www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2019/10 (T.J.)


Kommentar vom 31.10.2019 13:39
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-kurze-grosse-rede-von-manuel-hagel-im-landtag-bw-gegen-antisemitismus-und-fuer-juedisches-leben/

@Joachim 30.10. 07:51 Deutschkenntnisse

Na klar können mindestens die Hälfte der Migranten, die hier nicht geboren sind, inzwischen so gut Deutsch, dass sie nicht mehr im Niedriglohnsektor arbeiten müssen. Aber aufgrund der großen Zahl der Personen mit Migrationshintergrund von 19,3 Mio insgesamt bleiben dann immer noch schätzungsweise 5 Millionen übrig, die effektiv die Löhne im unterem Bereich drücken. Das ist nun mal ein erheblicher Nachteil, mit dem wenig qualifizierte Deutsche leben müssen. Und die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt kommt sowieso auch noch dazu.

Ich lebe hier in einem großflächigem „Sozialen Brennpunkt“ im Dortmunder Norden, und hier bieten sich sogar Chancen für mehrsprachige Migranten. Die Arztpraxen und Apotheker haben hier alle auch Mitarbeiter, die Türkisch oder Polnisch sprechen. Sogar mein Zahnarzt ist Pole, und kann nur sehr schlecht Deutsch, ist aber fachlich ganz gut. Bei seinem hauptsächlich aus dem arabischen Raum stammenden Publikum machen die schlechten Deutschkenntnisse kaum was aus, und notfalls hat er Angestellte, die dolmetschen können, auch von Deutsch auf Polnisch. Eine Freundin von mir hat sich mal auf ein Ehrenamt bei einem Verein beworben, der behinderte türkische Kinder betreut, und hat eine Absage bekommen, weil sie kein Türkisch kann. Fremdsprachenkenntnisse alle Art sind hier im Quartier durchaus hilfreich. Wer aber kaum Deutsch kann, landet dann meistens doch im Niedriglohnsektor.



Kommentar vom 31.10.2019 12:20
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@Martin Holzherr 30.10. 05:52

In ihrem Link zum SPON-Artikel heißt es:

"SPIEGEL: Die Erklärung für den Erfolg der AfD in Thüringen lautet häufig: Arbeitslosigkeit und niedrige Einkommen seien entscheidend - sozial Benachteiligte wählten also AfD. Wie valide ist dieses Argument?

Yendell: Unsere Modelle zeigen, dass es sich bei den genannten Faktoren um
Scheinkorrelationen handelt."

Eine genaue Erklärung, wieso die Korrelation von sozialer Benachteiligung und AfD-Wählen nur eine Scheinkorrealtion ist, nennt das Interview leider nicht. Von daher bin ich nicht davon überzeugt, dass die soziale Situation keine Rolle spielt, ob einer die AfD wählt. Aber sicher gibt es auch viele Wähler, womöglich sogar die Mehrheit der AfD-Wähler, die nur aus allgemeiner Fremdenfeindlichkeit oder ganz anderen Gründen die AfD wählen.

Dass sich da alles sammelt, was weniger Migranten haben will, erklärt sich schon daraus, dass z.Z. keine andere Partei das ausdrücklich im Programm hat.

Die allgemeine Fremdenfeindlichkeit ist aber offenbar ein wichtige Faktum. Mit besserer Sozialpolitik allein wird man das Problem nicht lösen können. Aber reduzieren ließe es sich dadurch schon, denke ich. Allgemeiner Frust ist hier sicher mit im Spiel. Immerhin hat die AfD bundesweit da die meisten Erfolge, wo wirtschaftlicher Niedergang stattfindet und die Arbeitslosigkeit höher ist, auch wenn das teilweise nur indirekt wirksam ist. Dass gerade da kaum Migranten wohnen, liegt wiederum daran, das die Migranten selber auf der Suche nach Arbeit da hinziehen, wo die Wirtschaft besser läuft.



Kommentar vom 31.10.2019 11:00
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@Markweger Umvolkung?

Aktuell (2015) in Deutschland nur 1,5 Kinder pro Frau, aber aufgrund von Zuwanderung dennoch seit 1995 etwa gleichbleibende Bevölkerungszahlen:

1980 78.397.000
1985 77.661.000
1990 79.753.000
1995 81.817.000
2005 82.438.000
2010 81.752.000
2015 82.176.000

davon aktuell

2017 19.300.000 Menschen mit Migrationshintergrund

(Quelle Wikipedia)

Ansätze eines Ersatzes der deutschen Bevölkerung gibt es tatsächlich. Fragt sich nur, ob das überhaupt direkt angestrebt wird. Meine Frage an Sie: soll das wirklich am Ende zur Auslöschung führen, und vor allem: Warum?

Ich persönlich sehe das so:

Die Leistungsgesellschaft geht gerade im selbstgemachten Leistungsstress unter. Die Arbeitgeber und die Vermögenden interessiert das nicht die Bohne, die holen sich einfach Ersatzmenschen aus dem Ausland für den Standort Deutschland.

Mit Juden hat das nichts zu tun, mit bösen Mächten schon gar nichts. Das ist komplett selbstgemacht, das Leistungsrennen, in das wir uns selbst und unsere Kinder schicken, sofern wir denn noch welche haben.

Der SUV vor der Tür als Nachweis der eigenen Leistungsfähigkeit ist hier offenbar überwiegend vorrangig, vor allem anderen.

Die Welt freuts, wir haben immer noch ein Problem mit der Weltbevölkerung. Wenigstens erhöht Zuwanderung nicht die weltweite Bevölkerung. Wobei es immer einfacher würde, mit unserem Anteil an den Weltressourcen auszukommen, wenn wir den eigentlich zu begrüßenden eigenen Bevölkerungsrückgang nicht in dem Ausmaß mit Einwanderung ausgleichen würden.

Sollten wir uns als Gesellschaft entscheiden, dass wir wieder mehr Kinder haben wollen, würde es vermutlich genügen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei gut qualifizierten Frauen zu verbessern, und mehr Geld für Kinder von Geringverdienern und Alleinerziehenden zu zahlen. Wieso fordern Sie nicht einfach das, wenn Sie meinen, dass wir mehr Nachwuchs brauchen?



Kommentar vom 30.10.2019 18:28
https://scilogs.spektrum.de/prosa-der-astronomie/die-zwerggalaxien-tanzen-die-kosmologie-wundert-sich/

@Wie funktioniert die Mondtheorie?

Ich bin mal Ihrem Link https://prosaderphysik.wordpress.com/2017/08/18/mond-ein-gesetz-sie-alle-zu-binden-die-herleitung/ gefolgt, und versuche das gerade zu verstehen:

Also die Gravitationskräfte, auch die Summen bei vielen beteiligten Massen, bleiben komplett unverändert. Aber die resultiernden Beschleunigungen ändern sich. Je langsamer die Beschleunigung, desto leichter kann ein Körper mit der selben Kraft beschleunigt werden. Das tritt allmählich im Bereich der neuen Naturkonstanten a0 = etwa 10 hoch -10 Metern pro Quadratsekunde, ein, und nicht ab einem bestimmten Abstand vom Gravitationszentrum.

Hab ich das richtig verstanden?



Kommentar vom 30.10.2019 13:32
https://scilogs.spektrum.de/prosa-der-astronomie/die-zwerggalaxien-tanzen-die-kosmologie-wundert-sich/

@Kosmologische Simulationen mit der MOND-Theorie?

Also die Ergebnisse der Simulationen der kosmologischen Entwicklung mit Supercomputern mit der Annahme dunkler Materie passen zwar zur großräumigen Verteilung der Galaxien, aber überhaupt nicht zur Anzahl und zu dem beobachtetem Verhalten der Zwerggalaxien, wie sie um Muttergalaxien kreisen. Ich vermute mal, dass man solange an den simulierten Eigenschaften der dunklen Materie und deren Menge gebastelt hat, bis das Simulationsergebnis dann zu den Beobachtungen der Galaxienverteilungen passte. Habe ich das richtig verstanden?

Die MOND-Theorie führt eine modifizierte Gravitationskraft ein, die vom üblichen Gravitationsgesetz bei großen Scalen in eine Gravitationskraft übergeht, die nicht mehr vom Abstand zum Zentrum des Schwerefeldes abhängt, sondern gleichbleibt. Auch hier hat man die Einstellungsparameter angepasst, aber so, dass die Gravitationskräfte nach der Mondtheorie den Beobachtungen der Bewegungen innerhalb der Galaxien entsprechen.

Hat man denn auch mal Simulationen der kosmologischen Entwicklung vom Urknall bis heute mit Supercomputern gemacht, die ohne dunkle Materie und nur mit baryonischer Materie und streng nach den Gravitationskräften gemäß der Mond-Theorie ablaufen?

Die fortschreitende Ausweitung des Raumes zwischen den Galaxien durch die dunkle Energie ist jetzt vermutlich nochmal eine Sache für sich?



Kommentar vom 29.10.2019 13:14
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-kurze-grosse-rede-von-manuel-hagel-im-landtag-bw-gegen-antisemitismus-und-fuer-juedisches-leben/

@Zur Abwechslung mal objektive Zahlen

Aus Wikipedia Stichwort Migrationshintergrund:

„So bezeichnet der Begriff in Deutschland derzeit Personen, die selbst oder deren Vater oder Mutter nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurden.“

„2017 lebten in Deutschland 19,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, was einem Bevölkerungsanteil von etwa 23 % entspricht.“

„Dabei konzentriert sich die migrantische Bevölkerung insbesondere in den Ballungsgebieten Süd- und Westdeutschlands von München bis zum Ruhrgebiet.“

Meine Heimatstadt Dortmund liegt unter den Großstädten im unteren Mittelfeld mit 28,2 % Einwohnern mit Migrationshintergrund, Stand 2011.

So erklärt sich dann auch die Wirkung von Einwanderung auf den Wohnungsmarkt in den Großstädten und auf die Konkurrenzsituation im Niedriglohnsektor. Wer davon nicht betroffen ist, dem kann das auch egal sein. Ich bin davon betroffen, und will das zunächst nur mal feststellen. Ich fordere kein Ausländer raus, schon gar nicht von Menschen mit Migrationshintergrund, die hier geboren sind. Aber Maßnahmen, den Zuzug zu begrenzen, würde ich doch eventuell befürworten, das kommt auf den Einzelfall an. Insbesondere würde ich eine Reduktion von EU-Arbeitsmigranten, die hier unterm Mindestlohn arbeiten, befürworten. Das entspricht meiner Ansicht nach nicht dem Zweck der europäischen Freizügigkeit.

„Jede dritte Person mit Migrationshintergrund lebt seit ihrer Geburt in Deutschland.“

Das heißt, dass zwei Drittel hier nicht geboren sind, eher nicht so gut Deutsch können und von daher bevorzugt im Niedriglohnsektor arbeiten müssen.

„Nach den Ergebnissen des Zensus 2011 sind 29 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund römisch-katholisch, 15,9 Prozent Mitglied einer evangelischen Landeskirche, 6,5 Prozent sind christlich-orthodox, 0,5 Prozent gehören zu jüdischen Gemeinden. Muslime sind vorläufig mit in der Kategorie „keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft zugehörig“ enthalten, die insgesamt 36,1 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ausmacht.“

Der Anteil der Muslime stört mich zunächst nicht, ich gehöre selber zur Kategorie „keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft zugehörig“. Radikale Islamisten, die nach der Scharia leben wollen stören schon, aber das sind eher nicht so viele, schätze ich. Und wie schon im letzten Post gesagt, Mitglieder der jüdischen Gemeinden stören überhaupt nicht.

Das derzeitige Vorgehen der EU, dass die meisten potentiellen Asylbewerber von der Türkei und den Nordafrikanischen Ländern von der Flucht nach Europa erfolgreich abgehalten werden, finde ich Angesichts des Ausmaßes der inzwischen in Deutschland eingewanderten Menschen derzeit für durchaus vernünftig.

Sollte weiterhin die AfD die einzige Partei sein, die für eine Begrenzung der Zuwanderung eintritt, werde ich sie dennoch auf keinen Fall wählen. So wie die mit Wahrheit und Wirklichkeit umgehen, ist das für mich komplett inakzeptabel. Dann lebe ich lieber mit einem angespannten Wohnungsmarkt und niedrigen Löhnen für einfache Tätigkeiten.



Kommentar vom 28.10.2019 12:13
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-kurze-grosse-rede-von-manuel-hagel-im-landtag-bw-gegen-antisemitismus-und-fuer-juedisches-leben/

@Manuel Hagels Rede

Hört sich wirklich gut an. Der Vorwurf an die AfD, die Gesellschaft spalten zu wollen, könnte tatsächlich zutreffen. Das gilt aber (noch) nicht für die meisten AfD-Wähler, schätze ich. Die wollen nur weniger Zuwanderung, und keine Spaltung der Gesellschaft. Es gibt ja nun neben einigen Vorteilen von Zuwanderung auch tatsächlich eine Reihe von Nachteilen, die unterschiedliche Gesellschaftsschichten unterschiedlich betreffen. Aber gerade Juden machen eigentlich überhaupt keine Probleme. Schließlich sind Juden seit vielen Jahrhunderten in den unterschiedlichsten Ländern zu Gast, und haben entsprechend gelernt, sich gut zu integrieren, soweit das jeweils möglich ist. Insbesondere eine Toleranz gegenüber anderen Religionen und die dafür nötige Weltoffenheit ist bei den Juden wohl schon lange Standard, schon zu Zeiten, in denen wir noch Religionskriege geführt haben.

Dass man denen Verschwörungen andichtet, dass die Juden die anderen Einwanderer hier herein holen, ist im wesentlichen absurd. Es gibt einen Konflikt zwischen dem oberen Ende und dem unterem Ende unserer Gesellschaft, was die Vor- und Nachteile von Zuwanderung aller Art betrifft. Aber was hat das mit Juden zu tun?

Die Arbeitgeber freuen sich über Zuwanderer, die unterm Mindestlohn arbeiten, und die Immobilienbesitzer freuen sich über zahlreiche neue Mieter und steigende Mieten. Während die weniger Leistungsfähigen unserer Gesellschaft im Niedriglohnsektor immer weniger verdienen, was wohl ohne die vielen Zuwanderer, insbesondere die EU-Arbeitsmigranten, nicht der Fall wäre. Gleichzeitig betreffen die hohen Mietkosten und die Schwierigkeiten, am gewünschtem Wohnort eine bezahlbare Wohnung zu bekommen, gerade die, die nicht so viel Geld haben.

Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn man den Zuzug von EU-Arbeitsmigranten reduzieren könnte, besser noch, wenn viele wieder wegziehen würden. Es ist meiner Meinung nach nicht der Sinn der EU-Freizügigkeit, dass die hier unterm Mindestlohn arbeiten. Was die vielen Menschen in Not angeht, die hier Zuflucht suchen, wäre für die dann auch wieder mehr Platz.

Noch besser wäre es, die Fluchtursachen anzugehen. Krieg, Bürgerkrieg und Korruption sind Faktoren, die dafür sorgen, dass im Nahen Osten und in Afrika die Wirtschaft nur sehr schlecht funktioniert, und zig Millionen Menschen versuchen da weg zu kommen. Davon können wir sowieso nur einen kleinen Teil aufnehmen, vorzugsweise welche, die wirklich an Leib und Leben bedroht sind.

Insbesondere die USA scheinen keine Gelegenheit auszulassen, in muslimischen Ländern zur Destabilisierung beizutragen. Wenn das mal aufhören würde, wären wir einen großen Schritt weiter. Ich vermute, dass das wenig mit Israel zu tun hat. Israel will wohl nur leben und überleben und ist nur ein kleiner Teil des Problems.

Eine aktive europäische Politik, die Stabilität und Wirtschaft im Nahen Osten und in Afrika fördert, wäre eine wirkliche Lösung der Probleme, die die Menschen haben, die derzeit versuchen nach Europa zu kommen.



Kommentar vom 27.10.2019 14:39
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/religionswissenschaft-vs-antisemitismus-im-landtag-bw-und-bei-hossa-talk/

@galileo2609 23.10. 22:00

„kann man ihnen helfen, ihre Argumentationen von der subjektiven Schiene via Transferleistung in objektive, diskursfähige Texte zu übertragen?“

?? Haben Sie objektive subjektive Meinungen? Ich habe subjektive subjektive Meinungen, die ich auch gerne diskutiere, sonst würde ich hier nichts posten. Authentizität und Strategie haben beides ihre Berechtigung. Wie das aussieht, kämpfen Sie gegen Rechts, was nicht verkehrt ist, ich kämpfe eher um ein Verständnis der Wirklichkeit, was meines Erachtens auch interessant ist.

Es ist auch oft nicht sinnvoll, sich ganz auf gesicherte Fakten zu beschränken, weil es davon nicht genügend viele von gibt. Wenn man auf alles nicht Gesicherte verzichtet, kann man die tatsächlichen komplexen Probleme dieser Wirklichkeit kaum noch zeitnah diskutieren. Meine ich. Dann ist zwar alles schön abgesichert, aber es entsteht eine beschränkte Auswahl von Aspekten des Themas, die die Sache dann nur noch zur Hälfte erfasst.



Kommentar vom 25.10.2019 13:20
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/wie-lange-wissen-wir-um-den-drohenden-klimawandel/

@Martin Holzherr

Ich vermute jetzt mal, dass der angesprochene Vollausbau von für Deutschland 200 GW Solarkapazität und 150 GW Windkapazität nicht nur für den aktuellen Durchschnittsstromverbrauch von 70 Gigawatt gedacht ist. Wenn wir Mobilität und Heizung zu einem guten Teil mit Strom abdecken, sieht die Rechnung schon ganz anders aus. Und die Elektroautos kann man bevorzugt laden, wenn aktuell genug Strom im Netz ist, die haben ja schon einen Speicher eingebaut. Und die Elektro- oder Wärmepumpenheizung braucht eben die Möglichkeit auch auf Gas oder Holzpellets zu laufen, wenn im Winter Dunkelflaute ist, braucht also auch kaum direkte Stromspeicher.

Wenn der aktuelle Netzpreis über entsprechende Zähler an die Verbraucher weitergegeben wird, wird auch bei Dunkelflauten so manche Produktion ausgesetzt werden können. Das wirkt in gewissen Grenzen genauso stabilisierend wie Speicherlösungen. Als Künstler arbeite ich z.B. viel mit Ton, wobei das Brennen der Ware viel Strom verbraucht. Wenn der Strompreis dem aktuellem Angebot folgt, wäre es kein Problem mal ein oder zwei Wochen nicht zu brennen, und das später, wenn der Strom wieder günstiger ist, nachzuholen.

Beim derzeitigen Stromverbrauch ist auch tagsüber mittags ein Maximum, und nachts wird deutlich wenig Strom verbraucht. Was die Winterlücke bei Solarstrom und die Dunkelfauten angeht, da brauchen wir auf jeden Fall zunächst die Gasbackupkraftwerke, vorerst noch mit Erdgas betrieben, später optional mit Wasserstoff und Methan aus als Gas gespeicherten Stromüberschüssen.

„Fazit: Ohne Lösung des Speicherproblems kann Deutschland nicht zu 100% Erneuerbar werden.“ Das mag ja sein, aber 70 % oder 80 % sind drin, schätze ich. Ob man für den Rest dann Speicher braucht, oder mehr Fern-Stromtrassen oder mit den Stromüberschüssen Wasserstoff, Methan und Synthesesprit herstellt, da haben wir noch 15 oder 20 Jahre Zeit uns hier für eine Lösung bzw. eine Kombination daraus zu entscheiden. Vielleicht gibt es ja bis dahin die billigen Speicher. Noch gibt’s aber auch ohne billige Speicher genug zu investieren.



Kommentar vom 25.10.2019 11:11
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/wie-lange-wissen-wir-um-den-drohenden-klimawandel/

@Martin Holzherr

Was das Warten auf spottbillige Batterien grosser Kapazität angeht: sicher wären die supergut zu gebrauchen. Aber wir können doch die nächsten 5 Jahre schon mal einiges tun, also Investitionen, die in jedem Fall Sinn machen. Also Baugenehmigungen für Windräder in der Südhälfte von Deutschland und auch noch einiges an Photovoltaik ist da noch landesweit zuzubauen, ohne dass da viel abgeregelt werden muss. Auch neue Backupgaskraftwerke und neue Stromleitungen in Nordsüdrichtung sowie neue Stromzähler, die den aktuellen Netzpreis an die Verbraucher weitergeben können, wären jetzt sinnvoll. Und natürlich höhere CO2-steuern als sie das aktuelle Klimapaket vorsieht, damit diese Maßnahmen dann auch umgesetzt werden können.

Zum Einstieg in die Elektromobiliät brauchen wir auch noch mehr und einheitliche Ladestationen. Wenn da mal was passiert, können wegen dem Strombedarf der Elektroautos auch wieder mehr emmissionsfreie Kapazitäten zugebaut werden, auch ohne billige Stromspeicher.

Zum Atomstrom habe ich kein gutes Gefühl – aber klar spart der Treibhausgase ein. Die alten AKWs können allerdings nur als Grundlast laufen, das würde wieder gut zu neuen Speichertechnologien passen. Aber ob die kommen, weiß noch keiner.

Das Abwarten und Verzögern hilft den Betreibern der alten abgeschriebenen Kraftwerke, und auch die Autoindustrie freut sich über jedes Jahr, in dem sie noch Diesel und Benziner verkaufen können. Wenn wir wirklich Fortschritte in der Dekarbonisierung haben wollen, brauen wir eine Regierung, die weniger die alten Industrien bedient und alle Möglichkeiten nutzt, die technisch einsetzbar und ökonomisch tragbar sind.



Kommentar vom 24.10.2019 11:23
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@Wolfgang Richter

Gemeinschaftliche Aufgaben bringen typische Schwierigkeiten mit sich. Wenn nur einer seinen Beitrag leistet und die anderen nicht, nützt das wenig. Das geht aber nur, wenn einige anfangen, das Problem zu lösen, und vorerst kann man nur hoffen, dass die anderen früher oder später mitziehen. Ein Versuch ist es wert. Wenn sich die Klimaerwärmung die nächsten Jahre entsprechend verschärft, steigen auch die Chancen, dass immer mehr Länder mitziehen.

Wir wären sicher nicht die einzigen, die ihren eigenen Beitrag gegen den Klimawandel leisten. Wenn viel in Windenergie, Photovoltaik, Gasbackupkraftwerke und neue Stromleitungen investiert wird, werden hier auch die Preise weiter sinken, und sich auch immer mehr nicht so reiche Länder wirksame Klimaschutzmaßnahmen leisten können. Die Preisentwicklung bei den Photovoltaikpaneelen ist überaus erfreulich. In den südlichen Ländern, wo mehr als doppelt so viel Sonnenstrahlung einzufangen ist wie in Deutschland, wird sie womöglich bald ohne jede Förderung wirtschaftlich sein. Je schneller mehr und mehr Länder mitziehen, desto schneller kommt eine Lösung des Problems in Gang, und desto niedriger sind die globalen Temperaturen, bei denen wir dann am Ende landen werden. Vermutlich ist es überhaupt keine Frage, ob wir den Treibhauseffekt stoppen, sondern nur wann und auf welchem Niveau. Wir kommen da überhaupt nicht drum herum.

Ich bin auch für eine möglichst ökonomische Energiewende, wenn sie denn gelingt. Die Lenkungswirkung z.B. einer langsam steigenden CO-Steuer würde auch die Kräfte des freien Marktes nutzen, und nach und nach immer mehr klimafreundliche Maßnahmen konkurrenzfähig machen. Andere Maßnahmen wie fahrradfreundliche Städte sind sowieso eine gute Idee, weil sie die Städte ganz wesentlich lebenswerter machen, neben dem Effekt für den Klimaschutz. Nicht nur die Luft wird besser, viele Stadtbewohner sparen auch viel Geld, wenn sie auf ein eigenes Auto verzichten können, weil sie zügig und sicher mit dem Fahrrad überall hinkommen.

Was Anpassungsmaßnahmen angeht, so ist da aktuell noch nicht wirklich viel zu tun. Wir wissen nicht sonderlich genau, wie das Wetter und damit das Klima sich konkret in den nächsten Jahren entwickelt. Manch einer braucht bald eine Klimaanlage, und die Forstbetreiber müssen gucken, welche Baumarten sie in Zukunft noch anpflanzen können. Die Zeiten, in denen die Küstenstädte wegen des steigenden Meeresspiegels verlegt werden müssen, sind bei uns noch weit entfernt. Gegen Trockenheit kann die Landwirtschaft nicht viel machen, drohende Ernteeinbußen können wir kaum abwenden.

Klimaschutz ist auch eine grundsätzliche Frage der Kultur. Wollen wir Verantwortung für das Leben übernehmen, und Teil der Lösung sein, oder interessiert uns nur der eigene Profit? Die Bewältigung gemeinschaftlicher Aufgaben würde ganz nebenbei auch die Menschen dieser Welt näher zusammenbringen.



Kommentar vom 21.10.2019 11:56
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/religionswissenschaft-vs-antisemitismus-im-landtag-bw-und-bei-hossa-talk/

@Michael Blume 21.10. 12:56

Die größeren Erfolge sozialer Marktwirtschaften sehe ich auch. Wobei mir die Freiheit noch wichtiger als der erzielte Umsatz ist. Umsatz und Wirtschaftsleistung sehe ich nicht nur positiv. Das führt nicht nur zu Wohlstand, sondern auch zu Naturverbrauch, Stress auf der Arbeit und zu einem Übermaß an Zuwanderung, und macht in vielen Bereichen immer weniger Sinn. Wie gesagt, die halbe Demokratie ist besser als gar keine. Wenn man mal den Lobbyisteneinfluß reduzieren könnte, wäre das eine gute Sache. Z.B. ein Verbot für Parlamentarier und hohe Regierungsmitglieder vor und nach ihrer Politkarriere in der Wirtschaft richtig Kasse zu machen. Das gibt Interessenkonflikte mit dem Gemeinwohl, die an Korruption grenzen, was man besser vermeiden sollte.

Was die esoterischen Verschwörungsmythen angeht, so irritiert mich hier am meisten, dass hier eine Art gespaltene geistige Wirklichkeit angenommen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Ein so gespaltener Weltengeist würde doch vermutlich mit sich selbst nicht klarkommen. Es gibt seit fast 4 Milliarden Jahre Leben auf der Erde, um die sich wahrscheinlich der Geist dieses Universum kümmert. Wenn hier innerhalb der Geisteswelt ein Kampf bis aus Blut geführt würde, wäre die Evolution nicht so weit gekommen, und es gäbe überhaupt keine Menschen.

Deswegen glaube ich an eine friedliche Geisteswelt, der wir vertrauen können, wenn wir selber keinen Unsinn beabsichtigen. Ich gehe hier davon aus, dass gute Aktionen von der Geisteswelt auch unterstützt werden, und dass Bockmist nicht unterstützt wird.

Was nicht-geistige Verschwörungstheorien angeht: Interessenkonflikte gibts wirklich, und in dieser Konsequenz auch mal „Verschwörungen“. Dass hier einer den anderen tatsächlich versucht zu übervorteilen, das kommt vor. Wie sowieso im Leben muss man da aufpassen, dass man nicht betrogen wird. Insbesondere der Neoliberalismus verfolgt die Interessen der Arbeitgeber und der Vermögenden, zum Nachteil der Arbeitnehmer und der Nicht-Vermögenden. Die deregulierte Wirtschaft ist in der Folge anfälliger für systemgefährdende Steuervermeidung und Spekulationsblasen, und die Umwelt bleibt dabei auch schnell auf der Strecke.

Bei aller tatsächlichen Betrügerei muss man dennoch gut aufpassen, dass man nicht paranoid wird, weil dass dann auch nicht weiterführt. Vorsicht und aktive Realitätsprüfung ist hier wie überall im Leben äußerst sinnvoll. Insbesondere muss man sich vor falschen Fakten vorsehen, die über das Internet verbreitet werden, auch wenn sie den eigenen Auffassungen entgegen kommen.



Kommentar vom 21.10.2019 12:25
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@Rechtsesoterik

Na ja, die Idee, dass böse Mächte die Welt manipulieren, ist kein Monopol der Rechtsesoterik. Ich hab man ein Buch gelesen über Kultur und Religion bei den Hopi-Indianern. Auch die glaubten an eine geheime weltweite Bruderschaft, die die Welt manipuliert und viel Schaden unter den Menschen anrichtet. Auch die Zeugen Jehovas sind fest davon überzeugt, dass Satanische Mächte die Regierungen der Welt kontrollieren, und dabei sind den Weltuntergang zu verursachen.

Selbst das Christentum hat teuflische Mächte im Programm, die das Werk Gottes mit uns Menschen stören, teilweise dreht sich da alles um den Kampf um die Seelen zwischen dem Herrn und dem Teufel.

Bei aufgeklärten, weltoffenen Menschen finden diese Religionsauffassungen dann keine Anhängerschaft, aber einen gewissen Kampf mit solchen Verschwörungsmythen finden sich in vielen religiösen Vereinen. Die meisten vernünftigen Menschen schenken sich diese Diskussion, und gehen zu keinen Gottesdiensten mehr hin, oder sind sogar ganz aus allen Vereinen ausgetreten.

Vielleicht schade um die Perspektiven, die wirklich gute Religiösität den Menschen bringen kann.

Die Wissenschaft hält sich da im wesentlichen ganz raus, da gibt es einfach meistens gar nichts Geistiges in der Wirklichkeit, hier vermutet man gerne nur die evolutionär bedingte Anfälligkeit für halluzinierte Argumente für Religion. Bei der entscheidenden Frage, ob böse Mächte denn nun wirklich die Welt manipulieren oder gar regieren, kann man schlecht Stellung beziehen, wenn man alles Spirituelle komplett ablehnt und ins Reich der Fantasie verbannt. Das mag den Materialisten zufriedenstellen, die meisten Menschen sind aber keine Materialisten, und haben durchaus mit spirituellen Erfahrungen im eigenen Leben zu tun, und sind in der Folge von einer komplett geistlosen Welt nicht mehr zu überzeugen.

So kann dann Mancher zur leichten Beute auch für die Rechtsesoterik werden.

In der Wirklichkeit kann man schon den kapitalistischen Neoliberalismus ausmachen, der hier eine negative Auswirkung auf das Leben der Menschen und den Rest der Natur hat. Dieser ist ganz offensichtlich am Werk, aber auch versteckt unterwegs. So haben wir auch nur eine halbe Demokratie, die Lobbyisten der Kapitalisten haben wohl nochmal genauso viel Einfluss auf die konkrete Politik wie der Wähler. Und auch die alten Medien sind von den staatlichen und wirtschaftlichen Akteuren nicht sonderlich unabhängig. Hierfür braucht man keine geheimen bösen Mächte postulieren.

Die halbe Demokratie ist aber besser als gar keine.



Kommentar vom 20.10.2019 14:39
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/wie-lange-wissen-wir-um-den-drohenden-klimawandel/

@Wofgang Richter

Interessante Links. Die Lobbyisten freuts, die Gasstrategie von Herrn Altmaier fördert zunächst schnell die deutschen Kraftwerksbauer, ist aber dennoch nicht ganz verkehrt. Immerhin erzeugt Erdgas nur halb so viel CO2 als Kohle, und ist allein deswegen schon für die Klimawende wirksam. Auch können neue Gaskraftwerke später, wenn die Erneuerbaren voll ausgebaut sind, auch teils oder ganz direkt mit gespeichertem Wasserstoff aus Stromüberschüssen laufen und so dann emmissionsfrei die Dunkelflauten überbrücken. Aber ohne einen Ausbau von Windturbinen und Photovoltaik kommen wir nicht wirklich weiter mit der Energiewende. Dafür müssen wir offenbar die Grünen wählen.

Man muss hier bedenken, dass Wasserstoff 4 mal so viel Volumen pro Kwh Platz in den teils schon bestehenden unterirdischen Speichern verbraucht als Methan. Eventuell macht es von daher Sinn, möglichst viel Methan aus Überschüssen zu produzieren und für den Winter zu speichern, und den Wasserstoff aus den Überschüssen eher nur kurzfristig direkt zu speichern. Auch eine Wärmepumpenheizung braucht in der Regel die Option, bei Strommangel im Netz oder bei großer Kälte zusätzlich per Gasflamme zuzuheizen.

Man kann hier auch das Methan aus den Biogasanlagen und der Müllentsorgung nach Möglichkeit erstmal speichern, und dann bevorzugt zum Zuheizen verwenden, wenn der Strom knapp ist. Bei Schiffen kann ich mir auch gut vorstellen, dass man die direkt mit flüssigem Wasserstoff betreiben kann. Ein Frachtschiff ist ein Großverbraucher, der viel Platz für einen großen isolierten Drucktank hat. Und wo Häfen sind, ist eine Küste und damit auch viele Windräder und damit viel regelmäßig anfallender Überschussstrom zur Herstellung von Wasserstoff.

Wenn in Jahrzehnten die Photovoltaik entsprechend kostengünstig geworden ist, kann man vermutlich in Nordafrika sehr viel davon installieren, dann den Strom gleich in Wasserstoff umwandeln und per Pipeline in ganz Europa verteilen. Altmaiers neue Gaskraftwerke können dann auch mit diesem Wasserstoff laufen und hier relativ bedarfsgerechten Strom produzieren. Ist das eventuell kostengünstiger als den Strom per Hochspannungsleitung zu transportieren? Ich weiß auch nicht, ob uns nicht das Kupfer für Stromleitungen knapp wird. Neben der Energiewende gibt es ja noch die sich entwickelnden Schwellenländer, die Kupfer für den Neuaufbau eines Stromnetzes brauchen, und die vielen neuen Gebäude weltweit, wo auch jede Menge Stromkabel aus Kupfer installiert werden müssen.



Kommentar vom 17.10.2019 10:59
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/wie-lange-wissen-wir-um-den-drohenden-klimawandel/

@Martin Holzherr 16.10. 17:07

„1) Wind-+Solarkraft so auslegen, dass es für den Winter reicht (das Zuviel im Sommer einfach abregeln).
2) Batterien als Kurzfristspeicher bis maximal 1 Tag
3) Längere Unterversorgungsphasen mit fossilen Kraftwerken abdecken, die in Reserve gehalten werden.
Allein schon mit dieser Lösung könnte Deutschland seinen CO2-Ausstoss auf einen Viertel des Heutigen reduzieren.“

Na das wär ja was. Wenn Photovoltaik noch günstiger wird, wäre das auch weniger teuer. Ich denke, das man schon Nutzungen für den abgeregelten Strom in diesem Modell finden würde, insbesondere wenn die aktuellen Netzpreise an die Verbraucher weitergegeben werden. Neben Produktion von Wasserstoff, Methan und flüssigen Kraftstoffen, wäre z.B. eine Produktion von Aluminium, die nur im Sommer mit Überschüssen läuft, denkbar. Den nicht nutzbaren Rest Abregeln kann man dann immer noch.

Neben dem Streben nach Selbstversorgung können dennoch über die Europäischen Fernleitungen durch Stromaustausch noch die Synchronisierung von Produktion und Nachfrage verbessert werden. Auch stelle ich mir den Einsatz von Photovoltaik in Südeuropa sehr lukrativ vor, bei den selben Kosten hat man dort teils den doppelten Ertrag wie in Deutschland. Hier werden sich wohl neue Stromtrassen in Nord-Süd-Richtung lohnen, wo dann auch umgekehrt Windstrom nach Süden transportiert werden kann, ja nach Wetterlage. Je weiter der Strom verteilt werden kann, desto mehr gleichen sich die lokalen Wetterlagen gegenseitig aus. Dann braucht man auch etwas weniger installierte Leistung, und hat weniger Bedarf bzw. weniger Laufzeiten und damit Energieverbrauch für die vorerst noch fossilen Backupkraftwerke.

Ganz nebenbei könnte man auch den Fahrradverkehr in den Städten fördern, das spart nicht nur installierte regenerative Leistung, sondern spart den Radfahrern auch viel Geld, wenn die kein Auto mehr brauchen, weil man mit dem Fahrrad sicher und zügig überall hinkommt. Das wäre keine Konsumeinschränkung zum Nachteil der Stadtbewohner, sondern eine Bereicherung der Möglichkeiten im urbanen Leben.

Was die Groko angeht, so scheinen tatsächlich die Lobbyisten der Kraftwerksbetreiber erfolgreich noch ein paar Jahre Laufzeit ihrer alten abgeschriebenen Kraftwerke heraus holen können. Und auch die Autoindustrie bekommt noch ein paar Jahre mehr, in denen sie fette, schwere Autos mit Verbrennungsmotor verkaufen kann.

Wer wirklichen Klimaschutz haben will, kommt wohl nicht drum herum, die Grünen zu wählen, da gibt’s offenbar keine Alternative.



Kommentar vom 16.10.2019 13:01
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/wie-lange-wissen-wir-um-den-drohenden-klimawandel/

@Backupkraftwerke

Wenn wir Sonnen- und Windenergieproduktion auch auf Heizung und Mobilität ausbauen, brauchen wir dennoch nicht mehr Backup-Kraftwerke als für die reine Stromversorgung. Als Heizung bietet sich eine Kombination von Elektro- und Gasheizung bzw. sparsamer eine aus Wärmepumpen- und Gasheizung an. Die läuft dann nur auf Strom, wenn regenerativer Strom ausreichend zur Verfügung steht, wenn nicht läuft sie auf Gas, dass zuvor aus Überschussstrom hergestellt wurde und das ausreichend für die Heizsaison gespeichert werden kann.

Auch bei der Elektromobilität kann man die Privatfahrzeuge auch zeitverzögert aufladen, weil typischerweise bei 30 km Fahrleistung pro Tag für 150 km aufgeladen werden kann. Dann kann man auch mal 3 Tage auf das Aufladen verzichten. Wenn die aktuellen Netzstrompreise auch an die Kunden über entsprechende Stromzähler weitergegeben werden können, würde bei Stromknappheit auch durch die entsprechend hohen momentanen Preise einiges an Leistung nicht mehr nachgefragt werden. So manche energieintensive Industrieproduktion würde dann vorübergehend ausgesetzt werden. Insgesamt bräuchten wir also gar nicht so viele Backupkraftwerke.

Die derzeitige Umstellung von Kohle auf Gas bei den Kraftwerken macht dann auch Sinn, weil die zwar zunächst noch mit Erdgas laufen, aber dann später einfach auf synthetischen Wasserstoff oder Methan aus Stromüberschüssen umgestellt werden können.

Das mit dem vollen Ausbau der regenerativen Produktion wird wohl mindestens 20 Jahre dauern, allein weil Kapital einerseits und Ausbaukapazitäten bei den Herstellern der Anlagen andererseits begrenzt sind. In den weniger reichen Ländern wird der Umbau wohl erst in Fahrt kommen, wenn Solarpaneele noch mal deutlich günstiger geworden sind, was allerdings in den nächsten Jahrzehnten auch zu erwarten ist.

Also wir können das schaffen, und das auch bezahlbar gestalten, denke ich.



Wegmoderierter Kommentar vom 15.10.2019 00:42
https://scilogs.spektrum.de/fischblog/aussterben-menschheit-klimawandel/

@Atomkraftwerke

Na ja, falls die Zivilisation mal zusammenbricht, und sich wirklich keiner mehr um die Nachzerfallswärme in den abgeschalteten Atomkraftwerken kümmert, setzt das dann noch einen oben drauf. Das betrifft alle Reaktorkerne, die vor dem Zusammenbruch in Betrieb waren, und teilweise sogar die abgebrannten Brennstäbe in den Abklingbecken. Wenn da nicht mehr aktiv gekühlt wird, müsste sich ein Großteil der dort vorhandenen Spaltprodukte im Umland verteilen. Bei allen betroffenen Kraftwerken gleichzeitig.

Gründe für einen Zusammenbruch gäbe es ein paar. Eine Superseuche aus dem CRISPR-Cas9 Labor, ein schwerer Sonnensturm oder ein schwacher Gammablitz, der Stromnetze und Computer zerstört. Oder in vielleicht 20 Jahren, wenn wir uns weltweit von Computern und dem Internet der Dinge total abhängig gemacht haben und ein richtig fies geführter Cyberkrieg ausbricht, indem die Regierungshacker der Kontrahenten alles aufbieten, was sie haben, und wechselseitig jeden feindlichen Computer zerstören, der irgendwie am Internet hängt.

Neben den handfesten Problemen im Sektor Wasserbeschaffung, Nahrungsverteilung, winterfeste Unterkunft, und dann später auch Nahrungsanbau käme dann noch alllgemeine und auf Dauer ziemlich tödliche radioaktive Verseuchung dazu.



Kommentar vom 14.10.2019 18:48
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/wie-lange-wissen-wir-um-den-drohenden-klimawandel/

@Martin Holzherr 14.10. 11:03

„Gäbe es CO2-freien Strom für weniger als 3 Cents pro Kilowattstunde, dann wäre das Klimaproblem zu 80% gelöst.“

Klar wäre das eine Lösung. Aber das gilt doch auch für höhere Kosten als 3 ct/Kwh. Meine Gasrechnung berechnet mir 5,2 ct/Kwh plus Grundgebühr. Benzin kostet ca. 11 ct/Kwh, und für Strom zahle ich astronomische 24,2 ct/Kwh plus Grundgebühr.

Zitat Wikipedia Stichwort Windenergie:

„Laut Fraunhofer ISE (Stand 2018) können Windkraftanlagen mit 3,99 ct/kWh bis 8,23 ct/kWh zu niedrigeren Stromgestehungskosten produzieren als neue Steinkohle- und Gaskraftwerke, die Stromgestehungskosten von 6,27 ct/kWh bis 9,86 ct/kWh bzw. 7,78 ct/kWh bis 9,96 ct/kWh aufweisen. Auch Braunkohlekraftwerke haben mit 4,59 ct/kWh bis 7,98 ct/kWh etwas höhere Stromgestehungskosten als Windkraftanlagen an Land. Offshore-Anlagen sind aufgrund des größeren Bauaufwandes sowie höherer Finanzierungs- und Betriebskosten trotz mehr Volllaststunden deutlich teurer; ihre Stromgestehungskosten lagen 2018 bei 7,49–13,79 ct/kWh.“

Neue Windkraftanlagen an Land produzierten also 2018 zwischen 4,0 ct/kwh und 8,2 ct/Kwh.

Wenn wir hier einen Durchschnittspreis von 6 ct/Kwh nehmen, ist das nur knapp überm Gaspreis, und nur halb so hoch wie der Benzinpreis. Und nur ein viertel vom Strompreis für Privatverbraucher. Klar kommen hier noch die Netzdurchleitungen dazu, und eventuell auch Abregelungen, Speicherkosten bzw. Umwandlung in Wasserstoff bzw. Weiterumwandlung in Methan und flüssige Kraftstoffe, und wohl noch Steuern (?).

Aber so viel teurer scheint das doch gar nicht zu werden. Ich denke, wir sind uns darüber einig, dass die Energiewende durchaus zu etwas höheren Energiepreisen führen darf – vielleicht 30% bis 50%? Es sieht so aus, dass das dicke genügt. Zumal die Stromkosten für die Privatverbraucher angesichts des derzeitigem astromomischen Niveaus dabei sogar sinken könnten, incl. dem Strom für Elektroautos.

In den letzten Jahrzehnten war die Photovoltaik anfangs noch sehr teuer, und hat wesentlich durch die EEG-Umlage zu den derzeit astronomischen Strompreisen für die Privatverbraucher beigetragen. Die Preise für neue Photovoltaikanlagen sind aber inzwischen stark gesunken, und werden voraussichtlich weiter sinken.

Zitat Wikipedia Stichwort Photovoltaik:

„Seit 2018 sind neu gebaute große Photovoltaikanlagen die günstigsten Kraftwerke in Deutschland. … So werden sich bis 2025 die Erzeugungskosten in Mittel- und Südeuropa auf 4–6 Cent pro Kilowattstunde verringern, bis 2050 auf 2–4 Cent. Zugrunde liegen konservative Annahmen zur technologischen Weiterentwicklung von Solaranlagen.“

Bei einer konsequenten Energiewende wird es mittelfristig teurer, aber mit dem Potential, in Jahrzehnten doch wieder günstiger zu werden. Offenbar sind die von Herrn Holzherr anvisierten 3 ct/Kwh durchaus in Sicht. Wir können aber kaum bis 2050 warten, und müssen jetzt schon anfangen in großen Umfang zu investieren.



Kommentar vom 13.10.2019 18:54
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@Dr. Webbaer 13.10. 13:50

Ich meine tatsächlich, dass Natur unabhängig vom Menschen selber einen Wert hat. Das Leben der Dinosaurier in ihrer Zeit hatte einen Wert für sich, meine ich.

Auf jeden Fall ist darüber hinaus mir die Natur was wert, was in der Praxis wichtiger ist. Die Ökologisten, die Sie beschreiben, mag ich so sehr auch nicht. Bei allen Schwierigkeiten, die wir diesem Planeten machen, sind wir doch eine wesentliche Bereicherung. Wegen unserem Bewusstsein, unserer Kulturfähigkeit und auch für die Dienste, die wir potentiell dem Leben auf diesem Planeten leisten können.

Also Ausbreitung unseres planetaren Lebens in der Galaxis, aber auch Stabilisierung des Klimas, dass es nicht zu weiteren Eiszeiten kommt, oder die Abwehr von Asteroiden.

Inwieweit jetzt ein menschlich bereichertes Leben in mitten einer guten Kombination von Kultur- und Naturlandschaft besser ist als eine reine Naturlandschaft, ist schwer zu sagen, mit Tendenz zu positiv. Auf jeden Fall hat der Mensch selbst, und zwar jeder einzelne, einen intrinsischen Wert, den wohl manche Ökologisten wiederum ablehnen. Wenn ich als Mensch süchtig nach Tabak bin, oder Hunger auf Fleisch habe, wird mir das von Manchem vorgehalten, dass ich dazu nicht berechtigt wäre.

So wie sich der Mensch allerdings teilweise verhält, kann man ihn doch auch als planetaren Krankheitserreger, der gleichzeitig immer noch intrinsichen Wert hat, betrachten. Das hängt zum Teil auch einfach mit der Zahl der Menschen zusammen. Der Organismus Weltökologie kann jedenfalls derzeit durchaus als etwas Homosapienskrank betrachtet werden. Wenn Populationsstärke und dazu passendes Verhalten sich aber wieder in planetar gesunde Bereiche bewegen, sind wir meiner Ansicht ganz klar eine Bereicherung, und keine Krankheit.



Kommentar vom 13.10.2019 13:54
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@Yadgar 12.10. 23:57

Wenn die neuen Flüssigsalzreaktoren mehr Atommüll verwerten als sie produzieren, und die Haftpflichtversicherung gegeben ist, ist das für mich im wesentlichen nur noch eine Kostenfrage. Ich stell mit das aber sehr schwierig vor, sowas zu bauen. Die sehr heiße Salzschmelze mit den ganzen Spaltprodukten in einem Milieu von massivster radioaktiven Strahlung müsste eigentlich so aggressiv sein, dass der Reaktorkern nur 1 oder 2 Jahre durchhält, fürchte ich. Dann müsste man den Reaktorkern entsprechend oft quasi als Ersatzteil austauschen, was dann natürlich entsprechend teuer wird.

Deshalb glaube ich das erst, dass das nicht zu teuer ist, wenn das tatsächlich einer fertig bringt, dass zu den erforderlichen moderaten Kosten zu bauen.

Was Sie über die Möglichkeiten zur Verwertung von temporär überschüssigem Strom schreiben, ist ein Aspekt, der für das Gelingen einer kostenerträglichen Energiewende ganz entscheidend ist. Diese Verwertungsmöglichkeiten gelten natürlich nicht nur für Kernenergie, sondern auch für Solar- und Windenergie. Wenn man die Verwertung des Überschussstroms entsprechend organisiert, dann braucht man gar keine neuen Techniken der Stromspeicherung, auch nicht bei 100% Dekarbonisierung. Insgesamt würden aber bestehende Kernkraftwerke, die nur als Grundlast laufen können, dann doch im gesamten Mix nicht mehr gut zu gebrauchen sein. Neue Kernkraftwerke mit Hitzespeicher, die in gewissen Grenzen nach Bedarf Strom liefern können, wären aber eine gute Ergänzung zu den Regenerativen Energien. Wenn sie denn nicht zu teuer sind.

Was die Möglichkeiten angeht, dass man beim Betrieb von Flüssigsalzreaktoren auch entstehendes Plutonium abzweigen kann, da bin ich mir nicht sicher, ob das ein Problem ist. Das Plutonium fällt doch auch in den derzeitigen Kernkraftwerken an, und ist teilweise sogar in den Brennstäben als Teil des Brennstoffs enthalten. Dennoch ist es technisch sehr schwierig das Plutonium daraus zu extrahieren, weil das alles so fürchterlich gesundheitsschädlich ist, damit umzugehen. Wer das schafft, der kann auch Uran anreichern und damit dann Atombomben bauen. Das ist auch schwierig, aber der Umgang mit reinem Uran ist vergleichsweise harmlos.

Zur Photovoltaik in Deutschland: hier haben wir im Winter ein Minimum, wo wir aufgrund der Heizperiode den höchsten Energiebedarf haben. Bei Windenergie ist das genau andersrum, da haben wir auch in der Produktion im Winter das Maximum. Hier müssen nur Flauten von ein oder zwei Wochen überbrückt werden, bei Photovoltaik quasi die gesamte Heizperiode. Deshalb müssen wir neben neuen Stromleitungen für mehr europaweiten Energieaustausch vor allem auf Windenergie setzten, auch wenn die Windräder im Landschaftsbild mehr stören als die Solarpaneele. Das ist dann einfach drei mal kostengünstiger, und eben deswegen vermutlich die einzige Lösung, den deutschen Beitrag zum Klimaschutz zügig auf den Weg zu bringen.



Kommentar vom 12.10.2019 23:44
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@Yadgar 12.10. 21:24

Ich vermute, Sie meinen kleine Flüssigsalzreaktoren, die keine Brennstäbe mehr haben, sondern das spaltbare Material in flüssigem Salz gelöst im Reaktorkern zirkuliert.

Damit Kernkraftwerke zu den regenerativen Energien passen, müssen sie nur dann laufen können, wenn gerade Strom im Netz fehlt. Das geht mit konventionellen Kernkraftwerken nicht, die müssen Tag und Nacht durchlaufen. Wenn die Energiewende weiter fortgeschritten ist, müsste man den vielen dann überschüssigen Atomstrom auch wieder zwischenspeichern. Damit hätten diese Kraftwerke dann nicht mehr viel Sinn.

In neu gebaute Kernkraftwerke kann man aber noch einen Speicher für heißes flüssiges Salz einbauen, dann kann die Turbine für die Stromversorgung in Minuten ans Netz und für ein paar Stunden Strom liefern, während der Reaktorkern die ganze Zeit durchläuft. Diese Technik hat man schon in Solarkraftwerken, die mit Spiegeln das Sonnenlicht bündeln, ausprobiert. Diese Kraftwerke können dann auch in gewissen Grenzen nach Bedarf Strom liefern.

Die Variante der Flüssigsalzreaktoren soll auch in der Lage sein, Atommüll zu verwerten, und sicherer sein. Vollkommene Sicherheit kann ich mir aber nur schwer vorstellen, weil das Hauptsicherheitsproblem immer noch die Nachzerfallswärme ist, die auch nach Abbruch der Kettenreaktion weiter frei wird. Das ist eine direkte Folge der Kernspaltung und kann mit keinem Reaktordesign vermieden werden. Wenn dann die Kühlung eine Woche ausfällt, wirds wohl auch bei kleinen Flüssigsalzreaktoren gefährlich.

Wie dem auch sei, ich bin kein Kraftwerkstechniker. Wenn so ein Flüssigsalzkernkraftwerk tatsächlich mehr Atommüll verbraucht, als es produziert, und wenn es nach Bedarf Strom liefern kann zu Kosten von unter 10 ct/Kwh, und wenn der Betreiber eine Haftpflichtversicherung findet, die bereit ist für wirklich alle Schäden eines Unfalls aufzukommen, dann hätte ich nicht mehr viel dagegen.

Soweit ich weiß, hat man so einen kleinen Flüssigsalzreaktor mit Flüssigsalzwärmespeicher bisher noch nicht in Serie gebaut, und ich fürchte, das diese Technik nicht unter 10 ct / Kwh Strom liefern kann. Wenn doch ein Hersteller das schafft und die Dinger sich als Zuverlässig erweisen, bin ich überzeugter Kernkraftbefürworter, vorher aber nicht.

Es wäre vielleicht schade für das schöne spaltbare Uran, möglicherweise werden wir das noch als Energiequelle für Raumschiffe brauchen, die zu anderen Sternen fliegen können. Das wäre für mich schon ein Argument, auch diese Kraftwerkstechnik nur solange zu betreiben, bis wir mit dem Ausbau von regenerativen Energiequellen weltweit fertig sind.

Was ihre Einschätzung zu Solar und Windenergie betrifft, da unterschätzen Sie das Potential wohl deutlich. Windenergie lohnt sich vor allem an der Küste, aber auch im deutschen Hinterland, wo es inzwischen an günstigen Standorten auch ohne Förderung schon konkurrenzfähig ist. Hier fehlen zur Zeit einfach nur die Baugenehmigungen. Photovoltaik ist in gewissem Ausmaß auch in Deutschland sinnvoll, solange da nur wenig Überschüsse produziert werden. In der Wüste hat man damit zwar den meisten Ertrag, aber in Südeuropa ist der Ertrag auch jetzt schon zufriedenstellend. Und gerade bei Photovoltaik ist noch Potential da, dass die Paneele in Zukunft noch einiges billiger werden.



Kommentar vom 12.10.2019 13:00
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@MDr. Webbaer 11.10. 20:18

Die reine Wirkung von CO2 auf den Strahlungshaushalt konnte auch zu Ditfurths Zeiten schon berechnet werden. Soweit ich weiß, ist die Klimasensitivität ohne Berücksichtigung alle Rückkopplungseffekte bei recht genauen 1,2 Grad, was sich auch ohne Supercomputer leicht berechnen lässt. Also eine Bemerkung Wert war das Thema damals auch schon.

Heute wissen wir mehr, und haben aktuell einen Wert für die Klimasensitivität zwischen 1,5 und 4,5 Grad, den die modernsten Klimamodelle hergeben. So genau ist das jetzt ja auch nicht. Und was dann vielleicht noch evidenter ist, wir haben eine bereits eingetretene Erwärmung von 1,1 Grad.

Zitat Dr. Webbaer:
„Der Ökologismus, vs. das sinnhafte ökologische Bemühen kann so definiert werden, dass der Ökologist, abweichend vom (biblischen) Dominium Terrae, der Natur einen intrinsischen (!) Wert beimisst.“

Also ich messe der Natur auch einen intrinsischen Wert bei. Als mitfühlendes Wesen ist mir das vollkommen selbstverständlich. Ich bewege mich inmitten einer lebendigen Welt, und meine Lebensqualität ergibt sich nicht nur aus den Beziehungen zu meinen Mitmenschen, sondern auch im Miteinander mit dem Rest der Natur. Ein bewusstes Dasein im ganzem Kosmos ist sogar Teil meiner Identität.

Die Sorge um die Natur war vor dem Aufkommen der Weltreligionen auch weltweiter Standard. Die moderne reine Fixierung auf Geld und Profit ist bemerkenswert, und in der Weltgeschichte relativ neu. Die meisten Menschen finden dass auch nicht wirklich gut, und wissen nur noch nicht so recht, was sie dagegen machen können.

Die biblischen Sprüche „Seid fruchtbar und mehret euch“, und „Macht euch die Erde Untertan“ würde ich heute als „Ihr könnt Verantwortung für das Leben übernehmen“ aktualisieren. Wir haben heute die Wissenschaft, die uns zeigt, wie die Ökosysteme funktionieren, und wir haben die Technik und das Geld, um hier wie ein Gärtner mit der Welt zu arbeiten, und das Gedeihen der Natur mit unserer Kultur zu vereinbaren.

Einerseits sind wird mitten in einem anthropogenen Massenaussterben, anderseits haben wir mittlerweile auch die Macht, langfristig das Klima zu stabilisieren. Der Wechsel von Eiszeiten und Warmphasen in den letzten 3 Millionen Jahren tat der Natur nicht so gut, wenn wir das in Zukunft stabilisieren könnten, wäre das für die gesamte Natur eine gute Sache. Wie das geht, lernen wir ja gerade.

Und wir haben es selber in der Hand, ob wir mit 10 Milliarden Menschen hier alles platt machen wollen, oder besser nur mit 5 Milliarden Menschen ein gutes Leben inmitten von viel freier Natur haben wollen. Nicht nur um unserer Selbst willen, auch wegen des Wertes, den wir der Natur zugestehen, wenn wir es den wollen.

Ganz nebenbei betrifft die Möglichkeit, dass der Mensch womöglich auch das Leben mittels Raumfahrt im Kosmos verteilen könnte, nicht nur den Menschen. Auch die restliche belebte Natur der Erde hätte so eine weitere Perspektive. Und diese Perspektive wäre dann, kosmisch gesehen, die Naturkatastrophe wert, die mit der Entwicklung des Menschen zu verbunden sein scheint.



Kommentar vom 11.10.2019 17:44
https://scilogs.spektrum.de/mente-et-malleo/wie-lange-wissen-wir-um-den-drohenden-klimawandel/

@Martin Holzherr 11.10. 08:59

Ihr wohl leider realistisches Scenario kommt dann in etwa der Verdopplung der Treibhausgaskonzentrationen gleich. Bei einer Klimasensitivität von 1,5 – 4,5 Grad ist das dann auch genau das, was auf uns zukommt. Im Mittel 3 Grad, aber der Bereich von 1,5 – 4,5 Grad ist offenbar sehr ungenau. Wie warm es wirklich wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Aber in 10 Jahren werden wir es wohl deutlich genauer wissen, und im sich ungünstig entwickelndem Fall werden dann auch mehr Anstrengungen möglich sein.

Offenbar haben wir wahrscheinlich eine rechtzeitige Abwendung des Klimawandels bzw. der Klimakatastrophe verpennt und verpasst. Einen möglichen Ausweg sehe ich dennoch. Es bleibt ja noch die Option einer grundlegenden Änderung der Konsumeinstellung der Menschen. Wenn es den Menschen dann doch wichtiger wird, an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten, und dafür einen Teil der Konsumgewohnheiten opfern, haben wir eine neue Situation. Wenn die Anstrengungen im Klimaschutz von einem Rückgang des Konsums begleitet werden, muss viel weniger investiert werden, und es stehen gleichzeitig viel mehr Mittel für die nötigen Investitionen zur Verfügung.

Falls sich eine Änderung der Einstellung zum Konsum innerhalb von 20 Jahren auf breiter Basis entwickelt, kann das doch noch was werden, deutlich unter der Vordopplung der Treibhausgase zu bleiben. Das hängt auch direkt davon ab, wie rasant sich das Klima und auch schon das Wetter sich in diesem Zeitraum entwickelt. Die Menschen reagieren wesentlich konsequenter, wenn sie eigene persönliche Erfahrungen machen, als wenn nur eine Theorie Aussagen macht, auch dann wenn es eine gut gesicherte Theorie ist. Wobei der Bereich von 1,5 bis 4,5 zwar gut gesichert ist, aber dafür ist er umso ungenauer.

Mit überraschenden Weiterentwicklungen von einzelnen Techniken kann man auch rechnen. Wenn z.B. Photovoltaik oder Akkus noch mal wesentlich kostengünstiger werden, wird das den Klimaschutz wesentlich beschleunigen können.

Wer hätte 1985 damit gerechnet, dass sich der Kalte Krieg 5 Jahre später in Luft auflöst? Menschen und ganze Gesellschaften ändern sich ähnlich unvorhersehbar wie das Wetter, und sind langfristig noch schwerer einzuschätzen wie die Entwicklung des Klimas. Also Hoffnung gibt es schon. Aber auch Perspektiven für Katastrophenfreunde.



Kommentar vom 11.10.2019 00:34
https://scilogs.spektrum.de/umweltforsch/hebemechanismus-fuer-das-klimapaket/

@Ökonomische Energiewende

Ich denke, je ökonomischer die Energiewende gestaltet wird, desto schneller kann sie vorwärts kommen. Die EEG-Umlage war wenig ökonomisch, weil zu viel teure Photovoltaik und Offshore-Windräder gefördert wurden. Hätte man das Geld mehr in Windräder im Hinterland investiert, wären wir bei den selben Kosten schon viel weiter.

Auch war die EEG-Umlage so ungünstig gestaltet worden, dass der Strom für die Industrie sogar billiger wurde, was von den Privathaushalten über die Umlage mitbezahlt worden ist. Das hat nicht nur den Industriestromverbrauch gefördert, sondern auch die Akzeptanz des Klimaschutzes bei den Privatkunden gar nicht gefördert.

Es erscheint mir auch wichtig, generell die getätigten Investitionen nicht ohne Not zu entwerten. Z.B. sollte die Elektromobilität nur so schnell vorangetrieben werden, dass die bereits angeschafften Fahrzeuge bis zum Ende ihrer Nutzungsdauer gefahren werden können. D.H. das schon bald nur die meisten Neuwagen elektrisch sein können. Das würde auch zu den zu tätigenden Investitionen in die regenerative Stromproduktion passen. Das dauert ja seine Zeit, dass alles zu finanzieren, und auch die Windkraftanlagenbauer brauchen bestimmt noch 20 Jahre, bis die mit dem Zubau von Anlagen fertig sind.

Deswegen muss jetzt auch schnell damit angefangen werden.

Was die Urlaubsflüge angeht, macht es auch keinen Sinn mit einer Radikallösung in ein paar Jahren den Urlaubsflugverkehr auf 20 % runterzufahren. Nicht nur die Investitionen in die Flugzeuge wären dann verloren, sondern auch die riesigen Investitionen in die Hotels an den entfernten Urlaubszielen wären damit verloren. Wenn jetzt innerhalb von 5 Jahren in mit dem Zug erreichbaren Urlaubszielen überall neue Hotels gebaut werden müssten, wäre die Emmissionseinsparung dahin, und das dafür nötige Kapital würde auch beim Aufbau der neuen Energieinfrastruktur fehlen.

Also ruhig den Flugverkehr so reduzieren, dass auf Jahrzehnte kaum noch neue Flugzeuge mehr neu gebaut werden müssen, und auch die Investitionen in die Infrastruktur in den Urlaubsländern langsam, kontrolliert und in Ruhe angepasst werden kann. Eben nur so schnell alte Investitionen auslaufen lassen, dass die Investitionen in was besseres auch hinter herkommen.

Bei alten, längst abgeschriebenen Kohle- oder Atomkraftwerken ist es eher noch ökonomisch vertretbar, diese vom Netz zu nehmen, wenn der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die neuen Stromleitungen soweit ausgebaut sind, dass die alten Kraftwerke überflüssig geworden sind.



Kommentar vom 10.10.2019 00:14
https://scilogs.spektrum.de/meerwissen/das-eis-das-meer-und-der-weltklimarat/

@Martin Holzherr 09.10. 19:09

Sie haben Recht, meine Angabe von 1 bis 3 Grad für die Klimasensitivität stimmt so nicht. Bei Wikipedia unter dem Suchbegriff Klimasensitivität habe ich auch 1,5 – 4,5 Grad für die Klimasensitivität gefunden. Wobei dort noch mehr Interessantes zum Thema steht:

„Seit Beginn der industriellen Revolution ist nicht nur die Konzentration von CO2 angestiegen; rechnet man den Konzentrationsanstieg der übrigen Treibhausgase über ihr Treibhauspotential in CO2-Äquivalente um, ergibt sich für das Jahr 2016 ein Gesamt-Strahlungsantrieb, der einer CO2-Konzentration von 489 ppm entspräche.“

Der Bezugswert für eine Verdopplung von 280 auf 560ppm wäre also bereits früher erreicht, wenn man die anderen Treibhausgase mitrechnet.

Soweit wie ich jetzt die Fakten verstanden habe, ist es immer noch ziemlich ungewiss, wie viel wärmer es wirklich wird. Jedenfalls kämen wir bei der Verdopplung mit viel Glück auf 1,5 Grad Erwärmung, und mit viel Pech auf 4,5 Grad. 1,1 Grad davon haben wir bereits erreicht.

Ich meine nicht, ein paar Windräder dazuzubauen, sondern richtig viele. Und klar, Braunkohlekraftwerke kann man auch ganz schnell vom Netz nehmen, dann lieber vorübergehend bestehende Gaskraftwerke mehr laufen lassen, als Schnellmaßnahme, bis mehr Windräder aufgebaut sind. Photovoltaik ist auch nicht verkehrt, aber noch ist die Windenergie an Land in unseren Breiten deutlich kostengünstiger. Sollte die Photovoltaik in vielleicht 30 Jahren doch günstiger als die Windkraft werden, kann man ja anfangen, Windräder, die ihre Betriebszeit erreicht haben, nicht wieder durch Neue zu ersetzen. Dann stören sie auch das Landschaftsbild nicht mehr.

Als nächste Maßnahme sind die Erweiterungen des Stromnetzes und neue variable Stromzähler sinnvoll. Erst wenn dann genug Regenerativer Strom bereit steht, macht es Sinn in die Elektromobilität voll einzusteigen.

Ich bin kein Freund von Atomkraft, und unabhängig vom Klimaschutz auch kein Freund von SUVs. Ich bin viel als Radfahrer im Stadtverkehr unterwegs, und diese SUVs sind einfach ein Stück breiter. Sowohl fahrend als auch im ruhenden Verkehr schränken sie meinen Platz auf der Straße deutlich ein. Zumindest bei dem mangelhaftem Zustand des Radverkehrskonzeptes hier in Dortmund. Und das hat indirekt sehr viel mit Klimaschutz zu tun. Die meisten Leute, die ich kenne, trauen sich nicht mit dem Fahrrad in den hiesigen Stadtverkehr, weil ihnen das zu gefährlich ist.



Kommentar vom 09.10.2019 18:33
https://scilogs.spektrum.de/meerwissen/das-eis-das-meer-und-der-weltklimarat/

@Reichtum und Flugzeugträger / Konsum

Die klassische Art, Krisenzeiten zu überstehen, ist anscheinend immer noch, eben möglichst reich zu sein. Das verschärft natürlich das Klimaproblem für die Welt als Ganzes, ist aber für den, der reich ist, eine wirksame Maßnahme. Wer genug Geld hat, hat auch immer so viel Fisch, wie er essen möchte. Die USA setzen noch eins drauf, und investieren in Flugzeugträger, Autonome Waffen und neue Atomraketen.

Soweit wie ich die Fakten verstanden habe, ist es noch ziemlich ungewiss, wie viel wärmer es wirklich wird. Bei der CO2-Sensitivität liegen die wahrscheinlichen Werte zwischen 1 und 3 Grad. Das hieße, dass wir auch bei einer Verdopplung der bis heute emmitierten CO2-Menge noch bei 1,5 Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten landen könnten, wenn wir ganz viel Glück haben. Im anderen Fall mit ganz viel Pech aber auch bei 4 Grad landen können. Das ist ein weites Feld.

Wir können jetzt noch nicht wissen, wie schlimm es wirklich kommt. Aber wir können nicht mehr weiter darauf warten, genauere Zahlen zu haben. Wir müssen dringend schon mal anfangen, und falls es ungünstig kommt, haben wir dann die Basis, dass Problem noch in den Griff zu bekommen. Wenn es doch günstiger kommt, können wir immer noch langsamer machen. Zumal es auch immer teurer werden kann, noch einzusparen, wenn wir die letzten Reste der Emmissionen vermeiden wollen.

Also als erstes Baugenehmigungen für neue Windräder im Hinterland ermöglichen, dass ist im Moment das Kosteneffektivste. Und sonst bleibt ja auch noch, etwas am Konsum zu reduzieren. Statt eines 2-Tonnen-SUVs kann man zu den selben Kosten einen 1-Tonnen-Elektro-Stadtflitzer anschaffen und betreiben. Mit 30% weniger Wohnfläche kann man auch im Niedrigenergiehaus wohnen bzw. mit Synthesegas aus Windstromüberschüssen heizen, und so zur selben Warmmiete wohnen. Und wenn man statt 2 mal Gran Canaria im Jahr nur ein mal da hin fliegt und eben gleich 6 Wochen Urlaub am Stück macht, dann ist das auch nicht mehr teurer, wenn man mit Synthesesprit aus Windstromüberschüssen fliegt.

Also wo ist eigentlich das Problem? Wir leben in Freiheit in einer Demokratie, wir dürfen wählen gehen und selbst entscheiden, wofür wir unser Geld ausgeben.



Kommentar vom 07.10.2019 00:37
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-neue-realitaetsschock-von-sascha-lobo/

@Gesamtgesellschaftlicher Konsens

Wir haben nach dem Ende des Kalten Krieges auch die Auswirkungen von Zeiten kennengelernt, in denen die Systemkonkurrenz weggefallen ist. Der Kapitalismus legte mit dem sich ausbreitendem Neoliberalismus reichlich zu, und mit Harz4 und dem immer mehr umsichgreifendem Niedriglohnsektor ging das Leben für sehr viele Leute nicht mehr vorwärts, sondern rückwärts weiter. Die vielen EU-Arbeitsmigranten und Asylbewerber haben einiges zum Verfall der Löhne im Niedriglohnbereich beigetragen. Wenn der unqualifizierte Ostdeutsche sagt, integriert doch erstmal mich, hat das eine Berechtigung, finde ich.

Die hier angelegte Unzufriedenheit spielt sicherlich neben den neuen Medien bei der Auflösung des gesamtgesellschaftlichen Konsens eine Rolle. Ich vermute, dass hier die neuen Medien nicht direkt rechtes Gedankengut fördern, sondern die Entwicklung insgesamt vor allem stark beschleunigen. Und das dann in alle möglichen Richtungen. So meine Hoffnung.

Wie man das auf die Dauer wieder zusammenbekommt, und funktionierende Regierungen bilden kann, ist eine Herausforderung für die Politiker. Wenn die sich mal weniger mit den Lobbyisten beschäftigen würden, müssten die doch auch die Zeit dafür haben, auch in schneller veränderlichen Konstellationen noch brauchbare Politik zu machen.

Von wegen Medienkompetenz hoffe ich, dass die Menschen zügig lernen, Fakenews zu erkennen, auch wenn sie ihnen entgegenkommen. Einfach aus Erfahrung, dass sie mit jedem weiteren Bären, den man ihnen aufgebunden hat, dann doch was lernen.

Die dänischen Sozialdemokraten hatten vor kurzem eine Wahl gewonnen, indem sie eine Kombination aus weniger Zuwanderung und guter Sozialpolitik angeboten haben. Vielleicht hilft es ja, wenn man erst mal die eigenen Bürger integriert, bevor man Millionen von Menschen in Not ins Land holt. Kann sein, das sich damit sogar die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen verbessert.



Kommentar vom 06.10.2019 18:20
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/franziskus-glocken-laeuten-am-4-10-fuer-den-christlich-islamischen-dialog/

@christlich-islamischer Dialog

Ich finde es eine sehr gute Idee, wenn sich verschiedene Religionen unter einander austauschen. Die Frage, was denn die geistige Wirklichkeit wirklich ist, ist eine sehr Interessante. Das setzt natürlich eine gewisse Weltoffenheit voraus. Wer wirklich meint, dass seine eigene Religion die einzig Wahre ist, hat wenig Gesprächsbedarf, von Missionstätigkeit mal abgesehen.

Wer mit Lügen und Gewalt arbeitet, ist selten ein fruchtbarer Gesprächspartner. Öfter scheint es, dass Muslime mehr dazu neigen, eben nicht weltoffen zu sein. Aber das kann auch daran liegen, dass sich Muslime von Israel, Großbritannien und den USA ziemlich schlecht behandelt fühlen, und vor allem eine Weltoffenheit aus dieser Richtung ablehnen.

Zwischen Religiösität und spiritueller Einstellung aller Art gibt es auch einen oft wortreichen Nichtdialog mit vielen Anhängern einer materialistisch geprägten Wissenschaft. Auch hier scheint es schwierig, wenn auch nicht unmöglich, zu sein, sich wirklich zu verständigen.

Wobei ich hier das Positive aus beiden Lagern schätze. Eine spirituelle Heimat als Teilnehmer in einem geistigen Kosmos einerseits, und die Einsicht in die Mechanismen von Klima und Ökologie anderseits geben mir beide zusammen die Möglichkeit, mich im Leben vernünftig zu bewegen. Das Experiment Zivilisation ist an einem interessanten Punkt angekommen, scheint mir.

Die wissenschaftlich bedingte Technik versetzt uns in die Lage, aus unserem Planeten einen ziemlich wunderbaren Garten zu machen, indem wir Menschen uns wirklich zuhause fühlen können. Und eine spirituelle Orientierung kann uns die Motiviation geben, das auch anzufassen und umzusetzen, auch wenn es dem persönlichem finanziellen Vorteil nicht unbedingt entspricht.

Die moderne Kommunikation hat das Potential, dass es dazu kommt, dass wir unsere technischen Möglichkeiten nutzen, um tatsächlich aus der Erde das zu machen, wovon Mensch noch nur träumen kann. Mit den Möglichkeiten der neuen Medien geht die Diskussion in eine neue Runde, aber auch die Nichtdiskussion und die Arbeit mit Lügen und Gewalt.



Kommentar vom 02.10.2019 11:59
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/zeit-erinnerung-und-gemeinschaft/

@Schleim Mathematik „Von Naturgegenständen keine Spur.“

Nicht ganz, ich denke da an das Zählen von Äpfeln. Unserer Kosmos ist so gestaltet, das die Äpfel in einem Korb nicht einzeln verschwinden und später vielleicht wieder auftauchen. Auf dieser Art Raumordnung beruhen auch die Grundlagen der Mathematik.

Man stelle sich ein Computerspiel vor, in dem die Dinge ständig mal auftauchen oder wieder Verschwinden. In solch einer Welt würde es sich kaum lohnen, überhaupt Zählen zu lernen.

@foobar407 30.09. 17:29

Ich habe das Thema externe Prüfungen statt Schulnoten vom Lehrer hier nur kurz angeschnitten. Ich wünsche mir hier natürlich auf keinen Fall noch mehr Leistungsdruck und auch nicht weniger individuellen Unterricht.

Die Bezahlung der Lehrer nach den Prüfungsergebnissen ihrer Schüler sollte eher nur ein Bonus sein. Ich denke, dass das so mancher Lehrer als Anreiz gebrauchen kann. Natürlich wäre dieser Bonus auf das Leistungsniveau der einzelnen Schüler bezogen. So lohnt es sich dann vor allem, auch weniger Leistungswillige zu motivieren, weil die noch viel Potential haben, ebenso Leistungsstarke, die bisher eher unterfordert wurden.

Ich stelle mir das so vor, dass man pro Fach 4 bis 8 themenbezogene externe Prüfungen im Jahr macht, und insgesamt viel Flexibilität praktiziert wird. Vor allem das sich die Themen auch an den Wünschen der Schüler orientieren, und kein fester Lehrplan vorgegeben ist. Auch viel Gruppenarbeit, so dass die Schüler jeweils an verschiedenen Themen arbeiten können, und auch verschiedene Prüfungsthemen absolvieren, kann ich mir gut vorstellen.

In jedem Fall würden externe Prüfungen die Konkurrenzsituation innerhalb der Klassen abschaffen. Man müsste gucken, das das Bonussystem zu weniger Leistungsdruck seitens der Lehrer führt. Aber dass die Lehrer motiviert sind, ihrerseits die Schüler zu motivieren, wäre sinnvoll. Dass mehr das gelernt wird, was der einzelne Schüler für seinen späteren Beruf auch braucht wäre einerseits gut, und dass noch viel Zeit bleibt, auch einfach nur interessante Themen zu bearbeiten, soll hier das Ziel sein. Auch hier kann der Lehrer das loswerden, was er seinen Schülern fürs Leben mitgeben möchte, nur nicht mehr mit (Noten-)Gewalt.

Mit der eigenen Auswahl der Fächer kann man doch auch langsam anfangen, soweit wie es sich entwickelt, dass die Schüler lernen damit umzugehen.