www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2022/07 (T.J.)


Kommentar vom 31.07.2022 17:50
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/exzessiver-verzicht-ueber-den-zum-scheitern-verurteilten-versuch-ein-gefahrloses-leben-zu-fuehren/#comment-72547

@Kerstin Ehmer

Ein wirklich guter Beitrag. Früher war es das Himmelreich, das mit Askese gesucht wurde, heute nur noch die Vision von Gesundheit und langem Leben. Dabei ist es doch gerade das Leben selbst, dass man einsetzen muss, um wirklich zu leben.

„Erhaben über die vernunftgesteuerte Banalität des Alltäglichen, erhaben über Kosteneffizienz und Sorge um die Lebenszeit, erhaben über die Angst vor der Berührung durch den Anderen.“

Ich bin durchaus ein Fan von Alkohol, aber so sehr, dass ich darauf leider ganz verzichten muss. Ich schaffe es hier nicht, Maß zu halten. Wenigstens andere Lebensrisiken nutze ich dann schon. Und fahre etwa Fahrrad im dortmunder Stadtverkehr. Und spar mir einiges an Geld, indem ich etwa viel Zucker verbrauche. Hier macht sich bei mir durchaus bemerkbar, dass ich eben keinen Alkohol trinke. Öfter mal ein Glas Saft mit Wasser verdünnt und noch ein paar Teelöffel Zucker, dann kann ich auch besser auf Alkohol verzichten.

Hier wäre Alkohol in Maßen sicher sogar gesünder, aber das Maß gelingt mir leider nicht. So ist dann durchaus das Vergären von Fruchtsäften wirklich gesund, es eliminiert den schädlichen Zucker, indem dieser in Alkohol umwandelt wird. Auch das Malz im Bier wird im Gärungsprozess von einem Übermaß an Kohlenhydraten befreit. Auch bei der Käseherstellung wird der Milchzucker entfernt. Und bei der Fleischproduktion wird das wertvolle Eiweiß in den Futtermitteln aufkonzentiert.

Das soll jetzt alles ungesund sein? Und gleichzeitig die eingesparten Kohlenhydrate insbesondere als Industriezucker aber auch. Hier passt was nicht zusammen, scheint mir. Irgendwie sieht es so aus, dass manchen Leuten so ziemlich alles ungesund zu sein scheint. Auf jeden Fall ist ein hoher Zuckerkonsum aber billig, und Käse, Fleisch und Alkoholhaltiges schmeckt einfach richtig gut, und macht schon dadurch gute Laune.

Ist es also letztlich doch die gute Laune selbst, die nicht nur den religiösen Asketen ein Dorn im Auge ist, sondern auch den modernen Gesundheitsaposteln? Wobei die religiösen Spinner wenigstens noch intern logisch unterwegs sind, den Anhängern des aktuellen Gesundheitswahns fehlt sogar die innere Logik. Die sterben nicht nur auch, sondern ich würde drauf wetten, dass die nicht mal länger leben, und sogar auch öfter krank werden.

Oder ist man irgendwie beleidigt, dass man eben nicht in ewiger Glückseeligkeit verweilen darf, und auf Freude und Genuss dennoch Schmerz und Krankheit folgt und am Ende sogar der Tod dann unausweichlich auf der Liste steht? So beleidigt, dass man letztlich das Leben selber verurteilt.



Kommentar vom 30.07.2022 11:45
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/der-ueberteure-strom/#comment-26997

@Holzherr 30.07. 07:07

„Erst wenn in Deutschland immer genügend Wasserstoff zur Verfügung steht, der billiger ist als jetzt Erdgas, wird der Strom in Deutschland mit dem Merit-Order-Prinzip auch billiger als er es jetzt gerade ist.“

So wie ich das verstanden habe, sind die Strommarktpreise nur zu den Zeiten so hoch, wenn tatsächlich Gaskraftwerke laufen. Kann man das auf 1 Stunde am Tag begrenzen, dann wirkt sich das recht wenig aus, wenn das über 5 Stunden am Tag nötig ist, dann geht das erst richtig ins Geld. Wenn wir also ein paar Altkraftwerke reaktivieren, dann wird das schon was helfen. Auch würde es helfen, wenn der aktuelle Stromnetzpreis direkt an die Kunden weitergereicht werden könnte. Dann kann man nämlich manchen Verbraucher kurz mal abschalten, und es braucht dann eben kein Gaskraftwerk, um die Lücke zu füllen.

Vielleicht kann man auch die Kohlekraftwerke so umbauen, dass die schneller ans Netz gehen können. Diese schnellen Interventionen hat man bisher den Gaskraftwerken überlassen, vor allem dafür brauchen wir Ersatz.

Es reicht auch schon ziemlich weit, wenn wir nur so viel Wasserstoff haben, dass die jetzigen Gaskraftwerke als schnelles Backup damit betrieben werden. Die anderen fossilen Altkraftwerke können ja für ein Grundbackup derweil immer noch weiterlaufen, das macht kein Preisproblem. Wir müssen also nicht warten, bis die Energiewende fast komplett ist, bis dass sich hier die Preise wieder normalisieren. Das geht auch schneller.



Kommentar vom 30.07.2022 00:22
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/der-ueberteure-strom/#comment-26990

@Hauptartikel

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann haben wir alle 15 Minuten einen eigenen Marktpreis im Stromnetz. Entscheidend ist aktuell, das der explodiert, sobald ein Gaskraftwerk ans Netz gehen muss. Bei den aktuellen Gaspreisen aber nur, vorher war das unproblematisch. Es gilt also, möglichst ohne Gaskraftwerke klar zu kommen. Natürlich hilft es, wenn Kohlekraftwerke und AKWs mehr Strom liefern können.

Ganz übel wäre es entsprechend, wenn die ehemaligen Strommonopolisten absichtlich Ausreden erfinden, um ihre Altkraftwerke nicht zu reaktivieren, weil sie mit den hohen Stromnetzpreisen hervorragend mit ihren anderen Kraftwerken verdienen. Übergewinnsteuern wären in jedem Fall sinnvoll, mit dem Geld kann man die Verbraucher wiederum unterstützen.

Mittelfristig müsste sich aber ein Zubau von regenerativen Energien preissenkend auswirken, und wenn wir genug Elektroautos haben, die flexibel aufgeladen werden können, dann können die auch immer nur dann aufladen, wenn eben genug Strom im Netz ist. Und später auch mal kurzzeitig das Netz unterstützen, insbesondere, wenn Gas zwar nicht mehr ganz so teuer ist, aber eben immer noch recht teuer ist.

Ein gewisses Problem besteht wohl darin, dass Gaskraftwerke in Minuten ans Netz können, während Kohlekraftwerke eher Stunden brauchen, und die alten AKWs dauerhaft über Monate durchgängig Tag und Nacht laufen müssen. Offenbar war es fatal, sich auf die russischen Gaslieferungen verlassen zu haben. Andererseits sind wir an den Spannungen mit Russland nicht ganz unbeteiligt, man hätte auch die Ukraine weniger unterstützen können. Das ist unsere Entscheidung gewesen. Nicht dass das nur schlecht wäre, aber es war und ist eben nicht alternativlos.

Aktuell muss eine Bekannte jetzt bei einem bestehendem Vertrag ab 01.09.2022 16 ct/kWh für ihr Gas bezahlen. Wenn wir zukünftig reichlich Wasserstoff aus nicht anders zu verwertenden Überschüssen herstellen, dann wird dieser Wasserstoff womöglich sogar wieder günstiger als diese 16 ct werden. Wenn der Überschussstrom dafür 5 ct kostet, und die Elektrolyse 70% Wirkungsgrad hat, dann kostet dieser Wasserstoff 7,2 ct / kWh plus die Kosten für die Elektrolyseanlagen plus eine Ergänzung der weiteren Infrastruktur. Immer noch teuer, aber voraussichtlich günstiger als diese 16 ct.

Wenn man jetzt noch bestehende Heizungen von Methan auf Wasserstoff umrüsten könnte, dann müsste nicht jeder sofort eine neue Heizungsanlage anschaffen, wenn wir dann bei entsprechendem Ausbau von Windkraft und Photovoltaik genug Überschüsse haben, die wir u.a. auch zur Produktion von Wasserstoff nutzen können.



Kommentar vom 28.07.2022 14:29
https://scilogs.spektrum.de/go-for-launch/extraterrestrische_bodenproben_risiko/

@Hauptartikel

„Mit Bodenproben ausreichender Menge in irdischen Laboren wäre Wissenschaft einer ganz anderen Qualität möglich.“

Sicherlich, und ich wäre selbst sehr gespannt auf die Ergebnisse. So wie hier die Sicherheitsmaßnahmen beschrieben sind, ist das Risiko einer Kontamination der Erde mit lebendigen Marsmikroben sicher sehr klein. Sollen es die Forscher machen. Ich hätte dennoch kein gutes Gefühl dabei, und würde es persönlich nicht machen.

Die Fragen gehen aber dann noch etwas weiter. Was machen wir mit zukünftigen Marsbodenproben aus mehr als 2 Meter Tiefe, von denen wir schon wissen, dass sie wahrscheinlich lebende und vermehrungsfähige Mikroben enthalten? Was machen wir mit menschlichen Rückkehrern eine bemannten Marsmission?

„Ich sehe das ziemlich nüchtern: robotische Forschung auf der Oberfläche eine Planeten hat deutliche Grenzen.“

Aktuell auf jeden Fall. Aber wie sieht es mit der Robotik in 30 Jahren aus? Und insbesondere, wenn man dann bereit ist, so viel Geld auszugeben, wie eine bemannte Marsmission mit Rückfahrkarte kosten würde?

Dann gibt es auch noch den Jupitermond Europa und den Saturnmond Enceladus zu erforschen, die sind noch vielversprechender aber auch viel weiter weg als der Mars. Und eine Rückkehrsonde mit Eisproben von dort hätte entsprechend mehr Weg zu bewältigen.

Und die grundsätzliche Gefahr einer Unverträglichkeit von unabhängig von einander entstandenen Biosphären ist wohl nach wie vor überhaupt nicht einschätzbar. Das wäre dann erst das Ergebnis entsprechender Forschungsbemühungen.



Kommentar vom 28.07.2022 00:55
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wie-gefaehrlich-ist-alkohol-nun-wirklich/#comment-72301

@Hauptartikel

„Außerdem scheinen immer mehr Menschen krank zu sein, je mehr wir uns mit Gesundheit beschäftigen – sowohl bei psychischen Störungen als auch bei körperlichen Erkrankungen.“

Kein Wunder, dass man so sich einen psychosomatischen Noceboeffekt einhandelt. Einmal indem man sich selber um alles Mögliche sorgt, aber auch durch diese statistischen Falschdarstellungen etwa, die seltene Probleme so darstellen, als wenn sie um mehrere Größenordnungen größer wären. Wenn man nicht aufpasst, wird man ständig von allen möglichen Gesundheitsgefahren regelrecht umzingelt. Der Coronahype war in diesem Sinne durchaus symptomatisch.

Die aktuelle Gesundheitskultur ist irgendwie aber dennoch in Wirklichkeit körperfeindlich und durchaus verwandt etwa mit dem protestantischem Asketismus. Hier wird das Ideal eines Himmelreiches durch die ewige Jugend ersetzt. Kurzfristige Drogenfreuden wurden früher langfristig zum Höllenfeuer, und heute dann eben zu einer kranken Zukunft. Irgendwie hat man die Askese früherer religiöser Eiferer einfach nur entspiritualisiert, um sie in der Moderne dann auch unter dem Deckmantel verdrehter wissenschaftlicher Erkenntnis wieder aufwärmen zu können.

Wer hier wirklich die Verrückten sind, das ist nebenbei aber eine interessante Frage.

Immerhin haben wir die Freiheit, uns diesem Gesundheitswahn zu entziehen. Und diese regelmäßigen Panikmeldungen kann man inzwischen schon mit einer schnellen Wikipedia-Recherche prüfen und auf den Müll schmeißen, wo sie hingehören. Überhaupt ist man besser beraten, es mit der Vorsorge nicht zu übertreiben, und sein Leben zu leben. Und auf sein Glück zu setzen, dass man trotz einiger eingegangener Risiken gesund bleibt, und trotzdem alt wird. Durchaus mit altersbedingtem langsamen Verfall, der mit Sicherheit früher oder später zum Tode führt.

Nicht gelebt zu haben, ständig nur in der Defensive um die eigene schnöde Existenz fest gesteckt zu haben, das ist eine moderne Krankheit, die einem schon zu Lebzeiten das Leben nehmen kann. Und das auch dann noch, wenn man dann wirklich tatsächlich ein paar Jahre länger durchhält. Aber was nützt das dann noch?



Kommentar vom 27.07.2022 13:39
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123539

@Wolfgang Richter 26.07. 22:28

„aber die Sonne scheint nun mal nachts nicht…“

Hier haben wir ja auch noch die Windenergie, die insbesondere im Winter wesentliche Beiträge liefert.

„Ohne Back-up geht es nicht. Was ist Ihr Vorschlag oder Ihre Meinung zur Realisierung dieses Backup?“

Solange wir noch sowieso Fossiles im Mix haben, liefern die Altanlagen jederzeit genügend Backup. Erst wenn der Ausbau der Erneuerbaren ein Mehrfaches der derzeitigen Kapazitäten erreicht, werden neue Speichermöglichkeiten akut. Und wir werden wohl auch noch lange Atomstrom aus Frankreich beziehen können. Die können ihre AKWs nachts nicht abschalten, und werden uns gerne öfter mal Nachtstrom verkaufen.

Wenn es dann soweit ist, werden wir für kurzfristigen Einsatz mit Ladezyklen größer als 50 im Jahr Lithiumbatterien einsetzen. Das meiste davon wird schon in den dann überwiegenden Batteriefahrzeugen verbaut sein, nur ein Teil wird stationär und dann meist direkt im Keller der Verbraucher stehen.

Für den langfristigen saisonalen Einsatz eignet sich Wasserstoff, der in den Überschussphasen hergestellt wird, und dessen Folgeprodukte. Diese können dann langfristig gespeichert und weltweit per Schiff oder Pipeline verteilt werden, je nachdem wie die Wetterlagen es erfordern. So kann man dann auch überregionale und mehrjährige Mangelsituationen auffangen.

Im mittleren Bereich von 5 bis 20 Ladezyklen im Jahr könnten wir noch Neuentwicklungen gebrauchen. Theoretisch geht das am einen Ende auch mit Lithiumakkus und am anderen Ende mit Wasserstoff, aber eben nur suboptimal.

Generell würde man dazu übergehen, den aktuellen Netzpreis minutengenau an alle Verbraucher weiterzugeben. Das kann auch erheblich den Speicherbedarf reduzieren. Wenn man dann z.B. eine elektrische Wärmepumpe mit einer Holzheizung kombiniert, dann läuft die Wärmepumpe nur wenn genug Strom im Netz ist, herrscht dort Mangel, dann spingt die Holzheizung an. Auch in der Industrie gibt es wohl auch viele Prozesse, die man dann einfach nur dann laufen lässt, wenn der aktuelle Strompreis niedrig ist.

Insgesamt sehe ich hier keine unlösbaren Probleme. Was die Energiewende unterstützen und wesentlich beschleunigen würde, das wäre ein vernünftigerer Konsum und wenn viele Produkte einfach länger halten würden. Wenn hier die Klimafolgen entsprechend eingepreist würden und wenn man längere Garantiezeiten für alle möglichen Waren vorschreiben würde, dann ginge es auch hiermit voran.



Kommentar vom 26.07.2022 17:17
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/razzia-im-techno-club-was-ist-hier-eigentlich-die-straftat/#comment-72237

@Bezugsschein vom Arzt

Man könnte auch eine Teillegalisierung versuchen. Alle Drogen sind im Prinzip frei, aber man braucht einen Bezugsschein vom Arzt. Wer vorhat, Drogen zu nehmen, der muss das mit seinem Hausarzt besprechen, und in schwerwiegenderen Fällen auch noch mit dem Psychiater. Erst dann gibt es einen Bezugsschein für eine ganz bestimmte Droge, mit vorab besprochenen Mengen.

Hier kann man das ganze Für und Wider ausgiebig im konkreten Einzelfall besprechen, und kommt vielleicht auch oft dazu, eine drogenfreie Lösung zu finden. Auf jeden Fall weiß der Arzt dann, was sein Patient sich reinpfeift, und die so bezogenen Drogen sind auch sauber, berechenbar und der Bezugsschein enthält eben auch die vereinbarten Mengen.

Auch kann der Arzt hier öfter weiterhelfen, etwa mit den gängigen Psychopharmaka, je nach Einzelfall. Und kann auch eventuelle psychische Krankheiten feststellen und gleich behandeln. Oder einen Heroinsüchtigen davon überzeugen, besser auf Methadon umzusteigen. Ansonsten, wenn es nur um den wöchentlichen Partyrausch geht, dann bekommt man eben einen Schein für eine Dosis Extasy wöchentlich. Den kann man dann in der Aphotheke einlösen, und ist mit bester Qualität für das nächste Jahr versorgt.

Im Prinzip kann man solches Verfahren auch für Alkohol und Tabak nutzen. Dann bespricht man mit seinem Arzt, wieviel Bier am Abend noch gesund bzw. unvermeidlich ist, und muss sich dann an die Absprachen halten. Und kann eben nur noch die genehmigte Menge einkaufen.

Drogendealer gibt es dann nicht mehr, höchstens werden hier auch mal die auf Bezugsschein gekauften Dosen getauscht oder auch mal weiterverkauft. Auf jeden Fall haben die dann aber Aphothekenqualität.



Kommentar vom 26.07.2022 12:09
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/razzia-im-techno-club-was-ist-hier-eigentlich-die-straftat/#comment-72227

@Golzower 26.07. 10:14

"Sie können also ,meiner Sicht nach, mit Drogen niemand heilen weil sie an die Ursache müssen und die liegen oft im Unterbewusstsein."

Heilen nicht, aber das Leben erträglich machen und zuweilen auch den Menschen funktionsfähig machen kann man mit Drogen und Medikamenten schon. In der Psychiatrie werden die eingesetzten Medikamente auch damit beworben, dass etwa eine Psychose zur Neurotransmitterstörung erklärt wird und damit die passenden Medikamente nicht nur die Symptome lindern, sondern an der Ursache ansetzen.

Nun gut, glauben tue ich diese Legende auch nicht so recht. Aber oft geht es mit einer hartnäckigen Psychose nur noch mit Medikamenten.

Ich denke mal, man muss grundsätzlich unterscheiden, ob Drogen aus der nackten Not oder aus reinem Übermut verwendet werden.

Wenn es nur der Übermut ist, und sich keine Sucht entwickelt, dann ist auch wenig Handlungsbedarf von Seiten einer Regulierung. Eine Legalisierung sorgt für kontrollierte Qualität, und gibt dem organisiertem Verbrechen keine Verdienstmöglichkeiten. Und Probleme gibt es eher wenige. Zumindest solange sich keine Sucht entwickelt.

Gerät der Konsum dennoch außer Kontrolle oder es ist die nackte Not, die Menschen zu Drogen greifen lässt, dann wird es schwieriger. Dann sind tatsächlich ziemlich schädliche Nebenwirkungen zu erwarten. Das muss dann aber im Einzelfall abgewogen werden. So werden etwa ADHS-Kinder mit Medikamenten behandelt, aber wenn einer in der Not starker Langeweile zu Cannabis greift, dann kann das auch angemessen sein.

Ich finde grundsätzlich, dass Staat und Gesellschaft nur Vorschriften machen sollten, wenn dies eindeutig nötig ist. Das Für und Wider in der Diskussion um die Kriminalisierung von Drogen ist einfach nicht eindeutig genug, um hier den Staatsapparat in Bewegung zu setzen. Der Verdacht, dass sogar die Alkohollobby hier noch Konkurrenz bekämpft, ist letztlich auch nicht unbegründet.

Statt zweifelhaftem Paternalismus ist Hilfe und Unterstützung von Menschen, die aus Not Drogen nehmen, eher positiv wirksam. Und ein Werbeverbot für Alkohol und Tabak gehört schon mal sowieso ganz oben auf die Todo-Liste. Mehr Aufklärung gerade für Jugendliche ist auch wichtig. Und eben auch mehr und bessere Angebote z.B. von Psychotherapie, nicht nur in der Psychiatrie, sondern für jeden, der in seiner Not zu Drogen greift.

Und wenn manch einer lebenslänglich süchtig bleibt, dann muss das auch kein Riesenproblem sein. Insbesondere ist es ein Privatproblem, wo sich andere, die das Glück haben, keine Drogen und Medikamente zu brauchen, doch bitte nicht einmischen sollten. Nicht mit Kriminalisierung, und auch nicht mit ausufernden Tabaksteuern, die längst zum Armutsfaktor geworden sind.



Kommentar vom 25.07.2022 14:55
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/gratis-neuer-gehirndoping-bericht-erschienen/#comment-72164

@Stephan 25.07. 14:09

„Man sieht dann gewissermaßen nur noch den Wald, nicht mehr die Bäume.“

Und man übersieht auch schnell, dass der Einzelne ein Baum ist, der am Besten im Wald in Gemeinschaft mit anderen Bäumen wächst. Das können dann aber auch kleinere Waldstücke sein, wir brauchen keinen Riesenwald für alle.

„Irgendwann müsste ich einmal ein Buch für ein alternatives Psychologiestudium schreiben.“

Gute Idee. Es gibt auch in NRW das Ex-In Projekt, wo Experten aus Erfahrung nach einer passenden Fortbildung als sogenannte Genesungsbegleiter in Kliniken oder Wohnheimen die Teams unterstützen. Die kennen dann die Krankheitsbilder, wie man sie selbst erlebt und können ein gutes Korrektiv sein, wenn die studierten Experten sich mal wieder von der Wirklichkeit des konkreten kranken Menschen recht weit entfernen.

Wir hier in der Selbsthilfe haben auch ein Buch geschrieben. „Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten“ kann man hier lesen:

http://introspektiva.de/eumschlag/index.php#starti



Kommentar vom 25.07.2022 13:53
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123464

@Platzbedarf Solarmodule in Deutschland

Bei Wikipedia Stichwort Bedarf_an_elektrische_ Energie ist der Stromverbrauch in Deutschland bei ca. 600 TWh angegeben. Der Anteil Erneuerbarer Energieträger ist für 2020 mit 45% davon angegeben. Wenn die Energiewende komplett ist, dann wird sich der Stromverbrauch in etwa verdoppelt haben, weil der Heizungsbereich, die Mobilität und auch die Industrie nicht mehr Gas und Öl einsetzt, sondern Strom bzw. Wasserstoff und dessen Folgeprodukte.

Wir hätten dann also ca. 1200 TWh zu produzieren. Davon mag die Hälfte auf Windenergie entfallen, die andere Hälfte auf heimische Photovoltaik. Wir hätten also je 600 Twh zu produzieren.

Umgerechnet auf jeden Einwohner sind das 600.000.000 MWh / 82.000.000 Menschen = 7,317 MWh = 7317 KWh im Jahr.

Ein Quadratmeter Solarmodul hat derzeit an die 100 W, das sind in etwa 10% von den 1000 W, die die Sonne pro m² liefert, wenn sie senkrecht auf die Fläche trifft. Bei gut ausgerichtetem Anstellwinkel treffen dort ca. 1000 kWh im Jahr an Solarenergie drauf.

Wir ernten also pro m² Solarmodul etwa 100 kWh im Jahr.

Um so 7317 kWh zu erzeugen brauchen wir also ca. 73 m² Solarmodule pro Person. Bekommen wir zukünftig einen höheren Wirkungsgrad hin, dann entsprechend etwas weniger.

Deutschland hat eine Fläche von 358.000 km², das sind pro Einwohner 4.367 m². Die 73 m² Photovoltaikmodule bräuchten also 73 / 4367 = 1,67 % der Fläche.

Ein Teil davon wird auf Dächern montiert, und verbraucht dort keinen zusätzlichen Platz.

Der Rest, der auf der grünen Wiese aufgestellt wird, der braucht dann noch zusätzliche Zwischenräume, die allerdings ganz normal als Weide genutzt werden können, und nicht als verbrauchte Fläche gerechnet werden müssen. Auch die direkte Verschattung der Module wird an trockenen Standorten keine Minderung des Weideertrages kosten, weil dort die zur Verfügung stehende Wassermenge über den Ertrag entscheidet.

Sind die Zwischenräume 3 mal größer als die Module selbst, und werden die Hälfte der Module auf Weiden installiert, dann kommen wir auf 1,67 % * 4 / 2 = 3,34 % der Gesamtfläche, die wir hierfür brauchen.

Wenn wir von 20 % allgemeinen Anteil für Weide/Grünlandflächen ausgehen, dann nutzen wir ca. 3,34 % / 0,20 = 16,7 % dieser Flächen, um eine Kombination von Weidewirtschaft mit Photovoltaik zu realisieren. Offenbar haben wir also reichlich geeignete Weide/Grünlandflächen.

Diese Module wird man einmal an trockenen und sonnenreichen Standorten aufstellen, aber auch möglichst in der Nähe der Verbraucher bzw. mit guter Anbindung an das Stromnetz. So wird dann tatsächlich so mancher Landwirt zum Energiewirt.

Die Kombination von Solarmodulen und Weidewirtschaft ist einfacher, als wenn die Module mit Ackerflächen kombiniert werden, hier braucht man hohe Gerüste, dass man mit dem Trecker drunter durch fahren kann. Auf der Weide braucht man nur einfache und niedrige Konstruktionen. Auch kann man eine artgerechtere Tierhaltung gut mit den Solarmodulen kombinieren. Dafür bräuchten wir mehr Weideflächen, wo sich die Tiere aufhalten und fressen können. Neben Grasfressern sind auch Hühner durchaus geeignet, um den Bewuchs unter den Modulen kurz zu halten.



Kommentar vom 24.07.2022 15:46
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/gratis-neuer-gehirndoping-bericht-erschienen/#comment-72136

@Stephan 24.07. 11:54

„dass man in Psychologie an der Universität weniger über den Menschen, als über die psychologischen Theorien vom Menschen lernt.“

Der Mensch ist ja nun überaus vielfältig. Man hat nur eine kleine Stichprobe an Menschen, die man wirklich gut kennt, und die psychologischen Theorien sind schnell gestrickt, bilden aber nur wenig Relevantes vom wirklichem Menschen ab.

Statistische Mittelwerte kann man zusammenfügen, wie man mag, das hilft aber wenig, wenn man mit den Problemen von wirklichen Individuen arbeiten will. Hin und wieder helfen auch Stereotypen, öfter aber eben genau nicht. Methoden der Annäherung an den Anderen, Kompetenzen in der Kommunikation und generelle Strategien, die als Mensch allgemein hilfreich sind, machen dann auch die psychologische Praxis aus.

Die Vielfältigkeit der wirklichen Menschen ist nicht zu fassen, da kann auch die Wissenschaft der Psychologie nichts für. Nur mehr Respekt vor dem Menschen, den könnte so mancher Psychologe und Psychiater doch gebrauchen. Insbesondere in der klinischen Praxis kommt die Heilkunst schnell an ihre Grenzen, und grenzt auch zuweilen mal an Machtmissbrauch. Insbesondere im geschlossenen Bereich, wo die Patienten nicht freiwillig untergebracht sind, ist man nicht auf eine Zustimmung für die Behandlung angewiesen, was auch prompt ausgenutzt werden kann.

Die Experten können nicht viel dafür, wenn sie ihre Patienten nicht verstehen. Aber die Rahmenbedingungen, die dem Menschen im allgemeinen wie dem psychisch Kranken im besonderen entgegen kommen, die könnten doch ernst genommen und soweit möglich auch realisiert werden. So ist etwa eine vernünftige Arbeitstherapie oder attraktive Innenhöfe, in denen man draußen verweilen und weitere Kontakte zu Mitpatienten knüpfen kann, in diesem Sinne wirksam.

Auch der Übergang für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt wird wenig bearbeitet. Medizinischer Substanzkonsum alleine ist zu wenig. Der Mensch hat noch ein paar Dimensionen mehr. Überhaupt ist es auch ein Ding, dass man gesetzliche Betreuer und Betreutes Wohnen selber bezahlen muss. So landet so mancher in der Armut, der eigentlich eine brauchbare Rente bekommt.



Kommentar vom 24.07.2022 13:57
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/einst-ultraorthodox-der-liberal-chassidische-rabbiner-akiva-weingarten-in-dresden-und-basel/#comment-123416

@Michael Hauptartikel

„Er verliert den Glauben an den strafenden Freund-Feind-Gott der abgeschlossenen Gruppe, die selbst andere Jüdinnen und Juden verurteilt – und gewinnt ein liberal-chassidisches Gottesbild, das auch für die Erfahrungen und Einsichten von Christen, Hinduistinnen und Atheisten offen sein kann.“

Die Welt ist vielfältig, und die Erfahrungen, die der Einzelne machen kann, sind noch vielfältiger. Als wenn hier von der Wirklichkeit noch eins drauf gesetzt würde. In den abgeschlossenen Vereinen ist meistens alles so zusammengestrichen, dass die aktuelle Lehre gerade noch in einen Kopf passt. Das geht nur mit radikalem Dualismus und Verschwörungselementen.

So geht dann auch jeder Aussteiger in einer neuen, viel größere Welt auf. Das kann einerseits anstrengend sein, anderseits aber auch richtig befreiend sein. Kommt vielleicht auch darauf an, wie viel Zeit man hat, und wie viel Lust und Kreativität man aufbringt, sich in einer um Dimensionen größeren Welt zurecht zu finden.

Wie gesagt, Glaubenswelten sind noch wesentlich vielfältiger als die allgemeine physikalische Welt. Das mag an den unterschiedlichen Traditionen liegen, aber auch an der geistigen Wirklichkeit selbst. So ist hier auch hin und wieder ein Experiment der Geisteswelt mit jedem einzelnen Menschen denkbar.

So oder so, man kann lernen, mit den unterschiedlichsten Menschen auszukommen. Ein gelebter Pluralismus und ein kommunikativer Monismus brauchen einander.



Kommentar vom 24.07.2022 01:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123400

@Michael 23.07. 20:54

„Wenn die negativen Folgen von Fleisch- und Milchkonsum aus industrieller Tierhaltung offensichtlich sind, so ist jede/r in der Verantwortung, für eine Reduktion einzutreten.“

Im Prinzip ist der Weltmarkt für Nahrungsmittel schon relevant. Die derzeitigen Preissteigerungen insbesondere auch für billiges Fleisch wie z.B. Hähnchenschenkel haben bei mir eine weitere Reduktion des Fleischkonsums bewirkt. Im letzten Jahr kam ich auf 20% weniger, inzwischen sind es bald 30%.

Wenn jetzt nicht der Ukrainekrieg für diese Preissteigerungen verantwortlich wäre, sondern stattdessen eine artgerechtere Tierhaltung, dann wäre das noch viel besser. Aber das kann ja noch werden. Der Krieg geht auch wieder vorbei, und das Problem mit der ungünstigen Situation der Tiere in der industriellen Produktion besteht ja weiterhin.

Von Energiepflanzen halte ich allerdings nur was, wenn man hiermit eine Überproduktion in der Landwirtschaft entschärfen will. Und in der EU haben wir seit etlichen Jahrzehnten nicht mit Mangel, sondern mit Überfluss zu tun. Das ruiniert die Preise, und die Bauern verdienen ihr Geld nicht mehr so recht.

Wenn sich mehr Leute auf der Welt Fleisch leisten können, wird sich das empfindlich auf die Erzeugerpreise für Futtermittel auswirken. Das kann dann noch mal erst knapp werden, dann teuer und am Ende wird auch der Verbraucher hierzulande mit Fleisch sparsamer umgehen. Gleichzeitig dürften höhere Weltmarktpreise mittelfristig die Weltproduktion erhöhen, insbesondere in Afrika, wo jetzt auf riesigen Flächen nur sehr ineffektiv produziert wird.

In so einer Situation sollte man dann aber den Energiepflanzenanbau wieder einstellen. Die höheren Preise führen nicht nur zu einer Reduktion des Fleischkonsums bei uns, sondern auch zu Hungerkrisen in ziemlich vielen Entwicklungsländern.

Und überhaupt hätte ich wirklich keine Lust, mich in meiner Küche drastisch einzuschränken, damit weiterhin Biogas aus Mais hergestellt werden kann. Ein paar Prozent mehr Photovoltaik würde dieses Biogas ersetzen können. Dafür muss man keine wertvollen Ackerflächen verbrauchen. Dazu kommt auch noch, das ein genereller Umstieg auf Bioanbau sehr zu begrüßen wäre, aber zumindest mittelfristig die Erträge bis zu 20% reduziert.

„..als Energiewirt:innen zukünftig nicht mehr aus Verschwendung, sondern aus der Erzeugung (Erneuerbarer) Energien Gewinne zu erzielen.“

Gute Idee. Da stelle ich mir einerseits Windräder vor, andererseits auch Photovoltaikmodule auf Weiden an trockenen Standorten. Dort wo es trocken ist, verursacht die Verschattung durch die Module keinen geringeren Ertrag, weil der vom Wasserangebot begrenzt wird. Praktischerweise lässt man zwischen den Modulen Ziegen, Schafe und Kühe weiden, dann muss man keine großen Maschinen einsetzen, für die das zu eng wäre. Und die Tiere halten gleichzeitig die Anlangen von Verbuschung frei.

So wichtig ist das jetzt aber auch wieder nicht, selbst bei einer vollständigen Energiewende bräuchte man nur ein paar Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen dafür.



Kommentar vom 21.07.2022 13:26
https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/digitale-demenz/

@hto 19.07. 21:03

„Ja schade, dass Mensch sich nicht als Wesen von einem Geist vorstellen mag, dann würde Kommunikation aus 1. Hand eine Kultur zur wirklichen Wahrhaftigkeit ohne …“

Und wenn Du hier die Fähigkeiten des Menschen einfach völlig überschätzt? Was wenn wir Milliarden Menschen brauchen, die alle ihren kleinen Teil aus 1. Hand schöpfen, aber eben keiner die Weltkultur aus dem Boden stampfen kann?

Gerade die finstersten Vertreter unter den Autokraten taten so, als könnten sie die Kultur neu erfinden. Und haben ihr Land mit in den Ruin gestürzt. Die Beispiele für Sektenführer, die eben genau das auch versucht haben, sind aufgrund mangelnder Macht weniger destruktiv, dafür aber auch deutlich zahlreicher.

Wir müssen alle die Welt mühsam erkunden, und bauen vor allem auf dem auf, was unserer Kultur schon erarbeitet hat. Hier kann jeder nur einen kleinen Teil beitragen, und die Dinge weiterführen. Eine persönliche Teilhabe am Einem Geist entbindet nicht von der Vorarbeit der Kultur, und kann niemals Weltumfassend werden. Weil unser Geist dazu einfach viel zu klein ist.

„...zweifelsfrei-eindeutig globalisieren/gestalten – Möglichkeiten von/zu geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein “wie im Himmel all so auf Erden”!?…“

Das kann dann entsprechend nur eine wirkliche Gemeinschaftsleistung werden, zu der der Einzelne nur kleine Beiträge liefern kann. Und angesichts der Vielfalt menschlicher Lebenswelten kommen wir aus einem Pluralismus niemals raus. Hier müssen auch nur die wirtschaftlichen Wechselwirkungen mit menschlichen und ökologischen Anforderungen vereinbart werden, dann haben wir schon alles was wir brauchen.

Soweit wir in Berührung mit dem Einem Geist dann doch immer wieder auch Kommunikation aus 1. Hand finden, soweit ist das dennoch relevant. Das gilt es zu begrüßen und da kann tatsächlich immer wieder was draus werden. Es geht voran, Geschichte wird gemacht.



Kommentar vom 20.07.2022 13:54
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/in-den-wolken-der-venus/#comment-26960

@Gentechnik

Ich schätze mal das Hauptproblem der Gentechnik ist generell das Patent auf Leben und speziell bei Gentechnik am Menschen das Eigentum an den so veränderten Menschen.

So sollte auch der Patentschutz an genveränderten Nutzpflanzen und Nutztieren begrenzt sein, also etwa wie bei Medikamenten auf 7 Jahre. Dann kann jeder die gezüchteten Organismen eigenverantwortlich weiter züchten. Das käme Landwirtschaft und Tierhaltung sehr entgegen, der Gewinn der Gemeinschaft wäre sehr viel höher als der erzielbare Profit der Firmen, die die Ursprungsarbeit gemacht haben.

Bei Menschen geht das schon gar nicht, weil diese eben Menschenrechte haben. Diese sind in den Eigenschaften der Menschen gegründet, da hilft es auch nicht, wenn gentechnisch aufgerüstete Individuen nur noch unter sich Kinder bekommen können. Das ändert nichts an den Eigenschaften, die die Menschenrechte begründen. Und die schließen ein Eigentumsverhältnis grundsätzlich aus. Sklaverei ist mit Recht rundweg illegal.

Eine großhirnlose Züchtung, wie @Holzherr sie anspricht wäre dann in der Tat kein Mensch mehr im Sinne der Eigenschaften, die Menschenrechte begründen.

Es gibt auch jetzt schon Forderungen von Tierschützern, dass auch bestimmte Affenarten schon Menschenrechte genießen sollten. Das kann man sicher übertreiben, aber z.B. die Zulassung für die Verwendung als Versuchstier könnte man m.E. durchaus sinnvoll überprüfen. Überhaupt haben auch Tiere eigentlich auch gewisse Rechte, was auch ausbaufähig wäre. Und entsprechend artgerechtere Haltung wäre wohl sehr zu begrüßen.

Andersherum ist auch Aufrüstung von z.B. Hunden denkbar, die ihnen menschliche Eigenschaften verschaffen, die wiederum unsere Menschenrechte begründen. Wer solche Organismen produziert, der muss sie dann dennoch entsprechend respektieren, und kann auch keinerlei Eigentumsrechte mehr einfordern. Die sind dann aufgrund ihrer Eigenschaften frei, egal wie teuer das war, sie zu produzieren.

Menschen zu züchten, um sie besitzen zu können, wäre entsprechend grundsätzlich illegal. Menschen von Erbkrankheiten zu heilen, aufzurüsten oder für spezielle Einsätze zu züchten, wäre nur akzeptabel, wenn es auch um ihrer selbst willen von Vorteil ist. Und wäre natürlich eine Frage der Technik und der Risiken und Nebenwirkungen für die betroffenen Subjekte selbst.



Kommentar vom 20.07.2022 13:11
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123244

@Freyling 19.07. 23:57

„Spätestens die globalen Corona-Lockdowns haben gezeigt, dass der globale CO2-Anteil trotz deutlich weniger von Menschen produzierten CO2 (Industrie, Verkehr) anstieg bzw. ansteigt…“

Was ja auch kein Wunder ist, weil die Emissionen nur etwas reduziert waren. Dann steigt eben die Konzentration in der Atmosphäre weiter, mit der Folge weiterer Erwärmung. Selbst wenn die Emission auf null gesunken wäre, wäre es keineswegs wieder kühler geworden, es wäre dann im Mittel auf Jahrhunderte in etwa so warm geblieben, wie es derzeit schon geworden ist.

„Mehr CO2 in der Atmosphäre “folgt” eher der Temperatur als das mehr CO2 zur Temperaturerhöhung führt. Beide Effekte sind wechselwirkend real.“

Was eigentlich eine schlechte Nachricht ist. Das verweist dann auf Rückkopplungseffekte, dass wir erst CO2 in die Luft blasen, was unmittelbar zu einer Erwärmung führt, was dann wiederum noch mehr CO2 bzw. Methan aus natürlichen Quellen frei setzt und was dann noch mehr Emissionen bedeutet und noch mehr Erwärmung bewirkt. Genau diese Nichtlinearität des Klimasystems macht auch den Modellen die Schwierigkeiten, dass eben nicht bekannt ist, wie warm es wirklich noch wird. Wobei der unmittelbare Erwärmungseffekt der zusätzlichen Treibhausgase ziemlich leicht berechnet werden kann.



Kommentar vom 20.07.2022 00:07
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123218

@Freyling 18.07. 22:51

„Bei z.B. starkem Westwind weht an der Ostseite eines Windparks nur noch ein vergleichsweise „laues Lüftchen“, so dass sich vor allem bei Sonneneinstrahlung der Boden dahinter stärker erwärmen kann.“

Das muss man dann schon quantifizieren und mit den Klimamodellen untersuchen. Mit solcher Logik kann man das nicht beurteilen. So mindert z.B. auch weniger Wind die Verdunstung, und überhaupt können sich Tiefdruckgebiete auch an Windrädern ein wenig aufstauen, was mehr Regen zur Folge haben könnte. Wie gesagt, ohne moderne Klimamodelle und die Rechenzentren, die man dafür braucht, kommen wir hier nicht weiter.

Der Hauptverdächtige für die Trockenheit in Mitteleuropa in den letzten Jahren bleibt die Konzentration der Treibhausgase, die wir eingebracht haben. Aber wohl auch Wetterkapriolen, die gibts immer auch noch, und die können auch die besten Klimamodelle nicht langfristig konkret vorhersagen, höchstens Wahrscheinlichkeiten z.B. für Hitzewellen liefern. Mehr geht dann auch eben nicht.



Kommentar vom 19.07.2022 16:38
https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/digitale-demenz/#comment-3366

@fauv 18.07. 10:52

„Man befindet sich in einer Gedankenwelt und wer viel liest, der lebt ein Leben aus 2. Hand. Gerade sind die digitalen Medien dabei , die Bücher abzulösen.“

Und doch ist das Leben aus 2. Hand die grundsätzliche Kommunikation des Kulturwesens Mensch. Aber klar, die Schule hat seit eh und je die Kinder auch davon abgehalten, direkte Erfahrungen mit Natur, Arbeit und der Wirklichkeit im allgemeinen zu machen. Hier habe ich den dringenden Verdacht, dass zu viel Leistungspensum insbesondere bei strebsamen Schülern dann letztlich doch ein Leben als späterer Fachidiot fördert.

Jetzt kommen die digitalen Medien noch zum Schulpensum dazu, auch sie sind an sich überaus sinnvoller kultureller Austausch. Aber dann zusammen mit der Schultheorie verstärkt sich das Problem weniger unmittelbarer Welterfahrung noch. Hier sollte man vielleicht einfach mal den Lehrplan zusammenkürzen, und auch mehr dem aktuellen Interesse der Schüler folgen. Genau dieses Interesse dürfte vor allem auch der unmittelbaren Welterfahrung der konkreten Lebenswelt des Schülers folgen.

„Noch krasser, man muss ein Huhn nach dem Schlachten auch selbst gerupft haben. Dann bekommt man Respekt vor der Landwirtschaft.“

Gerade diese Grundlagen des Lebens werden von den Kindern dann auch mangelhaft erfahren.

„Noch mal zur digitalen Demenz, sie bezeichnet das Fehlen von Respekt vor der Realität.“

Zuviel Kulturaustausch und zuwenig Praxiserfahrung sind eben dann das Ergebnis. Die viele Kultur hängt dann im leeren Raum, und wird auch gar nicht wirklich verstanden. Auch eine Mitarbeit untereinander wird nicht richtig erlernt, man lernt meistens nur Konkurrenz. Das merken auch Arbeitgeber, die Schüler einstellen, die direkt von der Schule kommen. Die müssen erstmal lernen, die Realität wirklich einzuschätzen und mit den Kollegen im Team zu arbeiten.



Kommentar vom 19.07.2022 14:26
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123200

@Verzicht bitte nicht ohne guten Grund

Sich rein Vegan zu ernähren ist schwierig, und macht vermutlich schnell Mangelerscheinungen, wenn man nicht aufpasst. Ist man nur Vegetarier, dann ist das sicher problemlos, entsprechende Nährstoffe findet man in Eiern und Milchprodukten reichlich. Wenn wir allerdings Hühner und Kühe halten, dann fällt auch eine gewisse Menge an Fleisch an. Das kann man ja nun dann auch essen. Und solange wir noch genug Anbauflächen haben, dann gerne noch mal ein Stück Fleisch oder einen Fisch mehr.

In den letzten Jahrzehnten hatte die EU vor allem mit Überschüssen zu kämpfen, und man hat schon Fleischausfuhren nach Afrika subventioniert, und damit dort die Produzenten ruiniert. Aktuell sieht es kriegsbedingt knapper aus, vermutlich zunächst nur vorübergehend. Wenn die Schwellenländer allerdings wirtschaftlich weiter zulegen, dann ändert sich wohl die Situation grundlegend. Aber so weit ist es eben noch nicht.

Auch Hunde und Katzen kann man ganz gut mit durchfüttern, wir haben wohl genug Reste, die man hier zu Futter verarbeiten kann. Teilweise schon die Reste, die in der eigenen Küche anfallen. Sollten die Anbauflächen tatsächlich knapp werden, kann man aber darüber nachdenken, ob man nicht lieber ein Schwein mit diesen Resten fett macht. Das Schwein kann man dann essen. Ok, den Hund und die Katze eigentlich auch, aber kaum, wenn die 10 oder 20 Jahre alt sind. Das schmeckt einfach nicht mehr.

Es verlangt ja auch keiner, dass jeder auf ein Auto ganz verzichten soll. Nur klimaneutral reicht. Und in den Urlaub Fliegen kann man auch Klimaneutral, das wird nur teurer, notfalls mit Synthesesprit. Auch wohnen geht letztlich klimaneutral, und auch hier sind große Wohnungen eben teuer, aber wer es mag und das Geld hat, der soll es machen. Das ist schlichtweg individuelle Selbstentscheidung. Für die Mitwelt macht das keinen großen Unterschied.

Generell würde auch die Energiewende schneller fertig werden, wenn wir unseren gesamten Konsum reduzieren würden. Ebenso werden natürlich Ackerflächen frei, wenn wir kaum noch Fleisch essen würden, man könnte dort dann wieder wilde Natur wachsen lassen. Das wäre nicht schlecht. Aber wir wollen auch gut leben, und das ist uns gar nicht egal.

Mit weniger Menschen auf der Welt wird vieles einfacher, das wäre ein Argument, den Kindermangel noch ein paar Jahrzehnte so laufen zu lassen. Bis auch Afrikaner sich nicht mehr vermehren, und wir unsere Lebensweise technisch so im Griff haben, dass die Mitwelt auch wieder florieren kann.



Kommentar vom 18.07.2022 15:22
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123152

@Freyling 18.07. 00:08

"Trockenheit durch Windräder…"

Da hab ich auch schon dran gedacht, dass das Mäandern des Jetstreams und die Trockenheit in Mitteleuropa die letzten 5 Jahre auch was mit den Windrädern zu tun haben könnte. Man müsste aber doch mit den Wetter- und Klimamodellen diese Frage ziemlich einfach klären können. Hat man wahrscheinlich sogar längst gemacht, vermutlich mit dem Ergebnis, dass die Windräder kaum was am Wetter ändern.

"Die Megadürre von 1540…"

Was nützt uns die Erkenntnis von Wetterkapriolen angesichts der systematischen Erwärmung der Atmosphäre durch menschengemachte Treibhausgasemissionen? Wetterkapriolen wird es weiterhin geben, aber auf deutlich wärmerem Niveau, soviel ist klar. Die direkte Wirkung von Treibhausgasen ist nun auch ganz einfach zu berechnen, sehr schwer zu berechnen sind dagegen die Rückkopplungen, die sich im Prozeß der Erwärmung ergeben. Entsprechend ist die Bandbreite der Klimamodelle z.B. für eine Verdopplung des CO2-Gehalts der Atmosphäre zwischen 1,5° und 4,5°. Wir wissen offenbar keineswegs, was wirklich auf uns zu kommt, aber das ist weder ein Argument für noch gegen Klimaschutz. Im Mittel erwarten uns eben 3°, und das müssen wir nach Möglichkeit verhindern.

Und die 2°, die in Mitteleuropa längst Realität sind, die sind nicht nur eindeutig messbar, sondern sogar direkt erfahrbar. Wer warme Sommer mag, der muss anscheinend längst nicht mehr ans Mittelmeer fahren.



Kommentar vom 18.07.2022 13:05
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123097

@Michael 17.07. 19:02

"Leider weisen neuere Studien darauf hin, dass sich genau der von Ihnen erwähnte #Methan-Abbau bei steigenden Temperaturen abschwächt:…"

Bei Wikipedia habe ich gefunden (für das Jahr 2000):
Die Emissionen von Methan und Stickoxiden aus der Landwirtschaft machen in der Tat 12,5% der jährlich dazukommenden Treibhausgase aus. Aber sie wirken beim Methan nur 10 bis 20 Jahre, und werden in der Atmosphäre von selber wieder abgebaut, während sich das CO2 immer mehr ansammelt. Selbst wenn zukünftig das Methan nur noch halb so schnell abgebaut wird, ist die Langfristwirkung von einmal freigesetztem Methan immer noch fast schon zu vernachlässigen. Man hat hier eine Stellschraube, um kurzfristig die Temperatur zu reduzieren, ganz klar. Aber wenn man sich auf CO2 konzentriert, dann wirkt das 50 mal länger.

Auch hat das Methan, das aus auftauenden Dauerfrostböden entweicht, zwar dieselbe Wirkung wie das Methan, das Kühe ausrülpsen, aber dennoch nichts damit zu tun. Klar sollten wir langfristig auch Lösungen suchen, das Methan und die Stickoxide aus der Landwirtschaft zu reduzieren, aber dass ist jetzt nicht vorrangig. Teilweise kann man hier einfach das Futter für die Wiederkäuer ändern, oder mehr Schweine und Hühner halten statt Kühe und Schafe. Und Bioanbau senkt die Emission von Stickoxiden.

Weniger Fleisch ist m.E. eine ganz wichtige Frage der Welternährung, weil Fleisch viel Ackerland verbraucht. Aber noch haben wir die Flächen, die wir dafür brauchen. Weniger ist sicher eine sehr gute Idee, wollen wir aber effektiven Klimaschutz machen, der von den Menschen mitgetragen wird, dann sollten wir uns auf die Energiewende konzentrieren. Und keinen Kulturstreit ums Fleischessen vom Zaun brechen.

Artgerechte Tierhaltung ist in jedem Fall durchaus zu begrüßen, auch von Fleischessern. Das wird zwar teurer, steigert aber zugleich die Qualität, und das deutlich.



Kommentar vom 17.07.2022 18:04
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/tempolimit-oder-haustier-verbot-klima-debatte-zum-mitwelt-schutz/#comment-123097

@Michael Hauptartikel

„Die artgerechte Haltung von (wenigen) Haustieren, mit denen Menschen in einer Ich-Du-Beziehung stehen, wäre dagegen tatsächlich als wertvoller zu bewerten als die Verbrennung fossiler Rohstoffe für Automobile.“

Ich denke, wir haben hier gleich 3 verschiedene Problembereiche. Einmal den Klimaschutz, der in erster Linie eine Frage der Technik ist, die zum Einsatz kommt. Die Tierhaltung trägt hier recht wenig zu bei. Insbesondere der Methanausstoß der Tierhaltung wird völlig überschätzt, weil sich Methan binnen 10 bis 20 Jahren von selber wieder auflöst. Sobald wir das Methanproblem reduzieren, sinkt der Effekt schnell auf vorindustrielle Werte. Man braucht das Methan nicht wieder entfernen, es zerfällt von selber. Anders das CO2, sinkt hier die Emission auf Null, dann bleibt die erhöhte Temperatur wie sie dann ist. Wollen wir wieder zurück auf vorindustrielle Temperaturwerte, müssen wir das CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernen, was endlos teuer wäre und Jahrhunderte bräuchte.

Das andere Problem ist die Begrenzung der Ressource Ackerland. Hier ist die Tierhaltung richtig relevant. Solange allerdings viele Menschen sowieso kein Geld haben, sich Fleisch zu leisten, ist dieses Problem noch gar nicht richtig aktuell. Die Erzeugerpreise der Landwirtschaft waren die ganzen letzten Jahre vor der aktuellen kriegsbedingten Krise recht niedrig. Wenn die derzeitigen Preise anhalten, wird man voraussichtlich vor allem in Afrika mehr effektive Landwirtschaft betreiben, was die insgesamt weltweit produzierten Mengen deutlich erhöhen könnte. Und hier gibt es noch andere Möglichkeiten. Ich denke da an weniger wegwerfen, Insektenzucht wie auch die Produktion von hochwertiger Nahrung mit Bakterienkulturen, die mit grünem Wasserstoff gefüttert werden. Ich würde also sagen, dass wir durchaus Lösungsmöglichkeiten haben, doch auch dauerhaft zumindest einen gewissen Fleischkonsum zu praktizieren.

Und das dritte Problem ist die Grausamkeit der industriellen Massenproduktion. Diese ist nicht nur kaum lebenswert für die Tiere, dies ist auch vollkommen beziehungslos. Wenn man dagegen im kleinerem Maßstab z.B. Hühner züchtet, dann kann man sehr wohl Freude an den Tieren haben, und die Tiere auch an uns und ihrem Leben. Und hier wäre es Unsinn und vor allem krasse Verschwendung, wenn man nur die Eier essen würde, und das Fleisch dann wegwerfen würde, wenn die Tiere an Altersschwäche sterben.

Ich selbst bin mit diversen richtig gut gehaltenen Nutztieren aufgewachsen, und kann nur sagen, das nebenbei die Fleischqualität um Welten besser ist. Ich habe später auch selber Hühner gehalten, die Eier gegessen und die Tiere auch geschlachtet und verzehrt. Das Schlachten ist schon problematisch und auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig, aber der Gedanke an das fertig gebratene Fleisch ist stark genug, die Hemmung zu überwinden, auch Tiere zu töten, zu denen man eine gewisse Beziehung hat. Nebenbei ermöglicht man letztlich auch den Hühnern das Leben, weil man sie eben gar nicht halten würde, wenn man sie nicht essen wollte. Das macht natürlich nur Sinn, wenn die Hühner ein artgerechtes und vergnügliches Leben haben, auch wenn es nun mal befristet ist.



Kommentar vom 17.07.2022 13:16
https://scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/digitale-demenz/#comment-3317

@Holzherr 17.07. 07:32

„Fazit: Wenn das Internet dumm macht, dann – so scheint es mir -, weil die Leute dort zu viel tun ohne wirklich den Umgang mit dem Medium zu erlernen.“

Genau, hier sollte die Schule mal ansetzen und jede Menge Recherchearbeit mit den Schülern üben. Und dann dafür gerne Einiges aus den Lehrplänen streichen, und mehr die Dynamik des wirklichen Interesses der Schüler aufgreifen.

Wenn das funktioniert, und die Schüler selbstständig weiter recherchierend lernen, dann kann man sogar die Wochenstunden des Unterrichts reduzieren, und der Schüler hat dann auch wieder genug Zeit für Sport und Spiel draußen.

Genauso kann man auch sowas wie die Telekollegsendungen für den gesamten Lehrplan an den Schulen professionell aufbereiten, und dann auch direkt damit arbeiten. Das können die Schüler selbstständig gucken, und der Lehrer hat dann viel mehr Zeit, auf die individuellen Fragen und Probleme des einzelnen Schülers einzugehen. Dann muss der Lehrer auch nicht mehr immer wieder Dasselbe im Frontalunterricht improvisieren, bei der zentralen Produktion von Videos kann man sehr viel mehr Kompetenz unterbringen und man spart dennoch jede Menge Lehrerzeit.

Das könnte man auch mit den Vorlesungen an der Uni machen.

So ist dann auch mehr Individualisierung des Lernstoffs möglich, was Sinn macht. Einmal weil jeder Schüler eigene Interessen hat, und sich auch auf ganz verschiedene Berufe vorbereiten mag.



Kommentar vom 16.07.2022 13:47
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4108

@Mussi 16.07. 11:58

„Anders ausgedrückt: wir kalkulieren die Selbstzerstörung ein,um unser Überleben zu argumentieren.“

Uns auf anderen Planeten einzurichten haben wir ja nun wirklich Zeit. Eher Jahrmillionen sogar. Da brauchen wir uns nicht beeilen. Anders sieht das mit den Gefahren aus, die wir selbst heraufbeschwören, also etwa ein ausgiebiger Atomkrieg. Auch gibt es Gefahren, die nur unsere Zivilisation bedrohen, nicht aber den Fortbestand des Menschen und nicht die Natur an sich bedrohen, sondern nur schwer beschädigen können.

Diese sind wiederum offenbar so kurzfristig, das ein Ausweichen des Menschen auf andere Habitate wiederum nicht in Sicht ist. Ich gehe jetzt einfach davon aus, dass wir noch 50 schwierige und sehr gefährliche Jahre vor uns haben, und wenn wir die aber überstanden haben, dass wir dann aber uns selbst und unsere Technik im Griff haben werden.

Die Gefahr, die von Marsmikroben ausgeht, die ist aber weiterhin nicht einschätzbar. Wenn die Marsbiologie unabhängig von unserer entstanden ist, dann wird sie womöglich chemisch etwas andere DNA haben, und Proteine mit Aminosäurebausteinen verwenden, die die irdische Biologie überhaupt nicht verwendet. Wenn wir jetzt einen direkten Kontakt herstellen, und eine irdische Mikrobe eine Marsmikrobe frisst, dann könnte das Verdauungsprobleme machen, und ähnliche Auswirkungen haben wie Mikroplastik. Nur dass man die Produktion von Mikroplastik einstellen kann, die Vermehrung einmal freigesetzter Marsmikroben aber nicht mehr.

Bevor man Menschen zum Mars schickt, und wieder auf die Erde zurückholt, sollte man diese Frage vielleicht erstmal gründlich klären. Bei der derzeit in Planung befindlichen Probenrückführung ist das Risiko einer Freisetzung noch sehr klein, eine bemannte Marsmission mit Rückfahrt dagegen ist hier wohl nicht mehr kontrollierbar.

Überhaupt ist es interessant, zu klären, wie verschiedene Biologien aufeinander reagieren. Wenn wir mal Exoplaneten besiedeln wollen, wo es schon Einzeller gibt, dann müssen wir wissen, wie diese Mikroben dann auf unsere reagieren. Für dieses Experiment schlage ich dann aber einen neutralen Ort vor. Wie gesagt, Roboter, die ein Labor bedienen können, werden wir wohl in einigen Jahrzehnten haben, und die haben es auf Raumfahrten generell viel leichter als Menschen. Und die müssen nicht zur Erde zurückkehren.

Selbst wenn der Biologietest auf Kompatibilität negativ ausfällt, und eine Besiedlung des Mars deswegen gar nicht in Frage kommt, dann können wir immer noch Habitate im freien Weltraum etablieren und Exoplaneten besiedeln, die noch kein eigenes Leben hervorgebracht haben.

Es ist auch denkbar, dass eine Vermischung verschiedener Biologien gar keine Probleme macht, und hier eben kein Verdauungsproblem auftritt, bzw. dieses nur wenig schadet. Aber das sollte man nun wirklich vorher klären.

Dass Marsmikroben gleich direkt bei Menschen Krankheiten verursachen, muss ja nicht sein, aber sie können dann doch das Leben auf der Erde empfindlich stören. Vermutlich werden Marsmikroben schon mal gar keinen freien Sauerstoff vertragen, dieser ist chemisch sehr agressiv und kommt im Marsboden wohl gar nicht vor. Aber die Marsmikroben könnten etwa in die Tiefsee gelangen, und dort langsam aber sicher z.b. die von mir befürchteten Verdauungsprobleme verursachen.



Kommentar vom 15.07.2022 13:26
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4103

@Michael Kahn 14.07. 10:50

„Die Untersuchung der Marsproben wird in einem Labor erfolgen, das ähnlichen Anforderungen gehorcht wie Hochsicherheitslabore zur biologischen Forschung mit ihren mehrstufigen Barrieren vor Verhinderung des Entweichens von Erregern.“

Man tut ja nun offenbar alles, damit die Marsmikroben eben auf keinen Fall die Chance bekommen auf der Erde ein neues Habitat zu finden. Mein unprofessionelles Bedenken bezieht sich auf den ganz eventuell möglichen Schaden, der zwar absolut unwahrscheinlich, dafür aber auch absolut gigantisch ausfallen könnte.

Und ich fürchte, dass auch kein Experte eine Ahnung davon haben kann, wie Marsmikroben funktionieren, die völlig unabhängig von unserer Biologie entstanden sind. Und entsprechend niemand einschätzen kann, wie groß das Risiko wirklich ist.

Von daher plädiere ich auf Nummer Sicher, und meine, wir sollten eben noch die 30 Jahre warten, bis wir Roboter haben, die vor Ort die Mikroben auf dem Mars, auf Europa und auf Enceladus untersuchen können. Auch wenn ich hier ohne Ahnung diskutiere.

Letztlich geht es nur um Neugier. Und man kann eben derweil andere genauso interessante Sachen in diesem Kosmos untersuchen.



Kommentar vom 15.07.2022 00:34
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-klimakatastrophe-dialogisch-ueberleben-mit-paula-und-martin-buber/#comment-122955

@Michael 13.07. 23:44

„Selbstverständlich ist es für wohlhabende Egomanen einfacher, die Existenz ärmerer Menschen als Problem zu bezeichnen – statt auch sich selbst zu ändern.“

In der Tat tragen die Menschen in Afrika kaum was zu den Emissionen bei, selbst wenn die Bevölkerung da noch wächst. Wer was gegen den Klimawandel machen will, der muss da anfangen, wo die Emissionen herkommen, und auch da, wo man das Geld hat, eine Energiewende zu finanzieren.

Trotzdem sehe ich das Bevölkerungswachstum in Afrika mit Sorge. Ich sorge mich darum, dass die in Zukunft nicht mehr genug Anbauflächen haben, und auch nicht mehr viel auf dem Weltmarkt dazukaufen können. Wenn viele Schwellenländer vorwärts kommen und sich besseres Essen leisten können, insbesondere auch mal Fleisch, dann werden die entsprechende Mengen auf dem Weltmarkt einkaufen. Das steigert die Preise, und was wir aktuell als kriegsbedingte Störung erleben, wird dann Dauerzustand. Und Afrika kann dann diese Preise nicht mehr bezahlen.

Es wäre entsprechend dringend nötig, Afrika jetzt zu unterstützen Stromversorgung und vernünftige Bildung aufzubauen und Korruption abzubauen. Wenn auch in Afrika Frauen eine Ausbildung haben und Geld verdienen können, dann wird das wohl auch dort zu einem Ende des Bevölkerungswachstum führen. Appelle dürften nicht reichen.

Einerseits wundere ich mich, dass die Afrikaner selbst nicht erkennen, in welche Lage sie sich mit einem weiterem Bevölkerungswachstum bringen, andererseits kann eine weitere Schrumpfung bei den Besserverdienern dieser Welt den Zuwachs in Afrika auch ein Stück weit ausgleichen. Ob jetzt viele Afrikaner zu uns kommen, oder zuhause doch noch zurechtkommen, das ändert nichts an der Begrenztheit globaler Landwirtschaftlicher Flächen.

Wenn das mit den Bakterienkulturen, die mit grünem Wasserstoff gefüttert werden, bezahlbar funktioniert, dann sähe es allerdings gleich viel besser aus. Das wäre von fruchtbarem Land größtenteils unabhängig, und braucht fast kein Wasser.



Kommentar vom 14.07.2022 23:48
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12731

@Holzherr 14.07. 18:01

„Selbst bei vollem Engagement Deutschlands für eine rein erneuerbare Strom-/Energieversorgung ist erst zwischen 2040 und 2050 mit 100% Erneuerbaren zu rechnen. Es kann aber auch viel länger dauern.“

Das kann hinkommen. In 20 oder 30 Jahren können wir danach auch gleich dazu übergehen, Altanlagen dann nach und nach durch Neue zu ersetzen. Viel länger hält Vieles vermutlich nicht. Dann kommt es darauf an, die verbauten Rohstoffe vernünftig zu recyceln.



Kommentar vom 14.07.2022 12:46
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12728

@Holzherr 14.07. 10:52

„Ausbau/Overbuild auf 150% des Nötigen zur Absicherung. Das ist billiger als der Ausgleich mit Speicherenergie“

Mittelfristige Überschüsse zunächst zu Wasserstoff machen, den schon mal verteilen, transportieren und in Maßen speichern ist denn wohl machbar. Wenn man dann noch Folgeprodukte wie Methan, Methanol, Flugbenzin o.ä. und Ammoniak herstellt, dann kann man diese in großem Umfang speichern und weltweit per Schiff immer genau dahin bringen, wo gerade ein saisonaler Mangel auftritt. Das muss man dann gar nicht unbedingt wieder in Strom zurückverwandeln, diese Produkte werden ja sowieso nachgefragt, und werden dann immer nur da produziert, wo gerade genug Strom zur Verfügung steht.

„Installation, Anschluss und Umbau des Stromnetzes (wegen den neu auftretenden Stromspitzen) zusammen mit den Kosten der Landerschliessung sind um ein Vielfaches teurer als die Anschaffungskosten von Solarpaneln und Windturbinen.“

Das kann ich jetzt nicht einschätzen. PV-Module nah am Verbraucher jedenfalls brauchen kaum Netzausbau, hier reichen schon fast neue intelligente Zähler. Und Lithiumbatterien kombiniert mit intelligenter Software sollen ein großes Potential haben, die Stromnetze millisekundengenau zu stabilisieren. Das müsste auch mit Fahrzeugbatterien gehen, wenn die Nachts zuhause und tagsüber am Arbeitsplatz an der Steckdose hängen.

Wenn wir jetzt schon intelligente Zähler eingebaut hätten, die den aktuellen Strommarktpreis minutengenau an den Verbraucher weitergeben können, dann kämen wir sogar komfortabler durch die aktuelle Gaskrise durch. Sobald aufgrund von z.B. Windstromüberschüssen die Stromnetze voll sind, könnte eine intelligente Steckdose den elektrischen Heizlüfter anwerfen und so Gas sparen helfen. Das wäre fast so simpel wie Überschüsse Abregeln, würde aber zumindest in der Krise helfen. Und selbst dann, wenn nur in Norddeutschland entsprechende Überschüsse anfallen.



Kommentar vom 14.07.2022 01:00
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12722

@Holzherr 13.07. 20:24

„China hat den idealen Mix“

Wasserkraft kann auch recht unsicher werden. In Norwegen gab es mal eine Energiekrise, weil es mehr als ein halbes Jahr kaum geregnet hat. Inzwischen sind die aber abgesichert, und können Strom u.a. aus Deutschland importieren, wenn so eine Wetterlage noch mal vorkommt. Nun gut, der Monsum in China könnte verlässlicher sein.

„Gerade las ich , dass Deutschland seinen Wasserstoff importieren muss, weil die benötigte Fläche für die heimische Produktion zu gross wäre.“

Nach meiner Rechnung reicht in D das doppelte oder dreifache der Dachflächen für genug PV-Module, und Windräder verbrauchen nicht wirklich Platz, können aber stören. Ein gewisser Import aus Gegenden mit viel Sonne und viel Platz für Windräder, die dort keinen stören, kann aber nicht schaden.

„In Deutschland dauert der Aufbau einer rein erneuerbaren Energieversorgung viel länger als heute viele meinen.“

Das kann sein, da gilt es zu beobachten, wie weit der politische Wille der neuen Ampelkoalition sich in realem Zubau von Erneuerbaren auswirkt.

„Und es kommt zu neuen Auslandabhängigkeiten.“

Austausch innerhalb der EU sollte kein Problem sein. Und ein Weltmarkt für Wasserstoff und dessen Folgeprodukte kann dann so gut verteilt sein, dass wir damit auch klar kommen. Egal ob wir nun mehr oder weniger Atomstrom im Mix haben werden, so fallen auch großräumige und zeitlich über mehrere Jahre Einiges an Produktionsschwankungen an, die einen wechselseitigen Austausch auch über Kontinente sinnvoll machen. Unseren Mix möglichst lokal zu halten wäre aber ein Kriterium, das in der Tat auch für neue AKWs spricht.

„Im Jahr 2080 wird die Welt 4 Mal soviel Strom verbrauchen wie heute. 2 Mal soviel wegen der Elektrifizierung, 2 Mal soviel wegen dem Weltwirtschaftswachstum und dem damit verbundenen Wohlstandszuwachs in den Entwicklungsländern..“

Die Steigerung in Deutschland und Europa wird wohl nah bei 2 Mal bleiben, was den Platz angeht, so braucht man den in den Wachstumsregionen, nicht hier. Das müsste also doch gehen. Mehr Wirtschaftsvolumen schafft ja auch mehr Geld, um die Energiewende zu finanzieren. Und die Preise für PV-Module und Windräder werden voraussichtlich weiter sinken, die nächsten 50 Jahre. Für neue Speichertechnik gibt es wohl auch noch Möglichkeiten, auf so lange Zeit gerechnet. Oder für Kernfusion.



Kommentar vom 13.07.2022 18:51
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12720

@Holzherr 13.07. 13:06

„Dazu kommt noch, dass heute Strom nur 1/4 aller konsumierten Energie ausmacht,…“

Der fossile Primärenergiebedarf für diesen Strom ist schon mal deutlich höher. Wenn wir den derzeitigen Strombedarf schon mal abgedeckt haben, dann haben wir mehr als 1/4 eingespart. Ebenso im Verkehr: Batterieelektrische Fahrzeuge sind 3 mal effektiver als Benziner. Und auch elektrische Wärmepumpen brauchen weniger Kwh Strom als die Kwh, die eine Gasheizung an Gas verbraucht. Selbst in industriellen Prozessen ist Strom öfter effektiver als Gas oder Öl. Wir müssen also keineswegs den derzeitigen Primärenergiebedarf 1:1 mit Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzen. Da könnte locker die Hälfte reichen.

„Dabei ist das viel zu wenig, denn es bedeutet wiederum, dass auch 2040 weniger als die Hälfte des Weltstroms aus PV stammt.“

Windenergie gibts nun auch noch.

„Kommt noch dazu, dass zwischen 2020 und 2040 der weltweite Strombedarf um deutlich mehr als 30% anwächst,..“

Soweit das an wachsendem Wohlstand liegt, so sind dann auch mehr zahlende Kunden vorhanden, die den Zubau der Erneuerbaren finanzieren können.

„Das ist in 60 Jahren und 60 Jahre sind gerade die typische Laufzeit von AKWs.“

Wenn es denn wirklich so lange dauert, dann sind neue AKWs wohl tatsächlich eine Möglichkeit, schneller von den Emissionen runter zu kommen.

Wir werden die nächsten Jahre sehen, wie schnell der weltweite Zubau an Windrädern, Solarpaneelen, Stromleitungen und Elektroautos voran kommt. Wenn wir weltweit in 40 Jahren damit fertig werden, dann werden die AKWs, die in dem nächsten Jahrzehnt gebaut werden, dann doch noch vorzeitig wieder von Netz genommen werden können. Aber wenn es um AKWs in Europa geht, dann können wir hier aber auch in 30 Jahren mit der Energiewende fertig sein. Wenns denn so läuft, dann würde ich jetzt nicht in allzuviele neue AKWs investieren mögen.

„AKWs würden unter anderem das Speicherproblem von Erneurbaren in seinen Auswirkungen abmildern,..“

Aber auch nur, soweit das nötig ist. Kurzfristspeicherung machen wie gesagt schon die Batteriefahrzeuge, Saisonale und mehrjährige Speicherung kann Wasserstoff und seine Folgeprodukte übernehmen, und wenn es doch noch gelingt, billige Speichermöglichkeiten zu entwickeln, die 5 bis 20 Ladezyklen im Jahr wirtschaftlich abdecken, dann haben wir alles was wir brauchen.

Wenn man vor 20 Jahren neue AKWs in Deutschland gebaut hätte, dann würden diese jetzt schon die Reduzierung der Emissionen unterstützen, und hätten eine Perspektive über ihre gesamte Lebensdauer gebraucht zu werden. Hätten wir in den setzten 20 Jahre schon mehr in Erneuerbare investiert, dann ständen wir jetzt aber auch besser da. Auch was die aktuelle Gaskrise betrifft.

Generell gilt es auch zu bedenken, dass man das selbe Geld, das man in neue AKWs investiert, nicht nochmal für erneuerbare Anlagen ausgeben kann.



Kommentar vom 13.07.2022 13:51
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-klimakatastrophe-dialogisch-ueberleben-mit-paula-und-martin-buber/#comment-122888

@Michael 12.07. 22:03

„dass ein aufgeklärter Patriotismus weiß, dass jeder Nationalstaat eben auch ein „kultürliches“ Konstrukt ist, das immer wieder erneuert werden muss.“

Kultürlich, aber doch von Realität. Die Grenzen, die Gesetze, die Staatskasse, die Polizei und alle Helfer dieses Konstruktes Staat machen eine Realität. Diese ist mindestens genauso real wie der eigene Besitz. Auch das sind nur Buchungszahlen bei der Bank und Eintragungen im Grundbuch, also 99% kultürlich, nur die Vorräte im Kühlschrank und im Keller sind noch mal realer.

Früher war die Analogie von Staat und Besitz noch wesentlich ähnlicher. Im feudalen Königreich war das ganze Land der Besitz des Königs, es war nichts anderes als der Besitz des Bauern oder der anderen Untertanen. Und wenn es mal wieder Krieg gab, dann ging es dabei fast nur um die Vermehrung oder Verteidigung der Besitztümer der Könige, und alle Untertanen hatten hierbei mitzuhelfen. Dabei konnte es gerade den Bauern recht egal sein, wessen Eigentum sie waren.

Die demokratischen Staatswesen machen hier in der Tat Fortschritte. Es geht nicht mehr um den Besitz an den Untertanen, es geht nur noch um die Organisation des Miteinanders. Klar, dass man dabei darauf kommt, auch eine europäische Union zu bauen, die nicht auf Eroberung, sondern auf den Versuch von Zusammenarbeit gegründet ist.

Eine gemeinsame Identität ist etwas schwierig, wenn die gemeinsame Sprache fehlt, und auch wenn das gemeinsame Fernsehprogramm fehlt. Und doch sind die gemeinsamen Interessen so stark, dass man es dennoch versucht.

Wir haben hier auch durchaus eine Perspektive einer weltweiten Organisation, angesichts weltweiter gemeinsamer Interessen. Neben Klimaschutz ist auch eine Koordination der Weltwirtschaft durchaus von Interesse.

Erstmal braucht das aber auch seine Zeit. Und wir haben allerdings immer noch Autokratien, die ähnlich einem feudalen Königreich ihr Staatswesen als Besitz des Herrschers auffassen, inclusive einer gewissen Restneigung, diesen durch Eroberung zu mehren.

Das Fazit wäre, je mehr Autokratien sich zu demokratischeren Verhältnissen wandeln, desto größer wird auch das Potential einer gemeinsamen Weltpolitik, die sich auf Koordination statt auf Herrschaft gründet. Die Identität des Einzelnen als Weltbürger läuft offenbar parallel mit, je mehr praktizierte Gemeinsamkeit, desto mehr ergänzt sich die nationale Identität durch eine Europäische, und in Zukunft dann wohl auch auf eine globale Identität.



Kommentar vom 12.07.2022 18:36
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12715

@Holzherr 12.07. 16:56

„Dass selbst Klimawissenschaftler die Nuklearrnergie ablehnen und auf unreife Erneuerbare setzen (keine Speichermöglichkeiten heute) werden zukünftige Generationen nicht verstehen.“

Inzwischen bin ich angesichts des sanktionsbedingten Energiemangels auch für längere Laufzeiten unserer alten AKWs. Dummerweise ist es schwierig, so kurzfristig noch passende Brennstäbe zu bestellen.

Wenn der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik und E-Autos ins Stocken gerät, weil Lithium und Kupfer zu knapp wird, dann wären hier eventuell doch auch neue AKWs sinnvoll. Das braucht dann auch Zeit, bis die mal gebaut sind, und ich würde schon auf jeden Fall hinreichend Vorauszahlung für die Entsorgung des Atommülls und auch eine hinreichende Haftpflichtversicherung gegen Unfälle in Betracht ziehen. Und auch keine Subventionen dafür aufbringen wollen.

Wenn sich das dann allerdings wirklich noch lohnt. Und so ein AKW ist ja auch für 50 Jahre konzipiert und kann so zum Milliardengrab werden, wenn in 20 Jahren doch ausreichend Primärproduktion der Erneuerbaren zu günstigen Preisen installiert worden ist. Gerade weil ein AKW höchstens Tagesschwankungen abfangen kann, aber eben überhaupt nicht als saisonales Backupkraftwerk taugt. Und die Tagesschwankungen kann schon ganz gut die batteriegestützte Elektromobilität auffangen, diese technische Speicherlösung haben wir nun tatsächlich schon fertig entwickelt.

Von daher, wenn die Rohstoffe für die Energiewende doch reichen, dann sind neue AKWs einfach zu teuer und auch verzichtbar. Wir werden sehen. Manche Länder wollen neue AKWs bauen, und wir werden im europaweitem Stromaustausch auf jeden Fall mit denen einen regen Handelt treiben. Es ist ja auch insgesamt kein Entweder Oder, sondern eine Frage der sinnvollen Anzahl.



Kommentar vom 12.07.2022 14:40
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-klimakatastrophe-dialogisch-ueberleben-mit-paula-und-martin-buber/#comment-122835

@Michael 12.07. 09:26

„Martin Buber würde sagen, dass es ein Fehler wäre, eine völlig abgeschlossene Lehre „zu haben“, die sich jeder Weiterentwicklung verschließe.“

Da fallen mir eine ganze Reihe von Aspekten zu ein. Wahrhaftigkeit bezieht sich meistens darauf, dass man nicht den eigenen Wissensstand verdreht, um in der Praxis besser da zu stehen. Über den Tellerrand zu gucken ist nochmal von Vorteil, und das nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich. Was fern in der Zukunft liegt, aber heute schon bearbeitet werden muss, das sollte man nicht ignorieren.

Entsprechend haben wir hier eine dynamische Situation, in der immer neue Erkenntnisse dazu kommen, denen gegenüber wir offen bleiben müssen.

Und wenn wir in den recht unerforschten Bereich spiritueller Erfahrungen gehen, dann bleibt uns gar nichts anderes übrig, als sich Einstellungen und Lösungen zu suchen, die eben ziemlich ungesichert sind. Und vor allem ziemlich persönlich sein müssen. Weil man eben sehr verschiedene Erfahrungen macht, und weil man mit verschiedenen Traditionen aufwächst.

Auch hier kann man gerne mit Mythen leben, und ebenso ist eigentlich ganz klar, dass man sich dabei bewusst ist, dass man eben eine ganz persönliche Auswahl trifft. Und dass der Andere das auch tut, und man hier mit Pluralismus leben muss.

Eine verbindlichere Auseinandersetzung braucht es aber genau da, wo die Mythen in Kollision mit gesichertem Wissen geraten.

Und es ist auch ein sinnvoller Disput angebracht, wenn die Mythen Unfrieden stiften, die Menschen übermäßig trennen und in der Praxis destruktiv werden.

Was man selber für ziemlich plausibel hält, darf dabei gerne auch entschieden vertreten werden. So bleibt die Diskussion lebendig, wird nie langweilig und kommt dann in einer gründlicheren Erörterung auch öfter mal wirklich voran.

Die Hoffnung selbst ist dabei ein Faktum für sich. Einen Untergang der Welt gibt es eigentlich nicht sinnvoll zu bearbeiten, den gilt es dann eher einfach zu erleiden. Aber Bemühungen, dass Leben dann am Ende doch florieren kann und uns Menschen in eine Gemeinschaft wachsen zu lassen, die wenigstens halbwegs und überwiegend friedlich funktioniert, die sind es auch wert, wenn die Hoffnung auf Erfolg zwar klein, aber deutlich größer null ist.

Der Zusammenbruch der Zivilisation ist möglich, und man mag sich sogar vorbereiten, wenn man denn meint, das man ihn selber unbedingt überleben muss. Ich meine, dass man sich das einfach damit sparen kann, indem man den eigenen vorzeitigen Tod einfach akzeptiert. Und sich ganz auf die Option konzentriert, dass wir Menschen doch noch die Kurve kriegen, auch wenn das sogar eher unwahrscheinlich ist.

So wie beim Skat: wenn man nur eine kleine Option hat, ein schwieriges Spiel doch noch zu gewinnen, dann muss man genau die Möglichkeiten nutzen, die man noch hat. In einem Kosmos, der selbst lebendig ist, und auch für sich sorgt, wird man dann am Ende sehr viel eher Glück haben. Und noch Überraschungen erleben können, was denn noch alles möglich werden kann.

Und wenn es einfach technische Lösungen sind.



Kommentar vom 12.07.2022 00:48
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12709

@Holzherr 10.07. 17:55

„Ohne Klimaproblem wären wir in ein Peak-Oil und Peak-Gas Problem hineingelaufen, was in seinen unmittelbaren Auswirkungen noch schlimmer hätte sein können als das Klimaproblem.“

Da sagen Sie was. Klimaschutz schützt auch vor Verwerfungen, die aus der Endlichkeit der fossilen Ressourcen entstehen können. Die bisherigen Kriege, in denen Öl und Gas eine Rolle spielten, sind Kleinkriege im Vergleich zu einer Situation, in der diese Rohstoffe wirklich knapp würden. Wir sehen ja gerade, wie langwierig eine Dekarbonisierung sein kann. Seit Jahrzehnten feilt man nun schon an der Technik, und wir haben mit der Umsetzung gerade mal angefangen.

@Paul Stefan 11.07. 00:07

„Die nächste Eiszeit fällt wahrscheinlich aus, einer Simulation des PIK zufolge.“

Was ja zu begrüßen wäre. Wenn wir aber die Energiewende fertig haben, dann haben wir auch das künftige Klima unter Kontrolle. Zunächst können wir über einige Jahrzehnte einen Teil des angesammelten CO2 wieder aus der Atmosphäre holen, bis wir eine Wunschtemperatur erreicht haben. Diese könnte durchaus eher etwas wärmer sein als das vorindustrielle Niveau. Und wenn in Jahrtausenden aufgrund von Erdbahnveränderungen eine neue Eiszeit droht, dann kann man auch wieder Kohle ausgraben und verbrennen, um die Welttemperatur eben zu halten, und eine Eiszeit verhindern.

Vielleicht kann man auch einen Notfallplan für große Vulkanausbrüche machen, und dann etwa große Mengen Methan freisetzen. Die wirken ganz gut, und nach 10 bis 20 Jahren zerfällt das Methan von selber wieder. Genau richtig, um einen mehrjährigen vulkanischen Winter zu entschärfen.

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass für die Natur wie für die Landwirtschaft eine langfristig konstante Temperatur optimal ist. Ganz auf Deutschland bezogen bin ich persönlich mit dem Wetter von 1,2° Plus eigentlich noch recht zufrieden. Aber ich wohne auch im Erdgeschoss und habe viele richtig große Straßenbäume in der Nachbarschaft. Auch fiel die lokale Wildbrombeerernte in den letzten heißen Sommern sehr gut aus.

Den Wunschwert für eine globale dauerhafte Endtemperatur müsste man dann aber sowieso wohl weltweit aushandeln.



Kommentar vom 11.07.2022 14:17
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-klimakatastrophe-dialogisch-ueberleben-mit-paula-und-martin-buber/#comment-122789

@Michael Hauptartikel

"Es ist doch psycho-logisch, dass sie lieber immer lauter Freund-Feind-Dualismus kreischen als ehrlich auf ihr eigenes, politisches Versagen auch angesichts der Klimakrise und Demografie Europas blicken."

Das ist nicht nur ein psychologisches Problem. Die Wirtschaft denkt recht kurzfristig, und Klimaschutzmaßnahmen wirken erst so spät, dass es wirtschaftlich sinnlos ist, hier Gelder zu investieren. Dasselbe gilt für den Geburtenmangel, bis die Kinder auf dem Arbeitsmarkt ankommen, das ist bei weitem längst hinter dem Horizont aller wirtschaftlicher Planungen.

Also behindert jeder rein wirtschaftlich denkende Mensch Klimaschutzmaßnahmen und statt Kinderkriegen zu fördern lädt man einfach immer mehr Migranten ein.

Klar muss hier die Politik eingreifen, aber soweit die auch nur der Wirtschaft folgt, passiert dann auch nicht viel. Viele Menschen schließen sich dem an, sie wollen auch kurzfristig wirtschaftlich gut dastehen, und denken eben nicht in Zeiträumen von Jahrzehnten. Schon gar nicht wenn sie nicht mehr so jung sind und z.B. vom Klimawandel persönlich gar nicht mehr betroffen sind.

Die aktuellen Abhängigkeiten von russischem Gas eröffnen durchaus auch Chancen. So gerät ja auch der Aspekt von der Endlichkeit der Gas- und Öllagerstätten mehr in den Blick. Mit der Energiewende vermeiden wir auch den sogenannten Peak-oil. Was der für Auswirkungen hätte, das können wir gerade in klein beobachten.

"Und wenn überhaupt, so werden Menschen nur in wenigen Arche-Regionen der Erde wie dem EUSALP-Alpenraum überleben – und dort in einer unglaublichen Vielfalt, in der es keine einzelne religiös-weltanschauliche “Mehrheit”, sondern nur noch Netzwerke von Minderheiten gibt."

Wer hätte 1980 gedacht, dass wir 10 Jahre später ein Ende des Kommunismus und die Wiedervereinigung bekommen? Prognosen auf die Zukunft sind offenbar schwierig. Vielleicht greift die Denkweise des dialogischen Monismus doch sehr viel schneller um sich, einfach weil es von Monat zu Monat klarer wird, welche Problemlösungen unumgänglich sind.

Auch Autokratien können lernfähig sein, ich denke hier z.B. an China.

Und einen dicken Pluspunkt sollte man auch nicht unterschätzen: kommt die Energiewende in den Industrieländern erst mal richtig in Gang, dann sinken die Preise für die Technik so sehr, dass die Sache zum Selbstläufer werden kann, und der Rest der Welt schon weitermacht, weil es dann die kostengünstigste Energieversorgung wird.

Einen Teil des Klimawandels haben wir freilich jetzt schon, und das wird sich voraussichtlich noch mal verdoppeln. Aber auch hier sehe ich keine unüberwindlichen Hindernisse. Landwirtschaftliche Produkte sind mobil, und können über den Globus verteilt werden, und Energie in Form von Wasserstoff und dessen Folgeprodukte auch.

Erst wenn dieser Transport nicht reicht, werden die Menschen mobil werden. Das sehe ich aber eigentlich gar nicht, das wäre vermeidbar, wenn man die wirtschaftspolitische Situation verbessern kann.

Der Geburtenmangel hat darüber hinaus auch Vorteile, gleicht der doch auch den Bevölkerungszuwachs in Afrika ein Stück weit aus. Wenn unsere brummende Wirtschaft dann eben Migranten anzieht wie ein unwiderstehlicher Magnet, dann ist das eben so. Das hat gute und schlechte Seiten. Es steigert die Mieten, und senkt die Löhne im Niedriglohnbereich, aber es trägt auch zu einer überaus florierenden Wirtschaft bei.

Die Vielfalt, die wir hier einladen, die sehe ich auch nicht unbedingt negativ. Man sollte aber schon gucken, dass die Leute besser integriert werden, also dass die schnell Deutsch lernen, nicht nur in Ghettos wohnen und dass die 2. Generation nicht in den Schulen unter sich bleibt. So kann man verhindern, dass hier das Patriarchat, dass wir endlich überwunden haben, nicht reimportiert wird.



Kommentar vom 10.07.2022 17:43
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wenn-umweltschutz-die-gesellschaft-spaltet-polizist-schoss-auf-protestierenden-bauern/

@Busch 10.07. 16:20

„Biolandbau würde zunächst ein Vielfaches an Land benötigen um die jetzige Produktion aufrecht zu erhalten.“

Soweit ich weiß sind das nur 20% mehr, und zwar kurzfristig. Langfristig verbessert sich der Boden, während er beim konventionellen Raubbau immer mehr abbaut. Das wird auch Auswirkungen auf den Ertrag haben.

Insofern muss ich zustimmen: Wir müssen auch gucken, wie wir die Welt ernähren, und uns mit einem Umstieg auf Bio umsichtig verhalten und lieber 30 als 20 Jahre dafür veranschlagen. Je nachdem wie die Weltmarktlage ist, muss man sehen, wieviel Bio geht. Im Moment z.B. bei den Ausfällen aus Russland und der Ukraine dann eher nicht.

„Preisbedingter Fleischverzicht ist gelebte Armut!“

In der Tat. Eine moderate Erhöhung der Preise für mehr Tierwohl und vor allem auch für mehr Qualität wäre aber zu begrüßen, meine ich zumindest.

Vielleicht ist aber auch die Idee mit den Bakterienkulturen, die mit grünem Wasserstoff gefüttert werden, die Lösung. So wird die von @Mussi bemängelte Monokultur Menschheit auch entschärft. Man wäre dann von Ackerland theoretisch zu großen Teilen unabhängig.

Die selben Bauern würden dann aber vermutlich auch demonstrieren. Mit Verantwortung scheinen die nicht so viel zu tun zu haben. Nun gut, jeder guckt auch, wo er selber bleibt.



Kommentar vom 10.07.2022 16:08
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wenn-umweltschutz-die-gesellschaft-spaltet-polizist-schoss-auf-protestierenden-bauern/#comment-71686

@Busch 10.07. 15:41

„Umweltforderung ohne Rücksicht auf Produktionsrealität gefährdet sehr wohl die Nahrungsmittelversorgung.“

Macht das denn einer? Weniger Fleischexport täte es jedenfalls zunächst einmal nicht.

Insgesamt ist die derzeitige Landwirtschaft auf vielen Gebieten schlichtweg verantwortungslos. Neben der Grundwasserverseuchung haben wir Bodenverarmung und nachfolgende Erosion, Vernichtung von Insekten durch Pestizide, schlechte Behandlung von Nutztieren, Verschwendung von knappem Phosphat und generell eine minderwertige Qualität der Erzeugnisse.

Solidarität kommt dann eher aus einer Ecke, die auch Verantwortungslosigkeit mag. Wird doch Zeit, dass sich hier die Lage mal verbessert.

Biolandbau würde mit seiner Bodenverbesserung durch Humus sogar eine gewisse Menge Treibhausgase im Boden binden können. Und bessere Qualität der Erzeugnisse macht es auch kulinarisch einfacher, in der Küche mit weniger Fleisch hinzukommen. Das würde dann wiederum weniger Anbaufläche für Futtermittel bedeuten, was die mittelfristige Ertragslage in Beziehung zum weltweitem Bedarf sogar verbessern könnte.



Kommentar vom 10.07.2022 15:11
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wenn-umweltschutz-die-gesellschaft-spaltet-polizist-schoss-auf-protestierenden-bauern/#comment-71680

@Elektroniker 10.07. 15:08

„Zur Entsorgung der Gülle und der anderen Abfälle aus der Landwirtschaft gäbe es die Möglichkeit der Stromgewinnung aus „Biogas“ und die Verwertung der dabei auftretenden chemischen Stoffe.“

Soweit ich weiß, wird bei der Biogasverwertung von Reststoffen aller Art nur CH4 und CO2 freigesetzt. Der Stickstoffgehalt bleibt erhalten. Wenn man den Klärschlamm dann auf Felder ausbringt, dann löst das vermutlich nicht das Problem mit dem Stickstoff.

Bei einer Kompostierung, wie sie im Biolandbau praktiziert wird, geht aber die Hälfte des Stickstoffgehalts in die Luft über. Der Kompost ist dann auch weniger wasserlöslich als Gülle und auch als Kunstdünger, und könnte dann auch das Problem zumindest deutlich reduzieren. Insbesondere sorgt eine Kompostierung auch für einen Erhalt des wertvollen Phosphats.

Bioanbau zum Standard zu machen würde vermutlich auch das Problem lösen können. Was bleibt ist der Unsinn, hier in Hochlohnländern aus importierten Futtermitteln Fleisch für den Export zu produzieren.

Zumal Biolandbau auf Dauer den Boden immer mehr verbessert, und deswegen langfristig über viele Jahrzehnte auch nicht unbedingt weniger Ertrag bringt. Die Verarmung der Böden, die die gängige Praxis verursacht, die hat langfristig auch Folgen für den Ertrag.



Kommentar vom 10.07.2022 13:15
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12692

@hto 09.07. 10:05

„Ihr seid zu sehr visuell nach Aussen gerichtet/konfusioniert, wo die inneren Vorgänge für Fusion sehr viel mehr Aufmerksamkeit brauchen!?“

Ich weiß nicht, ein Bewusstsein der eigenen geistigen Existenz ist sicher ziemlich gut. Aber ökologische Probleme löst das nicht, die brauchen ein Verständnis der Zusammenhänge, technische Umsetzungslösungen und den Willen, diese zu realisieren.

Eher kann das Bewusstsein geistiger Realitäten eine Voraussetzung dafür sein, Motivation für Maßnahmen zu finden, die auch was kosten. Der tatkräftige Blick über den Tellerrand sozusagen kann auch ein Ergebnis geistiger Fortschritte sein. Realitätsbezogene Disziplin kann aber auch schon mal helfen. Das beißt sich auch nicht, das kann sich sogar gut ergänzen.



Kommentar vom 10.07.2022 12:54
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wenn-umweltschutz-die-gesellschaft-spaltet-polizist-schoss-auf-protestierenden-bauern/#comment-71663

@Elektroniker 10.07. 11:51

„Einerseits weil es sich zu komplex verhält, andererseits weil es „die reine Vernunft“ aus psychologischen Gründen offensichtlich nicht gibt.“

Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einer erkenntnistheoretischen Frage zu tun haben. Es geht hier um nackte Geschäftsinteressen, die die Fakten ignorieren wollen. Der Zusammenhang zwischen Gülleüberschuss und Umweltschäden ist simpel, und praktisch nicht umstritten. Das müsste jedem Bauern klar sein.

Man kann sich aber zu Recht darum streiten, wer für die Kosten aufkommt, wenn man das Problem viel zu spät und dann viel zu schnell lösen will. Und auch die Höhe des Umweltschadens zu beziffern, und in Zusammenhang mit den Geschäftsmöglichkeiten der übermäßigen Tierhaltung zu setzen, das ist eine etwas umfangreichere Rechenaufgabe.

Man kann hier auch gut sehen, dass es teurer und schwieriger wird, wenn man Umweltprobleme zu lange vor sich her schiebt. Den Schwarzen Peter bekommt dann oft der, der die Sache endlich mal lösen will.



Kommentar vom 10.07.2022 12:34
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wenn-umweltschutz-die-gesellschaft-spaltet-polizist-schoss-auf-protestierenden-bauern/#comment-71659

@Gülle zurückbringen

Das Problem ist ja, dass große Mengen Futtermittel importiert werden, und die bei der Tierhaltung anfallende Gülle auf heimischen Äckern verteilt wird. Zuviel Stickstoff dort geht dann u.a. ins Grundwasser und macht Probleme.

Eine einfache Lösung wäre es, einen Teil der Gülle dorthin zurückzubringen, wo die Futtermittel herkommen. Dort können die Äcker den Dünger sogar brauchen. Das kostet aber, und dann lohnt es sich weniger, in Holland soviel Fleisch zu erzeugen. Das Problem gibt es nebenbei auch in Deutschland, wenn auch nicht so extrem.

Insbesondere wenn große Teile der Fleischproduktion gleich wieder exportiert werden, fragt man sich, was das denn soll. Auch weil wir hier eigentlich Hochlohnländer sind.

Aber wie gesagt, wenn man von jetzt auf gleich das Problem lösen will, dann muss man meine ich den Bauern Schadenersatz für ihre erst kürzlich gebauten Ställe zahlen, die dann ihren Wert verlieren.



Kommentar vom 10.07.2022 00:42
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wenn-umweltschutz-die-gesellschaft-spaltet-polizist-schoss-auf-protestierenden-bauern/#comment-71622

@Investitionen nicht ignorieren

Umweltschutz in der Landwirtschaft sollte man nicht zu hastig umsetzen. Wenn man weniger Tierhaltung will, weil die Böden die viele Gülle nicht recht verarbeiten können, dann sollte man besser etwas langfristiger vorgehen. Und erst einen Zeitraum von vielleicht 20 Jahren anpeilen, und bis dahin aber durchgreifend die Tierhaltung reduzieren. Dann können die Bauern planen, und nicht mehr in neue Ställe investieren.

Wenn man zu kurzfristig Ställe zumacht, dann muss man auch Schadenersatz zahlen. Schließlich sind die Bauern nicht schuld daran, dass bisher keiner was gegen dieses Übermaß an Tierhaltung unternommen hat.

Das selbe gilt für einen grundlegenden Übergang zu Biostandards. Wenn man dieses wirklich will, dann sollte man schön langfristig an die Sache herangehen. Und eine Übergangsfrist von mindestens 20 Jahren einplanen. Dann kann man einfach anfangen, biologisch produzierte Lebensmittel so zu subventionieren, dass diese zusammen mit den noch konventionellen Produkten in den normalen Verkauf kommen und für den Kunden nicht mehr teurer sind. Dann können die Bauern nach und nach auf Bio umstellen, bis eben nur noch Bio angebaut wird.

Diese Bioförderung könnte wohl allein schon aus einer Umschichtung der derzeitigen Subventionierungen finanziert werden. Wenn der Prozess langsam von statten geht, kann man in Ruhe beobachten, wie sich mittelfristig die Erträge und die Kosten entwickeln. Und entsprechend mit Augenmaß die konkrete Höhe der Förderungen immer wieder überprüfen und an die aktuelle Situation anpassen.

Dann hat es jeder Landwirt selber in der Hand, wie er produzieren will. Je nach den Möglichkeiten sich fortzubilden, neue Maschinen anzuschaffen und die alten Maschinen und andere Investitionen noch weiter zu nutzen, kann der Landwirt entscheiden, wann für ihn der richtige Zeitpunkt kommt auf Bioanbau umzusteigen.

Landwirte verdienen sowieso schon ziemlich schlecht, und die lassen sich generell nicht gerne reinreden. Wenn man hier zu kurzfristig neue Vorschriften macht, die auch noch bei manchen Betrieben richtig ins Geld gehen, dann sind die stinksauer. Wenn man mehr Zeit lässt und die Maßnahmen nicht so macht, dass weniger verdient wird, dann müsste eigentlich mehr gehen.



Kommentar vom 09.07.2022 13:38
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4094

@Mussi 09.07. 06:43

„Und eine warme Wohnung rechtfertigt das Feuer machen.
Mir drängt es nahezu auf,dass wir uns über die Rechtfertigung von Handeln und Unterlassen Gedanken machen müssen.“

Man muss eben gucken, was die Menschen brauchen, und auch was mit getätigten Investitionen passiert. Wenn Verantwortung mit Geschäftsinteresse kollidiert muss man versuchen, die Sache irgendwie auszuhandeln. Wir kommen auch nicht weiter, wenn wir einfach irgendwas verbieten und so unser eigenes Leben blockieren.

Vieles braucht viel Zeit, etwa bis wir zu klimaneutraler Heizung unserer Wohnungen kommen. Wir brauchen dann elektrische Wärmepumpen, bis die aber mal Sinn machen brauchen wir ganz viele Windräder und Solarpaneele, und bis die alle stehen, müssen wir die alten fossilen Kraftwerke als Backup bereithalten, und derweil auch noch mit Gas und Öl weiterheizen.

Einfach Heizen verbieten wirkt sofort, aber das geht nicht, wenn wir gut leben wollen. Und ein gutes Leben sollte besser nicht zur Diskussion stehen meine ich. Nachhaltigkeit darf was kosten, aber muss eben auch bezahlbar sein. Eine weitere Steigerung des Lebensstandards macht für viele womöglich nicht soo viel Sinn, wenn die ohnehin stattfindende Automatisierung in Nachhaltigkeit investiert wird, während der Standard dann nicht weiter steigt, dann bringt das schon mal eine ganze Menge.

Wer Lust hat, für Nachhaltigkeit auch seinen Standard etwas zurückzufahren, dann ist das zu begrüßen und auch zu fördern. So geht es dann deutlich schneller.



Kommentar vom 09.07.2022 00:10
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4092

@Mussi 08.07. 10:35

„Aber im Grunde verhalten wir uns nicht anders als eine Bakterienpopulation, die so lange alles wegnascht, bis sie sich selber zum Versiechen gebracht hat.“

Das einzelne Bakterium guckt nicht über den Tellerrand hinaus, deswegen wächst die Bakterienkultur immer wieder bis zum Verbrauch ihrer Ressourcen und legt dann einen Crash hin. Die Bakterienreste, die das überleben, sorgen dann dennoch für den Fortbestand der Art – oder die Art stirbt auch genau deswegen mal aus.

Das ist aber keine Strategie für eine Spezies, die den ganzen Planeten umgestaltet.

Und der Mensch kann mehr, und er muss als Zivilisation auch mehr. Wir können gucken, was im Ganzen passiert, und eben für eine Begrenzung der Bevölkerung sorgen. Und wo wir schon mal dabei sind, auch unsere Technik so einsetzen, dass das Klima nicht dabei drauf geht. Unser technisches Vermögen gibt uns einerseits die Möglichkeit, auf das Ganze zu gucken. Und weil wir das Ganze gleichzeitig wesentlich beeinflussen, müssen wir auch verantwortlich mit unseren Möglichkeiten umgehen.

Es gibt in der Tat noch zuviele Menschen, die wirklich nicht über den eigenen Tellerrand gucken, und sich in der Folge tatsächlich eher wie Bakterien verhalten. Wir müssen dann eben gucken, dass Verantwortung Mehrheiten bekommt und sich durchsetzt. Auch wenn das vielleicht noch ein langer Weg ist.

Vernünftige Alternativen dazu sehe ich jedenfalls keine.



Kommentar vom 08.07.2022 14:59
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12670

@Elektroniker 07.07. 22:27

„Einen deutlichen “Knick nach unten“ (beim CO2) hätte es wegen der Einschränkungen schon geben sollen, sonst sind die Einschränkungen praktisch wirkungslos, haben aber das Potential dass wir unsere Wirtschaft und den Wohlstand selber mutwillig ruinieren….“

Die paar Prozent, die durch Corona weniger CO2 in die Atmosphäre abgelassen wurde, konnten nicht viel ändern. Der CO2-Gehalt ist trotzdem weiter gestiegen, auch auf immer neue Allzeithochs. Wir bräuchten mindestens eine Halbierung der Emissionen, um einen weiteren Anstieg und damit eben auch weitere Rekordwerte zu vermeiden.

Derweil geht inzwischen auch der globale Temperaturanstieg munter weiter.

Wir können auch problemlos mit Energiewende unsere Wirtschaftstätigkeit auf selbem Niveau halten, was unsere Arbeitsleistung betrifft. Welcher Wohlstand dabei herauskommt, ist in der Tat eine etwas andere Rechnung. Manches wird dann einfach teurer, und der Wohlstand reduziert sich tatsächlich spürbar. Aber dafür wird Vieles eben auch nachhaltiger. Die Autos z.B. werden kleiner und haben weniger PS, aber dafür sind sie eben klimaneutral.

Die Gegenrechnung mit einem ungebremsten Klimawandel jedenfalls sieht keineswegs günstiger aus. Landwirtschaftliche Ertragseinbußen, mehr Aufwand für Klimaanlagen und mehr Meeresspiegelanstieg werden über viele Jahrzehnte hinweg irgendwann die Wohlstandeinbußen, die die Energiewende kostet, deutlich überholen.

Aber klar, es ist eine Investition in die Zukunft. Für den Planungshorizont von Privatfirmen zu weit in der Zukunft, und für viele ältere Mitbürger auch jenseits der eigenen Lebenserwartung. Für die Menschen, die jetzt noch jung sind, sieht die Sache aber sehr konkret aus. Die werden die Folgen einer weiteren Verzögerung der Energiewende am eigenen Leib zu spüren bekommen. Deren Wohlstand wird mit einer erfolgreichen Energiewende wesentlich größer sein können als mit einem ungebremstem Temperaturanstieg.

Arbeit und Wirtschaftstätigkeit ist ein Thema für sich, wir werden so oder so Umsatz machen. Ob jetzt mit Solarparks und Windrändern oder mit flächendeckenden Bewässerungsanlagen, wenn es in Deutschland irgendwann für Landwirtschaft zu trocken wird.

Nebenbei sind fossile Energieträger begrenzt, und auch zuweilen politische Risikofaktoren. Nach der Energiewende werden wir wesentlich autarker sein, das kann noch ziemlich nützlich werden.



Kommentar vom 08.07.2022 00:58
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4086

@Mussi 07.07. 20:44

„Ich kann die Geilheit des Menschen auf Überleben der Menscheit und somit der Existenz des Besonderen des Menschen nicht verstehen.“

Wir bauen eine Zivilisation auf, stellen die ganze Welt dabei auf den Kopf, verbrauchen wichtige Ressourcen und haben uns ein Weltwissen erarbeitet, das uns in die Lage versetzt, unseren Lebensraum inmitten recht intakter Natur richtig gut einzurichten.

Warum also nicht mit unserem Leben hier gut klar kommen? Wir sind Kulturwesen, und können uns hier mit Vernunft gut einrichten. Wir sind zur Zusammenarbeit fähig, und können uns an Regeln halten, auf die wir uns verständigt haben.

Selbstzerstörung können wir aber auch. Wir müssen eben gucken, wie wir es vernünftig machen können, und Wege suchen, uns so einzurichten, dass es funktioniert.

Wenn sich die Zivilisation selbst vernichtet, dann bleibt zunächst ein gigantischer Scherbenhaufen übrig, in dem die Überlebenden sich dann neu orientieren werden, und sie werden wohl einen weiteren Versuch starten, eine neue Zivilisation aufzubauen. Es wäre schade um die viele Vorarbeit, und auch schade um den Schaden, den die nichtmenschliche Natur dabei erleidet.

Das erscheint mir einfach zu unsinnig, und deshalb setze ich da drauf, dass wir es schaffen werden.

Unsere Kulturfähigkeit ist nun mal was wirklich relevant besonderes. Manche meinen, dass erst in uns der Kosmos sich selbst bewusst wird. Dazu bin ich zu spirituell, ich denke schon, dass es Geist in diesem Kosmos gibt, der lange vor uns da war. Aber dass dieser Geist in Offenheit und Klarheit in jedem von uns selbst sich mit der Eigenschöpfung unserer Kultur füllen kann, dass ist dennoch auch bahnbrechend für die Natur dieses wunderbaren Planeten.

Natürlich müssen wir nicht mit 10 Mrd Exemplaren die natürlichen Ressourcen belasten, und wir sollten eine Ergänzung zwischen wilden Naturräumen sein, die uns ja auch selbst viel wert sind. Wir machen da nicht nur gerne Urlaub, die wilde Natur gehört zu diesem Planeten so wie wir dazu gehören.



Kommentar vom 07.07.2022 14:18
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12655

@Natur erleben

Im Prinzip hat der Einzelne auch meistens noch mehr Optionen. Wer im Konsum richtig spart, also kein eigenes Auto, eine möglichst kleine Wohnung und keine teuren Flugreisen, der kann dann womöglich deutlich weniger arbeiten.

Und sich in der frei gewordenen Zeit mehr mit der Natur beschäftigen. Wer noch fit genug ist, kann dann etwa auf Fahrradtour gehen, und auf Campingplätzen übernachten. Das ist nicht nur ein intensives Naturerleben, das ist auch mit die kostengünstigste und klimafreundlichste Art des Reisens. Vor allem wenn man von zuhause aus losfährt, und keine teure Anfahrt braucht.

Auch würde flächendeckender Bioanbau und artgerechte Tierhaltung mehr Arbeitsplätze schaffen, wo man sich dann selbst auf der Arbeit intensiv mit Natur beschäftigen kann. Mit generell weniger Konsum wären dann auch die Arbeitskräfte frei, die in den Biobetrieben dann gebraucht werden.

Was auch noch hier in Dortmund gerade anläuft, das sind Patenschaften für öffentliche Grünflächen, die von benachbarten Bürgern ehrenamtlich begrünt und gepflegt werden. So kann man sich auch ohne eigenen Garten ein wenig ganz konkret mit Natur beschäftigen. Und wertet dabei seine eigene Nachbarschaft auf.

In England hat man auch ein Projekt Essbare Stadt ausprobiert, wo nicht nur Zierpflanzen ehrenamtlich gezogen werden, sondern auch jede Menge Essbares, was allen Stadtbewohnern zum selber ernten zur Verfügung steht. Sowas Gemeinsames macht noch mal extra Spaß.

Weniger Konsum in Form von energieintensiven Aktivitäten reduziert auch gleich die Menge der Windränder und Solaranlagen, die wir für die Energiewende brauchen. Das wird dann nicht nur billiger, es kann so auch deutlich schneller gehen.



Kommentar vom 07.07.2022 12:57
https://scilogs.spektrum.de/medicine-and-more/alpen-klimawandel-katastrophen-und-die-konsequenzen/#comment-12654

@Schuhmacher

„Nachhaltigeres Leben ist gesünder für alle und macht auch mehr Spaß.“

Unbedingt ist unser Verhältnis zur Natur auch grundlegend, was unser Befinden betrifft. Wenn wir ein verantwortungsvolles und vernünftiges Leben führen wollen, dann müssen wir uns auch um den Klimawandel kümmern. Hier brauchen wir erstmal einen Technologiewechsel, und eine Politik, die die Rahmenbedingungen hierfür setzt. Entsprechend müssen wir als Wähler auch Parteien wählen, die das am Ende auch machen.

Darüber hinaus haben wir auch als Konsumenten einigen Einfluss. Nicht nur die Modernisierung der eigenen Heizung oder ein sparsameres Fahrzeug machen hier Sinn. Auch generell weniger Konsum kann in der aktuellen Situation hilfreich sein. So sind im aktuellen Bauboom auch Arbeitskräfte knapp, die die nötigen Windräder und Solarpaneele montieren müssen.

Auch wenn wir selber mehr Geld für Strom und Heizung ausgeben, müssen wir meistens woanders dann sparen. Das hilft der Sache teilweise sogar, denn fast jede Art von Konsum hat auch Umweltkosten.

Ein nachhaltiges Leben hat manchen Luxus weniger, aber auch eine andere Beziehung zur Natur, was m.E. durchaus auf der psychologischen Ebene relevant sein kann.

Und nebenbei macht ein nachhaltiges Leben auch unabhängiger von Rohstoffimporten, das ist politisch ein zusätzlicher dicker Pluspunkt. Hätten wir schon vor 10 Jahren mit der Energiewende richtig losgelegt, dann wäre der derzeitige Energieengpass deutlich unproblematischer.



Kommentar vom 07.07.2022 00:29
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4078

@Mussi 06.07. 20:06

„Trotzdem soll es ohne Risiko weiterhin nicht gehen?
Die Botschaft gilt zu überdenken.“

Meine ich auch. Die Schwarzen Löcher, die am LHC entstehen könnten, fand ich nicht so prickelnd. Das wurde ja auch als die Ursache gehandelt, warum wir noch keine intelligenten Außerirdischen getroffen haben: Sobald eine Zivilisation hinreichende Teilchenbeschleuniger gebaut hat, lässt dieser deren Heimatplaneten in einem Schwarzen Loch verschwinden. Hier haben wir wohl Glück gehabt – gänzlich unmöglich war der Totalschaden aber nicht, meine ich gehört zu haben. Und immerhin haben wir das Higgsteilchen dann auch tatsächlich gefunden. War es das Risiko wert? Ich weis nicht. Ist ja nun ein ziemlich kleines Teilchen, und existieren und die Welt zusammenhalten tut es auch ohne unseren gelungenen Nachweis.

Und auch die Forschung an gefährlichen Viren, oder sogar deren Neuzüchtung zu Forschungszwecken, die finde ich nicht so toll. War vielleicht sogar Corona doch ein Laborunfall? Ich glaube nicht, aber wenn doch, werden es die Chinesen wohl kaum zugeben. Man stelle sich mal die eingehenden Schadensersatzforderungen vor, das hätte den frisch errungenen wirtschaftlichen Fortschritt glatt wieder zunichte gemacht.

Sind denn solche Labore bei uns wenigstens in voller Höhe haftpflichtversichert? Immerhin verlangt man das von jedem Fahrzeughalter. Und eine Pandemie kann offenbar Billionen kosten.

Ich meine insbesondere in der Astronomie, wo es fast nur um Neugier geht, sollte man doch keine Kontamination von Mikroben riskieren, solange man genug anderes Risikoloses zu forschen hätte, dass genauso interessant ist.

Vor allem, wenn wir wirklich in spätestens 30 Jahre Roboter haben werden, die vor Ort auf anderen Planeten und Monden Labore bedienen können.

Derweil kann man doch statt einer bemannten Marsmission lieber das Geld und die Mühe in weitere Weltraumteleskope investieren, das ist doch genauso interessant. Und sich den Mars später wieder richtig vornehmen, wenn man eben die Robotertechnik dafür hat. Oder eine bemannte Mondstation bauen, etwa auf der Rückseite des Mondes und dort richtig gute Teleskope aufbauen. Das wird sicherlich kein Mikrobenproblem haben.

Und bietet eben auch Herausforderung, Umsatz und Beschäftigung und jede Menge interessante Erkenntnisse.



Kommentar vom 06.07.2022 13:37
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4074

@Martina Grüter 06.07. 07:40

„Ohne Risiko geht es also nicht. Und leider ist es bisher nicht möglich, mit einem automatischen Labor alle Eventualitäten abzudecken.“

Na wenn wir eben noch 30 Jahre warten, bis wir die Roboter haben, die ein Labor direkt auf dem Mars betreiben können, dann kann man das Risiko doch deutlich einschränken.

„Man weiß eben immer erst hinterher, wie die Büchse der Pandora wirklich aussieht.“

Wenn man denn wenigstens wüsste ob und vor allem welche Art Mikroben im Marsboden leben, dann könnte man das Risiko für eine Kontamination der Erde mit diesen Mikroben sehr viel besser einschätzen. Und dann immer noch welche zur Erde bringen, und dort noch gründlicher untersuchen. Wenn diese etwa tatsächlich mit unseren verwandt sind, dann wäre das Risiko vermutlich viel kleiner.

@Holzherr 06.07. 05:28

„Es ist auch nur eine Frage der Zeit bis Menschen den Mars besuchen und zurückkehren.“

Naja, insbesondere die Rückfahrkarten sind fürchterlich teuer. Das Rückfahrraumschiff mitsamt Treibstoff muss nun auch erst in den Erdorbit gebracht, dann zum Mars, dann in die Umlaufbahn vom Mars abgebremst werden, und eine Aufstiegsrakete zurück in den Marsorbit muss auch mitgebracht und auf dem Mars gelandet werden.

Mir scheint, eine Rückfahrkarte ist 10 bis 20 mal teurer als die Hinfahrkarte. So teuer, dass man schon darüber nachdenkt, auch Menschen eben nicht zurück zur Erde zu bringen, sondern dass die eben auf dem Mars bleiben, bis sie einen natürlichen Tod sterben. Man kann dann ja etwas ältere Astronauten nehmen.

Nebenbei vermeidet man so eben auch jegliche Kontamination der Erde mit Marsmikroben.

Ich vermute eher, dass man sowieso keine Astronauten auf den Mars bringen wird, weil es auch mit Robotern fast genauso gut gehen wird, mit deutlich weniger Kosten. Insbesondere, weil die natürlich keine Rückfahrkarte brauchen. Das gilt erst recht für Europa und Enceladus, welche in Punkto außerirdisches Leben noch wesentlich interessanter sind als der Mars. Dort könnte es ein florierendes Leben mit Mehrzellern geben, und nicht nur Mikroben, die sich in den Marsboden verkrochen haben.

Die Neugier ist sicherlich riesig, was außerirdisches Leben betrifft. Aber das läuft uns auch nicht weg.

Und wie gesagt, eine Kontamination des Mars mit irdischen Mikroben könnte man bei einer bemannten Marsmission kaum vermeiden.



Kommentar vom 06.07.2022 00:51
https://scilogs.spektrum.de/babylonische-tuerme/wie-gefaehrlich-sind-marslebewesen/#comment-4064

@Risiken und Nutzen

Wie Webbaer schon bemerkte, die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null, aber der mögliche Schaden geht gegen unendlich. Das Argument mit den Marsmeteoriten ist stark, aber ich kann das nicht so gut einschätzen, ob es relevante Mikroben wirklich vom Mars bis zur Erde schaffen, und dabei 2 Impakte und zigtausend Jahre Weltraum überstehen.

Von daher bleibt wohl ein praktisch nicht kalkulierbares Risiko übrig. Vielleicht einfach noch 30 Jahre warten, bis wir effiziente Roboter haben, die wir zum Mars schicken können, die dann die Proben vor Ort gründlichst beforschen können? Zumal ja noch die Monde Europa und Enceladus auch noch ganz heiße Kandidaten für vom Irdischen unabhängigen Leben sind. Die sind noch viel weiter weg als der Mars, und haben aktuell intakte Ozeane unter ihrem Eis. Die dortigen Mikroben könnten wesentlich agiler sein als die Relikte von Leben auf dem Mars.

Ebenso halte ich die Idee einer bemannten Marsmission für derzeit unverantwortlich. Dabei scheint es mir schlicht unmöglich zu sein, eine Kontamination des Mars mit irdischen Mikroben zu vermeiden. Dasselbe gilt für Missionen zu Europa und Enceladus.

Aber so schwer ist doch eine Untersuchung vor Ort gar nicht, wenn man denn entsprechende Roboter hätte. Gute Mikroskope wären schon mal eine Maßnahme, um Proben zu untersuchen, oder etwa die Verfahren, mit denen man Coronasequenzen im Abwasser finden kann. Man kann das ganz Prozedere von Geräten und bedienenden Robotern ja auch solange auf der Erde testen bis es funktioniert, und erst dann eine Mission zum Mars starten. Und wenn das funktioniert hat, dann auch zu Europa und Enceladus.

Man könnte auch Bodenproben vor Ort erst mal mit Wasser und Nährstoffen versetzen, und ein Paar Wochen bei muckeligen 30° warten, bis das sich eventuelle Mikroben ordentlich vermehrt haben und dann leichter identifiziert werden können.

So gehen wir gar keine Risiken ein. Und der Rücktransport der Proben zur Erde ist ja nun auch wieder richtig teuer, da wäre das Roboterlabor eventuell in derselben Größenordnung zu haben. Und selbst wenn es 50 Mrd Euro kostet, die Sache wäre es wert.

Nach der Landung der ersten Mondfahrer mussten die auch 4 Wochen in Quarantäne, man war da auch schon recht vorsichtig, und mir persönlich war da auch etwas mulmig bei, so weit ich mich hier dran erinnern kann. Wäre jetzt aber ein Mondbakterium dabei gewesen, dass etwa die Ökosysteme unserer Ozeane durcheinander gebracht hätte, dann wäre die Quarantäne sogar nutzlos gewesen.

Es kann sich doch kein Mensch vorstellen, wie sich Marsmikroben von Irdischen unterscheiden können. Was wenn die eine komplett andere Biologie haben, und von keinem irdischen Organismus gefressen werden können, aber sich dennoch in den Weltmeeren ausbreiten und eine Parallelbiologie etablieren? Und wenn die dann auch noch für Mehrzeller giftig sind, und sich dieses Gift am Ende der Nahrungskette konzentriert, und uns Menschen am meisten trifft?

Und das alles, weil unsere Neugier nicht die Geduld hat, auf effiziente Roboter zu warten, die die Untersuchungen dann komplett risikolos vor Ort machen können. Wenn diese Roboter halbwegs geschickt sind, dann können die auch durchaus ziemlich dumm sein. Die Signallaufzeiten von etwa einer halben Stunde erlauben ja guten Rat von menschlichen Experten hier auf Erden.



Kommentar vom 05.07.2022 00:32
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/krieg-in-europa/#comment-26947

@Clochard 04.07. 18:54

„Deutschland ist kein wirklich souveräner Staat.“

Naja, ich denke schon souverän. Aber wir sind auch in der Nato, dass kann auch verpflichten. Insbesondere liefert die USA 2/3 der Nato-Streitkräfte, und sollten die die Lust verlieren Europa zu verteidigen, dann müssten wir erstmal genau nachrechnen, ob wir uns gegen Russland auch alleine verteidigen können. Man muss also schon auch genau zuhören, was die USA jetzt wollen.

Im jetzigen Kräfteverhältnis braucht man Putins Weltmachtträume nicht ernst nehmen, aber ohne die USA dann müsste man mal genau überlegen, was Russland denn wirklich vorhat in dieser dann ganz neuen Situation.

„Das sind „Teuermacher“, denen die Lebensmittel, wie Herr Özdemir immer wieder betont, zu „billig“ sind.“

Die Grünen haben was gegen Billigfleisch und die mögen Bioanbau, aber nicht damit Essen teuer wird, sondern damit es den Tieren besser geht, damit die Böden nicht weiter ausgelaugt werden und damit die Insektenvielfalt erhalten bleibt. Und das kostet hier und da mehr Geld. Aber das Essen wird dann auch qualitativ wesentlich besser, und wir können tatsächlich etwas sparsamer sein, und weniger Fleisch verzehren und weniger wegwerfen. Ich wäre sehr dafür.

Von den derzeitigen kriegsbedingten Kostensteigerungen haben wir freilich weniger ökologischen Effekt. Das ist dann der Nebeneffekt unserer Unterstützung der Ukraine. Das ist meine ich eigentlich nicht alternativlos. Vielleicht kämen wir auch ohne die USA mit Russland klar? Ich weiß es nicht, aber das ist eine sehr interessante Frage.

Spätestens wenn ein Trump wiedergewählt wird und von sich aus aus der Nato aussteigt müssen wir hier eine Antwort auf diese Frage finden. Und uns mit Russland unterhalten, aber auch die eigenen Streitkräfte überprüfen und ggf. nachrüsten.



Kommentar vom 04.07.2022 13:24
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/krieg-in-europa/#comment-26940

@Holzherr 04.07. 11:27

"Wenn Russland durch Verringerung der exportierten Gasmenge Deutschland zum Einlenken und Akzeptieren seines Krieges führen kann, dann kann Russland am Schluss tatsächlich Russland in den Grenzen der Sowjetunion 1991 wieder erstehen lassen."

Also mehr als die Ukraine, Moldawien und Georgien sind nun nicht mehr frei. Der Rest sind Nato oder China. Wir könnten uns durchaus darauf konzentrieren unser Natoterritorium entschieden zu verteidigen. Das ist meine ich unsere freie Entscheidung.

Die Aufnahme von Schweden und Finnland und eine ordentliche Aufrüstung sind nun auch schon in die Wege geleitet, das konkurriert aber auch mit Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel. Und sollte nach Möglichkeit nicht übertrieben werden. Wenn wir einen theoretisch möglichen russischen Angriff auf Natogebiet komfortabel abwehren können, dann reicht das, finde ich.

@hto 04.07. 09:46

"Was den Krieg mit Putin und die Drohkulisse gegen China angeht, das muss in keinster Weise sein!!!"

Manchmal kommt es mir vor, dass wir hier im Westen Autokratien einfach mal das Existenzrecht aberkennen und wie Freiwild einstufen. Aus Sicht unserer eigenen errungenen Freiheit mag selbstverständlich unser demokratisches System deutlich besser sein, und wir sollten selbstverständlich für unsere Freiheit Werbung machen, und andere Länder auf ihrem Weg zu mehr Freiheit unterstützen. Aber auch Autokratien genießen eigentlich ein gewisses Völkerrecht.

Und dass ist wohl auch sinnvoll, scheint mir.

Entsprechend erschiene es mir unsinnig, etwa gegen China einen Rüstungswettlauf anzufangen, nur weil China eine Autokratie ist.

@KRichard 04.07. 08:20

"Viele Regierungen haben strenge Sanktionen gegen Russland beschlossen und treiben damit die eigene Bevökerung in den Ruin."

In der Tat ist mir das auch nicht egal. Wenn auf die Preissteigerungen noch Bankenkrisen obendrauf kommen, dann könnte der Preis für unsere freiwillige Unterstützung der Ukraine sehr hoch werden.

Wie wäre es denn mal mit Verhandlungen? Wenn wir so tun, dass wir problemlos die Ukraine unterstützen können, und dennoch Riesenprobleme z.B. mit fehlenden Gaslieferungen bekommen, dann passt hier was nicht zusammen.



Kommentar vom 04.07.2022 00:40
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/abtreibung-bin-prochoice-weil-ich-monistisch-religioes-und-rechtlich-prolife-bin/#comment-122402

@Eier legen

So praktisch wie eine Plazenta ist, man hat sein Kind immer dabei, es ist gut geschützt und man muss nicht ständig brüten. Aber in Bezug Abtreibung wäre Eier legen viel einfacher. Wer keine Lust zum Brüten hat, kann sein gelegtes Ei ganz einfach zum Adoptionsbrüten abgeben, wenn es denn einer haben will. Und wenn es keiner haben will, dann fängt man einfach gar nicht erst zu brüten an. Ohne die Brutwärme kann sich der Embryo gar nicht erst entwickeln, und kommt über ein ganz frühes Stadium nicht hinaus.

Die Frage ab wann denn nun der Fötus Menschenrechte hat und inwieweit eine Mutter verpflichtet ist, die Mühe einer Schwangerschaft auf sich zu nehmen, auch wenn sie dieses Kind definitiv nicht will, diese Fragen stellen sich beim Eierlegen gar nicht erst.

Eine Idee wäre es vielleicht, eine ordentliche Prämie zu zahlen, wenn man sein ungewolltes Kind austrägt und dann zur Adoption freigibt. Leihmutterschaft wird ja auch ordentlich entlohnt, bzw. würde es bei uns, wenn es nicht verboten wäre. Und der Dienst das Kind für jemanden anderen auszutragen, der das Kind gerne haben will, der ist ja auch mit reichlichen Umständen und mit dann doch auch mal schmerzhaften Muttergefühlen verbunden. Für 5000 bis 10000 Euro hätte man dann schon in vielen Fällen eine hinreichende Motivation.

Das Einfachste wäre aber immer noch, insbesondere Alleinerziehende vernünftig zu unterstützen, nicht nur damit wir weniger Abtreibungen haben, sondern vor allem auch als Maßnahme gegen den anhaltenden Kindermangel.



Kommentar vom 01.07.2022 13:58
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/krieg-in-europa/#comment-26894

@Holzherr 01.07. 11:13

„Nun, das für mich war das Ende der Sowjetunion nachhaltig, denn der Revisionismus und Revanchismus Putins hat wenig Chancen auf Erfolg.“

Ich hoffe auch, dass dieser Krieg einfach scheitert, und Russland erkennt, das es eben nicht die Möglichkeiten hat, die es gerne hätte.

Mit nachhaltig dachte ich eher an demokratische Verhältnisse, was uns ja eigentlich auch ein Anliegen ist. So hat das in den inzwischen der EU beigetretenen Staaten geklappt, in Russland, Weißrussland und einigen südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken eben leider nicht.

Auch die Ukraine hängt dann eher etwas so dazwischen, ganz nebenbei bemerkt, was die demokratische Qualität angeht. Für eine EU-Mitgliedschaft fehlt da wohl noch einiges. Kann aber werden. Was die Natotauglichkeit der Ukraine angeht, da sind die demokratiemäßig mit dem Natomitglied Türkei vergleichbar.

Aber die Ukraine bringen diesen heftigen Minderheitenkonflikt mit, und inzwischen sind die mitten im Krieg. Kann man jetzt nicht einfach in die Nato aufnehmen, wenn man keinen umfassenden Krieg mit Russland will. Auch die Türkei ist teilweise ein schwieriger Partner, und hat z.B. im Syrienkrieg offensiv mitgemischt, und damit zumindest theoretisch auch die Nato in Auseinandersetzungen hineinziehen können.



Kommentar vom 01.07.2022 00:18
https://scilogs.spektrum.de/gedankenwerkstatt/krieg-in-europa/#comment-26882

@Holzherr 30.06. 16:41

„Auch ein Angriff auf Natostaaten muss mit konventionellen Mitteln bekämpft werden. Und selbst wenn Russland etwa die baltischen Staaten angreifen und gar erobern würde, würde die Nato keine Atomwaffen einsetzen.“

Auf jeden Fall sollte man versuchen, ohne taktische Atomwaffen auszukommen. Zu Zeiten des Kalten Krieges gab es aber durchaus Pläne, einen russischen Angriff notfalls mit taktischen Atomwaffen zu stoppen, wenn es anders nicht geht. Damals gab es Leute, die genau dagegen auf die Straße gegangen sind. Ich selbst bin mir damals uneins gewesen. Einerseits nützt ein Sieg gegen Russland nichts, wenn ganz Deutschland atomar verwüstet ist, andererseits kann dies abschrecken, und einen Krieg sogar ganz entscheidend verhindern.

Nun gut, dass hängt alles davon ab, wie stark die konventionelle russische Armee wirklich ist. Ich hatte zu Zeiten des Kalten Krieges schon den Eindruck, dass diese konventionelle Stärke tatsächlich nie gereicht hätte, Deutschland zu erobern. Man hat hier zwar akribisch die Panzer und Kampfjets gezählt, und davon hatte die Sowjetunion tatsächlich einige mehr, allerdings war die Qualität der Natobewaffnung um ein Vielfaches höher.

Entsprechend kann man hoffen, dass die russische Armee so viel mehr gar nicht drauf hat, als was sie in diesem Krieg bisher gezeigt hat. Aber wir sollten auf jeden Fall gucken, dass wir die Nato-Ostgrenze auch konventionell gut verteidigen können.

Im Kalten Krieg haben wir es tatsächlich geschafft, Russland zu so hohen Rüstungsausgaben zu drängen, dass die daran Pleite gegangen sind. Die Sache war m.E. aber durchaus gefährlich, und wir hatten vor allem einfach nur Glück, dass ein Gorbatschow an die Macht kam, der dann den Sozialismus freiwillig aufgeben hat.

Nach einem kurzem demokratischem Intermezzo war hier allerdings auch der Sieg im Kalten Krieg nicht nachhaltig, und Putin hat aus Russland dann eine Rohstoff-Diktatur gemacht. Wenigsten in den osteuropäischen Staaten, die inzwischen auch in der EU sind, hat sich Demokratie dann doch erstmal durchgesetzt.

Wenn wir jetzt nochmal versuchen, Russland kaputt zu rüsten, dann könnte das auch wieder nicht nachhaltig sein. Aber vielleicht klappt es diesmal? Oder wir müssen einfach noch 20 Jahre warten, bis keiner mehr russische Kohle, Erdöl und Erdgas mehr braucht.