zivilgesellschaft nicht so leicht hinbekommen, dem ist auch zu verdanken, dass wir eine EU haben, und bei uns auch keine Kriege mehr untereinander geführt werden.

„Es ist denkmöglich, dass verschiedene Wissenschaften halbwegs recht haben, die Ressourcen der Welt nicht für alle reichen, im Extremfall sogar Auswirkungen auf das Klima nicht ausgeschlossen sind.“

Wir werden sehen, technische Lösungen wird es für viele Ressourcenprobleme geben. Und ein Ende des weltweiten Bevölkerungswachstums ist inzwischen in Sicht. Wenn wir hier was Vernünftiges unternehmen wollen, dann die Förderung von Bildung für Frauen in den Ländern, wo genau das fehlt, und deswegen zuviele Kinder in die Welt gesetzt werden.

Kriege gezielt anzuzetteln, um die Menschheit zu reduzieren, wäre m.E. wirklich absurd. Wenn die Natur im Sinne einer eigenen Geistigkeit die Notbremse zieht, dann dürfte das Mittel der Wahl eine ernsthafte Pandemie sein, schätze ich mal.

Derweil uns halt eine weltweite Kooperation sehr viel mehr helfen würde, als solche Schießereien, bei denen man sich eigentlich nur darum streitet, wer jetzt die Menschen auf der Krim und im Donbass verwalten darf. Die Ressourcen, die dabei drauf gehen, die können auch gerne woanders hilfreich eingesetzt werden.



Kommentar vom 20.02.2023 17:14
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27744

@Holzherr 20.02. 12:50

„..werden in Zukunft auch die Russen bedauern, was Russland, was die Sowjetunion, was Stalin und Putin in der Vergangenheit alles angerichtet haben.“

Nicht nur bezüglich vermeidbarer Kriege. Diktatoren sind auch generell fehleranfälliger, wenn Opposition und freie Presse fehlen. Ein demokratischer Präsident muss sich z.B. der Kritik an einem geplantem Angriffskrieg stellen, bevor er angefangen wurde, und das alleine schon kann vor folgenschweren Fehlern schützen.

Entsprechend geht es auch um einen Lernprozess, dass Demokratie bei aller Unvollkommenheit, Korruption und Lobbyismus meistens immer noch die bessere Wahl ist. Und je größer die Medienkompetenz des Bürgers ausgeprägt ist, desto besser sind meistens auch die Wahlergebnisse.

Bezüglich der Medienkompetenz können auch etablierte Demokratien noch was dazulernen. Und ganz entscheidend ließe sich damit auch die Qualität der Regierungsarbeit noch verbessern. Mitdenken lohnt sich, wenn der Bürger nicht genug mitdenkt, dann ist er auch kein optimales Korrektiv, welches hilft, schwere Fehler zu vermeiden.



Kommentar vom 20.02.2023 15:39
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27743

@Realo 20.02. 14:16

„In der Ukraine ist das Problem, dass Russland „fast ewig“ einen existentiell wichtigen Zugang zum Schwarzen Meer und zum Flottenhafen hatte. Juristisch würde man sagen, sie hätten sich diesen Zugang „ersessen“.

Ich bin mir nicht sicher, wie wichtig die Krimhäfen für Russland wirklich sind. Auf Googlemaps gibt es noch Anapa, Noworossiyk und Sotschi, die auch im Winter alle eisfrei sind. Im Sommer gibt es zusätzlich noch Rostow am Don, wo sowieso die meisten Exportgüter, die übers Schwarze Meer transportiert werden sollen, durchgehen.

Diese Häfen auszubauen dürfte deutlich kostengünstiger sein, als dieser Krieg.

Rein menschlich betrachtet hat ja auch Chrustchow die Krim in einer PR-Aktion an die Ukraine verschenkt. Dieses Geschenk einfach zurückzugeben, angesichts dessen, dass die Ukraine selber mit der Krim recht wenig anfangen kann, wäre ein intelligenter Schachzug gewesen, der längst im Vorfeld dieses Krieges die Beziehungen zu Russland so verbessert hätte, dass wir nicht nur diesen Krieg hier nicht hätten, sondern dass es auch die Besetzung des Donbass 2014 womöglich nicht gegeben hätte.

„...zumal ausgerechnet im „Korridor“ viele Minderheiten leben die anders denken und deren Interessen, z.B. Jobs, nicht berücksichtigt wurden.“

Die Menschen, die auf der Krim und im Donbass leben, wird es überwiegend wenig weh tun, wenn sie von Russland verwaltet werden. Würden sie zusammen mit der Ukraine zur EU gehören, wären sie auch ziemlich abgeschlagen am Rande gelegen. Das wäre für sich schon mal nicht sonderlich attraktiv. Wenn sie dann auch noch von der korrupten ukrainischen Verwaltung als Russischstämmige benachteiligt werden, macht es noch weniger Spaß.

Entsprechend schätze ich, dass dieser Krieg aus ukrainischer Sicht nicht für die Menschen, die da dann am Rande leben müssen, geführt wird. Unterm Strich frage ich mich dann, für wen die Ukraine den Krieg denn überhaupt führt. Man hätte vermutlich 2014 die Krim und den Donbass problemlos abtreten können, im Gegenzug für einen Beitritt der restlichen Ukraine zur EU und zur Nato.

Vermutlich hätte Putin das sogar mitgemacht, und alles wäre längst geregelt gewesen.

Natürlich haben wir inzwischen eine eigene Situation, dass Putin versucht hat, die Ukraine als Staat auszulöschen und entsprechendes Leid und Zerstörung angerichtet ist. Das sind jetzt auch wieder Fakten. Auch die Propaganda gegen die Nato hat entsprechende Schäden in Form von Misstrauen gegen Russland erzeugt, das jetzt wohl noch Jahrzehnte nachwirken kann.



Unveröffentlichter Kommentar vom 20.02.2023 14:03
https://scilogs.spektrum.de/go-for-launch/fruehe-elektroautos/

@Moderne Lithiumbatterien

Je kleiner und langsamer das Fahrzeug, desto mehr wird ein E-Antrieb vorteilhafter. Verbrennungsmotoren haben einen um so schlechteren Wirkungsgrad, je kleiner sie sind. So sind dann auch E-Bikes gegenüber 2-Takt-Mofas klar im Vorteil, und wohl sogar in der Anschaffung günstiger. Und im Verbrauch gegenüber der Mofa unschlagbar.

Inzwischen hat auch die Post batterieelektrisch unterstützte Handwagen. Die fahren auf dem Bürgersteig, und machen die Wege für den Briefträger kürzer, und gleichzeitig kann man viel mehr Post transportieren. Sowas hatte man mit Benzinmotoren nie probiert.

Bei PKW ist entsprechend auch ein sehr kleines Fahrzeug wie etwa von Smartgröße als Elektroversion verhältnismäßig günstiger als etwa ein SUV, weil der Benzinmotor des SUV wegen seiner Größe einen höheren Wirkungsgrad hat als der des kleinen Smart. Den gleichen Effekt hat man bei Fahrzeugen mit geringerer Geschwindigkeit, die kleine benötigte Leistung macht Verbrennungsmotoren ineffektiver, die Elektroversion hat praktisch in jeder Leistungsklasse denselben hohen Wirkungsgrad.

Bei Lieferfahrzeugen der Zusteller für den Innenstadtbereich kommt noch dazu, dass man vergleichsweise wenige Kilometer fährt, obwohl man in einer Schicht den ganzen Tag unterwegs ist. Zusätzlich braucht man bei den geringen Geschwindigkeiten nur sehr wenig Leistung, mit Benzinfahrzeugen fährt man so den ganzen Tag völlig auf Sparflamme. Hier ist ein Elektrofahrzeug im Verbrauch unschlagbar.

Ein weiterer Vorteil von Lithiumbatterien ist ihre hohe Leistung. Etwa bei kleine Drohnen, die leben insbesondere von der hohen Leistung pro Gewicht der Lithiumbatterien. Wenn der Akku dann in 15 Minuten schon leer ist, macht das nichts, wenn man dann z.B. alles fotografiert hat, was man wollte.

Die hohe Leistung der Lithiumbatterien kommt auch als Ergänzung bei Brennstoffzellenantrieben zum Tragen. So kann eine relativ kleine Batterie kurzfristig eine hohe Leistung bereitstellen, sodass man die Brennstoffzelle mit kleiner Leistung auslegen kann. Diese Kombination führt auch dazu, dass man die kleine Batterie durchaus auch immer wieder an einer Ladestation aufladen kann, und man den uneffektiven Brennstoffzellenantrieb nur auf längeren Strecken einschalten muss, oder wenn gerade akuter Strommangel im Netz herrscht. Das reduziert erheblich den Verbrauch und die Verbrauchskosten, insbesondere wenn man überwiegend kleine Strecken im Stadtverkehr unterwegs ist, und die Brennstoffzelle gar nicht so oft wirklich benötigt.

Die Brennstoffzelleneinheit spart dann wiederum erheblich an der Batteriegröße. Und man kann eben Wasserstoff nachtanken und problemlos beliebig lange Strecken fahren, auch im Urlaubsreiseverkehr mitten im Winter, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint, und der Ladestrom für reine Batteriefahrzeuge schwer zu beschaffen und teuer sein kann.



Kommentar vom 19.02.2023 17:13
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27723

@Holzherr 19.02. 15:09

„Die Atomangst dient einfach der Abschreckung und hat aus russischer Sicht ihr Ziel erreicht, wenn der Westen seine Unterstützung für die Ukraine einschränkt oder gar beendet.“

Was sollen wir machen. Die Atomwaffen sind real, wir müssen dies bedenken, und gleichzeitig kann Putin das ausnutzen. Er hat nun dieses Atomwaffenarsenal.

„Dann könnte auch Nordkorea auf die Idee kommen mittels Atomdrohung militärische Ziele zu erreichen.“

Kein Vergleich zu Russland. Nordkorea hat laut Wikipedia nur unter 10 davon, damit kann er schon eine angreifende US-Flotte empfindlich treffen, eine Vernichtung der Welt kann dagegen nur Russland und die USA leisten.



Kommentar vom 19.02.2023 16:44
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27720

@Holzherr 19.02. 15:34

„Aber der Krieg gegen Saddam Hussein war nicht gegen das Interesse des irakischen Volkes, ja er brachte ja die unter Saddam unterdrückten Schiiten an die Macht.“

Eine sehr interessante Überlegung. Wenn ein Diktator nur noch eine Minderheit seines Volkes hinter sich hat, und sich nur noch mit nackter Gewalt an der Macht hält, verwirkt er sein vom Völkerrecht garantiertes Existenzrecht. Das müsste man dann aber auch im Völkerrechtssystem festhalten.

Gar nicht mal so eine schlechte Idee.

„..es entwickelte sich ein Chaos ganz entgegen den Interessen der USA.“

Ich bin mir nicht sicher, dass die 20 Jahre Bürgerkrieg, die auf die Beseitigung von Saddam folgten, nicht nur Ergebnis der Intervention, sondern auch Ziel der USA waren. Man hat ja schon beim Ende der Kolonialisierung sehr darauf geachtet, dass die Grenzen im ölreichen Nahen Osten so verliefen, dass viele Kleinstaaten mit vielen inneren Konflikten entstanden. So konnte sichergestellt werden, dass sich eben keine arabische Großmacht entwickeln konnte, die mit den geballten Öleinnahmen der ganzen Region richtig mächtig hätte werden können.

Man stelle sich das mal vor, wenn etwa das Osmanische Reich den 1. Weltkrieg überlebt hätte, und die gesamte Ölregion geeint hätte. Nicht nur dass man dann ein mächtiges Kartell gehabt hätte, um die Ölpreise hochzutreiben, man hätte sich auch eine schlagkräftige Armee aufbauen können, praktischerweise inclusive eines ordentlichen Atomwaffenarsenals. Dann hätte man neben der Nato, China und Russland heute eine islamische Weltmacht, die ganz oben mitspielt. Und die das heutige Russland weit in den Schatten stellen würde.



Kommentar vom 19.02.2023 14:40
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27707

@KRichard 19.02. 05:15

„Es ist schade, wenn das Völkerecht und die Menschenrechte durch diese Verhaltensweise zum Propagandamittel abgewertet werden.“

Insbesondere der 2. Irak-Krieg zur Beseitigung von Saddam Hussein war von vorne bis hinten Völkerrechtswidrig.

Das hat nicht nur Konsequenzen bezüglich anderer Völkerrechtsbrüche wie hier aktuell gegen die Ukraine. Dieser Irakkrieg hatte auch allen Diktatoren gezeigt, dass der Westen eben auch aufs Völkerrecht pfeift, wenn es ihm nur in den Kram passt. Dass man sich entsprechend vorsehen muss – u.a., dass die eigene Sicherheit gegen Angriffe des Westens eine Ergänzung durch eigene Atomwaffen sehr gut gebrauchen kann.

Hätte Russland keine Atomwaffen, dann wären vermutlich die Natotruppen längst in Moskau. Ein solches Verhalten wie den Krieg gegen die Ukraine hätte der Westen kaum durchgehen lassen.

Die Nato ist zwar primär ein Verteidigungsbündnis, kann aber auch angreifen. Und wenn nicht offiziell als Nato, dann eben als eine Koalition der Willigen. Egal, ob mit oder ohne UN-Mandat oder mit oder ohne Völkerrecht auf seiner Seite.

Rechtsbrüche, die durchgehen, ohne dass wirklich was passiert, beschädigen dann letztlich das Recht selbst ganz erheblich.



Kommentar vom 19.02.2023 13:48
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27700

@Holzherr 19.02. 06:05

„Wenn schon würde Russland Atomwaffen nur lokal in der Ukraine einsetzen (taktische Atomwaffen)“

Wenn die Ukraine sich daran macht, die Krim erfolgreich zurückzuerobern, dann würden einige wenige taktische Atombomben auf die ukrainischen Truppen dem wohl ein Ende machen. Und die Krim bleibt dann russisch.

„die USA haben unter Joe Biden bereits klar gemacht, dass sogar das für Russland schwere Konsequenzen hätte, dass aber die USA nicht mit Atomwaffen zurückschlagen würden, sondern mit konventionellen Mitteln.“

Genau so kann es dann aber weiter gehen: Die Natoluftwaffe greift mit aller Macht ein, und bereitet den verbliebenen ukrainischen Truppen den Weg, doch wieder die Krim zu erobern. Derweil die Natoluftwaffe die Flugplätze und Flugabwehr auf russischem Boden nach und nach ausschaltet.

Wenn jetzt Russland entsprechend doch wieder in Bedrängnis gerät, folgen dann taktische Atomwaffen auf US-Flugzeugträger in der Ostsee, und auf Nato-Flugplätze in ganz Osteuropa.

Und schon sind wir selber in einer fatalen Situation, und haben nur noch die Wahl einfach aufzugeben und Verhandlungen zu suchen, oder eben auch Atomwaffen einzusetzen.

Inzwischen gibt es Millionen von Toten, und das alles ohne ein eindeutiges Ergebnis, letztlich bleibt die Situation brandheiß und kann noch zum strategischem Schlagabtausch weiter eskalieren. Die Krim und der Donbass interessieren inzwischen niemanden mehr, nach und nach geht es nur noch ums nackte Überleben.

„Es gilt letztlich: Wenn Russland Atomwaffen in der Ukraine einsetzt zerstört es seine eigene Zukunft.“

Die Russen wollen leben, und nicht sterben, und werden keinen wie oben beschriebenen Atomtod suchen. Aber für Putin kann sich eine Situation ergeben, dass sich der ganz persönliche Untergang nur mit einem Atomwaffeneinsatz hinaus schieben lässt. Ich würde mich wohler fühlen, wenn man eine solche Situation vermeiden könnte.

Wenn es nur um die Verwaltung der Menschen auf der Krim und im Donbass geht, frage ich mich, wieso man dafür das Überleben der ganzen Menschheit auf Spiel setzt. Atomwaffen sind nun real, sie sind dafür gebaut, eventuell auch eingesetzt zu werden und verkomplizieren die militärischen Optionen auf beiden Seiten nun mal ganz erheblich. Man kann das nicht einfach ausklammern.

Der Wahnsinn ist eine Option, die offenbar auch Generäle und Präsidenten befallen kann, wenn sie so unter Druck stehen, dass die Rationalität abnimmt oder sogar abhanden kommt.

Wir haben im kalten Krieg mehrere Situationen gehabt, wo wir hart an der Grenze des Atomkriegs vorbeigeschrammt sind. Dass hier nichts passiert ist, war sehr viel mehr Glück als Verstand. Ich bin selber gerne optimistisch, aber das hat auch Grenzen.



Kommentar vom 19.02.2023 00:37
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27685

@Holzherr 18.02. 11:13

„Das mit der Unsicherheit gilt für jeden Krieg. Warum sollte gerade Russland das völlig unberechenbare Land sein, das alle noch so bestialischen Mittel einsetzt?“

Neben den USA hat nur Russland so viele Atomwaffen inclusive entsprechender Trägersysteme, dass sich damit die ganze Menschheit vernichten lässt. Hätte Russland nicht dieses Atomwaffenarsenal, dann hätten wir vermutlich 2 Wochen nach Beginn des Krieges unsere gesamte Nato-Luftwaffe zur Unterstützung geschickt. Atomwaffen machen die Kriegsführung eben deutlich komplizierter.

„Da bleibt den Ukrainern nichts anderes übrig, als den Russen die Unerreichbarkeit der Putin‘schen Kriegsziele zu beweisen. Auf dem Schlachtfeld.“

Das trifft die aktuelle Situation wirklich sehr gut. Lernen durch Erfahrung bleibt öfter übrig, wenn vorausschauende Vernunft zu kurz kommt.

Aber wie schon mal gesagt, nach einem umfassenden Atomkrieg fragt keiner mehr, wer so wahnsinnig war, ihn anzufangen. Weil dann keiner mehr lebt, der das fragen könnte.

Und wenn es jetzt nur darum geht, wer jetzt unbedingt die Menschen auf der Krim und im Donbass verwalten darf, dann ist das ziemlich wenig, finde ich, hiermit eventuell eine atomare Eskalation auszulösen. Wir sollten uns hier in Europa unbedingt die Frage stellen, wie hier entsprechende Risiken bestehen, und wie diese zu vermeiden sind. Das ist letztlich lebenswichtig.

Wenn wir an einen Punkt kommen, wo unsere Waffenlieferungen dazu führen, dass es atomar gefährlich wird, dann ist es unser Recht auf Selbstschutz, eben dann keine weiteren Waffen zu liefern. Egal, was der Herr Selensky davon hält. Der scheint mir einen Tunnelblick zu haben, sonst hätte er vermutlich schon im Vorfeld dieses Krieges um die Krim und den Donbass zu verhandeln versucht. Das Völkerrecht ist wohl formal auf seiner Seite, die politischen Realitäten sind aber eben komplexer. Sonst hätten wir auch diesen Krieg hier nicht.



Kommentar vom 18.02.2023 12:40
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27659

@Holzherr 18.02. 11:13

„Fazit:Russland verstehen und zugleich Russland unterstellen, es sei schnell einmal bereit, Atomwaffen einzusetzen, bedeutet letztlich, dass Russlandversteher in Russland zugleich ein Monster sehen und dass sie sogar das verstehen und akzeptieren.“

Was heißt hier Monster? Wer Kriege anfängt, ist ein Monster, je nach Definition oder je nach Perspektive auf jeden Fall. Aber Monster zu sein heißt nicht, dass man das Monster jetzt mit allen Mitteln vernichten muss. Insbesondere nicht, wenn das den atomaren Schlusspunkt der Zivilisation bedeutet.

Aus unserer komfortablen Sicht mit Demokratie, Meinungsfreiheit und Rechtssicherheit ist das System Putin sowieso monsterhaft, selbst ohne diesen Krieg. Was aber mindestens in der halben restlichen Welt nicht besser aussieht. Nicht mal wirklich beim Natopartner Türkei. Erdogan ist auch gefährlich für Armenien und für die Kurden, auch die im Norden von Syrien und im Irak. Und je nach Definition und Perspektive auch ein Monster.

Aber ganz entscheidend sind hier doch die Unsicherheiten. Dass wir nicht wissen, was Putin in welcher hypothetischen Situation jetzt wann genau wie machen wird. Ich meine, uns bleibt hier nichts anderes übrig, als entsprechend vorsichtig zu sein. Putin tritt sowieso irgendwann ab, dafür brauchen wir keine Situation, die eventuell einen Atomwaffeneinsatz in der Nähe des durchaus möglichen als Reaktion nach sich ziehen kann.

Wenn Russland nicht über die Situation von 2014 hinauskommt, können wir mit diesem Ergebnis unserer Unterstützung für die Ukraine hochzufrieden sein, finde ich. Hier weitere Risiken einzugehen erscheint mir unverantwortlich, nicht nur aus eigenem Interesse, sondern auch aus Verantwortung der ganzen Menschheit gegenüber, und darüber hinaus dem Leben auf dem ganzen Planeten gegenüber.

Und wir haben dann Putin definitiv gezeigt, dass er mit konventionellen Mitteln bei uns nichts zu gewinnen hat. Was wollen wir mehr?

„Das Russland von morgen muss nicht das Russland von heute sein und eine Niederlage in der Ukraine kann zum Beginn eines neuen Russland werden.“

Genau das hoffe ich auch. Und dafür reicht es mutmaßlich, die russische Armee auf die Situation von 2014 zurückzudrängen.



Kommentar vom 18.02.2023 00:35
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27653

@Holzherr 17.02. 16:18

„Wenn Russland den Krieg verliert und Putin eventuell sogar durch einen Präsidenten ohne imperiale Ansprüche ersetzt wird, dann kann Europa abrüsten, anstatt jetzt aufzurüsten.“

Das wichtigste hier wäre wohl die Erkenntnis, dass man waffentechnisch nicht mithalten kann, und jegliche weiteren Angriffe von der Türkei bis Nordnorwegen zwecklos wären. Dies könnte wohl sogar Putin selbst erkennen, und entsprechend sich daran halten, und irgendeinen Weg finden, innenpolitisch eine Niederlage zu überleben. Klar ginge es gründlicher, wenn Putin abgesetzt werden könnte oder einfach zurücktritt bzw. sich eine Abwahl gefallen lässt. Soweit die optimistische Variante.

@Mona 17.02. 18:05

Danke für den Link. Mit den Vergleichen zwischen russischem und ukrainischem Waffenarsenal sieht es tatsächlich so aus, dass die russischen Reserven begrenzt sind, und hier keine entscheidende Intensivierung zu erwarten ist. Bei den aktiven Soldaten inclusive Reservisten steht es 1.150.000 zu 450.000, bei den Militärfahrzeugen sieht es ähnlich aus, nur Panzer hat Russland 5 mal so viele. Aber hier sind ja unsere kompletten Waffenlieferungen nicht mitgerechnet. Insbesondere unsere vergleichsweise moderneren Waffen helfen wohl ganz gut gegen Militärfahrzeuge und Panzer.

„Und sollten sich die Bellizisten, die den Krieg verherrlichen, da er ja letztendlich der Abschreckung vor weiteren Angriffskriegen diene, verrechnet haben, dann befinden wir uns mitten im dritten Weltkrieg.“

Wenn wir im Zuge militärischer Erfolge übermütig werden, und uns daran machen, die Krim zu erobern oder eine Absetzung Putins verlangen, um ihn vor Gericht stellen zu können, dann könnte das in der Tat auch zu Atomwaffeneinsätzen motivieren. Wenn es ganz schlecht läuft.

Entsprechend, angesichts von Milliarden von potenziellen Opfern einer weiteren Eskalation zu dann doch einem ausgiebigem atomaren Schlagabtausch, wäre ich dafür, Putin wenigstens die Krim zu lassen, und uns damit zufrieden zu geben, wenn möglich einen Waffenstillstand zu erreichen. Putin ist nun mit 70 schon recht alt, und wird bald sowieso Platz machen für jemand Neuen. Wie schon gesagt, die derzeit noch besetzten Gebiete werden überwiegend von Russischstämmigen bewohnt, denen wird das nicht sehr weh tun, wenn sie von Russen verwaltet werden. Insbesondere wenn im Gegenzug endlich die Kampfhandlungen eingestellt werden.

Jedenfalls kann Europa damit leben, wenn der Großteil der Ukraine in EU und Nato gehen kann, während es beiden Seiten klar ist, dass Russland gar nicht die Mittel hat, uns auf konventionellem Gebiet wirklich gefährlich zu werden. Und entsprechend klar ist, dass hier keine weiteren militärischen Abenteuer folgen können.



Kommentar vom 17.02.2023 16:04
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/das-haessliche-gespenst-der-zukunft/#comment-27641

@Hauptartikel

Eine gewisse Unbekannte scheint es mir zu sein, wie stark die russische Armee tatsächlich ist, welche Reserven noch da sind, den Krieg zu intensivieren und doch noch die Oberhand zu gewinnen. Im kalten Krieg wurden regelmäßig die Panzer und Flugzeuge auf beiden Seiten gezählt und das veröffentlicht. Das vermisse ich in der aktuellen Berichterstattung in den hiesigen Medien, von Anfang an bis heute.

Und die tatsächlichen russischen Reserven sind ja nun ganz entscheidend, was die aktuellen Perspektiven angeht. Richtet sich die wirkliche Kampfkraft wirklich nach dem Bruttosozialprodukt, wovon die Nato mindestens 15 mal soviel von hat, dann scheint die einzige Gefahr zu sein, dass wir Russland bzw. Putin so in die Enge treiben, dass er sich nur noch mit einem Atomwaffeneinsatz vor dem eigenen Untergang schützen kann.

Ein Sieg gegen die Ukraine wird sich dann mit genügend Waffenlieferungen dauerhaft verhindern lassen, und ein weiterer Angriff auf Finnland oder das Baltikum wäre für Russland vollkommen aussichtslos. Zumindest wenn Putin halbwegs bei Verstand ist, wäre dies nicht zu befürchten. Und im Fall des Falles kein wirkliches Problem, wenn dann die Nato mit allem was sie hat dagegen hält, insbesondere mit einem Kompletteinsatz der Nato-Luftwaffe.

Und in der Tat ist neben Russland eigentlich keiner dabei, zu versuchen, sich mit Krieg nennenswert auszubreiten. Insofern ist ein „Ende der Geschichte“ im Sinne einer Weltordnung, in der mehrere Akteure militärisch für die eigene Ausbreitung kämpfen, tatsächlich doch überwunden.

Was China die nächsten Jahre machen will, weiß freilich keiner, aber wenn man nur Taiwan haben will, dann ist das eigentlich noch kein Versuch, sich maximal ausbreiten zu wollen.

Aus ukrainischer Sicht kann ich wiederum ein Bestreben, die Krim und die seit 2014 besetzten Gebiete zurückzuerobern, nicht wirklich verstehen. Soweit ich das überblicken kann, leben dort überwiegend Russischstämmige, die wohl selber durchaus mehrheitlich nicht viel dagegen haben, dauerhaft zu Russland zu gehören. Also für diese Menschen braucht man das nicht machen.

Letztlich geht es eigentlich nur darum, wer diese Menschen da verwalten darf. Angesichts der grassierenden Korruption sowohl in der Ukraine wie auch in Russland, sind die Verwaltungsposten durchaus lukrativ, aber dafür lohnt sich dieser Krieg jetzt wirklich nicht.

Hier eine Kraftprobe gewonnen zu haben, könnte irgendwie reichen. Vorausgesetzt wiederum, dass Russland tatsächlich schon an seinen Grenzen der konventionellen militärischen Möglichkeiten angekommen ist. Hier bleibt jetzt nur noch Georgien übrig, an Moldawien kommt man beim aktuellen Frontverlauf schon nicht mehr heran. Ein Weltkrieg ist dass alles nicht.

Wieviel sollen wir zukünftig für Rüstung und den Schutz unserer Infrastruktur ausgeben? Das hängt wohl auch sehr von der Frage ab, wie groß die russischen Reserven tatsächlich noch sind. Ich weiß es nicht. Klimaschutz kann wichtiger sein, und den kann man aber auch mit mehr Redundanz in unserer Infrastruktur ganz gut verbinden. Etwa dass man die existierenden Atom- und Kohlekraftwerke noch Jahrzehnte in Bereitschaft hält, auch wenn man sie beim zukünftigem Ausbau der Energiewende planmäßig nicht mehr braucht.

Auch arbeitet Klimaschutz in Europa auch an einer Reduzierung der russischen Geschäfte mit fossilen Brennstoffen. Der Druck, den die Energiewende auf die Förderstaaten machen kann, der kann noch sehr hilfreich werden. Wer von Öl- und Gasexporten nicht mehr leben kann, der muss sich um die eigene Produktivität mehr kümmern, das kann dann auch der Freiheit der Menschen entgegenkommen. Zumindest der wirtschaftlichen Freiheit, immerhin.



Kommentar vom 12.02.2023 14:34
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gemeinsame-lektuere-von-uexkuells-umgebung-von-schnoedl-und-sprenger/#comment-136353

@Uexkülls Umgebungen S. 53

„Nicht die Summe von Tönen macht die Melodie und nicht die rassenmäßig gegebene Summe der Eigenschaften macht die Persönlichkeit, sondern der Plan, der sie verbindet, und der wird für jede menschliche Persönlichkeit neu geschaffen.“

Wenn der Plan von Geisteswelten gemacht wird, dann sieht es doch eigentlich gar nicht mal so schlecht aus. Hier ist dann auch eine erhebliche Flexibilität möglich, die nicht nur die genetischen Gegebenheiten des Individuums aufgreift, sondern auch den aktuellen Erfordernissen entsprechen kann.

Es dürfte inzwischen bekannt sein, dass die Sozialisation und die Kenntnis der eigenen Kultur als Bildung ganz wesentlich dazu beiträgt, was aus einem Menschen wird. Wenn jetzt noch eine Geisteswelt dazukommt, und dieses dann aufnimmt und integriert, dann haben wir in der Tat wertvolle Menschen, die genau so sind, wie sie aktuell gebraucht werden.

„Uexkülls Umweltlehre läuft also nicht auf eine Anerkennung des Anderen, sondern auf eine Unüberschreitbarkeit des je Eigenen hinaus.“

Der Knackpunkt scheint mir hier zu sein, dass man diese ominöse Planmäßigkeit gar nicht konsequent zu Ende denkt. Als eine biologische Funktion, die extrem eingeschränkt ist, und eben nicht aus jedem Menschen was wertvolles machen kann. Ganz im Gegenteil, dass sie Menschen schafft, die man vernichten muss.

So ein hin und her von Geisteswelten und eben gar keinen wirklichen Möglichkeiten für die falschen Menschen an falschen Plätzen macht dann ganz genau die Grausamkeit und Destruktivität von Uexkülls ganzem Konzept aus.

Entweder, wir haben einen Plan, der die Menschen so einrichtet, wie sie gebraucht werden. Oder wir haben eben keinen Plan, und jeder muss selber sehen, wo er bleibt, und wie er sein Leben leben kann. Wenn man das positiv verbindet, dann kann sowohl das Individuum sich ein Leben in der aktuellen Kultur aufbauen, und gleichzeitig Geisteswelten mithelfen, das auch insgesamt was Vernünftiges draus wird.

Man kann es aber eben auch destruktiv und negativ verbinden, das sowohl das Individuum nicht in der Lage ist, sich alleine ein Leben aufzubauen, und auch die hier nur rudimentären Geisteswelten nicht nur nicht helfen können, sondern den Weg der Vernichtung von Menschen im großem Stil gehen muss.

Unterm Strich heißt das in etwa: Gott ist doof, kann uns nicht helfen, aber muss alle vernichten, die irgendwie suboptimal sind. Und gegen diese Macht können wir uns nicht wehren.



Kommentar vom 12.02.2023 01:03
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gemeinsame-lektuere-von-uexkuells-umgebung-von-schnoedl-und-sprenger/#comment-136345

@Uexkülls Umgebungen S. 40 / 41

„Diese Unvereinbarkeit wiederum resultiert in der planmäßigen Ordnung aller Umwelten an ihren Orten.“

Wer macht hier die Pläne? Wenn ich mir die letzten 200 Jahren ansehe, geht es hier drunter und drüber, und man kann eigentlich nur gucken, wie man aktuell irgendwie weiter machen kann. Eine allgemeine biologisch gedachte Natur bräuchte eine eigene Geisteswelt, um hier die Pläne zu machen. Allerdings, wenn es diese tatsächlich gibt, dann kann diese Natur auch ganz flexibel mit den Menschen gerade das machen, was eben gerade läuft. Dann sind wir nicht mehr auf eine konsistente persönliche Umwelt festgelegt, und können uns z.B. auch nacheinander in verschiedenen Berufen engagieren, wenn man eben Lust hat, unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Wo ist das Problem?

„...in der das umgebene Subjekt seine Umwelt hervorbringt und damit durch seine biologische Ausstattung den eigenen Ort planmäßig einnimmt.“

Das macht im allgemeinen beim Menschen die Kultur. Und im konkreten Alltag der Mensch mit gründlicher Überlegung, wenn es was Vernünftiges werden soll.

„Aber es gibt sehr wohl Menschen, die nicht am richtigen Ort sind, die also mit ihrer Umwelt nicht an den Ort passen, an dem sie sich befinden: die Juden.“

Wenn es dann vorne und hinten nicht passt, und vor allem die eigenen Privilegien beschränkt, dann sind die Juden schuld. Derweil gerade Bildung dafür sorgt, dass wir was hinbekommen, und uns auf unsere eigene Produktivität konzentrieren, statt uns mit Gewalt gegenseitig zu beklauen.

@Uexkülls Umgebungen S. 47

„alles auszuschließen, was nicht zu dieser Ganzheit gehört – mithin eine in ihren Extremformen eugenische Auslese, die sich insbesondere gegen die liberalen, ‚überzivilisierten’, urbanen Lebensformen wendet, die den Boden unter den Füßen verloren hätten.“

So ein Unfug. Produktivität hängt an den Kompetenzen der Menschen, das geht einher mit einer zunehmenden Urbanisierung. Natürlich war zu Uexkülls Zeiten Nahrung knapp und noch viel Arbeit in der Landwirtschaft erforderlich. Aber hier dann einen Feldzug draus zu machen, um im Osten neuen Lebensraum zu rauben, das erscheint mir dann fast schon konstruiert. Wie gesagt, es ging wohl eher gegen die Kommunisten, die es gewagt haben, die Feudalherren zu enteignen und zu vertreiben.

Jedenfalls hat sich das in der Nachkriegszeit dann deutlich entspannt, mit viel höheren Erträgen in der Landwirtschaft und mit einer Mechanisierung, die kaum noch Landarbeiter braucht. Die Lösung der heutigen ökologischen Probleme jedenfalls sind einerseits eine Modernisierung der Technosphäre ganz konkret als Energiewende, und andererseits eine intelligentere Landwirtschaft, die man auch mit Bioanbau bezeichnet. Mit Umweltlehre wie bei Uexküll hat das nichts zu tun. Dass wir auf die Mitwelt angewiesen sind, und sie zu pflegen haben, ist was anderes, als sich Lebensraum gewaltsam anzueignen.

@Uexkülls Umgebungen S. 48

„Das von Juden gebildete „parasitäre Netz, das überall die staatlichen Gebilde zersetzt und die Völker in gährende [sic!] Stoffhaufen verwandelt““

Produktivität außerhalb von Landwirtschaft als parasitär hinzustellen passt nun auch wieder vorne und hinten nicht. Sieht auch ganz nach konstruiert aus, einfach um einen Grund zu haben, die Juden zu enteignen, um sich zu bereichern.



Kommentar vom 11.02.2023 15:50
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gemeinsame-lektuere-von-uexkuells-umgebung-von-schnoedl-und-sprenger/#comment-136340

@Uexkülls Umgebungen S. 38

„Die demokratische Gleichheit aller Individuen ist mit der von Uexküll propagierten organischen Ordnung (und das heißt: der ständischen Hierarchie) nicht vereinbar, in der jeder Teil eine spezifische Aufgabe hat, die nur am jeweiligen Ort geleistet werden kann:…“

Wesentlich scheinen mir allerdings offensichtlich die feudalen Privilegien zu sein, um die es Uexküll wirklich ging. Ich würde mich nicht mal wundern, wenn der Herr das auch ganz genau wusste. Als ehemaliger Landadel, von den Kommunisten enteignet, mag er auch sehr gerne Nationalsozialisten unterstützen, die sich daran machen, die verhassten Kommunisten militärisch nieder zu machen. Diese Rache geht hier wohl über alles. Da werden dann auch ganze Welten einer natürlichen Ordnung für erfunden.

„Wo in aller Welt gibt es ein gemeinsames Arbeiten gleicher oder freier Faktoren? Zwang und Unterordnung sind die Grundbedingungen jedes gedeihlichen Zusammenwirkens.“

Die modernen Verhältnisse zeigen offenbar, dass genau das doch funktioniert. Wie man sieht, reicht es, Mitarbeitern angemessenen Lohn und vernünftige Arbeitsbedingungen anzubieten. Und schon gedeiht auch das ganze Unternehmen. Die Menschen kommen sogar von anderen Kontinenten, um entsprechende Arbeitsangebote anzunehmen.

Eine gewisse Einordnung in Hierarchien scheint allerdings übrig zu bleiben. Aber genau die darf gerne freiwillig sein. Und in einer vernünftigen Firma funktioniert das auch.



Kommentar vom 11.02.2023 13:57
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gemeinsame-lektuere-von-uexkuells-umgebung-von-schnoedl-und-sprenger/#comment-136337

@Uexkülls Umgebungen S. 31

„Von dieser Abgrenzung her wird die Umweltlehre als Versuch lesbar, die Biologie auf neue Grundlagen zu stellen und holistisch zu fundieren.“

Wie soll das denn gehen, eine geheime Biologie, die den großen Rahmen setzt und alles koordiniert, und nicht darauf angewiesen ist, dass der einzelne Mensch selber über den Tellerrand guckt?

„Die Radikalität, mit der Uexküll diese anti-anthropo-zentrische Subjektivität der Umwelt, die keinerlei Priorität des Menschen kennt, zur erkenntnistheoretischen Grundlage der Biologie und darüber hinaus zur Weltanschauung macht,..-“

Hier wird auf der einen Seite der Mensch völlig unterschätzt. Wir sind dazu fähig, uns in großen Gemeinschaften zusammen zu tun, und uns ganz genau zu überlegen, wie wir miteinander umgehen, und wie wir gemeinsam in der äußeren Natur unser Auskommen finden.

Gleichzeitig können wir die Gesamtkoordination des Planeten nicht sich selbst überlassen. Die Natur hat nicht die Mittel, Windräder wachsen zu lassen, damit die Klimakatastrophe abgewendet werden kann. Menschliches Handeln hat inzwischen viele natürlichen Systeme so sehr verändert, dass die Natur alleine dieses nicht mehr ausgleichen kann. Das geht nur, wenn wir unser menschliches Vermögen nutzen. Und eben Windräder bauen.

Letztlich sehe ich bei Uexküll keinerlei Kultur, dessen Produktion zum Menschen gehört, und die sich auf der Grundlage neuer Herausforderungen auch intelligent weiterentwickeln kann. Und muss.

Soweit bis S. 31



Kommentar vom 10.02.2023 15:07
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-im-foederalismus-warum-der-faschismus-im-alpenraum-eskalierte/#comment-136326

@Quentmeier 08.02. 22:39

„Noch mal zur Klarstellung: sämtliche Solarmodule sind in der Nacht vollkommen wertlos – und der Stromverbrauch in der Nacht liegt nur ca. 20-30 % niedriger als um die Mittagszeit;“

Für diese regelmäßigen kurzfristigen Schwankungen eignen sich ja Lithiumbatterien sehr gut. Einmal die, die in E-Autos verbaut sind, und später ausgemusterte ehemalige Fahrzeugbatterien. Hierfür brauchen wir also keine Backupkraftwerke.

„Das Hochfahren eines stillgelegten Kohlekraftwerkes dauert einige Stunden bis zu einem ganz Tag.“

Entsprechend wird man die Backupkohlekraftwerke typischerweise für eine oder besser noch einige Wochen in Betrieb nehmen. Für kurzfristigeren Backupbedarf, der auch nicht von den Lithiumbatterien bereitgestellt kann, kommen dann die Gaskraftwerke zum Einsatz.

„..und von den benötigten Rohstoffmengen her (Stahl, Kupfer, Kobalt, seltene Erden. Lithium etc.) nicht zu schaffen.“

Wir werden sehen. Erstmal können wir weiter in erneuerbare Technik investieren. Noch reicht ja das Rohstoffangebot auf dem Weltmarkt. Eventuell kommt es in den nächsten Jahren zu Rohstoffengpässen, und es dauert dann deswegen tatsächlich viele Jahre länger. Dann kann man auch über neue Atomkraftwerke nachdenken. Oder wenn nur Lithium knapp wird, dass dann bis dahin aber Natriumbatterien doch noch erfolgreich entwickelt werden können.

„Und spätestens bis 2038 sollen alle Kohlekraftwerke stillgelegt werden – d. h. mindestens 40 GW Leistung an Gaskraftwerken muss neu gebaut werden UND die benötigten Gasmengen müssen auch von irgendwo her kommen.“

Im Laufe des Fortschritts beim Zubau von Windrändern und PV-Modulen gehen aber die Laufzeiten der Backupkraftwerke immer weiter zurück, entsprechend brauchen die Gaskraftwerke dann weniger Gas. Aber klar, wir können die Kohlekraftwerke erst ausmustern, wenn die Alternativen bereit stehen. Und ich wäre hier auch dafür, sicherheitshalber noch Jahrzehnte länger diese Altkraftwerke in Reserve zu behalten. Man weiß ja nicht, welche Katastrophen und Kriege noch kommen.

„Meine Hoffnung ruht neben gesteigerter Effizienz– für andere Länder – auf modernen Kernrektoren und langfristig auf der Kernfusion.“

Diese Hoffnung kann begründet sein. Kleine AKWs, die unfallsicher sind und auch das Plutonium in dem alten Brennmaterial wieder aufarbeiten und als neues Brennmaterial verwenden können, die wären akzeptabel, finde ich. Wir werden sehen, zu welchen Kosten diese Kraftwerke Strom liefern können. Man muss hier allerdings bedenken, dass die dann das ganze Jahr durchlaufen müssen, um wirtschaftlich zu sein. Das bedeutet, das diese Kraftwerke keine typischen Backupkraftwerke sind, sondern auch in den Überschusssituationen zusätzliche Überschüsse liefern, die dann auch gespeichert werden müssen oder nur noch in Wasserstoff umgewandelt werden können.

Entsprechend teuer wäre es, wenn diese Kraftwerke in der Anschaffung zu aufwändig wären. Es bleibt hier abzuwarten, zu welchen Kosten man diese neuartigen AKWs tatsächlich bauen kann. Genau dasselbe gilt auch für Fusionskraftwerke.

„Aber zu viele Deutsche geben sich intensiv dem Wunschdenken hin, bis sie durch eine harte Landung auf den Boden der Realität zurückgeholt werden, seit Jahrhunderten.“

Wenn es Ihre Konsequenz ist, das Klimaproblem zu ignorieren, weil es zu groß ist, dann wird das auch zu einer harten Landung führen, wenn sich diese Haltung zu lange hält.

Unterm Strich können wir nicht in Deutschland, und auch nicht in ganz Europa, das Klimaproblem alleine lösen. Aber wir können unsere Teil jetzt anfassen und weiter konsequent umsetzen.

Insbesondere wollen viele Schwellenländer ihren Wohlstand weiter erhöhen, was den nötigen Aufwand für die Energiewende weiter erhöht. Das können wir denen nicht verwehren.

Wir hier können aber auch auf manchen ziemlich sinnfreien Wohlstand verzichten, finde ich. Wer das tut, der liefert jedenfalls auch einen Beitrag zum Klimaschutz, der nicht nur nichts kostet, sondern auch noch Geld einspart, und sogar das eigene Geld. Insbesondere wer heute jung ist, und das volle Ausmaß der Klimakatastrophe selber miterleben wird, dem wird das nicht so egal sein wie so manchem Zeitgenossen.



Kommentar vom 10.02.2023 12:50
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/community-meeting-psychedelika-hype-oder-hoffnung/#comment-82758

@fau 09.02. 17:10

„Wir haben noch Luft nach unten, noch, die Mietpreisexplosion und die Inflation werden damit aufräumen.“

Die explodierenden Mieten kommen nun wohl u.a. von den vielen Zuwanderern. Im letzten Jahr waren es unterm Strich 1,5 Millionen gewesen sein. Aber es gibt ja nicht nur die Mieter, sondern auch die Vermieter. Die Verdienen das Geld, das den anderen dann fehlt. In der Tat rückt der Traum von weniger Arbeitsstress und weniger Leistungsgesellschaft so nicht näher. Insbesondere bei denen, die weniger verdienen. Höchstens wer was zu vermieten hat, bei dem entspannt sich die wohlige wirtschaftliche Lage noch mehr.

Die Inflation jedenfalls betrifft hauptsächlich die Energiekosten, das dürfte recht kurzfristig sein. Ein Atomwaffeneinsatz im Ukrainekrieg könnte allerdings noch eins draufsetzen, aber das ist hoffentlich unwahrscheinlich.

Eigentlich müssten wir in die Energiewende investieren, jetzt kommt dieser Krieg dazwischen, und lässt die Energiekosten auf ein Niveau steigen, das selbst ein sehr ambitionierter Aufbau der regenerativen Infrastruktur nie kosten würde. So was von sinnfrei, dieser Krieg.



Kommentar vom 09.02.2023 13:38
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@fau 09.02. 11:38

„..dass ein Land mit 80 Millionen Einwohnern und nur 357 Millionen km² Fläche nicht alle ernähren kann. Das geht nur über Leistung, die von jedem Einzelnen abverlangt wird.“

Dieses Märchen hat man mir auch schon in der Schule erzählt. Rein landwirtschaftlich gesehen stimmt es schon wenig. Unsere Erträge sind nicht unerheblich, neben Importen von Futtermitteln exportieren wir auch Milch und Fleisch. Was wird hier unterm Strich zuwenig haben, das ist nicht viel.

Keinesfalls braucht es dafür dieses Ausmaß an Wirtschaft. Man sieht das alleine schon an dem Exportüberschuss, den wir seit mindestens 50 Jahren Jahr für Jahr einfahren. Die Verschwendung, die wir praktizieren, auch was das Wegwerfen von Lebensmitteln betrifft, die ist wohl vorhanden.

Entsprechend ist hier in der geforderten Leistung ganz viel Luft nach unten. Wem es Spaß macht, so viel zu erarbeiten und dann wieder recht sinnfrei zu verpulvern, der soll es machen. Wem das zuviel ist, den kann man finde ich aber gerne in Ruhe lassen.



Kommentar vom 08.02.2023 00:43
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@Golzower 07.02. 18:10

„Land, Boden, ist heute wahrscheinlich wertvoller als Gold um scheint zum Spekulationsobjekt verkommen.“

Derweil steigen die Weltmarktpreise für landwirtschafliche Erzeugnisse, entsprechend schneller noch steigen die Landpreise. Der Weltmarkt reagiert aber auch, so sorgen die höheren Preise dafür, dass vor allem in Afrika auf noch sehr großen Flächen sehr viel effektiver produziert werden kann. Und neben steigenden Bevölkerungszahlen in Afrika sinken die Bevölkerungszahlen in den reicheren Ländern.

Eine Prognose zukünftiger Weltmarktpreise ist also gar nicht so einfach. Aber so oder so, wem das Land konkret gehört, und wer hier etwa sogar Spekulationsgewinne machen kann, dass kann dem Verbraucher ziemlich schnuppe sein. Das ändert zunächst mal nichts an den Marktpreisen der Erzeugnisse, die werden von Angebot und Nachfrage bestimmt, und nicht vom Gutdünken der Landbesitzer. Zumindest, solange hier keine Monopole entstehen, die das Angebot künstlich knapp halten.

„Diese Idylle der Biobauern ist dagegen unbedeutend...“

Ich sehe das weniger idyllisch. Man kann Bioanbau im großem Stil umsetzen, und braucht nur die richtigen Anreize dafür. Etwa über die Mehrwertsteuer, wenn man hier z.B. nach und nach auf Bioprodukte keine Mehrwertsteuern erhebt, auf Nicht-Bio aber volle 19%. Das dürfte schon reichen, dass EU-weit innerhalb von ca. 20 Jahren komplett auf Bio umgestellt wird. Und über ein passendes Lieferkettengesetz kann man dann die weiteren Importe entsprechend auch genau so besteuern.

Überhaupt haben wir in der EU ganz erhebliche Subventionen für die Landwirtschaft, die braucht man gar nicht mehr, wenn die Preise wirklich nachhaltig steigen. Das eingesparte Subventionsgeld könnte man wiederum in die Förderung von Bioanbau und Tierwohl in der Tierhaltung investieren.

Man muss es nur wollen. Wer hier der Bodeneigentümer ist, spielt praktisch keine Rolle. Egal wer das ist, wenn er Gewinn einfahren will, muss er effektiv produzieren, und eben Biostandards einhalten, wenn er zu den niedrigen Mehrwertsteuersätzen seine Produkte verkaufen will.

Uns selbst wenn der Acker einem Chinesen gehört, dann kann man ja auch noch zusätzlich mehr Grundsteuern erheben, dann verdient unser Gemeinwesen in jedem Fall auch mit.

Ein ernsthaftes Problem sind sicherlich die mittelfristig geringeren Erträge in der Biologischen Anbauweise, da muss man gucken, wie die sich langfristig entwickeln. Die könnten über viele Jahre hinweg dann doch wieder zunehmen, weil der Raubbau an der Bodenqualität durch Bioanbau gestoppt und sogar rückgängig gemacht werden kann. Oder wir müssen halt weniger Fleisch essen und weniger wegwerfen, dann passt es immer.

Entscheidend ist hier die bessere Qualität und die langfristige Bodenerhaltung bzw. eine Bodenverbesserung. Aber auch Grundwasserschutz und Biodiversität und natürlich weniger Treibhausgase.



Kommentar vom 07.02.2023 14:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gemeinsame-lektuere-von-uexkuells-umgebung-von-schnoedl-und-sprenger/#comment-136276

@Uexkülls Umgebungen S. 22

„Auf dieser Grundlage wäre es schließlich auch möglich, die gegenwärtige Popularität ökologischen Denkens in kulturwissenschaftlichen Debatten strenger auf die Geschichte der Ökologie hin zu befragen.“

Was sich seit Uexkülls Zeiten geändert hat, dass ist die Bedeutung von Landwirtschaft und Landbesitz. Die Wirtschaft ist mobil geworden, rein technisch bedingt. Die meisten Ressourcen sind menschliche Kompetenz geworden. Produktivität lebt von innovativen und effektiven Menschen.

Die Wirtschaft sucht sich ihre Standorte vor allem nach den Menschen aus. Und gleichzeitig sind die ökologischen Probleme auch globalisiert. Die Energiewende ist in erster Linie ein technischer Prozess, der eine bereits mobile Wirtschaft noch mobiler macht. Die Investitionen in PV-Module und Windräder sind selbst globalisiert. Sie werden da hergestellt, wo es gerade günstig ist, und werden da aufgestellt, wo sie gerade gut ins Stromnetz passen.

Noch braucht es auch Rohstoffe, um diese Anlagen herzustellen, allerdings braucht die 2. Generation der Anlagen dann auch diese nicht mehr, wenn sie hinreichend recyclebar sind.

Im Prinzip sind gerade die europäischen Juden Jahrzehnte früher in dieser mobil gewordenen Wirtschaft erfolgreich gewesen. Entsprechend wundert es nicht, dass man Juden verteufelt, wenn man diese mobil gewordenen Wirtschaftsweise verteufelt.

Unser ökologisches Hauptproblem, der Klimawandel, bezieht sich aber auf die mobile Wirtschaftsform, und dessen Lösung, die Energiewende, macht die Wirtschaft noch mobiler.

Das andere Problem, dass die aktuelle Landwirtschaft betrifft, ist und bleibt aber lokal. Ein Umstieg auf Bioanbau wäre hier die Lösung. Der wäre lokal, und auch wichtig. Allerdings geht es hier um vergleichsweise geringe Umsätze. Aber eine lokale Identität, wie sie zu Üexkülls Zeiten gesucht wurde, kann der Umstieg auf Bioanbau auch nicht mehr liefern. Früher war fast die Hälfte der Menschen in der Landwirtschaft tätig, heute kaum noch einer. Einmal sind die Umsätze nur noch Nebensache, und die meisten Kosten sind heute auch noch die Maschinen, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen.

Wir brauchen hier überhaupt keinen Identitätswandel, sondern professionelle Landwirte, die effektiv produzieren und dabei die langfristige Produktivität ihrer Anbauflächen im Auge behalten. Die richtigen Rahmenbedingungen werden reichen, um flächendeckend auf Bio-Anbau umzustellen.

Der Mensch ist global geworden, das dreht keiner mehr zurück. Konzepte wie die Essbare Stadt allerdings machen dennoch Laune. Und sich ganz privat eher zum Vergnügen mit Gartenbau und Kleintierhaltung zu beschäftigen bleibt eine Option – wenn auch kaum zur Versorgung, sondern eher der eigenen Erfahrung wegen. Und als Maßnahme, sich seine Zeit zu füllen, wenn man nicht mehr Vollzeit arbeiten muss.

Wenn wir mal den Wachstumszwang unserer Wirtschaft überwunden haben, dann kann das aktuell werden.

Die Menschen selbst sind freilich auch mobil, werden aber durchaus von Landesgrenzen aufgehalten. Eine völlige Freizügigkeit gibt es nicht, und die scheint mir derzeit auch nicht sinnvoll zu sein. Ich finde hier, dass man besser die Wirtschaft zu den Menschen bringen sollte. Wie gesagt, die Kompetenzen der Menschen sind maßgeblich, weniger der Ort, wo sie leben.



Kommentar vom 06.02.2023 13:39
https://scilogs.spektrum.de/fischblog/warum-h5n1-vogelgrippe-gefaehrlich/

@hto 05.02. 13:14

„Solche Ereignisse passieren nicht zufällig, sie sind Teil des holographischen Programms, wo Mensch nur mit fusionierten Verstand...das Programm gottgefällig/vernünftig abwehrend steuern könnte.“

Die Interpretation von hto ist immer eine Herausforderung. Die Natur mag uns mit gefährlichen Seuchen bedrohen, wenn wir nicht zu Verstand kommen, und unsere eigenen Angelegenheiten vernünftig in die Hand nehmen. Dazu gehört dann auch die Erhaltung und Pflege der Ökosysteme dieses Planeten.

Zur Abwehr von neuen Seuchen kann in der Tat mehr gemacht werden. Etwa Nerzfarmen schließen, vorsorglich Impfstoffe entwickeln und Vorräte davon anlegen. Und klar, die Coronapandemie hat gezeigt, dass das Virus jede Menge Möglichkeiten zu mutieren hatte. Etwas mehr davon, weil im globalen Süden wenig geimpft werden konnte.

Im Prinzip haben wir hier Glück gehabt, dass die Virusentwicklung in Richtung Omikron ging. Das hat letztlich das Problem sogar entschärft. Wer noch nicht ausreichend geimpft war, konnte sich mit der weniger krankmachenden Variante infizieren, und sich dann damit immunisieren.

Eine neue Pandemie durch H5N1 mit einer Sterblichkeit von vielleicht 20% mag ich mir gar nicht vorstellen. Die Sterblichkeit durch Covid19 war von Anfang an immer noch unter 1%, und hat schon alles durcheinander gebracht. Angesichts des gewaltigen Zerstörungspotentials weiterer Seuchen wäre entsprechender Aufwand gut angelegtes Geld.



Kommentar vom 05.02.2023 16:24
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/gemeinsame-lektuere-von-uexkuells-umgebung-von-schnoedl-und-sprenger/#comment-136220

@fauv 05.02. 13:14

„und entlud sich in einer identitären Logik, in der alles planmäßig an seinem Ort ist und das, was am falschen Ort ist, verschwinden soll.“

„Blut und Boden“-Konzepte sind angesichts moderner Wirtschaftsweise weniger relevant. Vor 90 Jahren noch war der lokale landwirtschaftliche Ertrag ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und bestimmte den erzielbaren Wohlstand ziemlich mit.

Inzwischen sind wir ganz woanders angekommen, durch massive Steigerung der Erträge pro Hektar und durch entsprechende Technik, dass auch kaum noch Arbeitskräfte gebraucht werden. Die meisten Ressourcen liegen inzwischen in der Kompetenz der Menschen, die moderne Technik hat Ausmaße angenommen, dass landwirtschaftlichen Flächen kaum zum Wohlstand beitragen. Gleichzeitig sind die Transportmöglichkeiten für landwirtschaftliche Produkte so billig geworden, dass Transportwege kaum eine Rolle spielen.

Mag sein, dass steigende Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte auch im Ukrainekrieg eine gewisse Rolle spielen. Die Ukraine hat eine bedeutende Produktion an Nahrungsmitteln mit reichlich Exportpotential. Wenn die Preise weiter steigen, weil immer mehr Menschen in Schwellenländern sich auch Fleisch leisten können, dann wird Ackerland wieder zu einer lohnenden Beute.

Insbesondere für Autokratien wie Russland, die sowieso von Rohstoffexporten leben, und es kaum hinbekommen, ihr eigenes menschliche Potential zu entfalten und eine entsprechende Produktivität zu realisieren.

Insgesamt gesehen ist aber auch die Energiewende ein weiterer Schritt, um „Blut und Boden“-Konzepte überflüssiger zu machen. Die eigenen Solarparks und Windräder können letztlich überall stehen, und wenn man sie einmal hat, verbrauchen sie keine weiteren Ressourcen, insbesondere keinen expliziten Landbesitz. Und schon gar keine weiteren Bodenschätze, sofern die Anlagen zu 100% recycelbar sind.

Das Potential für ein friedliches Zusammenleben wird entsprechend steigen, wenn es weniger Gründe gibt, sich gegenseitig zu beklauen. Wenn die Weltbevölkerung sogar in immer mehr Ländern zurückgeht, sinken entsprechend auch die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel wieder, und gleichzeitig die Bedeutung von Anbauflächen als Kriegsbeute.



Kommentar vom 04.02.2023 17:17
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@Quentmeier 03.02. 22:53

„Und je mehr die Energiewende vorangetrieben wird, desto mehr Erdgas werden wir brauchen.“

Wie kommen Sie da drauf? Mehr PV und Windräder braucht nicht mehr Backup, sondern weniger. Und spätestens wenn ein guter Teil der Heizungen auch mit Wärmepumpen betrieben wird, dann braucht es hier weniger Erdgas. Und auch ist ein Einsatz von grünem Wasserstoff in der Industrie absehbar, was hier insbesondere Erdgas ersetzt.

„...dürften sie auf keinen Fall durch unsinnige staatliche Maßnahmen noch weiter in die Höhe getrieben werden. … Aber genau das passiert in Deutschland durch (1) Abschaltung der Kernkraftwerke und der Kohlekraftwerke, (2) durch den Ausbau der subventionierten Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse, (3) durch zusätzliche Abgaben wie die CO2-Abgabe.“

(1)Das macht ja auch im Moment keiner, aktuell geht Kohle und Atom vor Erdgas. (2) Bei den aktuellen Preisen braucht es keine Subventionen für PV und Windräder. (3) Die derzeitige CO2 Abgabe ist so minimal, dass es sich gar nicht lohnt, darüber zu reden.

„Wenn Sie den Anteil der EEG-Umlage auf die gesamten Energiekosten umrechnen, so ist das unseriös, weil hier nur der Strom zur Diskussion steht…“

Es geht ums Ganze, und die EEG-Umlage war eine wichtige Einstiegshilfe für die Entwicklung der entsprechenden Technologien. Inzwischen sind diese hinreichend konkurrenzfähig, um sich daran zu machen, langfristig die Basis der gesamten Energieversorgung zu bilden.

„dass ohne die konventionellen Kraftwerke eine solche Bilanz gar nicht möglich wäre.“

Ja selbstverständlich. Konventionelle Kraftwerke erzeugen ja auch keine Emissionen, wenn sie nur in Bereitschaft sind, und genau dieses wird in Zukunft immer mehr zunehmen, entsprechend die Laufzeiten immer weniger werden, und die Abgase entsprechend weniger. Ohne diese Basis der Altkraftwerke hätten wir gar nichts, keinen Strom, keine Industrie und weder die Mittel PV-Module noch Windränder herzustellen. Aber die Technik geht eben weiter, und kann irgendwann alle fossilen Energieträger ersetzen, auch dann, wenn diese mal die absolute Basis waren.

„Soll ich in Zukunft womöglich bis Mitternacht warten oder am Wochenende zu Hause rumsitzen und auf gute Winde oder ausreichend Sonnenschein warten, um meine Wäsche zu reinigen?“

Sie können das machen wie sie wollen, können aber ein wenig sparen, wenn sie auf die aktuellen Minutenpreise achten, wo sie einen zeitlichen Spielraum haben. Man wird aber hauptsächlich smarte Stromzähler einbauen, um eine Wärmepumpe mit einer Alternativheizung kombinieren zu können, und um das Aufladen von Batteriefahrzeugen mit dem aktuellem Stromangebot zu vereinbaren. Das schränkt nirgends die Verfügbarkeit ein, spart aber sehr sehr viel Backupreserve ein.

„Und viele Anlagen sind für einen gleichmäßigen Betrieb ausgelegt und vertragen keine ständigen „Lastwechsel“, weil sie dann wesentlich schneller verschleißen oder komplette Produktionschargen unbrauchbar sind.“

Wenn hier ein massiver Preisvorteil für Produktionsanlagen realisiert wird, die zwischendurch pausieren können, dann bin ich zuversichtlich, dass man sich das Angebot zu nutze macht. Und auch in angepasste Anlagen investieren wird, um eben die Strompreisvorteile nutzen zu können. Genau das wird womöglich sogar den Industriestandort Deutschland eher fördern als behindern.

„..ich liebe das Industriezeitalter und freue mich über den Massenwohlstand und das angenehme Leben, den es gebracht hat.“

Da bin ich ganz bei Ihnen. Dazu gehört aber auch ein Klima, indem noch hinreichend Landwirtschaft möglich ist. Und wenn treibhausgasbedingt die Polkappen abschmelzen, geht auch ziemlich viel nutzbares Land verloren, das wäre eine ziemlich handfeste Einschränkung. Und es wird auch nur dann weiter so angenehm sein, wenn wir mit den zur Verfügung stehenden Rohstoffen auskommen. Ohne Energiewende droht nicht nur die Klimakatastrophe, sondern früher oder später auch ein Ende der billig zu fördernden fossilen Brennstoffe.



Kommentar vom 04.02.2023 15:59
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-im-foederalismus-warum-der-faschismus-im-alpenraum-eskalierte/#comment-136147

@Quentmeier 03.02. 18:51

„Es ist auf Jahre und Jahrzehnte nicht möglich, einen modernen Industriestaat mit Energie aus Wind, Sonne und Biomasse zu versorgen. Daher ist die gesamte deutsche Energiewende ein vernunftwidriger und gefährlicher Irrsinn.“

Rein technisch gehen dauert es in der Tat länger, eben 30 bis 50 Jahre, bis wir die Energiewende fertig haben. Das kommt drauf an, wie schnell die Quentmeiers aussterben, und ob nachfolgende Generationen angesichts der persönlichen Betroffenheit durch die erwartbare Klimakatastrophe die nötigen Konsequenzen ziehen.

„Warum steigt denn kein anderes Land Kernkraft UND Kohleverstromung aus?“

Dass es ein folgenschwerer Fehler war, so auf Erdgas zu setzen, ist inzwischen bekannt. Das war angesichts der wirklich lukrativ niedrigen Preise russischen Erdgases motiviert. Das hat jetzt mit der Energiewende so viel gar nicht zu tun. Es bleibt uns entsprechend nichts anderes übrig, als halt die alten Kohle- und Kernkraftwerke nun doch länger zu betreiben.

Aber eben hält es uns überhaupt nicht davon ab, weiter zu machen mit dem Zubau von PV und Windrädern. Die Backupleistung der bestehenden Kraftwerke ist allemal hoch genug, auch wenn aktuell die Gaskraftwerke nur den Spitzenlastanteil abdecken. Die nächsten Jahre werden sich die Gaspreise auch wieder normalisieren, und diese akute Energiekrise wird erledigt sein. Dann kann wie eigentlich geplant immer mehr regenerativer Strom mit immer weniger Erdgasbackup ergänzt werden, und auch die Sektoren Mobilität, Heizung und Industrie nach und nach dekarbonisiert werden.

Die verbliebenen Kohlekraftwerke und wenn technisch möglich auch die letzten 3 AKWs würde ich aber lieber auch noch auf Jahrzehnte in Bereitschaft halten. Wir haben hier an dem Ukrainekrieg gesehen, wie verletzlich ein Energiekonzept sein kann. Pipelineausfälle oder z.B. ein global wirkender Ausbruch eines Supervulkans kann hier alles durcheinanderbringen. Selbst wenn ein Kohlekraftwerk in Bereitschaft 5 Jahre nie gebraucht wird, kann es uns dann im Krisenfall entscheidend helfen, und dann für Monate wieder in Betrieb gehen, bis die Krise vorbei ist. Die benötigte Kohle kann man recht einfach auf Halde neben dem Kraftwerk lagern.

Die Bereitschaft von Altkraftwerken alleine produziert auch keinerlei Treibhausgase. Und wenn wirklich Energienotstand herrscht, dann können wir dem Klima auch für begrenzte Zeit entsprechende Emissionen zumuten, insbesondere wenn wir insgesamt mit dem Umbau der Energieversorgung wirklich vorwärts kommen.

Ich bin ja durchaus auch dafür, das jeder seinen eigenen Konsum überprüft, aber was wir wirklich haben wollen, das können wir dann eben auf die Dauer auch klimaneutral. Das wird was kosten, keine Frage, aber ich sehe hier schlichtweg keine vernünftige Alternative, und denke, dass es bezahlbar bleiben wird.

Nebenbei entlasten wir uns auch von der Beschaffung im Prinzip riesiger Mengen von fossilen Brennstoffen, die wir Jahr für Jahr immer wieder neu ausgraben müssen, weil sie nach der Verbrennung weg sind, und sich dabei in Klimagift verwandelt haben.



Kommentar vom 03.02.2023 11:47
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-vortrag-beim-antirassismus-ak-gruene-stuttgart/#comment-136120

@Quentmeier 30.01. 22:54

„Allein die EEG-Umlage hat laut „statista“ von 2000 bis 2021 über 200 Milliarden Euro verschlungen, „

Nun gut, rechnen wir die Gesamtenergiekosten von vor der aktuellen Krise dagegen:

Strom 40 €
Heizung 50 €
Benzin 50 €
Kerosin 10 €
Industrie 30 €
Gütertransport 20 €

Gesamt: 200 € monatlich pro Einwohner
Im Jahr 2400 €
Für ganz Deutschland x 82 Mio macht 197 Mrd € im Jahr.

Auf 21 Jahre macht das 4137 Mrd €, etwas weniger weil die Kosten vor Jahren eher niedriger waren als 2021.

Die EEG-Umlage machte also gerade mal gut 5 % der Gesamtenergiekosten aus. Und die hiermit geförderten erneuerbaren Energien bestreiten doch inzwischen einen Anteil von 40 % der Stromproduktion. (nach Wikipedia für 2020)

„Deutschland hat Strompreise, die zu den höchsten der Welt zählen“

Das war aber schon immer so. Wir haben auch den ausfallsichersten Strom der Welt. Weil wir eben sowieso immer ein sehr komfortables Stromnetz mit sehr viel Reserven hatten.

Hier ließen sich mittelfristig die Kosten schon einfach durch breite Verwendung von smarten Stromzählern, die Minutenpreise abrechnen können, reichlich senken. Noch muss die Stromproduktionsseite komplett die Regulierung des Stromnetzes leisten, die Nachfrageseite zahlt immer den selben Preis, egal wie knapp der Strom gerade ist, und wieviel Probleme es gerade macht, wenn extreme Mangelsituation im Netz herrscht. Können die aktuellen Produktionskosten an den Kunden weitergegeben werden, dann kann der Verbraucher seine Nachfrage drosseln, wenn es teuer ist, und er kann zusätzlichen Strom abnehmen, wenn wir Überschusssituationen haben.

Das reguliert dann reichlich mit, man braucht weniger Backup, und auch problematische Überschüsse können dann einfach von den Kunden akut verbraucht werden.

Als Privathaushalt kann man dann in Mangelsituationen die Waschmaschine nicht benutzen, oder auch ein Bad in der Wanne verschieben, wenn der Strom gerade zu teuer ist. Und insbesondere könnte man dann einen Heizlüfter an eine smarte Steckdose anschließen, der anspringt, wenn gerade übermäßig Wind weht, und der momentane Strompreis unter dem Gaspreis liegt.

Vor allem könnten viele energieintensive Prozesse in der Industrie pausieren, wenn Strom knapp ist, das spart dann die meiste nötige Backupleistung ein.

Hier ist also ein Kosteneinsparungspotential, das hätte man vor Jahren schon nutzen können, dann wäre jetzt nicht nur die Gesamtkosten niedriger, auch kämen wir mit der momentanen Gasmangelkrise viel besser zurecht.

Wenn in Zukunft die Energiewende weiter fortschreitet, dann ist diese Regulierung der Nachfrageseite ein dicker Posten, wie dies kostengünstiger zu gestalten wäre.

Insbesondere, wenn hier viele Batteriefahrzeuge in Gebrauch sind, und viele Häuser mit einer Kombination von Wärmepumpe und Gas- oder Holzpelletheizung ausgestattet sind.



@Quentmeier 01.02. 17:40

Können Sie mir sagen, wie viele dieser Windräder nötig sind, um eines dieser Kohlekraftwerke zu ersetzen?

Auf ein Gigawatt Kohlekraftwerk brauchen wir vielleicht 2,5 Gigawatt Windturbinen. Wenn die etwa 40 Prozent der Zeit laufen. Entsprechend brauchen wir für das eine Gigawatt Kraftwerk 1000 2,5 MW-Windturbinen. Bei 75 Gigawatt bundesdeutscher Gesamtleistung also 75.000 Windturbinen. Das sind auf 358.000 Km² Landesfläche gerechnet alle 4,8 Km² eine solche Anlange. Also gut alle 2 Km ein Windrad.

Einerseits haben wir noch die PV-Module, und etwa die Hälfte der Windränder stehen dann Offshore, und wir werden auch einiges an Wasserstoff importieren. Dagegen steht dann noch, dass auch die Mobilität, der Heizungsbedarf und manche Industrieproduktion dazu kommt.

Also bliebt dann an Land etwa alle 3 Km ein Windrad übrig, allerdings konzentriert auf günstige Standorte in weniger bewohnten Gebieten. Geht das, jetzt rein optisch gesehen? Technisch jedenfalls sehe ich hier überhaupt kein Platzproblem.

Wenn jetzt langfristig noch weniger Konsum möglich wird, entsprechend dann weniger Windräder.

„auf einen neuen deutschen Vegetarier oder Veganer kommen zahlreiche Menschen in der Dritten Welt, die bei wachsendem Wohlstand mehr Fleisch auf dem Teller wünschen.“

Was ja jetzt gerade ein Argument wäre, hier weniger Fleisch zu verzehren.

Ich meine auch, dass es unsinnig ist, die kurzfristige Treibhauswirkung von Methan direkt mit der von CO2 gleichzusetzen. Natürlich wirkt freigesetztes Methan sofort 25 mal stärker als CO2, verschwindet aber auch in nicht mal 10 Jahren wieder von selber. Das kann man so nicht rechnen. Sobald wir weniger Methan in der Landwirtschaft freisetzen, fällt dann die Treibhauswirkung der bisherigen Emissionen schon in ein paar Jahren wieder weg. Ganz anders das CO2, das bleibt 1000 Jahre wirksam und die Emissionen häufen sich unaufhaltsam immer weiter an.

Ich denke entsprechend nicht, dass die Methanemissionen der Tierhaltung das Hauptproblem sind, sondern die begrenzten landwirtschaftlichen Flächen. Als Argument, weniger Fleisch zu essen.



Kommentar vom 02.02.2023 13:32
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-vortrag-beim-antirassismus-ak-gruene-stuttgart/#comment-136099

@Quentmeier 01.02. 23:11

„der Gaspreis stieg in 2021 vom 1. Januar bis 1. Oktober von 4,3 auf 6,4 Cent pro kWh, aber er sprang auf 12,2 Cent am 27. Oktober und sogar auf 21,4 Cent am 24. Dezember 2021. Grund war die stark erhöhte Gas-Nachfrage, weil gerade die britischen Windkraft-Anlagen wegen Schwachwind oder Flaute zu wenig Strom lieferten und der Strom eben mit Gaskraftwerken erzeugt werden musste.“

Ihre Quelle bezieht sich auf die Tarife für Neukunden. Entsprechend zeichnete sich ab Oktober der Ukrainekrieg schon ab, und die Märkte reagierten schon darauf. Dass hier eine Windflaute in England der alleinige Grund sein soll, erscheint mir recht fraglich.

„Ein wichtiger Punkt für die hohen Strompreise ist auch der Zwang, zwei parallele Stromerzeugungssysteme zu unterhalten.“

Wie schon gesagt, die Backupkraftwerke müssen nicht gebaut werden, die stehen ja längst, und verursachen neben den Brennstoffkosten kaum weitere Kosten.

„Und dieses Problem wird bleiben bzw. sich verschlimmern, je mehr Kohle- und Kernkraftwerke abgeschaltet werden.“

In der Tat wäre es ungut, weitere Kraftwerke abzureißen. Man weiß nicht, was noch kommt, etwa Pipelineausfälle oder ein global wirkender Supervulkanausbruch. Besser alle Altkraftwerke in Reserve halten. Ich wäre auch durchaus dafür, die letzten 3 Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen, bis sich die Gaspreise wieder normalisiert haben.

„...ich will mich nicht in unpünktliche und schmuddelige öffentliche Verkehrsmittel mit schmuddeligen Leuten hineinzwängen..“

In der Tat ist die soziale Realität in Bus und Bahn recht nah erfahrbar. Ich fahr auch lieber Fahrrad, alleine schon um die Fahrkarte zu sparen.

„die 150 PS eines deutschen Diesel-SUV aufheulen zu lassen und mit 200 km/h durch die Landschaft zu gleiten.“

Nebenbei ein teurer Spaß, sowieso schon auch ohne CO2-Steuer oder wenn es in 20 Jahren nur noch synthetische Kraftstoffe zu kaufen gibt. Ich rechne auch durchaus damit, dass viele weiter solche großen Autos fahren wollen. Und Elektro-SUVs müssen auch nicht weniger PS haben.

Ich hoffe aber, dass heute junge Leute, die die Klimakrise persönlich voll betreffen wird, dass diese Menschen dann doch Konsequenzen ziehen, und wenn überhaupt nur noch kleine Privatfahrzeuge nutzen. Und ich hoffe, dass die Kommunen endlich ein vernünftiges Radwegenetz aufbauen. Sie müssen das ja nicht nutzen, wenn Sie so gerne Autofahren. Ganz leise und emissions- und kostenfrei auf meinem Fahrrad dahingleiten macht mir halt am meisten Spaß.

„Das Leben ist mehr als ein klimapolitisch korrektes Sich-Kasteien, Dahinvegetieren und Abplagen.“

Das Leben ist aber auch mehr, als sich für einen recht sinnfreien, verschwenderischen Konsum abzuplagen. Stellen Sie sich vor, sie lassen allen vermeidbaren Konsum weg, und zählen mal die Wochenstunden zusammen, die Sie dann weniger arbeiten müssen. Wenn sie freilich sowieso soviel arbeiten wollen, wie irgend möglich, und schon Spaß am reinen Umsatz haben, dann machen Sie eben so weiter.



Kommentar vom 01.02.2023 13:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/antisemitismus-vortrag-beim-antirassismus-ak-gruene-stuttgart/#comment-136028

@hto 31.01. 09:53

„Es würde garnichts kosten, wenn ein globales Gemeinschaftseigentum OHNE “Wer soll das bezahlen?” die Demokratie wirklich-wahrhaftig organisieren würde,..“

Wenn Sie das Geld abschaffen wollen, dann müssen sie dessen Organisationsleistung irgendwie ersetzen. Man muss wohl immer irgendwie messen, welche Produktion wie effektiv ist. Und man muss irgendwie messen, wer wieviel wovon konsumieren kann. Und auch muss es ein gewisses persönliches Budget geben, wo der Einzelne die Freiheit hat, sich das zu leisten, was ihm persönlich wichtig ist, im Rahmen dessen, was insgesamt zur Verfügung steht.

„vor allem würden Menschenleben nicht mehr für unseren zynischen Wohlstand im Verhältnis von 1:5 der Weltbevölkerung zahlen.“

In den armen Ländern gelingt es ja eben nicht, eine praktikable Produktion hinzubekommen. Da fehlt es an Bildung, an Erfahrung in der Produktion und auch an Rechtssicherheit, meistens korruptionsbedingt.

Genau hier müsste man nachhelfen, einfach alle mit allem beliefern können wir gar nicht leisten. Und das würde auch größtenteils in der Korruption hängen bleiben. Das passiert auch regelmäßig mit den Einnahmen aus Rohstoffexporten.

Und die Gesamtökonomie ist eng mit der Gesamtökologie verbunden. Klimawirkungen und Rohstoffverfügbarkeit sowie die Grenzen der landwirtschaftlichen Produktion haben nichts mit der konkreten Wirtschaftsform zu tun, das sind rein physikalische Grenzen, die niemand ändern kann.

Einfache Frage: warum hat der DDR-Sozialismus nicht funktioniert?

Vielleicht weil sich Idioten mit Gewalt als Genies feiern ließen?