www.introspektiva.de - Tobias Jeckenburger: Die Reise des Kosmos - Online-Diskussion - KLuW e.V.: Die Wirklichkeit psychischer Krankheiten

Meine Kommentare auf scilogs.spektrum.de 2019/09 (T.J.)


Kommentar vom 29.09.2019 01:02 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/zeit-erinnerung-und-gemeinschaft/

@Was ist Mathematik

Mathematik fängt mit dem Zählen von Äpfeln und Birnen an, und entwickelt das immer weiter bis in schwindelerregende Höhen. Alles was irgendwie zählbar wird, kann mit Mathematik behandelt werden. Offenbar sind die Grundlagen der Physik so angelegt, dass Mathematik zur Anwendung kommen kann. Vielleicht wendet der Kosmos selbst Mathematik an, das würde erklären, warum die Mathematik überhaupt abwendbar ist. Das ist glaube ich nicht ganz selbstverständlich. Isaak Newton kam ja erst auf die Idee, dass das Irdische mit den gleichen Gesetzen beschreibbar ist wie das Astronomische. Nur dem Himmel war vorher eine exakt berechenbare Struktur vorbehalten.

Mit der Physik fängt die Zählbarkeit an, in Chemie und Biologie geht sie weiter, und in der Informatik nochmal richtig los. Aber auch Geisteswissenschaften wie die Psychologie können ein bisschen Mathematik gebrauchen, wenn auch hauptsächlich zur Auswertung von Fragebögen.

@Gute Schulzeit

Ich kann mich auch an nicht so guten Unterricht in der Schule erinnern. Der Leistungsdruck und die Konkurrenzsituation tendieren eher zu schlechter Lernkultur, da müssen gute Lehrer schon einiges ausgleichen, wenn hier wirklich menschliche Beziehungsmuster und echtes Interesse an dem Fach aufkommen sollen.

Wenn die Lehrer grundsätzlich nur Lehren würden, und die Noten nur über externe Prüfungen mit landesweiten Standards vergeben würden, wäre glaube ich sehr viel gewonnen. So fiele die Konkurrenz in der Klasse ganz weg. Und die Lehrer würden mit den Ergebnissen ihrer Schüler auch mitgeprüft werden, und hätten ein eigenes Interesse, jedem Schüler so viel wie möglich beizubringen. Ein Lernklima des Miteinanders, und eine Begeisterung für das Fach wären dann für jeden Lehrer ein lohnendes Projekt, man könnte die Besoldung ja auch an den Ergebnissen der externen Prüfungen orientieren.

Nebenbei hätte man dann keinen Kampf mehr mit bevorzugten Lieblingsschülern, und keine Diskriminierung von Schülern mit bildungsfernen Eltern, die haben es schon schwer genug, wenn die Eltern nicht helfen können.

Ich hätte mir auch gewünscht, dass man nicht erst ab Klasse 11 eine eigene Fächerauswahl wählen kann, sondern besser schon ab der 6. Klasse. Es interessiert eben nicht jeden alles, darauf sollte man eingehen und keine wertvolle Zeit damit verschwenden, Lehrpläne mit Gewalt auch dann durchzuziehen, wenn es nicht wirklich nötig ist.

Vielleicht könnte man die externen Prüfberichte einfach in einer Datei sammeln, und die ist dann auch gleich das Abschlusszeugnis. Das kann dann ja die Uni oder der potentielle Arbeitgeber mit seinen eigenen Tools auswerten. So kann man z.B. nach der 12. Klasse mal an einer Uni sich bewerben, und wenn die sagen da fehlen noch ein paar Prüfnachweise für Mathe, geht man noch ein Jahr weiter zur Schule und holt die dann bevorzugt nach.



Wegmoderierter Kommentar vom 28.09.2019 15:02
https://scilogs.spektrum.de/hlf/wie-konnen-wir-vernunftig-uber-klimamodelle-reden/

@Unsicherheiten

Das Klimasystem schwankt sowieso, mal abgesehen von den Treibhausgasen. Das tägliche Wetter produziert ständig Variationen, die sich auf Meeresströmungen auswirken, dieses produziert Niederschlagsmuster, die wiederum Vegetation und deren Verdunstung beeinflussen. Das Wettersystem ist so ständig in Bewegung, und produziert dauernd was Neues. Dabei kommt heraus, dass die Weltdurchnittstemperaturen von Jahr zu Jahr um +- 0,2 Grad schwanken können. Dazu kommen dann noch Vulkanausbrüche, die durch Verdunkelung in der Atmosphäre wirksam werden, und noch mehr Variation verursachen können, und jetzt überhaupt nicht prognostiziert werden können.

Das ist jetzt das Wetterchaos, indem die Klimamodelle kalibriert werden müssen. Da ist eigentlich klar, dass da nur Wahrscheinlichkeiten für die CO2-Klimasensitivität dabei heraus kommen können. Und wenn wir jetzt das zukünftige Klima voraussagen wollen, kommt wieder das Wetterchaos und die folgenden Unsicherheiten ins Spiel, und überlagern den Erwärmungstrend, der von den Treibhausgasen verursacht wird. Selbst wenn die Klimasensitivität genau bekannt wäre, wäre die Prognose immer noch mit den +- 0,2 Grad im Jahreszeitraum überlagert, die die Unsicherheiten der planetaren Wetterküche verursacht.

Aber die Datenlage sagt dennoch ganz klar, dass wir ein Problem haben, und die Reduktion der Emissionen so schnell wie möglich anfassen müssen. Hier darf der Klimaforscher auch politisch werden, finde ich. Und hier darf Politik auch moralisch werden. Was ist denn moralischer, als dass gemeinsame Aufgaben auch gemeinsam angegangen werden müssen? Und auch der Einzelne in die Pflicht genommen wird, der von sich aus nicht reagieren will, warum auch immer.

Wenn hier Teile der Wirtschaft sich Umsatz mit dem Klimaschutz erhoffen, umso besser. Wirtschaftswachstum in eine Richtung zu lenken, die Investitionen in eine lebenswertere Zukunft bedeuten, ist mir lieber als noch mehr fragwürdigen Konsum zu provozieren. In den Industrieländern ist die Sache eindeutig, und auch die „Entwicklungsländer“ müssen für ein gutes Leben überhaupt nicht unser verschwenderisches Konsumniveau erreichen. Das gute Leben rückt dort eher in weite Ferne, wenn die Folgen des Klimawandels ihre noch nur wahrscheinlichen Ausmaße in Zukunft konkret annehmen.

Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte wird die Klimaforschung die Co2-Sensitivität der Treibhausgase immer genauer ermitteln können, einfach weil mehr Daten im Experiment Klimawandel anfallen. Und auch die konkreten zufälligen Schwankungen und ihre mittelfristige Wirkung sich als Tatsachen zeigen müssen. Auch Fortschritte bei den Modellen und den Supercomputern wird die Einschätzung zusätzlich genauer machen können.

Sollte sich in vielleicht 20 Jahre herausstellen, dass das Problem doch eher kleiner ist, können wir immer noch reagieren, und im Klimaschutz mit weniger weiteren Maßnahmen reagieren. Sollte der Extremfall eintreten, dass wir nichts weiter tun müssen, können wir das dann ja immer noch machen. Sollte sich aber herausstellen, das es eher schlimmer kommt als das, was jetzt im mittleren Wahrscheinlichkeitsbereich erscheint, brauchen wir dann dringend eine Basis, um die Situation noch unter Kontrolle bekommen zu können. Diese Basis müssen wir jetzt aufbauen, und nicht nur das, das ist längst überfällig. Eventuell haben wir sie bereits verpasst, und werden noch richtig schwierige Zeiten erleben.

Auch generell auf Jahrtausende gedacht: Wenn sich mal eine neue Eiszeit abzeichnen sollte, z.B. durch den Ausbruch eines Supervulkans, können wir dann auch einfach wieder anfangen, ganz viel Kohle auszugraben und zu verfeuern, nur um die drohende Eiszeit abzuwenden, auch wenn die entsprechenden Erneuerbaren Energien dann längst zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Diese Option bleibt immer offen.



Kommentar vom 27.09.2019 13:27 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-noch-zur-sexuellen-orientierung-gesagt-werden-muss/

@Balanus Kausalbeziehungen

Die Kompetenz von Selbstfahrsystemen ist der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, ob diese Systeme funktionieren. Straßen braucht es aber auch.

Noch ein Beispiel für Fahrzeuge: Wenn eine Abkürzung für den Hauptverkehr durch eine Wohnstraße geht, an der auch noch eine Schule liegt, nützen Schilder „Bitte nicht diese Straße als Abkürzung benutzen“ wenig. Die Autos wollen dadurch, Selbstfahrende sowieso und alle Navis lotsen auch die von Menschen gesteuerten Autos durch die Abkürzung. Wenn ich jetzt aber ein Schild „Durchfahrt Verboten Anlieger frei“ aufstelle, dann kann ich doch den Verkehrsfluss effektiv verändern. Die Autos machen immer noch was sie wollen, aber durch geschickte Eingriffe wie Verbotsschilder kann ich sie doch wirkungsvoll beeinflussen.

Ein Ähnliches Beispiel ist die Kriminalitätsrate. Will ich die senken, muss ich irgendwie dafür sorgen, das männliche Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren möglichst selten ohne Ausbildung oder Arbeitsplatz da stehen. Denn genau in dem Milieu entwickelt sich eine zu Kriminalität neigende Persönlichkeit. Das heißt überhaupt nicht, das Kriminelle deswegen weniger schuldig sind, jeder Kriminelle hat sich selbst dazu entschlossen, kriminell zu werden. Hier kann man dann nur mit Strafe, Bootcamp oder Milieutherapie reagieren. Das ist aber alles sehr teuer. Wesentlich kostengünstiger wäre es meistens, wenn man dafür sorgt, dass eben die Jugendarbeitslosigkeit niedrig ist.

Viele männliche Jugendliche haben die Anlage kriminell zu werden, aber ohne die Jugendarbeitslosigkeit als Auslöser werden sie es dann eben wesentlich seltener. Die Entscheidung für die kriminelle Karriere liebt ganz beim Jugendlichen selbst, aber durch Senkung der Jugendarbeitslosigkeit kann ich doch diese Entscheidung wesentlich unwahrscheinlicher machen und so Kriminalität ganz entschieden reduzieren.

Die Philosophische Einordnung von der Ursache von Kriminalität spielt in der Praxis keine so große Rolle. Der Mensch macht immer was er will, aber durch veränderte Rahmenbedingungen kann ich in gewissen Grenzen tatsächlich beeinflussen, wie er sich verhält.



Kommentar vom 26.09.2019 18:16 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-noch-zur-sexuellen-orientierung-gesagt-werden-muss/

@Balanus selbstfahrendes Auto

Wenn jetzt das selbstfahrende Auto für Google-Maps unterwegs ist und die Umgebung fotografiert, um sie ins Kartenwerk aufzunehmen, geht es nicht um die Steuerung des Autos dabei. Das Kartenwerk ist hinterher das, was interessant ist.

So ist es doch in unserem Leben auch. Erstmal muss man gucken, wie man überhaupt durchs Leben kommt, andererseits sammelt man in sich doch auch das Leben ein. Mein größter Lebensschatz sind doch die Eindrücke der Welt in mir, und die Verbindung der Welt mit mir, die dadurch realisierbar ist.

Das wirkt sich dann hinterher wieder auf meine Vorstellungen, Ziele und Handlungen aus.



Kommentar vom 26.09.2019 14:53 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-noch-zur-sexuellen-orientierung-gesagt-werden-muss/

@Kultur und Gene

Man kann das letztlich so sehen, dass ohne die genetische Ausstattung die Umwelt nicht adaptiert werden kann. Dennoch macht es Sinn, die Umwelt als eigene Beschreibungsebene einzuziehen. Bei gegebener genetischer Ausstattung hat die konkret erlebte Umwelt Auswirkungen darauf, wie sich ein Mensch entwickelt.

Ein Spezialfall von Umwelt ist hier die gegebene Kultur, die sich selbst wiederum im Miteinander über die Generationen entwickelt. Man ist selbst Teil der Kulturentwicklung, die Kultur entwickelt sich aus den Einzeleinsichten der Menschen, und daraus wie die Medien den Austausch ermöglichen und gestalten. Ein Teil der herrschenden Gesetze folgt dann wiederum auch dem jeweiligen Stand der Kulturentwicklung.

So macht es dann für Homosexuelle einen riesengroßen Unterschied, ob homosexuelle Handlungen verboten oder erlaubt sind.

Von mir aus kann man auch unsere Kultur auf unsere Gene zurückführen, weil unsere Konstitution letztlich auch am kulturellen Entwicklungsprozess beteiligt ist. Andererseits kann man die Auffassung, dass die Gene entscheidend für alle menschlichen Lernprozesse sind, auch wieder als kulturelles Faktum betrachten.

So oder so, die Eigeninitiative des einzelnen Menschen hat großen Einfluss darauf, wie er mit seinen genetischen Möglichkeiten auf die gegebene Umwelt reagiert. Eigeninitiative ist nicht nur rein genetisch. Der Faktor Eigeninitiative hat auch was mit kulturellen Bedingungen zu tun. In einer offenen Gesellschaft kann man eher seine eigenen Wege gehen, und durch die neuen Medien wird wiederum der Einfluss des Einzelnen auf die Entwicklung der Kultur größer.

Wir haben es aktuell mit einer Verstärkung des Pluralismus zu tun, durch die neuen Medien diversifiziert sich zunehmend der kulturelle Prozess. Ob das jetzt auf die Dauer gut oder schlecht ist, weis ich nicht so recht. Einerseits wird die Diskussion vielfältiger und authentischer, andererseits machen sich in anderen Bereichen Lügengeschichten breit. Der Rückgang der Kontrolle durch die alten Medien hat beides zur Folge.



Kommentar vom 25.09.2019 18:40 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-noch-zur-sexuellen-orientierung-gesagt-werden-muss/

@Balanus

„Welchen Beitrag leistet die Umwelt am Lernen und nachfolgend am adäquaten Verhalten, einen aktiven und/oder einen passiven? Was genau ist damit gemeint, wenn gesagt wird: „Die Umwelt hat größeren Einfluss“?“

Neugier, Interesse und Ehrgeiz sind grundsätzlich nötig, dass ein Mensch die gegebene Umwelt auch zum Lernen nutzt. Aber was die Umwelt anbietet, ist ja nun auch nicht egal. Wenn ich auf einem Bauernhof aufwachse, mache ich andere Erfahrungen, als wenn ich im 8.Stock eines Hochhauses mitten in der Stadt aufwachse, und nur einmal am Tag aus der Wohnung herauskomme und für eine halbe Stunde mit Mama auf einen Spielplatz darf.

Die Umwelt in Form von Erziehungsberechtigten, Lehrern, Chefs oder Zustizvollzugsbeamten kann auch sehr aktiv sein. Hier entwickelt sich Lernen manchmal so dynamisch wie im Krieg.

Es kommt also ganz auf die konkrete Situation und die Ausstattung des Individuums an, was hier aufeinander trifft und wie sich hier welche Art Dynamik entwickelt. Wenn ich einen konkreten Menschen verstehen will, muss ich gucken was das für ein Typ ist, aber auch wo er herkommt und was er durchgemacht hat. Das wichtigste, was ich wissen muss, wenn ich mit jemand umgehe, ist aber, welche aktuellen Ziele der Mensch verfolgt. Wo die Ziele jetzt herkommen, ist erst mal nicht so wichtig. Ob jetzt Umwelt oder Eigeninitiative maßgeblicher sind, hängt oft vom Einzelfall ab, und brauchen tut es immer beides.

Die Eigeninitiative ist darüber hinaus selbst schon das Ergebnis vom Zusammenspiel von Genen und Umwelt, und kann auch im Laufe des Lebens wieder verloren gehen. So kann eine Depression oder auch Einzelhaft die Eigeninitiative zum Erliegen bringen, und manchmal reicht schon Arbeitslosigkeit aus, dass ein Mensch nichts mehr lernt und nichts mehr macht.



Kommentar vom 24.09.2019 17:21 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-noch-zur-sexuellen-orientierung-gesagt-werden-muss/

@Genetische Grundlage versus Eigeninitiative

Unsere Gene sind angeboren, und bleiben uns ein Leben lang erhalten, egal was die Umwelt jetzt mit uns macht, und auch egal wie wir uns selbst entwickeln und welche Vorlieben und Wünsche wir entwickeln und welche Pläne wir machen und welche Strategien wir entwickeln, diese umzusetzen.

Das genetische Gerüst ist stets dabei unser ganzes Leben umzusetzen, dabei werden die Epigenetischen Methylierungen immer wieder umgebaut, je nachdem was wir so machen, bzw. was unsere Umwelt mit uns so macht. Wenn ich z.B. Langzeitarbeitslos werde, kann das im wesentlichen meine Schuld sein, dass ich einfach nicht gut genug bin, um im Wettbewerb zu bestehen, es kann auch daran liegen, dass wir eine schlimme Wirtschaftskrise haben, und kaum noch einer Arbeit bekommt. Egal wo es herkommt, wenn ich mit Aktivitätslosigkeit reagiere und mir keine alternative Beschäftigung jenseits von Erwerbsarbeit suche, passt sich mein ganzer Körper ans Faulenzen an, inclusive der epigenetischen Effekte auf mein Erbgut.

Wenn ich jetzt Kinder zeuge, sind diese sogar etwas epigenetisch vorbelastet, hier vererbt sich sogar ein Teil meiner Lebensweise.

Was die derzeitige Kultur angeht, hat diese einen Rieseneinfuß auf mein Leben, und der nächste entscheidende Faktor für mein Leben bin ich selbst. Ich muss mir Lösungen suchen, wie ich in dieser meinen konkreten Welt so leben kann, wie ich es mir wünsche. Darum dreht sich im Grunde alles. Klar habe ich meine genetische und teils auch ererbte epigenetische Grundlage, und ohne mein Genom kann ich überhaupt nicht Mensch sein. Wenn ich erbliche Krankheiten durch Gendefekte habe, macht das alles anders. Aber wenn nur eher viele kleinere spezielle genetische Varianten habe, werde ich davon in meinem konkreten Leben nicht viel merken. Hier dreht sich doch alles darum, wie ich mein aktuelles Leben gestalte, und welche gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen gerade vorhanden sind.

Wenn ich meine Perspektive auf mein Leben und meine Umwelt richte, kann ich mir ein Leben erarbeiten, wie ich es mir wünsche. Nur wenn ich das versuche, kann das was werden. Klar muss ich auch mit meinen tatsächlichen Möglichkeiten arbeiten, die in der Summe auch irgendwie genetisch bedingt sein können. Wo die jetzt herkommen spielt aber im Lebenskampf selbst keine Rolle, ich muss mich selbst ja auch so nehmen wie ich bin. Nur so kann ich vorwärts kommen. Nützt mir das jetzt was, wenn ich mein Genom untersuchen lasse, z.B. ob ich zu mehr oder weniger Intelligenz neige? Da wäre doch der simple Intelligenztest einfacher und aussagekräftiger.

Wenn ich an Schizophrenie erkrankt bin, helfen die gängigen Medikamente kurz und mittelfristig einiges, aber zum Leben gehört mehr als ein ausgeglichener Neurotransmitterspiegel. Ich kann lebenslang meine Gene bedauern, die diese Krankheit wahrscheinlicher gemacht haben, und mich in der Folge selber abschreiben und mich irgendwann aufhängen. Oder ich mach mich an die Arbeit, mir ein neues soziales Umfeld aufzubauen, und suche mir eine erfüllende Beschäftigung alternativ zum Arbeitsmarkt, auf dem ich nicht mehr konkurrieren kann.



Kommentar vom 23.09.2019 14:57 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/evolution-und-religionsdemografie-im-rap-guide-to-religion-von-baba-brinkman/

@Panpsychismus

Danke für den Link
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/das-ende-des-physikalismus-patrick-sp-t-ber-den-graduellen-panpsychismus/

Ein paar Zitate daraus:
„Wir sind keine Waschmaschinen, deren Funktionen wir lückenlos in einer Anleitung beschreiben könnten.

Es gibt körperlich-materielle und es gibt geistige Eigenschaften, die bereits in der Wurzel der Wirklichkeit stets zusammen auftreten. Schon ganz weit unten, bei den Atomen etwa, gibt es simple geistige Eigenschaften.

Das Geistige ist ein Teil der Welt; kein Mysterium, sondern ein natürliches Phänomen wie Ladung, Masse und Spin auch.

Der Geist ist Geist – nicht mehr und nicht weniger.

Der graduelle Panpsychismus ... behauptet, dass der Körper eines Lebewesens als “Verstärker” wirkt und die simplen geistigen Eigenschaften – die im Fundament der Wirklichkeit verwurzelt sind – bündelt und intensiviert. Falls es hier eine Form der Emergenz gibt, dann ist sie sehr schwach.

Philosophen versuchen, die Welt zu deuten. Und eine gute Theorie ist hier und da die beste Praxis.“ (Zitat Ende)

Ja, so ungefähr wie dieser Panpsychismus denk ich mir das auch. Wobei bei mir noch eine Verortung von allem Geistigen in einer universellen Gegenwart, die sich durch die Zeiten bewegt, dazu kommt. Der Geist im Kosmos in allen seinen Erscheinungsformen ist eine Aktivität der Gegenwart. Alle Vergangenheit hinterlässt nur die Ergebnisse und Spuren geistiger Einflüsse, und alle Zukunft ist nur in Vorbereitung, da ist die Geistesfront der Gegenwart noch nicht angekommen.

Als menschliches Bewusstsein bin ich ein Zeitreisender, der aus seiner Gegenwart nicht herauskommt. Ich kann mir Pläne machen, Strategien entwickeln und versuchen diese umzusetzen, und dann später die Früchte meiner Arbeit genießen – aber ich bin immer nur gegenwärtig, und alles wird erst Wirklichkeit, wenn ich in meiner Zeitreise da ankomme, da durch gehe, und auch dieses wie alles am Ende hinter mir lasse.

Was die Emergenz angeht, so denke ich, das dieses Konzept nicht ganz so schwach ist. In komplexen Zusammenhängen tauchen neue Effekte auf, die nicht unbedingt geistig mitbedingt sein müssen. Z.B. ist die Faltung von Proteinen verantwortlich für deren Funktion in der Zellchemie, und muss jetzt nicht geistig modifiziert sein. Wenn ich allerdings die ganze Zelle und ihr Leben, Überleben und ihr Funktionieren im Verbund des Organismus betrachte, erscheint es mir hier als wahrscheinlich, dass diese Emergenz in der zu beobachtenden Qualität ohne geistige Unterstützung gar nicht mehr möglich ist.

Hier hat der Kosmos vielleicht Grenzen der reinen Mechanik erreicht und überschritten, und bildet Phänomene, die ohne gezielt geistige Unterstützung nicht mehr funktionieren können.

Das wäre jetzt eine Gelegenheit, die Arbeit des Geistes in der Wirklichkeit nachzuweisen. Wenn man die Zellchemie mal wirklich verstanden hat, und in allen atomaren Einzelheiten im Computer simulieren kann, wird man sehen können, dass das ohne gezielt geistige Unterstützung nicht richtig funktionstüchtig ist. Falls es denn so ist. Insbesondere die Falsifizierbarkeit ist gegeben: Wenn so eine Simulation ohne die geistige Unterstützung funktioniert, dann geht’s ja ohne, und hier mischt dann wohl doch keine Geist mit.

Den Grundprozess des geistigen Einflusses z.B. in der Chemie des Zellplasmas würde ich in der Zufälligkeit von Quantenprozessen identifizieren: die Wellenfunktionen der Elektronenhüllen bilden Superpositionszustände mit den Chemikalien in ihrer lokalen Nachbarschaft, die dann regelmäßig zusammenbrechen, messbare Fakten produzieren und sich auf der Grundlage der neuen Fakten neu bilden usw.. Dieses findet nur in der aktuellen Gegenwart statt, somit ist die Gegenwart insgesamt eben der beschriebene kosmische Prozess, der sich durch die Zeiten bewegt.

Der Ansatzpunkt für geistige Effekte ist hier, das zwar die naturgesetzlich vorgegebenen Wahrscheinlichkeiten eingehalten werden, aber dennoch ausnahmsweise auch auf die Zukunft gezielte Fakten beim Zusammenbruch der Wellenfunktionen stattfinden können.

Daraus folgt dann, dass hier eine grundlegende Vorausberechnung der unmittelbar bevorstehenden Zukunft gegeben sein muss, sonst können ja keine Ziele anvisiert werden. Dieser grundsätzliche Vorausberechnungsprozess wäre dann ein wesentlicher Teil der Gegenwart des lebendigen Kosmos. Wie wir das jetzt nennen wollen ist nicht so wichtig. Gott, kosmisches Bewusstsein, Vakuumkybernetik, physikalische Intelligenz, Panpsychismus?

Wer hat denn den Terminus Panpsychismus erfunden?

Was hier noch wichtig ist: wenn man mit spirituellen Erfahrungen zu tun hat, kommt einem ein Panpsychismus sehr entgegen, dann kann man diese Erfahrungen besser einordnen. Und wenn man aber wirklich garnichts mit spirituellen Erfahrungen zu tun hat, was anscheinend vorkommen kann, wird man den Panpsychismus selbst dann wieder eben nicht gut einordnen können. Die Widerstände aus dieser Richtung sind hier im Blog gut bekannt.

Die Konsequenzen aus einer geistig mitbedingten Wirklichkeit betreffen nicht unbedingt das Wichtigste: Wir sollten uns auf das konzentrieren, womit wir uns auskennen, wo wir unseren Verstand einsetzen können und was wir umsetzen können. Im Kampf gegen den Klimawandel z.B. müssen wir unsere technischen Möglichkeiten nutzen, und die entsprechenden Maschinen entwickeln und bauen. Hier mag Inspiration und Motivation hilfreich sein, aber die Idee, fleißig zu beten, dass der Herr unser Klimaproblem lösen werde, würde ich nicht empfehlen.



Kommentar vom 22.09.2019 18:03 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/zukunftsforschung-wissen-was-wird-von-horst-opaschowski/

@hto „...es bleibt bei einer leicht vorhersehbaren Zukunft im Dreck von Konsum und Profit.“

Naja, wenn man sich das Klimapaket der Bundesregierung ansieht, muss man leider feststellen, dass das in Richtung hto geht. Das technische Rückgrat von einer Energiewende in Deutschland ist nun mal die Windenergie vorzugsweise im Hinterland. Alle anderen Maßnahmen bauen darauf auf, z.B. nützt die Elektromobilität fast nichts, wenn mit fossilem Strom aufgeladen wird. Die Fotovoltaik braucht zwar weniger Platz, ist aber bei der Sonneneinstrahlung am Standort Deutschland immer noch viel zu teuer.

Offenbar geht ohne eine grüne Bundesregierung beim Klimaschutz nichts. Aber das kann ja werden, wir müssen sie ja nur wählen. Ob das dann aber reicht, und die Grünen an der Macht tatsächlich den Lobbyisten widerstehen werden, ist noch nicht klar. Es kann auch sein, dass auch die Grünen vorrangig Wirtschaftsförderung betreiben, und eine Energiewende zwar anfassen, aber so teuer wie möglich gestalten werden.

Der Ansatz in der Zukunftsforschung, sich eher im mittleren Bereich der möglichen Entwicklungen zu bewegen, verspricht ja oft bessere Ergebnisse. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Prognosen eintreffen, wohl am höchsten. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung ergibt sich, das wenn viele verschiedene Entwicklungen sich addieren lassen, dass das Gesamtergebnis sich um so mehr in der Mitte aufhalten wird, je mehr Faktoren in die Rechnung eingehen.

Andererseits ist in der Konkurrenzsituation, wenn verschiedene große Akteure in verschiedene Richtungen arbeiten, das Kampfergebnis nur schlecht vorhersehbar. Wenn es darauf hinausläuft, das Einer von Zweien den Kampf gewinnt, dann häuft sich die Wahrscheinlichkeit gar nicht in der Mitte, sondern nah bei dem Einen und nah bei dem Anderen.

Die Geschichte macht manchmal wirklich richtungsbestimmende Entscheidungen, und manchmal auch nur Summen von vielen kleinen Einzelfaktoren. Das Fortschreiten der Entwicklung der Menschen, das was jeder von uns im Laufe seines Lebens erkennt und für sich entscheidet, hat vielleicht doch langfristig die größten Auswirkungen, wenn man auf mehrere Jahrzehnte guckt. Allein was jede neue Generation sich in jungen Jahren als Motto nimmt, was hier als cool gilt und was nicht, das hat seine Wirkung.



Kommentar vom 22.09.2019 12:37 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/evolution-und-religionsdemografie-im-rap-guide-to-religion-von-baba-brinkman/

@Querdenker Kosmischer Krieg

Immerhin hat es der Kosmos geschafft, auf diesem wunderbaren Planeten eine unglaubliche Artenvielfalt und uns Menschen durch den Krieg der Gestirne zu bringen.

Unsere menschlichen Gefühle sind menschlich, aber die Lebenswelt von Tieren ist da nicht weit von weg, vermute ich. Wenn man sich mit Haustieren mal intensiv beschäftigt hat, kann man das Gefühl haben, dass man da eine gemeinsame Ebene hat.

Was die Beseeltheit des ganzen Kosmos betrifft, ist die dann wohl übermenschlich-kosmisch, und damit nicht unbedingt mit unserem speziellen menschlichen Bewusstsein vergleichbar, sollte es sie denn tatsächlich geben. Aber mit der Beseeltheit des eigenen Lebens bin ich ja schon gerne dabei.

@bote: „Und es hat etwas von der Ewigkeit an sich, spürt du das nicht ? Schau doch mal abends den Sternenhimmel an !“

Also ich spür das.



Kommentar vom 21.09.2019 14:10 auf
https://scilogs.spektrum.de/uhura-uraniae/was-kann-blog-was-nicht/

@Betriebsblindheit

„ein ungeschriebenes Gesetz in der Wissenschaft, dass man eine neue Theorie/ ein Forschungsergebnis/ eine Hypothese… zuerst in Fachkreisen diskutiert, bevor man es in die Öffentlichkeit gibt...

...Bevor so eine wissenschaftliche Veröffentlichung erscheint, wurde der Inhalt des Fachartikels aber (i) so gut möglich in der eigenen Arbeitsgruppe diskutiert, (ii) von 1-3 unabhängigen Fachkollegen irgendwo anders auf der Welt, die von der herausgebenden Zeitschrift bestimmt wurden (sog. “peers”), gelesen und ggf. Anregungen zur Überarbeitung gegeben und (iii) in vielen Fällen sogar zusätzlich auf Fachtagungen mündlich präsentiert und mithin dort mit weiteren FachkollegInnen diskutiert…

...Ich persönlich halte dies jedenfalls für ein ganz wichtiges Gebot“

Ich habe keine wissenschaftliche Ausbildung, von daher ist mir Ihre Beschreibung des Vorgehens in der wissenschaftlichen Gemeinde etwas neu. Sicherlich ist dieses Vorgehen nötig, um Chaos zu vermeiden, die Welt ist schon kompliziert genug. Aber das liest sich für mich auch wie eine Anleitung zur Betriebsblindheit.

Wenn dann die Wissenschaftliche Theorie auf die Praxis trifft, tauchen dann die Probleme auf. Wenn man von psychischer Krankheit betroffen ist, und Hilfe von Psychiatern in Anspruch nehmen muss, macht man noch mal ganz andere Erfahrungen. Viele Psychiater vermeiden es, einen überhaupt anzugucken. Die Fragen nur ihre Liste ab, während sie was in ihre Dokumentation tippen, und verschreiben die üblichen Medikamente.

Seit 15 Jahren bin ich in der Selbsthilfe aktiv, und wir arbeiten auch an einem Gegengewicht gegen die biologische Psychiatrie. Was nach unseren Erfahrungen wichtig ist: Wo immer jetzt eine psychische Erkrankung herkommt, ist sie einmal da, wird die soziologische Perspektive entscheidend. Keine vernünftige Arbeit und Ausgrenzung durch Stigmatisierung sind zentral im weiteren Verlauf des Krankheitsgeschehens. Für mehr soziologische Perspektive setzen wir uns in der Selbsthilfe seit vielen Jahren ein, und machen auch Fortschritte damit.

Es gibt seit ein paar Jahren auch noch das Ex-In Projekt, und das scheint zu funktionieren: Ausgebildete Genesungsbegleiter mit Expertise aus Erfahrung werden seit kurzem im Psychiatrischem Hilfesystem eingestellt, und sind da hilfreich und willkommen. Selber Betroffene teilen eben Erfahrungen mit den Patienten, die mit einer wissenschaftlichen Ausbildung nicht ersetzt werden können.

Spirituelle Erfahrungen sind auch ein Thema für viele Patienten. Dann guckt der Psychiater bei den Physikern, die sagen es gibt keine Spiritualität außerhalb unserer experimentellen Untersuchungen, da sind wir uns sicher. Der Physiker fragt die Mediziner, und die sagen ihm, es gibt keine spirituellen Erlebnisse, ist alles nur Halluzination, das haben auch Gesunde ab und an, da sind wir uns sicher. Das sieht alles sehr unbeweglich aus, und in der Konsequenz fällt das Thema komplett weg.

Sehr viele Menschen haben aber spirituelle Erfahrungen, und wie der Mensch so ist, verlässt er sich zu aller erst auf seine eigenen originalen Erfahrungen. Das müssen wir Menschen so machen, nur so kann man in einer komplizierten Welt voller Akteure, die Spezialinteressen verfolgen, so halbwegs klarkommen. Wenn dann die Wissenschaft zur Spiritualität überhaupt nichts zu sagen hat, wendet sich Mensch dem dann ab, und lässt das für sich einfach so stehen, oder er sucht sich religiöse Gemeinschaften, wenn er seine Erfahrungen alleine nicht aushält. Was soll Mensch sonst machen, es ist ja nun ganz gut, wenn man seine Erfahrungen in Konzepte integrieren kann.

Ich finde es sehr interessant, hier im Blog auch mal interdisziplinär zu diskutieren und die Themen, die die Menschen umtreiben, neben den wissenschaftlichen Positionen auch mal auf Basis der Alltagserfahrung anzugehen. Auch wenn diese dem aktuellen Stand der Wissenschaft widerspricht. Ich habe hier die Hoffnung, so manche Betriebsblindheit abbauen zu können, und sammle auch viele interessante Details aus der Welt der Wissenschaft dabei ein.

„Meiner Meinung nach wäre der Menschheit geholfen, wenn wir mehr miteinander als übereinander reden würden“
Genau, und das vermissen wir auch als psychiatrische Patienten sehr. Mit den ambulanten Hilfsorganisationen und den dort Beschäftigten sind wir schon ganz gut im Gespräch, aber die studierten Psychiater verlassen ihren Elfenbeinturm anscheinend nicht so gerne.



Kommentar vom 20.09.2019 16:28 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/evolution-und-religionsdemografie-im-rap-guide-to-religion-von-baba-brinkman/

@bote

„Die Ausgestaltung der Religion ist evolutionär, die Grundlage der Religion ist wie das Universum selbst real und unveränderlich.“
Genau so sehe ich das auch. Soweit Geist im Kosmos existiert, tut er das unabhängig von uns Menschen, und auch unabhängig davon, ob wir ihn erklären oder wenigstens erfahren können.

@galileo2609

„Intellektuell spannender sind die Fragestellungen, wie das Universum entstanden ist und wie es sich entwickelt.“
Die Frage nach dem Woher und Warum im Kosmos, ist nicht so interessant wie das Wie, da ist was dran, finde ich. Mit dem Wie kann man Maschinen bauen, mit dem Woher und Warum meistens nur seine Neugier stillen, immerhin aber das wenigstens.

Wenn ich jetzt nur einen intelligenten Urheber der Initiative das Urknalls und der im folgenden sich entwickelnden Naturgesetze dieses Universums annehme, kann ich schon einiges erklären. Die genauen Werte von ca. 20 Naturkonstanten haben genau die Werte, die es braucht, um Atome, Sterne und Planeten entstehen zu lassen, so weit ich weiß. Die einfachste Erklärung dafür, dass diese Werte alle passen, ist offenbar, das dieser intelligente Urheber eben einen Kosmos mit Leben auf Planeten haben will und neben den richtigen Naturgesetzen auch die richtigen Werte der Naturkonstanten konfiguriert hat.

Wenn man dieses Prinzip auf das Dunkle-Materie-Problem anwendet, kann es sein, dass es ein ganz spezielles Gravitationsverhalten auf Scalen von Galaxiengrößen gibt, das genau so gestaltet ist, dass sich nach Möglichkeit viele Sterne mit bewohnbare Planeten im mittleren äußeren Bereich der Galaxien bilden. Weiter innen ist es in der stellaren Nachbarschaft zu turbulent, dass sich höheres Leben entwickeln kann, und weiter außen gibt es zuwenig schwere Elemente für die Bildung von Gesteinsplaneten. Der Übergangsbereich dazwischen ist am interessantesten.

Wie gesagt, wenn der Kosmos gezielt auf Leben hin konstruiert ist, könnten wir mit so einer speziellen Gravitationskurve rechnen, das könnte man ja mal testen, finde ich. Zumindest, solange man die Dunkle Materie noch nicht entdeckt hat, das könnte ja daran liegen, dass es die dunkle Materie gar nicht gibt, und die zu beobachtenden Gravitationseffekte in Galaxien eben einem speziellerem Gravitationsgesetz folgen. Analog kann es sich mit der dunklen Energie verhalten, die den Kosmos sich ausdehnen lässt und die Bereiche zwischen den Galaxien ausweitet.

Jetzt kann es natürlich noch sein, das der intelligente Urheber nicht nur die Rahmenbedingen setzt, sondern sich auch um die Details des Lebens kümmert, oder sogar an der Bewusstseinsbildung bei allen intelligenten Lebewesen beteiligt ist. Das hieße, dass wir im persönlichen Leben eine Menge mit Geist zu tun haben können, und das Wie im konkreten Leben eben ohne diesen intelligenten allgemeinen Urheber nicht wirklich verstanden werden kann.

So kann man ja auch ganz klar feststellen, dass weder Physik noch Biologie wirklich sagen kann, was menschliches Bewusstsein überhaupt ist, und auch die Psychologie nur beschreiben kann, was es macht, und auch nicht weiß, was unser Bewusstsein nun ist. Der derzeitige Stand der Wissenschaft lässt hier noch viel Platz dafür, dass einiges von dem, was wir heute nur glauben können, durchaus auch real sein kann, und sich im Zuge von mehr Erkenntnis dann teilweise sogar in Wissen verwandeln lässt.

Wieso nicht auch in diese Richtung forschen?



Kommentar vom 18.09.2019 12:24 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/evolution-und-religionsdemografie-im-rap-guide-to-religion-von-baba-brinkman/

@Steinzeitmensch

@Querdenker: „Sie projizierten ihre menschlichen Gefühle und Verhaltensweisen in Felsen, Gesteine, Bäume ,Tiere, Gewässer etc…“

Naja, aus der Erfahrung des eigenen Bewusstseins folgt schnell die Erfahrung, dass auch andere Menschen eine entsprechende Innenwelt besitzen. Dieses dann erst auf Tiere, dann auf Pflanzen, Wasserfälle, das ganze Land und letztlich den ganzen Kosmos auszuweiten, liegt nicht fern.

Mag sein, das einfach ein evolutionärer Vorteil dem folgt. Aber Religion zu fördern, nur damit wir wieder mehr Kinder bekommen, würde ich nicht gut finden. Einmal geht das auch anders, z.B. durch kostenlose Kitas rund um die Uhr und mehr Geld für die Kinder von Geringverdienern und Alleinerziehenden. Zum anderen kann man da gerne noch ein oder zwei Generationen mit warten, die Erde ist bereits mit 7 Mrd Menschen überbevölkert, sehr viel besser wären 5 Mrd Menschen. Das wäre sogar ein Argument, Religiösität deswegen vorerst noch zu reduzieren, soweit das möglich ist.

Hier ist für mich aber die Frage, was denn Wirklichkeit ist, die interessantere. Tiere haben offensichtlich auch eine Innenwelt, auch wenn sie nicht sprechen und nicht mit Sprache denken können. Die Beseeltheit von Pflanzen, falls sie existiert, sieht sicher ganz anders aus wie das menschliche Bewusstsein. Dasselbe gilt für Gestein und Gewässer. Was die Beseeltheit des ganzen Kosmos betrifft, ist die dann wohl übermenschlich-kosmisch, also auch schlecht mit unserem speziellen menschlichen Bewusstsein vergleichbar, sollte es sie denn tatsächlich geben.

Die Vermutung, als Geist nach dem Tode weiter zu leben, ist finde ich nochmal eine Sache für sich. Dies hat dann die natürliche Nebenwirkung, dass man es mit den Geistern der Verstorbenen dann auch hier im Leben zu tun haben kann. Das macht das Leben komplizierter, so kompliziert, dass ich mir nicht sicher bin, ob das noch eine Vorteil ist. Wenn ich davon ausgehe, dass ich mich nach meinem Leben im kosmischen Geist wieder auflöse, muss ich vor dem Tod auch keine mehr Angst haben, nur noch davor, Lebenszeit zu verpassen.

In einem grundsätzlich beseeltem Kosmos zu leben, ohne gleich mit einer Hierarchie von menschenartigen Göttern und Dämonen und mit Unsterblichkeit zu rechnen, finde ich aber nicht nur angenehm, sondern wieder unkomplizierter und eigentlich sogar vernünftig.



Wegmoderierter Kommentar vom 16.09.2019 15:32 auf
https://scilogs.spektrum.de/quantenwelt/physik-ohne-spukhafte-fernwirkung/

@Ein Versuch einer Definition einer Gegenwart

@Martin Holzherr: „Mir scheint, die Wellenfunktion liefert die Grundlage für Messerwartungen. Über die darunterliegende “Realität” sagt sie nichts aus. Auch die Felder der Quantenfeldtheorie sind nicht unbedingt reale physikalische Felder, sondern theoretische Konstrukte, die aber zu Erwartungswerten für Messungen führen.“

Dennoch würde ich mal versuchen, den Wellenfunktionen doch eine gewisse Realität zuzugestehen, auch wenn diese aus verschiedenen Blickwinkeln anders aussehen können.

Es gibt ja in der Praxis bei einem physikalischem Ereignis gleich zahllose quantenphysikalische Vorgänge, die in einem lokalen Zusammenhang stattfinden. Zum Beispiel bei einer Chemischen Reaktion, wie wenn Methan mit Sauerstoff verbrennt. Die einzelnen Wellenfunktionen der Elektronenhüllen der beteiligten Moleküle CH4 und O2 geraten bei einer Kollision in enge Nachbarschaft, und interagieren.

Wenn ich davon ausgehe, dass hier eine Gleichzeitigkeit gegeben sein muss, so kann ich feststellen, dass hier eine einzige Gegenwart existiert, in denen alle beteiligten Wellenfunktionen sich aufhalten und dort gemeinsam interagieren. Einen Moment vorher waren die Moleküle noch auf Abstand und ihre Wellenfunktionen unabhängig von einander, dann erfolgt die Kollision mit der Chemische Reaktion, danach entfernen sich die Reaktionsprokukte wieder von einander und ihre Wellenfunktionen gehen wieder getrennte Wege.

Das macht doch alles nur Sinn, wenn es eine lokale Gleichzeitigkeit gibt, in denen die Interaktionen der Wellenfunktionen dann auch stattfinden können.

Wenn ich den Verbrennungsprozess insgesamt betrachte, habe ich dann die ganze Gasflamme in meiner Etagenheizung, die sich aus dem Wechselspiel der umherfliegenden Gasmoleküle ergibt, während diese dann bei Kollisionen untereinander chemisch reagieren.

Diese lokale Gleichzeitigkeit kann man doch auch auf kosmische Scalen ausweiten, und hier z.B. das kosmisches Bezugssystem definieren, indem die kosmische Hintergrundstrahlung isotrop ist, das würde sich hier anbieten. Eine allgemeine Gegenwart kann man so definieren, und womöglich finden die Wellenfunktionen des gesamten Universums auch tatsächlich in dieser Gleichzeitigkeit statt.

Wenn man jetzt Verschränkungsexperimente betrachtet, hätte man nun auch einen klaren Bezugsrahmen für die „spukhafte Fernwirkung“.

Wie das sich mit der speziellen Relativitätstheorie verträgt, ist nicht so wichtig. Diese Gleichzeitigkeit bezieht sich ja nicht auf Bewegungen in der Raumzeit, sondern auf die Wellenfunktionen, die nur Wahrscheinlichkeiten für atomare Prozesse liefern. Dafür ist die Relativitätstheorie ja nicht zuständig, soweit wie ich das verstehe.



Kommentar vom 16.09.2019 13:20 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/isaac-asimov-und-die-faszination-zukunft/

@Karl Bednarik Konkurrenzsituation

Man kann auch aktuell beobachten, dass in Deutschland verschiedene Akteure in verschiedene Richtungen arbeiten. Die staatlichen und privaten Medien unterstützen unser System und eine wirksame Klimapolitik, in rechten Internetmedien hält man dagegen und will zusätzlich die Ausländer loswerden, und die alten Stromversorger mischen auch noch mit und versuchen mit Verzögerungstaktik noch ein paar Jahre mehr Weiterbetrieb ihrer alten Kraftwerke rauszuholen.

Dazwischen bewegt sich der umkämpfte Wähler, und eine Vorhersage, wie der auch nur in 2 Jahren wählen wird, ist wohl angesichts der Konkurrenzsituation kaum abschätzbar. Weder wer in der Diskussion punkten kann, noch wie der Wähler das konkret verarbeitet ist vorhersehbar. Deswegen nennt man das auch Wahlkampf.

Selbst in Russland, wo die Regierung direkt fast alle Medien kontrolliert, müssen wohl viele Oppositionskandidaten von der Kandidatur ausgeschlossen werden. Anscheinend reicht dort die Reichweite der Medien nicht mehr aus. Wenn die Medien einmal ihr Vertrauen verspielt haben, weil die Leute gemerkt haben, dass sie nur manipuliert werden, wird es immer schwieriger.



Kommentar vom 15.09.2019 23:55 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/isaac-asimov-und-die-faszination-zukunft/

@teiresias

Man kann kurzzeitig das Verhalten von Menschenmassen einigermaßen voraussagen und auch manipulieren, das sehe ich auch so.

Die Datenschätze, die bei Google, Facebook, Amazon und Mikrosoft anfallen, schaffen hier noch mal Möglichkeiten, herauszufinden wie die Menschen auf was reagieren. Selbst wenn man die Medien gar nicht unter Kontrolle hat, kann man herausfinden, wie die Leute aktuell ticken, und sich z.B. im Wahlkampf darauf einstellen.

Wenn jetzt noch die sozialen Netzwerke manipuliert werden können, eröffnen sich noch mal neue Möglichkeiten.

Aber all das wirkt wohl nur über Monate, wenn man über Jahrzehnte guckt, verliert sich alles im Chaos der Wirklichkeit. Gerade langfristige Strategien, die Menschen zu manipulieren, haben erst recht Schwierigkeiten, wenn die Leute über die Jahre merken, das man nur versucht, sie zu manipulieren. Dann hören die gar nicht mehr hin, und machen womöglich aus Trotz genau das Gegenteil von dem, was man wollte.



Wegmoderierter Kommentar vom 15.09.2019 12:58 auf
https://scilogs.spektrum.de/quantenwelt/physik-ohne-spukhafte-fernwirkung/

@Die Gegenwart eines Proteins

So wie sich 2 Photonen verschränken können, müssten sich doch auch alle beteiligten Atomhüllen eines Proteins verschränken, wenn sie ihre konkrete Faltung im Prozess ihrer Synthese entwickeln. Hier wird dann der Energieärmste Zustand angestrebt und am Ende dieses Prozesses auch erreicht, und das Protein ist bereit, seine Funktion in der Zellchemie zu übernehmen.

Ich stell mir das so vor: Wenn ein neues Protein an einem Ribosom synthetisiert wird, wird Stück für Stück eine neue Aminosäure angehängt. Mit jeder neuen Aminosäure bildet sich ein kurzer gemeinsamer Superpositionszustand, der zusammenbricht und einen konkreten Faltungszustand erzeugt. Wir die nächste Aminosäure angehängt, bildet sich ein neuer Superpositionszustand, der dann wieder zusammenbricht, und einen neuen Faltungszustand erzeugt. Ist die letzte Aminosäure angehängt, löst sich das fertige Protein vom Ribosom, bildete kurz einen letzten neuen Superpositionszustand, der dann wieder zusammenbricht und die endgültige Faltung festlegt.

Jetzt muss das Protein noch an den Ort seiner Funktion gelangen, und kann dort seine Funktion übernehmen.

Kann man das so sehen, dass sich zwischendurch immer wieder das ganze Protein in einem Superpositionszustand befindet, in dem die Elektronenhüllen aller beteiligten Atome vorübergehend verschränkt werden?

Die Gegenwart an sich wäre doch der Zeitpunkt, zu dem die Superposition stattfindet, zusammenbricht und sich auf neuer Grundlage immer wieder neu bildet. Diese Zeit würde ich gerne als die allgemeine Gegenwart definieren, die durch die Zeit wandert und die ständig die Möglichkeiten der Zukunft verarbeitet und zur konkreten Vergangenheit werden lässt.

Das käme doch der gelebten menschlichen Erfahrung auch sehr nahe. Wir befinden uns mit unserem Bewusstsein im Prinzip auf einer Zeitreise durch die Weltgeschichte, und sind stets gegenwärtig dabei. Wir können weder nach vorne noch nach hinten springen, und alle unsere Lebensgenossen befinden sich Zeitgleich mit unserem Bewusstsein auf genau der selben Reise durchs Leben. Wenn die ganze Chemie in uns und die ganze Umgebung um uns sich ebenfalls in der selben Gegenwart im Prozess befindet, wären wir also mitten im Leben dabei. So wie sich unser Leben ja auch anfühlt.

Mit dem Problem der Symmetrie der speziellen Relativitätstheorie hätten wir nicht unbedingt was zu tun. Das ist ja reine Theorie, die auch nicht für die Erklärung von Quanteneffekten erfunden worden ist.

„..würde solch eine Fernwirkung nur in einem ausgezeichneten Referenzsystem instantan erfolgen. Das würde die Symmetrie der speziellen Relativitätstheorie brechen und wir müssten der Lorentzschen Äthertheorie eine neue Chance geben. Das wäre immerhin mal neue Physik.“

Die Beobachtungen, die tatsächlich zur speziellen Relativitätstheorie passen, können ja dennoch richtig von ihr beschrieben werden, auch wenn es tatsächlich eine ausgezeichnete Gegenwart gibt, die sich auf den Aufbau und den Zusammenbruch von Superpositionen in der Quantenwelt bezieht, und die allgemeingültig durch die Zeiten wandert.

So würde ein Mensch in einem relativistisch schnellen Raumschiff tatsächlich langsamer altern, und die Geschwindigkeit der atomaren Prozesse dort von außen gesehen eben langsamer ablaufen. Dennoch kann sich das alles in einem absoluten Bezugssystem abspielen. Das Bezugssystem, indem die kosmische Hintergrundstrahlung isotrop ist, würde sich hier anbieten.



Kommentar vom 14.09.2019 23:58 auf
https://scilogs.spektrum.de/beobachtungen-der-wissenschaft/mehr-zukunft-wagen-wie-wir-alle-vom-technischen-fortschritt-profitieren/

@Jaeger „die Bewältigung der Human-Krise“

So ganz verstehe ich die Human-Krise nicht. „Das biologische und psychisch-geistige Fundament unseres Wesens“ ändert den Stand der Wissenschaft, doch zunächst nichts an meinem Sein, wie es ist. Wirklich verstehen tut die Wissenschaft noch lange nicht, wie wir als Menschen mit Innenwelt und Bewusstsein funktionieren, scheint mir. „Bio-, Gen-, Quanten- und Neurotechnologie“ betreffen also vorerst nur den Fortschritt der Medizin. Dass ich noch ein paar Jahre älter werden kann, macht nicht viel aus, und ist schon gar keine Krise.

„Wir alle haben den Auftrag, uns selbstbestimmt zu informieren, auszutauschen, zu engagieren und achtsam und aktiv zu werden“. Klar, das mache ich aber schon sowieso. Der Austausch hier bei Scilogs ist für mich aber relativ neu.

Die Internet-Echo-Kammern sind auch relativ neu, man kann nur hoffen, dass die Menschen schnell die Erfahrung machen, dass sie sich über Monate täglich Unsinn haben erzählen lassen, und in Zukunft mit dem Internet vorsichtiger umgehen, und dort die Inhalte kritischer prüfen. Noch ist nicht jedem klar, wie leicht man im Internet jeden Mist veröffentlichen kann, ohne das da auch nur irgendeiner drauf guckt, ob das den stimmt. Ich vermute, dass die meisten nicht mit der kriminellen Energie rechnen, mit der man es im Internet zu tun bekommen kann.

Was den technisch-wirtschaftlichen Fortschritt angeht, mache ich mir eher Sorgen. Dass eine der nächsten regelmäßigen Überflusswirtschaftskrisen des Kapitalismus extrem werden könnte, wenn die Investitionen in die weitere Automatisierung weit geringer ausfallen wie gewohnt, und neue Märkte nicht mehr schnell genug erschlossen werden können. Dann würde durch den zusammenbrechenden weltweiten Arbeitsmarkt auch der restliche Umsatz wegbrechen. Immerhin hätten wir es dann hinter uns, dass der Kapitalismus wie ein Fahrzeug ohne Bremsen gegen die obligatorische Wand geknallt ist, und könnten uns auf die Suche nach etwas Vernünftigerem machen.



Kommentar vom 14.09.2019 14:49 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/isaac-asimov-und-die-faszination-zukunft/

@Asimovs Foundation Trilogy

Die Idee, das Verhalten von Menschenmassen vorhersagen zu können, ist wohl meistens unrealistisch. Das Verhalten von Menschen geht oft nicht am persönlichen Bewusstsein der Individuen vorbei. Und dieses Bewusstsein ist ziemlich unberechenbar, vor allem wenn es um wirklich wichtige Fragen geht. Dann denkt der Mensch ein Leben lang darüber nach, und tauscht sich gerne untereinander aus. Wenn hier neue Ideen auftauchen, werden die Menschen darauf reagieren, und diese in ihre Entscheidungen einbeziehen.

Da man kaum vorhersehen kann, auf welche Ideen irgendwer in der Zukunft kommt, gerät eine Vorhersage über menschliches Verhalten schnell an Grenzen. Sofern mir bekannt ist, was bestimmte Menschengruppen heute denken, kann ich ihre Reaktionen noch halbwegs vorhersehen. Aber schon über wenige Jahre hinweg ändert sich das oft entscheidend, und es wird zusehends unberechenbar, wie die Meinungen der Menschen sich entwickeln.

So werden zur Prognose der wirtschaftlichen Konjunktur einfach die Wirtschaftsführer nach ihrer Stimmung befragt, und so weit ich das mitbekomme, werden weiter als 1 Jahr in die Zukunft gar keine Prognosen gemacht.

In der Wettervorhersage ist das ähnlich, die Simulationen schwappen nach spätesten einer Woche aus dem Topf, und eine weitere konkrete Vorhersage ist nicht mehr möglich. Bei Menschen kommt das Bewusstsein noch dazu, es hat entscheidenden Einfluss, und es ist noch nicht mal bekannt, wie das Bewusstsein im Detail funktioniert.

Die Idee, das Verhalten von Menschenmassen vorherzusehen, ohne alle beteiligten einzelnen Menschen dabei zu berücksichtigen, kann nicht wirklich funktionieren. Selbst wenn ich alle Medien kontrollieren kann, und die Macht habe, störende neue Ideen in der Ausbreitung zu bremsen, führe ich immer noch einen ständigen Kampf um das Bewusstsein der Menschen, mit oft nur mäßigen Erfolg.

So ist die grüne Gentechnik oder das Impfen bei vielen Menschen in Verruf geraten, völlig an den Medien vorbei, ohne das man wirklich weiß, warum überhaupt.



Kommentar vom 14.09.2019 00:26 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-auch-wirtschafts-und-politikwissenschaftliche-ignoranz-der-erdoelfreunde/

@tranquebar 12.09. 15:17

Guter Beitrag zum Thema Fortschritt in „Entwicklungsländern“. Finde ich gut, und das hört sich ziemlich schlüssig an.

Die Probleme in der arabischen Welt sind wohl nicht nur auf das Rentierstaatsproblem beschränkt. Die von den Briten stammende Aufteilung der Staatsgrenzen am Ende der Kolonisierung war gar nicht förderlich, und Einflussnahme und Destabilisierung in den letzten Jahrzehnten vor allem durch die USA machen es den Menschen dort auch nicht leichter.

Israel steckt da mitten drin, und hat es auch gar nicht leicht. Ob jetzt die USA Israel fördern, um den Arabern das Leben schwer zu machen, oder ob den Arabern Schwierigkeiten gemacht werden, um Israel zu schützen, ist schon lange nicht mehr klar. Das eine hat mit dem anderem dann vielleicht auch wenig zu tun. Die Israelis wollen in ihrem eigenen Staat leben und überleben, und die Eliten in den arabischen Ländern konzentrieren sich gerne darauf, sich bei den Öleinnahmen zu bedienen, was dem Westen ganz gut in den Kram zu passen scheint.



Kommentar vom 12.09.2019 17:50 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-auch-wirtschafts-und-politikwissenschaftliche-ignoranz-der-erdoelfreunde/

@Martin Holzherr 11.09. 15:23

Ich habe gar nicht viel dagegen, wenn arme Länder bei uns Wirtschaftsspionage betreiben. Wir im Westen haben in der Kolonialzeit die heute teils noch armen Länder ganz schön gepeinigt, auch China. Man denke mal an die Opiumkriege, wo britische Drogenhändler mit Kanonenbooten freien Zugang zum Opiummarkt durchgesetzt haben. Von daher, geht das mit der Wirtschaftsspionage in gewissem Umfang in Ordnung, finde ich.

Aber Sie scheinen Recht zu haben, dass China aufgrund seiner Größe auch einfach nur auffälliger ist. Ihre Idee, dass viele kleine Länder, kleiner noch als Deutschland, besser für die Wirtschaft und die internationalen Beziehungen wären, finde ich interessant. Ich habe mir selber mal überlegt, dass die EU vielleicht viel besser funktionieren würde, wenn Deutschlands Bundesländer einzeln in der EU vertreten wären, und die deutsche Bundesregierung einen Teil ihrer Zuständigkeit an die EU und den anderen Teil an die Bundesländer abgeben würde. Wenn es mir dann in NRW nicht mehr gefällt, könnte ich einfach in ein anderes Bundesland umziehen.

Was Linux, Gimp und Libreoffice angeht, bin ich damit sehr zufrieden. Kostet nichts, und ist fast voll einsetzbar. Wer Windows anwenden kann, kann auch Linux. Auch Wikipedia ist eine ganz feine Sache. PHP nutze ich auch für die Webseiten, die ich zu betreuen habe, und das habe ich mir im wesentlichen auch über die Online-Dokumentation selber beigebracht, neben meinen Grundkenntnissen im Programmieren.

In vielen Bereichen würde es dem Konsumenten viel besser gehen, wenn freie Technik, die allen zur Verfügung steht, mehr gefördert würde. Die Wissenschaft lebt auch von dem Prinzip, dass neue Erkenntnisse nicht geheim gehalten werden, sondern öffentlich gemacht werden, und von jedermann genutzt und weiterentwickelt werden können.

Geheimniskrämerei für exclusive Vermarktung hat ihre Berechtigung, kann aber schnell zu weit gehen und nicht nur den Interessen der Konsumenten zuwiderlaufen, sondern auch die Entwicklung der Wirtschaft mehr behindern als fördern.

„Auch Deutschland würde ohne jährliche Neuerschaffung seines Wohlstands bald auf ein Drittweltniveau absinken.“

Ich finde unseren Wohlstand nicht nur ziemlich umweltschädlich, sondern auch in Teilen für recht sinnlose Verschwendung. Wenn so viel Geld dafür ausgegeben wird, um zu zeigen, dass man besser ist, empfinde ich das als eine Art psychische Störung jenseits von vernünftigem Verhalten. Wenn wir hier mal realistischer wären, kämen wir mit wesentlich weniger Umsatz auch gut klar, insbesondere mit weniger Exporten. Wir hätten dann als Folge ein gewaltiges Beschäftigungsproblem, aber das erscheint mir als durchaus lösbar.

Einzelne Betriebe müssen auf ihre Umsatzzahlen gucken, und damit kalkulieren. Die Wirtschaft als Ganzes aber dient nicht primär den Umsatzzahlen, sondern soll die Bedürfnisse der Konsumenten erfüllen. Meine ich zumindest.



Kommentar vom 12.09.2019 00:35 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-noch-zur-sexuellen-orientierung-gesagt-werden-muss/

@Schleim Zukunft der Menschheit

Die Zukunft der Menschheit braucht wohl nicht möglichst viele Europäer. Vernünftige Menschen, vernünftige Kultur und auch vernünftige Wissenschaft schon. Auf keinen Fall nimmt das ein gutes Ende, wenn wir mit den anderen Kulturkreisen in ein Bevölkerungswachstumsrennen eintreten.

Ich meine ja auch: Alternativ, wenn wir unseren ökologischen Fußabdruck mal normalisieren würden, könnten wir entsprechend früher damit anfangen, uns wieder fleißiger zu vermehren. Rohstoffe wie Öl, Gas und Kohle sollen ja sowieso durch erneuerbare Energien ersetzt werden, und bei anderen mineralischen Rohstoffen kann man mit einer Kombination von maximalem Recycling und gemäßigtem Konsum wohl doch auf so wenig runterkommen, dass der ökologische Fußabdruck auch wieder normale Geburtenraten ermöglicht, ohne dass wir über unsere ökologischen Verhältnisse leben.

Die Agrarflächen sind eine Sache für sich. Wenn ich von einer gerechten Welt, in vielleicht 30 oder 60 Jahren, ausgehe, wo die überwiegende Mehrheit der Menschen genug Geld hat, sich Fleisch zu leisten, hätten wir eine neue Situation. Ich würde dann darauf achten, das wir in Europa bzw. sicherheitshalber auch in Deutschland genug Feldfrüchte anbauen können, um uns und unsere Nutztiere selber zu ernähren. Importieren wird dann schwierig werden, höchstens Äpfel gegen Bananen tauschen geht dann noch. Wir brauchen dann genug Ertrag, und das im Bioanbau und wirklich langfristig nachhaltig, und so dass auch noch reichlich Platz für wilde Natur dazwischen da ist. Man will ja auch irgendwo ohne Flieger schön Urlaub machen können.

Ich bin kein Agrarexperte, vermute aber, dass wir beim derzeitigen Bevölkerungsstand nicht weit davon entfernt sind, zumindest, wenn nicht so viele Nahrungsmittel im Müll landen. Also erstmal die Energiewende gut auf den Weg bringen, und dann mal gucken, vielleicht wieder mehr Kinder produzieren und groß ziehen. Brauchen wir noch mehr Migranten? Nicht dass hier Fleisch noch zur Luxusware wird, da wäre ich als Geringverdiener und Nichtvegetarier entschieden dagegen.

Interessant, das das Thema Sexualität auch was mit Bevölkerungsentwicklung zu tun hat, so am Rande.



Kommentar vom 11.09.2019 18:12 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/was-noch-zur-sexuellen-orientierung-gesagt-werden-muss/

@WolfgangL 11.09. 11:41

„Die demographische Entwicklung zeigt dass unsere tolerante, liberale Gesellschaft nicht in der Lage ist sich aus sich selbst heraus zu erneuern und zu erhalten.“

„Zur Erinnerung: Ein durchschnittlicher Deutscher verbraucht so viele Ressourcen, dass wir eigentlich drei Erden bräuchten.“

Ja, nehmen wir das doch einfach mal zusammen: Solange wir mehr Ressourcen verbrauchen, als unser Anteil an den Weltressourcen hergibt, macht doch eine Reduktion der Bevölkerung durch wenig Geburten richtig Sinn. Ob wir dies mit Zuwanderung ausgleichen, ist Geschmacksache, das muss man nicht gut finden. Auf jeden Fall erhöhen die Zuwanderer ja nicht die Weltbevölkerung.

Wenn wir mal entsprechend geschrumpft sind, denke ich, dass es dann aber Zeit wird, wieder mehr Kinder in die Welt zu setzen. Einfach mehr Vereinbarkeit von Karriere von Frauen und Kindern durch richtig gute und jederzeit verfügbare Kinderbetreuung, und mehr Geld für die Kinder von geringverdienenden Alleinerziehenden würde das Problem wohl schnell lösen. Dann vielleicht noch nicht ganz so viel arbeiten, und nicht die ganze Welt mit Luxuskarossen versorgen, spätestens dann passt das.

Weder unfreie Verhältnisse noch kirchlichen Glauben werden wir dafür brauchen. Auch wird das ja wohl kein Problem sein, wenn hier 4 % oder 7 % Homosexuelle nicht mitmachen. Und die können ja Kinder adoptieren, und so bei der Aufzucht fleißig helfen. Ich glaube, wir schaffen das.

Alternativ, wenn wir unseren ökologischen Fußabdruck mal normalisieren würden, könnten wir entsprechend früher damit anfangen, uns wieder fleißiger zu vermehren.



Kommentar vom 11.09.2019 09:47 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/isaac-asimov-und-die-faszination-zukunft/

@Stanislaw Lem

Mein Lieblings-Science-Fiktion-Autor ist Stanislaw Lem, vor allem „Der Futurologische Kongress“ und „Der Unbesiegbare“. Ersteres eine urkomische Geschichte um halluzinogene Gase, die die Polizei gegen einen Aufruhr in einer Bananenrepublik einsetzt, wo ein wissenschaftlicher Kongress stattfindet. Das zweite eine Geschichte um ein Raumschiff, das auf einem Wüstenplaneten landet, und dort auf eine Evolution von ehemaligen Robotern trifft, die sich zu kleinen Metallfliegen gewandelt haben, die alles angreifen, was nach Konkurrenz aussieht.

Starwars ist zwar kein Buch, aber auf meiner Liste auch ganz oben.



Kommentar vom 11.09.2019 00:56 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-auch-wirtschafts-und-politikwissenschaftliche-ignoranz-der-erdoelfreunde/

@Martin Holzher 09.09. 15:35 ff

Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, das es China offenbar schafft, mit uns im Westen wirtschaftstechnologisch aufzuschließen, und das ohne Demokratie. Ich muss vermuten, das der Unterschied zu anderen sogenannten Schwellenländern eben einfach in der Größe Chinas liegt.

Sie haben Recht, dass alle armen Länder Fortschritte machen können, wenn sie selber vernünftige Wirtschaftspolitik machen. Gerade die Eliten von Rentierstaaten müssen das nicht machen, um selber zu profitieren, weil sie sich einfach bei den Öleinnahmen bedienen können.

„1) Die Länder sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch unterentwickelt und die Elite, die regiert ist nur im eigenen Interesse aktiv.
2) Das Bevölkerungswachstum ist und bleibt sehr gross und verzehrt das ganze Wirtschaftswachstum.“

Das sind in der Tat gewichtige Probleme.

„Unter den 10 afrikanischen Länder mit dem grössten BIP finden sich 6 Länder mit jeweils weniger als 10 Millionen Einwohnern“

„Unter den 10 asiatischen Ländern mit dem grössten BIP finden sich gar 8 Länder mit jeweils weniger als 10 Millionen Einwohnern.“

Das ist interessant, das wusste ich jetzt nicht. Offenbar können wirklich kleine Länder leichter Fortschritte machen als mittelgroße. Und dann auch Länder ohne Öleinnahmen auch eher als welche mit Öleinnahmen, von ein paar Ausnahmen abgesehen.

Aber das technische Abgehängt-Sein spielt meiner Ansicht doch eine Rolle. Neben China, Taiwan, Singapur und Südkorea hat es noch keiner geschafft, uns im Westen mit anspruchsvoller Technik Konkurrenz zu machen. Womöglich ist Indien der nächste Kandidat, der das schaffen könnte. Falls es wirklich an der Größe liegt, weil es sich dann lohnt, auch unsere Betriebsgeheimnisse nachzuentwickeln und so unseren technischen Vorsprung abzubauen.

Für die armen Länder ist das vielleicht auch gar nicht sooo wichtig, uns wirklich einzuholen. Den halben Wohlstand zu haben, wie wir den haben, reicht eigentlich aus, finde ich. Ich kann diesen Ländern nur wünschen, das unsere Regierungen nicht mit Zöllen und auch nicht mit der Förderung von regionalen Konflikten die Entwicklung behindern.

Die Idee, langfristig die armen Ländern mit einer früheren Freigabe von Patenten zu unterstützen, fände ich ganz gut. Das wird auch dazu beitragen, dass Studierte in den armen Ländern vor Ort Arbeit finden können. Was am Ende auch den Sog auf den deutschen Arbeitsmarkt reduzieren könnte, was dann wieder dem sozialen Frieden hier dienen kann.



Kommentar vom 08.09.2019 17:07 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/isaac-asimov-und-die-faszination-zukunft/

@Konservativer Asimov

In meiner Jugend habe ich den Foundation-Zyklus auch mal angelesen. Das war mir aber alles zu konservativ. Eine zukünftige galaktische Gemeinschaft mit der selben Lebensweise und den selben Problemen unserer Zeit auf unserer Erde zu entwerfen, erschien mir damals als unrealistisch, und heute sehe ich das erst recht so.

Es sieht nicht so aus, dass wir in 300 Jahren noch Erwerbsarbeit haben werden. Oder kriegerische Aktionen bei der Verteilung von Rohstoffen und Ackerland. Oder Probleme einer Zentralregierung, die Menschen zu beherrschen.

Das, was Asimov da entworfen hat, hat sicher einen großen Mangel an Fantasie, aber gerade deshalb ist es wieder interessant. Diese Geschichte zeigt, welche aktuellen gesellschaftliche Probleme er in diese so konservative Zukunftskonstruktion projiziert hat.

Allem voran die Probleme von Regierenden, ihre Staaten zu beherrschen. Und der Kampf um Wettbewerb, Leistung und um Ressourcen, an die man nur mit entsprechender wirtschaftlichen Leistung herankommen kann. Das ist ganz klar das 20. Jahrhundert, und wird voraussichtlich leider noch weit ins 21. Jahrhundert hineinreichen. Aber weiter wohl kaum, schätze ich.

Wenn ich mir vorstelle, wie der Fortschritt weitergeht, und mit weiterer Automatisierung durch KI und Roboter Ausmaße annehmen wird, dass die Herstellungskapazitäten von Konsumwaren aller Art den Bedarf um ein mehrfaches überschreiten werden, dann sehe ich da eine komplett neue Situation.

Auch heute frage ich mich schon, was sich meine Mitmenschen teilweise so alles meinen leisten zu müssen. Das wird bei denen, die gut verdienen immer schlimmer. Und gleichzeitig gibt es immer mehr Menschen, die so nicht leben wollen, und mit dem zufrieden sind, was sie für ein gutes Leben wirklich brauchen, unabhängig davon, wieviel Geld sie haben bzw. haben könnten.

Die Probleme der Zukunft sind für mich ganz anderer Natur als bei Asimov: wie nutze ich meine ganze Zeit, die ich nicht mehr sinnvoll in Erwerbsarbeit stecken kann, weil mein Bedarf längst gedeckt ist? Und wie reagiert Wirtschaft und Politik auf diese Zeitüberflusskrise? Wie überleben unsere zivilisierten Systeme diesen unausweichlichen Zusammenbruch der Orientierung fast der gesamten Identität der Menschen auf Erwerbsarbeit?

Asimov, wirklich interessant, sein Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Probleme, aber er hat hier eine Zukunftswelt entworfen, die es so unmöglich geben kann, bei den anvisierten Zeiträumen von einer galaktischen Zivilisation. Uns wird schon die Arbeit ausgehen, und damit Wirtschaft und auch Politik fast bedeutungslos werden, noch bevor wir die erste Reise zu dem nächsten bewohnbaren Exoplaneten angetreten haben.

Was noch nicht ganz klar ist, ist nur, wie viele atomare Weltkriege wir vorher noch überstehen müssen, angezettelt von Politikern, die unbedingt weiter ganz wichtig sein wollen, und mit den wirklichen Perspektiven der technisch-wirtschaftlichen Möglichkeiten der nächsten 100 Jahre nicht leben möchten.



Kommentar vom 08.09.2019 13:18 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/die-auch-wirtschafts-und-politikwissenschaftliche-ignoranz-der-erdoelfreunde/

@technisch abgehängt

Einnahmen aus Ölexporten verbessern die Handelsbilanz, Importe werden für die Einheimischen billiger, Exporte für die ausländischen Kunden teurer. In Ländern, die technisch weit abgehängt sind, wirkt das fatal: Einheimische Produkte sind wenig konkurrenzfähig, und Exporte von im Land hergestellten Gütern schwierig. Das Ergebnis ist in jedem Fall eine extreme Arbeitslosigkeit. Daraus kommen diese Länder offenbar nicht heraus.

Das kann eine noch so demokratische und humanistische Regierung nicht viel dran machen. Die vielen Arbeitslosen können mit keiner Politik zufrieden sein, und wählen jede Regierung sofort wieder ab, und ganz schnell kommen z.B. religiöse Extremisten an die Macht, die von Demokratie grundsätzlich nichts halten. Oder das Militär ist schneller und übernimmt die Macht. Die Unzufriedenheit mit der nicht abstellbaren Arbeitslosigkeit bleibt die beherrschende die Stimmung im Land, egal welche Politik gemacht wird.

In den technisch abgehängten Ländern dieser Welt, die keine Rohstoffe zu exportieren haben, geht es den Menschen aber meistens auch nicht besser. Gerade kleine Länder kommen aus der technischen Rückständigkeit einfach nicht heraus. China hatte Erfolg, weil es neben kluger Wirtschaftspolitik eben einfach so groß ist, dass sie bei uns reichlich Wirtschaftsspionage machen konnten. Und den Rest dann aufgrund der immensen Größe der eigenen Volkswirtschaft dann auch selbst weiter entwickeln konnten.

Einfach nur gute Schulbildung und Universitäten reichen nicht, um technisch anspruchsvolle Güter herzustellen. Die vielen Patente und Betriebsgeheimnisse sind nicht zugänglich, und auch nicht an der besten Universität zu lernen. Unser technischer Vorsprung kommt uns entscheidend zu gute, und verhindert eine Entwicklung in allen abgehängten kleinen und mittelgroßen Ländern richtig nachhaltig.

Die einzige Möglichkeit, dass diese Länder wirtschaftlich auf die Beine kommen, wäre, dass wir unserer Betriebsgeheimnisse mit den Menschen dort teilen, und dass sich die Menschen dort fleißig um die entsprechende Bildung bemühen. Wenn das passieren würde, würden vermutlich die Öleinnahmen gar nicht mehr so stören.

Ein zügiger wirksamer Klimaschutz wäre in jedem Fall zu begrüßen, und hätte die Nebenwirkung, dass die ÖL- und Gaspreise ruiniert werden. Aber den Menschen dort wird das nicht helfen, die brauchen neben Bildung vor allem technisches Know-How, das wir nicht herausrücken.

Es ist wohl zu beobachten, dass es z.B. in Tunesien, Marokko und Jordanien etwas besser läuft, gerade weil die keine Öleinnahmen haben. Das fördert wie beschrieben die heimische Wirtschaft und die Beschäftigungslage etwas, aber nicht wirklich entscheidend. Das Rentierstaatsprinzip ist offenbar ein Problem, aber nicht das entscheidende Problem. Als kleine Volkswirtschaft technisch abgehängt zu sein, inmitten von zahlreichen anderen Länder, die auch um die Nischen wie den Tourismus oder die Bekleidungsindustrie konkurrieren, ist viel gravierender finde ich.



Kommentar vom 06.09.2019 15:44 auf
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/warum-maria-2-0-ein-web-interview-mit-blanka-wagner/


@hto 04.09.2019 11:16

Soweit ich weiß, hat die Katholische Kirche eine Kommission, die für Neuinterpretationen der Bibel zuständig ist. Diese kümmert sich auch um Entdeckungen der Wissenschaft, wenn auch mit einer Verspätung von Jahrzehnten oder auch mal Jahrhunderten.

Bibelkundig bin ich gar nicht, und will das auch nicht werden.

„dass es im Grunde nur um unsere Vernunftbegabung als Mensch (ALLE!) geht, für/von einem Geist “… wie im Himmel all so auf Erden …“

Darf ich Dich so interpretieren: Der Mensch muss seinen Verstand in aller Konsequenz benutzen, und in aller Konsequenz über seinen Tellerrand hinaus gehen und das Wohl aller Menschen komplett und wahrhaftig berücksichtigen. Der Mensch braucht dafür die volle göttliche Inspiration, nur so kann das wirklich funktionieren.

Ich vermute, du meinst nicht, dass jeder Mensch die selben verbindlichen Gedanken haben muss, damit das mit uns auf der Welt noch was wird. Es genügt, wenn die gemeinschaftlichen Aufgaben wahrhaftig angegangen werden, in einer Weise, mit der jeder vernünftige Mensch zufrieden sein kann.

Habe ich hier richtig geraten?



Kommentar vom 06.09.2019 12:36 auf
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/science-genetik-kann-sexualverhalten-nicht-erklaeren

@Eigeninitiative

Mir gings jetzt nicht darum, wo Bewusstsein, Eigeninitiative und der konkrete Wille eines Menschen herkommt. Es geht mir hier darum, dass die Eigeninitiative neben den Genen und der soziopsychologischen Umwelt einen sehr großen Einfluss auf unser Verhalten hat.

Wenn ich einen konkreten Menschen vor mir habe, und verstehen will, wie er sich verhält, guck ich doch als erstes, welche aktuellen Ziele sich dieser Mensch gesetzt hat, und welche Strategie er verfolgt, um diese Ziele zu verwirklichen.

Eine Genuntersuchung werde ich kaum machen, und auch keine Untersuchung seiner kindlichen und späteren Entwicklungsgeschichte. Sich das soziopsychologische Umfeld anzugucken kann eher noch dazu beitragen, das Verhalten eines Menschen zu verstehen. Aber das wesentlichste ist eigentlich immer, welche konkreten Ziele ein Mensch verfolgt, und welche Fähigkeiten und Strategien er einsetzt, um seine Ziele zu erreichen.



Kommentar vom 05.09.2019 17:23 auf
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@Verhaltensursache Eigeninitiative

Neben genetischer Grundlage und sozialpsychologischer Umwelt kommt noch bewusstseinsbedingte Eigeninitiative ins Spiel, wenn es um die Ursachen menschlichen Verhaltens geht. Dieses ist unter Umständen ein ganz renitenter Faktor, wenn ein Mensch wirklich etwas will, ist er von der Umwelt oft nicht aufzuhalten.

Man kann jetzt spekulieren, ob dieses Bewusstsein jetzt genetisch angelegt oder entwicklungspsychologisch bedingt ist. Aber wenn es erst mal da ist, und der Mensch gelernt hat, sich durchzusetzen, und Methoden erlernt hat, wie man auch schwierige Aufgaben gegen Widerstände bewältigt, wird das ein ganz wesentlicher Faktor.

Dann reagiert der Mensch nicht nur auf seine Umwelt, dann nutzt er alles, was vor sich geht, um seine Ziele zu erreichen. Dann sind weder Gene noch die Umwelt wesentlich für das, was er tut, dann zählt hier hauptsächlich der Wille des Individuums.

Wenn man mit Menschen klar kommen will, die wissen was sie wollen, muss man ganz anders vorgehen, die kann man nicht so einfach manipulieren, mal etwas die Umwelt z.B. mit einer Steuererhöhung verändern, erreicht da wenig.

Diktaturen, die versuchen ihre Untertanen schon in der Schule auf Linie zu bringen, haben immer wieder große Schwierigkeiten damit, sobald die Schüler etwas älter werden. Und nach wenigen Jahrzehnten haben diese Versuche meistens verspielt, und es macht sich gegen alle Propaganda immer mehr Widerstand breit. Die Medien genießen kein Vertrauen mehr, die Menschen fangen an, sich ihr Bild vom Geschehen auf anderen Wegen zu machen, und die Kontrolle geht verloren.

Hier stößt die Staatsgewalt auf die Willenskraft der Untertanen und gerät auf die Dauer in immer mehr Schwierigkeiten. Der Mensch entscheidet selbst, wie er auf Umwelteinflüsse reagiert, das kann man nicht ändern.

Die soziologischen Rahmenbedingungen habe einen Einfluss, aber der ist auch begrenzt eben durch die bewusstseinsbedingte Eigeninitiative, hier wird das Individuum zum Akteur, und setzt sich auch über die Rahmenbedingungen hinweg, und spielt einfach nicht jedes Spiel mit.



Kommentar vom 04.09.2019 18:09 auf
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@anton reutlinger 04.09. 14:21

„Der größte Fehler der Dualisten ist jedoch, die Natur der “sozialpsychologischen Faktoren” und die sogenannten “Umwelteinflüsse” nicht zu verstehen. Wahrnehmungen, Interaktionen, Lebenserfahrungen sind selber im genetischen Apparat realisiert. Die Farbenblindheit bspw. hängt unmittelbar mit den Genen für die Opsinmoleküle zusammen und Farbenblindheit kann das sozialpsychologische Verhalten verändern.“

Ich verstehe nicht, was Ihre Ansicht, dass die Gene das Verhalten bestimmen, denn konkret im Leben nutzen soll. Die Umwelteinflüsse werden vom genetischen geniertem Apparat eingesammelt, klar. Aber es zählt doch fast immer, wie die Umwelteinflüsse konkret sind.

Mir kommt das so vor, als wenn ich mich mit Ihnen über einen guten Filmen unterhalten will, und Sie sagen die ganze Zeit, der Inhalt des Films ist vollkommen irrelevant, was da Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und der Schnitt geleistet haben spielt überhaupt keine Rolle, das einzige was zählt, ist der Kameratyp, mit der die Szenen aufgenommen wurden.

Ohne Kamera kein Film, klar. Aber ich habe fast noch nie einen guten Film gesehen, und mir Gedanken um die Kameras gemacht, die beim Dreh verwendet wurden. Manchmal sind alte TV-Aufnahmen auf modernen HD-Flachbildschirmen als solche zu erkennen, und ganz alte Schwarzweißfilme auch. Aber wer sich Filme anguckt, ist kein Filmkamerafan, sondern interessiert sich für die Inhalte.

Unsere Wahrnehmung ist recht speziell, wir können kein Infrarot sehen, und achten auch bevorzugt auf Gesichter, und können mit 36 Bildern pro Sekunde so ausgetrickst werden, dass wir dann einen bewegten Film wahrnehmen, der eigentlich nur aus Einzelbildern besteht. Aber die Inhalte sind doch wichtig. Unsere Lebenserfahrung und unsere Beziehungsqualitäten machen doch unser Leben aus. Menschen, die von Geburt an Blind sind, erfahren im wesentlichen die selben Qualitäten des Lebens, wenn auch nicht mit Licht vermittelt. Unsere Wahrnehmungen dienen der Ermittlung der Umgebung, und dieses Ziel wird in der Regel auch erreicht.

Wenn ich eine akute Psychose habe, dann wird tatsächlich die innere Erwartungshaltung mitten in teils halluzinierten Wahrnehmungen so stark, dass die konkrete aktuelle Umgebung völlig fehlinterpretiert wird. Ich bin dann von meinen Mitmenschen überhaupt nicht mehr erreichbar. Aber das ist nicht normal, und selbst an Schizophrenie erkrankte sind nur in der akuten Krise so drauf. Menschen die so drauf sind, dass tatsächlich die Umwelt innerlich komplett umgedreht wird, werden dann auch erstmal auf geschlossenen Stationen festgesetzt, mit Medikamenten behandelt und kommen da erst wieder raus, wenn es ihnen wieder besser geht.



Kommentar vom 04.09.2019 14:07 auf
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@kryptische Genome

Die Zellchemie und ihre Regulation durch das Genom sind eine extrem komplexe Angelegenheit. Dieses zu Entschlüsseln kommt mir so vor, als wenn wir Computerprogramme von Außerirdischen verstehen wollten. Dies ist über Milliarden von Jahren von der Evolution Stück für Stück erweitert worden, und musste in keinster weise irgendwie verständlich gehalten werden, das einzige was hier die ganze Zeit zählt, ist ob es irgendwie funktioniert.

Die derzeitige Genforschung hat hier gerade mal die Codierung der Daten auf der Festplatte verstanden, und wie da die Eiweisbaupläne codiert sind. Die Funktionalität des gesamten Genom-Programms ist wohl noch komplett unbekannt, und ich fürchte das sich daran noch lange nicht viel ändern wird.

Es gibt spezifische Erbkrankheiten, da ist oft nur ein einzelnes Gen defekt. Hier reicht tatsächlich das heutige Wissen aus, um die Krankheit zu diagnostizieren, und hier könnte auch eine Gentherapie z.B. mit CRISPRcas9 funktionieren. Oder auch ein spezifisches Medikament, das die Fehlfunktion des defekten Gens ausgleicht.

Aber alle identifizierten Gene, die in Massenuntersuchugen mit Effektstärken von ein paar Prozent gefunden werden, nützen uns hier kaum was, weil wir eben überhaupt den Gesamtzusammenhang nicht kennen, der die Funktionalität und Regulation der Zellchemie betrifft.

Bei psychischen Angelegenheiten kommt noch die Komplexität des Nervensystems dazu. Dieses ist wohl genauso kryptisch aufgebaut wie die Zellfunktionalität, und ebenfalls noch lange nicht verstanden. Dieses extrakryptische System von 10 Mrd kreuz und quer verschalteten Nervenzellen, von denen jede selbst extrem komplex aufgebaut ist, ist eine Nuss, die vorerst nicht zu knacken ist, schätze ich mal.

Hier bleibt nur, eben die Dinge psychologisch und soziologisch anzugehen, und die paar Medikamente zu nutzen, die man in den letzten Jahrzehnten wohl vorwiegend zufällig entdeckt hat, und von denen man weiß, bei wem man sie mal ausprobieren kann.



Kommentar vom 04.09.2019 00:39 auf
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@Alisier „Warum zieht der Glaube, wie er praktiziert wird, zumindest in Deutschland nicht mehr?“

Ich bin ohne Kirche aufgewachsen, und erst später auf die Idee gekommen, dass es doch wohl Geist im Leben gibt. Der Terminus Gott ist noch mal etwas schwieriger, allmächtige Person(en), dessen Ebenbild wir sein sollen und die sich im Weltall aufhalten, passen schlecht zu den modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Das muss doch reichlich Verbiegungen mit sich bringen, wenn die zuständigen Gremien in der Katholischen Kirche ihre regelmäßigen Neuinterpretationen der Bibel an immer weiter um sich greifende wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen versuchen. Das bleibt wohl auch dem Kirchenvolk nicht verborgen.

Die Kirche nicht mehr als Glaubensgemeinschaft zu sehen, sondern nur noch als Gemeinschaft der Menschlichkeit, ist das eine Bankrotterklärung, oder doch eine Perspektive?

@Alisier
„Eine gute Ethik ohne Gott kann immer noch eine gute Ethik sein, gerade weil sie sich als sinnvoll beweisen muss, ohne sich auf einen göttlichen Ursprung berufen zu können.“

Das hört sich finde ich richtig nach Perspektive an. Für uns Menschen, aber nicht unbedingt für die Kirchen, denk ich mir. Über gute Ethik wirklich frei und ehrlich nachzudenken, sich darüber auszutauschen und das auch im Leben umzusetzen, das ist doch was!

Und wo bleibt dann die Gemeinschaft? Der gemeinsame Glaube macht ein gutes Stück Gemeinschaft würde ich sagen. Wie wäre es mit der Idee, das gemeinsames Wissen noch viel mehr Gemeinschaft schafft als nur gemeinsamer Glaube? Was ist mit der gemeinsamen Wissensbasis, die uns die Wissenschaft bietet? Ich meine beobachten zu können, das hier eher unauffällig und ganz ohne organisiert zu werden, langsam immer mehr Ideen für gute Ethik, und auch immer mehr Verbindung unter den Menschen auf der ganzen Welt entsteht. Einfach weil gemeinsames Wissen gemeinsame Gedanken fördert, und diese wiederum ermöglichen authentische Zusammenarbeit.

Der Mensch hat doch eine starke Neigung, sich zusammen zu tun, wo immer das möglich wird.

Das macht mir wirklich Hoffnung. Es fehlt zwar noch die Einbindung von Spiritualität und von spirituellen Erfahrungen im Spektrum der Wissenschaften, aber das kann ja noch kommen. Immerhin ist keine Kirche eine wirkliche Weltgemeinschaft, da fände ich es einen großen Fortschritt, dass eine auf gemeinsamem gesichertem Wissen basierende Gemeinschaft weltweit unterwegs sein kann. Auch wenn sie gar nicht wirklich organisiert ist. Zumindest überall dort, wo einigermaßen freie und hinreichende Bildung angeboten und genutzt wird. Das Internet eröffnet hier weitere Möglichkeiten, dass sich freie Bildung weiter ausbreitet.

Was die Spiritualität betrifft, die kann man ohnehin auch privat ausleben, ohne Kirche und ohne Wissenschaft. Wobei ich hier eine Vereinbarkeit mit Wissenschaft dennoch äußerst interessant fände.



Kommentar vom 03.09.2019 15:25 auf
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@Stefan Schleim Mehrzeller

Wenn ich mich recht erinnere, haben Mehrzeller auch deutlich mehr codierende Eiweis-Gene als Einzeller. Und unter den Mehrzellern auch der Mensch ziemlich viele. Aber genau weiß ich das nicht. Jedenfalls werden bei Mehrzellern alle vorkommenden Zelltypen im Erbgut codiert, was Mehraufwand bedeutet. Und 600 Mio Jahre Mehrzellerevolution sind auch ein riesiger Zeitraum.

Und auch Einzeller sind hochkomplexe Lebewesen, und ich halte es eventuell für möglich, dass man auch deren Zellchemie mitsamt ihrer Regulation nie in allen Einzelheiten verstehen kann, weil sie einfach zu kryptisch aufgebaut ist. Ich stell mir das so vor, als wenn man versucht, Computerprogramme von Außerirdischen zu verstehen.

Das Verständnis von mehrzelligen Organismen mit einem komplexen Nervensystem, das mit der Umgebung intensiv wechselwirkt, ist natürlich dann noch viel schwieriger.

Wenn im sozialen Umfeld gleichgeschlechtliche Kontakte ganz normal oder sogar angesagt sind, wie bei den alten Griechen, beeinflusst das natürlich nicht unerheblich, wie sich der beschriebene Entscheidungsprozess des Individuums entwickeln kann.



Kommentar vom 03.09.2019 13:23 auf
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@Gene im Alltag

Wesentlich für mein Alltagsleben sind wohl die Zustände in meinem Zentralnervensystem. Das hat seine Eigendynamik, aber auch seine physiologische Grundlage, zu der die Zellchemie und ihre DNA gehört. Da steckt dann ca. 4 MRD Jahre Evolution drin, was dann wohl auch die Ursache dafür ist, das die Zellchemie und deren Regulation extrem komplex und noch lange nicht verstanden ist, und vielleicht sogar prinzipiell unverständlich bleiben muss.

Auf meiner körperlichen Grundlage hat sich im Wechselspiel mit meiner Umwelt in meiner persönlichen Lebensgeschichte mein derzeitiger Zustand entwickelt. Wenn ich mich selbst als eigenes Bewusstsein in seiner eigenen Innenwelt verstehe, habe ich mich einerseits selbst wesentlich mit meinen eigenen Entscheidungen weiterentwickelt, und bin zu einem erheblichen Teil für meinen derzeitigen Zustand mitverantwortlich. Meine eigene Entscheidung z.B., Abitur zu machen, hat großen Einfluss auf mein Leben und auch auf meinen aktuellen Zustand.

Anderseits denke ich nicht, dass man sich zu 100% mit seinem eigenem Körper identifizieren muss. Das eigene Sein als Bewusstsein ist nicht dasselbe als das gesamte Nervensystem und der gesamte Körper. Zumal, wenn man sich hier selbst noch geistige Anteile zugesteht, und glaubt, dass man als Bewusstsein auch direkt Teil der Außenwelt ist. Das was ich sehe und wahrnehme, ist ein wesentlicher Teil meiner Innenwelt, obwohl es nicht zu meinem eigentlichen Körper gehört, sondern nur durch meine körperlichen Sinne vermittelt ist. Aber als Außenwelt sind meine Wahrnehmungen doch wesentlicher Teil meiner eigenen Bewusstseinsinhalte.

Inwieweit sind jetzt meine Gene Teil meines alltäglichen Lebens? Kommen die in meinem aktuellen Bewusstsein überhaupt vor? Ich habe meinen Alltag, meine Ziele und arbeite daran. Die Grenzen meines geistigen Vermögens sind meine wesentlichen Grenzen. Ich kann z.B. hier nur soviel Schreiben, wie ich Verstand habe, sprachliche Fähigkeiten zu nutzen weiß, und mich mit den Themen hier auskenne. Irgendwo ganz im Hintergrund sind auch meine Gene dafür mitverantwortlich. Aber in den konkreten Aufgaben des Lebenskampfes wird mir das fast nie bewusst, eben weil es nur ganz im Hintergrund wirkt, und kaum auf die Inhalte durchschlägt, auf die ich mich konzentrieren muss, wenn ich im Alltag Ziele erreichen will.

Wenn z.B. eine Entscheidung ansteht, sich auf einen gleichgeschlechtlichen Kontakt einzulassen oder nicht, läuft hier ein typischer Prozess ab: Reizt mich das oder gar nicht? Wenn nicht, dann auf keinen Fall. Wenns mich doch reizt, muss ich überlegen, werd ich den potenziellen Partner vielleicht so leicht nicht wieder los? Was ist wenn das bekannt wird, was hält dann mein soziales Umfeld davon? Habe ich jetzt überhaupt Zeit für ein Abenteuer, oder soll ich lieber erstmal nicht, oder auf einen noch reizvolleren Partner warten? Oder lass ichs lieber sein, verzichte ganz auf die Erfahrung und bleib bei Frauen?
Dieser Entscheidungsprozeß kann sich sogar über viele Jahre hinziehen, wenn ich damit hadere, mal gleichgeschlechtliche Kontakte auszuprobieren.

Mach ich mir hier Gedanken über meine Gene? Brauch ich nicht, soweit die Gene hier wirken, tun sie das auch ohne, dass ich mir da Gedanken drum mache. Meine Gedanken kreisen um meine Aufgaben, meine Ziele, und wie ich mich im Lebenskampf geschickt verhalten kann. Und meine Ziele kreisen um das, was ich in meinem Umfeld noch bewirken möchte, und um die Erfahrungen, die ich in meinem Leben noch gerne machen möchte.

Inwieweit meine Gene dieses verursachen, da muss ich feststellen, dass sich meine Gene an einem ganz weit entferntem anderem Ende meiner Existenz befinden, als der Ort, wo sich meine konkreten Entscheidungen im jeweiligen konkreten sozialem Zusammenhang aufhalten. Da sind noch eine ganze Reihe von Beschreibungsebenen dazwischen. Gedanken über meine Gene mache ich mir im Alltag also konsequenterweise keine.

Auch wenn die Gene eine Grundlage sind, die unverzichtbar ist, und die Evolution 4 MRD Jahre gebraucht hat, um diese Grundlage meines Menschseins zu entwickeln.



Kommentar vom 02.09.2019 13:45 auf
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@anton reutlinger: 01.09. 15:29

„Es ist seltsam, dass viele Leute von der Genetik einen Nutzen haben (wollen), aber keiner will sie haben oder man redet sie klein. Wo bliebe z.B. die moderne Tier- und Pflanzenzucht? Wie in jeder Wissenschaft muss man trennen zwischen der Forschung und der Anwendung, die sowohl Nutzen als auch Schaden hervorbringen kann.“

Hier geht es nicht um Schäden, die z.B. mit Genveränderten Pflanzen im Zusammenhang mit Pestizit-Resistenzen angerichtet werden. Der Nutzen der Genforschung für die Pflanzenzucht ist insgesamt gegeben, würde ich sagen.

Der Schaden von übertriebener Genforschung beim Menschen ist die Geldverschwendung, der die fehlenden Forschungsgelder für sozio-psychologische Forschung verursacht, die uns mehr helfen würde, uns selbst zu verstehen. Das ist hier der Schaden.

Psychisch Kranke brauchen mehr und bessere Lösungen auf dem Beschäftigungssektor, und wir müssen gucken, wie wir die Stigmatisierung weiter reduzieren können. Das ist erstmal dringender als noch ein neues Neuroleptikum, das auf Basis von Genstudien entwickelt werden könnte. Der Mensch kann hier vor allem im sozialem Zusammenhang verstanden und gefördert werden. Diesen sozialen Zusammenhang muss man realisieren, und auf dieser Basis neue Lösungen suchen, uns selbst zu verstehen und in dieser Konsequenz dann das Miteinander zu verbessern.

Wenn ich ständig Krach mit meiner Freundin habe, muss ich gucken, welche Konflikte dahinter stecken, und gemeinsam mit meiner Freundin versuchen, Lösungen zu finden und Vereinbarungen zu treffen, die das Zusammenleben wieder lebenswert machen. Oder die Konsequenzen ziehen und die Beziehung beenden. Was nützt mir den hier, was die Genetik und die Hirnforschung dazu zu sagen hat? Hochdosierte Hormonpräperate einnehmen etwa?

Genau das versucht eine übertrieben biologisch orientierte Psychiatrie. Antatt den Menschen im soziale Zusammenhang zu verstehen, probiert man nur immer wieder neue Medikamente aus, und entlässt den Patienten in immer wieder die selbe untragbare Lebenssituation. Die Zeiten bessern sich langsam, aber hier gibt es noch ganz viel zu forschen und noch ganz viel zu tun.



Kommentar vom 01.09.2019 14:42 auf
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@Stefan Schleim: „Der Forschungszweig ist meines Erachtens am Ende.“
@anton reutlinger: „Mit Ihrem apodiktischen und ideologisch gefärbten Schlusssatz machen Sie sich nur lächerlich. Dann hätte die ganze Genetik wohl keinen Sinn.“


Hat die Genetik denn Sinn? Was nutzt uns das jetzt z.B. bei der Homosexualität, wenn man sie behandeln wollte? Wenn man alle identifizierten Gene per Gentherapie, z.B. mit CRISPRcas9, umschreiben würde, hätte man einen Effekt von 8 bis 25% weniger Homosexualität. Wenn man Glück hat, denn man würde wahrscheinlich mehr noch die Offenheit für Erfahrungen treffen, als die Homosexualität selbst. Und bei 5 modifizierten Genen hätte man zahlreiche Off-Target-Nebenwirkungen zu befürchten. Also, wenn ich unbedingt Kinder haben wollte, die möglichst nicht homosexuell sein sollen, würde ich mich auf diese Therapie nicht einlassen, weil die Risiken den Nutzen wohl übersteigen würden.

Bei Schizophrenie sieht das noch viel schlimmer aus: bei 1000 beteiligten Genen würde eine oben beschriebene Gentherapie den Patienten wohl wahrscheinlich zügig umbringen.

Für eine praktikable Gentherpie bräuchte man wohl wenige einzelne Gene mit großer Effektstärke, wie sie bei klassischen Erbkrankheiten vorliegen. Hier kann man Off-Target-Nebenwirkungen riskieren.

Die Forschung wird vielleicht in ferner Zukunft dennoch interessant. Wenn man den Zellstoffwechsel im Zusammenspiel mit der Genregulation mal gut verstanden hat, und wenn man Off-Target-Nebenwirkungen vor der Therapie schon voraussagen kann, dann könnte doch noch eine brauchbare Gentherapie von z.B. Schizophrenie dabei herauskommen. Aber das ist noch eine Menge Arbeit, und viele Jahrzehnte intensiver Forschung. Ist es die Forschungsgelder wert?

Jedenfalls sollte der soziologische Blickwinkel innerhalb einer psychologischen Betrachtungsweise nicht deswegen unter den Tisch fallen, weil das meiste Geld für Genforschung und Gehirnforschung ausgegeben wird. Bei einer konsequenten sozio-psychologischen Erforschung des Menschen ist mit schnelleren und brauchbaren Ergebnissen zu rechnen, die nicht nur bei der Behandlung von psychischen Krankheiten einsetzbar sind, sondern auch unser Verständnis von uns selbst weiter bringen, und auch bei der Gestaltung unseres Gemeinwesens helfen können.

Wenn ich eine Reise zum Mars plane, fange ich nicht mit der Konstruktion von Interstellaren Raumschiffen an, sondern mache bei den Erfahrungen mit den Mondmissionen und der ISS weiter.



Kommentar vom 01.09.2019 00:32 auf
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@Martin Holzherr Immunsystem

So wie ich das beurteilen kann, bricht eine Psychose meistens nach einer über Monate andauernd extremen Stresssituation aus. Ein einfaches Beispiel ist ein Mann mittleren Alters, der seit einem halben Jahr 2 Jobs hatte mit insgesamt 80 Arbeitsstunden die Woche, und eine Freundin, die gerne das Geld ausgegeben hat. Als er dann mit akuter Psychose ins Krankenhaus kam, hat sie sofort Schluß mit ihm gemacht.

Das sind meistens so massive Stresssituationen, dass die meisten davon Krank werden würden, aber nur ein Teil bekommt dann psychische Probleme, andere einen Herzinfarkt, Infektionen, schwere Rückenschmerzen und was es alles so gibt. Von daher wundert es mich nicht, dass Menschen ein alarmiertes Immunsystem haben, wenn sie ihre erste psychotische Krise haben.

Dennoch kann dies ein entscheidender Faktor sein, der an der Entgleisung der Transmitterstoffregulation im Gehirn beteiligt ist, die vermutlich auf der physiologischen Ebene Psychosen verursacht.

Es könnte auch sein, das ein noch unentdecktes Virus beteiligt ist, das nur in extremen Stresssituationen und nur bei manchen Menschen aktiv wird, und auch am Krankheitsgeschehen beteiligt ist.

Magengeschwüre sind auch früher als Psychosomatische Störungen eingestuft worden, und man hat dies mit Antistresskuren versucht zu behandeln. Inzwischen hat man Bakterien entdeckt, die in der Magensäure überleben können, und behandelt heute mit mehr Erfolg mit Antibiotika. Aber die Antistresskuren hatten doch gewissem Erfolg, weil die verursachenden Magenbakterien bevorzugt bei zu viel Stress aktiv werden. Das könnte bei Psychosen und anderen psychischen Krankheiten ähnlich so sein.

Wie Sie sagen, wir wissen immer noch sehr wenig über das Hirn.

Bei einmal bestehenden psychischen Krankheiten rückt aber die soziologische Perspektive mehr in den Vordergrund. Meistens bricht mit Ausbruch einer Psychose oder einer schweren Depression die gesamte soziale Existenz zusammen, die nicht so einfach wieder aufgebaut werden kann. Und genau hier müssen nicht nur therapeutische Maßnahmen greifen, sondern auch des soziale Umfeld, und eigentlich auch teilweise die ganze Gesellschaft mitspielen, damit das gelingt. Das fällt dann in den Bereich der soziologischen Perspektive.